1882 / 212 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 09 Sep 1882 18:00:01 GMT) scan diff

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Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Carl fuhr gestern zur Puͤrschjagd nach Ohlau und lehrte Abends hier⸗

her zurück.

Obwohl die Anwendung der Rei chs⸗Gewerbe⸗ Ordnung auf den Gewerbebetrieb der Eisenbahn-⸗-Unter— nehmungen nach 8. 6 der Reichs⸗Gewerbeordnung im All⸗ gemeinen ausgeschlossen ist, so unterliegt doch, wenn eine

Eisenkahngesellschafst bei Gelegenheit des? Eisenbahnbetriebes den Betrieb eines anderen selbständigen Gewerbes unternimmt, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, 1. Hülfssenats, vom 4. Juli d. J. der Betrieb des Nebengewerbes, sofern nicht andere Ausschließungsgründe vorliegen, der Beurtheilung nach der Reichs⸗Gewerbeordnung.

Für Urtheile englischer Gerichte, deren Voll⸗ streckung bei deutschen Gerichten beantragt wird, ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Civil⸗Senats, vom 19. Meid. J., das Vollstreckungsurtheil ohne Prüfung der Gesetz⸗ mäßigkeit der englischen r, e nicht zu erlassen, weil die Gegenseitigkeit zwischen England und Deutschland nicht verbürgt ist.

Die Prüfungsperiode für Baumeister, deren Schluß bisher mit dem 15. Juli jedes Jahres erfolgte, wird, wie das „Centralbl. der Bauv.“ mittheilt, nach einer vom Minister der öffentlichen Arbeiten getroffenen Anordnung in

Zukunft bereits mit dem 1. Juli geschloßsen und am 15. Sep⸗ tember wieder eröffnet werden.

e Der, Bevollmächtigte zum Bundesrath Großherzoglich sächsische Geheime Legations- Rath Dr. Heerwart ist in Berlin wieder eingetroffen.

Der Königliche Gesandte Graf von Dönhoff ist vom Urlaube nach Dresden zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Gesandtschaft wieder übernommen.

Der hiesige Königlich rumänische Gesandte, Herr Liteano, hat sich am 7. d. M. auf Urlaub begeben. äh⸗ rend dessen Abwesenheit fungirt der Erste Legations⸗Sekretär Beld im ano als interimistischer Geschäftsträger.

Breslau, 8. September. Die „Schles. Ztg.“ berichtet: Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin, begleitet von der Palastdame Gräfin Oriola, dem Staate⸗ Minister a. D. Friedenthal dem Kammerherrn Grafen von Secken—⸗ dorff, machte heute eine dreistündige Rundfahrt durch die Stayt zum Besuch von Wohlthätigkeitsanstalten. Im Krankenhause Vethanien besichtigte Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit, empfangen von dem Ober⸗-Präsidenten von Seydewitz und dessen Gemahlin, eingehend die Krankenanstalt, das alte Siechenhaus und den Neubau. Im Kloster der barmherzigen Brüder ge⸗ leitete der ürstbischof von Breslau, der mit der Frau Her⸗ zogin von Ratibor Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit begrüßt hatte, Höchstdieselbe durch die Säle. Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit belundete besonderes Interesse für die Station der kranken Kinder, unterhielt Sich liebevoll mit den— selben und wies reiche Geschenke an. In der Volksküche des Vaterländischen Frauenvereins prüfte Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit, von der Frau Generalin von Tümpling empfangen, die schmackhafte Kost und die reiche Portions⸗ vertheilung und äußerte Sich darüber sehr befriedigt.

m ältesten Breslauer Kindergarten sah die Frau

ronprinzessin dem Spiele der Kinder zu und ließ Sich über die Kindergartensache Vortrag halten. Dann besuchte die Hohe Frau tas Augusta⸗Asyl für Pflegerinnen, das neu— erbaute isrgelitische Waisenhaus, ferner die beiden großen städtischen Institute: das Reiche'sche Trinitatishospital, wo Dr. Simon über die überraschenden Erfolge der Kinder⸗Ferien⸗ Kolonien Vortrag hielt und das Waisenhaus zum h. Grabe. Ihre Kaiserlich und Königliche Hoheit sprach bie huldreichste Anerkennung über die bedeutenden Leistungen der Stabt— gemeinde, sowie über den im Allgemeinen Sich kundgebenden Wohlthätigkeitssinn der Bewohner Breslaus aus. Bei der . Fahrt wurde Höchstdieselbe von dem Publikum lebhaft egrüßt.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz besuchte heute Vormittag die Sandkirche, die Kreuzkirche, die Domkirche, das Hedwigshospital und die Krankenanstalt der Elisabethinerinnen.

JW. T. B.) Die heutige Fe st vorstellung im Stadttheater war von einer äußerst glänzenden Versammlung besucht. Zur Aufführung gelangte Wagners Eohengrin die Vorstellung begann mit einem vom vVireklor illmann komponirten Festmarsch. Dem 1. Akte wohnten Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronpzinzessin, fowie Ihre König⸗ lichen Hoheiten Prinz Wilhelm, Prinz und Prinzessin Albrecht und die übrigen hier anwesenden ' Fürstlichleiten bei. Se. Laiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz entbot den Direktor zu Sich, ließ Allerhöchstsich von demselben über die Breslauer Theaterverhältnisse unterrichten, und sprach demselben Seine Befriedigung über die heutige Vorstellung aus. Gegen 8 Uhr Abends begann die von herrlichem Wetter begünstigte allgemeine Illumination der Stadt, bei welcher selbst die entlegensten Straßen von Gas⸗ und Kerzenlicht strahlten. Alle öffentlichen Gebäude, Denkmäler, Thürme waren durch Gas, Lichte und bengalische Flammen erleuchtet, ganz besonders traten das Rathhaus, die Kirchen, die Thürme und Terrassen der Liebigshöhe, der Tauentzienplatz, das Ständehaus und das Etablissement der „Schlesischen Jeitung“ durch reiche und glänzende Beleuchtung hervor. Gegen 9 Uhr fuhren Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz mit dem Großfürsten Wladimir, Ihre Kaiserliche und Köz⸗ nigliche oheit die Kronprinzessin mit der Grof⸗ ürstin ladimir, hre Königlichen ie. der rinz und die Prinzessin Albrecht, Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm mit dem Großher og von ler dne Schwerin in offenen à la Daumont 8 Wagen unter den unauegesetzte! Hoch⸗ und Hurrahruüfen der Kopf an Kopf ng Menschenmassen durch die Hauptstraßen ber Stadt! e fremdherrlichen Offiziere, welche sich auf dem Balkon des Stadt-Theaters postirt hatten, begrüßten Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit den Kronprinzen ebenfalls mit Hochrufen.

6. September. (W. T. B.) Der gestrige Fe st ktommers der Studentenschaft im Saale des Conhcert— hauses verlief äußerst glänzend. Der Rektor Magnisiens, die Universitätsprofessoren, nahezu vollzählig, die Schulräthe,

Studiosus Bayer wies in seiner Festrede auf die historischen Momente hin, welche Schlesien und namentlich Breslau mit dem Herrscherhause der Hohenzollern verbinden. Der Redner forderte die akademische Jugend zur Treue gegen den König und zur Vaterlandsliebe auf und schloß mit Wünschen für das Heil Sr. Majestät des Kaisers und des gesammten Hohenzollernschen Hauses. Die Rede wurde mit großem Enthusiasmus aufgenommen.

Baden. Karlsruhe, 8. September. (W. T. B.) Der Erbgroßherzog hat sich heute in Vertretung des Groß⸗ herzogs, vom Staats⸗Minister Turban begleitet, gleichfalls nach Freiburg begeben, um die bei dem Bahnunglück Ver⸗ wundeten zu besuchen.

Elsaß⸗ Lothringen. Straßburg, s. September. (W. T. B.) Die „Elsaß⸗Lothringische Zeitung“ theilt folgen⸗ des an den hiesigen Frauenverein gerichtete Telegramm Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin mit:

Das entsetzliche Eisenbahnunglück, durch welches so viele Be⸗ wohner des Elsaß betroffen worden sind, veranlaßt Mich, den Zweig⸗ verein zu sofortiger Ermittelung aufzufordern, in wie weit durch Geld⸗ spenden die Lage der Hinterbliebenen erleichtert und das hervorgerufene Elend gemindert werden könnte. Entsprechenden Falles hat der Verein sogleich durch Aufruf eine Sammlung zu veranstalten, an der Ich Mich mit 1000 M. betheilige, die dem Vereine morgen zugehen werden. ö Kaiserin und Königin.“

Desterreich⸗ Ungarn. Klagenfurt, 8. September. (We, T. B.) Der Kaĩser ist heute hier eingetroffen und so⸗ wohl hier, wie auf allen Stationen, welche er während seiner Reise passirte, auf das Glänzendste empfangen worden.

Großbritannien und Irland. Lon do n, 7. September. Allg, C.) Der Herzog von Albany ist von seiner jüngsten rankheit so weit wieder hergestellt, daß er gestern Nachmittag

mit seiner Gemahlin sich zur Königin nach Balmoral begeben konnte. Da die Aerzte eine kurze Seereise empfahlen, trat der Prinz die Reise nach Schottland an! Bord! des Aviso⸗ bootes „Liveley“ an. .

Neuerdings ist wieder die Rede gewesen von der Ver—⸗ wendung von Luftballons im Kriege; Mr. Coxwell, der bekannte Luftschiffer, hat mit dem Kriegs- Departement eine Berathung gehabt; doch sind seine Vorschläge noch nicht angenommen.

Aus K apstadt wird unterm 6. d. M. gemeldet: Nach⸗ richten von der Griqualand. Westgrenze zufolge drohen wiederum Feindseligkeiten zwischen den Grenzhäuptlingen aus⸗ zubrechen. Massoub und Gaffiboni treffen in Gemeinschaft mit den. Voern Vorbereitungen, um Mankoroana anzugreifen, dessen Anhänger ihm in großer Anzahl abtrünnig werden.

Aus Durban wird der Times“ unterm 5. d. berichtet:

John Dunn ist in Durban. Er bestreitet gänzlich die Angabe, daß er vorbereitet sei, Cetewayo zu bewillkommnen. Sein Glaube an die verhängnißvollen Folgen und monströse Ungerechtigkeit der Wiedereinsetzung“ des Königs sei un— verändert. Er sagt, viese Handlung werde das letzte Ueberbleibsel von Achtung der Eingeborenen für die Tai he Regierung vernichten. Er räumt ein, daß drei ziertel seines Volkes ihn verlassen dürften, und er sieht die Fruchtlosigkeit, der Regierung Widerstand zu leisten, ein. Die Zulus glauben, Cetewayo werde, bekleidet mit vollen Ge⸗ walten, zurückkehren, und die alten Gebräuche: Hexenkraft, Tödtungen und Militärdienst, wieder beleben. Bunn ver— muthet, er solle sein Gebiet als eine neutrale Zone behalten und er hat an Lord Kimberley ein Schreiben gerichtet, worin er seine Anschauungen auseinandersetzt. Cetewayo, so glaubt er, werde sich mit den Holländern verbünden.

Frankreich. Paris, 8. September. (W. T. B.) Das Gerücht, Italien werde reklamiren, weil der Italiener Meschino, der einen franzbsischen Soldaten in Tunis an— gegriffen, vor ein französisches Kriegsgericht gestellt worden sei, wird von den Journalen für nicht wahrscheinlich gehalten. Es wird von denselben darauf hingewiesen, daß in einer Note Freycinets zwar ausgesprochen sei, daß Frankreich die Kapi⸗ tulati onen respektire, in allen für Armeen im Felde bestehen⸗ den Vorschriften aber sei anerkannt, daß für die Unterdrückung von Verbrechen und Vergehen bei einem Expeditions Corps die Militärjustiz eintrete.

Türkei. Der Minister des Aeußern, Said Pascha, hat in Angelegenheit des jüngsten Grenzkonfliktes mit Griechenland an die Vertreter der Porte bei den Groß⸗ mächten eine Cirkularnote gerichtet, welche in der Ueber⸗ tragung der A. „Allg. 3.“ folgenden Wortlaut hat: Konstantinopel, 1. September. In Ergänzung meiner letzten Cirkulardepesche glaube ich Ihnen mittheilen zu müssen, daß trotz der Erklärung der griechischen Regierung, an der Grenze das Feuer einstellen uu lassen, und trotz der Eröffnungen, welche von dem Ver⸗ treter Griechenlands in Konstantinopel in demselben Sinne gemacht wurden, die Feindseligkeiten, welche von den griechischen Truppen begonnen wurden, nach unseren In⸗ formationen gestern noch fortdauerten. Ich beeile mich, Ihnen bei dieser Gelegenheit mitzutheilen, daß, um abermals den Geist der Versöhnlichkeit, von welchem wir mit Rücksicht auf den bedauerlichen Konflikt von Karali⸗Dervent beseelt sind, zu beweisen, wir dem Athener Kabinet den Vorschlag gemacht haben, den strittigen Punkt, big daß der Streit wegen Regelung der türkischgriechischen Grenze geschlichtet sein werde, als neutral zu erklären. Wir für unseren Theil wünschen mit Rücksicht auf die Aufrechter⸗ baltung der guten Beziehungen zwischen den beiden Staaten nichts: sehnlicher als die augenblickliche Regelung diefer Angelegenheit. Wir erfahren außerdem, daß die Regierung Ihrer griechischen Majestät ein Rundschrelben an die Großmächte gerichtet bat, worin sie unsere Truppen anklagt, den Angriff bei Karali⸗ Dervent begonnen zu haben, und worin g die ganze Verant⸗ wortlichkeit für den daraus resultirenden Konflikt auf die hohe Pforte schiebt. Ich wiederhole nochmals, der Angriff ging nicht von unseren Truppen aus, Dies ist eine feststehende und erwiesene That⸗ sache. Das griechische Detachement war es, welchez auf di gerechten und vernünftigen Eröffnungen, welche demfelben von Seite unserer Truppen gemacht wurden, mit Flintenschüssen ani= wortete, Ich habe Ihnen diese Mlttheilungen bereils in meiner letzten Depesche zur Kenntniß gebracht. Somit war das türkische Detachement semwungen, in einem Falle legitimer Vertheidigung in derselben . zu erwidern. Sie können diese Thatsache dem Herrn Minister der Auswärtigen Ängesegenbeiten in entschiebener Weise er⸗ llären und Se. Excellenz unserer friedlichen Gesinnungen und unsereg Wunsches, die Frage wegen der strittigen Punkte ohne Zögern zu lösen, versichern. ĩ

Said. J. September. (W. T. B.) Die Pforte bam gern

Gymnasial⸗ und ischul Direktoren wohnten demselben bei.

wiederum eine Note an Konduriotis gerichtet, in welcher

und die Agitationen hingewiesen wird, die bestimmt seien, die Bevölkerung aufzureizen. Die Pforte verlangt, die griechische Regierung solle energische Maßregeln ergreifen, um der ge⸗ fahrdrohenden Situation ein Ende zu machen.

dNußland und Polen. St. Petersburg, 9. Sep⸗ tember. (W. T. B) Der Fürst von Montenegro empfing gestern den Besuch des Großfürsten Sergius und erwiderte denselben später. Heute beabsichtigt sich der Fürst nach Peter⸗ hof zu begeben.

Schweden und Norwegen. Christiania, 5. Sep⸗ tember. (Hamb. Corr.) Während der gegenwärtigen Wahl⸗ bewegung spielt die in letzter Storthingssession geschaffene Myrmanns⸗Institution einehervorraägende Röͤlle. Die radikale Majorität des Storthings hat nämlich wieder— holt den Versuch gemacht, das allgemerne Stimmrecht einzuführen; diese Versuche schlugen indessen fehl, weil die Partei sich selbst nicht wegen der näheren Wahlbestimmungen einigen konnte. Um nun aber die radikale Wählerzahl bei den vor sich gehenden Storthingswahlen mögzlichst zu ver— mehren, erfanden die Radikalen eine neue Auslegung des bestehenden Wahlgesetzes. Dieses bestimmt, daß jeder mündige Grundbesitzer wahlberechtigt ist. In den norwegischen Gehirgs⸗ gegenden giebt es nun große Strecken vollständig werthloser Ländereien, „Myra“ (Sumpf, Morast) genannt. Die Besitzer solcher Ländereien wurden bisher nicht als wahl⸗ berechtigt anerkannt, das Storthing beschloß aber in letzter Session, denselben das Wahlrecht zu gewähren. So entstand die, Myrmanns-⸗Institution“. Ueberall im Lande werden „Myrmänner“ fabrizirt, d. h. die Besitzer von Myrländereien parzelliren diese und verschenken die kleinen Parzellen an ihre Arbeiter oder Parteigenossen, und damit sich letztere als wirk— liche Grundbesitzer legitimiren können, wird ihr Besitz mit einer Hypothek, vielleicht von wenigen Oere, belegt, und der norwegische Wähler ist fertig.

Amerika. n,. S8. September. (W. T. B.) Nach hier eingegangenen Nachrichten hat gestern in Pan ama ein Erdbeben stattgefunden, durch welches namentlich die Kathedrale und mehrere größere Gebäude starken Schaden er⸗ litten haben. Mehrere Personen wurden getödtet. Fie Verluste sind sehr beträchtlich.

Afrika. Egypten. Alexandrien, 8. September.

(W. T. B.) Der Vorschlag auf Ernennung einer inter— nationalen Kommission behufs Feststellung der Entschädigungen für die durch die Ereignisse vom Juni geschädigten Personen ist heute den General-Konsuln in Form einer Note, welcher der Entwurf des betreffenden Dekretes der egyptischen Regierung beigefügt war, zugestellt worden. In der Note wird vorgeschlagen, daß die Kommission zusammengesetzt werden soll aus 4. Mitgliedern der Staatsschulden— kasse, 2 egyptischen Delegirten und je einem Delegirten der 6 Großmächte. England und Frankreich erhalten auf diese Weise je 2 Stimmen. Einer der egyptischen Delegirten soll den Vorsitz führen. Der Vize⸗-Präsident soll durch einfache Majorität gewählt werden. Schmuck-, Werth und Kunst⸗ gegenstände sollen von der Kompensation ausgeschlossen werden. Die von der Liquidationskommission für Verwaltungsausgaben Egyptens sestgesetzte Summe bleibt intakt. In Ramleh ist Alles ruhig. Ismatlia, 8. September. (W. T. B.) Heute früh 4 Uhr wurde eine größere Reko gnoszirung in südwest⸗ licher Richtung unternommen. Die Rekognoszirungsabtheilung, zusammengesetzt aus Detachements von indischer Infanterie und Kavallerie, sowie beritten gemachter Infanterie mit 4 Geschützen stieß auf den Feind und zwang ihn, um 8 Uhr nach einem lebhaften Gewehrfeuer sich zurückzuziehen. Die Rekognosz irungs⸗ abtheilung erlitt keine Verluste. Gerüchtweise verlau tet, der Süßwasserkanal sei jenseits des Dam mes bei Te lelkebir abgeleitet worden und habe die tiefer gelegene Gegend im Süden überschwemmt. Dle Garnison von Telelkebir ist gestern durch 40 Kanonen aus Kairo verstärkt worden.

Aus London meldet „W. T. B.“: unter dem 8. September:

Eine Depesche General Wolseley's aus Ismailia vom 7. d, M. sagt: Die Eisenbahnverbindungen sunktioniren jetzt gut, Gesundheit und Geist der Truppen sind ausgezeich⸗ net, die Durchschnittszahl der Kranken ist wenig erheblich, alle Verwundeten befinden sich an Bord der Schiffe in ärztlicher Pflege. Die Abendblätter bringen eine Depesche aus Alexandrien von heute, wonach gestern Abend arabischer Pöbel die aus Eingeborenen bestehende Polizeiwache angriff und ver⸗ trieb, die bei dem Galgen aufgestellt wurde, an welchen der Mörder zweier Engländer aufgehängt worden war. Der Pöbel bemächtigte sich des Körpers des Gehängten.

Unter dem 9. September:

Der englische Generalkonsul Malet übermittelte dem Staatssekretär des Aeußeren Granville aus Alexandrten ein Depesche, in welcher er mittheilt, der Khedive habe ihm ein Schreiben zugehen lassen, in welchem es für unbegründet er⸗ klärt wird, daß eine Anzahl Kriegsgefangener von den egyptischen Behörden gemißhandelt und der Toriur unter⸗ worfen seien. Nur bei einem Spion, welcher sich weigerte Aussagen zu machen, wurde die Tortur angewandt. Eine gleiche Behandlung sei übrigens für die Zukunft verboten.

Der „Köln. Ztg.“ wir aus London vom 7. d. telet in. ;

Wolseleys Unthätigkeit vermehrt einerseits die Kübnhei

Feinde, so daß gestern 40 Reiter an te m n, die ,, eranritten, feuerten und einen Kapitän der Husaren verwundeten andererseits erschlafft die Unthäͤtigkeit die Energie der englischen Truppen, wie der Standard Gorrespondent betont, und beim Mangel an kriegerischer Aufregung, welche den Pbesten Schutz gegen das Klima und das schlechte Wasser bietet, wachsen die. . Krankheiten wie Dygenterse und Diarrhöe, unter stützt durch schlechtes, übersaures Brod aus Feldbäckereien Im Uebrigen herrscht rege Thätigkeit: Ingenieure bessern Bahnstrecken! aug und fügen Ausladeschienen hinju, so daß nach Ankunft neuer Loko= motiven 20) Tonnen täglich zur Front geschafft und ein drei tãgiger dLaaerporrath angelegt werden kann. Das Hauptquartier zahlt sieben Sclling läglich für französische, griechische, italienische und arabische Arbeiter, welche durch Hochländer und Indier unterstützt werden. Das 653. indische Regiment ist in Jemailsa angekommen, bleibt aber an Boid (eich den Hechländern, angeblich behuss leichterer Ver⸗ pflegung. Wolseley verstärkte die Man ne Brigade durch 109 Mann vom Mongrch , Temergire',. Alexandra · und Superb zum Zeichen der Auszeichnung; diefelbeñn gingen gestern mit vier Gatlings⸗ kanonen zur Front. Der Herjog von Connaught wird mit den Gre= 9 Kassassin gehen, wohin bald das Hauptquartier verlegt

Die „Allg. Corr.“ meldet:

auf die fortdauernben Rüstungen Griechenlands

cher das Vgrpostengefecht bei Ka z einem Londoner Blatte er gf ssassin am 8. d. wird

„Heute (Mittwoch) am frühen Morgen fand eine Parade der Kas⸗ sassin 83 haltenden Truppen statt. Die feindlichen Vorposten waren auf der Hut, und es wurde gesehen, wie eine starke Kavallerie⸗ atheilung schleunigst vorrückte und unsere Vedetten zurücktrieb. Ein Detachement berittener Infanterie und vier Trupps indischer Ka⸗ vallerie wurden sofort über die sandige Ebene nach der Front gesandt, um den Feind im Schach zu halten. Da die Rebellen sich in beträchtlicher Menge zeigten, wurden Boten abgesandt, um Verstärkungen zu requiriren. Eine Zeit lang fand ein leb— haftes. Gewehrfeuer auf 700 m Distanz statt; allein General Macpherson ließ das Feuern auf unserer Seite einstellen, in der Voraussetzung, daß die feindliche Artillerie in die Linie rücken und Gelegenheit für einen Angriff bieten würde. Der Feind hegnügte sich indeß während etwa einer Stunde mit einem matten Gewehr— feuer, und unsere Mannschaften kehrten mit einem Verluste von zwei Todten nach dem Lager zurück. Ein h , e, Rittmeister Holland, trug eine schwere, aber nicht gefährliche Wunde davon. Es verlautet, daß das ganze Land um Tel⸗el⸗Kebir unter Wasser steht.

Der Correspondent der „Daily News“ in, Alexandrien giebt aus einer „durchaus zuverlässigen Quelle“ die genaue Stärke der Armee Arabi's wie folgt an: .

In Kafrdowar 2 Regimenter Infanterie, jedes aus 3 Bataillonen bestehend, und im Ganzen 50900 Mann zählend, 3 Schwadronen Kavallerie 457 Mann, 24 neunpfündige Kruppsche Kanonen, 12 Raketengeschosse, 12 Berggeschütze, eine 15 Centimeterkanone und 10 000 Beduinen. Toulba Pascha ist der Befehlshaber. In Mariut stehen 4 Regimeter Infanterie, 3200 Mann stark, 18 , , Kanonen und 6000 Beduinen. Ali Raibi ist daselst der Besehleha er. In Rosetta 3 Regimenter, im Ganzen 2409 Mann stark. In Abukir G6 Bataillone, im Ganzen 4809 Mann zählend; 12. Kruppsche Ka⸗ nonen; eine Schwadron Kavallerie und 16500 Beduinen. In Da— mietta 5009 Mann Negertruppen mit 12 Kruppschen Kanonen, und Addellad Pascha als Befehlshaber. In Telelkebir befinden sich 37 Bataillone Infanterie oder 18 2090 Mann; 6 Schwadronen Ka⸗ vallerie 900 Mann, 40 Kruppsche Kanonen, 12 Berggeschütze, 6 Raketengeschosse und 8000 Beduinen. Ruschid Pascha kommandirt hier. In Salahieh befinden sich 2 Regimenter, 5600 Mann zählend, 3 Kruppsche Kanonen und. so00 Mann Beduinen. Die Gesammt⸗ stärke beläuft sich auf 44 607) Mann Infanterie, 18023 Mann Ka—⸗ vallerie, 143 Kanonen, 18 Raketengeschosse und 30 500 Beduinen.

Aus Kassasin wird der „Times“ von ihrem Corre—

on denten unterm 5. ds. berichtet: . . ö. „Ich ritt heute früh in nordwestlicher Richtung von den Höhen, oder vielmehr von den Sandhügeln aus, welche den Schauplatz des jüngsten famosen Kavallerie⸗Angriffs begrenzen und von denen man einen vollen Ueberblick über die umliegende Gegend genießt. Direkt nördlich oder westlich war nichts zu sehen; aber in südlicher Richtung an dem Kanal waren die Spuren der zunehmenden Kühnheit des

eindes sichtbar. Beinahe 3 Meilen südwestlich von Kassassin liegt die . Stadt Jorein eine Ansammlungeiner Anzahl von Lehmhütten, von einer Mauer umgeben, welche sämmtlich verlassen zu sein schienen, mit Ausnahme von einigen ruhig aussehenden Landleuten, die am Ufer des Kanals umherstanden. Weiter westlich, in fast einer Meile Entfernung, stand ein Zelt aus einem sehr großen über eine Bariere gespannten Stück Zelftuch gebildet. Zu jeder Seite dieses Zeltes erstreckte sich eine Reihe von Pferden nach Norden und Süden hin, anscheinend an einem Vorpostenseile angebunden, und egyptische Sol⸗ daten bewegten sich nach allen Richtungen hin. Der Zahl nach müssen deren mindestens 200 gewesen sein innerhalb einer halben Stunde Marschentfernung von unserem Lager. Es war ein Viertel nach 7 Uhr. General Wilkinson kehrte gerade mit einer Eskorte indischer Kavallerie das nördliche Ufer ostwãärts entlang von einer Morgen-Rekognoszirung zurück. Einige anscheinend harmlos aus— sehende Landleute an dem südlichen Ufer nahmen keine Notiz von ihm, und er ritt dem Lager zu. Unmittelbar darauf aber legten sie ihre Büchsen an und feuerten scharf auf unsere nach der Eisen. bahn zu postirten Vedetten. Die Rauchwolken wirbelten eine Linie von etwa einem Dutzend Infanteriesoldaten entlang auf und ent— wickelten sich dann plötzlich von der Gegend der herumstehenden Landleute her. Dieselben sandten auf. unsere Vedetten, als diese zur Rapportirung einirafen, einen Abschiedsschuß und marschirten dann in einer Linie auf den bereits erwähnten Kavallerieposten zu. Ein halbes Dutzend Reiter zog aus, ihnen entgegen, lebhaft mit ihnen gestikulirend. Ihre Offiziere in dunkeln Tuniken schauten von einem erhöhten Standpunkte hinter denselben zu. Zu gleicher Zeit wurde eine Anzahl Kavalleristen über dem Kamm nordwestlich ichtbar, sich nach der Vedette in Bewegung setzend, welche zur Linie zurückgaloppirten. Sie hielten, wie gewöhnlich, in einer klugen Ent fernung von der Feldwache, und, zogen sich dann aus dem Gesichte⸗ kreise zurück. Bei meiner Wiederankunft im Lager nahm ich eine schriftliche Mittheilung von dem Offizier der Feldwache an den die 19. Husgren kommandirenden Obersten, und beschrieb demselben den ganzen Vorfall. Der Oberst theilte mir mit, daß auf ihn selbst vor mehreren Tagen von hinten her geschossen worden sei von Leuten, die wie Landbauern gekleidet waren. Diese List macht die Lage zu einer sehr unangenehmen für die wirklichen Dorfbewohner der Um— gebung, welche meistens darauf bedacht sind, ihre Produkte an die Briten zu verkaufen. Dieselben werden häufig arretirt und eine Zeit lang festgehalten, bis ihre Unschuld festgestellt worden ist.

Aus Alexandrien wird dem Reuierschen Bureau

unterm 6 ds. gemeldet:

Der Ministerrath ist jetzt mit der Frage betreffs der Schadlos— haltung der Einwohner ff Verluste durch Brandstiftungen und Plünderung beschäftigt. Es ist beinahe gewiß, daß das Ministerium den Mächten vorschlagen wird, eine internationale Kommission ein il eenj welche diese Ansprüche ohne Zulassung einer Berufung regeln soll. .

; 2 Um ihre Angriffsfront bei Alexandrien zu erweitern, haben die Engländer beschlossen, den Mareotischen See, der mehr ein Sumpf als ein See ist, durch ECinlassen des Meeres schiffbar zu machen. Der See liegt 2,5 m unter dem Meeresspiegel und die Landschaft, welche ihn umgab, war sehr fruchtbar, einst berühmt durch den ror⸗ trefflicöhen Weißwein, der von Horaz und Vergil besungen ist. Der Seen früher auch vom Nil gespeist, trocknete nach und nach aus, bis bei der Belagerung von Alexandrien durch die Engländer im Jahre 1801 diese westlich von Abukir die Landzunge durchstachen, welche den See vom Meere trennte und dadurch dem Salzwasser den Zutritt zu dem fruchtbaren Boden des Mareotischen Sees eröffneten, wodurch 150 Ortschaften zu Grunde gerichtet wurden. 100 Soldaten und 300 Araber sind dabei beschäftigt, jetzt den Durchstich auszuführen. Es werden freilich Monate vergehen, bis der See auf eine Tiefe von 8 Fuß angefüllt ist, aber in einigen Wochen werden flache Böte und Dampfbarkassen ihm auf weite Strecken befahren können. Mehmed Ali hatte enorme Kosten darguf verwendet, den verursachten Schaden wieder gut zu machen; allein noch heute sind 0 0090 Acres fruchtbaren Landes von Seewasser bedeckt.

Zeitungsstimmen.

Der „Reichsbote“ schreibt über die Noth des Grund⸗ besitzes: fie, die Ursachen mag man streiten, man mag sie in der über⸗ seeischen Konkurrenz oder nur in einer unglücklichen, den landwirth⸗— schaftlichen Verhältnissens widerstreitenden Kreditgesetzgebung suchen: die , bleibt zweifellos, daß die ländlichen ubhastationen in beängstigender Weise zugenommen haben und bei ibrem weiteren ferneren allmählich eine Enteignung unseres ganzen Bauern andes herbeiführen werden. Zugleich aber wird hier eine der 2 Lücken in unserer Sfatistik aner. welche für die me

lands liefern für eine eingehendere Erforschung der landwirthschaft⸗ lichen Frage, an welcher Irlands Wohlstand zu Grunde gegangen und der Großbritanniens zu Grunde zu gehen droht, gar nicht. Einiges Licht gewähren höchstens die Angaben des Bankrupiy Court. Nach diesem machten bankerott: ; 1877 etwa 470 Pächter,

16878 mehr als 899)

l,, . In Deutschland und Frankreich ist ebenfalls keine Statistik der bäuerlichen Verschuldung vorhanden. Wo zufällig genauere Zahlen vorliegen, lassen sie den Optimismus der liberalen Wirthschafte⸗ politiker wahrlich nicht berechtigt erscheinen. Man vergleiche nur für das Königreich Sachsen die Zahl der Zwangsversteigerungen in den Jahren 1858 1863 einerseits, und 1877 1879 andererseits! Es ge⸗ langten nämlich in Sachsen zur Zwangsversteigerung:

1858 337 ländliche Grundstücke mit 1 884912 M Taxwerth,

1859 299 2353993 .

1860 290 2720589

1861 285 1833405

1862 301 2309619

1363 291 . 2783 871

Davon entfielen: ö auf Bauergüter auf Haus u. Feld- (Garten /) Grundstücke

1858 26 Fäll 88 Fälle

1859

1860

1861

1862

MJ 335

Dem entsprechen für die Jahre 1877 bis 1879 folgende Zahlen:

1877 790 ländliche Grundstücke mit 16020 264 M Taxwerth, 1378 1052 ö ö 18696533 1879 1069 . 15 863 334 , ö

Von diesen Zwangsversteigerungen entfallen:

1877 55 auf Bauergüter, 267 auf kleine ländliche Besitzungen, 1873 38 , ‚. , ). ö J 1555 58 ; J

Die Zahl der Zwangkversteigerungen ist also bei ländlichen Grundstücken durchschnittlich um 222 09 gewachsen. Die Bauergüter sind noch verhältnißmäßig günstig gestellt, obwohl auch bei ihnen die Zwangsversteigerungen 54 0,9 mehr betragen. Dagegen sind von den kleineren ländlichen Grundstücken 4357060 mehr unter den Hammer gekommen! ö.

Ein einziges größeres Reich bietet unseres Wissens durch seine Statistik ein, scharfes Bild der jüngsten landwirthschaftlichen Ent⸗ wickelung, freilich ein Bild der düstersten Art Oesterreich.

In Cisleithanien beträgt der Reinertrag des Grund und Bodens nach der neuen Grundsteuerregulirung 165 Mill. Fl. und nicht weniger als 154 Mill. davon werden von den Zinsen der Grundschuld nebst einer einprozentigen Amortisation beansprucht. Beide Berechnungen sind ziemlich zweifelhafter Natur, dagegen dürfen folgende Zahlen auf volle Glaubwürdigkeit Anspruch erheben. .

Vom kleinen ländlichen Besitz wurde exekutiv verkauft:

Wirth mit einem Schulden⸗ also per schaften stande von Wirthschaft 1874 4413 13 840 000 Fl. 3136,2 Fl., 1875 4585 15 794000 , 3444, 7 , 1376 5575 20 250 000 , 8699 1877 6948 27 386 000 , 39415 , iss Shöß. 8 g5 665, ,,

Eine noch eindringlichere Sprache reden die Zahlen für die wegen Unzulänglichkeit des Erlöses gelöschten Hypothekenforderungen“. Diese betrugen bei einem gesammten Lastenstande von

1874 13 840 000 Fl. 4680 000 Fl., d. h. 34 9o, 1875 15794000 6 343 000 , 40 9e, 18576 20 250000 7779000 „, 8 Ooso, 1877 27 386000 , 11700000 , 45 Oso, isis zs FFs 665 , 26 366 o. . S330.

Gerade in den vorzugsweise Korn produzirenden Ländern geht die Vernichtung des Bauernstandes am schnellsten vor sich. In Gali⸗ zien wurden angeordnet: ö

1867 in 130 Ortschaften 164 Lizitationen.

1868 187 ) 271 ö

1873 409 ö 614

1874 633 , 1026 1875 740 9 1326 1876 885 ö. 1433 1877 1209 ĩ 2139 1878 1347 ö 2450 isis iiß; Jin .

Man hat nicht unrecht, wenn man behauptet, die Pfandbrief Inhaber, die Sparkassen, die Stiftungen, die Hypothekendanken und anderweitige Gläubiger seien, wenn auch nicht die juristischen, so doch die faktischen Herren des Grund und Bodens., Die Vertreter des Manchesterthums finden es auch gleichgültig, ob der Bauer als Herr oder nur als Pächter auf dem Stücke Erde sitzt, das er im Schweiße seines Angesichts bebaut. Wer aber in einem selbstbewußten kon—⸗ sumtionsfähigen Bauernstand eine der thatkräftigsten Säulen unseres politischen und wirthschaftlichen Gedeihens sieht, der wird mit Bangen die Frage aufwerfen, wie unser Grundbesitz zu retten ist und ob er überhaupt zu retten ist.

In der „Kölnischen Zeitung“ finden wir sol⸗ genden Artikel:

Triumphe der deutschen Hutindustrie gegenüber dem Auslande. Unter dieser Ueberschrift lesen wir in der ‚Deutschen Hut⸗ macher⸗Zeitung“ vom 15. August d. J. das Folgende: Es ist allgemein bekannte Thatsache, daß sich alle Arten englischer Hut⸗ fabrikate durch besondere Schwere auszeichnen, während in Deutsch⸗ land das Verlangen nach möglichst leichten Hüten an, der Tages ⸗˖ Irdnung ist. Unsere deutschen Fabrikanten können die Hüte der Kundschaft jetzt nicht leicht genug machen und haben in dieser Be— siehung unstreitig das Möglichst! erreicht, während die Waare dabei doch verhältnißmäßig solide in Qualität und die Ausstattung im Allgemeinen an Geschmack und ien gz nichts zu wünschen übrig läßt. Durch welchen Umstand herbeigeführt, ist hier⸗ bei Nebensache, jedenfalls ist es der Fall, daß jetzt auch England nicht nur ihrer besonderen Leichtigkeit und dabel doch Solidität und Eleganz wegen Filz und Seidenhüte von uns bezieht, sondern daß das auch unter dem Umstande geschieht, daß die betreffenden Hüte innerlich durch Stempel als „German manntaetnre“ (deutsches rina ausdrücklich zu bezeichnen aufgegeben werden. Daß durch olche Thatsache ein großer Triumph unserer deutschen Hutindustrie konstatirt ist, wird jeder bekennen müssen, der sich mit uns noch der

eit erinnern kann, wo die deutsche Hutfabrikation noch auf der Stufe stand, daß sie sich bescheidentlich des Deckmantels der franzö⸗ sischen und englischen Moden bediente. Wer dachte vor diesen etwa fünfzehn Jahren, daß die deutsche Hutfabrikation Frankreich jemals bedrohliche Konkurrenz entgegensetzen, in England German mann- facturen in Hüten modern und verlangte Waare werden würde? Vor⸗ wärts, deutsche Hutindustrie, zu weiteren ruhmreichen Erfolgen! Schmach aber Denjenigen, welche angesichts solcher Triumphe unserer deutschen Hutindustrie noch die Stirn haben, irgend welchen auslän⸗ dischen Fabrikaten bei uns ein besonderes Wort zu reden und be— haupten zu wollen, daß unsere Hutindustrie nicht wenigstens dasselbe leiste, wie jede ausländische Konkurrenz.“

Man schreibt der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“: 8 Bei . Kampfe gegen den bestebenden deutschen elt , und gegen die seit 1879 angenommene Zollpolitik ist es zur stehenden Gewohnheit geworden, alle Maßregeln anderer Staaten in Bezug auf

ölle, sobald diese den deutschen Grporteuren unbequem werden, alt etorsionen gegen die deutschen Zölle zu bejeichnen. Eine solche An⸗

Faktor hielten, nach dem sich alle civilisirten Staaten bei ihren internationalen BVerkehrsmaßnahmen richteten. Bekanntlich bat die nordamerikanische Union seit Beendigung der Sezessionskriege Schutz zölle eingeführt, welche insbesondere die deutschen Zölle um das Viel⸗ fache übertreffen und welche dem gesammten europäͤischen Importe nach dort großen Abbruch gethan haben. Ferner hat Frankreich, trotzdem es nominell zu Anfang der 60er Jahre die Freihandelsprin⸗ zipien annahm, noch viel höhere Eingangszölle beibehalten, als sie deutscherseits 1879 eingeführt wurden. Beide genannten Staaten stehen an Einfluß auf dem internationalen Markte nicht nur nicht hinter Deutschland zurück, sondern übertreffen es darin nach mancherlei Richtungen, doch hat seit 1860 kein Staat in Euroya Retorsions⸗ maßregeln gegen sie ergriffen. Wenn die deutsche Zolländerung von 1879 von so vielen ähnlichen in anderen Staaten gefolgt ist, so liegt das offenbar darin, daß die letzteren denselben zwingenden Gründen unterliegen, wie das Deutsche Reich, Gründe, die an sich keiner weiteren Darlegung mehr bedürfen. Wohin man aber mit der tendenziösen Wiederholung solcher Aussprüche, wie der der Retorsion gegen Deutschland kommt, das zeigt der neueste Bericht der Karlsruher Handelskammer, worin der Nähmaschinenindustrie ein längeres Kapitel ge⸗ widmet wird. Der Bericht erwähnt die Zollerhöhung auf Nähmaschinen, die neuerdings in Oesterreich und Rußland eingetreten ist, und be⸗ zeichnet diese direkt als eine Retorsion gegen den deutschen Zoll auf das gleiche Fabrikat. Einige Zeilen weiter erklärt aber der Bericht, der deutsche Zoll von 2 60 auf 190 Kilo habe durchaus nicht aus- gereicht zur Fernhaltung der amerikanischen Konkurrenz. Damit ist deutlich gesagt, daß die deutschen Zölle absolut keine Prohibitivzõölle sind, sondern nur Schutzzölle unter ganz bestimmter Beschränkung. Da in der deutschen Sprache bisher Prohibitivzölle immer als Schutzzölle bezeichnet wurden, und eine andere Bezeichnung für leicht schützende Eingangs zölle nicht vorhanden war, so wird mit dieser Be⸗ zeichnung gegenwärtig ein Spiel getrieben. Wo aber keine Prohibition vorhanden ist, fällt auch jeder Grund zur Retorsion weg.

Aus einigen kürzlich veröffentlichten Handelskammer⸗ berichten registriren die Berliner Politischen Nachrich⸗ ten“ folgende Mittheilungen: So äußert sich der Jahresbericht der Handelskammer zu Biele⸗ feld über die Lage der dortigen Leinen und Wäsche-Industrie in fol⸗ gender Weise: „Während in den Vorjahren vom Sommer bis zum Herbst eine stille Zeit für das Geschäft in Hemdeneinsätzen einzutreten pflegte. waren im Betriebsjahre viele Fabrikanten ohne wesentliche Unter⸗ brechung beschäftigt und zu Beginn des laufenden Jahres Februar 1882 machte sich sogar ein Mangel an Arbeitskräften geltend. Nach amtlicher Zaͤhlung werden in den hiesigen Nähereien 660 Maschinennäherinnen beschäftigt; dazu kommen 1400 im Stadtkreise und 300 im Landkreise wohnende Hausnäherinnen, sowie 200 Wãä⸗ scherinnen und Plätterinnen. Demnach finden 2566 weibliche Arbei⸗ terinnen in der hiesigen Wäsche⸗Industrie ihren Erwerb; hierzu kommen noch eine nicht geringe Anzahl Arbeiterinnen in Herford und verschiedenen anderen Orten des Bezirks.“ .

Der Jahresbericht der Handelskammer für die Kreise Reichenbach, Schweidnitz und Waldenburg konstatirt im Eingange, daß der allge⸗ meine Charakter des Geschäfts in 1881 sich den Vorjahren gegen über mehr konsolidirt habe, und daß Fabrikation und Verbrauch in höherem Maße als dies vorher der Fall war, mit einander im Ein—⸗ klange standen.

Zu der günstigen Veränderung hat so führt der Bericht aus unsere neue Zollpolitik, welche dem Fabrikanten einen größeren Schutz gegenüber der ausländischen Konkurrenz gewährt, beigetragen; auch erkennen einzelne Branchen, in denen sich das Zurücktreten der ausländischen Konkurrenz direkt fühlbar macht, den wohlthätigen Ein—⸗ fluß derselben auf den vergrößerten Absatz offen an; in anderen Branchen, welche schon bisher den inländischen Markt allein be⸗ herrschten, ist der Vortheil ein indirekter, indem er sich durch den größe⸗ ren Verbrauch derjenigen Konsumenten bemerklich macht, welche durch die Schutzzollpolitik in eine günstigere Lage gekommen sind. Es ist dies beispielsweise bei dem Verbrauch der Massenartikel für die in der Eisen= industrie Beschäftigten der Fall. Der Bericht bemerkt noch, daß man den Einfluß der Schutzzollpolitik auch für seinen Bezirk im großen Ganzen als günstig anerkenne. „Es kann nicht ausbleiben, daß in einzelnen Fällen unsere Industriellen eine Erhöhung der Eingangs— zölle erstreben und ist dies in den Spezialberichten als Wunsch der einzelnen Branchen erwähnt; im Ganzen ist jedoch die Handelskammer der Ansicht, daß sie keine Veränderungen der jetzigen Zölle für er⸗ sprießlich hält, weil durch jeden neuen Zoll, namentiich in Rücksicht auf die Halbfabrikate, die Konkurrenzver ältnisse der Ganzfahrikate wieder verändert werden und eine gewisse Konstanz derselben für die Entwickelung jeder Industrie nothwendig ist.“

Gewerbe und Handel.

Nach Mittheilungen aus Italien ist von der Pzäfektur zu Messing für den 30. September d. J., Vormittags 10 Uhr, eine Submission für den Bau eines Leuchtthurms auf der lipa ˖ rischen Insel Vulcano im Tarwerth von 59 509 Lire ausgeschrieben worden.

Ueber die speziellen Bedingungen ist das Nähere an Ort und Stelle einzusehen. 3. ;

Durch Verfügung der Königlich spanischen Regierung vom 31. Juli d. J. ist das Zollamt zu Biel sa, Provinz Huesca, zur Abfertigung der aus Spanien zur Ausfuhr kommenden Blei erze ermächtigt worden.

Nürnberg, 6. September. (Hopfenbericht der Allgemei⸗ nen Brauer und Hopfen⸗Zeitung“) Der neue Monat begann mit erwünschter Sommerwitterung, welche der Ausreife des Späthopfens und der fast allgemein begonnenen Hopfenernte noch wesentlich nütz⸗ lich zu werden schien, allein schon der dritte Tag des Monats brachte wieder ausgiebige Gewitterregen und Stürme, welche die Ausbildung des Hopfens auch in seinem letzten Stadium stören. In Saaj, Stadt und Land, haben bereits zahlreiche Verkäufe zu 0 275 A stattgefunden, während in Spalt noch keine sackbare Waare vorhan⸗ den ist, nachdem dort erst vorgestern die Pflücke begonnen. Aus den unten folgenden Berichten ist noch besonders, hervorzuheben, daß bier und da die Hopfenpflanze, welche schon im Verlauf des ganzen Sommers unter anormalen, schädigenden Witterungseinflüssen zu leiden hatte, nun auch noch unmittelbar vor der Ernte von Kupferbrand, Schwärze, Schimmel und anderen Krankheiten, welche die Qualität und geschätzte Quantität noch bedeutend vermindern können, heimgesucht zu werden droht. j

Wie sich aus der Mehrzahl der uns vorliegenden Berichte erseben läßt, sind die Pflanzer in den meisten Bezirken mit der Pfläcke deg Hopfens beschäftigt; der überwiegende Theil klagt heute schon. daß das Erträgniß die Schãtung keinegwegs erreicht, sondern mehr oder weniger bedeutend gegen die letztere zurückbleibt., Ueberdies erweisen sich die Witterungsverhältnisse leider als für die Hopfenernte wenig günstig; ein fast stets bewölkter Himmel läßt nur selten die warmen Sonnenstrablen durchdringen, vie jetzt dem Hopfenpflanzer ge vor · zügliche Dienste leisten könnten, während täglich Regen in mehr oder

minder ea Mengen fällt. Zu der obenberührten Klage aus Pro

duzentenkreisen gesellen sich denn auch solche über langsamez Trocknen des zepflückten Produktes, sowie über dessen hierdurch gefährdete Farbe und Duasität. Von den ung vorliegenden Veri bien be- rühren daher fast alle ausnabmalog die genannten jwei Punkte, nämlich den Ausfall gegen die Schätzung einerseitg, andererseitz die Gefährdung des Produktes durch das schlechte Erntewetter. Im Einzelnen resumiren wir nachstehend die uns zugegangenen wichtigeren Berichte: Nach Mittheilung des Hrn. Wirth auf Kaltenberg wird dessen letzte 9 von 550) Centner im Dberamt Tettnang keineswegs, erreicht. Sackreite Waare geht von dert zu 239 big 260 Æ rasch ab; beschaädigte ist etwas billiger erhältlich, während

sten Länder eine genauere Feststellung der hierher gehörigen Zahlen gar nicht ermöglicht. Die reichen statistischen Publikationen Eng—

gabe verräth aber einen ziemlich engen Gesichtskreis, die Urheber er wecken die Vermuthung, als ob sie Deutschland für den maßgebenden

andererseits tadellose Prima über diese Notiz bezablt werden. Rupfer= brand hat in dieser Gegend seine Verheerungen in nicht u