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*
b. der Betrag der statutenmäßig verfallenen, nicht abgehobenen Dividenden und Zinsen; e. die Zinsen des Reservefonds; d. eine im Regulative festzusetzende, alljährlich den Betriebsein⸗ nahmen zu entnehmende Rücklage. Erreicht der Reservefonds die Summe von 20 000 4, so können mit Genehmigung des Ministers der öffentlichen Arbeiten die Rück— lagen so lange cessiren, als der Fonds nicht um eine volle Jahres rücklage wieder vermindert ist. ie Werthpapiere, welche zur zinstragenden Anlage der verein- nahmten und nicht sofort zu verwendenden Summen zu beschaffen sind, werden durch das Regulafiv bestimmt. Läßt der e, , eines Jahres die Deckung der Rücklagen zum Erneuerungs- oder Reservefonds nicht oder nicht vollständig zu, so ist das Fehlende aus den Ueberschüssen des beziehungsweise der folgenden Betriebsjahre zu entnehmen. Abweichungen hiervon sind mit Genehmigung des Ministers der öffentlichen Arbeiten zulässig. Für die Rücklagen geht der Erneuerungsfonds dem Reservefonds vor.
X.
Die Konzessionarin ist verpflichtet: .
a. ihre Betriebsrechnung nach den vom Minister der öffentlichen Arbeiten zu erlassenden Vorschriften einzurichten, der Regierung zu der von letzterer zu bestimmenden Zeit den jährlichen Betriebs⸗Rech⸗ mie,, einzureichen und ihre Kassenbücher vorzulegen;
b. der Aufstellung der Rechnung den Zeitraum von Anfang April jeden Jahres bis Ende März des folgenden Kalenderjahres als Rechnungsjahr zu Grunde zu legen; .
e. die von den Aufsichtsbehörden zu statistischen Zwecken für nöthig erachteten Nachweisungen, sowie deren Unterlagen auf eigene Kosten zu beschaffen und der Aufsichtsbehörde in den von derfelben festgesetzten Fristen einzureichen.
XI.
Nach Eröffnung des Betriebes ist die Konzessionarin zur Aenderung und Erweiterung der Bahnhofsanlagen verpflichtet, sofern und soweit solches der Minister der öffentlichen Arbeiten im Interesse des Eisen⸗ bahnverkehrs, insbesondere im Interesse der Sicherheit des Betriebes für erforderlich erachtet. 4
Die Konzessionarin ist verpflichtet, hinsichtlich der Besetzung der Subaltern⸗ und Unterbeamtenstellen mit Militäranwärtern, insoweit dieselben das 40. Lebensjahr noch nicht zurückgelegt haben, die für den Staatseisenbahndienst in dieser Beziehung — und insbesondere be⸗ züglich der Ermittelung der Militäranwärter — bestehenden und noch zu erlassenden Vorschriften zur Anwendung zu bringen.
Für ihre Beamten hat die Konzessiongrin auf Verlangen des Ministers der öffentlichen Arbeiten nach Maßgabe der Grundsätze, welche bis zum Erlaß des Gesetzes, betreffend die ensionirung der un⸗ mittelbaren Staatsbheamten ꝛc. vom 27. März 1872 für die Staats⸗ eisenbahnen bestanden haben, für ihre Arbeiter nach Maßgabe der jetzt und künftig für die Stagtsbahnen bestehenden Grundsätze, Pen⸗ sions-, Wittwen⸗ und Unterstützungskassen einzurichten und zu den— selben die erforderlichen Zuschüsse zu leisten.
XIII.
Die Verpflichtungen der Konzessionarin zu Leistungen für die Zwecke des Postdienstes regeln sich nach dem Eisenbahn-Postgesetze vom 20. Dezember 1875 (Reichs⸗Gesetzblatt für 1875 S. 318) und den dazu gehörigen Vollzugsbestimmungen, jedoch mit der Erleichterung, daß für die Zeit bis zum Ablauf von acht Jahren vom Beginne des auf die Betriebseröffnung folgenden Kalenderjahres an Stelle der Artikel 2. 2 und 4 des Gesetzes die im Erlasse des Reichskanzlers vom 28. Mai 1879 (Centralblatt für das Deutsche Reich Seite 380) getrof— fenen Bestimmungen treten.
Sofern innerhalb des vorbezeichneten Zeitraums in den Verhält— nissen der Bahn in Folge von Erweiterungen des Unternehmens oder durch den Anschluß an andere Bahnen oder aus anderen Gründen eine Aenderung eintreten sollte, durch welche nach der Entscheidung der obersten Reichs⸗Aufsichtsbehörde die Bahn die Eigenschaft als Eisenbahn untergeordneter Bedeutung verliert, tritt das Eifenbahn⸗ Postgesetz mit den dazu gehörigen Vollzugsbestimmungen ohne Ein— schränkung in Anwendung. 3
Die Konzessionarin ist verpflichtet, sich den bezüglich der Leistungen für militärische Zwecke bereits erlassenen oder künftig für die Eisen— bahnen im Denutschen Reiche ergehenden gesetzlichen und regle— mentarischen Bestimmungen zu unterwerfen.
XVI.
Der Telegraphenverwaltung gegenüber hat die Konzessionarin die— jenigen Verpflichtungen zu lberncht men, welche für die preußischen Staats⸗Eisenbahnen jeweilig gelten.
XVI.
Anderen Unternehmern bleibt sowohl der Anschluß an die Bahn mittelst Zweigbahnen, als die Mitbenutzung der Bahn ganz oder theilweise gegen zu vereinbarende eventuell vom Minister der öffent— lichen Arbeiten festzusetzende Fracht⸗ oder Bahngeldsätze vorbehalten.
XVII.
Sollten nach dem Ermessen des Ministers der öffentlichen Arbeiten resp. der obersten d, ,,. die Voraussetzungen wegfallen, unter denen auf die Bahn bei ihrer Konzessionirung die Anwendung der Bahnordnung für deutsche Eisenbahnen untergeord— neter Bedeutung für statthaft erklärt ist (efr. Artikel XIII. in fine), so ist die Konzessionarin quf Erfordern des bezeichneten Ministers ver pflichtet, die baulichen Einrichtungen und den Betrieb der Bahn nach Maßgabe der für Hauptbahnen bestehenden Bestimmungen den desfallsigen Anordnungen des Ministers entsprechend umzuändern. Kommt dig Konzessionarin dieser Verpflichtung nicht nach, so ist die— selbe auf Erfordern der Staatsregierung verpflichtet, das Eigenthum und den Betrieb der Bahn gegen Zahlung des fünfundzwanzigfachen Betrages der im Durchschnitt der letzten fünf Jahre erzielten Rein- einnahme, — mindestens aber des auf den Bau der Bahn verwen— deten Anlagekapitals — an den Staat oder einem von der Staats. regierung zu bezeichnenden Dritten abzutreten.
. . zym.
Die Aushändigung einer Ausfertigung dieser Konzessions- Urkunde an das Eingangs bezeichnete Gründungscomité erfolgt erst, nachdem die Zeichnung des gesammten Aktienkapital durch Vorlegung be⸗ glaubigter Zeichenscheine dem Minister der öffentlichen Arbeiten nach- gewiesen und zugleich die Kreditfähigkeit der Zeichner von demselben als genügend bescheinigt befunden ist, nachdem ferner der Staats⸗ regierung der mit den Konzessionsbedingungen in volle Ucberein. stimmung zu setzende Gesellschaftgvertrag vorgelegt und diese Ueber⸗ / r , , , . ist, und nachdem endlich die Hinterlegung
der unter VIII. 4 vorgeschriebenen Kaution und Verpfãndungs
Urkunde stattgefunden hat.
Binnen einer von heute ab zu berechnenden sechsmonatlichen
Präklusivfrist muß die Eintragung jenes von der Staatsregierung als mit der Konzession übereinstimmend befundenen Gesellschafts⸗ vertrages in das Handelsregister bewirkt werden, zu welchem Zwecke dem Handelsgerichte die Ausfertigung der Konzessiong⸗Urkundẽ und die Erklärung der Regierung bezüglich jener Uebereinstimmung vom Grüůndungecomite vorzulegen sind. Nachdem jene Eintragung rechtzeitig erfolgt und unter Bei- siaung von 6. Druckexemplaren des Gesellschaftsvertrageg nachgewiesen st, soll, die gegenwärtige Urkunde in Gemäßheit des Gesetzes vom 10. April 1872 veröffentlicht werden.
Wird da 3 jene Eintragung binnen der vorbezeichneten Frist nicht herbeigeführt, so ist die gegenwärtig ertheilte Konzession ohne Weiteres erloschen, in welchem Falle jedoch die hinterlegte Kaution zurückgegeben werden soll.
Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem m Insiegel.
Gegeben Berlin, den 17. April 1882.
(L. 8.) Wilhelm. von Puttkamer. G. von Kameke. Mavbach. Bitter.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗-Angelegenheiten.
Königliche Akademie der Künste.
Bekanntmachung. Die nächste Prüfung der Zeichenlehrer und Zeichenlehre⸗ rinnen bei der Königlichen Akademie der Künste beginnt in der zweiten Hälfte des Monats September d. J. Die schriftlichen Meldungen nebst den vorgeschriebenen di nien sind bis spätestens zum 20. August d. J. einzu⸗ reichen. 6 Später eingehende Gesuche können keine Berücksichtigung nden. Berlin, den 13. Juli 1882.
; Der Senat
der Königlichen Akademie der Künste, Sektion für die bildenden Künste. H. Ende.
Abgereist: der Präsident des Königlichen Ober— Verwaltungsgerichts Persius nach Süd⸗Deutschland;
der geistliche Vize⸗Präsident des Eyangelischen Ober⸗ Kirchenraths, Wirkliche Ober-Konsistorial-Rath P. Brück⸗ ner nach Misdroy.
Bekanntmachung für Seefahrer.
Am 1, August d. J. wird in Grünendeich bei Stade eine Prü— fung zum Schiffer auf kleiner Fahrt beginnen.
Diejenigen, welche sich dieser Prüfung unterwerfen wollen, haben sich an den Königlichen Navigations Vorschullehrer Freese in Grünen— deich zu wenden, der das Weitere veranlassen wird.
Leer, den 14. Juli 1882.
Der Königliche Navigationsschul-Direktor für die Provinz Hannover. J. V.: Wendtlandt, Königlicher Navigationslehrer.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 18. Juli. Se. Majestät der Kaiser trafen, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Abend Gisz Uhr von Lindau in München ein und setzten nach kurzem Aufenthalte die Reise nach Rosenheim sort. Der preußische Gesandte und der Militärbevollmächtigte waren Sr. Majestät bis Kempten entgegengefahren. — Aus Rosenheim berichtet „W. T. B.“, daß Se. Majestät der Kaiser dort gestern wohl— behalten eingetroffen, im Bade-Hotel abgestiegen seien und heute früh 9 Uhr die Reise nach Gastein fortgesetzt hätten.
— Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin unter⸗ nahmen, nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Dresden, heute mit der Königlich sächsischen Familie zu Wagen einen Ausflug nach der Bastei und beabsichtigten Höchstsich heute Abend per Dampfschiff von Rathen nach Pirna zu begeben, von wo um 9 Uhß die Weiterreise nach Wien ersolgen soll.
— Nach den S8. 193 und 209 Th. II. Tit. 1 des Preußi— schen Allgemeinen Landrechts muß in allen Fällen, wo die Frau in stehender Ehe zu etwas, wozu sie die Gesetze nicht verpflichten, dem Manne oder zu dessen Vortheile ver— bindlich gemacht werden soll, der Vertrag gerichtlich voll⸗ zogen, und ein entweder von der Frau gewählter oder von dem Richter ernannter Beistand derseiben zugezogen werden. In Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichsgericht, 1Iv. Civilsenat, durch Urtheil vom 25. Mai d. J. folgenden Rechtssatz ausgesprochen: Ein Vertrag zwischen Eheleuten mit beiderseitig eingegangenen Verpflichtungen, der weder gerichtlich aufgenommen worden, noch bei dessen Abschluß für die Frau ein Beistand zugezogen war, ist wegen dieses Formmangels nicht ohne Weiteres un— gültig. Die Frau hat, vielmehr ein Klagerecht aus einem derartigen außergerichtlichen Vertrag, sofern sie bei Geltend⸗ machung desselben bereit und im Stande ist, auch ihrerseits in den ganzen Vertrag mit den von ihr versprochenen Gegen⸗ leistungen einzutreten.
— S. M. S. „Carola“, 10 Geschütze, Komm. Korv.⸗ n m, ist Privatnachrichten zufolge in Auckland ein— getroffen.
S. M. S. „Niobe“, 10 Geschütze, Komm. Korv.
Kap. Mensing, ist am 17. Juli er. in Christian sand eingetroffen.
Baden. Karlsruhe, 18. Juli. (W. T. B.) Die hier zusammengetretene ba dische Generalsynode wählte an Stelle des verstorbenen Prof. Bluntschli den Präsidenten der Zweiten Kammer, Lamey, zu ihrem Vorsitzenden. Be⸗ rathungsgegenstände sind die Revision des Katechismus und die Einführung eines neuen Gesangbuchs.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 16. Juli. Der Kaiser wird nach einer Meldung des „Fremdenblatt“ am Dienstag, den 256. 8 M., in Wien eintreffen, Tags darauf nach Bruck an der Leitha sich begeben und am 27. und 28. d. M. in Wien Audienzen ertheilen. — Kronprinz Erzherzog Rudolf wird übereinstimmenden Meldungen zufolge anläßlich seines Siebenbürger Aufenthaltes in Begleitung des un— garischen Minister⸗Präsidenten von Tisza zum Besuche des Abnigs Kar! von Rumänien in dessen Sommerresiden; Sinaia erwartet.
— 18. Juli. (W. T. B.) Das Fremdenblatt erfährt von zuverlässiger Seite, daß für den Posten eines Civiladlatus bei der Landesregierung von Bosnien und der Heczegowina der Baron Feodor Nicolies ausersehen sei, der der Fa⸗ milie eines der größten Grundbesitzer im Banat angehört ünd , h Mutter mit der Familie Obernowitsch nahe ver— wandt ist.
Prag, 15. Juli. Nach Depeschen des „Pokrol“ wurde den Universitätsrektoren und den Vorständen der dem Unter— richts⸗Ministerium unterstehenden Anstalten aufgetragen, mit
Luciutz. Friedberg. von Boetticher. von Goßler.
studirende Jugend durch Parteiumtriebe von nütz⸗ 2 Arbeit abgelenkt und zum Opfer politischer Agitationen werde.
Salzburg, 16. Juli. (Presse. Graf und Gräfin van Büren (König und Königin der Niederlande) sind
heute Nacht von München zu achttägigem Aufenthalte hier angekommen.
Großbritannien und Irland. London, 17. Juli. Im Unterhause erklärte der Unter⸗Staatssekretär Dilke unter Bezugnahme auf seine Behauptungen vom letzten Mitt⸗ woch und Sonnabend, wonach Deutschland und Oeste reich das Bombardement für völlig legitim erklärt haben sollten, die Re⸗ gierung habe selbstredend keine Meinungsäußerung der fremden Regierungen über die Frage wegen des Bombardements nach— gesucht. Meine Erklärungen hinsichtlich Oesterreichs basirten auf Unterredungen zwischen dem Grafen Kalnoky und Lord Elliot und zwischen dem Grafen Karolyi und Lord Granville. Was Deutschland angeht, so finde ich jetzt, daß es nicht gerecht— fertigt war, zu konstatiren, daß die deutsche Regierung ihre Billigung ausgedrückt habe. Allein am Mittwoch und Sonn— abend waren Umstände vorhanden, welche mich glauben mach— ten, daß es der Fall war. Auf eine Anfrage Cowens er— widerte Dilke, es sei noch keine schriftliche Antwort auf die am Sonnabend der Pforte übergebene identische Note einge⸗ gangen. Macliver wünschte zu wissen, ob die Finanzkontrole in Egypten wiederhergestellt werde und ob dieselbe einen Gegenstand der Berathung der Konferenz bilde. Dilke antwortete, der allgemeine Zweck der Konferenz sei die Wiederherstellung der srüheren Zustände in Egypten, doch sei es unmöglich, jetzt die Einzelheiten der zukünftigen Arrangements anzugeben. Dem Deputirten Torrens entgegnete Dilke, die Tribunale in Alex— andrien seien gerettet und würden von einer englischen Wache geschützt. Der Sekretär der Admiralität, Campbell Banner— mann, theilte mit, Admiral Hoskins habe gestern aus Port Said telegraphirt, das dort Alles ruhig sei. — Der Premier Gladstone antwortete auf eine Anfrage von Worms, es sei nicht zu erwarten gewesen, das in Folge des Bombardements eine Armee von 16000 bis 15 000 Mann die Stadt, nachdem sie in Brand gesteckt und geplündert, räumen würde. Eine sofortige Landung nach der Beschießung sei nach dem Uneigen⸗ nützigkeitsprotokolle unstatthaft gewesen. Tyler gegenüber er— klärte Gladstone, der Khedive sei de jure der Herrscher von Egypten gewesen und sei es jetzt in gewissem, sehr beschränktem Maße de facto. Alle Schritte zur Konsolidirung der Auto— rität des Khedive, zur Wiederherstellung der Ordnung und des Vertrauens des Landes seien Fragen, zu deren Berathung die Konferenz berufen sei. — Gorst kundigie ein Tadelsvotum an, weil die Regierung die Zerstörung von Alexandrien nicht verhindert habe. — Bright erklärte in wenigen Worten, die egyptische Politik der Regierung sei der Grund seines Rücktrittes. Gladstone bedauerte den Rücktritt und erklärte, die besten Wünsche seiner Kollegen begleiteten Bright.
— 18. Juli. (W. T. B.) Die heutigen Morgenblätter sprechen die Ansicht aus, daß die Ernennung eines Nachfolgers für Bright als Kanzler des Herzogthums Lancaster zu einer erheblichen Aenderung in der Zusammensetzung des Kabinets führen dürfte.
— Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Simlah vom IJ. d, gemeldet: Die Truppen, welche die Regierung von Indien nach Egypten senden wird, haben Befehl erhalten, Vorbereitungen zum Abmarsch zu treffen. Die beurlaubten Offiziere und Mannschaften sind zurückberufen worden.
Frankreich. Paris, 17. Juli. (W. T. B) Die Deputirtenkammer genehmigte die beantragten Kredite für die Errichtung von Gerichtshöfen und Schulen und die Bildung gemischter Truppencorps in Tunis. Im Laufe der Debatte erklärte der Conseil-Präsident Freycinet, er halte es für, unnöthig, die Frage wegen der Kapitulationen zu dis— kutiren in einem Augenblicke, wo dieselben aufhören follten. Die Kammer möge den vorliegenden Gesetzentwurf votiren, welcher einen merklichen Fortschritt aufweise und eine Ver“ minderung der Olkupationsarmee gestatte. Bedeutendere Ver— besserungen würden folgen; die Regierung werde demnächst vollständigere Gesetzentwürfe vorlegen. (Beifall.) Der Kriegs⸗ Minister kündigte an, daß er am Donnerstag einen Gesetz⸗ e fl über die Organisirung der Kolonialarmee vorlegen werde.
Marseille, 17. Juli. (W. T. B.) Das soeben von einer Fahrt in der Südsee zurückgekommene Schiff „»Triomphante“ wird ebenfalls armirt. 6 Transportschiffe haben heute Kohlenvorräthe eingeschisst und stehen zur At— fahrt bereit. — Nachrichten aus dem Süden von Oran besagen, daß die drei Marabouts Si⸗-Kadour, Si⸗Sliman und Bou Amema ihre Vorposten auf algerisches Gebiet vorge— schoben haben und gegen Mecheria vorzudringen beabsichtigen. Der französische Vorposten in El Galloul wurde angefallen.
Dänemark. Kopenhagen, 18. Juli. (W. T. B) Die Königin von Griechenland reist heute mit der gestern hier eingetroffenen russischen Yacht „Dershawa“ nach St. Petersburg, um die jüngst geborene Tochter des Kaisers über die Taufe zu halten, und begiebt sich von St. Petersburg nach Deutschland, wo sie mit ihrem Gemahl wieder zusam men⸗ treffen wird. Die Reise des Königs und der Königin von Dänemark und des Königs von Griechenland
nach Wiesbaden ist bis Ende Juli oder Anfang August ver— schoben.
Afrika. Egypten. Alexandrien, 17. Juli. (W. T. B.) Admiral Seymour hat eine Bekannt⸗ machung. erlassen, worin er anzeigt, daß er mit Zustimmung der egyptischen Regierung die Wiederhersterlung der Ordnung in Alexandrien übernommen habe. Brandstifter sollen sofort erschossen, Marodeurs verhaftet werden; es ist Niemand gestattet, die Stadt nach Sonnenuntergang zu ver— 1am Am Schlusse fordert Admiral Seymour die Bevölkerung auf, sich wieder an ihre Geschäste zu begeben. — General Alison ist mit 4009 Mann Seesoldaten und Infanterie und mit seinem Generalstabe hier eingetroffen. Von den Truppen sollen die Forts Gabbari und Ramleh besezt werden. — Trotz der Wachsamkeit der Patrouillen sind gestern Abend meh⸗ rere Gebäude in Brand gest eckt worden. Eine größere Abtheilung englischer Marine-Infanterie hat heute früh das Palais Ramleh hesetzt.
Aus London meldet W. T. B.“:
17. Juli: Den „Daily News“ wird aus Port Said berichtet, daß dort Besorgniß wegen eines Angriffes von Beduinen herrsche. 1500 Mann egyptischer Truppen
allen Dieziplinarmitteln dahin zu wirken, daß nicht die
ständen in der Richtung von Damtette und führten dort Verschanzungen auf.
— 18. Juli. Ein Telegramm der „Daily News“ aus Alexandrien meldet, nach den Mittheilungen von aus Kairo geflüchteten Personen seien in Tantah, Mansuah und Zazazig Ermordungen von Europäern vorgekommen, in Zazazig solle ein Konsul ermordet worden sein. — Das „Reutersche Bureau! meldet aus Alexandrien von estern: Ragheb Pascha hat in einem Schreiben an den
dmiral Seymour konstatirt, daß die von Arabi Pascha vorgenommenen militärischen Maßregeln gegen den Willen und Wunsch des Khedive und der egyptischen Regierung erfolgten, daß also auch Arabi Pascha allein die Ver⸗ antwortung für seine Handlungen zu tragen habe. Vom Khedive sei die Absetzung Arabi Paschas beschlossen, die Verbffentlichung derselben sei aber vertagt worden, weil man in Folge derselben den Ausbruch von Unruhen in Kairo und anderen Städten befürchten müsse. Admiral Seymour werde ersucht, dieses Schreiben der englischen Regierung mitzutheilen. — Die Bemühungen um Wieder⸗ herstellung der Ordnung und der Verwaltung werden fortgesetzt, der internationale Gerichtshof und die Post⸗ verwaltung sind wieder eingerichtet, aus den Dörfern werden der Stadt Lebensmittel zugeführt. Von den heute ange— kommenen englischen Truppen befinden sich gegen 5800 Mann Landtruppen und Seesoldaten bereits am Lande.
Seitungsstimmen.
In einer . des „Düsseldorfer An⸗ i s“ vom Niederrhein lesen wir: . ö. zeig oft hört man in jetziger Zeit die Redensart; die Sache ist noch nicht spruchreif! Als man den Schutzzoll endlich wieder ein- fuhren wollte, gab es genug Leute, die behaupteten, die Beweise für die Nothwendigkeit seien noch nicht genügend erbracht. Bei der Ver⸗ staatlichung der Eisenbahnen hieß es ebenfalls die Frage sei noch nicht reif zur Lösung. Bei der Steuerreform hören wir die⸗ selbe Ausrede, Ebenso bei, der Arbeiter ⸗Versicherungssache, Für das reif sein, obwohl Gerade unter
264 dip he ;
tische Phrase, das ; d
,, die Zeitungsschreiber, so Anspruch genommen, daß sie gar keine Zeit fanden, mit nützlichen Din⸗ gen, die in .
christlicher ö r Tropfen Sozialismus, den . will, als der schrecklichste der Schrecken verketzert — ie. man nichts von der Sache kennt. Man lerne also, ehe man urthei d verurtheilt,. . ö — Die, Deutsche Hutmacher⸗Zeitung“ bespricht die zollpolitische Lage. In dem betreffenden Artikel heißt es: ... Der Gedanke nationaler Wirthschaftspolitik ist üherall durchgeschlagen und beherrscht nicht allein die vielgeschmhten industriellen Interessenpolitiker, sondern die große Masse der Bevöl⸗ feen, die Lage der Dinge ist es charakteristisch, daß Desterreich⸗ Ungarn eben seinen Zolltarif wieder beträchtlich gesteigert hat. Gharak⸗ teriftisch fagen wir, weil diesmal der Revision des Zolltarifs ganz andere Motive zu Grunde gelegen als früher. Ungarn ist näm⸗ lich nicht mehr das Freihandelsland par excellence, sondern seine Staatsmänner haben sich zu der Ansicht. bekehrt, . daß es nunmehr an der Zeit sei, auch in Ungarn eine Industrie, sei es auch mit Hülfe hoher Schutzzölle, hervorzurufen. Die große Produktion von Textilrohstoffen in diesem Lande hat ins besondere den ungarischen Minister⸗Präsidenten dazu geführt, die Anlage von Textilfabriken im Lande in jeder Weise zu begünstigen und wir werden es wohl noch erleben, daß Ungarn in diesem Zweige der Industrie uns erfolgreiche Konkurrenz macht. ö. n,, . n. haben damit wieder einen ihrer werthvollsten Bundesgenossen verloren. . ; lber , ,. so hat sich auch Rußland nicht ab⸗ halten lassen, auf dem Wege starrer Schutz zollpolitik fortzuschreiten. In neuester Zeit hat sodann auch Griechenland eine zehnprozentige Erhöhung seines Zolltarifs eintreten lassen. Frankreich besteht Eng⸗ land gegenüber auf seinen jetzigen sehr hohen Tarifsätzen und nur in Spanien macht sich eine gewisse Hinneigung zu einem gemäßigten Freihandelssystem bemerklich. Daß endlich die Freihandels— propaganda in den Vereinigten Staaten, von der man so viel Aufhebens macht, keine Bedeutung hat, daran werden wir nach früheren Erfahrungen nicht zweifeln dürfen, denn bisher sind noch alle Anstrengungen der dortigen , menen, den exorbi⸗ en Tarif zu ermäßigen, im Sande verlaufen. . turnt Mr m. sich n fee Industrie auch heute in bandelepolitischer Beziehung einer starren und feindlichen Haltung des Auslandes gegen⸗ über. Fragen wir uns, welche Mittel sie dagegen ergreifen soll, so wird es keine andere Antwort geben, als daß wir, um uns wenigstens den einheimischen Markt zu sichern, fortfahren müssen, unseren Zolltarif rationell auszubauen y ᷣ — Die „Neue Preußische Zeitung“ schreibt: Die Handelskammer zu Harburg, welche eine Gegnerin der Wirthschaftspolitik ist, macht folgendes interessante Geständniß: „Die Lage der arbeitenden Bevölkerung ist durch verhältnißmäßig billige Preise mancher Lebensbedürfnisse, ungeachtet des auf einen Theil der⸗ selben gelegten Zolles, eine leidliche gewesen, wozu auch der milde Winter beigetragen hat. Größere Arbeitseinstellungen sind nicht vor⸗ gekommen, ebenso wenig Arbeitsentlassungen. Der Zoll hat also ie Preise der Lebensbedürfnisse nicht erhöht!
Statistische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ keit s am ig sind in der 2. Jahreswoche von je 100 Bewohnern auf den Jahresdurchschnitt berechnet als gestorb en gemeldet; in Berlin 350, in Breslau 37,3, in Königsberg 29,1, in Köln 273, in Frankfurt a. M. 18,3, in Hannover 2256, in Cassel 28,2, in Magdeburg 37,8, in Stettin A., in Altona 22,7, in Straßburg 22,9, in Meß 1850, in München 26,9, in Nürnberg 23,1, in Augsburg 31,4, in Dreg den 24,3, in Leipzig 26,0, in Stuttgart 29,7, in ag 270. in Karlsruhe 1660, in Hamburg 25,65, in Wien 253,65, in Budavest 36,1, in Prag 28.5, in Triest 32,7, in Krakau 21.4, in Basel 204, in Brüssel 189. in Paris 24,2, in Amsterdam 22,8, in Kopen ⸗ hagen 25,8, in Stockholm 19 . in Christiania 1666, in St. Peters · burg 35,6. in Warschau 39.3, in Odessa 47,4, in Bukarest 26,3, in Rom 24,3, in Turin 28,8, in Madrid 470, in London —, in Glag⸗
ow —, in Liverpool — in Dublin —, in Gdinburg 20,1, in lexandrien (Egvpten) 29,J. — Ferner aus früheren Foce in New. Jork 30, , in Philadelphia M8, in Chicago 22,3, in St. Louis 18,2, in Cincinnati 27,6, in San Franzisko 195, in Kalkutta —, in Bombav 2154, in Madrag —. ö
Beim Wochenbeginn waren an den nord. und westdeutschen Beobachtungzorten nordwestliche, an den ost- und mittelzeutf hen nordöstliche, aber auch bald nach Nordwest umlaufende, in Süd⸗
vorherrschend. Um die Mitte der Woche ging der Wind ziemlich 2 — nach Süd und Südwest und blieb, bis zum Schluß der Woche auch an den meisten Stationen vorwiegend, nur in Süd⸗ deutschland ging der Wind am Schluß der Woche nach Nordost. — Die Temperatur der Luft war besonders heim Beginn der Woche eine niedrige und blieb auch an den meisten Stationen unter der normalen, und entsprach dieser nur in Mitteldeutschland und in Konitz. — Niederschläge fanden nur an Len süddeutschen Stationen in ergiebigem Maße statt. Der beim Wochenbeginn mäßig hohe Druck der Luft stieg Anfangs, sank aber bald an allen Stationen, und behielt das Barometer mit geringen Schwankungen seinen niedrigen Standpunkt bis zum Schluß der Woche. Die Sterblichkeit hat in den meisten Großstädten Europas, be⸗ sonders in den mitteldeutschen, wieder zu, in den süddeutschen und in Wien dagegen abgenommen. Die allgemeine Sterblichkeits⸗ verhältnißzahl für die deutschen Städte stieg auf 26,9 von 25,5 der Vorwoche (pro Mille und Jahr). Namentlich gesteigert war die Be— theiligung des Säuglingsalters an der Sterblichkeit. Von 10000 Lebenden starben pro yr 114 Säuglinge gegen 101 der Vorwoche, in Berlin 187 gegen 156. Unter den e e cfachen lieferten Darmkatharrhe und Brech durchfälle der Kinder das größte Kontingent, namentlich ist in Ber— lin, Königsberg, Stettin, Breslau, München, Dresden, Leipzig, Mag⸗ deburg, Halle, Hamburg, Braunschweig, Frankfurt 4. M., Straßburg, Wien, Pest, Prag, Paris, St. Petersburg, Warschau die Zahl der daran gestorbenen Kinder eine größere, wie wohl sie weit hinter der der entfprechenden Woche des Vorjahres zurückbleibt. Die Gesammt⸗ zahl der an diesen Krankheiten aus deutschen Städten Gestorbenen betrug 664, in der entsprechenden Woche des Vorjahres 926. — Das Vorkommen der Infektionskrankheiten zeigt im Allgemeinen keine wesentliche Veränderung, nur wurden Todesfälle an Schar⸗ lach, Keuchhusten und Ruhr etwas häufiger, an Diphtherie und Typhus etwas seltener. Masern gewannen in Breslau, München, Elberfeld, Pest, Amsterdam, Paris wieder größere Ausdehnung. Das Scharlachfieber forderte in Plauen, Altenburg, Berlin, Zeitz mehr, in Wien weniger Apfer. — Todesfälle an Diphtherie haben in Königsberg, Elbing, Dresden, Berlin, Wien, St. Petersburg etwas nachgelassen, in Hamburg, Hannover, Leipzig, Magdeburg, Köln, Barmen, Pest, Paris zugenommen. Sterbefälle an Flecktyyhus kamen aus Danzig, Breslau, Posen, Beuthen O / S. Pest, Malaga, Granada je l, aus St. Petersburg 3, aus Murcia 4, zur Meldung. Der Keuchhusten verlief in Plauen, Braunschweig, Osnabrück, Elberfeld, Crefeld, Essen, Berlin mehrfach tödtlich — Ruhrfälle zeigten sich besonders in Berlin häufiger. — Todesfälle an Pocken haben in Wien, Brüssel und Warschau abgenommen, in Pest, Prag, Krakau, St. Petersburg, Paris ist noch keine Abnahme ersichtlich. Aus deutschen Städten samen 9 Sterbefälle zur Anzeige, davon entfielen auf Beuthen O. S. 4, auf Coblenz 2, auf Königsberg, Königshütte und München je 1. — Zur Statistik der Biersteuer und Bierindustrie in Oesterreich⸗-Ungarn entnehmen wir dem kürzlich erschienenen amtlichen Ausweise über den Bruttoertrag der Verzehrungssteuer i. J. 1880 folgende Daten:; Die Biersteuereinnahmen sind in der, Er⸗ zeugungsperiode 188981 gegen die vorjährige Campagne gestiegen. Seit dem Jahre 1873,74 waren dieselben alljährlich gegen das Vor⸗ jahr um ein Bedeutendes zurückgeblieben. Die Produktion und der Steuerertrag gestalteten sich in beiden Reichshäften wie folgt: Versteuertes Steuerertrag Bierquantum
9 Gulden
11985 807 2177926 10 957 378 20 252 929 11180681 20 832 297 11 323 444 21 041631 11538 454 21 466 324 12176 875 22 729 711 12 845 971 24 039 188 Eimer ⸗ 1873574 . 21 715433 24 561 222 1872573. 22 378 821 23510 236 1871 772 9 307 969 23 061 365 ; Auf den Kopf vertheilt sich die gegenwärtige Bierproduktion Desterreich Ungarns mit 31,75 J. Die Zahl der thätigen Brauereien in Oesterreich⸗Ungarn betrug im Jahre 186) 3314, im Jahre 1870 26594 und im Jahre 1880 2169. Die Zahl der thätig gewesenen Brauereien hat sich von 1860 bis 1880/81 um 359,9 vermindert, d. h. viele kleinere Brauereien gingen ein, aber die großen steigerten zugleich ihren Betrieb. Im Jahre 1860 betrug die durch⸗ schnittliche Produktionsmenge einer Brauerei 35806 Eimer oder 2154 bi, im Jahre 1880,81 dagegen 5549 hkl; , dieselbe hat sich also mehr als verdoppelt. Die Oberzeug⸗-Brauereien sowie die Ober und Unterzeug-Brauereien wurden von den Unterzeug⸗ Brauereien fast vollständig verdrängt. Die Oberzeug⸗Brauereien haben sich um 94,5 ,, die Ober und Unter zeug⸗Brauereien um 96oso vermindert; dagegen ist die Zahl der Unterzeug-Brauereien um 12 (e gestiegen. Die größten Brauereien Oesterreichs, d. h. solche mit einer Erzeugung von mehr als 150909 hl, sind: Schwechat mit 429 560. St. Marr mit 369 180, Liesing mit 279 369, Pilsen mit 2614 020 (bürgerliches Brauhaus), Hütteldorf mit 196 224, Ottakring mit 155 750 hl. Die größte Brauerei Ungarns ist die Drehersche in Steinbruch mit einer Pro- duktion von 11 126 bl. Die größte Brauerei Oesterreich Ungarns ist das Drehersche Etablissement in Klein⸗Schwechat. 1837, im ersten Betriebsjahre der Schwechater Brauerei unter Drehers Leitung er⸗ zeugte die Brauerei 26560 Eimer oder 15 030 hl, im Jahre 1885/81 dagegen 429 569 bl. — Der Bierexport Desterreichs nach Italien betrug im ersten Semester dieses Jahres 61 484 Fässer. Der größte Theil, nämlich 24516. kamen von Schreiner in Graz, 16 397 Fässer von Liesing, 8257 Fässer aus der Dreherschen Brauerei in Wien, 8100 von Reininghaus in Steinfeld und eben so viel von duntigam.
. Kunst, Wissenschaft und Literatur. Im Verlage von Lipsius und Tischer in Kiel erschien die Berg⸗ predigt des Herrn. Eine Wecstimme für die Gegenwart. Reden don Karl Trede, Pastor in Großenbrode, Zweite Auflage. Die vorliegenden Reden sind, wie der Verfasser in der Vorrede zu denselben sagt, das Resultat einer Ueberarbeitung von err igten welche er als Pastor vor seiner Gemeinde gehalten hat. Wenn er als die wichtigste aller Zeitfragen die erkannt hat, wie unserm Volk das christliche Leben, dessen Unentbehrlichkeit immer klarer wird, zu hewabren, sei, so will er durch diese Reden auch an seinem Theil mit zur Loͤsung dieser Frage beizutragen suchen. Als ein sehr schätzbarer Beitrag jur Lösung dieser Frage dürften sich auch diese Predigten erweisen. — Daß gerade die Bergpredigt sich zu diesem Zwecke vorzüglich eignet, unterliegt feinem Zweifel. Der Verf. jagt: Je mehr die Bergpredigt auch noch heüte von Seiten des Unglaubens als seine besonderg Domäne betrachtet zu werden pflegt, desto mehr hat der christliche Glaube das Recht und die Pflicht, gerade sie auszubeuten, um zu zeigen, daß ein Leben, wie es hier dargestellt und gefordert wird, ohne. Glauben in der Luft schwebt. Eine ethische Vertiefung, wie wir sie gebrauchen, sst obne dogmatische Festigkeit undenkbar. Der Nachweig, daß ohne dogmatische Festigkeit ein * ni 4 1 23 in der Bergpredigt möglich sei, ist dem Verf. gelungen. ͤ — 6 = 4 Puttkammer u. Müblbrecht in Berlin erschien in omtlicher Uebersetzung der Gntwurßf einer Wechsel⸗ ordnung für das rusfsische Reich.. Der Entwurf verdankt seine Entstehung noch dem Kaiser Alexander II, welcher eine Kom⸗ mission eingesetzt hatte mit der Aufgabe, die geltenden Wechsel gesetze einer Revision zu unterfieben. Die Kommission stellte jenen Entwurf einer neuen Wechselordnung ber, welcher einer zu demselben Zwecke in diesem Jahre berufenen Speziallonferenz zur Grundlage ihrer Arbeit diente. Das Resultat der Bemühungen der Spezialkonferen; bildet der gegenwärtig vorliegende Entwurf, der sich vielfach an die einschlägige Gesetzgebung der Nachbarstaaten, beson ⸗
1880j81. 1579, 860. 1578755. 1877s78. 18576677 187576 1874/15
at der erste Abschnitt Wechselfähigkeit nur den 5 1: Wechsel-= fäbig ist Jeder, welcher sich durch Verträge verpflichten kann; der zweite Abschnitt behandelt in den 5. 2 — 14 die Erfordernisse eines Wechsels *. dann folgt; Begebung des Wechsels (5. 15 — 18), Uebertragung des Wechsels (5. I7 -= 26). Annahme des trassirten Wechsels (6. 27 - 36), Sicherstellung der Zahlung (6. 37-48), Präsentation des Zeit⸗ Sichtwechsels zur Sicht (5. 49 – 55), Verfallzeit des Wechsels (8. 56 bis 62), Zahlung (8. 63-77), Regreß⸗ und . an⸗ gels Zahlung (5. 78 - 88), Intervention (5. 89 —- 108), Wechselbürg⸗ schaft (8. 169 — 113), Duplikate und Kopien des trassirten Wechsels S. 114 - 124), abhanden gekommene Wechsel (8. 125 — 134). Wechsel ver ˖ jaͤhrung (8. 135 — 139), Haftung der Wechselverpflichteten (5. 140 - 148). Ort und Zeit für die mit dem Wechsel vorzunehmenden Handlungen (58. 149 — 151), Protest (5. 152 159), Anwendung der im Auslande oder im Reiche außerhalb des Geltungsgebiets der Wechselordnung geltenden Gesetze (6. 169 — 165). — Bei den einzelnen Paragraphen des Entwurfs sind die korrespondirenden Stellen der fremden Gesetz⸗ gebungen angegeben.
Land⸗ und Forstwirthschaft. . Aus Thüringen, 16. Juli. (Magdeb. Ztg) Die Befürch—⸗ tungen, welche sich an die kalten Mai⸗ und Junitage und später an den anhaltenden Regenniederschlag im, Hinblick auf die Ernte knüpften, scheinen gluͤcklicherweise übertrieben gewesen zu sein; selbft das Heu ist im Allgemeinen noch recht gut eingebracht worden. Nun⸗ mehr hat bereits die Getzreideernte begonnen, und es wird, wenn die herrliche Sommerwitterung anhält, ein großes Aufgebot von Arbeitskräften kosten, um die rasch gereiften Winter⸗ und Sommer⸗ saaten einzuheimsen, denn ehe noch der Roggen geschnitten, muß auch schon die Gerste unter die Sichel kommen. Was wir über den Ertrag hören, lautet sehr günstig, und dazu bietet die heurige Ernte noch einen Vorzug vor den Vorjahren. der nicht zu unterschätzen ist: die Landwirthe bekommen wieder einmal einen ungern entbehrten reichen Strohertrag. Für das Kartoffelfeld ist die jetzige Temperatur und regenfreie Zeit von großem Werth, die Sorge eintretender Kar⸗ toffelkrankheit wird damit beseitigt oder wenigstens sehr gemindert; die bis jetzt auf den Markt gekommenen Kartoffeln sind sehr gut ge⸗ rathen. ; ; . 13. Juli, (Rhein., Kur.) Der Weinstack ist durch die nasse, mitunter recht kühle Witterung etwas ins Stocken gerathen. Die Beeren wollen in ihrer Entwickelung nicht recht vor⸗ an, da die nöthigen Sonnenstrahlen ausbleiben. Die Blüthe ist über⸗ all beendet. Dieselbe hatte nicht den gewünschten gleichmäßigen und raschen Verlauf; doch waren die Befürchtungen dieserhalb etwas über trieben. Bei der großen Menge der vorhandenen Früchte kann der Abfall einzelner Beeren von keinem beachtenswerthen Nachtheile sein. Das Uebrige wird um so vollkommener und besser werden. Wir können daher immer noch Hoffnung auf eine quantitativ gute Wein- ernte haben. . ; ö — (Wien. 3.) Der amtliche Erntebericht aus Ungarn über die erste Juli⸗Hälfte ist erschienen. Die Ernte ist in ganz Üngarn bis auf einige nördliche Bezirke im Zuge. In Weizen ist quantitativ und besonders qualitativ im Allgemeinen eine gute, ja in den südlichen Theilen des Alföld eine ausgezeichnete Ernte, in Korn im Allgemeinen etwas unter Mittelernte zu erwarten. Die Frühlingssaaten ver⸗ sprechen eine Mittel“, in Siebenbürgen sehr gute Ernte, Die Hack= früchte sind trotz eingetretener Trockenheit in schöner Entwickelung. Wein steht ausnahmslos gut. Futtergewächse sind im ganzen Lande
wach entwickelt.
J Gewerbe und Handel. Nürnberg, 15. Juli. (Allg. Brauer⸗ u. Hopfenz) Endlich haben sich die Witterungeverhältnisse sowohl für die beginnenden Getreideernten, als auch für die Hopfenpflanzungen günstiger gestaltet; nach wochenlang andauernder Kühle und Nässe blieb der 14. Juli der erste Tag ohne Regen. Inwieweit dieser erwünschte Witterungsumschlag den Hopfenpflanzungen noch nützen kann, werden uns die Berichte aus den Distrikten in der nächsten Zeit lehren. Bis zur Stunde bietet eine Umschau in den Popfendistrikten des Kontinents noch immer dasselbe uner⸗ freuliche Bild, denn die Pflanze ist in ihrer Entwickelung für die Jahreszeit noch ungemein zurück, so daß selbst die beste Witterung das Versäumte nicht nachholen kann. Immerhin wird die warme Temperatur noch in vielen Gegenden fortan ihre bessernde Hand an= zulegen vermögen. Die Aussichten, welche die HopfLenernte Englands bietet, werden womöglich noch mit düstereren Farben geschildert als zuvor. — Das Marktgeschäft hat sich in Folge des unbefriedigenden Pflanzen standes für Eigner aller Hopfenvorräthe so gut gestaltet, daß wohl vor Schluß dieser Campagne — wie selten in einem Jahre zuvor — alle Reste aus den Vorjahren geräumt sein können. Besonders im Laufe dieser Woche war der Einkauf bei einer abermaligen Preissteigerung von 15 bis 20 M sehr animirt, und hätte sich der Verkehr weit be⸗ langreicher gestaltet, wenn überhaupt noch entsprechende Waare vorꝛ⸗ handen wäre. Die Preise geringerer Sorten, welche früher zu 69 bis 70 S kaum Beachtung fanden, lauten jetzt auf 105 — 115 Der Umsatz betrug vorgestern 150, gestern 100 Ballen, ohne In⸗ betrachtnahme der Abschlüsse in alter Waare. Dagegen trafen in den letzten Tagen aus der Umgegend an 109 Ballen, neuer Zufuhr ein, welche sofort Nehmer fänden. wenn die Limits nicht gar zu sehr gesteigert würden. In den Distrikten Bayerns und anderer Länder werden die noch vorhandenen kleinen Reste aus 1881 ebenso aufge⸗ sucht wie die der älteren Jahrgänge, und wenn nun auch noch der eigentliche Sommer — welcher der Witterung nach bei uns erst ietzt zu beginnen scheint — den erwünschten Bierkonsum ins Land bringt, dann wird unsere Brauindustrie mit dem Beginn der neuen Saison fast nur neue Rohmateriglien zu verarbeiten haben.
Wien, 18. Juli. (W. T. B.) In Verbindung mit dem zehnten internationalen Getreide und Saatenmarkt wird am 6. und J7. Sep- tember d. J. auch eine von dem niederösterreichischen Gewerbeverein veranstaltete Maschinenausstellung stattfinden.
Verkebrs⸗Anstalten. Plymouth, 17. 6 e Der Hamburger Post⸗ ampfer ‚Lessing ! ist hier eingetroffen. ⸗ n ert gen gdm, 17. Juli. a B.) = n , des ? schen Lloyd „Oder! ist hier eingetroffen. n,, 17. Juli. (W. T. B.) Der Dampfer des Nordeutschen Lloyd .- Mosel? und der Hamburger Po st⸗· dampfer „ Silesia!“ sind hier eingetroffen. z Sanitätswesen und Quarantänewesen.
Amtlichen Nachrichten zufolge hat der internationale Gesund. heitsrath in Uonstantinopel wegen des Auftretens der Cholera auf der Insel Sumatra und in Batavia beschlossen, daß jedes aus Inden oder von der Insel Java kommende Pilgerfahrzeug auf der in der Meerenge von Babel ⸗Mandeb belegenen Insel Cameran einer durch ein 1 Reglement organisirten Quaran-
ine unterworfen werden soll.
96 Jedes Pilgerfahrzeug, welches einen Hafen, des Rothen Meeres anläuft, ohne daß die reglementsmäßige ärztliche Untersuchung auf GCameran stattgefunden hätte, wird abgewiesen und veranlaßt werden, sich nach der letztgenannten Insel zu begeben.
Berlin, 18. Juli 1882.
ichten und Preise landwirthschaftlicher en,, Kn Auslande.
I. Rußland.
Die Ernteaussichten Rußlands sind nach den neuesten Berichten sehr verschieden, während dieselben in den mittleren und nördlichen Provinzen im Allgemeinen recht gut sind, sind sie im Großen und Ganzen in Folge Regenmangels sehr schlecht. So ist im Odessaer und Chersonschen Kreise der
ders des Deuischen Reiches anlchnt. — Der Entwurf will die Wechsel
deutschland mit Ost wechselnde südliche und westliche Windrichtungen
ordnung in 195 Abschnitte mit 165 Paragraphen zerlegen; davon um=
Roggen vollständig zu Grunde gegangen und auch der Winter⸗ 22 steht sehr dünn und ist klein von Wuchs; die