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C l3 148 519. C6. Spielkartenstempel 168 003 10731 2 Wechselstempelsteuer 1 621 014 669 CS 16689 06), Stempel⸗ abgabe für Werthpapiere, Schlußnoten, Rechnungen und Lotterieloose 2400 8753 S6 (4 2400873 S6, Post- und Telegraphenverwaltung 35 736 917 C (4 1339 628 m, Reichs Eisenbahnverwaltung 10 576 200 C 4 332 487 .
Die zur Reichskasse gelangte Ist-Einnah me, abzüglich der Bonifikationen und Verwaltungskosten, beträgt bei den nachbezeichneten Einnahmen bis Ende Juni 1882: Zölle 42 249 433 s 6 (4 2641983 S6), Taback⸗ steuer 151 604 66 (4 22204 096), Rübenzuckersteuer 34 909 321 S6 (— 6319 175 SG), Salzsteuer 8 602 788 MS C 321 129 6), Branntweinsteuer und Uebergangsabgabe von Branntwein 11 644298 6 (4 1473 30353 υν, Brausteuer y. . Bier 3 896 620 S * 122 282.16 ĩ Summe 5 — 1738 274 M). Spielkartenstempe 248 698 6 (— 21 471 40. . .
=. Der S§. 213 der deutschen Civilprozeßordnung bestimmt: „Die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gegen die Ver⸗ säumung einer Nothfrist ist der Partei auch dann zu ertheilen, wenn spätestens am 3. Tage vor Ablauf der Noth— srist das zur Wahrung derselben zuzustellende Schriftstück dem Gerichts vollzieher zum Zwecke der ren fn de übergeben ist.“ In Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichsgericht, III. Civils., durch Urtheil vom 6. Juni d. J. folgenden Grund⸗ satz ausgesprochen: „Als derjenige Zeitpunkt, von welchem der dritte Tag vorher zurückgerechnet werden soll, wird der Ablauf der Nothfrist angegeben. Damit kann nur der Tag gemeint sein, an welchem der Ablauf eingetreten ist, nicht der Tag, nach dessen Beendigung der Ablauf eintreten wird. Mit Recht versteht der Berufungsrichter die Frist⸗ bestimmung; am dritten Tage vor — dahin, daß außer dem Tage der Uebergabe des Schriftstückes, welcher gemäß der Civilprozeßordnung §. 199 nicht mitgezählt wird, zwei volle Tage zur Besorgung der Hustellung dem Gericht svollzieher verbleiben sollen. Dies trifft aber zu, wenn man den letzten Tag, an welchem die Frist noch läuft, mitrechnet, da während des ganzen Laufes desselben die Zustellung erfolgen kann.“
— Der Königliche Gesandte von Wentzel ist vom Ur— laube nach Hamburg zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Gesandtschaft wieder übernommen.
— In der Königlichen Militär⸗Turnanstalt fand heute Vormittag die Schlußvorführung statt, mit der das Semester seinen Abschluß findet.
6. M, Gt. „Albatroß“, 4 Geschütze, Kommandant Korvetten⸗Kapitän von Pawelß, ist am 26. Juli er. in Monte⸗ video eingetroffen.
(Allg. 3.
Bayern. München, 26. Juli. Da im gegenwärtigen Schuljahre 1881,82 auf den 6. August ein Sonntag fällt und der zwischen diesen Sonntag und den Tag des schulordnungsmäßigen Schul jahrsschlusses fallende 7. August für den Unterricht erfahrungsgemäß nur mehr von geringem Werthe ist, so wurden die sämmilichen Schulbehörden des Königreichs durch Entschließung des Königlichen Kultus- Ministeriums ermächtigt, im laufenden Jahre den Schluß des Schuljahres ausnahmsweise und sofern nicht etwa an einzelnen Anstalten die mündliche Absolutorialprüfung ein Hinderniß
ien sollte, schon Sonnabend, den 5. August, eintreten zu
NMecklenburg⸗ Schwerin. Schwerin, 28. Juli. Der Großherzog und die Großherzogin von Meck? lenburg⸗Schwerin, welche am 26. und 28. d. M. den Parsifalsaufführungen in Bayreuth beigewohnt haben, treten am 29. d. M. von dort eine Reife nach Paris an. Von
derselben werden Höchstdieselben am 20. Augn S j zurückkehren. Höchstdies gust nach Schwerin
Schweiz. Bern, 28. Juli. (D. Bund.) Zufolge S. S093 des eidgenössischen Obligationenrechts hat . . rath über Einrichtung, Führung und Kontrolirung der Han— delsregister, über das bei den Eintragungen in dieselben h beobachtende Verfahren, die zu entrichtenden Taxen, der Beschwerdeführung sowie über die Einrichtung des mit Neu— jahr erscheinenden Handelsamtsblattes eine Verord— nung zus erlassen, welche zugleich mit dem Ohbli— gationenrecht in Kraft zu treten hat. Die zur Vor⸗ berathung der diesbezüglichen Entwürfe niedergesetzte, letzten Montag zusammengetretene Fachkommission gat vorgestern Abend ihre Verhandlungen geschlossen. Das Resultat ihrer Berathung wird nun als einheitlicher Entwurf redigirt und der später zusammentretenden nämlichen Kommission zu noch⸗ maliger Prüsung unterbreitet. Hierauf wird die Vorlage dem Vundesrathe zur endgültigen Feststellung übermittelt.
Großbritannien und Irland. London, 28. Juli (W. T. B.) Im Unterhaufe antwortete laß sr r dnl eine Anfrage Bartletts, der Botschafter Lord Dufferin ssel gestern dahin instruirt worden, daß England, wennschon es sich die Aktionsfreiheit, die dringende Ereignisse nothwendig machen loöͤnnten, vorbehalte, doch gern die Mitwirkung jeder Macht, die die Mitwirkung offertre, annehmen werde. England sei daher auch bereit, die Hülse des Sultans anzunehmen, die derselbe zu leisten sich bereit erklärt habe, indem er der Einladung der Mächte gemäß und unter den ihni von den Mächten gestellten Ve⸗ dingungen Truppen nach Egypten senden wolle. Die eng⸗ lische Regierung wünsche jetzt über die Zahl der Truppen, die der Sultan absenden wolle, über den voraussichtlichen Jeit⸗ punkt ihrer Abslendung und über die Dispositson der Truppen weitere Auskunft. Der Verzug in den Maßregeln der Pforte und die Unsicherheit, die hinsichtlich der wirklichen Absichten des Sultans obgewaltet habe und welche durch die vom Sultan als Zeichen seiner Gunst an Arabi Pascha verliehene hohe Ordensauszeichnung bestärkt worden sei, machten es im Interesse der Autorität des Sultans und des Khedive nothwendig, daß der Sultan sofort und noch vor der Ab⸗ lendung von Truppen eine Proklamation erlasse, in welcher er Towfik als Khedive aufrecht erhalte und Arabi Pascha zum Rebellen erkläre. Ferner erwiderte Gladstone, wenn er jüngst gesagt habe, daß der Sultan bie Gelegenheit zur Intervention verpaßt habe, so habe er damit nur sagen wollen, daß die Gele enheit, wo der Sultan als Souverain allein und aug— schließlich interveniren könne, vorbei sei. Was die Mitwirkung Italiens anbelange . könne er nur sagen, daß die be— zůglichen Kommunikat onen mit Italien noch fortdauerten. —
Fortgang der Sitzung theilte Gladsione mit, die Regie⸗
surus Pascha eine Mittheilung erhalten, wonach der Sultan sofort Truppen nach Egypten absenden wolle, einer vom Sultan u erlgssenden Proklamation geschehe in der Mittheilung aber eine Erwähnung,. Unter⸗Staatssekretär Dilke erklärte, ein Tele⸗ gramm Cartwrights von heute früh erwähne indirekte Kommuni⸗ kationen von Seiten Arabi Paschas, direkte Kommunikationen seien aber von demselben nicht eingegangen. — Die Vorlage, welche die Regierung ermächtigt, Gesellschaften und Korpora⸗ tionen Gewerbescheine zur Versorgung von Städten und Häusern mit elektrischer Beleuchtung zu verleihen, wurde in dritter Lesung angenommen.
— Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Alexandrien gemeldet, es würden 2 Unterhändler aus Kairo, die bisher von Arabi Pascha in Kafrdowar zurückgehalten worden seien, und Vorschläge Arabi Paschas zu überbringen hätten, in Alexandrien erwartet.
— Bis 11 Uhr Mittags war weder auf dem Ministerium des Auswärtigen, noch auf dem des Krieges, noch auf der Admiralität eine Bestätigung der Nachricht des „Daily Telegraph“, daß Arabi Pascha seine Unterwerfung ange— boten hahe, eingetroffen.
— Wie der „Standard“ in einer Abendausgabe aus Alexandrien vom 28. d. meldet, sollte Abends eine stärkere Truppenabtheilung abgehen, um die Eisenbahn in einer w von 2 Meilen von dem Lager Arabi Paschas zu
esetz en.
— 29. Juli. (W. T. B.) Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Alexandrien vom 28. gemeldet: Die Delegirten ausKafrdow ar sind hier eingetroffen. Man vermuthet, die⸗ selben überbringen Vergleichsvorschläge Arabi Paschas. Der Khedive und die Minister haben es abgelehnt, sie als Delegirte zu empfangen, und wollen ihren Besuch nur als Zeichen der Unterwer⸗ fung entgegennehmen. Arabi Pascha hat ein Schreiben an Ali Muharek gerichtet, in welchem er erklärt, er sei nur General der Armee, es sei aber in Kairo eine provisorische Re⸗ gierung eingesetzt mit einer Nationalversammlung von 300 Mitgliedern.
= 29, Juli. (W. T. B.) Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Konstantinopel vom 28. 8. M. gemeldet, in der letzten Konferenzsitzung hätte der englische Antrag, den Sultan um den Erlaß einer Proklamation gegen Arabi Pascha zu ersuchen, Zustimmung (wessen?) gefunden.
Frankreich. Paris, 27. Juli. (Köln. Ztg.) Die Deputirten kammer hat heute die allgemeine . der Staatsfinanzen abgeschlossen und geht nun morgen zur Einzelprüfung der Budgetposten über. Allain Targé er— griff heute nochmals das Wort, um die gestrigen Ausführun— gen des Finanz⸗Ministers Leon Say zu beleuchten und namentlich vor der Allmacht der fünf großen Eisenbahngesellschaften zu warnen. Dieselben hätten 200 0090 Beamte und 10 Milliarden Schulden; nächst dem Staat und den Jesuiten seien sie die stärkste Kör⸗ perschaft in Frankreich, der sich, wie das vorliegende Budget beweise, auch die Regierung beugen und anbequemen muffe. Er würde mit seiner Rede, die viel Wahres enthielt, gewiß beifällig aufgenommen worden sein, wenn er nicht ein Werk— zeug Gambetta's wäre. Die überwiegend friedfertig gestimmte Kammer fühlt sich durch alles, was von dieser streitlustigen Seite kommt, unheimlich . — Die gesetz⸗ liche g an gen m n 19076 086 Fr. für die in den Jahren 1881 und 1882 och aufgelaufenen Kosten der Expedition nach Tunis ist heute im „Journal officiel“ ver— ien g Danach darf der Kriegs-Minister nachträglich noch für Nie nung der beiden Jahre 3 6 000 und 15516000 Fr., der Minister der Marine und der Kolonien 1666 087 und der Finanz⸗Minister 138 999 Fr. erheben.
— 28. Juli. (W. T. B.) Im Senate wurde der auf Aufhebung des passiven Gehorsams der Armee abzielende Antrag des Majors Labordére mit 212 gegen 39 St. abge⸗ lehnt. Der Kriegs-Minister und General Chanzy hatten den Antrag als für die Disziplin der Armee gefährlich bekämpft, General Chanzy hatte sein Bedauern darlber ausgesprochen, daß ein solcher Antrag überhaupt in den Kammern zur Be⸗ rathung gestellt werden könne.
Der „Temps“ weist darauf hin, daß die Türkei keine Vorbereitungen zur Absendung von Truppen nach Egypten treffe und daß sie weder Geld habe, noch Truppen, die bereit seien, nach Egypten abzugehen; es werde ein mindestens sechs wöchentlicher Zeitraum erforderlich sein, wenn sie handelnd in Egypten austreten wolle.
. — 23. Juli. (W. T. B.) Die „Agence Havas“ läßt sich aus Tripolis melden, daß unter der dortigen maltesischen und jüdischen Bevölkerung lebhafte Befürchtungen herrschten. Die Konsuln suchten die erregten Gemüther zu beruhigen und der Gouverneur habe erklärt, für Aufrechthaltung der Ruhe einzustehen.
Marseille, 29. Juli. (W. T. B.) Die Abfahrt der nach Port Said beorderten Brigade ist auf He f *. Re⸗ gierung verschoben worden. Die er n cn, „Héroine“ und
„Revanche“ sind nach Goletta zum Evolutionsgeschwader abgegangen.
Spanien. Madrid, 28. Juli. (W. T. B) Für nächsten Montag ist ein Meeting einberufen, in * über das Projekt der Aufnahme einer Anleihe von 250 Mill. Pesetas zur e ant fa ton der spanischen Marine berathen werden soll.
Italien. Rom, 26. Juli. (K. 3.) Am 23. d. M. starb unerwarteter Weise zu Vallombrosa, wohin er sich zur Sommerfrische begeben halte, der hiesige Gesandte der Ver— einigten Staaten, Perkins Mar sh. Er war seit 1861 bei der italienischen Regierung beglaubigt, liebte Italsen und genoß allgemeine Achtung. nge Zeit hindurch war er Dekan des diplomatischen Corps, bis durch die Er— 2 dreier Gesandten zu Botschafterrang ice Stellung
errn von Keudell anheimfiel. In seinen Mußestunden widmete er sich wissenschaftlichliterarischer Thätigkeit und ver— öffentlichte mehrere Schriften, darunter eine: „Der Mensch und die Natur“. Der . Minister des Auswärtigen hat die italienische Gesandtschaft zu Washington beauftragt, an betreffender Stelle ihr Beileib auszudrücken. — Zwei Jialie⸗ ner, der Astronom Dr. Em. Ristori und der Lieutenani zur See Alb. de Renzio, schließlen sich der Nordpol⸗-Expeditihn der Dympna! an, die nächstens von Kopen hagen aus abgehen wird und sich ein sehr schwieriges Ziel gesteckk hat. — Den dieg— juhrigen großen Feldübungen bei Perugia wird eine ungewöhnlich große Zahl fremder Offiziere beiwohnen. Seiner⸗
rung habe heute Morgen von dem tuͤrkischen Botjchafter Mu⸗
lommandirt. Nach Deutschland sind bestimmt: General Marzomo, Oberst Baratieri und Major Ponza di San Martino.
Türkei. Konstantinopel, 28 Juli. (W. T. B Lord Dufferin sandte gestern und heut Sandison mit Er⸗ klärungen zu dem Sultan, in denen auf die Nothwendigkeit des Erlasses der Proklamation gegen Arabi Pascha und auf die Unmöglichkeit, die englischen Truppen aus Egypten ,, in ern wird.
28. Juli. . T. B.) Die auf gestern anber Konferenzsitzung hat nicht stattgefunden, da die ö zelnen Vertretern erwarteten Instruktionen noch nicht ein⸗ getroffen waren. ‚
Rußland und Polen. St. Petersburg, 28.
W. T. B) Die Beschle bes Rüscks Kurt gh * Lobanoff⸗Ro stowski zum Botschaster in Wien, Baron von Mohrenh eim zum Botschafter in London, Graf Toll zum Gesandten in Kopenhagen und der bisherige Gesandte in Dresden Nelidoff, dem eine besondere Miffion an den Sultan aufgetragen ist, zum Botschaftsverweser in Kon⸗ stantinopel ernannt wird, sind heute veröffentlicht worden — Der Geheimrath Zyzurin ist auf sein Ansuchen seiner Stellung als Chef des Hof⸗Medizinalwesens enthoben, der Wirkliche Staatsrath Kul ib in L, früher Chef der St. Petert⸗ burger Probirkammer, ist zum Direktor des Bergdepartements . Her r ren 5 an ö preußischen Grenze ge⸗ egenen Marktflecken Re i im Zollbezirk Wirballen ĩ Zollamt errichtet werden. ö ö . Die Gesetzsammlung publizirt ein vom Kaiser be— stätigtes Gutachten des Reichsraths, welches die Straf⸗ bestimmung für Maßjestätsbeleidigung dahin ab— ändert, daß das höchste Strafmaß, welches bisher außer in Aberkennung aller Standesrechte in Sjähriger Zwangsarbeits⸗ strafe bestand, künftig nur 16monatliche Festungshaft be⸗ tragen soll. gu
— 29. Juli. (W. T. B.) Der Kaiser hat die Eröffnun des von den hier lebenden Deutschen ö e . Kaiser Alexander II. gegründeten Männerhospitals genehmigt. — Der Finanz⸗Minister macht bekannt, daß die Baueragrarbank ihre Thätigkeit erst Anfang des Jahres 1883 beginnen werde. — Der deutschen „St. Petersb. Ztg.“ zufolge ist das bei Guardafui gesehene Schiffswrack schwerlich das des vermißten Dampfers „Moskwa, da die Beschrei⸗ ehr des Wracks dem Aussehen der „Moskwa“ nicht ent⸗ pricht.
— 29. Juli. (W. T. B.) Gestern Abend 101 Uhr haben der König und die Königin von Griechenland, sowie der Kronprinz von Dänemark Peterhof verlassen und die Rückreise angetreten. — Ein großer Theil der Stadt Solzi, Gouvernement Pskow, bekannt durch ihren bedeuten den Flachshandel, ist durch eine Feuersbrunst zerstört worden.
Afrika. Egypten. Alexandrien, 28. Juli. (W. T. B. Der Khedive hat Scheriff Pascha hierherberufen. ö Die militärische Situation vor Ramleh ' ist unverändert z Alles ist ruhig, der Gesundheitszustand der englischen Trup' pen ist befriedigend. — Admiral Seymour hat die Kom⸗ mandanten der fremden Kriegsschiffe ersucht, die Angehörigen ihrer Nationalität, welche etwa nach Alexandrien zurückzukehren beabsichtigten, darauf aufmerksam zu machen, daß der Eintritt von Wassermangel in Alexandrien unmittelbar bevor⸗ stehe, da Arabi Pascha den Mahmudiehkanal abgedämmt habe.
. Avrmiral Seymo ur hat ein Schreiben an den Khedive gerichtet, in welchem er erklärt, das Fort von Aboukir sei eine dauernde Gefahr für die Position der Eng— länder, der Khedive möge angeben, welche Maßregeln er hiergegen ergreifen kö8üfne. Der Khedive erwiderte, er habe Kiamil Pascha nach Aboukir gesandt, um die dortige Garnison außzufordern, sich zu ergeben. Im Falle die Garnison sich weigere, dies zu thun, überlasse er es dem Ermessen Seymours, welche Maßregeln er ergreifen wolle. — Die erste derjenigen Personen, welche durch den aus Eingeborenen gebildeten Gerichtshof wegen Theil⸗ nahme an der Meuterei vom 11. Juni verurtheilt wurden,
ist heute außerhalb der Stadt in Gegenwart von englischen Vertretern erschossen worden. ; oiitc
Port Said, 28. Juli. (W. T. B.) An den Ufern des Suezkanals ist Alles ruhig. — Lesseps ist nach Ismaila gegangen, wie es heißt, in Folge von Differenzen, welche zwischen der Suezkanalgesellschaft und den Engländern entstanden wären.
— Aus Kairo geht der „Kölnischen Zeitung“ ein Schrei⸗ ben zu, welchem wir a z entnehmen: 3
Am 13. Juli Nachmittags erfuhr ich auf dem Bahnbofe, daß in Kafr⸗Zayat, Tantah, und an anderen Orten der Eisenbahn von Alexandrien nach Kairo Christenmetzeleien stattgefunden hätten, angestiftet durch die wuthschnaubenden Flüchtlinge aus Ale xan⸗ drien, welche in der Zahl von 50 05990 Kairo zu überschwem men drohten. Aus der Menge der Obdachlofen, welche auf und neben dem Babnhaf lagerten, aus der Häuftskeit der ankommenden Züge, welche selhst auf den Dächern der Wagen, ja, an den Püffern dicht mit Menschen besetzt waren, konnte ich entnehmen, daß es der Regierung nicht gelungen sei und schwerlich gelingen werde, den Strom der Flüchtlinge und Ruhestsrer, wie sie es verfucht hatte, seitwärts von Kairo auf der linken Niluferbabn nach Oberegvpten abzuleiten. Das Aufsehen und die drohenden Mienen, welche mein Kawaß in der spezifischen Tracht und mit seinem Säbel erregte, veranlaßten mich, ihn zurüczzuschicken. Als ich allein weiterging, börte ich wieder⸗ bolt den Ruf. . Inglis!“ (Engländer). und Ikander Bey, der arabische Betriebsdireftor, mit dem sch perssntich bekannt bin, Flsuchte mich schließlich, der Menge aus dem Wege zu gehen Nac dem Abendessen besuchte, wie ich darauf erfuhr, der Polizei= Präfekt in Begleitung des Kommandanten der Citadelle den deut⸗ ben und den italienischen Konful. Die besorgten Mienen det eee sbienen anzudeuten, daß er eiwas auf dem Herzen habe. Auf die Frage der Konsuln, ob er besondere Mittheilungen zu machen habe und namentlich, ob er ferner für die Sicherheit der Euroyãer in Kairo einstehen können glaube, wies er au seine bisherige Thätigkeit bin, ö in der . das vollste 96 gebührt und versicherte, daß er bei unmittelbarer Gefahr die Guro—⸗ päer sofort warnen werde. Als die Frage, ob er die Ordnung auf⸗ recht zu erhalten im Stande sei, dringender wiederholt wurde, bejahte er sie zwar, aber seine zögernde Erklärung war nicht geeignet, Diejenigen, die davon Kenntniß erhielten, zu beruhigen. Ueberdies vermachte er den Zweifel nicht zu heben, daß, wenn die Anarchie ihm erst über den Koyf gewachsen sein werde, ein Fluchtverfuch für uns nicht mebr ausführbar sei. Die Konsuln fuhren darauf gegen UL Uhr Abends nach dem Kriegè.Ministerlum. Dori fanden sie eine Art Kriegsrath versammelt. Der deutsche Konsul erklärte dem Sub; Minister des Krieges, Jakub Pascha, daß er am nächsten Morgen seine Schutzbefohlenen auf dem deutschen Konsulat versammeln und, wenn sie auf feine Darlegung der Sach⸗
seits hat Italisen eine ganze Zahl von Offizieren den i Deutschland, Rußland und rü ic , Kander
lage sich zur Abresse entschließen sollten, einen Grtrang erkitten würde. Jakub Pascha sprach die Hoffnung aug, daß die Greignisse
eine solche Abreise als unnöthig herausstellen würden, verkannte indessen nicht die Verantwortung. welche auf den Konsuln rubte, und stellte sür den Nothfall einen Extrazug zur Verfügung, sogar unentgeltlich, was der, deutsche Konful indessen ablehnte. — Der jtalienische Konsul erklärte zunächst, nicht abreisen zu können, da es ihm unmöglich sein würde, seine Landsleute, deren sich mehr als tansend in Kairo befänden, ju sammeln und geschlossen fortzufübren.
Noch in der Nacht ergingen Seitens des deutschen Konsulats Einladungen an sämmtliche in Kairo wohnende Deutsche und Dester⸗ reicher, sich am nächsten Morgen auf dem deutschen Konsulate zu ver; ammeln. Die Eingeladenen erschienen in überwiegender Mehrzahl und nahmen das Anerbieten, sie in einem Extrazuge unter militärischer Bedeckung nach Jsmailig zu führen, mit großem Dank an. Dem Vunsche der Mehrheit entsprechend, wurde die Abfahrt auf den nächsten Morgen sestgeseft. Der deutsche Konsul begab sich darauf noch einmal zu seinem italienischen Kollegen und empfahl ihm an, ebenfalls einen Extrazug zu verlangen, der zweifellos zu seiner Verfügung gestellt werden würde. Der italienische Konsul glaubte zunächst noch bei seinem Ent—⸗ schluß beharren zu müssen; angesichts der immer drohenderen Gefahr änderte er denselben jedoch und traf mit den egyptischen Behörden Verabredungen, dahin zielend, daß er am nächsten Morgen zu gleicher eit mit dem deutschen und an dem von diesem gewählten Orte der
bfahrt, Kairo mit etwa 100 Italienern verlassen werde. Fin Zusammentreffen so vieler geängstigter und bewaff⸗ neter Leute verschiedener Nation erschien dem deutschen Konful bedenklich, namentlich für den möglichen Fall, daß die vorhandenen Wagen nicht ausreichen sollten, alle Flüchtlinge zu befördern. Hr. von Treskow ließ also die von ihm gusgestellten Weisungen ändern und bestimmte, daß die Deutschen und Oesterreicher bereits um 5 anstatt um 6 Uhr, wie zuerst festgesetzt war, abfahren würden. Gleichzeitig verabredete er mit dem Polijeipräfekten um— fassende Sicherheitsmaßregeln, damit man die Deutschen unbehelligt ziehen lasse. Eine geringe Anzahl von Deutschen hatte sich im letzten Augenblick entschlossen, in Kairo zu bleiben. Den an Stel- lung und Umsicht Hervorragendsten unter ihnen, General von Plötz⸗Pascha, ersuchte Hr. von Treskow, die. Führung der Zurückbleibenwollenden zu übernehmen und nöthigenfalls mit dem Polizeipräfekten in Verbindung zu treten, um sie zu schützen. Am Abend des 14. fand wiederum eine Zusammen⸗ kunft zwischen dem deutschen Konsul, dem Polizeipräfekten, dem Kom- mandanten der Citadelle und dem General Ali Pascha Fehmwy statt. Zu diesen gesellte sich auch Achmed Pascha, der junge, europäisch ge— bildete Direktor der Daira Sanieh, und Rifaat Bey, der General— Sekretär des Ministerrathes. Ali Pascha Fehmy betonte in zusammen hängender Rede, daß das Verhältniß der Deutschen in Egypten, in Kairo, sowie das Zusammenwirken der Behörden stets ein sympathisches und freundliches gewesen sei. Mit Betrübniß sehe man die Deutschen und Oesterreicher sortgehen und hoffe, daß sie bald voll Vertrauen zurück- kehren werden. Den Deutschen der Heimath aber möchten die Abziehenden sagen, welche Achtung alle besseren Elemente in Egypten vor der deutschen Nation und vor deren weiser und kräftiger Regierung hegten. Der deutsche Konsul gab darauf seinem Dank, sowie dem Dank seiner Schutzbefohlenen Ausdruck für die unausgesetzte Fürsorge, welche die Behörden von Kairo in schwerer Zeit so energisch und erfolgreich dem Leben und dem Eigenthum der Deutschen gewidmet hatten, so⸗ wie für das Entgegenksmmen und die Sorgfalt, womit sie noch in letzte Stunde die Abreise ermöglicht und geschützt hätten.
Am nächsten Morgen erschien der Polizeipräfekt bereits auf dem Bahnhof. Er blieb dort bis zur Abfahrt, die sich wegen mancher Nachzügler sowie der dadurch bedingten Aenderungen in der Abrech nung und Zahlung bis 6 Uhr verzögerte. Jakub Pascha hatte auf Rechnung des Kriegs ⸗Ministeriums einen Wagen für das militärische Geleit, das aus einem Major, einem Hauptmann und 25 Mann be— stand, einstellen lassen. Die Leute wurden indessen auf die ver— schiedenen Wagen vertheilt und übten unter fortwährender Aufsicht des Hauptmanns äußerst energisch ihren Dienst gegen zudringliche oder böswillige Einheimische. Jakub, Pascha hatte dem Major den bestimmten Befehl ertheilt, für den . von Thätlichkeiten gegen den Zug oder einzelne Insassen die
ngreifer sofort niederschießen zu lassen, und dieser Befehl war auch der Mannschaft eingeschärft worden. Der Kommandoführer bestand darauf, daß nur an den Wasserstationen gehalten werde und daß kein Europäer ohne besondere Erlaubniß aussteigen dürfe. Herr von Treskow bedang jedoch eine Ausnahme für Galimb, wo noch mehrere Deutsche waren, die telegraphisch von der An⸗ kunft des Extrazuges benachrichtigt worden waren und sich dem Zuge anschließen sollten. Dieses Vorhaben wurde aus—˖ geführt. Die Landsleute in Galimb erwarteten uns auf dem Bahnhof, zum Theil bereits übel zugerichtet von einheimischen Fanatikern. — In Zagazig hatte sich der Mudir (Bezirkspräsident) eingefunden, als der Zug passirte; ebenso empfing denselben der Mudir in Ismailia; dieser blieb bis zur Einschiffung in der Nähe der Deutschen und stellte Soldaten wie Polizeibeamte zur Verfügung. — Gegen Mittag war der Extrazug in Ismailia eingetroffen, um 5 Uhr Nachmittags erschien, vom deutschen Konsul requirirt, S. M. Kanonen boot Möve“, Kommandant Kapitän von Kyckbusch, um uns nach Port Said abzuholen. Die Abfahrt konnte, da Nachts der Suezkanal nicht befahren wird, erst am nächsten Morgen erfolgen. Hr. v. Treskow hatte 60 Deutsche, 140 Oesterreicher und etwa 30 Angehörige anderer Staaten mitgebracht. Auf seine Befürwortung nahm der Komman dant der Move“ noch außerdem 35 Franzosen, die in Ismailia auf Beförderung warteten, den Vize⸗Präsidenten und die Angestellten des
emischten Gerichtshofes von Kairo ö. 35 Franzosen,
taliener u. s. w.) an Bord seines Schiffes auf. Damit war aller⸗ dings das kleine Fahrzeug überfüllt; aber Kommandant, Offiziere und Mannschaft wetteiferten in Zuvorkommenheit gegen die unglück⸗ lichen Flüchtlinge, räumten jedes nur irgend freizumachende Plätz⸗ chen ein, lieferten für die Nacht Decken, am Abend sowie an den folgenden Tagen Speisen und Getränke, kurz, erwarben sich den lebhaften Dank aller, der in Worten sowie in einer Adresse zum Ausdruck gebracht wurde. — Gegen 4 Uhr Nachmittags des 16. d. M. erreichte die Möpe“ Port Said. Der Kaiserliche Konsul Bronn empfing dort die Deutschen und tbeilte ihnen mit, daß das öster⸗ reichische Lloydschiff Ettore“ jur Heimschiffung nach Triest über Alexandria für den nächsten Tag bereit stehe. Die meisten wurden ohne zu landen mit ihrem Gepäck sofort auf den „Ettore“ übergeführt und langten nach kurzer und alücklicher Seereise wohlbehalten in Triest an, dankerfüllt für die Energie und Umsicht des deutschen Konsuls, der seinen Schutzbefohlenen während der schwierigen Tage in Kairo und während der Flucht aus der egyptischen Hauptstadt bis zur Ankunft in Triest treu und helfelnd zur Seite gestanden hatte.
Seitungèstimmen.
In der, Wiesbadener Zeitung“ lesen wir:
Hamburgs Zollverbältnisse sind gleich den Bremischen noch ganz unverändert, , . Anschluß vollzieht sich erst in nun noch 6 Jahren, aber dennoch beginnt es jetzt schon in Bremen zu dämmern und die Er⸗ leuchtung einzuzlehen, daß man bisher doch in falschen Bahnen wandelte. So hat denn jetzt die Bremische Handelskammer dem Senate einen Bericht eingesandt, in welchem ausführlich auseinander gesetzt wird, daß Bremeng Handel durch den Ausschluß vom Zollverein ungemein beengt, so erschwert und mit vielen Unkosten verknüpft ist, daß der⸗ selbe mehr und mehr zurück kommt, oder mit einem Worte gesagt, daß es in bisheriger Weise absolut nicht mehr geht. Deshalb wird von derselben Stelle, die noch vor ungefähr einem Jahre den Gedanken des Zollanschlusses ablehnte, der dringende Antrag gestellt, der Senat möge in Verhandlungen siber den Zollanschluß eintreten und selbigen aufs möglichste zu beschleunigen süchen. Der Senat erkannte jetzt ebenfalls die Ausführungen der Handelskammer als begründet an und ist sofort in vertrauliche Berathung mit der Bürgerschaft getreten.
— —
Sollte es in Vergessenheit gekommen sein, mit welcher Ent- rüstung sich die fortschrittlichen und liberalen Zeitungen im vorigen Jahre der Materie des Anschlusses der Hansastädte bemächtigten, so mag daran erinnert werden, daß allgemein das Geschrei einer bru⸗ talen Vergewaltigung erhoben, die Ausnahmestellung der Hansa. städte als nothwendig bejeichnet und in den Himmel gehoben, dagegen Bismarcks Sorge um das allgemeine wirthschaftlich Wohl als unbegründet, falsch und überflüssig benannt wurde. — Nun aber tritt Bremen selbst auf und erklärt die Ansichten der fortschrittlichen und liberalen Blãtter als falsch, die Ansichten Bismarcks als richtig. Das ist eine gewichtige Thatsache für Alle, die da sehen wollen. Bremen ist das Haupt⸗ lager der Freihändler, dort ist die engste Fühlung, mit. dem Cobdenklub und von dort aus ergeht die Hauptagitation für den Freihandel, und gegen alle Zölle, wovon noch die letzten Reichstags: verhandlungen den lautesten Beweis lieferten. Bremen aber tritt nun freiwillig den Bismarckschen Ansichten bei und bereitet damit der wirthschaftlichen Politik Bismarcks einen eklatanten Sieg. Dessen haben wir uns nur zu freuen, denn es ist die erste gewichtigste Anerkennung unserer Gegner für die Richtigkeit der Bismarckschen Wirthschaftspolitik. Und so wie es 1866 allmählich zu tagen be— gann, was Bismarck als Politiker ist und wollte, so dürfte nun auch trotz den fortschrittlichen Blättern die Erleuchtung der Geister wei— tere Fortschritte machen und allmählich die Einsicht sich weiter ver— breiten, daß Bismarck uns auch in wirthschaftlicher Hinsicht frei und groß machen will und wird. In dieser Hoffnung werden wir bereits gestärkt durch die allgemeinen Handelskammerberichte, die zwar noch theilweise klagen, aber schon insgesammt die Thatsachen des allgemeinen Aufschwunges in der Industrie, dem Handel und Ge— werben konstatiren; und ferner dadurch, daß auch schon die „Berl. Börsenzeitung“ in Nr. 330 vom 18. Juli auf Grund der an vielen Orten von einem eigens dazu ausgesandten Spezialberichterstatter auf— genommenen Thatsachen über einen bedeutenden Aufschwung aller Erwerbszweige, und zwar lediglich in Folge der Bismarckschen Wirthschaftspolitik berichtet. . ; .
— Der Professor Dr. Nasse hat in den Jahrbüchern für National⸗Oekonomie und Statistik von Conrad eine Abhand⸗ lung unter dem Titel „der Cobdenklub und die deutsche Waarenausfuhr“ veröffentlicht. Diese Schrift bezweckt, an der Hand der amtlichen Ausfuhrstatistik den Nachweis zu liefern, daß England das weitaus bedeutendste Absatzgebiet für die deutsche Gütererzeugung sei, um daraus den Schluß herzu— leiten, daß Deutschland ein lebhaftes Interesse an den Fort— bestand der free trade Politik Englands habe.
Die „Po t“ bemerkt hierzu:
.... Gerade diese wesentliche Verschiedenheit in der Natur der beiderseitigen Handelsbeziehungen, die englische Einfuhr in Deutsch⸗ land neben den zollfreien Rohprodukten, Wolle, Baumwolle, in der ö gleichartig mit unserer Industrie, die deutsche Einfuhr nach
ngland unter der überwiegenden Betheiligung der landwirthschaftlichen Produktion vorzugsweise aus solchen Erzeugnissen bestehend, welche England nicht produzirt, erklärt die Verschiedenheit der beiderseitigen Handelspolitik. Sie läßt für Deutschland eine maßvolle Schutzpolitik indizirt er— scheinen, während für England die Voraussetzung einer solchen, die Bedrohung der heimischen Produkrion durch die ausländische, betreffs der Industrie völlig fehlt und die Landwirthschaft an Bedeutung hinter jener so zurücksteht, daß sie für die Zollpolitik nicht wesentlich in Betracht kommt, übrigens theilweis, wie die Viehzucht und Spi⸗ ritusfabrikation, auch schon Schutz genießt. .
Zugleich aber gestattet diese Sachlage den Schluß, daß wir bei unserer jetzigen Zollpolitik beharren können, ohne Englands Ueber⸗ gang zum Schutzzoll befürchten zu müssen. John Bull rechnet zu gut, um sich der geringen Beschränkung der englischen Einfuhr in Deutschland willen der Vortheile zu berauben, welche ihm seine e n,, verschafft. Ohne den Freihandel würde England
eine dominirende Stellung im Welthandel nicht behaupten können , insbesondere seinen Export- und Kommissionshandel sehr bald verlieren.
Aber selbst wenn England ab irato zu industriellen Schutzzöllen übergehen sollte, so würde die Gefahr für Deutschland weitaus nicht so groß sein, als Professor Nasse sie befürchtet. Für den wich⸗ tigsten Theil unserer industriellen Ausfuhr nach England fehlen dort die natürlichen Produktionsbedingungen in zu hohem Maße, um eine eigene Fabrikation groß zu ziehen. Für das, was aber doch an Export nach England verloren ginge, würde reich⸗ lich Ersatz dadurch geboten werden, daß es Deutschland ermöglicht würde, in erweitertem Maße sich von dem englischen Zwischenhandel zu emanzipiren und der deutschen Industrie neue Gebiete für direkten Absatz zu eröffnen, wo sie des Tributes für die englische Handels⸗ vermittelung enthoben ist. J . ;
So bedeutsam daher auch die Nasse'sche Schrift ist, und so dan⸗ kenswerthes Material sie zur Kenntniß der Handelsbeziehungen Deutschlands beibringt, so wenig berechtigen ihre Ergebnisse zu dem Schlusse, daß die deutsche Handelspolitik falsche Bahnen wandelt und insbesondere die Entwickelung der deutschen Ausfuhr gefährdet.
Das Gegentheil ist vielmehr der Fall, wie denn eine im „Export“ erwähnte umfassende Enquete der Chambre syndicale des négociants commissionaires zu Paris über die Lage des französischen Exports den Rückgang desselben als Folge der zunehmenden ausländischen, nament- lich der deutschen Konkurrenz konstatirt.
Den erwähnten Bericht der „Chambre Syndicale des Negociants⸗Commissionaires“ in Paris veröffentlicht die „Kölnische Volkszeitung“. Er behandelt die gegen⸗ wärtige Lage des französischen Exporthandels und die geeigneten Mittel, denselben zu verbessern. Die Kammer hat an ihre Mitglieder ein Fragebuch gerichtet, auf welches einstimmig geantwortet wurde, daß die französischen Produkte nicht mehr, wie früher, Absatz im Auslande fänden. Wir entnehmen dem
Vericht folgende Stellen:
In Egvpten sind Aemter eingerichtet worden, welche unbezahlt von den Notabeln des Kaufmannsstandes, den sogenannten Deputirten der Nation, verwaltet werden Sie haben wenig Beziehungen zu ihren Landäleuten und geben nicht alle die Auskünfte, welche man das Recht hat, von ihnen zu verlangen, während die englischen und deutschen Konsuln im Gegentheil nicht aufhören, die Kaufleute ihrer Nationalität zu ermuntern, denselben zu helfen und sie zu be— schützen; man kann die im Steigen begriffenen Zahlen der deutschen und englischen Ausfuhr zum Theil der Kom⸗ petenz der Angestellten im Auslande zuschreiben In Co- lumbla, Ecuador, Peru, Chili und Venezuela hat die fremde Tonkurenz, zumal die deutsche, unsere Exportation fühlbar reduzirt. Tie in diese Länder eingeführten Waaren und die europäischen Staa ⸗ ten, welche sie aussühren, sind, gemäß dem Bericht, folgende: Shir⸗ ting, bedruckte Gewebe, reiner Wollenatĩas, Teppiche, fagonnirte Seide und Bänder, Passementerien, Spitzen, Hemden und Schuhzeug für Frauen und Kinder, Spiegelglaz, Wein und Liqueure werden durch Frankreich geliefert; einfarbige Baumwolle, wollene und baumwollene Kleiderstoffe, Flanell und Tüll sen⸗ det England; Deutschland hat den Handel in Tuchen, Strumpfwaaren, Kurjwaaren, Pianes, Lichtern, Lacleder, Spiegeln. Aus Oesterreich kommt das Schuhjeug für Männer; Uhren und Orgeln liefern die Vereinigten Staaten; Oele Italien; einfarbige Bander werden von der Schmeiz expedirt und 8 aus Schweden. Große Konkurrenz wird Frankreich drüben in Zwillich und groben Leinengeweben von England gemacht. in der Hutfabrika—⸗ tion durch England und Deutschland, in Seifen durch Genua, in 2 durch England und die Vereinigten Staaten, in Kon⸗ erven durch Deutschland. ᷣ ;
Auf den Antillen gelangen die fremden Exrzeugnisse nach und nach dazu, die französischen darch die billigeren Preise zu verdrängen, und sind es inebesondere Kleiderstoffe, die England und Deutschland liefern In Holland macht uns Deutschland eine fürchterliche
Konkurrenz in Passementerien, gewissen Spitzen, Tuchen und Stoffen
nach Art des Fabrikates von Roubaix. Strumpfwaaren, Hüten, Blumen und Federn zu billigen Preisen, Seidenstoffen von Krefeld, Baumwolle, Sammet ꝛc. ö? ; Die deutsche Industrie bat sich einer Quantität von Erzeug⸗ nissen bemächtigt, welche bisher das Monopol der französischen zu sein schienen. In allen diesen Artikeln läuft sie uns durch ihre Wohlfeilbeit den Rang ab. Im Ausland ist es eben das Aussehen und der billige Preis, welche den Vorzug haben. Die beträchtlichen Geschäfte sind den gewöhnlichen Artikeln reservirt. Für Nouveautés ist der französische Fabrikant erzeugungsfähig; aber sein Hauptgedanke ist, die ersten Kosten zu decken, und er verkauft oft zu viel zu hohem Preise, ohne sich um das Ausland zu bekümmern, um Deutschland, welches sich beeilt, diese Neuheit nachzubilden und sie mit bedeutendem Preis unterschied an den Markt zu bringen. Es ist für keinen französischen Fabrikanten ein Geheim⸗ niß, daß in England und in den Vereinigten Staaten vorzügliche Knöpfe, Passementerien, Franzen 2c. deutscher Fabrikation als Nouveauts de Paris“ präsentirt werden.
Sachsen tödtet unsere keramische Industrie und die Hauptstadt von Oesterreich sucht die Pariser Artikel zu fabriziren. . ..
Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 30. — Inhalt: Finanzwesen: Nachweisung über Einnahmen des Reichs vom 1. April bis Ende Juni 1882. — Zoll⸗ und Steuerwesen: Erweite⸗ rung der Befugnisse eines Untersteueramts; — Bestellung von Sta⸗ tionskontroleuren. — Justizwesen: Aenderungen im Verzeichniß der zur Einziehung von Gerichtskosten bestimmten Stellen. — Marine und Schiffahrt: Anerkennung der in schwedischen Schiffspapieren ent⸗ haltenen Vermessungsangaben in deutschen Häfen. — Konsulatwesen: Ernennungen und Entlassung; — Exeguatur ⸗Ertheilungen; Todes⸗ . . Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichs⸗ gebiete. ;
Ju stiz⸗Ministerial⸗ Blatt. Nr. 29. — Inhalt: Allgemeine Verfügung vom 26. Juli 1882, betreffend die Geschäftsergebnisse der preußischen Justizbehörden aus dem Jahre 1881.
Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 30. — Inhalt: Amtliches: Per sonalnachrichten. — Nichtamtliches: Ueber Stadt⸗ eisenbahnen. (Fortsetzung) — Die Konkurrenz für Entwürfe zum neuen Reichstagsgebäude. 7. — Vermischtes: Betheiligung der technischen Beamten der Bauabtheilung des Ministeriums der öffentlichen Ar⸗ beiten an Konkurrenzen. — Konkurrenz für Entwürfe zum Ausbau des Thurmes zu St. Andreas in Hildesheim. — Zur Photogrammetrie. — Russische Kriegseisenbahnen. — Freilegung und Erweiterung der National⸗Bibliothek in Paris. ,
Statistische Nachrichten.
Von den während des Etatsjahres 1881/82 im Deutschen Reiche vorhandenen 61 Spielkartenfabriken besaß Mecklen⸗ burg 2. . Beide zusammen hatten im Vorjahre einen Bestand von 1848 Spielen zu 35 oder weniger Blättern und von 33506 Spielen zu mehr als 36 Blättern. Der Zugang an Spielen ersterer Katego⸗ rie betrug in Mecklenburg 535 626 Spiele, letzterer Art 144346. Von denselben wurden abgesetzt im Deutschen Reiche 535 508 bezw. 143 980. Sonach ergab sich ein Bestand von 1997 bezw. 4906 Spie⸗ len. Von den während des Etatsjahres 1881582 abgesetzten Spie⸗ len wurden in Mecklenburg 484 945 bezw. 18671 versteuert.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Die Seegesetze des Deutschen Reichs. Textausgabe von V. Stegemann, Ober⸗Landesgerichts⸗Rath in Celle. Berlin 1882. R. v. Deckers Verlag, Marquardt und Schenck. 17 Bg. gr. 80. geh. Preis 2,20 ½ Die vorliegende Sammlung von Seegesetzen beginnt mit demjenigen vom 25. Oktober 1867, betr. die Nationalität der Kauffahrteischiffe und ihre Befugniß zur Führung der Bundesflagge, enthält u. A. auch den 5. Theil des deutschen Handelsgesetzbuches und schließt mit dem die Küstenfracht betreffenden Gesetz vom 22. Mai 1881 und den sich daran reihenden Ver⸗ ordnungen vom 29. Dezember desselben Jahres. In zwei Anhaͤngen finden sich sodann die die Organisation der Bundeskonsu⸗ late und Konsulargerichtsbarkeit betreffenden Legalbestimmungen, sowie die der Prüfung der Seeschiffer und Steuerleute zu Grunde zu legen den Normen wiedergegeben. Die Sammlung kann auf Genauigkeit des Textes und Vollständigkeit Anspruch erheben, und hat der Heraus- geber durch ein sorgfältig gearbeitetes, bei den einzelnen Stichworten sowohl auf die Seiten wie Paragraphenzahl der entsprechenden Ge⸗ setze n,, . Sachregister ihren praktischen Werth nicht un⸗ wesentlich erhöht.
— Im Verlage von Rudolf Lincke in Leipzig erschien in fünfter, vollständig neu bearbeiteter Auflage das Sammelwerk Deutsche Lyriker seit 1850, mit einer literar⸗historischen Einleitung und biographisch ⸗ kritischen Notizen. Herausgegeben von Dr. Emil Kneschke in Berlin. Mit Emanuel Geibels Porträt in Stahlstich, gestochen von A. Weger. Die Anthologie Deutsche Lyriker seit 1850 erschien zuerst 1864, in zweiter Auflage 1868. An der Veranstaltung einer dritten und vierten Auflage in den Jahren 1872 und 1874 war der ursprüngliche Herausgeber nicht betheiligt, während die Bearbei= tung der jetzt vorliegenden fünften Auflage wiederum sein eigenes und alleiniges Werk ist. Der Sammler, welcher das Jahr 1850 als den Anfang einer neuen Periode der Lyrik zum Ausgangspunkt. seiner Antologie gemacht bat, mußte ein gewaltiges Material bewältigen, in der neuesten Auflage sind mehr als 56 Dichternamen neu hinzugekommen, und von weitaus der größten Zahl der in den früheren Auflagen schon nicht fehlenden Lyriker mußten auch die e, erschienenen Erzeugnisse berücksichtigt werden. Die Auswahl ist mit Geschick getroffen. Balladen und Romanzen blieben grundsätzlich ausgeschlossen, ebenso Fragmentisches aus erzählenden Dichtungen; doch finden sich aus epischen Werken einige in sich abgeschlossene lvrische Gedichte oder gut abgesondert herauszubebende Bilder, und zwar stets unter Angabe der ersteren. Auch gelegenheitlich Entstandenes, das zur Schilderung und Kenn zeichnung der Zeit, der Epoche beiträgt, ist nen, worden. Was den dichterischen Gehalt der ausgewählten Stücke anlangt, so sind besonders die Themen: Gott, Natur, , beachtet worden. Bei jedem Dichternamen finden sich biographische und bibliographische Notizen. Das Werk erscheint in 10 Lieferungen à 50 J, die in Zwischenräumen von 14 Tagen einander folgen.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Sondersbausen, N. Juli. (Erz. Ztg.). Am 30, 31. Juli und J. August wird der bienenwirthschaftliche Hauptverein für die Provinz Sachsen, die tbüringischen Staaten und dag Herzogthum Anhalt bier seine Gencraloersammlung mit bienen⸗ wirthschaftlicher Ausstellung abhalten.
Gewerbe und Gandel.
Der Aufssichtsrath der Staß furter chemischen Fabrik, vorm. 6 C Grüneberg, bat die Dividende für das Ge⸗ schäftssahr 1851/82 auf 120½ festgesetzt.
Antwerpen, 28. Juli. (W. T. B. Wollauktion An- eboten 2396 B., 1539 B. Laplatawollen verkauft; eine größere
Partie ammwoilen wurde zurückgejogen. Gate Wollen sest.
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