Per sonalveränder ungen. Königlich Preußische Armee.
Ernennungen, Beförderungen und Verse ungen. m aktiven Heere. Baden⸗Baden, 39. 2 von ertzen, Hauptm. und persönl. Ad jut. des Herjogs von Sachsen⸗ Altenburg Hoheit, zum Major, von der Marwitz, Ritim. und Flügel Adiut. des Fürsten zu Schwarzburg⸗Rudolstadt Durchlaucht, zum Major, vorläufig ohne Patent, befördert. Auer v. Herren? kirchen II, Hauptin. und Comp. Chef vom Inf. Regt. Nr. 88, ein vom 13. September er, datirtes Patent seiner Charge verliehen. Krüger, Sec. Lt. vom Gren. Regt. Nr. 10, Böhme, Sec. Xt. vom Inf. Regt Nr. 26, von dem Kommdo. zur Dienstleist. bej dem Inf. Regt. Nr. 92 entb. — Oktober. Graf v. Pourtalè s. Rittm. à la suite des 2. Garde⸗Bragoner— Regts, unter Versetz. als aggreg. zum Drag. Regt. Nr. 8, von dem Kommando zur Dienstleist. bei dem General⸗Feldmarschall rhrn. v. Manteuffel entbunden. Grolman, Sec. Lt. vom Drag. Regt. Nr. 5, zur Dienstleist. bei dem General-⸗Feldmarschall Frhrn. v. Manteuffel kommandirt. Schlien kamp, Pr. Lt. à ja suite des Inf. Regts. Nr. 69 und kommandirt als Adjut. bei der 29. Inf. Brig, Wierzbows ki, Pr. Lt. à Ja snite des Inf. Regts. Rr. 36 und kommandirt als Adjut. bei der 36. Inf. Brig, unter vorläufiger Belassung in ihrem Kommando, zu überzähl. Hauptleuten, mit Patent vom 13. September er, befördert. Nitsch ke, Pr. Lt. à la suite des Inf. Regt. Nr. 58, unt. Belass. i. d. Gomm. als Adsut. b. d 4. Inf. Brig. . Gren. Regt. Nr. 5, à la zuite desselben, v. Uech tritzSteinkirch, Pr. Lt. A la zuite des Inf. Regts. Nr. 79, unter Belass. in deni Kommando als Adjut. bei der 5. Inf. Brig, zum Inf. Regt. Rr. 14, a la suite desselben, versetzt. Süngke, Major z. D., zuletzt Haupfm. und Comp. Chef vom Inf. Regt. Nr. 131, zum Bez. Eömmandeur des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 16 ernannt. Schulß;, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 45, zur Dienstleist. bei dem Festungsgefängniß in 2. ö iedsbewilligungen. Im Beurlaubtenstande. Baden⸗Baden, 3. Oktober. Kaebsch, Pr. Lt. a. . zuletzt Sec, Lt. von der Landw. Inf. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 18, die Erlaubniß zum Tragen der Landw. Armee⸗-Unif. ertheilt.
XIII. (Königlich Württembergisches) Armee⸗Corps.
Ernennungen, Beförderungen und Versetz ungen. Im Beurlaubtenstande. 5. Oktober. Ziegler, ehem Lt. im 8. Schweizer Drag. Regt, zum Sec. Lt. der Ref. des Drag. Regts,. Nr. 265 ernannt unter Verleihung eines Patents vom 6. Skto—
ber 1879.
Im Sanitäts⸗-Corps. 5. Oktober. Dr. Steinbrück, Königl. Bayer. Assist. Arzt 2. Kl. des Beurlaubtenssandes a. D derzeit praktischer Arzt in Pfullingen, als Ässist. Arzt 2. Kl. der Ref. im 2. Bat. Landw. Reats. Nr. 1I9 angestellt. Steiff, Assist. Arzt L. Kl, in der etatsmäß. Stelle beim Corps⸗Generalarzt, zum Ulan. Regt. Nr. 20, Dr. Dannecker, Assist. Arzt 1. Kl. im Ulan. Regt.
Nr. 20, in die etatsmäß. Stelle beim Corps⸗-Generalarzt, versetzt.
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Aichtamtliches. Dentsches Reich.
Preußen. Berlin, 11. Oktober. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen, wie „W. T. B.“ aus Baden-Baden meldet, am Montag den Wirklichen Geheimen Legations-Rath von Bülow zum Vortrage und wohnten Äbends der Theatervorstellung bei.
SGestern Vormittag arbeiteten Se. Majestät mit dem Chef des M litärkabinets, General⸗-Lientenant von Alberyll.
— Der Ausschuß des Bundesraths für Handel und Verkehr trat heute zu einer Sitzung zusammen.
— Das Gesetz, betreffend den Verkehr mit Nahrungs⸗ mitteln u. s. w., vom 14. Mai 1879, findet, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, J. Strafsenats, vom 10. Juli d; IJ nicht nur auf Stoffe Anwendung, die so, wie sie die Natur hervorbringt oder wie sie in den Verkehr kommen, sofort genossen werden können, sondern auch auf Stoffe, welche vor dem Genuß oder Behufs desselben noch einer besonderen Be⸗ arbeitung oder Zubereitung oder einer Verbindung mit ande— ren Stoffen bedürfen. So ist beispielsweise Hopfen als ein Genußmittel im Sinne des Nahrungs mittelgesetzes anzusehen.
— Ein Weinhändler verkaufte gefälschte Weine als echte zu Preisen, welche dem Handelswerth der gefälschten Weine entsprachen, und wobei der Weinhändler einen mäßigen, geschäftsüblichen Gewinn erzielte. Der Händler wurde dem-— zufolge wegen Genußmittelfälschung aus §. 10, 2 des Nah rungsmittelgesetzes und wegen Betruges angellagt. Die Straf⸗ kammer sprach ihn von der Beschuldigung des Betruges frei, weil er von seiner Manipulation keinen den geschästsüblichen Gewinn übersteigenden Gewinn gezogen, und die von den Abnehmern des Weines gezahlten Preife der Qualität des Weines entsprochen hätten. Auf die Revision des Staats⸗ anwalts hob das Reichsgericht, J. Strafsenat, durch Urtheil vom 6. Juli d. J. das Urtheil der Strafkammer auf, indem es . ausführte: „Die Absicht, sich einen rechts widri⸗ gen Vermögensvortheil zu verschaffen, kann auch dann vor— liegen, wenn die Angetlagten durch ihre betrügliche Handlung auch nur jenen Gewinn zu machen beabsichtigten, welcher einem reellen Geschästsverkehr entsprochen hätte, da auch in einem auf dieses Maß beschränkten Gewinn eine günstigere Gestaltung der Vermögenslage, somit ein Vermögens vortheil, und bei dem Mangel eines rechtlichen Anspruchs auf einen solchen ein rechtswidriger Vermögenevortheil liegt. So⸗ dann würde eine Vermögensbeschadigung, die jede un— gin stisen Gestaltung der Vermögenslage umfaßt und aher schon in der Belastung mit einer bisher nicht bestandenen rechtlichen Verbindlichkeit liegen kann, nicht dadurch beseitigt sein, daß die Waare, welche die Vesteller statt der von ihnen bestellten erhielten, einen gewissen Ver kehrswerth hatte. Entscheidend ist der Werth, welchen die Waare individuell sür den Getäuschten hat; eine durch Irrthumserregung bewirlte Belastung mit einer Geldschuld würde nun für die Beneller dadurch nicht ausgeglichen sein, daß sie einen Gegenstand von einem gewissen Verkehrswerth erhielten, welchen sie nicht zu erwerben beabsichtigten (mag selbst sein Verkehrewerth den Betrag erreichen, welchen sie als Preis sür die von ihnen bestellte Waare versprachen) und der ihnen nicht gegen ihren Willen als Ersatz statt der von ihnen bestellten Waare geboten werden kann.“
— — S. M. Kanonenboot „Möwen, 5. Geschütze, Kom⸗
mandant Korvetten Kapitän von Kyckbusch, ist am 10. Okto⸗ ber er. in Gibraltar eingetroffen und beabsichtigte am 11. dess. Mts. die Heimreise fortzusetzen.
Bayern. München, 8. Oktober. (Allg. Ztg.) Der
lungen für das Jahr 1883 auf Montag, den 6. November d. J. fesigesetzt.
Württemberg. Stuttgart, 10. Oktober. Wie der Staats⸗Anz. f. Württemberg“ meldet, hat der Beirath der Verkehrsanstalten (bestehend aus acht von den acht Handels- und Gewerbekammern des Landes gewählten Ver— tretern von Handel und Gewerbe und acht Vertretern der Landwirihschast) in seiner gestrigen, unter dem Vorsitz des Staats-Ministers von Mittnacht stattgehabten Sstzung folgenden einstimmigen Beschluß gefaßt: 1) Der Beirath der Verkehrsanstalten spricht sich dahin aus: die Erhaltung der reichs verfassungsmäßig bestehenden finanziellen und administra⸗ tiven Selbständigkeit der württembergischen Postverwal— tung ist im Interesse des Landes gelegen. Es kann deshalb von Württemberg nur salchen Maßnahmen der Abhülfe gegen die aus der Verschiedenheit der Postwerthzeichen hervorgehenden Mißstände zugestimmt werden, welche die Selbständigkeit der württembergischen Postverwaltung unberührt lassen. 2) Der Beirath empfiehlt, dahin zu wirken, daß Postkarten, welche mit Werthzeichen anderer deutscher Postverwaltungen versehen sind, unter den geeigneten Maßnahmen künftig zur Beför— derung gebracht werden. Der Antrag eines Mitglieds, auch den Umtausch der Werthzeichen anderer deutscher Postverwal— tungen gegen württembergische Postwerthzeichen bei den Post— anstalten des Landes zu empfehlen, blieb mit sieben gegen neun Stimmen in der Minderheit.
Mecklenburg. Schwerin, 9. Oktober. (Meckl. Anz.) Der Großherzog hat den diesjährigen, in Malchin abzu⸗ haltenden allgemeinen Landtag auf den 15. Rovember einberufen. Die Capita proponenda, welche den Landtag be— schästigen werden, sind die ordentliche Kontribution und die Bewilligung der außerordentlichen Kontribution zur Deckung der Bedürfnisse der allgemeinen Landeg⸗Rezepturkasse.
Lübeck, 9. Oktober. (Kl. Ztg.) Das jüngst veröffent— lichte Resultat der Staalseinnahmen V im Jahre 1881 schließt mit einem Ueberschusse von 175 466 6, während ein Defizit von etwas mehr als 3600 6 veranschlagt worden war. Dieser Ueberschuß ist hauptsächlich eine Folge der großen Mehreinnahmen, welche die Steuern lieferten; die direkten Steuern brachten 8s 000 6, die indirekten 35 500 6 über den Voranschlag.
Desterreich⸗ Ungarn. Wien, 10. Oktober. (W. T. B.) Der Kaiser empfing heute Nachmittag den neu ernannten russischen Botschafter Fürsten Lobanoff in seierlicher Audienz und nahm dessen Beglaubigungsschreiben entgegen.
An dem . Galadiner in Schönbrunn nahmen der Kaiser, der König von Griechenland, die obersten Hofchargen, die Minister Graf Kalnoky, Graf Taaffe und Baron von Kallay, der russische Botschafter Fürst Lobanoff, der griechische Gesandte Fürst Npsilanti und der dänische Ge— sandte on 8 . = 11. Oktober. Die amtliche „Wiener Zeitung“ ver— öffentlicht ein ö des Kaisers . . wo⸗ durch die Dele ationen für den 25. 8. M. nach Pest ein⸗ berufen werden, sowie das am 4. d. erlassene Gefetz, durch welches einige Bestimmungen der Reichsraths⸗Wahlordnung
abgeändert werden
Triest, 11. Oktober. (W. T. B.) Der Ko nplize des wegen des versuchten Bombenattentats verhafteten Wilhelm Oberdank, der Apotheker Demetrio Rogasa in Prato (Toskana), ist von der italienischen Polizei verhaftet worden. Die vorgenommene Haussuchung soll as Uorhan— densein eines vollständigen Laboratoriums für die Anfertigung von Sprenggeschossen konstatirt haben. Rogasa wurde bel der Verhastung ohnmächtig. Man meint, daß die Auslieferung Rogasa's an Desterreich erfolgen werde, da der gegen den⸗ selben erlassene Steckbrief auf Hochverrath und versuchten Meuchelmord laute. Prag, 9. Oktober. Der Kronprinz Rudolph und die Kronprinzessin Stephanie, sowie Prinz Leopold von Bayern sind heute Nacht hier eingetroffen. Lemberg, 10. Oktober. (W. T. B.) Der Landtag berieth den Antrag Mexunoviczs wegen Regelung der Zustände der ju dischen Gemeinden und nahm den Antrag des Ausschusses an, die Regierung aufzufordern, eine allseitige Regelung der Rechtsverhältnisse der jüdischen Bevölkerung vor— zunehmen und namentlich eine Organisirung der Kultus— gemeinden durchzuführen unter Festhaltung des Prinzips, daß den Vorständen der Kultusgemeinden jedes Hinübergreifen auf das den Civil⸗ und Administrativgesetzen vorbehaltene Gebiet untersagt werde. Pest, 10. Oktober. (W. T. B.) Nachdem das A bge⸗ ordnetenhaus sich konstituirt hatte, richtete der Deputirte Moesary an den Minister des Innern die Anfrage, warum über Pfireßburg das Standrecht verhängt worden sei, ohne daß, das Kommitat die Verhängung beantragt habe. Minister-Präsident Tisza antwortet, der Er— laß sei blos deswegen erfolgt, damit derselbe, wenn nothwendig, sogleich angewendet werden könne. Die Nachrichten über die Preßburger Judenkrawalle seien übrigens übertrieben, amtlich seien nur unbedeutende Unruhen konstatirt, doch habe die Regierung nicht die persönliche Frei⸗ heit eventueller Räuber, Mörder und Mordbhrenner in Be— tracht ziehen können, sie habe vielmehr die Ruhe und den Frieden der Bürger des Landes beschützen müssen. Mocsary konstatirt ebenfallz, daß die Zeitungsberichte viel⸗ fach Unwahres enthalten hätten, er fönne des— halb den Erlaß des Standrechts nicht willigen, denn außer dem Schutz, der Nuhe und dem Frieden der Bürger müsse auch deren persönliche Freiheit respektint werden. — Auf eine Anfrage des Deputirten Polonyi bezüg⸗ lich der hölzernen Eisendahnbrücke bei Szolnol er⸗ klärte der Kommunikations⸗-Minister, daß eine Revision aller Bahnbrücken stattgefunden habe und daß speziell die Szolnoker Eisenbahnbrücke im besten Justande efunden worden sei. — Bei der Konstituirung der Sektionen siegte überall die liberale
Partei. u. d
— II. Oktober. (W. T. B.) Im Unterhause wurde das Restript verlesen, durch welches die Delegationen zum 26. d. einberusen werden. Die Wahl der Delegirten sindet morgen statt. Der Minister⸗Präsident Tisza legte sodann das Arbeitsprogramm des Hauses vor. Nach Einbringung
des Budgets für das Jahr 1883 soll sich das Daus his zum
König hat die Eröffnung der Landrathsversamm—
15. November vertagen, während die Finanztommission das
schließung zwischen Juben ziehen wird.
Schweiz. Bern, 9. Oktober. (Bund.) der Bundesstadt versammelte Kommission für Vorberathun der Motion Forrer, betreffend den Modus der Genehmigun des Protokolls des Nationalraths, hat beschlossen, bei dicsen zu beantragen: Das Protokoll wird in Zukunft nicht mehr im Rathe verlesen. Alljährlich wählt der Nationalrath eine Kom⸗ mission von fünf Mitgliedern, welcher die Aufgabe obliegt, das Protokoll zu prüfen und zu genehmigen. Älsdann wird dasselbe im Rathe aufgelegt, und auf Reklamation hin ent⸗ scheidet Letzterer, wie das Protokoll lauten soll. Vorsitzender der Kommission ist der jeweilige Präsident des Nationalraths
Großbritannien und Irland. London, 9. Okt (Allg. Corr.) Die Redecampagne, welche vor . als Einleitung zu der am 24. ds. beginnenden Herbstsession dez Parlaments eröffnet wurde, wird hauptsächlich von den Kon⸗ servativen flott fortgesetzt. So ergriffen am Sonnabend weitere drei Gegner des Ministeriums Gladstone das Wort nämlich Sir Hardinge Giffard (Solicitor General im Ministe rium Beaconsfield) vor einer Versammlung seiner Wähler in Launcester, Mr. Gibson und Sir Robert Peel in Manchester Alle drei kritisirten namentlich die Regierungspolitik in Egypten. Der Premier Gladstone wird ihnen jedoch die Antwor; nicht lange schuldig bleiben. Der Premier beabsichtigt, im Laufe der nächsten Woche dem Earl of Aberdeen auf dessen Landsitz Haddo⸗House in Schottland einen Besuch abzustatten der sich über eine Woche ausdehnen soll. Bei dieser Ge— legenheit wird er, wie man erwartet, Ansprachen an die Wähler von Midlothian halten. Es werden wahrscheinlich drei Meetings veranstaltet werden, das erste in Edinburg das r t ö Dal etth ö dritte in Midcalder.
ir Garne olseley's Depesche über di Schlacht von Telelkebir liegt jetzt 6 ihren void Wortlaute vor. Von Interesse sind die Ausführungen des Generals, mit denen er den Nachtangriff auf die feindliche Stellung in Telelkebir motivirt. Er sagt: „Die feindliche Stellung war eine starke; es war keinerlei Deckung in der zwischen meinem Lager in Kassassin und den feindlichen Wer— ken nördlich vom Kanal befindlichen Wuste vorhanden. Diese Werke dehnten sich von einem Punkte am Kanal, 11 Meilen östlich von der Eisenbahnstation von Telelkebir, auf eine Distanz von etwa 31 Meilen in fast nördlicher Richtung aus. Der allgemeine Charakter des Terrains, welches die nördliche Grenze des Thales, durch welches der Is⸗ mailig⸗-Kanal und die Eisenbahn laufen, bildet, ist der sanft wellenförmiger und abgerundeter Abdachun— gen, die sich allmählich zu einem schönen, offenen Plateau von 90-100 Fuß über dem Thale erheben. Das südliche äußerste Ende diefes Plateaus ist etwa eine Meile von der Eisenbahn entfernt und läuft beinahe parallel mit derselben. Um über dieses Plateau auf die feindliche Stellung bei Tageslicht zu marschiren, hätten unsere Truppen über eine glacigähnliche Abdachung vor den Augen des Feinde und unter dem Feuer seiner wohlbedienten Artillerie circa 5 Meilen vorrücken müssen. Eine solche Operation würde enorme Verluste in sich geschlossen haben von einem Feinde, dessen Mannschaften und Kanonen gegen jedes Artillerie— feuer, welches wir gegen ihn eröffnet hahen könnten, durch Verschanzungen wohl geschützt waren. Ich wünschte die Schlacht zu einer endgültigen zu machen, während eine ausgedehnte Umg hungsbewegung den Feind wahrscheinlich zum Nückʒzuge genöthigt und ihn in den Stand gesetzt haben würde, seine Truppen in guter Ordnung nach irgend iner anderen Stellung weiter zurück zu dirigiren. Mein Wunsch war, ihm eine Entscheidungsschlacht zu bieten wo er war, in der offenen Wüste, ehe er retiriren konnte, um in dem kultivirten Lande in feinem Rücken schwerer zugängliche neue Positionen einzunehmen. Dieses kultivirte Land ist für eine reguläre Armee thatsächlich unpassirbar, da es bewässert und in jeder Richtung von diesen Kanälen durchschnitten ist.“ Nach Beschreibung seiner Disposition für die Schlacht und des Vachtmarsches der Truppen durch die Wüste, wobei ihnen die Sierne als Wegweiser dienten, fährt Sir Garnet Wolseley fort: „Der Feind wurde völlig überrumpelt, und erst als einer oder zwei seiner vorgeschobenen Wachtposten ihre Ge— wehre abfeuerten, merkte er, wie nahe wir vor seinen Werken standen. Diese wurden indeß sehr rasch mit seiner Infanterie besetzt, welche ein betäubendes Gewehrfeuer eröffnete, und seine Vanonen wurden unverzüglich in das Treffen gebracht. Unsere Truppen rückten stetig vor, ohne im Verfolg der Befehle, die sie empfangen hatten, einen Schuß abzufeuern und, dicht bei den Werken angelangt, griffen sie dieselben sosort mit schallenden „Hurrahs!“ an.“ Am Schlusse seiner De— pesche zollt Sir Garnet Wolseley der britischen In⸗ fanterie hohe Anerkennung. „Ich glaube nicht“, sagt er, „daß in irgend einer früheren Periode unserer mili— tärischen Geschichte die britische Infanterie sich mehr aus— gezeichnet hat als bei dieser Gelegenheit. Ich habe von mehreren Infanterieregimentern sagen hören, daß die Mann— schaften zu jung sind und ihre Ausbildung für Manöver und den Kampf sowie ihre Ausdauerkräfte für die Ersordernisse einer modernen Kriegsmacht nicht ausreichen. Nach einer aus nahmeweise schweren Probe, sowohl in der Bewegung wie im Angriff. kann ich emphatisch sagen, daß ich niemals wünsche, bessere Infanteriebataillone unter meinem Befehle zu haben als diejenigen, welche bei Telelkebir befehligt zu haben ich stolz bin.“ Aus Cairo wird Lontoner Blättern unterm 7. d. M. gemeldet: Arabi ist den egyptischen Behörden übergeben worden. Mark Napier und Mr. Goe, ein Rechtsanwalt aus Aldershot, sind hierbereit, als Vertheidiger des Rebellenführers zu fungiren, aber es ist ihnen der Zugang zu demselben ver— weigert worden, aus dem Grunde, weil er vom egypttschen Gesetz und nicht von cinem gemischten Tribunal abgeurtheilt werden soll. Sir E. Malet ist ersucht worden sich ins Mittel zu legen, aber er hat his jetzt keine Schritte in der Sache gethan. Das arabische Journal „El Dawaib“ erklärt, Arabi unterliege nur den Gesetzen seines Landes, von welchen er gerichtet werden ꝛnüsse.“
Aus Dublin wird gemeldet: Die Schließung des Landliggfonds vollendet den Bruch unter den Parnelliten.
Aus Irland werden wiederum einige ernste Agrar⸗ verbrechen gemeldet. Zwischen Killala und Bellycastle wurde am Freitag Abend auf zwei Landagenten, Namens Scott und 1 welche zusammen auf der Landstraße fuhren, von einer ecke aus geschossen. Eine Kunel streifte Scotts Ohr. Scott
und Christen in BVerathung
Die gestern in
Budget und die Justizkommission das Gesetz über die Ehe⸗
seuerte fün Schüsse aus seinem Revol ner nach der Richtung, aus welcher auf ihn und seinen Gesährten geschossen wurde, ab und
fuhr daun so schnell als möglich nach Balling hinein. Dies ist, wie es heißt, das zweite Mal, daß auf die beiden Herren ge⸗ schossen wurde. Am nämlichen Abend wurde auf einem Felde in der Umgegend von Ballina ein Farmer Namens Hogan durch einen Revolverschuß, den ein Unbekannter auf ihn abfeuerte, schwer verwundet, In Verbindung mit letzterem Falle ist ein junger Mensch als des Attentats verdächtig verhastet worden. n Killkenny wurde ein Grundbesitzer Neamens Murphy von wei Farmern, Namens Hunt, von denen er Miethe zu fordern hatte, so schwer gemißhandelt, daß an seinem Wiederaufkommen gezweifelt wird. Die Gebrüder Hunt wurden verh tet.
Türkei. Konstantinopel, 10. Oktober. (W. T. B.) Die Pforte übermittelte heute dem griechischen Gesandten eine gleichzeitig nach Athen telegraphirte Note betreffs der vier streitigen Grenzpunkte Karaliderbend, Nezeros⸗ See mit der gleichnamigen Ortschaft, Kratschowa und Kalimaki, welche die Türkei in Gemäßheit der von der Grenzkommission festgestellten Trace endgültig an Griechenland abtreten wird. Was indessen den vierten Punkt betrifft, so wird ein gewisser Theil des Territoriums, welches zwischen der durch die Kommission festgestellten Grenztrace und einer von Sideropelaki nach Contra führenden krummen Linie liegt, nur bedingungsweise geräumt und dieser reservirte Gebiets⸗ theil später von einer türkischgriechischen Kommission geregelt werden.
Rumänien. Bu karest, 10. Oktober. (W. T. B.) Der König von Serbien wird dem „Romanul“ zufolge am Sonnabend Vormittag in Rustschuk eintreffen. Von Widdin aus wird sich der König Milan auf einer ihm von dem
ürsten von Bulgarien zur Disposition gestellten Yacht nach Rustschuk begeben.
Afrika. Egypten. Alexandrien, 10. Oktober. (W. T. B.) Heute sind gegen 2090 Circassier, Albanesen und Türken hier angekommen, die zur Einstellung in die egyp— tische Gensd'armerie bestimmt sind. — Der vor einigen Tagen wegen Aufforderung zu neuen Gewaltthaten in Tantah festgenommene Scheik ist mit 100 Stockstreichen bestraft und gefangen gesetzt worden; in Tantah wurde eine größere Quan— tität von Waffen in Beschlag genommen.
Seitungsstimmen.
Die „Deutsche volkswirthschaftliche spondenz“ schreibt:
Verschiedene Berliner Blätter veröffentlichen Klagen von In— dustriellen der Wollenbranche über den durch die ausländische Zoll⸗— politik hervorgerufenen Rückgang unseres Wollenwaarenexports. Die Thatsache, daß die rigorosen Tarifänderungen, welche Oesterreich⸗ Ungarn und Rußland vor einiger Zeit vorgenommen haben, unsern Export nach diesen Ländern in vielen Artikeln beeinträchtigt haben, kann nicht geleugnet werden und speziell für Wollenwaaren läßt sich auch bereits statistisch ein solcher Exportnachlaß nachweisen. Wenn freihändlerische Preßorgane aber diese Kalamität, die übrigens vermuthlich stark übertrieben wird, auf das Konto unserer neuen Zollpolitik schreiben, so ist das wieder lediglich eine der bös⸗ willigen Verdrehungen, die wir seit Jahren in den Leiborganen der Manchesterpartei zu finden gewohnt sind. Jeder Unbefangene wird nämlich zugeben müssen, daß die Zollpolitik Oesterceich⸗Ungarns und Rußlands mit unserer vor einigen Jahren eingeschlagenen neuen Handelsvolitik gar nichts zu schaffen hat, am wenigsten aber etwa als Repressalie gegen unsere Politik aufgefaßt werden kann, was auch die maßgebenden Blätter der beiden Länder noch in letzter Zeit positiv bestritten haben. Der deutschen Handelspolitik kann also an dem Rückgang des Exports nach diesen beiden Ländern keine Schuld beigemessen werden.
Unser Export an wollenen Tuch⸗ und Zeugwaaren hat nun im laufenden Jahie nach der bis August vorliegenden Statistik eigentlich nicht ab- sondern zugenommen und zwar von 117111 D. Ctr. in 1880 auf 119 724 D.„Cir, in 1881. Die Zunahme trifft jedoch hauptsäch⸗ lich den Verkehr nach Bremen und Hamburg, nach Großbritannien, den Niederlanden und den Vereinigten Staaten, im Wesentlichen also die übersecischen Descmationen. Im kontinentalen Verkehr und ins— besondere nach Rußland und Oesterreich hin zeigt sich eine fortschrei⸗ tende Abnahme des Wollenwaarenexports, für welche ein anderer Grund als die Zollpolitik dieser Länder allerdings kaum vorhanden sein dürfte.
Nach der Deutschen Statistik wurden an druckten wollenen Zeugwgaren ausgeführt nach Oesterreich⸗ Ungarn
1881 1882 3956 4951 897 712 ; 1378 1096
August 2275 1969
bis ultimo August 8506 8728 3650 3343
Für Oesterreich⸗Ungarn besteht also, obwohl der Export un⸗ mittelbar nach der Einführung der neuen Eingangszölle wesentlich beruntergegangen ist, noch immer eine kleine Mehrausfuhr gegen das Vorjahr, die im Monat September allerdings wohl verschwunden sein wird, dagegen ist der Export nach Rußland schon bis August wesentlich hinter dem Vorjahre zurückgeblieben, wohlgemerkt aber be⸗ reits vor dem Inkrafttreten des neuen Zolltarifs, in den Monaten Januar bis Mai 1882. Es geht hieraus hervor, daß die neuere Zollpolitik in den beiden Ländern doch nicht einen so übermäßigen Einfluß auf unseren Wollenmarkterport geäußert, wie es vielfach be—⸗ hauptet wird
— In dem „Kleinen Journal“ lesen wir:
Mit einer wunderbaren Dreistigkelt behaupten die Freibändler fortgesetzt, daß der Schutzzoll nicht blos keine Erfolge für die In⸗ dustrie bisber gehabt, sondern sie geradezu ruinirt habe. Der be⸗ kannte volkswirthschaftliche Kongreß, der vor Kurzem seine Sitzung in Frankfurt am Main hielt, hat in dieses Horn wieder geblasen und mit einer , die alles überragt, solche Be⸗ hauptungen aufgestellt. In allen Wahlversammlungen wird dasselbe Thema variirt, Hr. Ludwig Löwe hat ebenfalls dieselben Behaurtungen aufgestellt, obwohl ihm der Er⸗— folg des Schutzzolles aus seiner eigenen Fabrik nachgewiesen ist. Man hat ihn darauf aufmerksam gemacht, welche schlechte Einnahmen die von ihm geleitete Fabrik in den Freihandelsjahren gebabt und wie seit inf hre, des Schutzzolles ibre Erträge sich um 10909 gebessert haben. Man braucht nur die Bilanzen dieser Fabrik nach ⸗ zusehen und man wird sich daron überzeugen, wie haltlos alle Klagen * Freihändler sind und wie sie geradejzu der Wahrheit ins Gesicht
agen.
Die wirkbschaftliche Reform hat in den wenigen Jahren ihres Bestehens bereits glänzende Erfolge aufzuweisen, sie bat für den Nationalwohlstand Großes gewirkt und was das allererfreulichste ist, sie hat auch die Lage der Arbeiter bedeutend gebessert.
Der Verein deutscher Eisen⸗ und Stahlindustrieller, dem fast alle Fabriken dieses Zweiges in Deutschland angebören, hat eine ganz genaue Zusammenstellung von seinem General ⸗Sekretär Dr. e machen lassen, aus welcher klar und deutlich hervorgeht, in wie hohem Grade den Arbeitern der Schutz zoll zugute kommt.
Im Januar 1879 beschäftigten 338 Gisen⸗ und Stablwer!le 153 615 Arbeiter, an welche 9 358791 S Monatslobn gezablt wurde, im Januar 1882 wurden dagegen 192 296 Arbeiter in denselben Wer⸗
Korre⸗
bedruckten und unbe⸗
Rußland 1881 1882 2111 1897
370 422 451 tz 15 718 409
Januar — Mai Juni.
Juli
X —
* ö. ken beschäftigt mit einem Monatslohln von 13293 457 4M, so daß also die Zahl der Arbeiter um 38 681, also um 25.2 gestiegen 36 die Lohne pro Monat um 3 934 663 oder 4209 zugenommen haben. Es hat also nicht blos die Zabl der Arbeiter sehr bedeutend zu⸗ genommen, sondern auch jeder einzelne Arbeiter hat einen höheren Lohn bezogen. Während 1879 der Arbeiter pro Monat 60,92 M an Lohn erzielte, war derselbe im Jahre 1882 auf 69, 13 M gestiegen, mithin betrug der Mehrverdienst jedes Arbeiters pro Jahr 98,52 , aber in Summa belief sich die Steigerung der Löhne auf die bedeu⸗ tende Summe von 47215956 M in jenen erwähnten 338 Eisen⸗ hütten⸗Firmen, Gießereien und Maschinenbau⸗A1nstalten. Es ist also durchaus unrichtig, daß der Schutzzoll nur den Fa⸗ brikanten zuaute gekommen ist und die Arbeiter nicht an den Mehr— einnahmen theilnehmen, vielmehr ist allerdings der Lohn der Arbeiter bedeutend gestiegen. Nun wird von freihändlerischer Seite darauf hingewiesen, daß die Arbeiter jetzt auch mehr arbeiten müßten. Das soll zugegeben werden, aber vor dem Jahre 1879 mußte die Zahl des AÄArbeiterstandes aus Mangel an Aufträgen beschränkt werden, während jetzt wieder die Arbeiter vollständig beschäftigt sind und dadurch Mehreinnahmen erzielt werden konnten. Außerdem aber war die Situation jener Fabriken bedeutend besser. Die Aktiengesellschaften unter ihnen in der Zahl von 198 konnten eine ganz bedeutende Dividende vertheilen. Während sie 1879 nur 8649 281 S als Dividende zu vertheilen in der Lage waren, betrug der Reingewinn 1881 14 305 234 6, also 5 655 953 Æ mehr als 1874. Diese Zahlen sind ein untrüglicher Beweis für die großen Er⸗ folge der Wirthschaftsreform und speziell des Schutzzolles. Unsere Industrie und namentlich die Eisen⸗ und Stahlindustrie, welche durch die Aufhebung des Eisenzolles so große Verluste erlitten, hat sich wieder erholt und kann jetzt wieder aufathmen, die Kapitalisten haben wieder Dividenden erhalten, die Arbeiter haben mehr Arbeit und höheren Lohn, so daß auch ihre Existenz ein bessere ist. Das sind Resultate, die gewiß befriedigen können. — Am Schlusse seiner neuesten vergleichenden Ueber— sicht über die Ein- und Ausfuhr der wichtigsten Waaren— artikel, welche diesmal die Zeit vom 1. Januar bis ultimo August 1882 bezw. 1881 umfaßt, gelangt das „Deutsche Tageblatt“ zu folgenden Ergebnissen:
Es bedarf nur eines flüchtigen Blickes auf unsere diesmalige Uebersicht, um zu gewahren, daß die schon seit Beginn des Jahres er kennbare Besserung der Verhältnisse fortwährend in ersreulicher Zu⸗ nahme begriffen ist; selbstverständlich gilt dieses nur für diejenigen, welche der Ansicht sind, daß eine beständige Steigerung in der Aus— fuhr, der Erzeugnisse unserer Industrie, wie in der Einfuhr von Roh material und allen solchen, namentlich zur Nahrung gehörenden Artikeln, welche wir nicht selbst produziren, als Kennzeichen für die stattfindende Besserung der wirthschaftlichen Lage zu erachten ist, während den Gegnern unserer jetzigen Wirthschaftspolitik unbe⸗ nommen bleiben muß, auch dieser erfreulichen Erscheinung andere Seiten abzugewinnen.
Die Zunahme in der Ausfuhr ergiebt sich dieses Mol für das ganze industrielle Gebiet, von Pos. 2—16 unserer Uebersicht (Roh-, Bruch und Abfalleisen, Eisen, Ganz⸗ und Halbfabrikate, rohe Baum⸗ wolle, Baumwollengarn und⸗Waaren, rohe Wolle und Shoddy, Wollengarn, Wollenwagren, Seide, Seidenwaaren, Leinengarn und Zwirn, Leinen⸗ und Seilerwaaren, Flachs und Hanf, Leder und Lederwaaren, Holz, Holzwaaren) ohne irgend eine Ausnahme; nament— lich machen Wollen, Baumwollen- und Seidenwaaren sich bemerklich. Eine Einwirkung durch die neuen zollgesetzlichen Maßnahmen unserer östlichen Nachbarn läßt sich bis jetzt noch wenig oder gar nicht er— kennen; nur die Ausfuhr von Leinenwaaren und einzelnen Eisenfabri⸗ katen nach Rußland zeigt einen Ausfall und ebenso der Export von Mehl nach Oesterreich; freilich aber wird, auf einzelnen Gebieten wenigskens, die üble Wirkung nicht ausbleiben können.
Eine sehr wesentliche Aenderung hat sich im Laufe dieses Jahres bei Pos. 15 unserer Uebersicht (Holz) nach und nach vollzogen; dieses Mal zeigt sich dieselbe schon recht deutlich mit ansehnlichen Ziffern in der Abnahme der Ginfuhr und der Zunahme der Ausfuhr.
Bei Mehl beträgt die durch Abnahme der Einfuhr und Zu— nahme der Ausfuhr bewirkte Aenderung zum Bessern gegen den glei—⸗ chen Zeitpunkt im Vorjahre ea. 50 0090 t; es ist dieses zwar ein recht beträchtliches Quantum, leider aber nur zum geringeren Theile durch das Steigen der Ausfuhr gewonnen, und läßt sich deutlich dar⸗ aus erkennen, wie schwer es unserer Mühlenindustrie wird, das ver— loren gegangene Terrain wieder zu gewinnen. .
Die Ziffern unserer Pos. 17 — 22 (landwirthschastliche Produkte) dürften voraussichtlich bald wesentlich andere werden; wenn die bis⸗ lang laut gewordenen Schätzungen unseres diesjährigen Ernteertrages nur einigermaßen richtig sind, kann eine bedeutende Verminderung der Getreideeinfuhr wohl als sicher angenommen werden.
— Der „Essener Zeitung“ meldet man aus Creseld unter dem 5. Oktober:
Die Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten von Amerika aus dem diesseitigen Konsularbezirk bezifferte sich für das mit dem 30. September d. J. endende Jahr auf einen Werth von 5649 316 Doll. gegen 3928 499 Doll. im entsprechenden Vorjahr, mithin auf 1725 817 Doll. mehr. Im 3. Quartal 1882 bezifferte sich der Ausfuhrwerth auf 1838 930 Doll. gegen 1702218 Doll. im 3. Quartal 1881, mithin auf 135 681 Doll. mehr.
— Der „Kölnischen Zeitung“ wird aus Paris, 9. Ok⸗ tober, u. A. geschrieben: ö
Simonin, der auf einer europäischen Studienreise die Fort⸗ schritte der deutchen Industrie mit der französischen vergleicht, schreibt aus Wien der „France“, er könne bestätigen, daß die Besorgnisse der französischen Industrie zum Theil begründet und die Erzeugnisse Centraleuropas fortan, namentlich am Mittelmeer und im Orient, mit den französischen um den Sieg ringen würden. ‚ Ehemals“, schreibt er, waren wir (Franzosen) die ersten in Sachen des Geschmacks und der Handfertigkeit. Nichts war so geschmackvoll, fein und kunstreich wie der französische Artikel, besonders der sogenannte „Article de Paris“. Heute ist nicht zu verkennen, daß in einigen Fällen der „Berliner Artikel! und vorzüglich der Wiener Artikel dem unsern gleichkommt; ich sage nicht. daß sie ihm jemals überlegen sind. Dabei ist jedes übertriebene Gefübl von Patriotismus bei Seite zu lassen und nicht zu behaupten, daß in Berlin ohne Geschmack und Kunst ge⸗ arbeitet werde. Die deutschen Erzeunnisse haben zwar weniger Schein und Feinheit als die unsern, sind aber oft solider und wobl feiler. Wenn sie nicht mit den Pariser Erzeugnissen auf gewissen europaischen Märkten sich messen können, so wetteifern sie doch seit einigen Jahren mit Vortheil auf den Märkten des Orients, namentlich auf denen von Smyrna oder Alexandrien.
— Der „Schlesischen Zeitung“ wird aus Dresden, 8. Oltober, berichtet:
Zu den aus allen Theilen des Reiches einlaufenden, in vielen Zweigen der Erwerbgztbätigkeit einen entschiedenen Aufschwung Fonstatirenden amtlichen und nichtamtlichen Angaben gesellt sich mit sehr beredten Ziffern vunmehr der so eben im Druck erschienene Verwaltungsbericht des Rathes der Stadt Chemnitz für das Jahr 1881. Die Zahl der Steuerkontribuenten mit einem persönlichen Einkommen big zu 1099) , welche 1879 nur 26 317, im Jahre 18890 aber bereits 27 531 betrug, ist im Jabre 1881 auf 31 783 gestiegen; die Zabl der Kontribuenten mit einem Ein⸗ kommen von über 1009 bis 300 M wuchs in derselben Zeit von 5050 auf 5670, die Zabl der persönlichen Einkommen von Mog bis 6000 Æ von 951 auf 975, die Einkommen derjenigen ven 6009 bis 100090 Æ von A7 auf 355, deren von 100090 big 20000 von 159 auf 179 und in diesem Maße weiter auch in den höheren Einkommenklassen. Eg. bandelt sich bierbei na ⸗ türlich nur um die amtlichen Schätzungen zu Steuerzwecken;
in der That dürften die Ginkommenverhältnisse sogar noch günstiger liegen. Die Höhe des Umsatzeg im Grundbesitzwechsel be⸗
trug im Jahre 1881 in Subhastationsfällen nur noch 598 650 . während sie sich im Jahre 1880 noch auf 1933 510 4 und im Jahre 1879 sogar auf 2233 282 M beziffert hatte. Diese Zahlen sprechen zum mindesten nicht gegen, weit eher und zwar sehr nachdrücklich für die Bismarcksche Wirthschafts⸗ und Zollpolitik. — Die Fabrikanten in dem gewerbfleißigen Städtchen Frankenberg haben zu einer Aufbesserung der Lohne ihrer Arbeiter einen Anstoß insofern gegeben, als sie sich kürzlich mit dem Vorstande der dortigen Weberinnung ins Einvernehmen gesetzt und denselben zu einer gemeinsamen Erörterung der Lohnfrage auf⸗ gefordert haben. Die hierauf eingeleiteten Berathungen führten da⸗ hin, daß die Fabrikanten erklärten, sie würden bei der Kalkulation für die nächste Saison eine den geschäftlichen Verhältnissen ange⸗ messene Erhöhung der Löhne eintreten lassen. — Der Bericht über den Export des Konsulardistrikts Dresden nach den Vereinigten Staaten für das am 30. September abgeschlossene Rechnungsjahr 1881/82 zeigt bei einem Gesammtwerthe der ausgeführten Waaren in Höhe von 1057 099 Doll. eine Steigerung von 231 474 Doll., also einen Mehrexvort.
Statistische ve achricht en.
Im Königreich Sachsen befanden sich nach dem „Sta— tistischen Jahrbuch f. d. K. S.“ 1882 (Dresden, C. Heinrich) Ende 1880 in fiskalischer Unterhaltung 28235966 m Chausseen und 993 427 m nicht chaussirte Straßen. Die am Schlusse des Jahres 1880 in Betrieb befindlichen sächsischen Eisenbahnen waren; a. die sächsischen Staatsbahnen einschließlich erpachteter Strecken, jedoch ausschließlich der an die Berlin⸗Görlitzer Bahn verpachteten 10794 km langen Strecke von Kamenz bis zur sächsisch⸗ bei und der an die
der Die
nur 1944033 km linel. obiger 11,794 Em).
waltung betriebene Privatbahnen: Chemnitz⸗Würschnitzer 11,300 km, Altenburg Zeitzer 25,147 km, Gaschwitz⸗Meuselwitzer 27,789 km, Zittau⸗Reichenberger 26,400 km, Oberhohndorf Reinsdorfer Kohlen⸗ bahn 165,351 kin, Brückenbergschacht⸗Kohlenbahn 6,567 km, zusammen 124,554 km. c. Unter eigener Berwaltung stehende Privatbahnen: Bockwaer Kohlenbahn 12.000 km. Von den sächsischen Staats⸗ bahnen liegen 143, 41ñ“ km eigenthümliche und 40,42 km erpachtete Strecken im Auslande. Dagegen befinden sich von nachstehenden Bahnen, als der Thüringischen, Berlin⸗Dresdener, Berlin- Görlitzer. Berlin⸗Anhaltischen. Cottbus⸗ Großenhainer, Sächsisch⸗Thüringischen Ostwest⸗, Halle⸗Sorau⸗Gubener, Magdeburg⸗ Halberstädter und Buschtehrader Endstrecken im Könizreich Sachsen. Das Bau⸗ und Anlagekapital betrug bis Ende 1380 bei den Staats⸗ bahnen 620 284 310 MS, worin ein Aufwand von 91 853 130 MS für Trantportmittel enthalten ist. Die in Wirklichkeit für den Bau von Staatsbahnen verausgabten Beträge erreichten nach Abzug von 43 144 145 , welche auf den Ankauf von Privatbahnen verwendet sind, 577 140 1665 S. Bei den Privatbahnen (124,554 kn) betrug das Anlage⸗ und Betriebskapital 25 291 111 S6 oder 1268 222 pro Kilometer. Der Bestand der Transportmittel war im Jahre 1880 dem des Jahres 1879 ziemlich gleich, doch sind die Leistungen etwas gestiegen. Die Staatkeisenbahnverwaltung besaß 700 Lokomotiven, 555 Tender, 2064 Personenwagen mit 79375 Plätzen, 336 Passagiergepäckwagen, 19021 Güterwagen mit 159 452 000 k Ladungsfähigkeit. Zurückgelegt wurden auf den Staatsbahnen einschließ⸗ lich den Pachtstrecken 16098 528 Lokomotivenkilometer, 116702 028 Personenwagen⸗Achskilometer, 464 178 737 Güter und Gepäckwagen⸗ Achskilometer. Die frequenteste Stelle des unter sächsischer Staats⸗ verwaltung stehenden Bahnnetzes war wiederum die Strecke zwischen Neumark und Brunn, auf welcher im Jahre 1830 in Summa 32444 Züge und außerdem noch 962 einzelne Maschinen verkehrten, also durchschnittlich jeden Tag 91 Zugs⸗ resp. Maschinenläufe. Ueberhaupt sind auf diesen Bahnen abgelassen worden 352 8360 Züge und zwar: 9305 Eilzüge, 75 931 Per⸗ sonenzüge, 94765 gemischte Züge, 172 829 Güterzüge. An Personen wurden im Jahre 1880 auf den Staatsbahnen 18461213, auf den Privatbahnen 682 101 befördert, an Gepäcküberfracht 14 624 550 bzw. 656 080 kg, an Gütern 9671 728 518 bzw. 2412 617 620 kg. 51 9e der auf den Staatsbahnen beförderten Güter waren Steinkohlen. Der Ueberschuß betrug bei den Staats- bahnen 25 509 242 S oder 4,44 ½ des Anlage- und Betriebs⸗ kapitals.
; Ende 1881 standen 290,995 km (1979, 486 km Staatsbahnen, 90,635 km Privatbahnen, 20,873 kin Privatkohlenbahnen) unter Staatsverwaltung, davon 1785, 154 km Vollbahnen, 274,K,828 km Vollbabhnen mit Sekundärbetrieb, 24493 km normalspurige und 6,52 km schmalspurige Sekundärbahnen; 1329, 551 km waren ein⸗, 761,344 km zweigleisig.
Von obigen 2090,995 km liegen: 1852, 284 kim im König⸗ reich Sachsen, 81K 232 km im Herzogthum Sachsen ⸗ Altenburg, 59, 890 km im Königreich Böhmen, 3481 km im Königreich Preußen, 24944 km im Fürstenthum Reuß ä. L, 17,251 km im Großherzog thum Sachsen⸗Weimar, 13019 km im Königreich Bayern und 8860 km im Fürstenthum Reuß j. L. Im Königreiche Sachsen liegen außerdem noch 42619 km im Bau befindliche Staatsbahnen und 245,245 km von übrigen Eisenbahnen, in Summa demnach 2140, 148 km.
An Transportmitteln waren am 1. Januar 1882 vorhanden: 726 Lokomotiven und 567 Tender, 2111 Personenwagen mit 81 159 Plätzen, 343 Gepäckwagen mit 1 69400) kg Ladefäbigkeit, 06607 be⸗ deckte Güterwagen mit 47 01509) kKg Ladefähigkeit, 13 555 offene Güterwagen mit 122 696500 kg Ladefähigkeit, überbaupt 20 505 Güterwagen mit 171 405 500 kg Ladefähigkeit.
Der Personalbestand betrug 8361 Beamte und 15 607 Arbeiter.
— (Allg. Corr. Den Statistiken des Bureau Veritas“ zu⸗ folge wurden während des Monats August d. J 74 Segelschiffe und 16 Dampfer als verloren angemeldet. Erstere umfaßten ihrer Nationalität nach 28 britische, 5 amerikanische, 5 dänische, 1 nieder⸗ ländisches, 8 französische, 7 deuische, 1 griechisches, 5 italienische, 8 norwegische, 3 russische, 1 spanisches und 2 schwedische. Unter den Segelschiffen befindet sich eins, dessen Verbleib unbekannt ist. Die Dampfer zerfallen in 12 britische, 1 niederländischen, 2 deutsche und 1spanischen.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Von dem im Verlage von H. W. Müller hierselbst in zweiter verbesserter Auflage erschienenen Werke Allgemeines Landrecht für die preußischen Staaten nebst den ergänzenden und abändernden Bestimmungen der Reichs und Landesgesetzgebung. Mit Erläuterungen von H. Rehbein, Kammergerichts⸗Rath, und O. Reincke, Direktor am Landgericht J. zu Berlin ist jetzt der dritte Band welcher die Titel 1—8 des II. Theiles umfaßt, ausgegeben worden. Die vorliegende Ausgabe des Allgemeinen Landrechtz - ist eine zum Gebrauche in hohem Grade geeignete. Der Text ist mit großer Sorgfalt redigirt, und für die ihn begleitenden und erläutern⸗ den Noten wird der Praktiker, dem sie die Anwendung des Werkes wesentlich fördern, den Herausgebern besonderen Dank wissen. Einen weiteren Vorzug dieser Ausgabe des Landrechtes bildet die vorzügliche trpische Ausstattung; der Druck der Lettern ist klar und übersichtlich und auf dem guten weißen Papier mit Leichtinkeit zu lesen. Darum kann dag Werk Allen, die eines „ Landrechtes' bedürfen, nur empfohlen werden.
— Die Kirchengemeinde ⸗ und Synodal ⸗ Ordnung für die evangelische Landeskirche Preußen a. Nebst den zur Ausfübrung erlassenen Gesetzen, Verordnungen und Instruk tionen. Für den praktischen Gebrauch erläutert von F. Richter, Prediger
in Mariendorf. Sechste Auflage. Berlin, Fr. Kortkampf. (Preis fartonnirt 4 AW) — Durch die Beschlüfse der am 9. Oktober 1879