1882 / 224 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 23 Sep 1882 18:00:01 GMT) scan diff

* 1

Dritter Unrichtig⸗ ter der Vor⸗

Es ist wiederholt vorgekommen, daß verwahrloste Kin der, welche auf Grund des Gesetzes vom 13. März 1878 der Zwangserziehung überwiefen waren, nach ihrer Unter= bringung in einer Erziehunge⸗ oder Besserungsanstalt oder in einer Familie auf Anordnung der Strafvollstreckungs behörde in das Gerichtsgesängniß abgeliefert werden mußten, um Strafen zu verbüßen, welche gegen sie wegen strasbarer, nach Vollendung ihres zwölften Lebensjahres begangener Hand⸗ lungen gerichtlich verhängt worden waren. Eine olche Unter⸗ brechung der Zwangserziehung ist, nach einer allgemeinen Ver⸗ „geeignet, den Erfolg der . u gefährden, und der Justiz⸗Minister be⸗

ö die Stra fvollstrecuun g behörden, bevor sie gegen ein der Zwangserziehung überwiesenes Kind eine k zur Vollstreckung bringen, sich zunächst mit

es jenigen Verbandes ins Einvernehmen zu

setzen haben, dem nach 8. 7 a. a. O. die Unterbringung des Kindes obliegt; hierbei wird dem Wunsche nach Strafaus⸗ setzung und deninächstiger Begnadigung foviel als möglich ent⸗ . ist, wenn ein Ein verständniß

nicht erzielt wird, vor weiterem Vorgehen mit der Vollstreckung an den Justiz-Minister zu berichten. Nach Maßgabe dieser Anweisung ist auch dann zu verfahren, wenn Strafen gegen solche jugendlichen Personen zu vollstrecken sind, welche nicht auf Grund des Gesetzes vom 13. März 1878, sondern aus anderer Veranlassung in einer Erziehungs- oder Besserungs⸗ anstalt untergebracht sind. In Fällen dieser Art haben die Strafvollstreckungsbehörden sich mit dem Vorstande der betref—

fügung des Justiʒ· Ministera vom 16. d. M

stimmt deshalb, da

dem Vorstande

gegenzukommen sein. Jeden

fenden Anstalt ins Einvernehmen zu setzen.

. An Einnahmen (einschließlich der kreditirten Be— träge) aus Zöllen und gemeinschaftlichen Ver— br auch gst euern, so wie anderen Einnahmen sind im Reich für die Zeit vom 1. April 1882 bis zum Schlusse des Monats August 1833 (verglichen mit der Einnahme in dem⸗

selben Zeitraum des Vorjahres), zur Anschreibung gelangt:

Zölle 81 932 266 S (4 4454 038 „S), Tabacksteuer gi 193 .

NAI 4 920 ), Rübenzuckersteuer 55 533 396 MS (Bonifikat.) äs 187 C6 c), Salfste ner 13 59g O33 M6 (4 615 959 c, Branntweinsteuer 5 784 626 C S804 216 , Uebergangs⸗ abgaben von Branntwein 40 746 5 C 1600 65), Brausteuer 6 969 598 S (4 108 204 ch, Uebergangsabgaben von Bier 497 399 M (4 49830 Si); Summe 58 205 364 Iz & 30 6560 532 6). Spielkarten tempel 285 904 M / 1594 M), Wechselstempelsteuer 2 738 869 CJ. C 69 96 S, Stempel abgabe für Werthpapiere, Schlußnoten, Rechnungen und Lotterieloose 4183 308 S (4 4183 308 Sc), Post⸗ und Tele⸗ graphen⸗Verwaltung 59 569 99g MM ( 2138 082 ), Reichs⸗ Eisenbahnverwaltung 18 1981 900 C 382 387 Sh

Die zur Reichs kasse gelangte J Einnahme, ab⸗ züglich der Bonifikationen un erwaltungskosten, be⸗ trägt bei den nachbezeichneten Einnahmen bis Ende ÄAugust 1882: Zölle 75 837 392 (MM. ( 5 1651 298 SV), Taback⸗ steuer 564 520 MS (4 212 87 66), Rübenzuckersteuer 30 706 401 S (— 34 285 758 Ss Salzsteuer 18 660 452 MM C 332 g2 S6), Branntwein sleüer und Uebergangsabgabe von Branntwein 16713 743 S (41597066 AMS), Brausteuer und Uebergangsabgabewon Bier 6 336 634 MC (C 136710) Summe 143 iy 56e M (* 26 s54 So3 SS). Ehielkarten stemm bel 363 163 M (— 10 341 C9.

Das Feilhalten eines mit Fuchsin gefälschten Himbeerliguüeurs ist nach einem Urtheil des Reichs⸗

erichts, II. Strafsenats, vom 26. Mai d. J., nicht wegen

ahrungsmittelverfälschung zu strafen, wenn durch die Fär⸗ bung die Waare nicht verschlechtert und ihr nicht das Ansehen . n Fruchtgehalis, also eines höheren Werthes bei⸗ gelegt ist.

. Die Strafbestimmung des in der Rheinprovinz gül⸗ tigen französischen Gesetzes vom 21. Germinal XI., Artikel 36, wodurch die Ankündigung und der Verkauf von Geheim“ mitteln unter Strafe gestellt wird, ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, 1. Strafsenats, vom 25. Mai d. 37 durch das Reichs Strafgesetzbuch nicht aufgehoben. Als Ge⸗ heimmittel im Sinne dieses Spezialgesetzes erscheint jedes Arzneimittel, dessen Benennung die Substanzen, aus denen es besteht, nicht erkennbar macht.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, hanseatische Minister⸗Resident Dr. Krüger ist hier angekommen.

Der General⸗Lieutenant von Bülow, General⸗ r nf der Artillerie, ist zur Inspi irung des Garde⸗ , n, , m. nach dem . bei Jüterbog abgereist.

Görlitz, 20. September. (Schles. 34 Die 16 vereinigten Gesangvereine, welche am 14. d. M. bei der Anwesenheit des Kaisers hierselbst Sr. Majestät durch Aufführung zweier Gesangestücke eine Ovation darbrachten, ließen seinerzeit die Texte der betreffenden beiden Chöre: „Die Himmel rühmen des Ewigen Güte“ ꝛc. von Ludwig van Beethoven, und „Das treue deutsche Herz) von Otto, mit Widmungevorschrist, in prachtvoller Auestattung drucken und in Form eines Pracht⸗ albums einbinden. 24 Prachtalbum wurde Sr. Majestãt dem Kaiser nach der Gesangsaufführung überreicht und von Allerhöc stdemselben huldvoll angenommen. Auf dasselbe be⸗ iehen sich die Eingangsworte einer Allerhöchsten Kabinetgordre

1. Majestät des Kaisers, welche gestern hier eingelaufen ist und folgenden Wortlaut hat:

Ich habe das Album mit dem Tert der Lieder, welche bei Meiner Anwesenheit in Görlitz am 14. d. M. von dortigen Sängern zum Vortrag gekommen sind, mit vieler Freude entgegengenommen. Dasselbe wird Mir stets eine wohlthuende Erinnerung an die schönen Stunden sein, welche Mir während des leider nur kurzen Aufenthalts daselbst bereitet worden sind. Der reiche Schmuck, den die Stadt zu Meinem Empfange angelegt hatte, die berzlich frobe Begrüßung, an der sich nicht nur die Bewohner von Görlitz, sondern auch die Land⸗ bevölkerung der Umgegend, sogar eln rührendes Beispiel von An⸗ hänglichkeit einige Veteranen aus den Befreiungs kriegen, sowie zablreiche Kriegervereine betheiligten, hat Mich hoch erfreut und Mich mit Genugthuung erkennen lassen, daß auch in diesem Theile Schlesiens

das treue deutsche Herz- eine feste und sichere Stätte gefunden hat. Es drängt Mich, für diese Mir gewährte Aufnahme Allen, insbefonder= auch den Sängern für ihre Aufmerksamkeit, Meinen Dank auszu⸗· drücken. Ich veranlasse Sie daher, dies zur allgemeinen Kenntniß zu bringen.

Dresden, den 17. tember 1882. 66 Wilhelm.

An den Ober ⸗Bürgermeister Reichert zu Görlitz.

Bayern. München, 19. September. (Allg. Ztg.) Bis zur Wiederernennung eines Präsidenten des protestan⸗ tischen Ober⸗Konfistoriums ist die Leitung desfelben dem Ober⸗Konsistorial · diath Br. Bu rger übertragen.

essen. Darmstadt, 23. September. (W. T. B) Der roßherzaog !; ist mit dem Erbgroßherzog und der Prinzessin Al ix nach Balmoral abgereist.

ran nr eig. Braunschweig, 22. September. (W.

B). Der Herzog ist heute Vormittag zur Abhaltun von Jagden nach Sibyllenort abgereist. g

Hesterreich - ungarn, Wien, 28. September. (W. T. B.) Eine Anzahl hiesiger Blätter weifen auf die Bedeutung des heutigen Tages hin, an dem vor 206 Jahren der First Bismarck in das preußische Ministerinm qetreten sei. „Neue fr. Presse“ und „Wiener allgem. Zeitung“ heben hervor, immer hätten die Größe, der Ruhm und die J,, Deutschlands alle Gedanken, alle Entwürfe

ismarcks erfüllt. Die Begebenheiten der letzten 20 Jahre, das neu geschaffene, vor mannigfaltigen Gefahren und Fähr⸗ lichkeiten geschützte Deutsche Reich bildeten das Piedestal für den unvergänglichen Ruhm Bismarcks.

Pest, 22. September. (W. T. B.) Die Mitglieder des Iron⸗ and Steel⸗Institutes find heute Nachmittag hier eingetroffen und am Bahnhofe von dem Ober⸗Bürger⸗ meister Namens der Stadt und von dem Ministerial⸗Rath Kerpely Namens der Regierung auf das Wärmste begrüßt wor den. Dem großen Empfangscomits hatten sich auch der englische General⸗Konsul, der Konsul der Vereinigten Staaten und ein Vertreter der Staats bahn⸗Gesellschaft angeschlossen. Der Vize-Präsident Kitzoon sprach Ramens der Mitglieder des Instituts, welche als Gäste der Stadt in die ersten Hotels einlogirt sind, seinen Dank für den herzlichen Empfang aus. Heute Abend findet zu Ehren der Gäste ein von der Stadt veranstaltetes Galadiner statt.

Großbritannien und Irland. London, 22. Sep⸗ tember. (W. T. B.) Der permanente Unter⸗Staatssekretär im Departement des Auswärtigen, Lord Tenterden, ist heute

Morgen gestorben.

Frankreich. Paris, 21. September. ssz. Corr.) Gestern eröffnete die interngtionalg Kommiffron' für Maß und Gewicht ihre jährliche Session unter dem Vorsitz des Generals Ibanez. Sie erhielt die Mittheilung, daß die fran⸗ zösische Regierung mit einem englischen Hause einen Vertrag behufs Lieferung neuer metrischer Grundtypen aus Iridium⸗ 96 6 gl n e meh. , , , . 2 n. ind, abgeschlossen hat. änder, welche sich zuletzt ange⸗ fe; haben, sind Rumänien und Luxemburg. ; 99

Italien. Rom, 23. September. (W. T. B.) Der König, Prinz Amadeus und der Minister Baccarini besuchten die von der Uebers chwem mung heimgesuchten Gebiete in Verona, Vicenza und Padua und besichtigten namentlich die a h der ärmeren Klasse der Bevölkerung bewohnten Stabdt—

eile. Der „Oss ervatore Romano“ veröffentlicht eine an den gesammten katholischen Episkopat gerichtete Encyeclica des Papstes vom 17. d. M., worin die Verbreitung des dritten Ordens des heiligen Franciscus in ber ganzen Welt an⸗ empfohlen wird als das wirksamste Mittel, die Reichen mild⸗ thätig und die Armen ergeben zu machen, Reiche und Arme mit einander zu versöhnen und auf diese Weise das soziale Problem zu lohn.

Verona, 22. September. (W. T. B.) Der König * zur Unterstützung der von der Ueberschw emmung etroffenen 100 0650 Fres. gespendet.

Türkei. Konstantinopel, 22. September. (W. T. B) n einer am vorigen Dienstag auf der Pforte stattgehabten erathung der Vertreter Griechenlands und der Türkei, brachte Moukhtar Pascha ein Memorandum zur Verlesung, welches einen angeblichen Irrthum bei den Arbeiten der Delimitations⸗Kommission hervorhebt und die Nothwendigkeit nachzuweifen sucht, daß Nezeros ohne eine Schädigung der Interessen Griechenlands bei der Türkei verbleibe. Said Pascha ersuchte den griechi⸗ schen Gesandten, Conduriolis, das Memorandum nach Athen zu senden, von diesem wurde aber das Verlangen mit der Erklärung abgelehnt, daß seine Instruktionen formelle seien, da Griechenland lediglich die vollständige Ausführung der interngtionalen Konvention vom 24. Mai 18591 verlange. Die Pforte hat in Folge dessen den Bericht Moukhtar Paschas gestern dem türkischen Gesandten in Athen übersandt, um denselben dem griechischen Minister⸗Präsidenten Trikupis zu überreichen.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 23. Sep⸗ tember. (W. T. B.) Alle Blätter berichten über den unbe⸗ schreiblich enthusiastischen Empfang des Kaiserlichen Pagres in Moskau, welches stets in offenem Wagen durch die von einer dichtgedrängten Menschenmenge besetzien Straßen fährt und überalf mit enthusiastischen Hurrahrufen empfangen wird.

23. September, Nachmittags. (W. T. B.) Auf ge⸗ schehene Anfrage erklärte ber Stadthauptmann von Odessa: das Gerücht von dem Auftreten der Cholera in Odessa ist vollständig grundlos; es ist kein einziger Erkrankungtfall vor⸗ gekommen.

Moskau, 22. September. (B. T. B. Der Kaiser und die Kaiserin begaben sich heute Mittag abermals nach dem Ausstellungegebaude und . die Besichtigung der Aus⸗ stellungsgegenstände fort. Die lajestätten unternahmen auch mehrere Fahrten auf der eleltrischen Eisenbahn und verließen das Augstellunge gebäude erst Abende 66 Uhr. Zu * des Kaisers und der Kaiserin ist die Stadt heute Abend fesilich

23. September. (W. T. B.)

illuminirt. Der Kaiser und die Kaiserin wurden bei ihrem gestrigen Besuche der Augstel⸗

lung wie am Donnerstag von dem Finanz Minister empfangen. Der Kaiserin wurde ein prachtvolles Bouquet und dem Kaiser ein Album mit den Ansichten einzelner Abtheilungen der Aus⸗= stellung überreicht. Die Majestäten nahmen im Kaiserlichen Pavillon ein Frühstück ein und setzten sodann, viele Aus⸗ steller durch Ansprachen beehrend, ihren Rundgang durch die Ausstellung fort. Gegen 6 Uhr verließen die Majestäten die Ausstellung und fuhren nach dem Petrowski'schen Palais zurüd. Später fand bei dem General⸗Gouverneur zu Ehren des Kaisers und der Kaiserin ein Galadiner statt.

Dänemark. Kopenhagen, 20. September. (Hamb. Corr.) Der König wird am kommenden Montag, den 25. von seiner Reise in Deutschland hierher zurückkehren und seine Residenz zunächst auf Schloß Bernstorff nehmen.

Amerika. New⸗York, 20. September. (Allg. Corr.) Die Republikaner haben ein Meeting in Saratoga gehalten. Zwischen den beiden Parteien wird es zu einem heißen Wahlkampfe kommen, aber es sind schon Anzeichen da⸗ sür vorhanden, daß der Regierungskandidat aufgestellt werden wird. Die Republikaner von Mafs achusets haben Mr. Robert K. Bish op zu ihrem Kandidaten für den Gouverneurs⸗ posten aufgestellt. Der Strike der Eisenarbeiter ist gänzlich zu Ende und die Arbeit allerseits wieder aufgenom⸗ men worden. Im Lincoln Park in Chica go soll eine Statue Abraham Lincolns mit einem Kostenaufwande von 6000 Lstrl. aufgestellt werden.

Süd⸗ Amerika. Buenos Ayres, 24. August. (Allg. Corr.) Es herrscht hier die Annahme, daß die Grenzfrage zwischen der Argentinischen Republik und Brasilien auf schiedsgerichtlichem Wege gelöst werden wird. Die Argen⸗ tinische Regierung sendet mit dieser Post nach Europa die Summe von 266 go9 Lstrl. zur Bezahlung der von ihren Agenten bestellten Kriegsschiffe und Kriegs vorräthe. Die chilenische Regierung stellt eine neue Armer für die militärischen Operakionen in Peru auf. Präsident Montero bildet ein Armer⸗Corps im Distrikt Arequipa. Bolivianische Guerilleros sind, wie es heißt, in der Nachbarschaft von Iquique angekommen.

Afrika. Egypten. Aus London, 23. September, berichtet „W. T. B.“: Die Morgenblätter melden, daß Ge⸗ neral Wood mit drei Regimentern in Tantah angekommen ist und daß daselbst die Besatzung von Damiette in Abthei⸗ lungen eintrifft, um die Waffen niederzulegen.

Die „Times“ sagt bei einer Besprechung ber egyp⸗ tis chen Frage, England denke nicht daran, die Rechte oder selbst die Empfindlichkeit irgend einer Nation zu verleßen oder den Sieg für seinen eigenen exklustven Vortheil auszubeuten. Die Pacifikation und die Reorganisation Egyptens werde von England selber durchgeführt werden, aber im allgemeinen Interesse und um aus Egypten einen möglichst stabilen Staat zu machen. Den Suezkanal zu sichern, der Gefahr einer neuen Rebellion vorzubeugen und eine gute Regierung für das egyptische Volk heizustellen und aufrechtzuerhalten, das sei das Ziel der englischen Politik. Alle zu ergreifenden Maßregeln würden diesen Zwecken untergeordnet werden. Welche Entscheidung auch betreffs der Finanzkontrole ge⸗ troffen werden dürfte, so werde England doch mit der erößten Vorsicht vorgehen, um die Empfindlichkeiten Frankreichs nicht zu verletzen, die wirklichen Ansprüche Frankreichs auf seine

kommerzielle und politische Berücksichtigung werde England nicht übersehen.

Die „Allg. Corr“ berichtet unter dem 20. d. M.:

Der Aufstand in Egypten ist nun vollständig zusamm engebrochen. Auch die Besatzung von Damiette hat die Waffen gestreckt und die englischen Truppen haben. vorläufig kaum eine andere militãrische Beschaftigung, als die eingelieferten Waffen in Empfang zu nehmen. In Alexandrien sind bisher 30 05 Gewehre und 7 Millionen Pfund Munition, 18 Zwölfpfünder und 1 Sechspfünder eingebracht.

In Alergnd rien ordnen sich die Verhältnisse allmäblich. Der Wasserzufluß ist wieder wie früher. Die telegraphische Verbindung mit Kairo ist hergestellt; am 26. September Morgens ging der erste Zug dorthin ab. ;

In Kairo ist abgesehen von der englischen Garnison kaum eine Veränderung gegen früher zu bemerken. Selbst in den von Ein. geborenen bewohnten Stadt ierteln kann der Europäer, sogar eng⸗ lische Rothröcke, sich ohne alle Furcht vor Gewaltthaͤtigkeiten Seitens der Araber bewegen. Die Potels, die Banken und die Läden sind geöffnet. Besonders beliebt sind die indischen Reiter, mit denen der mohamedanische Eagypter die Reliqgionsverwandtschaft herausfühlt.

Als Oberst Steward Kairo besetzte, ließ er sofort durch den Dol i. Praelten Arabi Pascha zu sich bescheiden. Er kam auch, egleitet von Tulba Pascha, und wurde vor General Lowe gebracht, Arabi, wandte sich an Dberst Dullier, einen Offizier im Dienste des Khedive, und sragte, waz man von ihm wolle. Man antwortete, daß er sich ergeben solle, und gab ihm zu verstehen, daß er' sich auf Gnade und Ungnade er⸗ geben müsse. Arabi begann nun eine längere Ansprache, in welcher General Lowe ihn mit der Bemerkung unterbrach, daß er nur den Auftrag habe, seine Unterwerfung anzunehmen. Als er sortging, überraschlen ihn die blanken Säbel der Eskorte. Oberst Dullier beruhigte ibn aber.

Von Tag zu Tag erwartet man die Rückkehr und den festlichen Empfang des Khedive in Kairo; Tewfik Pascha ist aber unschlüssig und schiebt die Reise immer hinaus,. Er scheint Besorgnisse vor der Stimmung der dortigen Bevölkerung zu hegen.

Das Neutersche Bureau meldet aus Alexandrien, 18. September:

Kanonenboote und Truppen sind gegen Abdellal und dessen nubische Regimenter in Damiette abgesandt worden. Eine starke Opposition hat sich in Kafr-Zavat den ganzen Tag über bemerkbar gemacht, in Folge dessen alle Stationen von den Engländern besetzt werden. Die Eingeborenen von Kafrdowar bringen noch immer Waffen und Munition ein und scheinen allmäh⸗ lich sich in die Wirklichkeit ihrer Niederlage zu finden. Es sind in Alexandrien tausend Pferde, welche unlãngst cn worden waren, angekommen. 17900 Bewaff nunge⸗ tücke wurden in Kafrdowar erbeutet. Ein Araber, Namen Har ef Cbelibi, der Ermordung eines Griechen wärend der Vorgänge im Juni überwiesen, wurde heute bei Sonnenaufgang durch den Strang hingerichtet. Die GErekution verlief ohne Ruhestörung. Die Gar nison von Abu kir, welche den Befehl erhalten, sich nach Kaftdowar zu begeben, um dort die Waffen niederzulegen, marschirte gestern Abend aus. allein ein ganzes Ren iment schlug mit seinen Waffen eine sstliche Ritztung cin, um sich Khtellal un Pune! anzuschließen. Von den übrigen Truppen traf die erste Abtbeilung, die ursprünglich 159 Mann zählte, beute Morgen um 8 Uhr in Rwe! ein, aber viele waren auf dem Marsche entsprungen, manche mit zwei oder drei Gewehren. Der Rest der ctwa hh Mann starken Besatzun

langte in Kafrdowar gegen Mita an und wurde von dem a shirer Regiment entwaffnet Ul= . wurden nach sbrer Deimath zurückgesandt, aber die Offttiere als Gefangene nach Aler · andrien gebracht. In Damanhbur bemãchtigten sich 50h enllasfene

Soldaten eines leren Güterzuges, in welchem sie sich nach Man⸗ surah begaben. Gz scheint, daß die Meldungen von .

in diesem Qrte thatsächlich begründet, aber etwas übertrieben waren. Nach der Schlacht von Telelkebir hatten viele Einwohner ihre Häuser illuminirt, worauf sich ein Pöbelhaufen zusammenrottete und mehrere Häuser der lopal gesinnten Einwohner plünderte. Abdellal

ascha hält die Stadt Damiette mit den beiden 6 Dibha und Bir Die Gesammtstärke an Truppen unter seinem Befehl be⸗ trägt 6600 Mann. Der Gouverneur von Port Said sandte am letzten Freitag einen Araber an den Rebellen⸗Obersten, derselbe ist aber noch nicht wiedergekehrt.

= Der Times / Correspondent giebt einen kurzen Bericht über seine Fahrt mit einer halben Compagnie der Garde in einem Extrazuge nach Kairo. Bei Tamanhur,“ schreibt derfelbe, an welchem wir vorbei⸗ fuhren ohne anzuhalten, schien die ganze Berölkerung zu dem Zwecke an die Bahn gekommen zu sein, um Arabi zu verfluchen. Bei der Ankunft in Tantah wurden wir zuerst für den Vortrab Ter zur Wiederherstellung der Ordnung gesandten türkischen Truppenmacht gehalten. Ohne weiteren Zwischenfall langten wir um 1 Uhr Morgens in Kairo an. Alles schien ruhig und verlassen zu sein und ich habe einem Reisegefährten. Blum Pascha, zu danken für seine Gastfreundschaft, welche es mir möglich machte, in seinem unbeschädigten . der Ruhe zu pflegen. Heute Morgen empfingen wir viele Besucher, welche sich während der jüngsten Ereignisse mehr oder weniger verborgen gehalten hatten. Wenn ich alle die außerordentlichen Gerüchte mittheilen wollte, welche in der Stadt während der let Tage im Umlaufe waren, ö würde deren Aufzählung Spalten füllen. Es genüge zu erwähnen, daß täglich Siege berichtet wurden. Bei der Ankunft Arabi's nach seiner Niederlage strömte Die gesammte Be⸗ völkerung nach dem Bahnhofe, um die ganze gefangen genommene britische Armee mit. Einschluß des Khedives, Scherifs, Sir Garnet Wolseley's und des Herzogs von Connaught zu empfangen, während von Sir Beauchamp Seymour nur dessen Kopf erwartet wurde. Kurz darauf aber famen die Soldaten durch die Straßen gerannt, Arabi verfluchend und ihre Nieder⸗ lage verkündend. Man versichert mir glaubhaft, daß Alles zur Ab⸗ brennung und Plünderung der Stadt vorbereitet war, und daß nur die Ankunft der Engländer plötzlich Alles änderte. Für einen Augenblick herrschte ein großer Schrecken unter den Ein⸗ geborenen, während die Europäer, von denen manche drei Monate lang in ihren Häusern eingeschloffen gewefen waren, hervorkamen und, die Straßen anfüllten. Bald darauf aber war Älles wieder ruhig und heute, während ich mit einem unterwürfigen Kutscher um⸗ herfahre, ist es schwer Alles zu glauben und sich zu vergegenwärtigen, was geschehen, seit ich diese Stadt am 13. Juni verlassen habe. In gewissen Vierteln der Stadt sind noch immer lächerliche Gerüchte im

Umlaufe, wie z. B., daß Rußland auf die Freilassung Arabi's bestehe

und eine Armee zur Vertreibung der Engländer absende. Zur Fest⸗ stellung unserer Autorität ist noch ein Beweis im Großen nothwendig.“

Seitungsstimmen.

Einem „Zwanzig Jahre Minister“ überschriebenen Artikel der „Nation al-Zeitung“, in welchem dieselbe einen Rück⸗ blick über die Thätigkeit des Fürsten Bismarck als Minister hält, entnehmen wir folgende Stellen:

Aus der Geschichte größerer konstitutioneller Staaten ist uns nur eine einzige Ministerlaufbahn bekannt, welche hinsichtlich ihrer Dauer mit derjenigen zu vergleichen wäre, auf welche Fürst Bismarck heute zurückblickt: die Robert Walpole's in England. Aber die Länge der ministeriellen Thätigkeit ist auch der einzige Vergleichungspunkt; abgesehen von der vollständigen Verschiedenheit der beiden Staats“ männer, der ihnen durch die Geschichte gestellten Aufgaben und ibrer Leistungen, war es offenbar sehr viel bequemer Premier⸗ Minister in dem England der ersten Häffte des 18. Jahrhunderts zu sein, als in Prceußen⸗Deutschland von 1862 bis 1882; die Krone, vertreten durch eine, damals noch nicht nationalisirte, freinde Dynastie war zu Walpoles Zeit in England durchaus bedeutungslos und das Parlament war eine oligarchische Körperschaft, deren Verhand⸗ lungen nicht einmal öffentliche waren. Herr von Bismarck da— gegen hatte für seine Politik beständig die Zustimmung eines Monarchen zu gewinnen, welcher selbst die oberste Leitung der Staatsgeschäfte führte, und er hatte, obgleich wir kein parlamen⸗ tarisches Regierungsystem: besitzen, ununterbrochen mit der öffentlichen Meinung und ihrer Repräsentation durch die Volksvertretung, bald im Kampf, bald im Zusammenwirken, sehr ernstlich zu rechnen. Wie überreich an großen Thaten und Erfolgen, über deren Bedeutung die Welt einig ist, so war diese zwanzigjährige Ministerthätigkeit daher icher unvergleichlich an aufreibender und verantwortungsvoller Arbeit.

as Fürst Bismarck für Deutschland vollbracht hat, dies zu rühmen war schon mancher Anloß vorhanden; was es ihm an Mühen und Sorgen gekostet haben mag, dessen gedenkt man naturgemäß bei der durch den heu⸗ tigen Tag wachgerufenen Erinnerung an die nun zwanzigjährige Dauer dieser Wirksamkeit. Vor einigen Jahren hat der ' Nanzler einmal gerade auf diese lange Zeit selner Amtsführung die Schwierigkeiten urückgefübrt, denen neuerdings seine politischen Absichten begegnet inn er citirte einen Ausspruch eines Franzofen, wonach das natür— liche Ergebniß so langer ministerieller Wirksamkeit eine große Summe von Haß und Mißgunst der vielen in so langer Zeit unvermeidlicher Weise verletzten Personen wäre. Nur eine tiefe Verstimmung über das Scheitern mit Eifer verfolgter Pläne konnte eine , Auffassung von dem Verhältni des deutschen ol kes zu dem Begcünder unseres lationalstaates, falls sie wirklich den Fürsten Bismarck in irgend (einem Augenblicke ernstlich erfüllt hätte, erklären; die Wahrhelt über dieses Verhältniß ist, daß immer wieder jeder Gedenkfan wie der heutige auch von allen denen, welche zeitweilig gesetzgeberische Absichten des Fürsten Bismarck zu bekämpfen genöthigt sind, freudig begrüßt wird als ein Anlaß, die Streitigkeiten des Augenblicks zu vergessen in der dank— 4 m m. dessen, was Fürst Bismarck zal Deutschland ge⸗ eistet ha

Berade auch die ungewöhnlich lange Amtführung des Fürsten Bismarck mußte neben den bereits hervorgehobenen Emfündẽ! dazu mitwirken, daß seine Stellung allmählich in ihrem Wefen eine andere als nur ministerielle wurde. In jwanzig Jahren bringt das Leben eines großen Kulturvolkes, zumal in so bewegter Zeit, wie die unsrige, sehr verschiedene, vielfach einander entgegengesetzte staatliche Bedürfnssse wirklich hervor oder man glaubt doch daran vermöge der wechselnden Stimmungen. Unter gewohnlichen Verhältnissen wird der dadurch be dingten Aenderung der inneren Polstif, mit und ohne varsamenta— risches Regiment, 3 den Wechsel der leitenden Perfonen Rechnung Riraßen, und in der Sphäre unmittelbar unterhalb der Stellung den Kanzlers ist dies 6 auch bei uns in diesen zwanzig Jahren in so auz—

lebiger Weise geschehen, wie in irgend einem anderen Lande. Fürst

ismarck selbst aber hatte alle diese Wandlungen seit 1862 mitzumachen, wie ot nur ein Monarch. Gs ist sicherlich ungerecht und kleinlich, alle hierbei hervorgetretenen Wider⸗ sprüche im Verhalten deg Kanzlers als versönliche Inkonsequenzen zu behandeln; wenn die geschichtliche Fügung bn zwe lang an der Spitze der öffentlichen Geschäfte fe tbielt, so konnte er aller⸗ dings so wenig konsequent- bleiben, wie sich in irgend einem Lande e e, dieses Zeitraums die Kit g. Entwickelung in einer geraden Linie, ohne Abirrung und Reaktionen, vollzogen bat; das wird man auch dann anerkennen, wenn man andererseit. keineswegs geneigt ist, jeden diplomatischen Schachzug der inneren Politik als eine geschicht⸗ liche Nothwendigkeit zu betrachten

er⸗Zeitung“ ende Sätze: erson, der er sein Ideal zu stempeln, desto mehr uf der 6 zu sein, in dag ahrwasser des Personenkulsug zu steuern. Die resse darf sich von r strablenden Sonne nicht derart blenden sassen daß sie die Nebel⸗

flecke übersiebt oder vergißt, daß es keine Lichtquelle iebt, die den Schatten unmöglich gemacht hat. In der gleichen eise muß sie aber auch zurückhaltend sein mit Ihrem Verdammungsurtheil; sie darf nicht in das „Kreuzige der Menge einstimmen, mag es auch noch so bequem sein, sich von der zeitweiligen Strömung tragen zu lassen. Sachlich zu prüfen, das ist ihre Aufgabe, der sie sich unter allen Umständen bewußt sein muß.

Wir haben dies heute ganz besonders zu betonen, wenn wir uns nicht durch die Ereignisse in Deutschland seit den letzten zwanzig Jabren, seit dem Tage, an welchem Hr. von Bismarck. von seinem Könige berufen, das Steuerruder des Staatsschiffes ergriff, um es mit sicherer Hand durch die Klippen und Sandbänke zu führen, hinreißen lassen wollen, das zu übersehen, was heute noch noth thut, was heute noch . in die Entwickelungsgeschichte des deutschen Vaterlandes eingreift.

Bismarck‘, so heißt es in einem großen Theil der Presse, und die gläubige Menge betet es nach, hat in der äußern Politik 9 und Wunderbares geleistet; aber in der innern. Politik fehlt es ihm an allen Ecken und Enden, hier ist das Feld, auf welchem wir ihm Dpposition zu machen haben.. Das ist eine sehr billige Phrase, die aber nicht den geringsten Werth hat, die nach keiner Seite hin gerechtfertigt ist. Noch schlimmer aber ist es, wenn man, wie dies ja auch vorgekommen ist, Bismarck als das Glückskind des Zufalls bezeichnet und seine hohen und wirklichen Verdienste um das Vaterland ableugnet. Mit Leuten, welche dieser Ansicht huldigen, oder wenigstens vorgeben, ihr zu huldigen, haben wir nicht zu rechnen; sie zu überzeugen ist schwerer, als den Mohren weiß zu waschen. Bismarck, das wollen wir nur in Bezug hierauf einschalten, ist gerade um deswegen ein großer Staatsmann geworden, weil er sich ein ganz bestimmtes Ziel gesetzt und, um dasselbe zu erreichen, mit den That⸗ sachen gerechnet hat. Deutschlands Einheit unter preußischer Führung, das war der hohe Gedanke, der ihn schon als Gefandter am deutschen Bundestage zu Frankfurt a. M. beseelte, dessen ganze Misere Nie⸗ mand besser als er zu würdigen verstand .

Was die innere Politik des Fürsten Bismarck betrifft. so hat er auch bei diefer das Ziel im Auge, Deutschlands Macht immer mehr zu befestigen und zugleich die Wohlfahrt im Lande zu erhöhen. Schon allein dieses Zieles wegen sollte man seiner Wirthschafte⸗ politik nicht so ohne weiteres den Krieg erklären, fondern ernstlich prüfen, ob nicht vieles von dem, was der große Staatsmann anstrebt, gut und annehmbar ist. Diefes Gebiet ist fo ungemein groß, daß Irrthümer unvermeidlich sind, das sollte aber Jeder in Bezug auf seine eigene Person bedenken und nicht im Dünkel der eigenen Unfehl⸗ barkeit die Ansichten seiner Gegner verdammen. In der Hauptfache kommt es ja doch nur darauf an, die Machtstellung und Wohlfahrt des Vaterlandes zum Leitstern seiner Handlungen zu machen. Dem Fürsten Bismarck zu unterstellen, daß er diesem Leitstern heute nicht mehr folge, wäre unwürdig. .

Ziehen wir das Faecit der letzten zwanzig Jahre, so müssen wir bekennen, daß mehr erreicht worden ist, als die fühnsten Hoff nungen erwarten ließen. Hoffen wir auf die weitere . in der Machtstellung des Vaterlandes, in der Eintracht, Freiheit und Wohl⸗ fahrt seiner Bürger. . .

Das „Kleine Journ al“ schließt eine Betrachtung über die abgelaufene zwanzigjährige Epoche, wie folgt:

Wie ein Traum erscheint es uns, wenn wir an das klägliche Ge— zänk des deutschen Bundestages zurückdenken und uns mit Stolz der welthistorischen Ereignisse, des Aufschwunges unserer Nation erinnern, der Gründung des Deutschen Reiches, der Umgestaltung aller inneren und äußeren Verhältnisse. Man möchte fast glauben, es hätte sich das Alles von selbst gemacht und habe so kommen müssen. Präten⸗ dirt doch jetzt die Fortschrittspartei für sich das Verdienst, die deutsche Einheit und das Deutsche Reich geschaffen zu haben, während Nie⸗ mand, sich derselben mehr eatgegengestemmt hat, als gerade ihre Parteigenossen.

Es ist dies genau ebenso wie mit den Werken anderer großer Männer; wie trotz der Ahnung einer neuen Welt doch Columbus einzig und allein für alle Zeit als Entdecker Amerikas gepriesen wird, wie trotz aller vorreformatorischen Bewegungen doch Luther die Re—⸗ formation geschaffen hat, so ist auch die Gründung des Deutschen Reichs das Werk des Staatsmannes, der heute vor zwanzig Jahren die Leitung der preußischen Politik übernahm. Sein Name ist un⸗ widerruflich mit der Gründung des Deutschen Reschs verknüpft, ihm gebührt darum die Ehre, der Ruhm und die Anerkennung. Auf jedem Blatt der Geschichte dieser Zeit steht fein Name mit großen Lettern, die für alle Zeiten unvertilgbar sind, verzeichnet.

Das zu erkennen und festzuhalten, sollte die ganze Nation in dankbarer Erinnerung sich beeifern und jenen höhnischen Ver⸗ kleinerern und Neidern ihr Handwerk gründlich legen, die den Ruhmeskranz des großen Staatsmannes zerpflücken möchten, um ihre eigenen hohlen Schädel damit zu zieren. J ;

In seinem „Zwanzig Jahre“ überschriebenen heutigen Leitartikel sagt das Deutsche Tageblatt“:

Zwanzig Jahre sind heute vergangen, seitdem Fürst Bismarck von unserm Könige zum Präsidenten des Staats⸗-Möinisterlums be— rufen wurde. So innig jeder Patriot wünschen wird, daß der große Staatsmann seinem Vaterlande noch recht lange erhalten bleibt, so wäre es doch undankbar, wollten wir uns nicht auch dafür erkenntlich beweisen, daß wir Fürst Bismarck überhaupt fo lange bereits den unsern nennen dürfen. Wir sprechen hier nicht von der Gngde Gottes, die ihn am Leben erhielt Nicht nur dem Schicksal müssen wir danken, sondern auch dem Reichskanzler selbst. daß er mit wahr⸗ haft unerschöpflicher Geduld noch ausharrt und sich durch nichts irre machen läßt in der Verfolgung seiner Ziele Sicherlich fehlt es dem Reichskanzler nicht an dem Bewußtsein dessen, was er für die Weltgeschichte und für Deutschland gethan. Aber was hatte er selbst von seinem Thun? Mühe und Ärbeit, weniger als nichts. ... Und wie weit hat es der 2 nunmehr mit allen seinen Er⸗ folgen gebracht? Man behandelt ihn genau mit derselben Arroganz, wie damals; er muß sich einen Dilettanten“ nennen! und Kollegien über das höhere Staatsmannsthum ertheilen lassen. So hat er bei jedem Schritte, den er unternimmt, mit denselben a keiten zu kämpfen. wie am Anfange seiner Laufbahn; dasselbe Uebelwollen und Mißtrauen wird ihm entgegengetragen wie da⸗ mals. e, . hat sich der Reichskanzler in diefen zwan ig Jahren nicht einmal irre machen lassen. Kein ene. Mißerfolg hat ihn abgehalten, immer von Neuem seine Pläne aufzunehmen, sobald er überzeugt war, daß dieselben der Nation zum Heil gereichen werden. .... Möchte doch die Nation begreifen, was sie am ürsten Bismarck Unersetzliches ihr eigen nennt. Wenn sie ihn einfk verloren haben wird, ist es zu spät; umsonst wird man dann seinen Schatten be= schwören, umsonst die gewaltige Kraft herbeisebnen, in welcher sich das Einheit sbestreben der Nation gleichsam verkörpert hatte. Zu ät wird es sein, wenn man alsdann flagt: wären wir doch seinen

abnungen gefolgt, hätten wir das Reich, das er begründete, ge festigt, die Gefahren, die es bedrohen, gebannt —!

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Zu den Auggrabungen, die gegenwärtig auf dem Forum Romanum statifinden, schreibt man dem Hamb. Corr. aus Rom: Dank dem Eifer des Unterrichts. Ministers Baccelli schreiten die Arbeiten erfreulich fort, obgleich eg wegen der Erntezeit gerade jetzt bier bedentlich an Arbeitskräften feblt. Ueber das Programm, nach dem Hr. Baccelli dieses gigantische Prosekf zu vollenden gedenkt, erfahre ich Folgendes: Gr beabsichtigt nicht blos die leyten Reste des Forum Romanum, sondern auch sämmtliche Partien des Palatin incl. dat capitolinssche Tabularium bloßlegen zu lassen. Gegenwärtig ist man dahei, den Viadukt jwischen der via Bonella und der onsolajlone aufjugraben. Diese Partie erstreckt sich bis zur Kirche San Maria Liberatice, welche am Anbange der Triumph straße am Fuße der Caligulabauten liegt. Die NReste von den alten Gäsaren · Palästen, die bis jetzt schon freigelegt sind,

machen einen überaus imposanten Eindruck. Sie sind übrigens au f der Seite nach dem Forum trefflich konservirt, ein Umstand, welcher dem archäologischen Direktions⸗Comitè alle Ehre macht. Es ist wahrlich keine Kleinigkeit, sich in diesem Labyrinth von Ruinen und Fundamenten zurechtzufinden. Ein einziger falscher Spatenstich kann unbeschreibliche Zerstörungen anrichten. Darch die Freilegung der Cäsaren ⸗Paläste wird der topographische Plan von dem alten Rom wieder um einen interessanten Beitrag bereichert. Wer dag antifte Ruinenfeld am Forum vor einigen Jahren befucht hat, wird es heute wohl schwerlich wiedererkennen: so radikal ist die Metamor⸗ phose, die damit vorgegangen ist.

Von der Deutschen Universalbibliothek für Gebildete Das Wissen der Gegenwart, Verlag von G. reytag in Leipzig, sind der IJ. und V. Band erschienen. Der erstere bringt: Ta schen⸗ berg, Die Insekten nach ihrem Schaden und Nutzen“ (306 Seiten, mit 70 Abbildungen. Preis geb. 1 4). Der durch verschiedene Schriften auf diesem Gebiete in weiteren Kreisen bekannt gewordene Verfasser liefert hier nicht in Form eines Lehrbuchs, sondern als fesselndes Lesebuch die Naturgeschichte zahlreicher Insekten. Fordern diese kleinen Lebewesen schon durch die Zierlichkeit und Schönheit ihrer äußeren Erscheinung sowie durch die Mannigfaltigkeit ihrer oft Staunen erregenden Gewohnheiten und Lebens verhältnisse jeden Gebildeten zu ihrer Beachtung heraus, so nöthigen uns gewisse unter ihnen darum ihre nähere Bekanntschaft auf, weil wir uns ihrer ohne solche nicht würden erwehren können, wenn sie massenhaft über unsere Kulturen oder Eigenthum herfallen, oder weil wir wieder andere uns sonst nicht nußbar machen könnten. Aus dem unendlichen Reichthume der Insckkenwelt sind uns die wichtigsten von denen vorgeführt, mit welchen die Bewohner Mitteleuropas nach, den eben angedeuteten Gesichtspunkten am meisten in Berührung kommen. Nachdem der Leser bei einer ‚Umschau in der Insektenwelt! dem Gegenstande näher getreten ist, führt ibn der Verfasser durch Wald, Feld, Küchengärten, Blumen⸗ gärten, Weinberge und weist ihn auf die überall vorkommenden Be⸗ schädigungen Seitens dieser kleinen Feinde hin, letztere näher be⸗ sprechend und viele durch naturgetreue bbildungen vergegenwärtige nd. Auf dem Heimwege wird noch einiges wassergeborenen Ungeziefers ge⸗ dacht und dann mit den lästigen und gewinnbringenden Hausinsekten die Betrachtung geschlossen. Der Verfasser vereinigt die Tüchtigkeit des wissenschaftlichen Spezialisten mit Anmuth der Darstellung, die mit lebhaftestem Interesse für die mannigfachen Thierexistenzen erfüllt. Um ein Beispiel herauszuheben, weisen wir auf die Schilderung des Bienenstgats im letzten Abschnitte des Buches hin. Ju der Freude an der Darstellung wird sich überdies der Dank für zahlreiche nütz⸗ liche Winke gesellen.

Der Y. Band enthält den Schluß von „Gindely's Geschichte des dreißigjährigen Krieges (III. Abtheilung. 242 Seiten, eleg. geb. I6). Auch diese dritte Abtheilung bildet eine in sich ab⸗ geschlossene Darstellung, und zwar behandelt dieselbe den schwedischen Krieg seit Gustav Adolfs Tode und den schwedisch⸗französischen Krieg bis zum westfälischen Frieden (isß3z bis 1648). Der Schlußband dieses Geschichtswerks, welches auf Grund neu erschlossener Quellen neues Licht über die bewegte Zeit des 30 jährigen Krieges verbreitet, ist gleich geeignet, die Ansprüche der Gelehrten, wie die der Ge⸗ bildeten, die sich für vaterländische Geschichte interessiren, zu befrie⸗ digen. Neben der im engeren Wortsinne historischen Seite der Kriegs⸗ und Friedensgeschichte ist auch die kulturhistorische nicht r, In dieser Beziehung seien namentlich zwei Partien hervorgehoben: die eine, welche die Heirath Ferdinand III. behandelt und in der Dar⸗ stellung der abenteuerreichen Reise der Infantin zu ihrem Gemahl ein interessantes Kulturbild darbietet, und das Schlußkapitel die Deeresverhältnisse im Laufe des dreißigjährigen Krieges. das in anschaulicher Weise nicht nur die militärifche Srganksation der

eeregkörper, sondern auch deren sittliche Zustände und deren Ver⸗ iltniß zu Bürger und Bauer schildert. Dem Buche sind zahlreiche ungewöhnlich interessante Abbildungen beigegeben. Dieselben haben wie die Illustrationen zu den früheren Bänden künstlerischen und historischen Werth, da sie, aus der dargestellten Zeit stammend, mit dem Objekte zugleich die Anschauungsweise des sicbzehnten Jahrhun⸗ derts abspiegeln. Besonders gelungen und intereffant sind außer den Porträts Ferdinand 111., Richelieu und Oxenstierna's die archaisti—⸗ schen Holzschnitte: Leipzig zur Zeit der Belagerung im Jahre 1637, Ader Reichstag von Regensburg im Jahre 1610, Prag zur Zeit der Belagerung durch die Schweden 16487 und „das Friedensmahl in Nürn⸗ berg im Jahre 1649. .

Der VI. Band der Bibliothek wird Australien, von Jung, behandeln.

Wir machen unsere Leser auf eine neue, bei J. H. Schorer hierselbst, in dem bekannten Verlage des Deutschen Familien⸗ blatts - erscheinende Wochenschrift' für Politik, Literatur, Kunst und Wissenschaft aufmerksam. Der Titel dieses Blaftes ist Das Echo“ und sein Progamm ein ganz neueg. Es heißt darin: Das Echo“ wird keiner bereits bestehenden Wochenschrift Konkurrenz machen, sondern eine durchaus eigenartige, allumfassende Uebersicht des geistigen und öffentlichen Lebens bilden; es wird aus allen großen Preßerzeugnissen aller Länder umfassende Auszüge mit Quellenangabe bringen. Die Fluth der Literatur, wie der vierteljährlich, monatlich, wöchentlich oder täglich erscheinenden Journale schwillt immer mehr an; wer wäre heute noch im Stande, ein anfehnliches Bruchtheilchen des Gebotenen zu bewältigen? Das CGcho“ wird feinen Abonnenten eine wohlgesichtete Auswahl alles Wissens, und Mittheilenswerthen nicht nur des Inlandes, sondern auch der ausländischen Journal-⸗ literatur liefern. Nicht einzelne Schriftsteller, sondern die gesammte Presse der Welt wird an dem neuen Blatte mitarbeiten. Auch alle hervor⸗ ragenden Essays, alle n , Artikel wie neuen Buch erscheinungen sollen Berücksichtigung finden. In der Politik wird

Das Echo“ allen eee, ,, gerecht werden und ihre

Aeußerungen, sofern sie charakteristisch und bedeutsam sind, vartei⸗= los verzeichnen. Vor uns liegt die erste Nummer des WEcho'“, ein stattliches Heft von 36 Seiten in sehr handlichem Folioformat, mit Draht geheftet, überhaupt der äußeren Ausstattun nach ein kielnegs Meisterwerk der modernen Buchdruckerkunst. Ee ist dies unseres Wissens der erste Versuch, die Reichbaltigkeit und Billig⸗ leit der englischen Zeitschriften auf den Kontinent zu verpflanzen. Der Inhalt der ersten Nummer ist ein äußerst mannigfaltiger, und das Programm hat nicht zu viel versprochen. Wir sinden Auszüge aus nicht weniger denn 169 Zeitungen und Zeitschriften aus allen Ländern der Erde. Der Prels ist so niedrig gehalten, daß auch der Minderbemittelte sich diese Wochenschau halten kann. Viertel⸗ jährlich 250 Æ, Probe Abonnement für September 85 3.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Nordam erikanische Wal dzustãn de II. (Nach John Booth: Die Naturalisatlon ausländischer Waldbäume in Deutsch⸗ land.. Berlin, Verlag von Julius Sprin er. Wag durch Wald. brände zerstört wird, entzieht sich jeder Center, nur so viel läßt sich nach den übereinftimmenden Berichten in Allgemeinen agen, daß die Masse des jährlich durch Feuer vernichteten Doljes weit größer ist als diesenige, die man alliãhrlich s at Die Abboljungen nehmen aber ebenfalls rapide zu: so schãtzt man beispielsweise das an den Flüssen Au Sable und Pine River im Jahre 18735759 eschlagene Holj auf 455 Millionen Fuß, 2 129 Millionen im

hre 1872,73. Das Chicago -Handelsblant schrieb seiner eit: ie nordwestliten Holjbauer, bewaffnet mit den neuesten Und mir. samsten Waffen, rüsten sich, um die r zu zerstören; der Hieb von 1878,⸗ 79 wird alles Bisherige weit binter sich zurück · lassen; das allein an dem Muskegonflusse * liefernde Quantum ist vertragsgemã 1̃*4* Millionen . sestgesetzt. So schwinden unsere berrli der!“ Im * re 1878 waren in Nordamerik! nicht weniger denn 25 009 Sagem üblen im Gange, welche für rund ö509 Millionen Dollars oder 2 Milliarden Ma Rohmaterial vei⸗ arbeiteten. In einigen Staaten, wo wenig Kohlen vorbanden 2 bildet Holj dag ein ige Brennmaterial; 263 Fei Massachu mit einer 4 von ungefähr S0 Einwohnern für 6 Millionen Dollars Holj, obne in irgend einer rationellen Weise für