1882 / 168 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 20 Jul 1882 18:00:01 GMT) scan diff

D0 000 bis 100 000 S vorhanden ist, entnommen werden sollte. Der Landtag wünscht das aber nicht; dieser Fonds soll vielmehr für patriotische monumentale Einrichtungen reservirt bleiben. Hierauf wurde die Sitzung, welche am 26. Juni er⸗ öffnet ist, geschlossen.

Großbritannien und Irland. London, 19. Juli. (W. T. B.“ Im Unterhause beantwortete der Admiralitäts⸗ Sekretär Campbell Bannerman auf eine Anfrage Gourley's, er könne die Maßnghmen zum Schutze der Person und des Eigenthums von Europäern in Port Said, Ismailia und Suez nicht im Detail angeben, es werde in dieser Be⸗ en aber nichts vernachlässigt werden. Unter⸗-Staats⸗ ekretär Tilke erwidert auf eine Änfrage Arnolds, es sei noch keine Antwort der Pforte eingetroffen. Das Haus hat heute die Spezialberathung der irischen Pacht rückstandsbill beendigt. .

20. Juli. Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Konstantinopel gemeldet, die Pforte habe die identische Note der Mächte nunmehr beantwortet. In der Ant⸗ wort schlägt die Pforte den Zusammentritt einer neuen Kon— ferenz vor. Hiesige Blätter melden, der Dampfer, welchen Admiral Seymour Derwisch Pascha nachgeschickt hatte, habe Derwisch Pascha nicht mehr erreichen können.

Ueber Englands Rüstungen schreibt die „Pall Mall Gazette“ unterm 15. Juli:

Gestern sind die gemessensten Befehle an die Magazineure des Königlichen Arsenals zu Woolwich ergangen, alle Bedürfnisse für eine Armee von 21 (000 Mann und 5306 Pferden mit ungefähr 100 Geschützen und der erforderlichen Anzahl von Transport— wagen beizustellen. Die Einschiffung der Truppen und Vor— räthe wird für Montag erwartet und soll eine Woche Zeit in An— spruch nehmen. Der Herzog von Connaught wird das Kommando über die Garde⸗Brigade in der ersten Division des für Egypten be— stimmten Armee⸗Corps führen. Die Garde⸗Kavallerie wird Serge— kittel und weiße indische Helme erhalten. Zwei der Feldbatterien der schöttischen Division der Königlichen Artillerie sind am 14. Juli nach Chatham abgegangen, um noch vor der Einschiffung in der Be⸗ dienung der großen Geschütze unterrichtet zu werden. Die Anzahl der Offiziere, welche sich freiwillig für den aktiven Dienst in Egyp— ten melden, ist so groß, daß die Beamten im Kriegs⸗Ministerium kaum hinlänglich Zeit finden, den Empfang aller diesfalls einlangen⸗ den Briefe zu bestätigen. Das Truppenschiff - Malabar“ ist am 13. Juli Nachts in Gibraltar eingetroffen und nach Ausschiffung des 56. und .. Regiments am nächsten Tage mit dem 46. Regiment nach dem Orient abgegangen. Das 79. Regiment erwartet) den Befehl der Einschiffung. Die Panzerschiffe „Minotaur“, „Azincourt“ und Northumberland“ sind von Malta in Limasol (Cypern) angekommen. Der „Minotaur“, das Flaggenschiff des Vize⸗Admirals Dowelt, mit einem Belagerungstrain und 20 Geschützen an Bord, sollte am 13. Juli nach Cgypten abgehen. Der „Azincourt‘ mit 7835 Offizieren und Mannschaft des Schützencorps und der „Northumberland“ mit

Mann des Regiments Süd⸗Stafford und einer Genie-Compagnie werden die Ankunft der Truppenschiffe in Limafol abwarten.“

Frankreich. Paris, 19. Juli. JW. T. B) Die Deputirtenkammersetzte heute die Berathung der Kredit⸗ forderung für die militärischen Vorbereitungs— maßregeln fort und genehmigte dieselbe schließlich mit 340 gegen 66 Stimmen. Clemenceau bekämpfte die gestrigen Ausfüh⸗ rungen Gambetta!s und sprach sich dahin aus, daß man die Wünsche der egyptischen Nationalpartei nicht unbeachtet lassen dürfe.

Verlaufe der Sitzung richtete der Deputirte Blancsubè radikal) eine Interpellation an die Regierung zu Gunsten der ichtung einer Central⸗Mairie in Paris, indem er an das

bezügliche Versprechen des Kabinets erinnerte. Die hierauf von dem Minister des Innern beantragte Annahme der ein— fachen Tagesordnung würde mit 278 gegen 172 Stimmen ab— gelehnt. Dagegen wurde eine Tagesordnung, in welcher sich die Kammer gegen die Errichtung einer Central⸗Mairie aus spricht, mit Vs gegen 176 Stimmen angenommen.

In Folge des Votums der Kammer ist sofort heute Abends 6 Uhr ein Ministerrath im Elyscepalast abgehalten

worden.

= Abends 9 Uhr. (W,. T. B.) Das Gerücht von einer Demission des Kabinets hat sich bis zur Stunde noch nicht bestätigt. Der Ministerrath wird morgen früh im Clysée wieder zusammentreten. Man hält ein Arrangement für wahrscheinlich. 206 Juli. (W. T. B.) Die meisten Journale sehen in der gestrigen Abstimmung der Kammer keinen hin— reichenden Grund für eine Ministerkrisis und bemerken, die Kammer habe eine solche keineswegs hervorrufen wollen, nur die opportunistischen Journale sprechen sich für eine Aenderung des Kabinets aus.

Ueber die Verhandlungen der kammer vom 18. d. M. erhält die Bericht: - .

In der Debgtte über den für die Flottenausrüstung begehrten Kredit von 73 Millionen erhält zuerst das Wort Lockroy (von der äußersten Linken). Derselbe will die egyptische Frage im Ganzen be— handeln, er giebt einen Abriß der Geschichte des Landes seit der alten Monarchie und sagt: Es gab drei politische Wege: Abwarten, englisch⸗französische Politik und Einvernehmen mit den andern Mãchten; aber man ersann sich noch einen vierten, der darin besteht, alle drei zu verfolgen. J, Er zeichnet sodann Tie englische Politik, welche der französische Eon—= troleur Bligniereg innegehalten, und die Politik Gambetta's und Freycinets. Sodann stellt er die Frage, wie die Intervention bewerkstelligt werden soll und welche Politik die Regierung einschla⸗ gen wird; dieselbe müsse ihre Zurüchaltung doch endlich aufgeben und der Volksvertretung die volle Wahrheit sagen. (Beifall auf mehreren Bänken.) Charmes (Hambettist und ehemaliger Redactenr der . Debats ‘) greift die Politik Freycinets an und empfiehlt die französischenglische Intervention. Nach seiner AÄnsicht besteht die gegenseitige Verpflichtung zwischen England und Frankreich in Be⸗ zug auf Egvpten noch immer, trotz der Einflüsse, welche sie zu tren= nen trachten. Diese Einflüsse haben glücklicherweise wenig Erfolg 13 Frankreich muß sich mit England vereint vor die Kon

nz stellen; Europg wird niemals protestiren, wenn et zwei vereinigte Mächte vor sich sieht, und wird ihre Intervention geneh⸗ migen. Frevecinet ergreift das Wort: die Prptiss Frage war seit langer Zeit alut, schon vor dem Antritt des 4 gen Kabinets. Die erste Militär ⸗Emeute fand im Februar 1881 statt, andere solgten. Die Keime der Krisis hätte man in der ganzen Praxis der Verwal- lung und Finanzwirthschaft finden können, die schwere Miß— brauche ng sich jogen und eine Spannung herbeiführten wischen Europäern und den einen bessern pelitischen 2 ö , Eingeborenen. Die europaischen Mächte müssen

Rechnung tragen, sobald die Ordnung wieder hergestellt ist. Welche Mittel giebt es für die Lage, die so nicht bleiben kann Pie bewaffnete Intervention, die leider noththut, ist ein schmer liches Mintel.

einigen Wochen konnte man sich fragen, ob das Recht zur Inter⸗

Deputirte n⸗ „Köln. Itg.“ folgenden

leute beängstigt und einige ermordet worden sind, giebt uns der Stand der Dinge das Recht zur bewaffneten Intervention. Wir haben Beschwerden

eltend zu machen und stehen vor einer Regierung, die keine Ent⸗ chädigung gewährt. (Paul Cassagnac, der den Redner unterbricht, wird vom Präsidenten zur Ordnung gerufen.) Die Allianz mit Eng⸗ land war nie erschüttert, die Regierung bat aber rn das Ein⸗ vernehmen mit Europa suchen wollen. England hat die Initiave zur Berufung an das europäische Konzert ergriffen. Die französische Regierung hat sich sofort einer Maßregel angeschlossen, die mit ihren eigenen Ansichten übereinstimmte, da es immer angenommen worden war, daß, wenn Zwangsmaßregeln nöthig würden, man sich auf das europäische Einverständniß mit der seit vier Monaten befolgten Politik berufen würde. Egypten besitzt eine wirkliche Auto⸗ nomie, und Alles, was seine Verfaffung in Frage stellt, berührt die orientalische Frage; jedesmal, wenn man die Schwierigkeiten ohne die Mitwirkung Europas lösen wollte, ging ein grohe Krieg daraus hervor. Mit dem Tage, als Arabi den Khedive beinahe abgesetzt hatte, hat die Frage einen enropäischen Charakter angenommen; man müßte sich also mit den großen Mächten verständigen. Um uns her stehen ungeheure Gewalten, deren Richtung man bestaͤndig im Auge behalten muß. Indem man die Konferenz berief, hat man eine That der Vorsicht und des Patriotismus gethan. Die Konferenz ist zu dem Vorschlage einer fürkischen Intervention gelangt und die Wirk— samkeit unseres Gesandten war darauf gerichtet, die Türkei zum Man⸗ datar Europas zu machen. Ich weiß noch nicht, wozu die Pforfe sich entschließen wird; wenn sie annimmt, werden wir strenge Aufsicht führen. Die Unterhandlung war ein wahrhafter Triumph für unfere Diplomatie. Dank derselben ist die Konferenz zusammengetreten trotz des Ausbleibens der Türkei, und wir haben darin unsere Ibee durch gesetzt, indem wir die nöthigen Garantien erlangten, den Aufenthalt der türkischen Truppen zu beschränken und ihre Einmischung in die innern An⸗ elegenheiten von Egypten zu verhindern. Wenn die Türkei nicht ein—⸗ oer wird die Konferenz aufgefordert, die europäische Intervention zu prüfen, und wenn wir zu den Mächten gehören, die zur Inter—⸗ vention bestimmt werden, so sind wir bereit, den Auftrag zu Über— nehmen. Der Suezkanal kann nicht aufhören, frei zu sein, und wenn andere Nationen sich darin festsetzen wollen, um ihn zu schützen, so muß Frankreich dabei sein. Auch für den Suezkanal ,, die Regierung den Rath der Konferenz, indem sie sich die Freiheit des Handelns vorbehält. Gestern ist mit dem englischen Kabinet ein Vertrag darüber abgeschlossen worden. Die Allianz mit England und das Einvernehmen mit Europa sind die beiden Mittel, an denen beständig fe stgehalten worden ist, und wenn dabei auch keine glänzen⸗ den Lorbern zu gewinnen sind, so wird wenigstens dem Lande 'ein Dienst erwiesen und die Kammer wird ihm ihre Anerkennung nicht versagen können. (Lebhafter Beifall Auf Verlangen wird die weitere Berathung um 7 Uhr Abends auf morgen vertagt.

Türkei. Konstantinopel, 19. Juli, Abends. (W. T. B.) Die Konferenz trat heute in Therapia zu einer Sitzung zu⸗ sammen, welche 3 Stunden dauerte. Wie aus Smyrna gemeldet wird, hat gestern daselbst eine Feuersbrunst das judische und das türkische Stadtviertel zerstört.

Aus Philippopel, d. d. 8. Juli, wird der „Pol. Corr.“ geschrieben:

„Die Pforte hat, das vom ständigen Comité der Provinzial— versammlung promulgirte Forstgesetz nicht sanktionirt, da es gegen begründete Kommunal- und Privakrechte verstoße. Ueberdies wird in Konstantinopel die These aufgestellt, daß die Gefetze und Ver— ordnungen für Ostrumelien mit den im Reiche bestehenden nach Mög⸗ lichkeit übereinstimmen müßten. Der Direktor des Innern fah sich daher veranlaßt, das Forstgesetz dem standigen Comité mit dem Be—=

merken zurückzusenden, es möge gewisse Modifikationen an demselben vornehmen.

Mit dem Bau von Kasernen für die Druzinas ist endlich begon⸗ nen worden. In Hermanly wird der Bau eifrig betrieben, da die dortigen Einwohner sich entschieden weigern, den Milizen, deren Dis—

ziplin nicht über allen Tadel eihaben sein soll, fernerhin Quarflere zu gewähren.

Der Rückkehr Aleko Paschas nach Philippopel wird gegen den 17. d. entgegengesehen. Der Generalgouverneur foll mit den' Re⸗ sultaten seines diesjährigen Besuches in Konstantinopel sehr un⸗ zufrieden sein und starke Neigung verrathen, dem Sultan seine De⸗ mission zu übersenden. Es gilt als nicht unmöglich, daß man noch vor Ablauf des fünfjährigen Termines, für welchen Aleko zum Ge' neralgouverneur ernannt wurde, an seine Ersetzung werde denken müssen. Ju diesem Falle dürfte, einer stark verbreiteten Annahme zu⸗ folge, Hr. Krestovitch, der gegenwärtige Direktor des Departements des Innern, nicht zu unterschätzende Chancen für diefen Posten haben.“

Serbien. Belgrad, 19. Juli. (W. T. B.) Der Finanz— Minister Mijatovie hat seine Entlassung eingereicht. Wie es heißt, soll der König mehreren Vertretern fremder Mächte gegenüber geäußert haben, er beabsichtige nicht, die Demission des Finanz⸗Ministers anzunehmen, er werde demselben viel— mehr nur einen mehrwöchentlichen Urlaub bewilligen.

Bulgarien. Sofia, 16. Juli. Der „Pol. Corr.“ meldet man, daß in einer unter Vorsitz des Fürsten Alexander von Bulgarien abgehaltenen Ministerkonferenz die Auf— lösung des Gensd armeriecorps beschlossen worden sei, dessen Offiziere und Mitglieder nunmehr als Dragonercorps unter militärischer Verwaltung organisirt würden.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 18. Juli. Dieser Tage hat dem „Golos“ zufolge die erste Sitzung der Redaktionskommission zur Ausarbeitung eines neuen Eivil⸗ Me. stattgefunden. Von dem ihr zugestandenen

echte Gebrauch machend, hat dieselbe beschlossen, auch den vereidigten Rechtsanwalt Richter zu ihren Arbeiten hinzu⸗ zuziehen, der aus diesem Grunde wahrscheinlich als Beamier für besondere Aufträge des Justiz-Ministers in den Staats⸗ dienst treten wird. Er wird mit der Ausarbeitung des Erb⸗ rechts betraut werden; Senator Pachmann hat den allge— meinen Theil und einen Theil des Obligationenrechtes über⸗ nommen, mit dem sich auch die Senatoren Knierim und Luk— janoff beschäftigen werden; die Ausarbeitung des Sachen— rechts ist Professor Golewingki und dem Ober⸗Prokuratort⸗ gehülfen Karnizki übertragen worden, und mit der Redaktion des Familienrechts ist Senator Golubeff betraut worden.

Afrika. rn. Alexandrien, 19. Juli, Vor⸗ mittags 1 Uhr. (WB. T. B.) Kurze Zeit nech Derwisch Paschas Abreise nach Konstantinopel ging eine wichtige Depesche aus Konstantinopel für denselben hier ein. Admiral Seymour hat deshalb einen Dampfer abgesandt, um Derwisch Pascha auf s iner Fahrt womöglich noch einzuholen und demselben die für ihn eingegangene Depesche zu über⸗

bringen. Rach

Nachmittags 1 Uhr 30 Minuten. Derwi ascha kehrt nach Alexandrien uh. . Nach aus Kairo hierher gelangten Mittheilungen soll die Aufregung dort im Zunehmen sein, von der Polizei würden aber energische Maßregeln ergriffen, um bie Ordnung aufrecht zu erhalten. Zur Steigerung der Aufregung wirb

das Gerücht verbreitet, daß auch in Kafrez-⸗Jajvat Gewalt—⸗ thaten gegen Europäer vorgekommen seien.

vention vorhanden sei. Wir batten Beschwerden und Besorgnisse wegen 12 der Schuld / aber das rechtfertigte nicht die Anwendung von *

Seil den Greignissen von Alexandrien, wobei mehrere unserer Lands.

Seitungsstimmen.

Im „Reichsboten“ findet sich ein Artikel „Wer trä t die Zölle“ In demselben heißt es: z . ie freihändlerische Presse behauptet bekanntlich stets keck und kühn. daß wir Deutschen die Zölle, welche wir an unseren Grenzen von der Einfuhr ausländischer Waaren erheben, selbst aus unseren eigenen Taschen bezahlen müßten und das Ausland davon nichts zu tragen brauche, Wäre diese Ansicht, daß das Land welches die Zölle erhebt, dieselben auch selbst durch Preiserhöhung der Waaren tragen müsse, richtig, dann brauchten wir uns jetzt gar nicht über die neue Zollerhöhung der Russen zu grämen. Denn nach dieser liberalen Theorle müßten ja die Ruffen selbst diese Zölle, welche sie auf fremde Waaren legen, bezahlen und unsere deutsche Industrie brauchte deshalb ihre Waaren keinen Pfennig bil— liger zu geben. . . . Wahrscheinlich aber werden die russischen Kaufleute von deutschen ö. jetzt billigere Preise fordern, und so haben wir eine neue Bestätigung unserer Ansicht, daß das Ausland“ den 5 Theil der Zölle tragen muß. Deshalb sind wir immer für mäßige Schutzzölle zum Schutze unferer deutschen Industrie einge⸗ treten, weil es nicht zu rechtfertigen ist, daß der Staat von unserer Industrie hohe Steuern erhebt und dann Der auswärtigen Industrie gestattet, steuerfrei der deutschen Industrie den deutschen Märkten Konkurrenz zu machen. Der Schutz⸗ joll muß wenigstens dem Betrag der deutschen Gewerbe⸗ steuer gleichkommen und auch einen Ausgleich der Verschiedenheit der Produktionskosten herzustellen suchen; denn wenn in Deutschland die Landwirthe ein viel höheres Kapital in ihrem Acker, ihrem Hofgeräthe und ihrem Viehstande zu verzinsen und viel höhere Steuern und Löhne zu zahlen haben, als der russische und ungarische Bauer, so hieße es den deutschen Bauer ruiniren, wenn mam ihm die russische und ungarische Konkurrenz steuerfrei auf den Hals setzen wollte. . ..

Wie falsch aber auch die Behauptungen der liberalen Blätter, daß der Schutzzoll den Export schädigen werde, waren, geht aus fol⸗ genden Mittheilungen hervor, die wir der freihändlerischen Nat. Ztg.“ entnehmen. Wir sehen daraus, daß der gemäßigte Schutzzoll Amerikas den Export nach diesem Lande nichh hindert und daß unsere deutsche Industrie durch unsere gemäßigten Schutzzölle nicht in ihre Wände eingekeilt worden ist, sondern daß sie unter dem wohlthätigen Schutze erstarkt ist und ihr Export sich von Jahr zu Jahr hebt, wie denn auch aus verschiedenen Gegenden, namentlich aus dem industriereichen Westfalen, Nachrichten von dem großen Aufschwung der Industrie kommen. In der »N.⸗tg.“ lesen wir nämlich:

„Der soeben fertig gestellte Bericht des hiesigen amerikanischen General konsulats für das mit dem 1. Juli endende zweite Viertel— jahr 1882 weist wiederum eine sehr bedeutende Zunahme des Exports nach. Amerika im Vergleich zu dem entsprechenden Zeitraume des Vorjahres auf. Der Bezirk Berlin hat allein feit dem JI. März d. J. Waaren im Werthe von 4567 123 C erportirt, um 2764 953 6 mehr als im zweiten Vierteljahr von 1881, und alle übrigen Kon— sulatsbezirke weisen eine verhältnißmäßig gleich starke Zunahme auf. An der Spitze steht Crefeld mit einer Steigerüng von 3060219 M, sodann folgt Barmen mit 1742659 „S; Leipzig schließt sich mit 1992 861 ½ an; Chemnitz folgt mit einer Zunahme von ga8 47 M, Hamburg 907 428 S, Bremen 703 662 AM, Nürn⸗ berg 719 6569 „M und in entsprechender Abstufung nehmen Sonneberg, Augsburg, Stuttgart, Dresden u. s. w. ihre Stellung ein. Die ge— sammte Zunahme des Exports gegen das entsprechende Quartal des Vorjahres beläuft sich auf circa sechszehn Millionen Mark.“

Das sind höchst erfreuliche Nachrichten; fie zeigen nicht blos, daß unsere Industrie wieder Bestellungen hat, sondern auch, daß sie unter dem Schutz der nationalen Zollpolitik erstarkt. ...

66 Die Wiesbadener Zeitung“ äußert sich über „die Wr hastlichen Verhältnisse des Jahres 1881“ in folgender

else:

Die Berichte der Handelskammern und Kaufmannschaften über die wirthschaftlichen. Ergebnisse des Vorjahres konstatiren durch= gehends einen günstigen Verlauf und Aufschwung von Handel und Industrie. Einige Handelskammern erkennen dies auch in ihrem Ge⸗ sammturtheil an, wenngleich sie sich bemühen, die Ürsache des Auf⸗ schwungs auf außergewöhnliche Verhältnisse zurückzuführen, statt der Zoll. und Wirthschaftspolitik das ihr gebührende Verdienst hieran beizumessen.

Unter den obwaltenden Verhältnissen wird man aber hierin schon eine Wendung zum Besseren erblicken, wenn man sich erinnert, wie die vorjährigen Berichte, welche über die im Allgemeinen ungün⸗ stigeren Verhältnisse des Jahres 1880 sich ausließen, ohne Weiteres alle Uebelstände und Nachtheile eben jener Zoll- und Wirthschafts⸗ politik zur Last legten. Zu derartigen Schlußfol zerungen hat nun das Jahr 1881 wenig Gelegenheit geboten, weshalb absprechende Ür⸗ theile über jene Politik weniger zu bemerken sind.

So sehr sich aber auch einige Handelskammern bemühen, für freihändlerische Grundsätze einzutreten und die günstigen Verhältnisse, die sie nicht leugnen können, auf die Gesetze der Naturnothwendigkeit zurückzuführen, denen gemäß der Ebbe auch im wirthschaftlichen Leben durch keinerlei Einwirkung begünstigt eine Fluth folgen soll, so sprechen doch fast durchweg die thatsäͤchlichen Angaben für die Haltlosigkeit einer solchen Auffassung; vielmehr sind dieselben geeignet, jedem unbefangen Denkenden das Urtheil abzunöthigen, daß der operative Eingriff des Staates in die wirthschaftlichen Verhältnisse von einem Segen begleitet war,I; welcher nicht nur reichlichere Einnahmen der Reichskasse zuführte, sondern auch Handel und Industrie an sich be⸗ lebte und die auf derselben lange Jeit liegende Stagnation in wohl thätiger Weise störte und beseitigte. .

Der in Hirschberg erscheinende „Bote“ theilt mit, daß der für das Jahr 1881 erstattete Jahresbericht der Han⸗ delskammer sür die Kreise Hirschberg und Schönau soeben ausgegeben worden sei, nachdem derselbe vor vier Wochen dem Handels⸗Ministerium eingereicht gewesen wäre. Dasseibe habe Ausstellungen an dem Berichte nicht gemacht. In der das Gesammt⸗Geschäftsergebniß betreffenden Einleitung bemerke die Handelskammer:

„Auf Grund der thatsächlichen Mittheilungen über die einzelnen industriellen und geschäftlichen Branchen können wir, unseren Bericht über die Resultate des Jahres 1881 einleitend, der Wahrnehmung Ausdruck geben, daß eine, wenn auch nicht bedeutende Zunahme des Verkehrs in den meisten Fahrikationszwelgen, und zwar zum größeren Theile während der letzten Hälfte des Jahres, eingetreten ist, welche auch, soweit nicht das günstigere Ernteergebniß von Einfluß gewesen sein mag, auf die allgemeinen Geschäftsverhältnisse belebend einwirkte. Eine Aufbesserung der Preise ist jedoch nur in einzelnen Fällen, und auch da nur in geringem Maße erfolgt, es forderte vielmehr die übergroße Kon— kurrenz auf fast allen industriellen Gebieten weitere Preisreduktionen. und ist dies wohl als Grund anzusehen, wenn die etwas günstigeren Gesammtergebnisse des abgelaufenen Jahres auf die Lohnverbältnisse der industrlellen Arbeiter keine auftessernde Wirkung haben konnten. Die Lohnsätze sind mit geringen Ausnahmen denen des Vorjahres gleich gehlieben, doch ist es immerhin als Fortschritt zu bezeichnen.

daß es im üllgemeinen an ausreichender Beschäftigung nicht ge—⸗ mangelt hat.“

EStatistische t achrichten.

; In Bezug auf das Theaterwesen in Berlin enthält der Verwaltungebericht des Königlichen Polizei⸗Präsidiums von Berlin für die Jahre 1871 18530 einen Abschnitt, dem wir folgende Daten entnehmen: In den Jabren 1871— 1880 hat dag Polijeiprãsidium zu Berlin auf Grund der Reichs Gewerbeordnung an 146 Personen darunter 8 weibliche) Konzessionen als Schauspielunternehmer er= tbeilen müssen. Der ehemallge Stand dieser . dürfte be⸗ weisen, daß die Mehrzahl dieser Konjessionsinhaber mit der Kunst

wenig oder nichts zu schaffen baben. Von den 146 Per⸗

4. Schankwirthe, Restaurateure 45, Kaufleute 13, Maler 3, Ilgarrenfahrikanten, Rentiers, ehemalige Beamte, Schriftsteller je 2, Jimmermeister, Handschuhmacher, Webermeister, Feldmesser, Buch⸗ dinder, Landwirth, Maschinenmeister, Tischler, Doctor juris. Lehrer und Maurer je 1; zwei Schauspielunternehmer hatten früher über⸗ haupt keinen bestimmten Beruf. Mit dem Reichsgesetz vom 15.

ull 1880 ist hierin insofern eine Aenderung eingetreten, als der Intragsteller vor Ertheilung der Konzession seine Befähigung in moralischer, artistischer und finanzieller Beziehung nachzu⸗ weisen hat. Bis jum Jahre 1870 bestanden in Berlin, außer den Königlichen Theatern. 13 öffentliche Theater,

u welchen in den Jahren 1870 bis 1880 noch weitere 13 hinzu⸗ ; treten sind. In den Jahren 1876 18890 sind 2662 Theaterstücke 6 2116 Couplets bez. einzelne Lieder der polizeilichen Prüfung unterzogen worden, wovon als zur Aufführung ungeeignet 69 Theater⸗ stücke und 4 Couplets, zurückgewiesen worden sind. Die urück⸗ weifung erfolgte, weil die Stücke theils unmoralischen Inhalts, theils Tendenzen in denselben vertreten waren, welche mit den bestehenden staatlichen und sozialen Einrichtungen im krassen Gegensatze standen, theils auch, weil in den Stücken Tagesfragen behandelt wurden, welche bei der Aufführung nothwendiger Weise, zu Ruhestörungen und Exzessen hätten führen müssen. Die Anzahl der Liebhaber⸗Theater⸗Vereine, so weit beren Dasein zur Kenntniß der Polizeibehörde gelangt ist, hetrug im

Jahre 1871 393, Ende 1880 aber 889, so daß also innerhalb zehn

Jahren etwa 500 hinzugekommen sind. Als Grund für diese erheb⸗

siche Zunahme der Liebhaber⸗-Theater⸗Vereine ist nach den Erfahrungen des Polizei⸗Präsidiums vorwiegend anzusehen: der Drang unreifer und ungebildeter junger Leute beiderlei Geschlechts nach Bethätigung eines eingebildeten dramgtischen Talents und die Sucht, sich öffent⸗ lich zu zeigen, öffentlich genannt und wohl gar belobt und beklatfscht ju werden. „Die übermäßige Vermehrung solcher Liebhaber -Theater“. betont der Verwaltungsbericht des Po— lizei⸗Präsidiums, „ist; demnach gar nicht unbedenklich, da sie nicht nur zu unnöthigen Ausgaben verleiten, sondern die jungen Leute auch von ihrem Geschäft, ihrem Handwerk und ihrer Berufs— thätigkeit abziehen und zerstreuen, ihr Streben in falsche Bahnen lenken und sie mit Ideen und Plänen erfüllen, deren. Verfolgung sie aus dem Kreise ihrer gewohnten und natürlichen Thätigkeit hinaus zieht und sie in den falschen Glauben wiegt, zu etwas Anderem, Höherem geboren und bestimmt zu sein. Schließlich sind sie genöthigt, an kleinen herumziehenden Bühnen ihre vermeintlichen Talente zu verwerthen, und gewöhnen sich so an ein ungebundenes, ungeregeltes, umherschweifendes Leben, das selten die Erfüllung ihrer Wünsche und Hoffnungen bringt, wohl aber ihnen häufig schwere Entbehrungen auferlegt und sie oft geistig und körperlich vor der Zeit zu Grunde ö das Auswanderungswesen entnehmen wir dem oben eitirten Berichte folgende Mittheilungen: Das Polizei⸗Präsidium er theilte auf Grund des Gesetzes, betreffend die Beförderung von Aus—⸗ wanderern vom 7. Mai 1853, in dem Zeitraume von 1870 bis zum Jahre 1880 im Ganzen 14 Konzessionen zum Abschluß und zur Ver— mittelung von Beförderungsverträgen mit Auswanderern. Von diesen Konzessionen betreffen 2 Auswanderungs⸗Unternehmer, 12 Agenten und zwar 3 Agenten inländischer und 9 Agenten aus⸗ wärtiger Auswanderungs-Unternehmer. In 10 Fällen konnte dem Antrage auf Ertheilung der Konzession nicht entsprochen werden. Die ertheilten Konzessionen bezogen sich sämmtlich auf, Beförderung von Auswanderern nach überseeischen Ländern. Sie ermächtigten zum Abschluß, bezw. zur Vermittelung von Verträgen mit Auswanderern zum Zweck deren Beförderung nach Amerika (ausschließlich Brasilien und Venezuela), nach Australien und Afrika und über folgende Cinschiffungs⸗ bezw. wischenhäfen: Bremen mit Bremerhafen, Geestemünde, Wilhelms⸗ . Hamburg mit Glückstadt, Danzig, Rostock mit Warnemünde, Stettin, Königsberg, Antwerpen, Havre, Vliessingen, Hull, Glasgow, Liverpool, Hartleppol. Der Erlaß des Herrn Ministers für Sandel 2c. vom 3. November 1859, durch welchen die Ertheilung neuer Kon- zessionen zum Abschluß, bezw. zur Vermittelung von Verträgen mit Auswanderern zum Zwecke deren Beförderung nach Brasilien untersagt worden war, gelangte nicht zur thatsächlichen An⸗ wendung, da die Ertheilung derartiger Konzessionen nicht beantragt wurde. Seitens sämmtlicher Auswanderungsunternehmer und Agenten wurde nach Maßgabe der Bestimmungen des Reglements vom 6. September 1853, betreffend die Geschäftsführung der zur Be⸗ förderung von Auswanderern konzessionirten Personen c. eine Kaution bestellt. Die von den Unternehmern bestellte Kaution betrug 30 900 ι, hatte also die in den bezeichneten Reglements bestimmte Höhe und fand eine Ermäßigung der Kaution nicht statt. Die von den Agenten bestellte Kaution betrug 3000 4M, mit Ausnahme eines Falles, in welchem sie auf 900 M herabgesetzt war. In keinem Falle ist das Polizei⸗Präsidium genöthigt gewesen, gemäß §. 12 des Reglements Ansprüche an die Kautionsbesteller aus der bestellten Kaution zu berichtigen. Befördert wurden während des Zeitraumes vom Jahre 1870 bis zum Jahre 1880 Seitens hiesiger Auswanderungeunternehmer und Agenten nach Ausweis der von ihnen eingereichten Verzeichnisse:; im Jahre 1870 39089 Personen, 1571 61, 877 = 6656, 18373 Fö6z, 1874 361, 1875 zb, 1876 566, 1877 3196, 1878 3655, 1878 —= 4442, 1880 14,997, zusammen 53, 041 Personen. Die verhältnißmäßig geringe Anzahl der in den Jahren 1871 und 1874 als befördert an— gegebenen Personen erklärt sich daraus, daß in diesen Jahren die ein gereichten Verzeichnisse nicht vollständig waren. Innerhalb desselben Zeitraums traten 11 Seitens des Polizei⸗Präsidiums ertheilte Von zessionen außer Kraft, und zwar 4 in Folge nicht. ertheilter Ver⸗ längerung derselben. Eine Entziehung der Konzession Seitens des Polizei⸗Präsidiums fand in keinem Falle statt. In den Jahren 1871 bis 1889 sind vom Polizei⸗Präsidium 654 Auswanderung. (Ent- lassungs⸗) Urkunden ausgefertigt worden, denen 714 Naturalisationen gegenüber stehen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Von dem Jahrbuch der Königlich Preußischen Lunstsammlungen ist der dritte Band (II. Heft der amtlichen Mittelungen. III. und JV. Heft der Studien und Forschungen) er— schienen. Berlin 1882. Weidmannsche Buchhandlung. Preis 30 4 für den Jahrgang). Heft III. und 1V. der Studien und Forschungen haben folgenden Inhalt: Der italienische Holzschnitt im 15. Jahrhun⸗ dert. III. von F. Lippmann mit acht Holjschnitten. Die italie—⸗ nischen Schaumünzen des fünfzehnten Jahrhunderts. 1430 1530. X. (Schluß. Ven Julius Friedlaender. Mit sechs Tafeln Lichtdruck und zwei Holzschnitten von A. Frisch. Die Kupferstichsammlung der Stadt Breslau. Von Max Lehrs. Mit zwei Holzschnitten. Rubens' Nil⸗Bilder. Von A. von Sallet. Mit zwei Holzschnitten. Dag Kupferstich und Holjschnittwerk des Hans Sebald Beham. (Schluß) Von W. von Seidlitz. II. Das Holischnittwerk. Mit vier Holjschnitten. Die italienischen Skulpturen der Renaissance in den königlichen Museen. Von W. Bode. II. Bildwerke des An⸗ drea del Verrocchio. (Schluß) Mit einem Kupferlichtdruck, einer Zinkätzung und uf elde en Zu Raphael. Von Herman Grimm. III. Die Rossebändiger auf Monte Cavallo. Mit drei Hol schnitten. .

Die in Leipzig am 22. Juli d. J. erscheinende Nr. 2038 der Illustrirten Zeitung enthält, folgende Abbildungen: Die Krisis in Egypten. 2 Abbildungen: 1) Einschiffung euronaischer Flüchtlinge im * von Alexandria. Nach der Skijze eines Augen⸗ zeugen. 2) Ansicht der Fele mn Alexandria vor dem Bombarde⸗ ment, Derwisch Pascha, der türlische Kommissar in Egvrten. Deutsche Kriegsmaring: Gin neues Torpedoboot. Driginaljeichnung pon H. Penner, Jur Feier des M0lährigen Universitätgsubiläums in Würzburg: 5 Anslchten aus der Feststadt. Oriqinaljeichnung von

ri Stoltenberg: 1) Die Mainbrücke und die Festun Nur er ö ie Domstraße mit dem Rathhaus und dem Dom. 3 Die arienkapelle. 41) Die Universität. 5) Nördliche Ansicht der Stadt.

onen waren nämlich: Schauspieler 4, Musiker 6, Theater Ire ten

Kornblumen. Gemälde von Ch, Landelle. Nach einer Photo— graphie aus dem Verlag von Braun u. Co. in Dornach. Shetlandstute mit Fohlen im Zoologischen Garten zu Dres- den. Nach der Natur gezeichnet von Albert Richter. Scenen aus dem oberbayerischen Bauernspiel Der Schmied von Kochel‘. 4 Abbildungen. Nach der Aufführung im Bade Kochel ge⸗ zeichnet von W. Grögler: 1) Die Schmiede des Schmieds von Kochel. 2) Gebet der Bauern am Sendlinger Friedhof während des Schlacht. 3) Spielplatz. ) Zug der bewaffneten Bauern durch das Dorf zum Spielplatz. Die durch A. Tondeur ergänzten pergamenischen Bild⸗ werke der Königlichen Museen zu Berlin. 4 Abbildungen: 1) Die Zeusgruppe aus der Gigantomachie. 2 Abbildungen. 2) Die Athene⸗ gruppe aus der Gigantomachie. 2 Abbildungen Moden: Morgen⸗ anzug. Reisstrohhut. Hut aus grobem Strohgeflecht. Him⸗ melserscheinungen: Venusbeobachtungen im Frühjahr 1881. 3 Figuren. X. Polytechnische Mittheilungen: Timmermanns Signaltorpedo⸗ Sicherung für Thürschlösser. 4 Figuren. Kontrolapparat für Fahrbillets. 4 Figuren. Neuer Pflanzensammler. 2 Figuren. Reise⸗ oder Pickenicktisch. 2 Figuren. .

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. Neue Folge. 29. Jahrg. Organ des germanischen Museumg. (Heraus⸗ gegeben von Dr. Essenwein und Dr. Frommann in Nürnberg.) 1882. Nr. 6 und 7. Juni und Juli. In diesem Doppelhefte bringt zunächst A. Essenwein in einem mit vielen Abbildungen begleiteten Aufsatze Beiträge aus dem germanischen Museum in Nürnberg zur Geschichtk der Bewaffnung im Mittelalter. H. Lange berichtet sodann über das Ergebniß der Ausgrabungen bei Dietersdorf (1 Wegstunde südöstlich von Fürstenfeld, unfern der ungarischen Grenze). Bei Oeffnung der dort befindlichen Tumnli wurden Aschenurnen, schalenähnliche Gefäße, Thränenfläschchen, Schalen, Bronzefibeln, knopfähnliche Eisenstückchen u, dgl. m, darin gefunden. PDr. „Fr. v. Weech theilt den Wappenbrief König Wenzels für die Brüder Hans und Claus Conezmann von Staffurt in der Markgrafschaft Baden vom 14. Februar 1392 feinem Wortlaute nach mit. K. Hartfelder liefert ein Schrift stück, das das Inventar der unweit Altbreisach einst belegenen Burg Höhingen vom Jahre 1424 enthält. C. M. Blaas giebt den Inhalt von drei aus dem 14, und 15. Jahrhundert stam⸗ menden Urkunden, die auf das damalige Profanhauwesen Bezug haben, an. Wernicke theilt sodann den Kontrakt mit, den der Rath der Stadt Löwenberg i. Schl. sammt den dortigen Kirchen⸗ vätern mit dem Glaser Schwantener wegen Verglasung der Fenster der Pfarrkirche daselbst im Jahre 1511 geschlofsen. Darauf folgt ein Bericht von Th. Diestel über eine Revision des Fleischergewichts, die zu Leipzig im Jahre 1518 stattgefunden. Endlich führt Wernicke aut dem Testamente des Pfarrers Rademann in Giersdorf (bei Löwenberg i. Schl.) vom Jahre 1608 mehrere Stellen an, in denen der genannte Geistliche allerhand Kunstgegenstände vermacht. Die Beilage zu Nr. 6 und enthält die Chronik des germanischen Mu— seums, die Angabe des Inhaltes von Schriften der Akademien, Museen und historischen Vereinen, welche der Redaktion zugegangen, sowie vermischte Nachrichten (77 97) aus verschiedenen Zeitschriften und Zeitungen über die Ergebnisse von Ausgrabungen, Ruinen von Schlössern, über einen Münzfund, über die Veräußerung einer Kunstsammlung u. dgl. m.

Gewerbe und Handel.

Zu Tynemouth bei Neweastle⸗on-Tyne wird am 6. Sep⸗ tember d. J. eine Ausstellung von Gegenständen des Schiffs- und Schiffsmaschinenbaues, der Fischerei sowie des Rettungs- und Küstenbeleuchtungswesens er— öffnet werden. Anmeldungen zur Theilnahme an dieser Ausstellung sind bis zum 1. August d. J. an das Büreau der North-East Coast Exhibition of Naval , ete. in Neweastle⸗on⸗Tyne, 21 Collingwood Street, zu richten. :

ereen erg, 19. Juli. (Allg. Br. u. Hopf. Ztg.) Die Wit⸗ terung hat sich seit acht Tagen für die Getreideernte, welche in un2 serer Gegend schon theilweise ihren Anfang genommen, sowie zur Er⸗ holung und Besserung der Hopfenpflanze günstiger gestaltet. Wenn auch im Allgemeinen angenommen werden darf, daß der letzte, am Sonntag niedergegangene starke Gewitterregen in Folge Abküh— lung der allzu heißen Temperatur sich nur von gutem, Einfluß auf das Hopfengewächs erwies, so sprechen sich die Berichte aus den Distrikten unserer Umgebung doch nur insoferne günstiger aus, als nur schöne und sonst gesund stehende Pflanzungen sich weiter erholen konnten, während schwaches, durch die normale Witterung geschädigtes Gewächs keine Spur von einer Besserung zeige. Wir wissen aus früheren Jahren, daß jede vor dem Eintritt der Blüthe aufgestellte Ernteschätzung verfrüht und deshalb unzuver⸗ lässig ist, weil der Hopfen oft noch im letzten Stadium seiner Ent⸗ wickelung sich einer überraschenden Besserung fähig gezeigt hat; allein, wenn auch erst in etwa vier Wochen ein anndhernder Ueber— blick über den Ernteertrag gefällt werden kann, so viel ist aus den Berichten der meisten Länder schon jetzt zu entnehmen, daß das Ernte⸗ ergebniß mag es noch viel besser ausfallen, als man jetzt zu hoffen wagt doch nur ein mãßiges werden wird. Die ersten Frühhopfen wird in diesem Jahre wieder die süd—⸗ liche Steiermark, von wo das erste Bällchen an unsern Markt bereits abging liefern, während in den meisten andern Dopfenländern des Kontinents noch kaum eine Spur von Anflug zu finden ist, ja in sehr vielen Distrikten die Ranke erst die Stangen⸗ mitte erreicht hat. In Folge ungünstiger Nachrichten aus den Be— zirken sind in Amerika die Preise rasch von 20— 22 Eis. auf z3——– 36 Cts. und in England fast in dem gleichen Verhältniß gestiegen; am hiesigen Markt hat der Verkehr auch in dieser Woche wieder einen Aufschwung erfahren, soweit einen solchen eben die Vorräthe ausz den Vorjahren noch gestatten. Seit Montag betrug der Umsatz in 1881er Hopfen 500 Ballen, in 9er und älterer Waare sogar 1009 Ballen. Geringste Sorten wurden mit 119 - 1184, Mittelhopfen zwischen 120 und 139 „6, beste und Siegelhopfen mit 149 bis 150 , 1880er zu 10 55 66 und noch ältere Hopfen zwischen 19 und 24 6 bezahlt. Aus diesen Notirungen ergiebt sich auch für die erste Hälfte dieser Woche wieder ein Preisaufschlag von 6— 10 M, während der vorwöchentliche M M betrug. Diesem be⸗ deutenden Umsatze stebt eine Zufuhr von ca. 250 Ballen gegenüber. Seit gestern blieb das Geschäft in Folge geringen Angebots bei steigender Preisrichtung still.

Verkehr s⸗Anstalten.

Havre, 19. Juli. (W. T. B) Wollauktion. 2459 B, verkauft 523 B. Preise 5— 10 Cent. niedriger.

Angeboten

Berlin, 20. Juli 1882.

(Nordd. Allg. Ita) Am 16. Juli fand auf der Mainau wiederum eines ener Fest spiele statt, mit denen das Offiziercorps des K Nr. 114 in Konstanz die Anwesenbeit Sr. Majestät des Kaisers auf der Mainau seit einigen Jahren zu feiern rflegt. Hervorgegangen sind diese Festspiele aus dem Wunsche, dem Kaiserlichen Herrn und den Großherzoglichen Herrschaften in sinniger Form eine Huldigung darzubringen. üchtige, künstlerisch und poetisch begabie Kräfte innerbalb des Offiziercorpg wußten mit ge⸗ ringen Mirren die bieberigen Festaufführungen recht gelungen zu gestalten. Saämmtliche Offijiere, Damen und die älteren. Kinder von Offizieren des Regiments, sowelt sie nicht durch Reisen oder Krankheiten verhindert waren, nahmen an dem Spiele Theil etwa IO Personen. Das Spiel fand Abende nach 9 Uhr auf dem

ofe des Mainau⸗Schlosses statt. In der Mitte desselben waren aus

annen und laubbedeckten Rahmen ein Hintergrund und bewegliche Coulissen geschaffen worden. Die hohen Herrschaften und eine Anzahl

geladener Gäste waren in dem unteren Saale des Schlosses versam⸗ melt, durch dessen breite geöffnete Glasthüren dieselben wie aus Logen dem Spiele zuschauten. Die Beleuchtung wurde durch elektrisches Licht hergestellt, welches aus einem Fenster des oberen Stockwerkes die Szene taghell erleuchtete. Dem Festspiel lag die Idee zu Grunde, Lindheit und Jünglingsalter des Kaisers, dann die Zeiten der für die Thronfolge bedeutendsten Ereignisse der Geburten Seines Sohnes und Enkels durch Scenen aus jenen Epochen, die Geburt eines Urenkels durch ein, Gegenwart und Zukunft verbindendes allegorisches Bild dem Aller⸗ höchsten Herrn vorzuführen. Ein hundert Jahre umfassendes Vier⸗Kaiser⸗ Bild. hundert Jahre persönlicher Geschichte unseres Kaisers! Clio, die Muse der Geschichte, leitete ein und begleitete mit verbindenden Worten die Bilder. Die hinter der Szene plazirte Musik füllte die Pausen mit Motiven aus von Märschen und Liedern, die der Zeit und Gelegenheit entsprachen. Nach einer kurzen Introduktion der Musik trat Clio im weißen Gewande der griechischen Priesterin in edler Haltung vor den Kaiser und leitete das Spiel durch feierlichen Prolog ein. Das erste Bild, Jahr 1803, Kindheit des Kaisers, stellte die drei kleinen Prinzen Friedrich Wilhelm (nachmaliger König Friedrich Wilhelm IV.), Prinz Wilhelm (der jetzige Kaiser), Prinz Carl dar, wie dieselben von einem mäch— tigen Unteroffizier des ersten Bataillons Garde exerzirt werden. Eine Gouvernante hält die kleine Prinzessin Charlofte (nachmalige Kaiserin von Rußland) auf dem Arm. Die drei Prinzen in den da⸗ maligen Uniformen der Gardes du Corps, der Husaren und Dragoner machten ihre Exerzitien und Honneurs mit vieler Anmuth. Das zweite Bild, Jahr 1814, Jünglingsalter des Kaisers, zeigt uns eine Familienszene. Die Gattin eines als Offizier im Felde in Frank⸗ reich befindlichen Gutsbesitzers theilt Kindern und Eltern jubelnd einen soeben erhaltenen Brief des Gatten mit, der vom Einzug der Verbündeten in Paris, von Verwundung und Ordensauszeichnung des Gatten berichtet, die dieser gleichzeitig mit dem Prinzen Wilhelm erhalten. Die älteste Tochter kränzt die Büsten des Königs Friedrich Wilhelm III. und der damals bereits heimgegangenen Königin Lulse. Das Bild, stimmungsvoll gruppirt, versetzte den Beschauer in jene Jugend⸗ zeit unserer Groß und Urgroßeltern. Das dritte Bild, Jahr 1831, Zeit der Geburt des jetzigen Kronprinzen, versetzt uns nach dem Brandenburger Thor in, Berlin. Ein Trupp Landleute aus dem Spreewalde ist nach Berlin gekommen, geführt von einem vor Kurzem entlassenen Reservisten, um sich die Tauffeierlichkeiten des jüngst geborenen Prinzen anzusehen. Der Sprecher animirte seine Genossen wie die Zuhörer durch seine soldatische Frische und Lebendigkeit. Die schmucken Spreewaldkostüme hoben die zierlichen Damengestalten wirkungsvoll hervor. Das vierte Bild, Jahr 1861, führte eine Gruppe Veteranen aus den Befreiungskriegen vor, welche die in Königsberg stattfindende Krönung Königs Wilhelm zu feiern zusammengekommen sind. Der Sprecher erzählte in markigen Worten, auf 1814 zurück⸗ gehend, die erste Waffenthat des Prinzen Wilhelm bei Bar⸗sur⸗ Aube. In den Schlußworten wurde auf die vor Kurzem erfolgte Geburt des dritten Kaisersprossen, des jetzigen Prinzen Wilhelm, hingedeutet. Im fünften Bilde, Jahr 1871, erschien eine Gruppe Schwarzwälder Landleute und nach dem Kriege entlassener Soldaten. Ein Landwehr-Offizier kehrt vom Felde und Siegeseinzuge der Trup⸗ pen in Berlinin die Arme der Seinigen zurück und erzählt in frischer Weise seine Erlebnisse. Malerisch und schmuck präsentirten sich die Schwarzwälder Bäuerinnen, an Zierlichkeit mit den Damen des Spreewaldes wetteifernd. Das sechste und letzte Bild endlich versetzt uns in die Gegenwart und deutet in die Zukunft. Um die mit Purpurgewändern bedeckte Wiege des jüngst geborenen Kaiserlichen Urenkels ist eine Schaar kleiner Herolde gruppirt, welche in mittel⸗ alterlichem Kostüm in Farben und Wappenschildern die verschiedenen deutschen Länder darstellen. Ueber die Wiege breitet schuͤtzend ein Genius einen Palmenzweig. Die lieblichen Kindergesichter in den farbenprächtigen Kostümen, unter den Strahlen des elektrischen Lichtes gewährten einen entzückenden Anblick. Aus dem Bilde heraus, dem Kaiser entgegen, schritt ein Herold in malerischem Kostüm des Mittelalters, in, schwarz Mweiß roth die deutschen Farben darstellend. Mit weithin schallender, von warmer Empfindung getragener Rede sprach der Herold den Kaiser persönlich an, ihm die Gedanken des Festspieles darlegend, als einer Huldigung, eines Ausdruckes der Freude, den Hohen Herrn zu sehen, eines Glück⸗ wunsches zur Geburt des jüngsten Kaisersprossen. Auf die Kinder⸗ gruppe weisend, schloß er mit folgenden Worten:

Seht hier Jungdeutschland, seine Kleinen alle

Sie stehn geschaart um Eures Enkels Wiege,

Verschieden zwar nach Wesen und Gestalt,

Wie Eures Volkes Stämm' in Brauch und Art,

Geeint indeß in Lieb' zu ihrem Fürsten.

Und wenn dereinst die Stunde der Gefahr

Den Sohn, den Enkel sich bewaffnen heißt,

Wie heute wir, sie werden rufen Alle dann:

Heil unserm Kaiser, unserm Kaiser hoch! ;

Se. Majestät wie die Großherzoglichen Herrschaften waren mit

sichtlichem Interesse dem Spiele gefolgt. Die gesammten Mit⸗ wirkenden wurden zum Thee in den Saal befoblen. Die Hohen Herrschaften ließen Sich in gnädigster Weise jeden Einzelnen vorstellen, dankten für die Aufmerksamkeit und beglückten Groß und Klein durch huldvolle Unterhaltung. Die Schaar der lieblichen Kindergestalten erregte sichtlich die meiste Freude. Se. Majestät entzückten Alle durch Sein frisches Aussehen und die Heiterkeit Seiner Rede. Nach 11. Uhr zogen Sich die Hohen Herrschaften zurück, und das Dampf⸗ schisf führte die Konstanzer Regimentsgesellschaft in glücklichster Stimmung nach der nahen Garnison zurück.

Das Kunstgewerbe⸗Museum hat einen sehr interessanten Zuwachs erhalten durch das vollständige Modell eines java— nischen Hauses, welches mit allem Hausrath in zierlichster Aus. führung angefüllt ist. Dasselbe ist ein anziehendes Seitenstück zu dem Puppenhaus, welches die Wohnung eines Nürnberger Patriziers im Anfange des 17. Jahrhunderts darstellt. Sehr bereichert ist die Sammlung persischer Majoliken besonders durch die Schenkung des Architekten Hauschild in Dresden, sowie durch neuerliche direkte Zusendung aus Persien. In der oberen Galerie des Lichthofs ist vorübergehend eine Reihe interessanter moderner Stickereien von Hermine Wernigk in Köln, die eine originelle Ver⸗ bindung verschiedener Technik und breite dekorative Wirkung aufweisen, sowie eine zweite Kollektion gleichfalls moderner Stickereien aus dem eigenen Besitz des Museums zur Ausstellung gelangt. Die letzteren entstammen der Royal school of art needlework in London und zeigen die eigenthümliche gewandte Technik, welche mit ge⸗ ringem Aufwand von Material leicht stilisirte Blüthenzweige von vortrefflicher Wirkung herstellt. Auch die architektenische Aus⸗ schmückung des Hauses nimmt ihren Fortgang. Am Eingang sind zwei Kandelaber aus gebranntem hon aufgestellt, ein Geschenk des vortheilhaft bekannten Hauseß von March in Charlottenburg, mit zierlichen kupfernen Laternen, welche von Peterg gestiftet sind Im vorderen Trervenbause werden die Wände in ihrem unteren Theil mit farbigen Majolikafliesen bekleidet, welche von Seydel in Meißen angefertigt sind und ein sehr reiches Teppichmuster darstellen. Das Haupttrepvenbaus wird eine ähnliche, aber noch weit reichere Dekoration erhalten, welche Villeroy u. Boch in Mettlach dem Museum zum Geschenk machen und welche auch noch im Lause dieses Jahres zur Vollendung kommen wird.

Belle Alliance ⸗Theater. Die ene n, des Intriguer⸗ Lustspiels Die 3 Staatsverbrecher' von J. B. von Schweitzer, welche für Sonnabend angesetzt war, muß um einige Tage hinaug⸗ geschoben werden, da Onkel 12 noch nichts an Zugkraft eingebüßt ar und am Sonntag erst auf allgemeines Verlangen noch eine Wiederholung des Lustspiels Die Mönche“, oder Die Offiüere im Nonnenkloster von M. Tenelli, welches bei der Mitwoch ⸗Vorstellung außerordentlich gefallen hat, stattfinden soll.