Königliche Bibliothek.
n der nächsten Woche vom 31. Juli bis 5. August d. Is. sinded nach 5§. 37 des gedruckten Auszuges aus der . ordnung die allgemeine Zurücklieferung aller aus der König⸗ lichen Bibliothek entliehenen Bücher statt. Es werden daher alle Diejenigen, welche Bücher der Königlichen Bibliothek in änden haben, hierdurch aufgefordert, solche während dieser 34 in den Vormittagsstunden zwischen 9 und 1 Uhr gegen die darüber ausgestellten Empfangscheine zurückzuliefern. . Die Zurücknahme der Bücher erfolgt nach alphabetischer Ordnung der Namen der Entleiher: von A.- — IH. am Montag und Dienstag, „JT. — R. am Mittwoch und Donnerstag, „S. — 2. am Freitag und Sonnabend. Berlin C., den 24. Juli 1882. Der Königliche Geheime Regierungs-Rath und Ober⸗ Bibliothekar. Lepsius.
Angekommen: Se. Excellenz der General ⸗Intendant der Königlichen Schauspiele von Hülsen.
Bekanntmachungen auf Grund des Reichsgesetzes vom 21. Oktober 1878.
Die unterfertigte Stelle hat durch Beschluß vom Heutigen die Nummern 1 und 2 der dahier ausgegebenen perio⸗ dischen Druckschrift „Augsburger Ehronik“ vom 16. und 25. d. Mits. (Redaktion und Verlag von Carl Haber— malz, Druck von Hier. Mühlberger), sowie das fernere Er— scheinen dieser Druckschrist — als eine Fortsetzung der mit Entschließung vom 1. d. Mts. verbotenen Druckschrift „Der lustige Vetter für Stadt und Land“ — auf Grund der S5. 11 und 12 des Reichsgesetzes vom 21. Oktober 1878 gleichfalls verboten.
Augsburg, den 24. Juli 1882.
Königliche Regierung von Schwaben und Neuburg,
Kammer des Innern. In Stellvertretung: Frhr. von Crailsheim.
Per sonalveränderungen.
Königlich Preußische Armer.
Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Mainau, 14. Juli. Müller, Oberst⸗ Lt. z. D. und Bez. Commandeur des 2. Batz. Landw. Regts Rr. 20, in gleicher Eigenschaft zum 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 66 versetzt. v. Mar ges, Oberst-Lt. z. D., zum Bez. Commandeur des 2. Babs. Landw. Regts. Nr. 20 ernannt. — Bad Gastein, 18. Juli. Hedinger, Hauptm. à la suite des Inf. Regts. Nr. 56 und Militärlehrer bei der Haupt. Kadettenanstalt. zum überzähl. Major befördert, von der Lippe, Premier⸗Lieutenant vom 4. Garde⸗ Regiment z. F., dessen Kommando als Ordonnanzoffiz. bei des Erb⸗ Großherzogs von Oldenburg Königl. Hoheit um ein Fahr verlängert. 8. Zalus kowętki, Major z. D, und Bez. Tommandeur des 1 Batz. Landw. Regts. Nr. 74, in glescher Eigenschaft zum 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 21, Graf Schaffgotfch, Sec. Lt. vom Kür' Regt. Nr. 4, Graf v. Seherr⸗Thoß, Sec. Lt. vom Kür. Regt. Nr. 1, in das Regt. der Gardes du Corps, Graf v. Matuschka Frhr. v. Toppolczan und Spaetgen J., Sec. Lt., vom Hus. Regt. Nr. 6, in das Kür. Regt. Nr. J, verfetzt.
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Mainau, 14. Juli. v. Marses, Oberst⸗Lt. R ja snite des Gren. Regts. Nr. 10 und vom Nebenetat des Großen Generalstabes, mit Pens. zur Disp. gestellt.
Königlich Banyerische Armee.
Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 15. Juli. Ritter v. Tylander, Oberst aà la suite des 2. Schweren Reiter⸗Regts. und Commandenr der 1. Kav, Brig.,, mit Wahrnehmung der Geschäfte des Inspecteurs der militärischen Strafanstalten beauftragt. Hartmann, Pr. Lieut. A la suite des Ingen. Corps, unter Entbindung von seinem Kom⸗ mando zur Fortißikation Um, in den etatsmäß. Stand des Ingen. Corps versetßt. Sinz, Hauptm. von der Festungs⸗Ingen. Direktion Ingolstadt, zum Compagnie Chef im 1. Pionier⸗Bataillon er⸗ nannt. Müllerklein, Pr. Lt. von der Insp. des Ingen. Corps und der Festungen, Marx, Pr. Lt. von der J. Ingen. Direktion, Beide im Ingen. Corps, Gü nther, Prem. Lieut, unter Belassung à ja suite des Ingen. Corps und als Lehrer an den Militär⸗Bildungsanstalten, zu Hauptleuten, Kuchler, Sec. Lt. im 1. Pion. Bat, Schiller, Sec. Tt. à la 3uite des Ingen. Corys und kommandirt zur Fortifikasson Ulm, Beide unter Belass. in ihrem bisher. Dienstverhältniß, zu Pr. Lts., befördert. Lo, Sec. Lt. des 1. Pion. Bats., unter Kommandirung zur Fortifikation Ulm, à la suite des Ingen. Corps gestellt.
Im Beurlaubtenstande. 15. Juli. Waldecker, See. Lt. des Beurlaubtenstandes vom 1. Pion. Bat., im Ingen. Corps zum 3 ö
iedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 9. Juli. Deßloch, Oberst z. D., Frhr. v. Ruffin, Raith, Mussinan, Luzzenberger, Reinwald, Frhr. v. Branca, Majors z. D., der Abschied mit Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der
Unif. bewilligt. In der Kaiserlichen Marine.
Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen ze. Mainau, 14 Juli, Graf r. Reichen bach, Kavithn zur See, mit Pens. nebst Aussicht auf Anstellung im Civildienst und seiner bisher. Unif, v. Amelunxen, Lt. zur See der Seewehr, der Ab⸗ schied bewilligt.
Nichtamtliches. Deuntsches Reich.
Preußen. Berlin, 26. Juli. Se. Majestät der Kaiser beehrten vorgestern Abend den Grafen Lehn⸗ dorffSteinort auf der Uilla Solitude mit einem Besuch und wohnten nach dem Thee einer daselbst veranstalteten Theatervorstellung bei. Gestern unternahmen Allerhöchst⸗ dieselben nach dem Bade eine längere Promenade. Das Befinden Sr. Majestät ist ein vorzuügllches.
— Ihre Majestät die Kaiserin ist, nach einer Mel⸗ dung des „W. T. V.“, gestern Abend 7 Uhr 23 Min. wohl⸗ behalten in Homburg eingetroffen und von dem Stadtlomman— danten, dem Polizeidirektor, dem Bürgermeister und dem Kur— direktor empfangen worden. Ihre Majestät unterhieit Sich einige Minuten mit denselben und begab Sich sodann in einem geschlossenen Wagen nach dem Schloß, von der zahlreich
anwesenden Volksmenge mit enthusiastischen Kundgebungen begrüßt. Die Stadt ist festlich geschmückt.
— Nach Anordnung des Reichskanzlers wird der Ste m— pelaufdruck der gestempelten Wechselblankets künftig nach Maßgabe des Musters der neuen Wechselstempel⸗ marken (Bekanntmachung vom 22. November v. Is. R. G. Bl. S 271) hergeftellt werden. Mit der Ausgabe Her in diefer Weise gestempelten Blankets wird Seitens der Reichsdruckerei erst nach Aufräumung der betreffenden Sorten der nach dem bisherigen Muster angefertigten Bestände vorgegangen werden.
— Das Königliche Staats⸗Ministerium hat beschlossen, der Bestimmung der err enn a, nf vom 31. März d. J., wonach das Gesetz mit dem 1. April 1882“ in Kraft trete, die dem Pensionär günstigere Deutung zu geben, daß, wer erst nach diesem , e. thatsächlich in den Ruhestand tritt, an den Vortheilen des Gesetzes Theil hat, auch wenn die Entscheidung, daß er in den Ruhestand trete, vor jenem Zeitpunkt getroffen war. Auf die am 1. April d. J. in den Ruhestand getretenen BDeamten kann das an diesem Tage in Geltung getrelene neue Gesetz selbstredend keine Anwendung finden, weil die aktive Dien stzeit der betreffenden Personen mit dem 31. März d. J. abgeschlossen gewesen ist.
— Der Königliche Gesandte Graf von Dönhoff hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub. angetreten. Während seiner Abwesenheit von Dresden fungirt als interimistischer Geschäftsträger der Legations-Sekretär Graf von Walden? burg.
Norderney, 25, Juli. (W. T. B.). Se. König— liche Hoheit der Prinz Wilhelm ist heute Abend sl Uhr hier eingetroffen und an der Landungsbrücke von Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzefsin Wil— helm, dem Badekommissar und dem Amtshauptmann be— grüßt worden. Trotz des strömenden Regens war ein zahl⸗ reiches Publikum versammelt, welches das Prinzliche Paar mit lebhaften Ovationen empfing.
Baden. Karlsruhe, 25. Juli. (W. T. B.) Die badische Generalsynode hat das neue Gesangbuch mit 49 gegen 2 Stimmen angenommen.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 23. Juli. (Bohem.) Die Armee⸗Reorganisation soll, soweit zu derselben die Zu⸗ stimmung der Legislative nicht erforderlich ist, bis Ende dieses Jahres durchgeführt werden; man wird daher schon im Herbste zur Bildung der 15 Armee-Corps schreiten. Das J. Rrmee⸗ Corps wird, wie verlautet, sein Kommando in Serajewo haben; auf Böhmen werden zwei Armee⸗-Corps mit dem Sitze in Prag und Josephstadt entfallen.
— Ueber die von dem gemeinsamen Kriegs-Ministerium geplante Reorganisation der Artillerie macht die Grazer „Tagespost“ folgende Mittheilungen: Unsere Artillerie theilt sich jetzt in Feldartillerie⸗Regimenter, Festungsartillerie⸗ Bataillone und in die technische oder Zeugsartillerie. Diese drei Gattungen bilden einen Konkretualstatus, die ganze Waffe repräsentirt einen sehr großen und höchst komplizirt gegliederten Körper und man 6 sich entschlossen, die drei Gattungen der Attilleriewaffe zu trennen und in drei Untergattungen zu gliedern. leichzeitig wird der große Körper des Feld⸗ artillerie⸗Regimentsverbandes aufgelbßst und in den Artillerie Brigadeverband umgewandelt und, ähnlich den Ver⸗ . in. Deutschland, wird sodann jede Artill rie—
rigade (je Eine per Armee⸗Corps) in 2 Regimenter — das
Corps⸗A1Artillerie⸗ Regiment und das Divisions⸗Artillerie⸗Regi⸗ ment zu 3 Batterie-Divisionen (wahrscheinlich mit je 4 Bat— terien zu 6 Geschützen) — zerfallen. Die Festungs⸗AUrtillerie wird in „Positions-Artillerie“ umgewandelt, welche sich in „Festungs⸗-Artillerie“ und „Belagerungsparks“ theilen wird. Die technischen Truppen werden sich zu gleichen Theilen aus beiden Reichshälften ergänzen und werden um ein nach preußi⸗ schem Muster zu organisirendes, rein militärisches Eisenbahn— Regiment vermehrt, dagegen werden die bisherigen Feld⸗ Eisenbahnabtheilungen aufgelassen.
— Im Finanz⸗-Ministerium werden gegenwärtig die Steuereingänge für das erste Semester des laufenden Jahres zusammengestellt. Dieselben ergeben, wie die „Presse“ meldet, ein äußerst günstiges Resultut. Es beziffert sich nämlich der Mehreingang gegenüber dem ersten Semester des Vorjahres auf mehr als 12 Millionen. Hieran partizipiren natürlich in erster Linie, und zwar mit etwas mehr als der Hälfte die Zoll⸗ einnahmen, es ist dies eben der Effekt der Zolltarifsrevision, beziehungsweise des Sperrgesetzes. Ein erhebliches Plus ent— fällt ferner auf die Einnahmen aus dem Salz-, Taback- und Gebührengesälle. Bei der Zuckersteuer ist eine Minder— einnahme zu verzeichnen. Es wurden nämlich im ersten Se⸗ mester des Vorjuhres angemeldet 1 503 357 Metercentner Rübe, was einen Steuereingang von 10,5 Millionen reprä— sentirt. In diesem Jahre wurden bis Ende Juni angemeldet 867219 Metercentner, was einen Stenereingang von 6,3 Millionen darstellt. Es ergiebt sich somit ein Minus gegenüber dem ersten Semester des Vorjahres von rund 12 Millionen Gulden, welches übrigens in dem obenerwähnten Gesammtplus der Steuereingänge in Rechnung gezogen ist. Auf das definitive Ergebniß der Zuckersteuer hat die Minder— einnahme bekanntlich keinen Einfluß, da durch die Kontingen— tirung ein fixes Erträgniß der Zuckersteuer — für 16582 mit 10,4 Millionen Gulden — sichergestellt ist.
Großbritannien und Irland. London, 214. Juli. (Allg. C) Die Prinzessinnen Sophie und Marga— rethe von Preußen, die beiden jüngsten Töchter des Deutschen Kronprinzen⸗Paares, trafen am Freitag, von Wind—⸗ sor kommend, in Osborne zu einem Besuche ihrer Großmutter, der Königin Victoria, ein. — Die beiden altesten Söhne des Prinzen und ver Prinzessin von Wales, welche in der Dacchante“ eine Reise um die Welt machten, werden
egen Ende dieses Monats, nach nahezu zweijähriger Abwesen⸗ eit, wieder in London eintreffen.
X25. Juli. (W. T. B) Im Unter hau se legte der Pre⸗ mier Gladstone die Botschaft der Königin vor, welche die Einberufung der Reserven oder eines Theiles derselben ankün— digt, da die Zustände in Egypten Schritte zur Wiederher⸗ stellung der Ruhe und Dronung und zum Schutze des Khedive und der Interessen des Reiches nothwendig machten. Es sei somit der Dringlichkeitsfall, konstituirt. Gladstone kündigte an, er werde morgen beantragen, die Votschast in Erwägung zu ziehen. Campbell theilte mit, er werde den Antrag Hartingtons, die Kosten für die Verwendung indischer Truppen außerhalb Indiens aus den indischen
Revenuen zu bestreiten, durch den Gegenantrag bekämpfen, daß es unzweckmäßig und ungerecht sei, die Kosten für eine Intervention in die inneren Angelegenheiten Egyptens Indien aufzubürden. — Gladstone beantragte, die Berathung über die Kreditvorlage fortzusetzen. Elcho bekämpste diesen Antrag und beantragte eine Resolution, dahin gehend, daß die Kammer, obwohl bereit, Gelder zu bewilligen, um den Khedive und den Suezkanal zu schützen, doch nicht bereit sei, bei der jetzigen Stellung Englands als muhame⸗ danischer Macht in einen Krieg zur Wiederherstellung der Autorität des Khedive zu ziehen, es sei denn in Gemein⸗ schaft mit den Truppen des Sultans. Gladstone sprach gegen diese Resolution, welche England nur die Hände binden würde. Die Konferenz könne wesentlichere Resultate haben, als Elcho vermuthe. Der Sultan habe die Entsendung von Truppen nicht verweigert, vielmehr käme man der Wahrheit näher, wenn man sage, der Sultan habe sich im Prinzipe bereit erklärt, Truppen zu senden. Er (Gladstone) konne nicht sagen, daß leine europäische Macht an den militäris chen Maßregeln partizipire. Frankreich thue das bis zu einem gewiffen Punkte. Elcho's Antrag, der keine Unterstützung fand, wurde hierauf ohne Abstimmung verworfen und die Berathung der Kreditvorlage fortgesetzt. Stanley billigte die Aklion und gab dem Wunsche Ausdruck, daß dieselbe prompt und wirksam sein möge. — Im Laufe der Debatte vertheidigte Unter⸗Staatssekretär Dilke die Politik der Regierung und erklärte, die Regierung habe das egyptische Ministerium, in dem Arabi Pascha Kriegs⸗Mi⸗ nister gewesen, in den letzten Tagen als das von dem Khedive gewählte Kabinet anerkannt und sei in offizielle Beziehungen zu demselben getreten. — Schließlich vertagte das Haus die Debatte über die Kreditvorlage bis zur Abendsitzung. Unter⸗ Stagtssekretär Dilke erwiderte auf eine Anfrage Northceote's, die Pforte habe die identische Note der Mächte nicht acceptirt, aber konstatirt, daß sie als Essenz der Note den Vorschlag, Truppen zu fenden, betrachte und daß sie dies acceptire. Selbstredend stände es der Pforte frei, die Bedingungen in der morgen stattfindenden Sitzung der Konferenz zu diskutiren. — Das Oberhaus nahm den Antrag, die Kosten für die Verwendung indischer Truppen in Egypten aus den Ein— künften Indiens zu bestreiten, ohne Abstimmung an. Im Laufe der Debatte erklärte der Unter⸗-Staatssekretär für In—⸗ dien, Enfield, die Zahl der für Egypten bestimmten Truppen würde 6000 Mann nicht übersteigen.
Nach einer bei Lloyds eingegangenen Depesche aus Port Said, den 26. d., ist die Passage durch den Suezkanal noch frei, doch sei die Lage eine ungewisse und besorgniß— erregende.
— 26. Juli. (W. T. B.) In der Abendsitzung des Unterhauses wurde die Berathung der Kreditvorlage bis heute früh 1 Uhr fortgesetzt und dann auf die heutige Sitzung vertagt.
Dem Auswärtigen Amte sind gestern Depeschen der Kon⸗ sularagenten in Caracas und St. Thomas zugegangen, welche die Verhaftung eines der Mörder von Lord Cavendish und Bourke melden.
Aus Simla wird telegraphirt, das zur Theilnahme an der Expedition nach Egypten bestimmte indische Truppenkontingent habe Befehl zur Einschiffung erhalten, dasselbe bestehe aus 5000 Mann.
— Der Prinz von Wales präsidirte am Mittwoch einer Sitzung des Comités der im nächsten Jahre in London statt⸗ findenden internationalen Fischereiausstellung. Nach Verlesung des Geschäftsberichts drückte der Prinz seine Befriedigung darüber aus, daß die meisten Staaten ihre Be⸗ theiligung an der Ausstellung zugesagt hätten; Amerika habe sogar 50 0090 Dollars bewilligt, und Canada, Neu⸗Seeland, Neu⸗Südwales und andere Kolonien interessirten sich eben⸗ falls stark für das Projekt, über dessen erfolgreiche Ausführung jetzt gar kein Zweifel mehr herrschen könne
— Der Staatssekretär der Kolonien, Kim berl ey, hat den durch den Rücktritt Brights erledigten Posten des Kanzlers für das Herzogthum Lancaster provisorisch übernommen. — Wie hierher gemeldet wird, soll der angebliche Mörder CLavendishes und Bourkens ein Irländer Namens O Brien sein. Derselbe habe sich der Polizei in Puerto Cabello gestellt und gestanden, daß er den Mord mit drei anderen Personen, welche er namhaft machte, verübt habe.
Frankreich. Paris, 25. Juli. (W. T. B.) Das im Parlamente heute zur Vertheilung gelangte Gelbbuch ent⸗ hält Depeschen bis zum 2. Juni. In einer Depesche vom 14. Mai spricht der Minister⸗-Präsidenk Freycinet die Ansicht aus, daß es nicht angezeigt wäre, die anderen Mächte aufzu⸗ fordern, auch ihrerseits Kriegsschiffe an Seiten der englischen und französischen nach Egypten zu senden. Ein derartiger Schritt würde der englisch⸗französischen Aktion den leitenden Charakter benehmen, welchen ihr Europa zugestehe und welchen Europa ihr in Egypten belassen zu wollen scheine. — In einer Depesche vom 16. Mai theilt der französische BVotschafter in St. Petersburg, Admiral Jaures, mit, daß der Minister von Giers anläßlich der Flottendemonstration erklärte, Rußland würde in keinem Falle Instruktionen ertheilen, welche denen Frankreichs und Englands entgegengesetzt wären; man werbe entweder in Zurückhaltung verharren oder sich im Sinne Frankreichs und Englands äußern.
— Im Senat tadelte bei der Verathung der für die egyptische Expedition beantragten, von der Deputirten⸗ kammer bereits votirten Kredite, Broglie das Aufgeben der Politik der Sammlung seit dem Berliner Vertrage. Der Minister⸗Präsident Freycinet erinnerte an die Lage der Dinge zur Zeit, als er Minister wurde. Damals hätten vier Mächie zusammen gestanden und England sei schwankend gewesen, Frank⸗ reich habe das Bündniß mit England aufrecht erhalten, gleich⸗ zeitig aber den Zustande Europas Rechnung tragen müssen. Seine Politik habe immer die Aufrechterhaltung des europaischen Con⸗ certs mit der englischen Alliance zur Basis gehabt. Die Konferenz werde voraussichtlich keiner Macht ein Mandat ertheilen, in jedem Falle werde sie aber dazu gedient haben, Licht zu ver⸗ breiten über das Verhalten Europas Frankreich . . Es sei unumgänglich nothwendig, mit Curopa zu verhandeln. Freycinet legte darauf die Nothwendigkeit der verlangten Kredite dar, welche schließlich mit 214 gegen 5 Stimmen bewilligt wurden.
— Wie der „Agence Havas“ aus Port Said vom 25. d. gemeldet wird, läßt die Sprache der Eingeborenen auf seindselige Absichten gegen die europäische Bevölkerung schließen. Letztere verlangt einstimmig die Besetzung von Port Said . Marinesoldaten.
Marseille, 25. Juli. (W. T. B.) Eine 640 Mann starke Abtheilung Marine⸗-Infanterie ist heute aus Cherbourg in Toulon angekommen; morgen wird eine weitere
Abtheilung aus Brest erwartet. Auf aus Paris eingetroffene Ordre soll morgen auf den Transport⸗ schiffen ‚Mytho“ und „Angmite“ eine Infanteriebrigade und eine Batterie eingeschifft und von den Panzerschiffen Revanche“ und „Heroine“ nach Port Said eskortirt werden. öh 000 1 Wasser werden der Expedition mit der „Garonne“
nachgeführt.
Türkei. Konstantinopel, 25. Juli. (W. w In der gestrigen 19. Konferenzsitzung haben die türki⸗ schen Kommissare erklärt, daß die Pforte im Prinzip bereit sei, Truppen nach Egypten zu schicken. Die Aeuße⸗ rung über die Modalitäten, welche nach der identischen Note vom 15. d. an diese Sendung sich knüpfen würden, haben die Kommissare sich bis zu der nächsten, morgen stattfindenden Sitzung vorbehalten. . .
— 26. Juli. (W. T. B.) Die tscherkessischen Offiziere, welche wegen Verschwörung gegen Arabi Pascha ausgewiesen waren, sind gestern nach Alexandrien abger eist und haben als Gnadengeschenk des Sultaus einen zweimona t— lichen Gehalt ausgezahlt erhalten.
Montenegro. Aus Cettinje, 17. d. M., wird der „Pol. Corr.“ geschrieben: ;
Die noch immer nicht ganz gelöste Grenzfrage hat den Fürsten Nikolaus veranlaßt, diesbezüglich in Konstantinopel energische Vor⸗ stellungen zu erheben. Obgleich dieser Schritt Seitens Rußlands unterstützt worden ist, hat er bis jetzt keinen Erfolg erzielt. Die Pforte wäre zwar, wie man allen Grund zu glauben hat, vom besten Willen beseelt, diese langwierige Angelegenheit einer endlichen Erledi⸗ gung zuzuführen, um so mehr, als die streitigen Punkte kein besonde⸗ res Interesse für die Türkei besitzen, und letztere, wie glaubhaft ver⸗ sichert wird, den ernstlichen Willen hegt, in ein befriedigendes Verhältniß zu den kleinen, nach dem letzten Kriege unabhäͤn— gig gewordenen Staaten an den albanesischen Grenzen zu gelangen. Allein die egyptischen Wirren absorbiren gegenwärtig die ganze Aufmerksamkeit dez türkischen Kabinets, so daß es für die minder wichtigen internationalen Angelegenheiten keine Zeit besitzt. So berücksichtigenswerth dieser Umstand auch sein mag, fo wird er hier dennoch unangenehm empfunden, da es des Herrschers sehnlichster Wunsch war, die Grenzfrage frühestens zu ordnen, um dann ganz un⸗ gestört der Aufgabe der inneren Reorganjisation des Fürstenthums ob⸗ liegen zu können. Es ist möglich, daß Fürst Nikolaus aus, diesem Grunde sich zur Entsendung einer Spezialmission nach der türkischen Hauptstadt entschließen wird. In diesem Falle dürfte der Minister des Auswärtigen selbst dazu ausersehen werden. (.
Cettinje, und mit der Hauptstadt das ganze Fürstenthum, nahm an der zu einem Ereigniß gestempelten ersten öffentlichen Prüfung, welcher der Kronprinz Danilo unterzogen wurde, ein lebhaftes Interesse. Da die gesammte fürstliche Familie, alle Minister, die Staatsräthe und Wejwoden zu diesem vom Fürsten selbst geleiteten Akte Einladungen erhalten hatten, so war das im großen Saale des Konaks versammelte Auditorium ein ziemlich zahlreiches. Der junge Prinz gab kurze, aber klar gehaltene Antworten, und schienen die Fortschritte, die er namentlich in der Geschichte, Geographie, den modernen Sprachen und der Mathematik gemacht, sehr bemerkens⸗ werthe zu sein. Die Schlußnote der Prüfung lautet „glänzend“ (blostatelno'). Das Lehrerpersonal erhielt ganz besondere Aus— zeichnungen“.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 25. Juli. (W. T. B.) Der bisherige Direktor des St. Petersburger Kontrol⸗ hofes, Wirklicher Staatsrath Batjusch kow, ist zum Gouverneur von Podolien ernannt worden. — Die Gesetzsammlung publi⸗ zirt das Erbschafts- und Schenkungssteuergesetz; die Bestimmung der Zeit für die Einführung desselben ist, nach Erledigung der bezüglichen Vorarbeiten dem Finanz⸗Minister anheimgestellt.
Afrika. Egypten. Alexandrien, 25. Juli. (W. T. B.) Der Khedive hat Omar Lufti zum Minister des Krieges und der Marine ernannt. Vom Ministerium wird eine neue Proklamation vorbereitet, in welcher die Bevölkerung aufgefordert wird, den Befehlen Arabi's keine Folge zu leisten. Ein Beamter des Khedive ist nach Kafrdowar abgereist, um Arabi das Absetzungsdekret zu überbringen. — Die Eisen⸗ bahnverbindung nach Rosette ist zwischen Abukir und Ramleh zerstört worden. — Einem Gerüchte zufolge hätte sich Arabi nach Kairo begeben, und Toulba Pascha den Befehl über die Truppen Arabi's übernommen. Nachrichten aus Tairo vom 22. d. melden, daß trotz der gehegten Befürch— tungen daselbst alles ruhig sei.
— Die vom Khedive erlassene Proklamation, welche Ara bi Pascha für einen Rebell erklärt, hat folgenden Wortlaut:
»An Arabi Pascha! Infolge Ihrer Abreise nach Kaffr⸗Dowar, begleitet von der Armee, somit Alexandrien ohne Unseren Wefehl preisgebend, und Ihrer Hemmung des Eisenbahnverkehrs, wodurch Wir an dem Empfang irgendwelcher Telegramme verhindert werden, sowie auch infolge dessen, daß Sie Uns verhinderten, irgendwelche Mit⸗ theilungen durch die Post zu empfangen, und die Rückkehr von Flücht— lingen nach ihren Heimstätten in Alexandrien behinderten, und in Folge ihrer Beharrlichkeit in der Fortsetzung der Kriegsrüstungen und Ihrer Weigerung, zu Uns zu kommen, nachdem Sie Unseren Befehl erhalten, — aus allen diesen Gründen enthebe Ich Sie Ihres Poftens als Kriegs- und Marine⸗Minister, und Ich sende Ihnen Meine des—
fallsigen Befehle zu Ihrer Kenntnißnahme.“
Seitungsstinmen.
Die „Tribüne“ schließt eine Vesprechung der Gesandt⸗ schaftsberichte des Fürsten von Bismarck mit folgenden Worten: ;
Alle Politik löst sich auf in eine Reihe von psychologischen Pro⸗ blemen und diese hat Fürst Biemarck fast sämmtlich glänzend gelöst. Aber die hohen idealen Ziele, nach denen ein Staatsmann in gutem und schlechtem Wetter unermüdet streben soll, nach denen sein Sinn sich richten soll, wie die Magnetnadel nach dem Pol, kommen in seinen Schriststücken nicht zum Ausdruck.“
Das „Deutsche Tageblatt“ bemerkt hierzu:
Mag sich der Liberalismus mit seiner Idee“, die alles allein vollbracht, in den Schmollwinkel setzen, uns wird er damit nicht die Meinung beibringen, ihn für den Vertreter des Idealigmus zu halten. Zu gut wissen wir, wie weit bei ihm die Kluft zwischen
ollen und Handeln geht, durch deren beider Vereinigung der Idealigmus sich erst verwirklicht. Zu gut wissen wir dagegen die riesenhafte, von tausend Opfern und Leiden begleite te Thätigkeit Bismarcks im Dienste des Vaterlandes ju wür— digen, um einen Moment im Zweifel zu sein, wo wir den wahren Idealisten zu suchen haben. Ünter den Verwünschungen desselben Liberalismus, der sich jetzt der Werke des großen Mannes als ihr „geistiger Urheber rühmt, begann er seine Ministerlaufbahn, um unentwegt dem großen Ziele der Einheit, Macht und Herr lichkeit Deutschlands zuzusteuern, unbekümmert um Liebe und
aß‘, wie es in jener großen Reichstagsrede heißt. Wer die Sondergewalten bezwungen, wer seine ganze Kraft stets unter den schwierigsten Umständen 9 Deutschland und seinen Kaiser eingesetzt, wer in Noth und Gefahr das Staatsschiff durch die Wirren der Zeit bindurchsteuert und nun am bend seines Lebens wie ein alternder
Faust daran geht, das wirthschaftliche Elend der Millionen zu lin; dern, wahrlich, wenn der nicht „hohe und ideale Ziele besitzt, nach denen ein Staatsmann in gutem und schlechtem Wetter streben soll, wie die Magnetnadel nach dem Pol“, so wissen wir nicht, wer Dann noch ein Necht bat, sich unter uns einen Idealisten zu nennen. Mag der Liberalismus vorgeschrit · tener. Richtung den großen Mann, in den Staub ziehen, er beweist damit nur, daß ihm selbst der Maßstab sittlicher Beurtheilung ver⸗ laren, gegangen ist, daß er gar nicht mehr im Stande ist, echte Menschengröße zu, fassen. Wer aber diese Fähigkeit verloren hat, der mag wohl eine Zeit lang durch den Schein imponirenden Auftretens die Welt über sein innerstes Wesen täuschen, im Geiste eines denkenden Volkes aber auf die Dauer Wurzel zu fassen, wird ihm nicht gelingen.
— In einer Auseinandersetzung mit einem fortschritt— lichen Blatte sagt der Düsseldorfer Anzeiger“:
Der Schutzzoll wurde stets bekämpft, weil er ein Monopol der Industriellen schaffe, die jeden Preis fordern könnten und würden. Außerdem wurde behauptet, der Schutzzoll sei der Tod der Export⸗ Industrie. Er mache uns konkurrenzunfähig. Nun ist das Gegen⸗ theil durch Thatsachen erwiesen. Die Ausfuhr ist unter dem Schutzzoll gestiegen und die Preise sind stellenweise sogar gesunken. Plötzlich kommt nun die D. V. Ztg. und ruft, der Schutzzoll war alsof verfehlt. Allerdings: verfehlt für fortschrittliche Ausbeutung. Der Fortschritt kann nicht über zu hohe Preife, nicht über zurückgegangene Ausfuhr klagen. Natürlich fährt der „Fortschritt“ nie ganz fest. Er weiß sich zu helfen. Die D. V. Ztg.“ bemerkt nämlich:
„Die Industriellen haben die Zölle erster Gattung gefordert, um ihre Arbeit rentabler zu machen, d. h. um höhere Preise zu erzielen.“
Weil nun die Preise nicht höher geworden sind, so soll der Schutzzoll verfehlt sein. Selbstverständlich schwärmen wir nicht für niedere Preise und Hungerlöhne; doch sind letztere noch immer besser als gar keine Löhne. Die Industriellen wollten in erster Linie die Arbeit sichern. Das war der Zweck der Schutzzölle. Die Preisfrage ist eine Sache für sich, wie wir schon vorgestern bemerkten, ;
Es liegt auf der Hand, daß dem „Fortschritt“ die Thatsachen unbequem sind und daß er sich bemüht, jeden Mangel dem verhaßten „Schutz der nationalen Arbeit“ zur Laft zu legen.
Armee, Verordnungs-⸗Blatt. Nr. 14. — Inhalt: Führungsatteste bei Nachsuchung einer Civilversorgung. — Abände⸗ rung der Dienstvorschriften für den Train im Frieden. — Ander⸗ weitige Bezeichnunn des Garnisonortes Bessungen. — Benennung des 2. Badischen Dragoner⸗Regiments Nr. 21. — Grundsätze, be—⸗ treffend die Zahlung des Gnadenquartals und des Gnadenmonats an Hinterbliebene eines Beamten. — Nachtrag zum Verzeichniß der. höheren,. Lehranstalten, welche, zur Ausstellung von Zeug' nissen über die wissenschaftliche Befähigung für den einjährig frei⸗ willigen Militärdienst berechtigt sind. — Portofreiheit der Postsen⸗ dungen an Soldaten. — Abdruck einzelner Gesetze. Inventarisirung der Formulare an Kriegs⸗Ranglisten und Krlegs⸗Stammrollen. = Deklaration des 5. 164 des Friedens ⸗Bekleidungs⸗Reglements. — Neues Reglement für die Provinz Pommern zu dem 8. 16 des Gesetzes vom 12. März 1881, betreffend die Ausführung des Reichsgesetzes über die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen vom 25. Jun 1856.
Eisenbahn⸗Verordnungs-Blatt. Nr. 13. — Inhalt. Allerhöchste Konzessionsurkunde, betr. den Bau und Betrieß einer Eisenbahn von Schleswig nach Süder⸗Brarup durch die Schleswig⸗ Angler Eisenbahngesellschaft. Vom 17. April 1887. — Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 1. Juli 1882, betr. Fahr⸗ preisermäßigungen bei Badereisen mittelloser Kranken; — vom 6. Juli 1882, betr. Unzulässigkeit der Anwendung von Dekinfektionspulver zur Desinfektion der Viehwagen; — vom 7. Juli 1882, betr. die Nachweisungen der Bewilligungen freier Fahrt und freien Effekten⸗ transports bei der Versetzung von Beamten in Fällen des Verzichts auf baare Umzugskostenvergütung; — vom 8. Juli 1882, betr. An= wendung und Auslegung des Reichsstempelgesetzes vom 1. Juli 1881; — vom 14. Juli 1882, betr. Anwendung des Pensionsgesetzes vom II. März 1882; — vom 15. Juli 1882, betr. Freifahrt fuͤr im eisen— bahnfiskalischen Interesse unternommene Reisen der Zoll⸗ und Steuer⸗ beamten; — vom 16. Juli i882, betr. Bekanntmachung der Tarife. — Nachrichten.
Statistische Nachrichten.
Ueber die ärztliche Praxis in Berlin während der letzten 10 Jahre entnehmen wir dem bereits erwähnten ‚Verwaltungeberichte des Königlichen Polizei⸗Präsidiums von Berlin“ folgende Daten: Die Zahl der Aerzte in Berlin belief sich Ende 1871 auf 749 und wuchs bis zum Jahre 1881 auf 986 Aerjte. Obgleich die Zunahme der Zahl der Aerzte eine stetige war, so hielt sie doch nicht Schritt mit der Zunahme der Bevölkerung Berlins. Im Jahre 1880 kam auf 1138 Einwohner ein Arzt, während im Jahre 1871 auf 1067 Einwohner ein Arzt kam Verhältnißmäßig war also vor 10 Jahren die Zahl der Aerzte bedeutend größer als jetzt, und hat in den drei letzten Jahren stetig abgenommen, ist aber immer noch erheblich größer als in anderen Städten Deutschlands. Zur Förderung und Vertretung der Standesinteressen haben sich im Laufe der siebziger Jahre in den meisten Stadttheilen Berlins „ärztliche Bezirksvereine“ gebildet, welche durch einen Centralausschuß mit einander zusammenhängen. Die Betheiligung der Aerzte an diesen Vereinen ist eine steigende, aber keineswegs allgemeine. Es hatten die bier bestehenden 8. Bezirksvereine im Jahre 1880 zusammen 462 Mitglieder, also noch nicht die Hälfte der in Berlin vorhandenen Aerzte. Homöopathen und solche Aerzte, welche dem Publikum durch Annoncen in öffentlichen Blättern ihre Dienste anbieten, finden keine Aufnahme. Ein Ehrenrath kann die Ausschließung von Vereinsmitgliedern her—⸗ beiführen. — Prämien für Wiederbelebung versuche, welche bei Schein⸗ todten mit oder ohne Erfolg angewandt waren, wurden im Jahre 1880 an 34 Aerzte und 6 Heilgehülfen ertheilt. Es kamen im Ganzen 37 Fälle von Schzintod vor; von diesen Personen wurden 13 ge—⸗ rettet. Die Ursachen des scheintodten Zustandes waren bei 14 Per sonen Erhängen, bei 16 Personen Kohlendunstvergiftung, bei 1 Person Leuchtgasvergiftung, bei 2 Ertrinken und bei 4 Personen waren die Ursachen des Scheintodes unbekannt. — Die Zahl der approbirten Zahnärzte Berlins betrug Ende 1880 54, während sie im Jahre 1871 58 betrug. Totz der großen Vermehrung der Bevölkerung Berlins hat sich also im letzten Jahrzehnt die Zahl der approbirten Zahnärzte vermindert, während die Zahl der nicht geprüften Zahntechniker und der im Auslande approbirten“ Zahn⸗ ärzte bedeutend zugenommen hat. — Die Zahl der Hebeammen belief sich Ende 1889 auf 547 und hat nicht nur an sich, sondern auch im Vergleich zur Bevölkerungszahl und zur Zahl der Geburten in Berlin gegen früher sehr zugenommen. Es waren im Jahre 1871 in Berlin 189 Hebeammen und es kamen 153 Geburten auf eine Hebeamme, während 19 Jahre später nur 83 Geburten auf eine Debeamme kamen. 3 .
Bezüglich der sanitätspolizeilichen Maßnahmen für den Verkehr mit Nahrungs- und Genußmitteln ergiebt sich aus dem Berichte, daß die kei dem Berliner Publikum wäh— rend der letzten Jahre laut gewordenen Besorgnisse wegen Ver⸗ sälschung dei verschiedensten feilgehaltenen , . und Genuß⸗ mittel vielfach unbegründet und zum Theil übertrieben waren. Vor dem Erlaß des u vom 14. Mai 1879 fand eine andauernde Ueberwachung des Verkehrs mit Nahrungsmitteln nur statt in Beziehung auf das Fleisch und die Milch, im Uebrigen beschränkte sich das Polizei ⸗Präsidium guf eine strenge Beauf⸗· sichtigung des Verkehrs auf den öffentlichen Mãrkten und genaue geasst unn aller Fälle, in denen über angebliche Verfälschun⸗ gen oder über die gesundheitswidrige Beschaffenheit von Nahrungè⸗ mitteln Beschwerden angebracht wurden. So wurde z. B im Jahre 1873 eine größere Anzahl von Brodproben aus den Berliner Bäcke⸗
reien untersucht, und in den Jahren 1858, 1863, 1873 und 1877 fast die sämmtlichen in Berlin gebrauten Biere genauen Untersuchungen unterworfen. Die Letzteren ergaben das übereinstimmende Re⸗ sultat, daß giftige Stoffe (Krähenaugen, Koffelt körner 2c.) den Berliner Bieren nicht beigemischt waren, wohl aber nicht selten andere unschädliche Bitterstoffe als Erfa für ep sen angewendet wurden. Die Ursache der vielfach berechtigten klagen wurde in der Verwendung eines alten oder verdorbenen TVopfens und in der von Jahr zu Jahr zunehmenden Verwendung des Stärkezuckers als Ersatz für Malz gefunden. Wegen Verminderung der phosphorsauren Salze ist der Nährwerth geringer. Die Zahl der Untersuchungen, welche wegen angeblicher Verfälschung oder gesund⸗ heitswidriger Beschaffenheit von Nahrungs⸗ und Genußmitteln in Folge von Denunziationen angeordnet wurden, nahm in ben Jahren 1877 und 1878, wo sich im Publikum die Furcht vor Nahrungemittel⸗Verfälschungen“ steigerte, einen ziemlich be⸗ deutenden Umfang an. Der größte Theil dieser Unter⸗ suchungen aber bestätigte den Verdacht der Verfälschung nicht. — Alsbald nach Erlaß des Nahrungsmittelgesetzes vom 14. Mai 1879 wurden vom Polizei⸗Präsidium die erforderlichen Maßnahmen zu seiner Durchführung in Berlin getroffen. Der vereidigte Chemiker Dr, Bischoff, welcher schon seit einigen Jahren die chemischen Ar⸗ beiten für das Polizei⸗Präsidium ausgeführt hatte, erweiterte sein Laboratorium und richtete sich auf eine umfassendere Thätigkeit ein. Dem mit der Marktpolizei betrauten Polizeihauptmann wurde die Entnahme der Nahrungsmittelproben und deren Uebermitte⸗ lung an den Chemiker, sowie der ganze von der Gxekutiv⸗ polizei sonst zu besorgende Theil der Kontrole des Nahrungs⸗ mittelverkehrs übertragen. Am Schlusse jedes Monats reicht der be⸗ auftragte Polizeihauptmann ein Verzeichniß der entnommenen Proben und demnächst, der vereidigte Chemiker einen ausführlichen Bericht über die von ihm angestellten Unterfuchungen und deren Ergebniß bei dem Polizei⸗Präsidium ein. Im Jahre 18380 wurden hauptfächlich folgende Lebensmittelproben untersucht: 1) Mehl 378 Proben, wovon nur 2 Proben als verfälscht an die Staatsanwaltschaft abge⸗ geben wurden, 2) Brod 306 Proben, die sämmtlich in genieß⸗ barem, unverfälschtem Zustande befunden wurden, 3) Butter 698 Proben, wovon 6 (sogen. Kunstbutter) an die Staatsan⸗ waltschaft abgegeben wurden, 4 Kaffee 94 Proben, wovon 2 als gefälscht erkannt wurden, 5 Cichorie und Kaffeesurrogate 172 Pro⸗ ben, wovon gar keine gefälscht oder schädlich, 6 Ther 150 Proben, wovon nur 2 Proben zu Strafanträgen Anlaß gaben, 7) Selter⸗ wasser 336 Proben (sämmtlsich unverfälscht), 8) Himbeersaft 367 Proben, wovon 21 verfälscht, . Mostrich 138 Proben (sämmtlich unperfälscht), 10) Pfeffer (g Proben, wovon 4 verfälscht, 11) Cassia 266 Proben, wobon 16 verfälscht, 13) Maisblüthe 136 Proben, wo⸗ von 12 verfälscht. Außerdem wurden in Folge von Privatdenunzia⸗ tionen 2 Proben Wein, 1 Probe Taback und 1 Probe Nudeln als verfälscht resp. verdorben an die Staatsanwaltschaft abgegeben.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
. Kalender und statistisches Jahrbuch für das Königreich Sachsen, nebst Marktyerzeichnissen für Sachsen, Thüringen und angrenzende Königl. preußische Regierungsbezirke auf das Jahr 1883. Herausgegeben vom statistischen Bureau des Königl. sächs. Ministeriums des Innern.
Wie in, früheren Jahrgängen, bringt diese Veröffentlichung des Königl. sächs. statist. Bureaus zunächst den astronomischen Kalender, bearbeitet von dem Direktor des mathematischen Salons in Dres⸗ den, Hofrath Dr. A. Drechsler. Diesem Kalendarium folgen kurze Mittheilungen über die Kulmination des Polarsterns und über die Sonnen- und. Mondfinsternisse im Jahre 1883, ferner über Ascensionaldifferenz; für 45 bis 57 Grad geogrgphische Breite und O bis 30 Grad nördliche und südliche Deklination, über Refraktionswirkungen und über Mittlere Zeit und Sternzeit, endlich über geographische Lage verschiedener Städte Deutschlands und über die Jeitdifferenzen zwischen Dresden und den sächsischen Städten. Hierauf folgt eine Uebersicht, enthaltend die Ergebnisse der Beobachtungen an 36 meteorologischen Stationen in Sachsen im Jahre 1881, zusammengestellt im Königlichen meteo⸗ rologischen Institute.
Das Marktverzeichniß nebst einem kurzen Nachtrage, welcher eine während des Druckes des Werkes gemeldete Veränderung bringt, ent⸗ hält sämmtliche Messen, Kram-, Vieh⸗, Woll⸗ und Produkten märkte im Königreich Sachsen, in den Thüringischen Staafen und den an— grenzenden Königlich preußischen Regierungsbezirken Merseburg und Liegnitz im Jahre 1883.
Das statistische Jahrbuch, redigirt von dem Direktor des König lich sächsischen statistischen Bureaus, Geh. Regierungs-Rath Profeffor Dr. Victor Böhmert, enthält zunächst unter dem Titel: Allgemeine Bevölkerungs- und Landesstatistik“, die definitiven Zählungsergebnifse der deutschen Staaten am J. Dezember 1880, verglichen mit den Er⸗ gebnissen der Zählung vom 1. Dezember 1875, ferner tabellarische Uebersichten über die ortsanwesende Bevölkerung der einzelnen Bun⸗ desstaaten nach der Staatsangehörigkeit am 1. Dezember 1880 und über die Bevölkerung des Königreichs Sachsen nach den Hauptergeb⸗ nissen der Zählungen von 1831 — 1880, nach den Religionsbekennt⸗ nissen in denselben Zählungsjahren, nach ihren körperlichen und geisti⸗ gen Gebrechen in den Zählunge jahren 1880, 18675 und 1871, endlich die Bezirkseintheilung des Königreichs Sachsen in verschiedenen Rich— tungen, ingleichen die Anzahl der Stadt und Landgemeinden und der Rittergüter in den Verwaltungebezirken und die Stadtgemeinden und die Landgemeinden mit mehr als 2000 Einwohnern nebst ihren Bewehner⸗ zahlen in den Zählungs jahren 1834, 1875 und 1880; hierauf folgen verschiedene Tabellen über die Bewegung der Bevölkerung in dem Jahre 1880 bez. in den Jahren 1835 — 1889 (Geburten, Eheschließun⸗ gen, Sterbefälle), über tödtliche Verunglückungen und Selbstmorde in den Jahren 1880 und 1881 bez. in den Jahren 1849 -= 1581, sowie über die Aufnahmen in den sächsischen Unterthanenverband und Ent— lassungen aus demselben in den Jahren 1873 — 1681, bej. 1875 bis 1881; ferner Mittheilungen aus der Finanzstatistik — darunter der Staats haushalts-Etat auf die Finanzperiode 18824 83, die indirekten und die direkten Steuern — aus der Wirthschaftsstatistik — der Gesammtbergbau Sachsens in den Jahren 1855 — 880. der Stein⸗ fohlen. und der Brauntohlenverkehr in den Jahren 1877 - 1581. die Eisenproduktion und Eisenverarbeitung im Jahre 1880, das Stein⸗ bruchswesen im Meißner Hochland in den Jahren 1875 — 18851, die Frequenz der sächs. Wollmarkte 1867 - 188 — aus der Konsum⸗ statistik — Fleischverbrauch, Bierbrauerei und Brennereibetrieb —, über die Anbau. und Ernteverhkältnisse im Königreich Sachsen — aus der Verkehrsstatistitk — Chausseen. Eisenbahn⸗, Post⸗, Tele⸗ graphen und Schiffahrts verkehr, Sparkassen, Landrenten ⸗ und Landes⸗ kulturrentenbank, Ausmünzungen, Knappschafts⸗, Kranken⸗ und Unter⸗ stüßungekassen beim Kohlenbergbau — aus der Brände und Inmo—= killar Brandversicherungestatist? = aus der Gebändestatistik —, aus der Gewerbestatistik — der Gewerbebetrieb im Umhberziehen —, aus der Justizstatistik — Mittheilungen über die Civil⸗ und Straf⸗ rechtspflege in den Jahren 1871— 1879 — , Statistik der wegen Bet⸗ telns und Vagirens im Königreiche Sachsen während, der Jahre 1880 und 1881 rr een Personen —, aus der Medizinalstatistik — Krankenbestand der sächsischen Krankenanstalten, en,. Sta⸗ tistik der wichtigsten Todesursachen, Impfungen, Medizinal- und vete= rinãrãrzt liches Feen — aug der Kirchenstatistik — aus der Lehr⸗ anstaltestatistik — die den verschiedenen Ministerien unterstellten Lehranstalten, die Lehrkräfte an den öffentlichen und an den Privat⸗ schulen. .
Aus vorstehendem Auszuge ergiebt sich die große Reichbaltigheit und Vielseitigleit des Werkes, welches nicht nur den Behörden, Be amten und Geschäftgleuten, sondern überhau t allen Denjenigen, welche sich für die staatlichen und wirthschaftlichen Einrichtungen Sachsens interessiren, reiche Belehrung bieten und als ein nützliches und oft sehr nöthiges Nachschlagebuch dienen wird.
Der geringe Preis für dag ganze Werk — das Jahrbuch um⸗ faßt allein 14 Druckbogen — beträgt nur 1 4