1882 / 246 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 19 Oct 1882 18:00:01 GMT) scan diff

will nunmehr erst das Budget Tirards prüfen, bevor er sich Über seine Entlassung entscheidet. (Fr. Corr.) Die Ruhestörungen von Montceau Les Mines nehmen einen immer bedenklicheren Charakter an. Die dortigen Agitatoren und Revolutionärs Hife bereits zum Dynamit und scheinen somit die auf dem Arbeiterkongreß zu Roanne von den Collectivisten und Anarchisten gepredigten Theorien in die Praxis umsetzen zu wollen. Zu bemerken ist hierbei, daß u. A. fünfzehn Bynamitpatronen, die zusammen drei Pfund wogen und in einen Lappen gewickelt waren, vor der Thür der von Schulschwestern geleiteten Schule von Sanvignes gesunden wurden. Zum Glück war die Lunte ausgegangen, sonst wäre die ganze umliegende Häuser ruppe in die Luft geflogen. Die letzten Nachrichten melden, daß die Auf⸗ regung in Montceau les Mines und Umgegend, weil entfernt, sich zu legen, im Gegentheil trotz aller vorgenommenen Verhaftungen und trotz der Gegenwart von 6 Bataillonen Infanterie und 4 Schwadronen Kavallerie sich in stetem Steigen befinde. Jede Nacht so berichtet der „Temps“ ereignen sich neue Zwischenfälle, jede Nacht hören wir neue Explosionen. So hat man versucht, ein eisernes Kreuz neben der Kirche von Blanch in die Lust zu sprengen und dabei alle . der benachbarten Häuser zertrümmert. Die Uebelthäter ind, wie es scheint, unfaßbar, denn bis jetzt hat man noch keinen der Haupträdelsführer gefaßt. Eigenthümlich ist, daß inmitten dieser Unruhen die Arbeiter in den Minen so ziem— lich regelmäßig zu arbeiten fortfahren. Alles dies erscheint höchst mysteriös und gleicht in nichts den Ruhestörungen, deren Schauplatz die verschiedenen Arbeitercentren gewesen sind. Die Gesandten von Madagascar haben heute im Auswärtigen Amt eine erste Konferenz mit Herrn Decrais, Direktor der politischen Abtheilung, sowie dem Ministerial⸗ direktor Billot und Admiral Peyron als Delegirten der fran— ösischen Regierung gehabt. In dieser Konferenz wurde die Ging der Akkreditive vorgenommen. Chalon, 17. Oktober. (Köln. Ztg.. Der Prozeß gegen die Aufruhrbande von Montceau-les-Mines nimmt morgen seinen Anfang. Die 29 Angeklagten sind des Komplotts zur Anstiftung des Bürgerkrieges beschuldigt, indem sie die Einwohner gegeneinander bewaffneten, Verwüstun⸗ gen, Mord und . in mehreren Gemeinden anrichteten und zur Plünderung und Verwüstung des Eigenthums in Banden mit offener Gewalt aufforderten. Die angezogenen Gesetzartikel belegen diese Verbrechen theils mit Todesstrafe, theils mit Zwangsarbeit. Aus Nu its wird vom 16. Oktober gemeidet, daß Aufrührer das Kreuz der Kirche von Blancy zu zerstören gesucht haben, daß dabei alle Fenster der benachbarten Häufer zertrümmert, und daß andere Dynamitsprengungen een die Häuser mehrerer Einwohner ausgeführt wurden. er Postvorstand Henry, Präsident des Vereins zu gegen— seitiger Hülfe, wurde gestern verhaftet und in seiner Wohnung eine bedeutende Anzahl von Dynamitpatronen mit den dazu

gehörigen Lunten gefunden. Auch mehrere Arbeiter wurden verhaftet.

Türkei. Konstantinopel, 18. Oktober. (W. T. B.) Die gestern Lord Dufferin überreichte Note der Pforte hebt die Gleichförmigkeit der Anschauungen Englands und der Türkei, sowie des Zweckes hervor, welchen beide Re⸗ gierungen verfolgen, und der dadurch erreicht werden könnte, Egypten ein Zustand gesichert werde, welcher auf dem Vertrage von 1841 und einem die Sou— veränität des Sultans bekräftigenden und die Verwaltung Egyptens feststellenden Kaiserlichen Firman basire. Diesem Ideengange gemäß fordere die Pforte zu einer Entente zwischen England und der Türkei auf, welche durch eine un— wandelbare Freundschaft verbunden seien. Die Note nimmt mit Befriedigung Akt von der bezüglich der vollständigen Räu— mung Egyptens gegebenen Versicherung. Da die Ruhe in Egypten wieder eingekehrt, hoffe die Psorte, daß die Räumung alsbald vor sich gehe. Diese Frage werde übrigens gleichfalls Gegenstand derselben Entente bien können.

Rumänien. Bukarest, 18. Oktober (W. T. B) Die großen Manöver der rumänischen Armee haben gestern mit einer Revue bei Berlad in der Moldau abgeschlossen, bei welcher die Truppen vor dem Könige und der Königin defilirten. Obgleich die Truppen während der letzten fünf Tage von dem Regenwetter zu leiden und die meisten große Entfernungen bis zum allgemeinen Sammelpunkte zurũckzu⸗ legen hatten, so boten dieselben dennoch den Anblick einer tüchtig geschulten und gut besehligten Armee. Der König ver⸗ lieh den fremden Offizieren, welche den Manövern beigewohnt

ben, das Commandeurkreuz des Sterns von Rumänien.

stern Abend kehrten der König und die Königin nach Sinaja zurück.

Wußland und Polen. St. Petersburg, 19. Oktober. (W. T. B.) Wie die „Neue Zeit“ meldet, ist in der heiligen Synode vor Kurzem unter dem Vorsitz des Erzbischofs von Warschau, Leontius, eine Kommission niedergesetzt worden zur eingehenden Berathung der Frage über die Theilnahme der Geistlichkeit an der Vollserziehung und zur Auffin⸗ dung von Mitteln behufs Sicherstellung dieser Theil nahme.

Amerika. New⸗York, 16. Oltober. (Allg. Corr.) Der Bericht der Postanstait der Vereinigten Stag? ten für das verflossene Fialaljahr ergiebt einen Üieberschuß der Einnahmen über die Ausgaben von 18365 775 Dollars. Dies ist das erste Jahr seit der Rebellion, in welchem der Postdienst ohne ein Defizit geleitet worden. Als Grund wird die Ersparniß bezeichnet, welches dadurch erzselt wurde, daß den Star⸗Route⸗BVetrügereien ein Ende geseßt worden.

Afrika. Egyvten. Kairo, 18. Oktober. W. T. B.) Dag Neutersche Bureau“ meldet:; Die Verhandlungen, be⸗ tressend die Vertheidigung Arabi's, schreiten nur langsam sort und es ist zweifelhasi, ob der Zusammentritt des Kriege— ann in 8 Tagen erfolgen kann. Die egyptischen Minister ind mit der Prüfung des Armee Reorganisationg“ entwurfg Baker Paschas beschäftigt, welcher, sobald er

ig gestellt ist, mit den Vorschlägen bezüglich der Finanz⸗ ontrole, des Gerichtswesens und anderer die definitive Rege—⸗ lung der Zukunft Egypiens betreffenden Fragen den Groß— mächten Seitenz der englischen Regierung unterbreitet wer—

den soll.

19. Oltober. (W. T. B.) Gestern fand zu Ehren der englischen Offiziere ein Diner und eine Sosre kei Ria Pascha stait. Ria; brachte einen Toast auf die Aönigin von England und kie englische Armee aus, der

zog von Connaught trank auf das Wohl des Khedive.

Generallonsul Malet hob hervor, England ses nicht nur

anderer und im Interesse der Humanität. General Wolseley hat heute früh mit dem gesammten Generalstabe Kairo verlassen, um nach England zurückzukehren.

Seitungsstimmen.

Wie die „Deutsche landwirthschaftliche Zei— tung“ mittheilt, hat der Ausschuß der deutschen Landwirth— schafterpartei einen Preis von 100 Æ auf Lösung folgender Frage ausgesetzt:

Unter den zunehmenden, durch keine genügenden nationalen Schutzzölle nennenswerth gehemmten Ueberfluthungen Deutschlands mit weit billiger erzeugten fremdländischen Getreide, und Fleischpro— dukten, und unter der hierdurch sowie durch den herrschenden Geld—⸗ kapitalismus hervorgerufenen, steigenden Unrentabilität der Landwirth⸗ schaft werden voraussichtlich viele Millionen deutscher Landwirthe aus ihrer bisherigen Thätigkeit gedrängt werden. Wie und auf welche Art finden diese Menschenmassen fernerhin im Vaterlande hinreichende und nachhaltig lohnende Beschãftigungen?

An Konkurrenzschriften kamen je eine aus: Stadt Ham⸗ hurg, Stadt Hildesheim, Provinz Westfalen, Berlin und eine Zuschrift eines Deutsch⸗ Amerikaners aus Pennsylvanien. Am 1. Oktober fand eine Ausschußsitzung zu Adenbüttel, Land⸗ drostei Lüneburg, statt, in welcher die einzelnen Schriften einer näheren Beurtheilung unterzogen wurden, jedoch erhielt keine den Preis. Hr. J. Baring in Ersehof (Kreis Gifhorn) bemerkt hierzu in dem genannten Blatt:

Parteiseitig war die Preisaufgabe vielen Freihändlern unter Streifband zugesandt worden, aber von all den Häuptern der Frei⸗ handelspartei ist kein Lösungsversuch dieser gewiß hochwichtigen Frage unternommen worden. Sollte es nicht, gelind ausgedrückt, leicht fertig genannt werden dürfen, wenn Jemand für Freihandel agitirt, und dabei gänzlich unvermögend ist, für die Millionen Landwirthe und die Millionen Arbeiter, welche durch Einführung des Freihandels in Deutschland aus ihrer bisherigen Beschäftigung gedrängt wurden, neue angeben zu können, wie und auf welche Weise diefe Menschen im Vaterlande anderweitig hinreichende und lohnende Beschäftigung finden sollen? Als beim Versuche, das Tabackmonopol im Vater⸗ lande einzuführen, das Aufhören einiger Tausend Tabackhandlungen in. Aussicht stand, welchen Lärm schlugen da unsere Kapitalisten⸗ zeitungen; wenn aber in Folge von mangelhaften ländlichen Schutz⸗ zöllen für jeden dieser Tabackhändler mindestens Tausend Landleute aus ihren Beruf gedrängt werden, und weil für diefe Masfen keine lohnenden Beschäftigungen im Deutschen Reiche nachzuweisen sind, geradezu auswandern müssen, so geht diese famose öffent⸗ liche Presse über solches als Kleinigkeiten mit Stillschwahen hinweg, denn die Tabackhändler ziehen meist lebhaft am Seile der Kapitä— listenpartei, die Bauern aber werden, wenn sie aus ihrer Geistes⸗ schläfrigkeit erwachen und sie müssen erwachen klar ihre Inter⸗ essen erkennen und gegen die Privilegien des Geldkapitals kräftig arbeiten, daher der Geldherrschaft höchst gefährlich fein können. Des halb sucht man sie vom geldherrschaftlichen Stand punkt aus systema⸗

tisch zu Grunde zu richten. volkswirthschaftlichen

In der „Deutschen Correspondenz“ lesen wir:

Die Handels- und Gewerbekammer für Oberbayern hat kürzlich ihren. Jahresbericht herausgegeben, dessen einleitendes Resumé seiner freihändlerischen Färbung wegen in alle Freihandelsblätter überge⸗ gangen ist. Die Gegner unserer Wirthschaftspolitik sind stolz darauf, einen so unverdächtigen Zeugen, wie die Münchener Handels und Gewerbekammer gefunden zu haben und können nicht genug Aufhebens machen von dem vernichtenden Urtheil. welches in diesem Bericht angeblich über die ganze deutsche Schutz;ollpolitik gefällt worden ist. Ihre emphatische Behandlung der Sache mußte uns natürlich veran— lassen, den fraglichen Bericht näher zu studiren und wir haben dabei die recht interessante Wahrnehmung gemacht, daß nicht allein das einleitende Resums mit dem thatsaͤchlichen Theil des Berichts, aus welchem dasselbe doch lediglich geschöpft sein sollte, theilweise in einem bedenklichen Widerspruch steht, sondern . auch alle von den verschiedenen Interessenten vorgetragenen Wünsche dem freihänd⸗ lerischen oro geradezu diametral entgegenstehen.

Wir möchten unsererseits keinen Freihändler auf den Inhalt des Jahresberichts der Handels und Gewerbelammer für Ober⸗Bayern verpflichten, denn derselbe verurtheilt thatsächlich in allen Dingen die liberale Handels. und Gewerbepolitik, welche bisher in Bayern wie in Preußen im Schwunge gewesen ist. Selbst in den einleitenden, von der Freihandelspresse allerdings unterdrückten Worten finden sich Angriffe gegen die Wanderlager, den Hausirhandel, gegen die Ge— werbefreiheit, für Innungszwang u. s. w., welche weder den Herren Secessionisten noch den Fortschrittlern gefallen möchten. Was die reine Zoll politik angeht, so sind vollends die Aeußerungen des größten Theiles der Interessenien geradezu vernichtend für die freibändle— . Aspirationen, was wir hier aus dem Bericht selbst beweisen wollen.

Die Handels und Gewerbekammer hatte die Interessenten auf— gefordert, in ihren Berichten insbesondere auf die Zollfrage einzugehen und dies ist auch allerseits geschehen. Die Antworten sind nun alle mit zwei Ausnahmen für die gegenwärtige Zollpolitik bejw. für eine Erhöhung der bestehenden Zölle aus zefallen. Wir citiren hier streng nach den Berichten und konstatiren zunächst, daß die Tabadinter essenten einen höheren Einfuhrzoll auf österreichischen Taback wünschen. Die Parguetfabrikation fordert eine Verdoppelung deg Zolles auf Eichenholz und Fabrikate, die Zollfreibeit für Mineralwaffer soll aufgehoben werden. Die Bürstenfabrikation kämpft mit den aus— ländischen Zöllen und einer durch sehr niedrige Zölle ermög⸗ lichten Einfuhr, die Erzgießerei wünscht, daß man den Muth. bätte, statt der Gewichtezslle (höhere) Werthzölle einmmführen, in der Schlosserei haben die französischen Fabrikate nur durch möglichste Tragung des ZJelles den deutschen Markt behauptet; für Kupferhalbfabrikate wird cine anderweite böhere Normirung der Zölle gewünscht, in der Maschinenbranche verlangt man eine dem NVobeisenzoll entsprechende Steigerung des Gingangejolles auf fertige Maschinen und Maschinentheile, die Marmorindustrie bebt die wohl · tbuende Einwirsung der neuen Zölle berror, die Glezindustrie wäünscht böbere Zölle für Glasmalereien und klagt über die Toben Frachten, welche den Zoll für Bapern nicht recht wirksam werden lassen, endlich wird von der PVapierindustrie eine Wiederherstellung des Hadernaut fuhrzolles dringend gewünscht. Wir fragen nun Jedermann, ob die se Berichte eine Verurtheilung der bestehenden Handelspolitik oder ob sie nicht vielmehr eine Verurtbeilung des Freihan⸗ dels find. In dem einleitenden Resumé sind dieselben allerdinge nur oberflächlich kebandelt, dagegen die Kritiken der Getreide. und Lederbändler in absichtlicher Brelle bervorgekoben worden. Die erte. ren klaßen über den Joll, aber obne triftige Gründe, da die schlechte Situation des baversschen Getresdebandel? Ausgang 1881 nicht die Folge des Zeolles, sondern verseblter Spefuiatsenen und einer alüdiicher⸗ weise reichlichen Getreideernte gewesen ist. Was die Lederinlereffenten aber gegen die Lederzölle vorbringen, ist so unklar und wider spruchz= voll, daß wir aug ibrer eigentlichen wahren Meinung nicht klug geworden sind. Ginerseitg klagen fie uber ju grofe Ginfubr von Schub werk und konstatiren den Rückgang des Imports billiger Leder⸗ orten, andererseits machen sie ken Rückgang für die Abnahme kbrer Aue fuhr verantwerisich, welche jeptere übrigens nur partiell den in Rede stebenden Berk treffen dürfte. Um schlleßlich ein Bessplel ju geben, in welcker Welse der Verfasser des einleitenden Nesumän das itm don den Interessenten gelickerte Material fruftistürt bat, wollen wir au dem Berit üder

die Maschinenbtanche bier folgendes Ürtbeil aber die Jellperaltunisse anfüůbren:

für sich nach Egypten gekommen, sondern auch im Initereffe

Obgleich eine wesentliche Ginwirkung der neuen Zell ver bal misse

für fertige Maschinen und Maschinentheile im Verhältniß zu dem

Eingangszoll auf Roheisen viel zu niedrig sind. um die inlãndische

= wirksam gegen die ausländische Konkurrenz zu ützen ꝛc.“

Hieraus macht das Resums folgende Malversation:

So klagt die Maschinenindustrie, daß die ihr unentbehrlichen Rohmaterialien, z. B. Roheisen aus Schottland mit zu hohen Zöllen er gn mit denen auf fertige Maschinen und Maschinenthelle be? egt seien.“

Giebt es eine stärkere Verdrehung, statt der ge⸗ wünschten höheren Mgschinenzölle den Interessenten das Bedürfniß einer Hergbsetzung des Roheisenzollez unterzuschieben? Es ist für die Handels- und Gewerbe“ kammern QAber-Bayerns ein Glück, daß der pre u ßische ö keine Disziplinargewalt über die⸗ elbe hat, sonst könnte ihr leicht das Schickfal ihrer Görlitzer und Grüneberger Kollegin zu Theil werden.

Statistische t ach richten.

Nach der Zeitschrift für das Berg⸗, Hütten⸗ und Salinenwesen im Preußischen Staate (Berlin, Ernst u. Norn) betrug die Be r9g⸗ werks-⸗Produktion in Preußen im Jahre: 1877: 46 652107 t 278 541 151 1878: 48967 758 , 270 631 430 1879: 51 863022. 264 549 946 1389: Nini 314788 345 1881: 60 350 787 , 326 346 199 Insbesondere von Stein- und Braunkohlen: 1877: 42 334 625 216407 386 1878: 44 367 533 206 596 704 1879: 46979047 203 961 261 1880: 52 077088 241 124 032 1881: 54211474 248 850 740

374144 2711581 418719 3146235 491198 3 998 023 566 879 5 085149 7Tõ5 910 6 997 704

3943 340 59 422 184 4181 506 60 888 491 4392 866 ß 590 662 1880: 5 068 544 68 579 164

1881: 5 383 402 70497755

Was insbesondere die Mineralkohlen und' Bitumen betrifft, so waren im Jahre 1881 386 Steinkohlenwerke im Betriebe (12 Werke waren ohne Produktion, in 2 wurde Steinkohle als Nebenprodukt gewonnen). Von der Ge⸗ sammtförderung, (43 780545 t 216973961 S6) gegen 424172 944st 210617 062 M in 1886 blieben 40 866 3533 47 2 23 519 194 ½. (t, 99 M pro Tonne) abfatzfähige Produktion. Die durchschnittliche Belegschaft betrug 162 175 Köpfe, davon 128 65 unter Tage und 30 9338 männliche, sowie 2848 weibliche Arbeiter über Tage.

Von den vorhandenen 456 Braunkohlenwerken waren 446 im Betriebe. Die Produktion von 10 412 1536 31 268 gil M (gegen S874 888 t —= 30 165 766 t in 1880 ließ 9 504 401 t 28 413 570 M (2,99 pro Tonne) absatzfähige Jahresproduktion. Beschäftigt wurden 19959 Arbeiter, davon 10525 unter Tage und 9I61 männliche, sowie 23 weibliche über Tage.

An Asphalt wurden in?? Werken mit 79 Arbeitern 15 905 t 185 768 M (11468 M pro Tonne) gefördert, gegen 29 000 t 290 000 ÆS in 1886.

An Erdöl wurden auf 5 Werken mit 432 Arbeitern 2870 t 121 620 ½ 146,90 M pro Tonne) gewonnen, gegen 256 t 51 200 im Vorjahre.

Stein salz wurde auf 5 Werken (davon 2 als Nebenprodukt) mit 435 Arbeitern (29 unter, 206 über Tage) produzirt. Von der Ge⸗ sammtförderung mit 207 858 t 1259 246 . (gegen 165 075 t 962274 ½ im Vorjabre) blieben 178 513 *) 500 kg 1085 923 6 (6.8 M pro Tonne) absatzfähiges Rohsalz.

Die Produktion von Kainit (1 Werk, außerdem auf 1 als Vebenprodukt) betrug 160 325 t 21654 473 7 (13,50 S pro Tonne) gegen 1182186 1412948 t in 1880; von anderen Kalifalzen (2 bzw. 1 Werk) 355 107 t 3518 632 9,05 40 pro Tonne (hegen 282254 4 2631 460 in 1880); von Bitter salz (als Nebenprodukt auf 1 Wer 2513 t 19 885 s6 7,82 S pro Tonne, gegen 1251 4 8635 M in 1880; an reinem Bonazit (2 Werke) 77) t 56068 M (731. 48 M pro Tonne), gegen 8) t 39 832 ½ in 1880. Im Ganzen wurden auf diesen Werken 1842 Arbeiter beschäftigt.

Eisenerze wurden auf 651 Werken und auf 44 als Neben⸗ produkt gefördert (78 Werke ruhten). Die Produktion betrug 3 806 285 1 26 423 101 ½ gegen z 679 3s5 42 25 131728 M in 1880. Davon verblieben an aufbereiteten Erzen für die Metall gewinnung 3 9902 928 1 26 404 177 ½ (6, 7 M pro Tonnej. Die Zahl der Arbeiter belief sich auf 29 334, und zwar 189798 unter, 499 m. und 2037 w. über der Erde.

Zinkerze wurden auf 69 Werken als Haupt und auf 50 als Nebenprodukt gewonnen (4 Werke ruhten). Die Produktion ergab 65h 211 t 9577 74 * (14,53 ς pro Tonne), gegen 631 826 1108953 M im Vorjabre. 13 225 Arbeiter wurden beschãftigt, daron 7170 unter, 3225 m. und 2830 w. über Tage.

Bleierze wurden auf 55 Werken und außerdem auf 65 als Nebenprodukt gewonnen (1 Werke waren außer Betrieb). Von der 148 7990 t 18 614 625 M6 betragenden Produktion (i889 12 573t 18165 888 ) verblieben 147 168 1 18257 748. (12406. pro Tonne) aufbereitete Erje. Von den 17578 Arbeitern warden unter, 7637 m., und 380 w. über Tage beschäftigt.

Kuyfererie förderten 11 Werke als Haupt⸗, 76 als Neben⸗ produkt (7 Werke waren ohne Produktion Das Jahregergebniß waren 5l5 360t 14085 743 A (gegen N35 2951 II 726 485. in 1830 oder 2733 Æ pro Tonne. Die Zabl der Arbeiter betrug 11 948, davon 109 229 unter, 1694 m. und 2) w. uber Tage.

Silber, und Golderze ergab 1 Werk mit 122 1 18021 4 (gegen 3t 48111 8 in 1889) 967,39 4 pro Tonne. Die Belegschaft betrug 27 Arbeiter (177 unter, 5 über der Erde).

Kobalterze lieferte 1 Werk mit 77 Arbeitern im Quantum ven 33 1 06 Æ (gegen 48 6 118895 Æ im Vorsabr) 249,99 ½ pro Tonne; Rickelerze 5 Werke mit 71 18355. 4 (gegen 158 1 14913 * in 1850) W361 M Antimonerze L Werk, 21 Arbeiter, 57 4 95686 Æ (issg 5 T = 6211 M); Arsenikerje 2 Werke, 7 Arbeiter, J t 26 560 A (1889 695 4 41734 4 60 Æ pro Tonne; Manganerje 25 Werle als Haupt 17 als Nebenprodukt, 11 0866 1 379 509. (1880 9753 8 336 0998 ) Brutte⸗, 6i26 9 1152 456 (al 41 . pro Tonne) Nettoprodnktion, 373 Arbeiter; Schwefel ie auf 1! Werfen alg Haupt-, auf 12 alg Nebenprodukt, 174 a5 1 1277 693 M (1023 pro Tonne), gegen 112 238 1 1167 522. in 183 ; 949 Arbeiter Caven 68 unter Tage), sonstige VBitriol“ und Alaunerte 5 Werke ale Haupt und J als Nebenprodukte, 17 0861 4 25591 Æ (15889 18251 22925 6) 1.50 vro Tonne.

Im Ganzen waren 167 Werke obne, 1677 mit Produktion, außerdem NᷓY, in denen die betreffenden Gre alg Nebenprodukte ge⸗ wonnen wurden. Die gesammte GErspreduktlon erreichte 5 35 786 e 14 g im Werthe von 2s 3465 199 A, gegen 57 712511 1 31788 315 n in 185) Von jenem Quantum verblieben 6 381597 * 819 a im Wertke von Ms gi5 his Mn G. 47 M pro Tenne] aufbereltete Gre für die Meiallaewinnung. Uie durchschnlnt⸗

3 1IIII

II I III

Von Mineralsalzen: 1877:

1878: 1879: 1880: 1881: Von Erzen: 1877: 1878: 1879:

I III

III HI I

sich nicht fäblbar machte, wird doch gelsagt, daß unsere Gingange joͤlle

liche Belegschaft betrug 255 837, davon 188 251 unter, und 67 Jog m. sowie ig w. Arbeitet über Tage.

An Saljen aus wässeriger Lösung wurden gewonnen: gocfals; in zl, Werken als Haupt., in 2 als Nebenprodukt mit 17I9 Arbei ar (1714 m, 3 w.) 247 0061 6060 633 (24. 54.40 o Tonne), gegen 244 06 t 59 668,45 0 in 1886; Chlor- irn in, 1 Werfen als Haupt, in als lebe mbtodutt mn rs mubeitern (50 m., 20 w) 51 s6ä4 t. S 756 856 M (136 45 M. pro Tonne) Chlormagnesium in 2 Werken als Nebenprodukt bös t 60 300 4 (0, 4 M pro Tonne); schwefelfaure Al- fallen: Glaubersali in 4 Werken als Haupt, in 11 als Neben- roduft, mit 106 Arbeitern (195 m. 1 w.) 38 819 t 19243834 410 gr (i pro Tonne) schwe fel sgures Kali in? Werken als Haupt, in ez Nebenprodult mit g5 Arheitern 10 119 1 = 1731 251 0 100 M pro Tonne; schwefelsaure Kalimagnesia in 2 Verken, 4273 t 123 280 66 (28, 8. ½ι pro Tonne); schwefel⸗ faure Magnesia in 7 Werken als Nebenprodukt 120986 4662 ½ (6,12 pro Tonne); schwefelsaure Erden: schwefel⸗ saure Tho nerven, in 4 Werken als Haupt-, in 2als Neben- produkt mit 67 Arbeitern (64 m., 3 w dot t öl 497 , öh 34 4 pre Tonne); Alaun in 5 Werken als Haupt-, in 1als Nebenprodukt 267: t 375 691 1 (140,58 ½ς pro Tonne) mit j (141 m., 2 w) Arbeitern; zusammen 3735492 592 414 M, mit 2909 Arbeitern, in 56 Werken als Haupt und z als Nebenprodukt.

(Schluß folgt.)

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Das Bibliographische. Institut in Leipzig hat für Reisende nach dem Orient zwei handliche kleine Sprachführer hesorgt, welche die arabische und die türkische Sprache zum Gegen—⸗ stande haben. Der axabische Sprach führer ist von Dr. M. Hartmann, Kanzler-Dragoman bei dem Kaiserlich deutschen Kon⸗ sulat zu Beirut, der türkische Sprachführer von W. Heintze in Smyrna verfaßt. Der arabische Sprachführer lehrt den syrischen und den egyptischen Dialekt des Arabischen, wie es heute ge⸗ sprochen wird, in deutscher Lautumschreibung. Das Studium der arabischen Schriftsprache erfordert sehr viel Zeit und Mühe; sie ist eine der am schwierigsten zu erlernenden Sprachen. Doch selbst wenn e der Fremde zu einiger Fertigkeit in ihr brächte, er würde keinen praktischen Nutzen davon haben; denn die Einheimischen, mit welchen ihn Reisen in Syrien und Egypten zusammenführen, verstehen und sprechen nichts anderes als die Volkssprache. Die Schriftsprache schört; lediglich dem engen Kreise der Schriftgelehrten. an. Die Einrichtung des arabischen Führers entspricht den auch für andere moderne Sprachen längst eingeführten und. bewährten Konversationsbüchern, d. h. der Stoff ist nach den verschiedensten Lagen, in die der Reisende beim Umgange mit den Eingebo⸗ renen in Egppten und Syrien kommen kann, geordnet, und mit Hülfe eines Index der betreffende Ahschnitt für beide Dialekte leicht und schnell zu finden. Eine Abweichung von den Führern für die bekannteren Sprachen war hier nur insofern geboten, als eine kurze Grammatik des Arabischen und das arahische Alphabet nebst der Um⸗ schreibung der Laute für die Aussprache deutscher Zunge vorangeschickt sst. Dem Egyptischen ist die trefflich, Grammatik des arabischen Vulgärdialekts von Dr. Spitta⸗Bey zu Grunde gelegt, während der Verfasser für das Syrische seine eigenen, im Laufe eines vierjährigen Aufenthalts daselbst gesammelten Erfahrungen benutzt hat. Außerdem ist für ein deutsch⸗arabisches und ein arabisch⸗deutsches ausführliches Vokabular nebst vielen Redensarten gesorgt, und wird in einem An⸗ hange über die Maße, Gewichte und Münzen in Egypten und Syrien sowie über Verwallung, Posten und Telegraphen in diesen Ländern Auskunft ertheilt. Auch findet der Reisende dem Buche mancherlei beim Umgange mit den Eingeborenen beachtenswerthe praktische Rathschläge vorangeschickt. Der türkische Sprachführer verzichtet auf die Abtheilung nach einzelnen Veranlassungen zur Konver— satiön. sondern ordnet diese in das allgemeine Konversa— tions Wörterbuch ein, was den Vortheil größerer Kürze für sich bat. Sonst ist die Einrichtung aber dem vorigen ganz ähnlich. Selbstverständlich ist es auch hier die Sprache des Volkes, mit der der Reisende bekannt gemacht wird, da die stark mit persischen und arabischen Ausdrücken und Konstruktionen durchsetzte Sprache, der höberen Klassen ein besonderes Studium erfordert. Aus diesem Grunde sind auch die Höflichkeitéphrasen, die man sonst in orienta— lischen Sprachführern in großer Anzahl findet, auf die unent⸗ behrlichsten beschränkt worden, da sie arößtentheils zum Doch⸗ türkischen gehören und der desselben nicht vollkommen Mäch— tige sich gar leicht durch ihre falsche Anwendung lächerlich macht. Ein am Schlusse des Bändchens angehängtes türkisch n deutsches Voka—⸗ bular ist besonders zum Auswendiglernen bestimmt und entbält die zur Bezeichnung der Lebens, und Reisebedürfnisse nothwendigsten Aus drücke, mit denen sich der Reisende schon so ziemlich durchhelfen kann, Beide Führer, in Taschenformat, sind elegant ausgestattet und bei aller Kleinheit des Drucks sehr klar und leserlich. Der Preis jedes der in feinem Leder gebundenen Bändchen bettägt nur 6 6 Bei dem stetig zunebmenden Reiseverkebe mit dem Orient dürften sich die beiden Büchlein als praktische Ratbgeber vorzüglich bewähren und zu den anerkannt ausgezeichneten Meverschen Reisebandbüchern für den Drient (aus demselben Verlage des Bibliographischen Instituts) eine willkommene Ergänzung bilden.

Am 4. Oktober d. J., demjenigen Tage, von welchem vor 30 Jahren der gregorianische Kalender in Deuntschland eingeführt worden ist, erschien im Verlage von A. R. Franz in Düsseldorf a. Rb. in Jubelausgabe der erste Jahrgang (1883) des Deutschen Kalenders für dae Deutsche Reich, bearkeitet, unter Mit. wirkung von Gelebrten, Dichtern und Künstlern. Der Herausgeber will, wie dag Vorwort besagt, in diesem Kalender ein Volkebuch schaffen, „das da unternimmt, echtdeutsche Gemütheinniakeit mit mutbiger Thatkraft, be⸗ wußte Religiosität mit erlaubter Duldung, Stammes angehsriakeit mit allgemeiner Menschenliebe, wissenschaftliche Gründlichleit mit lünstlerischer Freibeit, Achtung gegen die verordneten Vorgeseßten mit dem Vollgefübl der unveräußerlichen Menschenwürde. Neid⸗ losigkeit gegen Mebrbesitzende mit bereitwilliger Freundlich keit gegen Geringere in Einklang zu bringen. Der Kalender beginnt mit einem dichterischen Fesigruß jum 4. Oftober 1882 und einem voctischen, gottvertrauenden Willlommen dem neuen Jahre. Dann solgt ein Üübersichtliches Kalendarium, bestehend aus J Theilen: dem lirchlichen, astronomischen und landwiribschaftlichen; der lirchliche entbält die Daten und Wochentage, die Fest und e der evangelischen und katbolischen, sowie die Evangelien für beide Konfes ˖ sionen; der astronomische die Sennen⸗ Mend⸗ Auf und Untergänge, den Mondwechsel, die astronomischen Zeichen und Vimmelserscheinungen; der landwirtbschaftliche die Bauernregeln, Vemerkungen über Feld, Garten, Jagd, Obst., Bienenzucht und Fischerei. Hieran schließen sich der südische Kalender, allgemeine Kalender · Notizen. ein Aufsatz über die Geschichte des Kalenderg und seine Gintichtung, die Erklärung sa einer am Schlusse befindlichen Karte von Vimmels kõöryern, Imbolischen Jeichen und astronomischen Instrumenten, endlich Mit. Heilungen über das Wetter und die Fertschritte in der Wetterkunde. Der weite Theil beschäftigt sich mit dem Deutschen Reich, über wescheg in gedrängter Kürze mitgetbeilt wird: eine geschichtliche Uebersicht die deuische Geschichte von der ersten JZeitperlode an bis zam Jahre 1871), geogravbische Uebersicht sämmilicher deutschen Staaten und frelen Siädte, die Genealegle der in den deutschen Staaten reglerenden oben Däuser, die Werfassung des Deut chen Reicht, die Verfassung des Preußischen Staates, Veercterganisatien, Sia iii des Deurschen Rel, Ti. Bewegung der Ber oͤllerung im Dent schen Reiche, der Gewerbebetrleb nach der 12 6 lung dom 1. Dejember Werke der Gin ⸗- und Hut fuhr im Jabte 1889, ostbetrsck im Reicherestacbicte für das Jahr I88). 1 big Januar 183, Pertotare der Post - kad Weriktare deg Telegrapben, deutsche Wech selstemwelsteuer. Der dritte Thell entbält ein Meß und Marktoermeiihaig vom gangen Deutschen Nelche und angrenzenden Ländern für das Jabt 1883, der

religiös gehalten und in altdeutscher Schrift ausgefübrt sind. Die Ausstattung des 15 em hohen und 12 em breiten Kalenders ist sebr sauber, der Druck, besonders des Kalendariums und des 2 buchs vorzüglich; der Einband zeigt auf rothem Grunde in Silber und Schwarz die Harmonie, mit Allegorien geschmückt, deren Er⸗ klätung beigegeben ist. Das Titelblatt ist mit einem Porträt Sr. Majestät des Kaisers als Barbarossa, auf dem Schlachtroß die Fahne des Reiches hoch emporhaltend, geziert; auch dieser Stich, sowie die Friese über den Gedichten u. s. w. finden sich genau erklärt. Der Preis des 15 Bogen starken, durch das Tagebuch und ein Familiendenkblatt zum dauernden Verbleib in der Familie bestimmten Kalenders, der sich deshalb auch zu Festgeschenken eignet, beträgt gebunden 2 S Ein Theil des Reinertrages ist für arme Waisenkinder bestimmt. Gleichzeitig hat die Verlagt handlung noch eine billigere Ausgabe hergestellt, in welcher der 3. und 4. Theil fehlt; diese kostet (9 Bogen stark) brochirt nur 1 .

Gewerbe und Handel.

Nach Mittheilungen aus Italien ist von der Direktion für Ausrüstung des dritten Marine Departements zu Venedig auf den 2. November d. J. bis Mittags 12 Uhr eine Submission auf die Lieferung von Segeltuch zum Taxwerthe von 45 351,10 Lire ausgeschrieben worden. . Ueber die speziellen Bedingungen ist das Nähere an Ort und Stelle einzusehen. . Stuttgart, 17. Oktober. (Leipz. Ztg.) Gestern trafen die ersten Zufuhren für die Ledermesse, die heute stattfindet, ein. Seit heute früh fährt Wagen an Wagen vor. Die Zufuhren sind weit bedeutender als zu den ersten Messen. Fast die ganze Gewerbe—⸗ halle ist mit in Reih und Glied geordneten, regelrecht verschnürten Lederballen belegt. Leder ist in allen Sorten, vom zartesten Lamm— und Ziegenfell bis zum schwersten Sohlleder aus Wihdhaut vertreten. Cine Uebersicht zu gewinnen ist schon deshalb unmöglich, weil das Abwägen des verkauften Leders schon in, dem Momente beginnt, da die Thore der Halle sich öffnen, also weit eher, als der letzte Wagen abgeladen ist, Es sind zwei Abwägestellen eingerichtet, gleich dahinter ist die Spedition thätig. An Beigaben sind drei Verkäufer von Gerberwerkzeugen erschienen. Auch für diese Messe erweist sich die Halle als ein ganz vorzüglich zweckentsprechender Raum. Die -Nem⸗Yorker Hdle.gtg. äußert sich in ihrem vom 6. d; M; datirten Wochenbericht folgendermaßen: Die im letzten Bericht besprochenen Störungen haben, wenn auch in wesentlich ge⸗ schwächtem Maße, in dieser Berichtswoche noch nachgewirkt. Die Geldklemme, der als Erzeugniß gewissenloser Spekulanten von vorn⸗ herein keine längere Dauer zugestanden war, ist zwar fast gänzlich verschwunden, aber die Abneigung, Geld, namentlich in Diekonten, auf längere Zeit festzulegen, hat zum Nachtheil für die Entwickelung des legitimen Geschäfts angehalten, und selbst einige der stattgehabten Suspensionen dürften darauf zurückzuführen sein, denn das Incasso, besonders von guswärts, ist dadurch sehr erschwert. Dazu kemmt noch, daß Brodstoffe⸗ Produzenten und Spekulanten, um eine Steigerung der Preise zu erzielen, oder doch deren natürlichen Rück⸗ gang zu hemmen, ihre Vorräthe zurückhalten und dadurch, wenn auch nur für den Moment, den Produktenerxport verhindern, die Dimen⸗ sion zu erreichen, zu welcher derselbe, bei der überaus ergiebigen Ernte, schon jetzt gelangt sein müßte. Zur allgemeinen Enttäuschung bleiben aus demselben Grunde die nothwendigsten Lebenebedürfnisse auch Feuerungsmaterial ist in Folge einer Kombination der Produ— zenten auf einen unverantwortlich hohen Preis getrieben , für den Konsumenten so theuer, daß deren Beschaffung den Verdienst der arbeitenden Klassen fast gänzlich absorbirt und auch dem Mittelstande Einschränkung gebietet. An der Börse, die nach früheren Erfahrungen, die durch hohen Geldstand bedingten Zinsopfer nicht gescheut baden würde, eine Hausse⸗ Bewegung einzuschlagen, haben unangenehme Enthüllungen in der Verwaltung der Louisville & Nashville Eisenbahn eine hart an Mißtrauen grenzende Entmuthigung bervorgerufen, begleitet von einer starken, erst heute erschöpften Baisse selbst anerkannt solider Werthe, in direktem Widerspruch stehend zu der wirthschaftlichen Lage des Landes, die nie zuvor so günstig gewesen ist, wie jetzt. Der Wechsel⸗ markt hingegen tritt bereits in das Stadium, welches demselben erst gegen Ende des Jahres prognosticirt war und rechtfertigt die Erwartung eines bald beginnenden Goldimports. Auf den Außenhandel der Union im Monat August haben die reichen Ernten einen allerdings noch schwachen, aber immerhin günstigen Einfluß geübt. Nachdem im Juli er., dem ersten Monat des laufenden Fiskaljahres, der Waarenimport den Pro— duktenexrport um fast 11, oder, die Bewegung von Kontanten in Rechnung gebracht, um 54 Millionen Dollars überstiegen hatte, stellt sich für August ein minder ungünstiges Resultat heraus. Wäh— rend der Wagrenimport, mit ea. 654 Millionen, dieselbe Höhe wie im Juli erreicht hatte, ist der Produktenerport von 54 Millionen im Juli auf 62 Millionen Dollars gestiegen, ein Defizit für August von ca. 3 Millionen, das sich, abzüzlich des Ueberschusses des Kon⸗ tantenerports, auf 939 007) Dollars reducirt. Im September ist der Waarenimport zwar wenig abgefallen, dagegen der Export, obwobl von Baumwolle wegen verspäteter Ernte nur kleine Quantitäten und keine nennenswerthe Summe Kontanten einschließend, gestiegen, so daß derselbe das für die ersten zwei Monate des laufenden Fiskaljahres bestebende Defizit von ca. 64 Millionen wenn nicht vollständig, doch tbeilweise decken wird. In der Lage de Waaren⸗ und Produk tenmarktes ist seit dem letzten Bericht keine wesentliche Aenderung eingetreten. Bred⸗ stoffe haben unter dem Einfluß eines stärkeren Begebrg Seitens der Spekulanten im Werthe angezogen; für Weizen zeigte sich recht gute GExportfrage, doch sind Ordres von drüben meistens zu niedrig limitirt, um deren Ausführung zu gestatten. Baumwolle in dievonibler Waare war ruhig und ist abermals nsiemlich bedeutend im Preise gewichen; Termine baben bei lebbaftem Geschäft ebenfalls eine Einbuße erlitten, verkehrten aber am Schluß wieder in steigen · der Tendenz. Der Frachtmarlt ist rubig, aber sehr sest. Das Geschäft am Kaffeemarkt war etwas besser, doch blieben Trangaktjonen auf den dringendsten Bedarf des Inlandes beschränkt. Für Robzuger batte die Nachfrage fast ganz nachgelassen, zeigte aber am Sa Laß wieder eine kleine Besserung. Terventinöl ijt bei lebbafter Frage im Wertbe gestiegen, und Harz verkehrte ebenfalls in steigender Tenden Einbesmische und fremde Mann faktur⸗ wagaren im Allgemeinen still; ven letzteren beiden Seidenwagren durch übermäßige Nach⸗Importation. Der Import fremder Web⸗ stoffe für die beute beendete Woche beträgt 2 222 101 Doll. gegen 2214 436 Doll in der Parallelwoche des Vorsabres ; ĩ Wasbington, 18. Oftober. (B. T. G) Schatz sekretär Folger macht die Amertisirung von 135 Millionen vrolongirter Feso Bonds bekannt. Die Zinsenzablung für dieselben bört am 18. Januar 1883 auf.

Berlin, 19. Dftober 1882.

Dem seeben erschlenenen 4. Heft des II. Bandes der Jabr⸗ bücher der Königlich vreußischen Kunstsammlungen (viertel jaãbrlich, um D ven 30 für den Jahrgang, Weidmannsche Buchbandlung zu riin) entnebmen wir folgende weiteren amt. lichen Mittheilungen ber die Königlichen Kunstsammlungen:

( Schluñ.) H. Känigliche Natienal- Galerie.

Im verflossenen Miertelsabt erfubten die Sammlungen durch An läufe folgende Bereicherungen: A DOelagemälde. Rottmann, Karl: Landschaft bei Perugia. Graef. Gustar. Bildalß des Feldmarschallz Grafen Roen.

dierte ein Tagckuch far siden Stand mit sinnrelchen Sprüchen, die

weiße Kreide.

B. Bildhauerwerke, C. Kartons. Keine.

EL. Handzeichnungen.

Selbstportrãt des Künstlers.

Schnorr von Carolsfeld, Julius: 19 Blatt zum Nibelungen⸗ Cyklus; Feder und Wasserfarben.

Karl der Große; Federzeichnung. J

10 Blatt Aktstudien; Bleistift und Kreide.

7 Blatt Gewandstudien; Federzeichnungen.

4 Blatt Bildnißzeichnungen; Feder und Wasserfarben,

8 Blatt Kompositionen zur Bibel;

7 Blatt Federzeichnungen, 1 Blatt Wasserfarben.

Preller, Friedr. sen.: 3 Blatt Studien in Sepig.

Heß, Peter: 9 Blatt (2 Bildskizzen, 7 Soldatenstudien); Feder und Bleistift. —. ö .

Kriehuber, Joseph: Eichenstudie; Bleistift. . Schirmer, Joh. We: Thal der Egeria bei Rom; Römische Ge⸗ birgsstudie. Wasserfarben.

Aufwand: 8060 0

Krüger, Franz: Schwarze und

Jordan.

Cassel. ;

Königliche Gemäldegalerie. . Im Mai dieses Jahres wurden die vier letzten der acht weib⸗ lichen Statuen von K. Echtermeyer, welche derselbe als Repräsen⸗ tationen der bedeutendsten Kunstländer für die hiesige Galerie in karrarischem Marmor auszuführen hatte, im Treppenhause aufgestellt und fand damit die plastische Ausschmückung und überhaupt die Vollendung des Gebäudes ihren Abschluß. . Als Geschenke für die Galerie aus jängster Zeit sind dankend zu verzeichnen: ; Martin de Vos: Der Untergang Pharao's im rothen Meere und die Rettung der Israeliten. Holz; h. 1604, br. 2,15. Von Staats⸗ rath von Meyer, Excellenz. ö J J. A. Nahl: Odyffeus, von seinen Gefährten unterstützt, ist im Begriff, dem trunkenen Polyphem das Auge auszubrennen. Bez. J. A. Nahl 1813. Sepiazeichnung. Papier; h. O58, br. 0, 99. Von Hrn. Arthur Nahl in San Franeisco. Die der Galerie leihweise überlassene Sammlung des Hrn. Edw. Habich dahier wurde in den beiden letzten Quartalen um folgende Meister vermehrt: . Jacob van Ruisdael: Ortschaft angeblich das Bad Spag im Hintergrund Hügel, am Himmel dunkle Gewitterwolken mit blen— dend durchhrechendem Lichtblick. Bezeichnet R. Leinwand; b. C52, br. Gä69. Tadellos erhalten. Ausgezeichnetes Werk des Meisters aus seiner mittleren Periode, von wunderbar intimer, schwermüthiger Stimmung. ö J Liberale da Verona: Die sterbende Dido. Sie steht inmitten des Bildes hoch oben auf einem von Holz, Trophäen ꝛc. aufgeschich⸗ teten Scheiterhaufen, umgeben von einer Menge von Zuschauern. Holz; h. 043, br, 123. Hochbedeutendes Werk des Meisters unter theilweisem Einflusse des Mantegna. Um 150, vielleicht auch etwas später. . Schule von Parma, zweite Hälfte des TVI. Jahrhunderts: Madonna mit dem Kinde auf dem Schoß, sitzt in einem Garten, welchen zwei Personen nach rückwärts durch eine Pforte verlassen. Ueber ersteren schweben in einer Gloria zwei Engel mit dem Kreuze. Leinwand; h. O, 35, br. O, 24. ö . Bartolommeo Neroni, gen. Maestro Riecio Sanese; Kniestück der Madonna mit dem Kinde auf dem Schoß, das mit einem Vogel spielt, den der kleine Johannes der Täufer an einem Schnürchen hält. Links hinter der Madonna Joseph anbetend, rechts ein Engel des— gleichen. Holz, rund, Durchmesser 0,85. Charakteristisches, gut er⸗

haltenes Werk. Leinwand; h. O, 30,

Francesco Guardi: br. O. 42.

Matthäus Grünewald: Altarbild. Christus am Kreuze, rechts davon Maria, links Johannes. Christus lebensgroß, die anderen Figuren etwas kleiner. Rückseite von Schülerband: der kreuztragende Christus von Schergen umgeben. Holz; h. 1,93 br. 152. Dieses großartige und ergreifende Werk zeigt dieselben Qualitäten, wie der Isenheimer Altar in Kolmar und wird ungefähr um die nämliche Zeit, wahrscheinlich für eine Kirche von Cauberbischofsheim ent⸗ standen sein. ͤ

Hans Baldung, gen. Grien: Halbfigur der Madonna mit dem schlafenden Christuskaaben auf dem Arme. Bezeichnet links oben im Eck mit dem aus IHI., B. und G. jusammengesetzten Monogramm und der Jahrzahl 1514. Holz, h. 9,64, br 946. Tadellos erhaltenes Werk des Meisters unter unverkennbarem Einflusse Dürers.

Derselbe: Herkules den Antäus erdrückend. Holjz, h. 154. br 0.64. Gut erhaltenes, durch das darin dokumentirte erstaunliche Studium der Muskulatur höchst interessantes Bild, wohl aus den zwanziger Jahren des XXI. Jahrhunderts. .

A. Altdorfer: Die Verklärung Christi auf dem Berge Tabor, unten links ein knieender geistlicher Stifter, rechts dessen Wappen. Holz, h. 0,9, br. C, 55. Frühes Werk von ausgezeichneter Er⸗ haltung. . I

Aus dem Museum Fridericianum dahier wurde auf Anregung des Unterzeichneten in die Galerie überführt:

Schweizer Schule aus der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts: Tischplatte mit astrolc,isch zellurisch ethischen Allegorien in reicher Landschaft, letztere unter sichtlichem Einfluß Altdorfers Bez. Asmuß Stedelin (wabrscheinlich der Schenkgeber, nicht der Maler) MbxXXIII. Holz; b. 1,618, br. 109. Die Tafel ist überreich an böchst liebevoll ausgefübrten Einzelbeiten.

Venezianische Vedute.

Gisenmann.

Morgen, Freitag, den 20., sindet Königliche Parforce—⸗ Wagd siatt. Rendez vous: Mittags 1 Uhr zu Jagdschloß Stern.

In der letzten Hauyptversammlung des Verein für dent sche tz Kunstgewer be, am 11. d. M., wurde eine Kenkurrenz ausgeschrieben um den Entwurf zu einer vom Mangisteat zu verleibenden Medaille für Lehrlingsausstellungen. Dr. Prof. J Lessing sprach über orna- mentale Thiere und deren Verwendung im Kunstgewerbe. Anlnüpfend an einen früberen Vortrag über dafselbe Tbema, in wel hem der Redner nachgewiesen hatte, wie Tbierfiguren nicht in realistischer, son⸗ dern in xrbantastischher Form zur Deforation verwendet werden müssen, Cab derselbe ingen böchst. interessanten Ueberblick über die Geschichte der seit Jabrtausenden in der Aunst vorkommenden Fabelwesen, wie Geeisen. Sphinre u. dergl. Als Urbild aller solcher Gebilde sei das bei den Auggrabungen von Ninioe entdeckte Flügeltbier zu betrachten, der biblische Gberub (Gberub⸗Greis), ein aug Lowe, Stier, Adler und Mensch zusammen⸗ gesezteg Geschöpf von religlög-symbolischer Bedeutung. Dlese und zbnliche Figuren verwertbete später die geiechische, dann die rtomische Kunst in der rerschiedensten Weise; das Mittelalter verabscheute sie, aber die Renaissance benutzte sie mit Vorliebe und schuf darautz in oft wilder Pbantasie die reichsten Ornamente. welche ung beute al trefflich verwendbare Verbilder dienen. Im Orient selbst be- diente man sich sabrtausendelang, der strllsirten Fabelwesen und ernamentalen Thiere im dekorativen wecken; unũber ˖ trefflich sdäne Muster davon bieten namentlich die alt- orientalischen Gewänder, welche zwischen 0 und 10) nach Ghee, nach Curopa imvrortirt wurden, und von denen noch jablreißke Weste erbalten sind. Gbenfallz orientalischen Ursprungz sind die in der Heraldik vor⸗ kemmenden, zur Dekoration sebr emrfebleneertben Thiergestalten. Der Vorsitzende, Or. Geb. Realerungg Rath Reuleaur, n * neue von Adelbard in Nürnberg versertigte Holsmosaikbisder und Heiner sebr bäbsche, mar Ginlage in Mebel gut verwendbare Mosaik Intarsten sowle eine Anzabl Garn ,, la sönen Formen nad mit siol⸗

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