1882 / 182 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 05 Aug 1882 18:00:01 GMT) scan diff

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est . 2. st. (Pol. Corr.) Mit der Rüdkehr des min e e r rn beginnt das öffentliche polltische Leb en wieder ein Interesse zu gewinnen. Die Berathungen, welche im Schooße beer es ehr. bezüglich der ja e, dem Abgeordnetenhause im Herbste zu unterbrei⸗ tenden Gesetzentwürfe gepflogen werden, geben zu ein⸗ chenden Diskusfionen Anlaß. Die beabfichtigte ? Dber—

. wurde von der Presse erschöpfend besprochen, und die geplante Art der Lösung dieser Frage stieß fast nirgends auf größere Opposition. Jetzt wird die überaus gen. Angelegenheit der Ablösung der Regalien in den Kreis der Betrachtungen gezogen und einmüthig konstatirt, daß es ein großes Verdienst der Regierung wäre, diese Ange⸗ legenheit zu ordnen, besonders wenn damit für den Staat keinerlei Belastung verbunden und dennoch den Grundbesitzern ermöglicht würde, auf einmal eine größere Baarsumme in die Hand zu bekommen und Investitionen und Ameliorationen vorzunehmen.

Das Gesetz über die der vaterländischen In⸗ dustrie zu gewährenden Staats begünsti ungen“ vom Jahre 1881 hat rasch gute Resultate erzielt. ö sei nur kurz angeführt, daß seit Inslebentreten dieses Gesetzes 22 neue Fabriken errichtet wurden, daß ferner 29 schon früher be⸗ standene, aber seither umgeänderte Etablissements jene Be⸗ günstigungen genießen und daß auch gegenwärtig eine große

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ath seiner Aerzte, die eine Seereise für seine Wiedergenesung als bienlich erachten, an Bord des Transportdampfers „Ca⸗ labria“, der ein 200 Mann starkes Detachement der berittenen Leibgarde nach Egypten führt, nach Alexandrien abgereist. Ein weiteres Detachement der Garde⸗Kavallerie ist an Bord des Dampfers „Holland“ nach Egypten abgegangen. Die Kavallerie der Haustruppen hat seit dem Kriege, der mit der Schlacht von Waterloo endete, keinen Feldzug im Aus⸗ lande mitgemacht, und die Fußtruppen der Garde sind seit dem Krimkriege nicht für den auswärtigen Dienst verwendet wor— den. Als der „Holland“ die Insel Wight passirte, ließ die Königin von Osborne aus dem Befehlshaber der an Bord befind⸗ lichen Truppen, Oberst⸗Lieutenant Milne Hom, folgende Bot⸗ schaft signalisiren: „Ich wünsche Euch Allen glückliche Reise und hoffe von Euch aus Gibraltar Nachrichten zu erhalten.“ General⸗Major Sir * F. Macph er son, der Höchst⸗ kommandirende des na . hestimmten indischen Truppenkontingents, wird sich Ende dieser Woche einschiffen. Für die Besörderung der Truppen nach Suez sind 30 Transportschiffe gemiethet worden.

Aus Pietermaritzburg wird den „Daily News“ telegraphirt: Ein schnelles Einschreiten ist im Zululande nothwendig, wenn ernste Ereignisse vermieden werden sollen. Es wird geargwöhnt, daß die wirklichen Friedensstörer die—⸗ jenigen Häuptlinge sind, welche sich der Rückkehr Ket schwayo's widersetzen und h bestrehen, die Partei des Königs dazu zu verleiten, sich zu kompromittiren. Das Zuluvolk fürchtet sich, 9 Felder zu bestellen, und es dürfte eine Hungersnoth ent⸗

ehen.

4. August. (W. T. B.) Im Unterhause er—⸗ klärte heute der UnterStaatssekretär Dilke auf eine An⸗ frage des Deputirten Worms: er erfahre aus Kon— stantinopel daß die Türkei gegen Sicherheit durch bie ruffische Krieg gentschädigung eine Anleihe erhalte; er habe aber nichts davon gehört, daß Rußland die sallige Rate der Kriegsentschädigung' der Turker überlassen oder sonst Schritte gethan habe, um die türkische Intervention in Egypten vor Erfüllung der von England gestellten Be⸗ dingungen zu begünstigen. In Beantwortung einer weiteren Frage des Deputirten Worms bestätigte der Staatsekretär des Krieges, Childers, daß die Stadt Suez englischerseits besetzt worden sei. Im weiteren Verlaufe der Sitzung nahm das Haus die Vorlage, betreffend die Einführung der Packeipost in 3. Lesung an; wie verlautet, wird die Packetpost jedoch erst nach Weihnachten in Betrieb gesetzt werden.

Der Chef des Generalstabes der egyptischen Ex⸗ pedition, General Adye, hat sich gestern über Marseille und Brindisi nach Alexandrien begeben. eute sollen 5 Truppenschiffe mit 3000 Mann aller ffengattungen nach Egypten abgehen.

Frankreich. Paris, 4. August. (W. T. B.) Die Agence Havas“ meldet: Präsident Grévy habe heute aufs gĩeue Bris 57 sich berufen und denselben wiederholt auf⸗ gh fert die Bildung des neuen Kabinets zu übernehmen,

risson habe jedoch den Auftrag entschieden abgelehnt. Die nämliche Aufforderung sei im Laufe des heutigen Tages auch nochmals an Ferry ergangen; Ferry habe jedoch den Auftrag zur 8a des Kabinets ebenfalls nicht angenommen.

5. August. (W. T. B.) Präsident Grévy hatte estern Abend mit Ferry abermals eine Unterredung und onferirte heute früh mit Den es, dem früheren Prästbenten der Gruppe der „Union republicaine“.

Türkei. Konstantinopel, 4 August. (W. T. B) Der Pforte ist die auch schon anderweitig bekannt gewordene Nachricht zugegangen, daß Admiral Seymour troß des von Lesseps erhobenen Widerspruchs die Maßregeln ergreifen würde, die er in Bezug auf den Schutz des Suezkanals für erforderlich halte, in Gemäßheit der ihm vom Khe dive dazu ilten Ermächtigun Von Lesseps wird dagegen rt, daß dem anal von Seiten Arabi Paschas keine Gefahr drohe. Wohl aber werde eine englische Besetzung des Kanals, statt zum Schutze der Schiffahrt zu dienen, die Schiffahrt gefährden, denn .

Arabi Pascha das Del ie einer Helen der Neutra⸗

welche Arabi Pascha bis . respektirt habe.

i wiederum eine Note zugestellt, in welcher der rlaß der Proklamation gegen Arabi verlangt wird. Türlischerseits wird die von Arabi Pascha verbreitete Nachricht, daß die nach Egypten zu sendenden türkischen Trup⸗ 69 Nationalpartei unterstützen sollten, für unrichtig

5. August. (W. T. B.) In der letzten Note Lord Dufferin's an die Pforte wegen der Proklamation gegen Arabi Pascha wird abermals darauf hingewiesen, daß die Landung der türkischen Truppen in Egypten von dem vorherigen Erlaß dieser Proklamation und von dem vor⸗

herigen. Abschluß einer englisch⸗türkischen Militärkonvention abhängig sei.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 4. August. (W. T. B.) Durch Befehl des Kaisers ist die Expropriation des für den Bau einer Eisenbahn von der Moskau⸗ Brester Eisenbahnstation Schabinka nach Pinsk erforderlichen Terrains angeordnet. Die Eisenbahn ist a Militärzwecken bestimmt und dem Kriegs⸗Minister unterstellt.

Dänemark. Kopenhagen, 1. August. (Hamb. Corr.) In den jüngst eingegangenen offiziellen Berichten aus Is land wird konstatirt, daß dort wegen der sehr ungünstigen Witterung, welcher u. A. der Viehbestand zum großen Theil zum Opfer gefallen ist, der verheerenden Epidemien und der Elssperre ein wirklicher Nothstand, wenn nicht gar Hungersnoth bevorsteht. In Dänemark sowie auch in Norwegen haben sich deshalb Comiteés gebildet, um Sammlungen zu Gunsten der nothleiden⸗ den Isländer zu veranstalten. Die Anregung zu dieser Hülfe— leistung hat überall großen Anschluß gefunden. Der Landes⸗ hauptmann (Landeshövding) für Island, Finsen, wird in diesen Tagen in Kopenhagen erwartet und, wie „Berl. Tid.“ andeutet, Gelegenheit nehmen, öffentlich über die Aus⸗ dehnung der Nothlage und die geeignetsten Mittel zur Ab— hülfe derselben Auskunft zu ertheilen. .

Afrika. Egypten. Alexandrien, 4. August. (W. T. B.) General Alison inspizirte heute die Befesti⸗ gungswerke von Mex und traf Vorkehrungen zur Besetzung derselben durch eine Abtheilung Marinesoldaten. Kleinere Kavallerieabtheilungen Arabi Paschas halten die englischen Vorposten in Thätigkeit, doch ist kein Anzeichen vor⸗ handen für eine ausgedehntere Bewegung. Colvin besuchte heute die hiesigen Banken und warnte dieselben, mit der türkischen Regierung Geschäfte abzuschließen.

Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureau“ aus Alexandrien von heute, habe sich General Alison bei Ge⸗ legenheit einer gestern vorgenommenen Rekognoseirung über—⸗ zeugt, daß die in der Nähe von Alexandrien befind— lichen feindlichen Truppen von wenig erheblicher Starke seien. Zu alarmirenden Gerüchten von einem von Seiten Arabi Paschas zu besorgenden Handstreich liege keinerlei Grund vor, Arabi Pascha könne die Offensive nicht ergreifen, ohne Bewegungen vorzunehmen, die seine Absichten sofort verrathen müßten. Weiteren Nachrichten zufolge befindet sich Tul ba Pascha in Kafrdowar, in Arabi Paschas Umge⸗ bung soll sich als einziger Europäer ein Schweizer, Namens Ninet, befinden, der früher Halim Pascha als geheimer Agent gedient habe. 6

Der „Agence Havas“ wird aus Alexandrien gemeldet, es sei dort eine Feststellung der von Europäern bei dem Bombardement erlittenen Verluste und die Ernennung einer Kommission in Vorschlag gebracht, die sich über die Entschädigungen aussprechen soll.

Dem „Daily Telegraph“ wird unterm 2. d. M. Fol⸗ gendes aus Alexandrien berichtet:

„Heute Morgens fand unter unseren Vorposten eine Art Panik und eiligste Flucht statt, welche, auf das Gelindeste ausgedrückt, eine ganz schmähliche war. Eine Compagnie Jäger auf Vorposten steht nahe 3 . a . . wurden vor Tages⸗ grauen von einer Gruppe von Arabern plötzlich angegriffen. Die englischen Vedetten, offenbar schlecht , . . ö und rissen die Soutien Compagnie mit sich, und alle rannten fast eine englische Meile rückwärts bis zu dem befestigten Wasserwerkgebäude. Hier formirten sie sich endlich, allein vier Jäger liefen noch weiter zurück bis ins Lager, wo sie die Niedermetzelung aller ihrer Kame— raden und die Umzingelung des kommandirenden Majors meldeten. Sofort rückte die Compagnie vor, fand jedoch keinen Feind. Die Araber hatten die von den Engländern fortgeworfenen Flinten und Reserpemunition erbeutet. Die Engländer verloren keinen Mann. Die Jäger hatten eine Salve vor der Flucht abgefeuert, welche ein feindliches Pferd tödtete. Das ganze Lager ist lire s indignirt über das Benehmen der Jäger Offenbar bedürften die Truppen einer scharfen Schule im Vorpostendienste.“

Dem „Reuterschen Bureau“ meldet man aus Kairo:

Die Vorposten der Egypter machten unweit Abukir einen Mid⸗ shipman von der Alexandra“, Namens Dudley de Chair, zum Gefangenen. Der Kommandant von Abukir sandte den Gefan⸗ Ei zu Pferde an Arabi ae der sich mit ihm eine albe Stunde lang sehr freundlich unterhielt und ihn als— dann nach Kairg mit der Weisung schickte, daß er dort gut behandelt werden solle. Der Gefangene, welchem jede Aufmerksam⸗ keit erzeigt wird, befindet sich zur Zeit in einem angenehmen Quartier. wei eingeborene Offiziere, die der englischen Sprache mächtig sind, 2 2 ien , nr . zu leisten. Letzterer at um die Erlaubniß nachgesucht, an seine Mutter in En schreiben zu dürfen, welche Bitte gewährt wurde.“ .

Der A. „Allgem. Ztg.“ entnehmen wir folgende Be⸗ trachtung über die Bedeutung des ern, nnn für den Welthandel und über die Entwicklung seines Transitverkehrs:

er Suezkanal hat eine Länge von 160 Em, seine Breite betrãgt am Meeresspiegel 586 —=109 m, an der Sohle 22 m, das Minimum seiner Tiefe 8 m. Die kleine, sehr alte Stadt Suej, welche der Landenge und dem Kanal den Namen gegeben bat, ist weniger als die anderen Kanalstädte in Folge der Gründung desselben aufgeblüht; außerdem hat sie in allerletzter Zeit durch die in ihrer Nähe, am Rothen eer, gegründete Konkurrenzstadt Port Tewfick, welches sich in der eise amerikanischer Städte entwickelt hat, eine gefährliche Nebenbuhlerin bekommen. Ebenso wie diese Neu⸗ 2 ist Port Said, am Nordende des Kanals, eine vollständig europäische Stadt von fast 50 C00 Einwohnern. Letzteres hat sich be= deutend gehoben und ist . einem wahren Stapelplatz emporgeblüht, dessen Importhandel im letzten Jahre guf 164 009 Tonnen gestiegen ist. Dazu kommt der bedeutende Transitverkehr des Kanalg= * dritte Ort, Ismaillia, liegt ien den genannten Endstationen etwa in der Mitte. Ebenso wie Suez hat Jamailig die Hoffnungen an ee bedeutende ukunft bisher nur zum kleinsten Theil llt ge⸗ ehen Die Ungeschicklichkeit und die Feindseligkeit der egyptischen Re⸗ gierung hat die Entwickelung dieser Central stadt wesentlich beein- trächtigt. Aus den täglichen Nachrichten, welche der legraph uns übermittelt, ist bekannt, in welcher Besorgniß die Stadt 9 dem Beginn der Feindsel gleiten hinfschilih ihrer Versorgung mit Sh wasser schwebt. Bekanntlich hat der Kanal nur ö It⸗ mailia, welches ganz 4 dem Wüstenboden liegt, wird durch einen eigenen Kanal, der den Nil mit dem Suezkanal verbindet, mit Trink-

Wegen Unwohlseins Assim Paschas fand heute keine Sitzung der Konferenz statt. Lord P se nb hat der

konzessionirten Plan zwei Seitenkanãle * welche dazu bestimmt waren, Port d und Suez mit Süßwasser 4 versorgen. Nur der letztere ist . der erstere aber provisorisch durch eine Röhren— leitung ersetzt. Der Hauptarm des Süßwasserkanals ist im Besitz der sgvptischen Negierung, und die sog. Nationalen (die Partei Arabi X chas) haben die Ausführung des Wasserversorgungskanals von

ssmailia nach Port Said bisher stets zu vereiteln gewußt. Die mittlere Fahrzeit durch den Kanal hat im Jahre 165 etwa 18 Stunden betragen; dazu kommt noch der Tag- und Nachtaufenthalt so daß die Schiffe sich durchschnittlich je 5 Stunden 53 Minuten ini Kanal aufgehalten haben. Diese hohe Durchschnittszahl ergibt sich aus den häufigen Fällen von Störungen durch Auflaufen und aus dem fühlbaren Mangel an Ausbiegestellen. Doch wird diesem Uebel stande bald abgeholfen sein, denn die Generalversammlung der Aktio—⸗ näre hat bekanntlich beschloffen, mit einem aufzunehmenden Kapital von 25 Millionen eine Verbe serung und Erweiterung des Kanalz durchzuführen, welche eine Ermäßigung der Fahrzeit auf die Hälfte selbst bei doppelt so großer Frequenz ermöglichen soll. Im letzten Jahre ist die Durchfahrt auch durch die rigorosen Quarantänebe⸗ stimmungen der egyptischen Regierung, die häufig zu Proteften und Klagen Veranlassung gegeben haben, wesentlich verzögert worden. Der Transitverkehr des Suezkanals wird für die 12 Jahre seines Bestehens aus folgender Tabelle ersichtlich: .

rhobene

; Brutto⸗Tonnen⸗ Jahre Zahl der Schiffe Schiffszgebühren

Gehalt

1870 486 435911 5 159 327 Fr. 1871 765 761 467 8 993 732 1872 1082 1439169 16407 591 1873 1173 2085972 22 897 319 1874 1264 2423 672 24 859 785 1875 1494 2 940708 28 886 302 1876 1457 302107 29 974 998 1877 1663 3 418 949 32 774 344 1878 1593 3 291 535 31 098 229 1879 1477 3 236 942 29 686 060 1880 2026 39 840 487

4344519 1881 2727 h 794 401 51 274 352

Diese Zahlen zeigen, abgesehen von einer vorübergehenden Zeit des Rückganges 1878/79 eine stetige rapide Steigerung. Die englische Handelsdepression und ein kurzes Aufblühen der Segelschiffahrt, eine Folge der Kohlen. und Eisenkalamität jener Jahre, werden für die Ursache dieses Rückganges gehalten. Auch das laufende Jahr zeigt schon wieder ein bedeutendes Plus gegen das vergangene. Vom Januar bis Ende Mai sind 1591 Schiffe durch den Kanal gegangen, gegen 1147 in den ersten fünf Monaten des Vorjahres; der Juni e. zeigt ebenfalls 20 0/0 Mehreinnahme, und das erste Halbjahr schließt mit einer Mehreinnahme von 7 Millionen Fr. gegen das des Vor— jahres ab. Trotz dieser Steigerung glaubt und hofft man, daß der Verkehr noch ein ungleich lebhafterer werden wird, indem man nament⸗ lich auf den Transit von Australien rechnet, der allerdings jetzt ent— weder ums Kap oder über Panama geht und, über die Landenge von Suez dirigirtz seinen Weg nur wenig setwa um 4 Tage) abkürzen würde. Im Jahre 1881 vertheilte sich der Seeverkehr folgender— maßen: vom Mittelmeer aus haben 1406 Fahrzeuge, vom Rothen Meer aus 1321 den Kanal passirt. Davon waren 2010 beladene Tauffahrteidampfer, 165 dergleichen mit Ballast, 442 Postdampfer; an Kriegsschiffen ferner 42 Transportdampfer, 9 Korvetten, 18 Avisos, 3 Panzerschiffe, 14 Kanonenboote, 8 Jachten, 8 Kreuzer, zusammen 104 der Krieggmarine verschiedener Staaten angehörige Fahrzeuge, unter ihnen die kolossalen englischen Transportschiffe Malabar', Serapis *, „Crocodil“, Jumng ! ꝛc., welche gegen 4 - S000 t hal⸗ ten; dazu kömmen noch einige Remorqueurs, Seebagger ꝛc. und ein einziges Segelschiff. Nicht blos jede Gattung von Waaren, son⸗ dern auch alle Arten von Passagieren machen die Kanalreise: Ge— schäfts· und Vergnügungsreisende, Pilger, Auswanderer, Deportirte, Soldaten; die letzteren bilden das größte Kontingent. Von den

S6 8M Passagieren gehörten 43163 Pesonen dem Milsitärstand an,

222 waren Pilger, 480 Deportirte. 337 Auswanderer, die nach Australien gingen. Alle englischen Truppen, die für Indien, die französischen, die für, Cochinching, spanische, die für die Philippinen, niederländische, die für Jaya und Sumatra ze, bestimmt sind, werden durch den Suezkanal dirigirt. Auch türkische Truppen sind über Suez nach Dscheddah und russische auf diesem Wege nach den Amur—⸗ ländern und Kamtschatka befördert worden. So ist der Kanal für Rußland nicht blos kommerziell, sondern auch strategisch wichtig. Welchen Antheil die verschiedenen Nationen an dem Transstverkehr der , e drei Jahre genommen haben, ist aus folgender Tabelle ĩ

ersichtlich: ; Brutto ⸗Tonnengehalt.

Länder: 1879 1880 1881

Amerika 1616 1225 Gagypten 9746 13 36h 14064 Belgien 3445 1654 22 874

Brasilien 909 4901

China Dänemark 7729 13 679 195 772 Deutschland 21 548 52 551 59 515 England 2 508 524 3 446 431 4792117 rankreich 262017 271 598 289 324 talien 94162 104 567 115 252 Japan 2121 986 Liberia 1357 590 Niederlande 159 024 174 485 187 900 Norwegen 9184 11037 17817 Desterreich Ungarn 71400 103 030 115776 Portugal 7166 5252 3253 8799 45 899 427665 Sarawak Borneo

Rußland 118 Serbien 1920 Siam 142 361

Schweden Spanien 64 468 84 517 103 500 Türkei 41034 9858 10703 Zanzibar ; 11241

Es haben sich mithin 24 Nationen an der Kanalschiffahrt be⸗ theiligt. Von diesen steht die englische weitaus obenan. Von der Gesammttonnenzahl (3236000) fingen im Jahre 1879 allein 2608090, also 77 0, von 4344090, im Jahre 1880 nicht weniger als 3446431, also 79 o und von 5 7940990 im Jahre 1881 endlich 4792 000, also 82 oe, unter englischer Flagge. Wenn sich nun noch der australische 80g mehr der Suez⸗Route zuwendet, so ist anzunehmen, daß in Zukunft die englische Handelsflotte nicht blos s, sondern /io oder 110 der Ei nrn den Kanal passirenden Güter befördern würde. Frankreich steht in der Reihe an zweiter Stelle, wird aber fast von Holland erreicht. Dieser enorme, e wachsende Verkehr würde sich noch bedeutend steigern, wenn die nr . . welche jetzt die Schiffe zu zahlen haben und die 2, 3, 4, ja elbst 5 o des Werthes der Fahrjeuge und der Ladung betragen, nach Ausführung der geplanten Verbesserungen, welche eine ö Sicherheit gegen das Scheitern gewähren sollen, bedeutend herabge— mindert sein werden. Seit Beginn der gegenwärtigen egvptischen Wirren ist die Frage nach der Sicherheit des Suezkanals vielfach erörtert worden, und ängstliche Gemüther haben geglaubt * könne durch einige Torpedoz ernstlich gefährdet oder durch Verfen ng eines Schiffes unfahrbar gemacht werden. Das ist ein Irrihum, und es würde ganz anderer Mittel bedürfen, um dieses Riesenwerk zu zer= ern oder auch nur eing vorübergehende Verkehrgstockung auf dem⸗ elben herbeizuführen. Die Kanalgesellschaft verfügt zudem Über be deutende mechanische Kräfte Ger fee , ze) und über ein vortreff⸗ lich geübtes Personal. Die Fälle, daß Schiffe 7 den Sand geriethen, sind nicht selten, aber niemals ist der Verkehr dadurch auch nur 2 Tage unterbrochen worden. Die seit lange befürchtete Unter- rechung des Süßwasser Kanals würde zwar die Station Port

wasser versorgt. Die meisten Schiffe nehmen bier W ein. let Gl ger sollten nach dem ursprünglichen ** ———

Said sehr belästigen und schädigen, aber noch nicht ins Ver derben bringen. 3 Schiffabrt würde aber gar nicht darunter

; Die nach den asiatischen Gewässern bestimmten Fahrzeuge 2 ib ebenso gut in Malta mit Trinkwasser versorgen können, und die , Richtung fahrenden erreichen diese Insel ebenfalls in 2 bis 3 . Port Said, welches, wie gesagt, etwa 0 0bb Einwohner hat, könnte durch ein 658 Schiff bequem mit der ausreichenden Waffer ration von 500 009 Litern täglich versorgt werden, wobei 10 Liter auf den Kopf der err So wenig mithin die Nationalen von Cgypten das ganze Werk schädigen können, so verhängnißvoll könnte ihr Fanatismus für die Beamten des Kanals werden, welche meist, wie die Stations vorsteber und Tele⸗

raphisten, ganz isolirt in der Wüste stationirt sind. Allein es sind geren n ich schon Kriegsschiffe zum Schutze dieser Beamten von der europaischen Flotte detachirt worden. Die Feindseligkeiten der gegen⸗ wärtigen Machthaber Egyptens gegen das Kanalunternehmen ist ja leider offenkundig genug; dieselbe ist ebenso groß wie das Wohlwollen, welches Said und Ismael dem Werk entgegengebracht haben. Ueber die Ziele, welche hinsichtlich des Kanals die europäische Politik zu ver⸗ folgen haben wird, sagt Paul Leroy⸗Beaulien im, Eeonomiste frangais.: Is' sind Maßregeln nothwendig, welche darauf hinwirken, daß der Süß wasserkanal wieder in die Hände der Gesellschaft kommt, daß der Süß⸗ wafferkanal nach Port Said ausgeführt wird, und daß endlich diese Stadt, sowie Ismailia, welche beide völlig neue europäische Grün⸗ dungen auf dem Wüstenboden sind, wo vorher nicht eine Hütte stand. den Chikanen und Uebergriffen der egyptischen Behörden entzogen werden. Beide Städte müssen, wenn sie sich ferner einer gesunden Entwickelung erfreuen sollen, fur eine Art freier Städte erklärt wer⸗ den, in denen kein Pascha, kein Bey etwas zu sagen hat, und in der kein egyptischer Soldat garnisoniren darf. Hat doch Egypten längst alle seine Finanzansprüche auf den Kanal veräußert. Auch hier haben die Engländer wieder am schlauesten operirt, und es war ein höchst geschickler Coup des Lord Beaconsfield, daß er dem Khedive Ismail feine 176 000 Aktien (sammt den Coupons bis zum Jahre 1894) für Rechnung Englands abkaufte. Ein Konsortium Pagriser Bankiers hat sodann die 159½ Tantieme, welche der 3 Khedive vom Rein gewinne zu beanspruchen hatte, an sich gebracht. Damit sind die letzten Ansprüche des Landes, auf dessen Boden der Kanal angelegt ist, an die Europäer übergegangen. Man hat daran gedacht, den Kanal zu neutralisiren, aber dieses Projekt wird stets an dem Wider stande Englands scheitern, welches jährlich über 30 Kriegsschiffe und etwa 30 060 Mann Truphen durch den Kanal sendet, und welches mithin empfindlich geschädigt werden würde, wenn im Falle einer kriegerischen Verwicklung ihm die Durchfahrt verwehrt werden würde. Nicht geringere Schwierigkeiten, finanzielle wie politische, würde eine Verstaatlichung des Werkes haben. Natürlich müßte in diesem Falle die Verwaltung eine internationale werden, und man würde somit einen Fall bekommen, gegen den die Donauangelegenheit ein reines Kinderspiel wäre. Aus diesen und anderen Gründen plaidirt Paul Leroy Beaulieu lebhaft dafür, daß die absolute Autonomie der Gesell⸗ schaft aufrecht erhalten werde, indem er dieselbe für die am meisten unparteiische und opferfreudige Verwaltung des Kanals erklärt. Es fei daher im allgemeinen Interesse, daß derselbe unter der Herrschaft einer Privatgesellschaft bleibe.

Seitungsstimmen.

Der „Reichsbote“ meldet:

Der Bauern verein von Minden Ravensberg hat an den Reichs kanzler folgende Adresse gerichtet; .

Durchlauchtigster Fürst und Reichskanzler!

Der heut zu seiner ersten Generalversammlung vereinte Minden⸗ Ravensbergische Bauernverein erachtet es als einen würdigen Beginn seiner Thätigkeit, Ew. Durchlaucht zu bitten, Sr. Majestät unserm Allergnädigsten Kaiser und Könige, die Bezeugung der unverbrüch⸗

lichsten Unterthänigkeit und treuer Anhänglichkeit der. Minden⸗

Ravensberger Bauern übermitteln zu wollen. Seit Jahr⸗ hunderten fest zusammengewachsen mit ihrem angestammten Herrscherhause bis in die innersten Fasern des. Herzens hinein, versteht es sich für sie ganz von selbst, daß sie nächst ihrem himmlischen Könige, vor allem ihrem irdischen Herrn die Ehre und den willigen Gehorsam entgegenbringen, die sie ihm schuldig sind. Sie sind sich bewußt, daß nirgends so, als am Throne des Königs, welchem von Gott der Schutz ihres Rechts und ihres Glaubens an⸗ vertraut ist, ein fester Grund zu finden ist für alle die unschätzbaren Güter, welche das fluthende Völkermeer hinwegzuspülen droht.

Wer könnte deß gedenken und des Mannes vergessen, der mit starkem Arme und klarem Blicke das Steuer des Staates lenkt und in den heißesten Kämpfen und größten Gefahren unserem geliebten Könige getreu zur Seite stand und steht. . ;

Auf Ew. Durchlaucht setzen wir die beste Zuversicht, daß Sie, unbeirrt durch alles Geschrei und Getobe derer, die nur sich, nicht des Vaterlands Wohl, meinen, Ihren Weg weiter gehen, die äußeren Feinde fern halten, und im Inneren jedem zu seinem Rechte ver⸗ helfen, den Schwachen gegen den Starken zu schützen und dem Ueber gewichte der Kapitalisten ein Ende machen, die Steuerlast in Staat und Gemeinde durch weise Sparsamkeit ermäßigen und gerechter ver⸗ theilen und im Frieden mit der Kirche Altar und Thron schirmen und festigen werden. , , , , nn, ,

Ew. Durchlaucht geben wir hiermit die feierliche Versicherung, daß wir in all diesen Bestrebungen gleich allen übrigen wohlgesinnten Männern im ganzen Volke getreu zu Ihnen stehen und Gott bitten, daß Er es Ihnen wohl gelingen lasse.

Blelefeld, 17. Juli 1882. 6. ͤ

Der Minden ⸗Ravensbergische Bauernverein. Im Namen und Auftrage desselben. Der Vorstand.

(Folgen die Namen.)

2 hat der Vorsitzende des Bauernvereins, Freiherr v. d. Reck⸗Obernfelde, vom Reichskanzler nachstehende Antwort erhalten:

Varzin, 31. Juli 1882. Sr. Hochwohlgeboren Hrn. Freiherrn v. d. dec een im Fürstenthum nden. Die Adresse des Minden Ravensberger Bauernvereing vom ũ. d. M. habe ich, Ihrem Wunsche gemäß, Sr. Majestät dem Kaiser und Könige vorgelegt, und freue mich, Ihnen mittheilen zu können, 2 Se. Majestät in einem eigenhändigen an mich gerichte ten Schreiben die Allerhöchste Genugthuung und die Hoffnung aus— esprochen hat, daß die Bestrebungen des Minden⸗Ravensberger sauernvereins im ganzen Lande Anklang und Nachahmung finden möchten. Se. Majestät hat mir dabei befohlen, den Unterjeichnern der Adresse den herzlichen Dank für den Ausdruck ihrer patriotischen esinnung zugehen zu lassen. von Bismarck.

Von einem Innungs⸗Obermeister aus der Provinz Hannover hat die Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ solgende zahn erhalten:

„Die sortschrittlichen sowohl wie die liberalen Blätter berichten, daß es der Regierung, trotzdem das 4 4 nun bereits länger als ein Jahr in Kraft ist, nicht gelingen wolle, Innungen ins Leben zu rufen. Wie gewöhnlich haben . Blätter nichts davon gehört oder wollen es wenigstens nickt wissen, wie man sich nun an allen Ecken und Enden in Deutschland in Handwerkerkreisen rübrt um Innungen zu bilden. Ebensowenig hat jene Presse aber auch eine Ahnung davon, wie schwer eg ist, nach dem Gesetz von 1881, in 6 durch die diberalen r Gestalt, Innungen lebensfähig 8 gestalten.

ist es nur nöthig, auf die zahlreichen, in diesem Jahre abgehaltenen Versammlungen von Handwerkern Hin juwelsen, dle zu dem hauptsächlichen Jwecke einberufen waren, das nnungswesen in fi zu bringen, um jenes fortschrittliche Gespött über das Miß— ngen der Innungsbildung gegenstandslos zu machen.“

Demselben Blatte wird aus Bremen geschrieben:

Die hiesige Zollanschlußpartei, denn eine solche exiflirt schon seit

brigeng

einer langen Reihe von Jahren, hat alles das, was jetzt auch von anderer Seite, wie es den Anschein hat, empfunden wird, längst vorausgesehen und vorausgesagt; allein sie hat stets auch mit dem Widerstande desjenigen Theils der Kaufmannschaft zu kämpfen gehabt, der es verstand, siH die politischen Machtmittel und insbesondere den Einfluß der Presse zu sichern, und dessen Führer einige fanatische Köpfe der extremsten manchesterlichen Rich⸗ tung wurden, die in der Geschichte unserer Stadt eine traurige Rolle spielen. Wie dem aber auch sei, wir wollen es mit Freuden be⸗ grüßen und das Geschehene vergessen, wenn jetzt endlich in der für uns so wichtigen Zollanschlußfrage Cinmüthigkeit herbeigeführt wird; denn es handelt sich um nichts mehr oder weniger als um die ganze 3 Bremens, das allein durch den raschen Anschluß an das

ollgebiet sich vor noch größeren Schäden als es durch sein Zögern schon erlitten, bewahren kann. Nicht mit Hamburg, sondern „sofort und ohne Säumen“ muß für uns dabei die Losung sein; jeder Vor⸗ sprung, den wir Hamburg abgewinnen, ist ein Portheil für Bremen, dessen Handels⸗ und Verkehrsverhältnisse aus einem solchen direkten Nutzen für sich ziehen werden. In diesem Sinne hat, wie wir hören, neuerdings auch die hiesige Gewerbekammer wieder in einer Eingabe an den Senat sich n, d. und wir wollen nur wünschen, daß unsere Nothlage an maßgebender Stelle wohlwollende Berück⸗ sichtigung finden möchte.

In den „Berl. Pol. Nachr.“ lesen wir:

Zu den Haupfargumenten für die vermeintlichen schädlichen Folgen der gegenwärtigen Zoll⸗ und Handelspolitik gehört der Hinweis auf den Rückgang des Handels- und Schiffsverkehrs in den preu— ßischen Seehäfen. an schob den Rückgang dieser Plätze, in denen der Getreidehandel die Hauptrolle spielt, auf die Kornzölle, wäh⸗ rend in Wirklichkeit in erster Linie die Ernteverhältnisse Ruß⸗ lands und in zweiter die weit vor 1879 zurückdatirende systematische Begünstigung, der russischen Ausfuhrhäfen durch die russischen Bahnen die Ursachen der Erscheinung waren. In Danzig ist die Krifis mit der besseren Ernte Rußlands im vorigen Jahre längst überwunden, der Verkehr bewegt sich, wie dies auch aus den steigenden Cinnahmen der Hauptzufuhrbahn aus,. Ruß⸗ land erhellt, in stetig aufsteigender Linie. Aber auch in Königsberg ist ein wesentlicher Umschwung zum Besseren zu verzeichnen, obwohl hier die künstlich verschärfte Konkurrenz der russischen Ostseehäfen sich am wirksamsten geltend macht. So erreichte in Pillau dem Vor⸗ hafen Königsbergs, der Schiffsverkehr, welcher yon 1119 Schiffen im ersten Halbjahr 1879 auf 889 im gleichen Zeitraum des fol⸗ genden und auf 681 im vorigen Jahr gesunken war, vom 1. Januar bis zum 30. Juni wiederum die Zahl von 1288 Schiffen, betrug mithin 169 Schiffe oder 150,0 mehr als in dem letzten Halbjahr vor der Tarifreform. Der Verkehr in den Ostseehäfen wird eine weitere Steigerung erfahren. wenn erst der vorgeschlagene Rhein⸗Ems-⸗Kanal fertig und so die Gelegenheit zu einem lebhafteren Austausch zwischen den Erzeugnissen des rheinisch⸗westfälischen Montandistrikts und den in Getreide und Holz bestehenden Ausfuhrartikeln der preußischen Häfen sich eröffnet. ö

Nachdem jetzt seit kurzer Zeit der Ausnahmetarif für den Trans⸗ port oberschlesischer Steinkohlen von Stationen der Oberschlesischen Eisenbahn nach Stettin transito seewärts und für überseeische Erze, von Stettin, nach dem, oberschlesischen Montangebiet in Kraft getreten ist, ist mit Wahrscheinlichkeit vorauszusetzen, daß die oberschlesischen Kohlen denjenigen englischer Pro— venien;z in den schwedischen und russischen Gebieten des baltischen Meeres erfolgreiche Konkurrenz bereiten werden; namentlich verdient darauf aufmerksam gemacht zu werden, daß die Aussichten für das schwedische ,. deshalb sehr günstige sind, weil die Schiffe, welche Kohlen dorthin verfrachten, Gelegenheit fin⸗ den, schwedische Eisenerze als Rückfracht anzunehmen und damit zu— aleich der oberschlesischen Industrie das dort mangelnde Rohmaterial für Bessemer⸗ und Gießereieisen zuzuführen.

Gegenüber den Ausführungen des Jahresberichts der Stralsunder Handelskammer, welcher die ungünstige Lage der Mehlindustrie der Zollgesetzgebung zur Last legt, bringt die „Stralsunder Zeitung“ eine Correspondenz aus Wol⸗ gast, die von dem „Rügenschen Kreis- und Anzeige⸗ blatt“ reproduzirt wird und worin es heißt:

Zur Richtigstellung, der vielfach im Publikum verbreiteten Meinung, daß lediglich die Einführung des Getreidezolles die Schuld an dem Ruine des Mühlenbetriebes habe, können wir nur anführen, daß der Grund der schlechten Geschäfte in den letzten Jahren vor⸗ zugsweise und hauptsächlich in der Konkurrenz des Auslandes zu suchen ist. Das Ausland und namentlich Schweden, Oesterreich und Ungarn, war gewahr geworden, daß die deutschen Mühlen mit einem erkleck⸗ lichen Gewinne arbeiteten, und war in Folge dessen darauf bedacht, selber Mühlen zu bauen und diesen Gewinn selber einzuheimsen. Dem Vernehmen nach sollen in jenen Ländern größere Mühlen⸗ Unternehmen gegründet worden sein, zum großen Theile auf Aktien. In ihrem eigensten Sonderinteresse haben dann die einflußreichen Unternehmer in Schweden von den andern vorgenannten Ländern ist uns hierüber nichts bekannt es dahin zu bringen Ee nt. daß die dortige Regierung einen nicht unerheblichen chutzzoll auf fa , d, le, einführte, dagegen das rohe Getreide selber zollfrei einführen ließ. Bei diesem Schutzzolle des Auslandes, den unser deutsches Mehl zu tragen hatte, konnte letzteres mit den ausländischen Mühlen. welche überdies große ustrengungen machten, das deutsche Mehl vom einheimischen Markte zu verdrängen, nicht mehr kon kurriren. Eine Geschäftsverbindung nach der andern ging verloren und in Folge dessen wurde unseren Müählen⸗Etablissements, zumal selbige hauptsaͤchlich auf die Geschäfte mit dem Auslande , wn. waren, der Lebensnerv unterbunden und abgeschnitten. Der Zoll, welchen Deutsch⸗ land auf das Getreide gelegt hat, spielte hierbei gar keine Rolle, denn unsere Mühlen haben nsr von demjenigen ausländischen Ge⸗ treide, aus welchem Mehl fabrizirt wurde, das wieder ins Ausland ausgeführt worden, keinen Zoll gejablt. Hierzu waren die Mühlen durch die Bewilligung von eigenen Privat⸗Transitlägern in der Lage.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Der unter dem Protekterat Ihrer Kaiserlichen und König= lichen Hoheit der Kronprinzessin stehende Verein für das Museum chlesischer Alterthümer in Breslau hat soeben den 50. . Berichte ausgegeben, welche bekanntlich den Titel Schlesiens orzeit in Bild und Schrift führen. Unter den darin enthaltenen Beitr en verdienen Hervorhebung: eine Beschreibung der Reste mittelalter. fer Wandmalereien in der r n. . von r Knötel (mit 4 Tafeln Abbildungen nach eigenen Aufnahmen des Verfassers, worunter eine höchst interessante, leider sehr lädirte Darstellung der Verkündi⸗ gung als Jagd des Engels Gabriel auf dag Einhorn, welches in den Schooß der Maria flüchtet) und der Bericht über einen bemer- kenswerthen Bronzefund in dem wüsten Dorfe 2 oder Kunzen zwischen Mondschütz und Kreide) von H. von Köckritz auf Mond bütz, welcher selbst die erfolgreichen Nachgrabungen veranstaltet hat. Daran reiht sich, als erster einer Serie kleiner Beiträge zur schlesischen Künstlergeschichte von Dr. G. Wernicke in Bunzlau, ein Aufsatz über die Malerfamilie Landsberger in Löwenberg, und den Schluß der Nummer bildet, wie sonst, das Verzeichniß der neuen Erwerbungen meme welche diesmal besonders reich und umfänglich er⸗ einen.

9. Geschichte der Kunst lr n. von Georges errot und Charles Chipiez. utorisirte deutsche Ausgabe. gyp ten. Mit ungefäbr Abbildungen im Tert, 5 farbigen

und g schwarzen Tafeln. Bearbeitet von Dr. Richard Pietschmann.

Su „Verlag von F. A. Brockhaus) Z. Lieferung. [Preis 1 4

n dieser neuesten 6 des Werks wird zuvörderst

3.) 9 ö die kunstgeschichtliche Bedeutung der Denkmäler des Memphitischen r, charakterlsirt und dann im zweiten Kapitel die Prinzipien

und e.Mgemeinen Kennzeichen der egyptischen Baukunst dargelegt, und zwar zuerst die allgemeinen Form- uund Konstruktionsprinzipien, dann das Material und die Ausschmückung der Bauten. Dieses

ist mit besonders zahlreichen, sorgfältigen und iustruktiven er versehen. Das dritte Kapitel wird von den Gräberbauten, ältesten architektonischen Denkmalen Egyptens überhaupt, handeln. Dasselbe wird in der vorliegenden Lieferung durch einen interessanten Excurs über den e,, der alten Egypter und seine Bedeutung für den Gräberbau eingeleitet.

Dem soeben erschienenen lateinischen Inder der Vor⸗ lesungen, welche im Wintersemester 1882383 an der Univer⸗ sität Jena werden gehalten werden, ist ein . aus der Politik.! des Aristoteles vorangeschickt. Es ist jene interessante Untersuchung, welche sich mit der Ueberordnung und Unterordnung im Staatswesen beschäftigt, und hier in einer von dem Professor Moritz Schmidt kritisch emendirten Form erscheint. Eine sorg2 fältige Uebersetzung begleitet den Text. Der lateinische Inder wie das deutsche Verzeichniß sind auch durch die Buchhandlung von A. Neuenhahn in Jena zu beziehen.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Tilsit, 1. August. Der „Danz. 3.“ schreibt man: Der Juli hat uns das schönste Erntewetter gebracht ohne Hagel und Wasserfluthen. Heu und Roggen sind gut eingebracht, und den Kar⸗ toffelfeldern kommt der gelinde Regen der letzten Tage ganz gelegen.

Gewerbe und Gandel.

Nach dem Semestralbericht der Preußischen Boden⸗ Credit⸗Aktien⸗Bank für das erste Halbjahr 1882 betrug der Bestand an Hypotheken, abzüglich der amortisirten Beträge Ende 1881 97 586 969 M Es traten im 1. September e. hinzu 5 111 50 M6. Die Rückzahlungen und Amortisation betrugen 4365 178 S6 Der effektive Zugang belief sich also auf 746671 M, so daß Ende Juni 1882 98 323 641 MS Hypotheken im Besitz der Bank sich befanden. Von den bisher ausgeführten 4851 Hypotheken⸗Geschäften waren per ultimo Juni 1887 noch As37 mit 99 023 g52 „M inkl. der Amortisationsbeträge in Kraft. Hiervon fallen auf die Provinz *. preußen 355, Westpreußen 607, Brandenburg 674, Posen 614, Schle⸗ sien 425, Pommern 5ß, Hannover 1. Sachsen 2, Hessen⸗Nassau 1, Westfalen 2. Von den 50/9 Hypothekenbriefen JI. und II. Serie mit 10 0,½ Amortisationsentschädigung rückzahlbar, waren Ende Juni 1882 im Umlauf 19746 900 S, von 5oso Hypothekenbriefen III., V. und VI. Serie, welche von 1882 resp. 1886 ab al pari 6 werden 49740 190 Sn im Verkehr. Von 4/9 Hypothekenbriefen II. Serie mit 15 00 Amortisationsentschädigung rückzahl⸗ bar, waren Ende Juni er. 5 484400 MS und von den 45jso Hypothekenbriefen VII. Serie, al pari rückzahlbar, 15 000000 S in Cirkulation, somit beziffert sich ultimo Juni 1882 der Gesammt⸗ umlauf an Hypothekenbriefen auf 89 971 4600 M Der Nettogewinn pro 1. Semester 1882 beziffert sich auf 1 325 79 und setzt sich zusammen aus: Hypothekenzinsen und Annuitäten 2626 284 (0, Zinsen auf lombardirte Hypotheken 95 982 S6, Provisionen bei neuen Erwerbungen, Prolongationen, Rückzahlungen, Umschrei⸗ bungen ꝛc. 53 605 S, Beiträgen zu den Geschäftsunkosten im Hypothekengeschäft 158 359 „S, Kontokorrentprovision 18 784 M, Zinsen aus dem Kontokorrent, aus den durch Effekten be⸗ deckten Guthaben bei Bantiers, aus Effekten und Gewinn bei den Letzteren 499 744 M, Diskonto auf Wechsel 94 226 , di⸗ versen Gewinnen 13961 M, zusammen 3 563 949 MW, wovon ab⸗ gehen: Zinsen auf emittirte Hypothekenbriefe 2 122 965 MS, Anferti⸗ gung von Hypothekenbriefen und Stempelkosten 3193 6, Kommunal- und Gewerbesteuer 20 250 S, Geschäftsunkosten 91 562 S, zusam⸗ men 2237 970 MM ;u es bleibt somit ein Nettogewinn pro 1. Semester von 1325979 SS Hierzu tritt der Gewinnvortrag von 1881 mit 124 830 0, so daß sich der Netto⸗Ueberschuß pro 1. Semester 1882 auf 1 450 809 Æ beläuft.

Nach der ersten Jahresbilanz der Pang ma-Kanal⸗ Gesellschaft beträgt das Aktienkapital 300 009 0090 Frs.; die Gesellschaft hat 8172518 Frs. Schulden, wovon die Zinseinnahmen mit 1089 293 Frs. abgehen. Für die Konzefsion des Kanals sind 10 000 000 Frs. bezahlt worden; 750 000 Frs. wurden bei der Re⸗ gierung von Kolumbia als Kaution hinterlegt. Ferner betragen die Kosten der Emission und der Vorbereitungen 25 393 606 Frs.; an die Aktionäre sind 1 8750090 Frs. Interimszinsen gezahlt worden. Die Bauverwaltung hat 1 306572 Frs. im ersten Jahre gekostet. Für Arbeiten sind 1032976 Frs. ausgegeben worden; das Haus der Gesellschaft in Paris steht mit 1156 250 Frs, zu Buch, das Arbeits-⸗ material in Pinama mit 1153744 Frs. An disponiblen Mitteln besitzt die Gesellschaft noch 266 160 448 Trs. .

Antwerpen, 4. August. (W. T. B.) Woll auktion. 2312 Ballen angeboten, 1167 B. verkauft; Stimmung und Preise unverändert.

New ⸗Jork, 4. August. (W. T. B) Baum wollen⸗ Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 4000 B., Aus fuhr nach Großbritannien 000 B., Ausfuhr nach dem Kontinent 3000 B., Vorrath 180 000 B.

Berlin, 5. August 1882.

Nach Mittheilungen aus Neapel befindet sich seit geraumer Zeit am dortigen Platze eine Anzahl von In⸗ dustrierittern, welche unter wechselnder Firma, auf die Leicht⸗

läubigkeit fremder Fabrikanten spekulirend, sich durch ge⸗ chäftsmäßig abgefaßte Cirkulare und Offerten Waaren zu verschaffen suchen, dieselben aber gleich nach Empfang, wenn auch zu Schleuderpreisen, versilbern, ohne an die Bezahlung der unvorsichtigen Absender zu denken. Als Versuchsseld für ihre Schwindeleien sollen diese Industrieritter auch Deutsch⸗ land ausgewählt haben.

Den deutschen Fabrikanten ist daher bei der Ein⸗

leitung und dem Abschlusse von Geschäften dorthin Vorsicht zu empfehlen. Die erste Post von London vom 4. August Morgens hat in Köln den Anschluß an den Zug nach Berlin und Hamburg, 11 Uhr 40 Minuten Nachmittags, nicht erreicht. Grund: Zugverspätung in Belgien.

Indem wir auf den im Inseratentheil dieser Nummer befind⸗ lichen Aufruf zur Betheiligung an der Hygiene Aus . stellung aufmerksam machen, bemerken wir, daß es nach authen ˖ tischer Mittheilung in der That im Interesse Aller, die sich als Aus⸗ fen betheiligen wollen, liegt, daß sie so bald als möͤ Gig i bre

nmeldungen einreichen, da der ohnehin durch die des er T g debe in Glas und Eisen beschränktere Raum nich überschritten werden kann. Aus bester Quelle wird ung mitgetheilt, daß alle Pläne und Vorbereitungen zum Bau der Ausstellung soweit edieben sind, daß schon jetzt mit Sicherheit auf ihre Eröffnung An Mal 1883 gerechnet werden kann.

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Theodor Wachtel ist 66 in Berlin eingetroffen, um dem nächst in der Krollschen Dyer sein Gastspiel zu beginnen, wel wie immer der Glanjpunkt der Saison zu werden verspricht. e in jedem früheren Jahre, so wird der berühmte Sänger auch Diesmal eine Vorstellung dem Unterstützungsfonds des Vereins Berliner e. u Gute kommen lassen. Dieses . ist auf den 2. Au E ane feet. während das d= Bastspiel am nächsten Sonnabend, den 16. August, beginnt. Die beiden Gäste der Münchener und Weimarer Hofoper, Marie Basta und Mar Alvarv. verabschleden sich in den nächsten Tagen.