1882 / 267 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 13 Nov 1882 18:00:01 GMT) scan diff

bung des Bauplatzes, soweit derselke sich nicht durch Umtausch ö 9 ohne Debatte genehmigt.

Der Fürbringer erklärte, er habe den beiden letzten Anträgen nicht widersprechen wollen, könne jedoch nicht umhin, ein Verfahren zu tadeln, wonach man so wichtige Gegenstände am letzten Tage auf die Tagesordnung setze, auf diese Weise den Mitgliedern des Hauses keine Gelegenheit gebend, sich darüber genau zu informiren. Der Landes⸗Direktor von Bennigsen entgegnete, der Ausschuß habe die jetzt zur Ansicht im Saale ausliegenden Pläne genau geprüft. Der betref⸗ fende Antrag sei schon in den ersten Tagen der Session in den Handen der Mitglieder gewesen; er (Redner) würde dem Abg. ürbringer auf ein desfallsiges Ersuchen jede Auskunst gegeben haben. Der Präsident wies den Vorwurf eines unrichtigen Verfahrens zurück. Beide Gegenstände hätten schon am Montag auf der Tagesordnung gestanden.

Was das Schreiben des Ober⸗Präsidenten, die Nach⸗ weisungen über den hannoverschen Klosterfonds pro 1. April 1881387 betreffend, anlangt, so beantragte der Abg. Für⸗ bringer, dasselbe an den Ausschuß zur Prüfung zu über⸗ weisen. Der Abg. Struckmann hielt es für angemessen, das Schreiben wie früher einfach zu den Akten zu legen; er glaube nicht, daß der Ausschuß besonderen Anlaß habe, das⸗ selbe zu prüfen. . .

Der Abg. von Rössing sprach sich für den Antrag des Abg. Fürbringer aus. Derselbe wurde hierauf genehmigt.

Den von den Schriftführern verlesenen Schreiben an den Ober⸗Präsidenten widersprach das Haus nicht.

Damit war die Aufgabe, welche dem diesjährigen Land— tage zugetheilt war, erledigt.

Mecklenburg. Schwerin, 11. Novemher. (Meckl. Anz.) Der Herzog Johann Albrecht hat einen achtzehnmonat⸗ lichen Urlaub genommen, um eine Reise nach Asien und Amerika zu unternehmen, welche Se. Hoheit in diesen Tagen angetreten hat. Der Herzog Paul Friedrich, beabsichigt ebenfalls zu einer Reise ins Ausland einen einjährigen Urlaub zu nehmen, nach dessen Ablauf Se. Hoheit in sein jetziges Militärverhältniß zu Cassel wieder eintreten wird.

Hamburg, 11. November. (W. T. B.) Die Anträge der Senats und Bürgerschafts-Kommission über den Generalplan und Generalkostenanschlag für die Ausführung des Zollanschlusses lauten:

Der Senat und die Bürgerschaft wollen beschließen: 1. betreffend den Generalplan und Generalkostenanschlag:

I) daß der in die innere Stadt fallende Theil des Zollkanals mittelst Verbreiterung des Fleeths hinter dem alten und neuen Wand⸗ rahm und den Mühren auf 45 m bei einer Tiefe von 1m über Null herzustellen und an der Kehrwiederspitze mit einer eigenen Wasserzu⸗ fahrt aus dem Freihafen zu versehen sei, daß ferner an dem nörd— lichen Ufer dieses Kanals eine durchgehende Quaistraße frei zu legen sei;

2) daß der östliche, zwischen der Sülze und dem Kannengießerort belegene Theil der Kehrwieder⸗Wandrahminsel zur Erbauung von Speichern und Lagerhäusern im künftigen Freihafengebiet und zwar in der Ausdehnung und nach Anleitung des vorgelegten Projekts zu bestimmen sei; .

3) daß im Uebrigen der Generalplan vom 15. April d. J. im Allgemeinen und namentlich in Betreff der nachstehend benannten hauptsächlichsten Bauten und Anlagen zu genehmigen sei, nämlich: a. in Betreff der Erweiterung des Oberhafen⸗Kanals und des Billhafens, der Abtrennung einer zollinländischen Wasserstraße vom Niederhafen längs der Vorsetzen, der Vergrößerung des St. Pauli Markt⸗ und Landungeplatzes; b. in Betreff des Ausbaues des Baa— kenhafens und des Baakenwärders, des Baues eines Hafens für oberelbische Fahrzeuge und eines solchen für Segelschiffe auf der Veddel, der Aptirung der Billwärder Konkave als Winterhafen für oberelbische Fabrzeuge, der Begrenzung des Freihafengebiets gegen Westen; (. in Betreff der g un der Wagenfähre am Grasbrook durch eine feste Elbbrücke nebst entsprechender Verlegung der Har— burger Chaussee;

4) daß zur Ausführung des durch die vorstehenden Beschlüsse festgestellten Generalplans die in dem Kostenanschlag vom 31. Okto—⸗ ber d. J. ausgeworfenen Summen im Gesammtbetrage von 105 700000 4 zu bewilligen und die Finanz⸗Deputation zu ermäch⸗ tigen sei, diesen Betrag nach Abzug des vom Reiche zu leistenden Beitrags nebst den bis zum Zollanschluß auflaufenden Zinsen mit⸗ telst temporärer oder definitiver Anleiben zu beschaffen; II. betreffend die Ausführung des Generalplans: daß eine aus 5 Mitgliedern des Senats und 10 Mitgliedern der Bürgerschaft bestehende Kommission zunächst auf drei Jahre, unter Vorbehalt der eventuellen Prolonga⸗ tion, einzusetzen sei, mit dem Auftrage, über die Ausführung des Generalplans und die Verwendung der bewilligten Mittel im Ein⸗ elnen, namentlich also über die Reihensolge der Arbeiten, über die für

ie einzelnen Bauwerke und Anlagen aufzustellenden Spezialpläne und speziellen Kostenanschläge und über etwaige im Lause der Ausführung sich als nothwendig ergebende unwesentliche Aenderungen des General- plans unter Vorbehalt der Zustimmung des Senats zu beschließen, und zwar mit der Maßgabe, daß zur Gültigkeit eines Beschlusses er⸗ forderlich sein solle, daß die Mehrheit der an der Abslimmung theil⸗ nehmenden bürzerschaftlichen Mitglieder für denselben gestimmt hat; daß bei anbaltender Meinurgeverschiedenbeit zwischen dem Senate und der Kemmision über einen Punkt, welcher der Entscheidung notbwen⸗ dig bedarf, die ketreffende Angelegenbeit auf dem ordentlichen ver⸗ fassungemäßigen Wege zu erledigen sei; daß endlich die Kommission 13 den Stand der ganzen Angelegenbeit alljäbrlicih zu berichten abe.

Desterreich Ungarn. Wien, 12. Norember. (W. T. B.) Bie 19 Ußr Abende sind gestern im Bezirke Reubau keinerlei Ausschreitungen vorgekommen. Es ist die Versügung getroffen, daß die Wache und das Militär nach 19 Uhr in die Kasernen einrücken. Nach Untersuchung der jüngsten hiesigen tumultugarischen Vorgänge sindet sich, wie eg heißt, die Regierung nicht veranlaßt, besondere Ausnahme⸗ maßregeln zu verfügen.

18. November. die Ruhestörungen nicht wiederholt. Eine Anzahl Setzer hat die Arbeit eingestellt, bei zwei Journalen ersolgten Kündi⸗ gungen.

Vest, 11. November. (B. T. VB) Der Budget⸗ aueschuß der ö5sterreichischen Delegation genehmigte das außerordentliche Heeregersorderniß von 71, Millionen Fl. nach den Anträgen der Regierung. Im Laufe der Debatte erklärte der Kriegg⸗Ninister, daß andere Staaten ihr Augen⸗ merk auf bie Einführung von Repetir⸗ und Magazingewehren richteten, dieses System jedech noch von keinem Staate abop⸗ irt sei. Sellten einige große Staaten dieseg Gewehrsystem ein s6hren, so müßten die anderen dasselbe thun. Die Urmi⸗ rung Polae sei vollendet; es werde daher ein weiterer hierauf bezßglicher Aaspruch nicht erhoben werden. Bei dem Posten, betreffend Befesligungen an der Grenze von Südtirol, sowie Krakaug und Prjempalg giebt der Kriege Minister die noth⸗ wendigen Ausllärungen. Schließlich wurde die VBedeckunge⸗

(W. T. B.) Auch gestern haben sich

post „Zollgesälle“ konform der Regierungsvorlage mit 14700 000 Fl. angenommen.

Großbritannien und Irland. London, 11. Novem⸗ ber. (W. T. B.) Ihre Kaiserliche und Königliche 6. die Kronprinzessin Victoria ist hier einge⸗ roffen.

Dublin, 11. November. (W. T. B.) Heute Abend wurde auf der Straße ein Mordversuch gegen den Richter Lawson unternommen. Der Mörder wurde ver⸗

haftet. ;

12. November. (W. T. B.) Der wegen des Mord⸗ versuchs gegen den Richter Lawson Verhaftete war mit einem sechsläufigen geladenen Revolver bewaffnet und hatte noch ein Dutzend Patronen bei sich, die er wegzuwerfen ver⸗ suchte; eine Haussuchung war resultatlos. Der Polizei ist der Verhaftete bekannt, da er bereits im Jahre 1870 wegen Straßenraubes zu einer 5. jährigen Zuchthausstrafe verurtheilt wurde. Derselbe heißt Patrick Delanay und ist seinem Ge⸗ werbe nach ein Zimmermann. Man vermuthet, daß derselbe einer fenischen Organisation angehöre. Delanay wird morgen vor das Polizeigericht gestellt werden.

Frankreich. Paris, 19. November. (Allg. Corr.) Die ministerielle Erklärung ist heute in Paris und in der ganzen Provinz öffentlich angeschlagen worden.

In der beginnenden Session werden die militärischen Angelegenheiten einen großen Platz in der parlamentarischen Diskussionen einnehmen. Dem Vernehmen nach wird der Kriegs⸗Minister, General Billot schon in den nächsten Sitzungen mehrere wichtige Gesetzentwürfe der Kammer vor⸗— legen, namentlich die Armirung von Festungen und die neuen Uniformen betreffend. Eben so wird er unverzüglich die Be⸗ rathung über die Projekte, betreffend die Festungsartillerie und die afrikanische Armee, verlangen.

11. November. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Kammer der Deputirten erklärte bei Gelegenheit der Berathung des Kultusbudgets der Minister des Innern: die Regierung sei entschlossen, jeden auf Aufhebung des Konkordats gerichteten Antrag abzu⸗ lehnen. Der ral ikale Deputirte Roche sprach für eine weit⸗ gehende Reduktion des Kultusbudgets. Bischof Freppel erinnerte daran, daß die Verpflichtung des Staates, den Kultus zu unterhalten, nicht aus dem Konkordat fließe, sondern eine Entschädigung sei für die Konfiskation der Güter des Klerus in der Revolutionszeit. Andrieux bekämpfte die Reduktion des Kultusbudgets, da dieselbe die Gefühle eines großen Theils der Nation verletzen müßte. Montjau und Boysset, Radikale, sprachen gegen das Konkordat und behaupteten, Frankreich habe aufgehört katholisch zu sein. Die Kammer beschloß mit 351 gegen 131 Stimmen, in die Berathung der einzelnen Artikel des Kultusbudgets einzutreten.

12. November. (W. T. B.) Das „Journal officiel“ veröffentlicht heute die Ernennung Decrais' zum Botschafter am italienischen Hofe und die Ernennung Pascal Duprats zum Gesandten für Chile.

Oran, 11. November. (W. T. B.) Die Stadibehörde hat die Theatervorstellungen suspendirt, da antisemitische Demonstrationen befürchtet wurden.

Spanien« Madrid, 13. November. (W. T. B.) Die Königin ist von einer Prinzessin entbunden worden.

Italien. Rom, 11. November. (W. T. B.) Die „Agenzia Stefani“ meldet: in Folge der zwischen Rom und Paris anläßlich der jüngsten ö , ,. aus⸗ getauschten Mittheilungen würden diese Botschafter an— gewiesen werden, über ein Arrangement bezüglich der aus den Ereignissen in Tunis entstandenen Fragen zu verhandeln.

12. November. (W. T. B.) Das amtliche Blatt veröffentlicht die Ernennung des Generals Menabrea zum italienischen Botschafter in Paris.

DNußland und Rolen. St. Petersburg, 13. November. (W. T. B.) Wie die Zeitung „Strana“ ersährt, beabsichtigt das Marine⸗Ministerium im Jahre 1883 den Bau von 2 Panzerschissen, 3 Kreuzern und 2 Kanone booten für das Valtische Meer und den Bau von 2 Panzerschiffen für das Schwarze Meer in Angriff zu nehmen.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 11. Novem⸗ ber. (W. T. B.) Ihre Königliche Hoheit die Kron—⸗ prinzessin ist heute Nachmittag 44 Uhr glüclich von einem Prinzen entbunden worden. Alsbald nach der Entbindung hielt Se. Majestät der König einen Ministerrath ab und bestimmte für den neugeborenen Prinzen den Titel „Herzog von Schoonen“ und die Namen Oskar Friedrich Wilhelm Olaf Gustav Adolf.

Afrika. Zwischen zweitausend und dreitausend Mann schwarzer Truppen sollen in der Nähe von Benha konzentrirt sein. Das erste Kontingent der Sudanexpedition wird in einigen Tagen nach Suakim abgehen.

12. Novem der. (W. T. B.) Der Khedive hielt heute Vormittag aus Anlaß des muselmännischen Neujahres einen offiziellen Empfang ab, bei welchem die Patri— archen der verschiedenen Konfessionen, die Vertreter der auz— wärtigen Staaten, alle böheren Beamten, mehrere europäische

Egypten. Kairo, 11. November. (W. T. B)

Notabilitäten, namentlich auch Lord Dufferin und General

Alison erschienen.

Jeitungèstimmen.

Die „Deutsche Reichs⸗Post“ sagt in einem „die

rn in Frankreich und Deutschland“ überschriebenen Artikel:

In jedem Staatewesen sind sowohl direkte wie indirekte Stenern Galbe, Jeig und Gcfurt nur 20 9. verlangt beute mehr die Abschaffung

nothwendig; keine Finanzlehre der indirekten Steuern; eine selche wäre in unserem modernen Staals⸗ wesen einfach unmö lich, da man nirgende mebr mittelst der direkten Grbebunge form allein die zur Deckung der dedürfnisse nötbigen Summen jusammenubtingen vermöchte. Wenn nun der Staat ror Allem verlangi, daß die Abgaben leicht cingeben, daß sie dabel aber zugleich auch die Fäbigkelt eine naturlichen Wache bum daben, wäbrend der Steuer jabler dana strebt, die Abgabe so wenig wie möglich u empffuden und junleich die Moglichkeit u baben, big im einem gewissen -;Grade sich der Gnt⸗ richtung der Abgaben, obne straffallig ju werden, entjlehen ju fännen, so kesißen die indirekten Steuern dlese Gigenschasten im vollkom- mensten Maße; schwerlich würden sie sich auch sonst überall so leicht einge fübrt baben

Danlenlge Finarmesen nun, in welckem diese Grundsäge kel der Bestenerung die vornebmlich maßgebenden gewesen sind, 1. Ftank ·

Staal -

reich. Hier nebmen die indirekten Steuern bei Weitem die hervor⸗ ragendste Stelle ein; und daß sich dieses Land nach den Schicksalg⸗ schlägen in den Jahren 1870171 so beispiellos schnell wieder erholt und vier Jahre nach dem Friedensschluß das Gleichgewicht seiner Finanzen bereits wieder bergestellt hat, ist neben der Opferfreudigkeit e . vornehmlich auf dieses Besteuerungssystem zurück⸗ zuführen.

Wenn man die nachfolgenden Zahlen betrachtet, welche dem ver⸗ dienstvollen Werke von Kaufmanns über die Finanzen Frankreichs entnommen sind, so ergiebt sich, daß Frankreich, das meist besteuerte Land Europas ist, daß aber gleichzeitig in keinem anderen Lande, mit Ausnahme Norwegens, dessen Budget überhaupt keine direkten Steuern aufweist, die indirekten Steuern einen so hervorragenden Antheil an den Einnahmen haben, wie in Frankreich; und mit Recht behauptet von Kaufmann, daß dieses gerade ein Umstand sei, welcher diesem Land zweifellos das Tragen seiner Steuerlast nicht unwesentlich

erleichtere. Durchschnitt aller

Einnahmen Steuern direkten indirekten pro Einwohner. Steuern. f. Oso oo Frankreich.. 53 16 84 en,, 36 64 Desterreich .. 24 76 m 48 52 Großbritannien und Irland. 18 82 Niederlande 26 74 K 30 30 J 36 64 . 35 65 . ; 26 74 Schweden... 22 78 Norwegen... 25 10 . 100 Frankreich ist also mit 53 M pro Kopf der Bevölkerung das meistbesteuerte Lind; am nächsten kommt ihm Großbritannien und Irland mit 40 M, dann Niederland mit 38 M, Italien und Spanien mit 36 M pro Kopf, während in Preußen nur 18 9 an Steuern auf den Kopf der Bevölkerung entfallen. Die indirekten Steuern machen in Frankreich 8 oM aller Steuereinnahmen aus, in Preußen dagegen nur 646/o; Preußen wird in dieser Beziehung noch weit von Oesterreich, Groß⸗ britannien, Niederlande, Belgien, Rußland, Italien, Schweden u. a. überragt, und man kann mit Recht behaupten, daß die indirekte Be— steuerung in, der großen Mehrzahl der größeren Staaten Europas wesentlich stärker entwickelt ist als in Preußen, was diesem aber wenig zum Vortheil gereicht

Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ schreibt über die Wirkung der Roggenzölle auf die Brodpreise:

Ein ebenso vielgestaltiges Bild wie die Detailpreise für Petroleum bieten uns die Tabellen der Concordia“ in den Brod⸗ preisen, ja man könnte sie für noch bunter und unbegreiflicher erklären, was demjenigen in die Augen fällt, der an diese Zahlenreihen heran tritt und die in ihnen hervortretenden Differenzen zu verstehen sucht. Die Angaben erstrecken sich auf 531 Orte, und die für dieselben auf⸗ geführten Preise für 1 kg Roggenbrod variiren zwischen 14 und 60 3 Da für 100 kg Roggen der Zoll 1 M beträgt und da 1 kg Roggen und 1 kg Brod sich ungefähr deckende Größen sind, so würde der Roggenzoll nach der Rechnung der Freihändler 1 kg Brod um 1 3 vertheuern. Sehen wir zunächst einmal zu, was die Zahlen der Concordia“ darüber aussagen. Wir finden Bremen mit 16, Altona mit 20, Hamburg mit 30 g normirt; letzteres erhebt eine Accise, jedenfalls ist dieselbe aber nicht im Stande, die Preisdifferenz zwischen 30 und 16 resp. 20 erklären zu können. Nun finden wir 11 Orte, die billigere oder gleiche Preise wie Bremen haben, 139 Orte, die in demselben Verhältniß zu Altona stehen und 502 ebensolche in Bezug auf Hamburg; wollte man aber für Hamburg selbst 8 pro Kilo auf die Aceise kürzen, so würden immer noch 372 Orte billigere oder gleiche Preise halten als diese Stadt. Da diese Orte mit billigeren Her hen als die Zoll⸗ ausschlüsse über das ganze Reich verstreut liegen, keineswegs etwa blos in den Getreide im Ueberschuß produzirenden Provinzen, so wird schon hieraus erhellen, daß ven einem Erscheinen des behaupteten Zollaufschlags im Brodpreise keine Rede sein kann.

Betrachten wir die Orte mit gleichen Preisen, so treten uns wieder drei Gruppen entgegen; die erste mit auffallend billigen Preisen von 14—19 3 umfaßt 31 Orte. . . . Schon wenn man die Orte in der billigsten und theuersten Gruppe, soweit sie in Preußen liegen, wo von einer Aceise⸗Einwirkung doch keine Rede sein kann, vergleicht, zeigen sich die wunderbarsten Gruppirungen. Bischofsburg, Wormditt mit 18 3, Pillau und Stargard (Westpr.) daneben mit 30, Graudenz mit 34, Straßburg (Westpr.) gar mit 40 3. Neben Mölln in Lauenburg mit 30 liegen Segeberg mit 18, Grabew in Mecklenb. mit 15 und Parchim mit 16. Straßburg i. d. U. mit 15, ent⸗ svrechend Grabow und Parchim, und daneben Stralsund mit 35 und Neu ⸗Strelitz mit 25. Endlich sehen wir am Rhein: Bielefeld, Bünde, Friedrich bütte, Hagen und Minden mit 30 und daneben Rees mit 17, Geldern, Heinsberg, Hilden, Kempen und Rheindablen mit 195 53. Wer wäre wobl kühn genug zu bebaupten, daß diese nahe bei einander unter annähernd denselben Produktionsbedingungen und eventuell Frachtrelationen in den verschiedenen Provinzen berausgebo⸗ benen Gruppen mit ibren Differenzen aus den Faktoren der näheren oder weiteren Getreideproduktion oder Frachidifferenz zu erklären waren?

Seben wir nun einmal die Mittelgruppen von 20 bis 29 4 näber an. Wir sinden 198 Orte mit 20 3, 26 mit 21, 52 mit 22. 34 mit 23, 46 mit 24, 75 mit 25, 41 mit 26, 15 mit 7, 33 mit 28, 9 mit 2 und anschließend 32 mit 30 J. In diesen Zahlen könnte man beinabe versucht sein, ein Gesetz der Preigsabrundung auf volle 5 4 zu entdecken; denn die Gruppen von 108 Orten mit 20 J, 75 Orten mit 25 3 und 32 Orten mit 30 ragen weit über die dasmwischen liegenden berror. Da von den 531 Orten, auf welche die Angaben sich erstrecken, 11 innerhalb der Preise von 20 bis 25 3 liegen, so wird man als Durchschnittz⸗ vreis diese Preie annehmen dürfen, die darin bestebende Differenz von 5H yrro Kilo wird sich auch erklären lassen aus verschiedenen Her⸗ stellunge bedingungen für den Bäcker, verschiedenen Frachten ꝛc. aber wie sollen die nach oben und unten weit von diesem Durchschnitt ab⸗ liegenden Extreme erklärt werden?

Sin nicht weniger frappanteg Bild liefert die Betrachtung der Preise der greßen Städte; da sich diese fast ausnabmzglesz innerhalb der Durchschnittesätze balten und bäusig auch ein Vergleich mit ibren Umgebungen. Könige berg 25 (Pillau batte 10), Danzig 21 (Stras- burg i. W.-Pr. batte 40). Berlin M (Pankow bat 23, Rummeleburg 25, Gbarlottenburg 30. Angermünde Bj, Frankfurt a. D. 26, Stettin 23 (C beurer alg Dang), Posen 25 (inmitten der wohl den meisten Roggen erportitenden Prorinz). Görliz 20, Liegnig 20, agegen aber Halle a. S. 29 und Merseburg M (daneben haben Neben Hannover mit 27 finden wir Linden bel Hannover mit 21, und selbst Jeller feld, wobin doch der Rogen gewiß jugefübrt werden muß, mit 2 4, dagegen aber Clausthal mit 25, Dresden bat 21, Leir ig danchen 24 Auch bei allen diesen Brodpreisen werden sich die Differenzen im reist aus der Qualität nicht berleizen lassen; das trist klar rover, sodald man beachtet. wie gerade est die kleineren Orte und die mit zrmerer Berolkerung (Sonneberg. Mel⸗ hingen, dig oberschlesischen Notbstandestädte 24) die tbeueren in ibrer Umqgebang sind, denn eg wäre doch eine sebr verwegene Annabme, daß diese gerade bessere Meblaaalliäten der- brauchen sollten. Auch bier werden ciwa geltend mn machende Unge⸗ hauigfeiten und Febler in den vorhandenen Angaben nicht über die Annabme fortbelfen, daß auch im Beodryreise für den Detallrerkebr nabe Wisltßt maß aeckend ss. daß don einer u verstebenden 163 el ne

lung nach dem eigentlich maßgebend seln sollenden Falloren k Srur mu entdecken sst.

Proportionen der

Noch auffälliger wird das Walten dieser freien Willkür, wenn die nebenliegende Spalte der Concordia“ - Tabelle herangezogen wird, in welcher ersichtlich ist, wie viel Gramm ein 3⸗Pfennig⸗Roggen⸗ brödchen gewogen hat. Bei einem Vergleiche gerade der theueren und billigen Orte hinsichtlich des Kilopreises und des Grammgewichtes für ein solches Brödchen finden sich die erstaunlichsten Widersprüche, in dem Orte mit sehr hohem Kilopreise auch daneben, vielleicht als eine Art humoristischem Ausgleich, vielmehr an Gewicht für 3 geben als billigere und natürlich auch umgekehrt. Der Raum verbietet uns, auf diese Räthsel näher einzugehen, wer aber diese Kolonnen vergleicht, wird unsere Ansicht, daß auf diesem Gebiete die Willkür fast allein der preisbildende Faktor erscheint, voll bestätigt finden, und dieselbe Konklusion erzielt eine Vergleichung der beiden Spalten über Brod preise mit derjenigen über Mehldetailpreise Schon aus dieser Aufnahme geht unzweifelhaft das Eine hervor, daß aus den Brod detaispreisen eine Einwirkung des Roggenzolles auf dieselben nicht nachweisbar ist, ebensowenig dürfte selbst ein enragirter Freihändler so kühn sein, dieses aus den Mehldetailpreisen zu versuchen, wenn er folgende Tabelle betrachtet.

Pfennige

pro Kilo Mehl

Weizen Roggen G R J i;. K k, w / R // . 66099

Die Theorie der Vertheuerung des Detailpreises dieser unent⸗ behrlichsten Lebensmittel durch den Getreidezoll erleidet durch diese Zahlen aus der Praxis einen für ihre Vertreter unparirbaren Stoß.

Central⸗Blatt der Abgaben ⸗Gesetzgebung und Ver⸗ walt ung in den Königlich preußischen Staaten, Nr. 23.— Inhalt: Anzeige der in der Gesetzsammlung erschienenen Gesetze und Verordnungen. J. Allgemeine Verwaltungsgegeastände: Verfahren bei Ueberweisung der Zahlung von Wittwen⸗ und Waisengeldern in Folge von Wohnortsveränderungen. Verwahrung der, von anderen Beamten als dem Hauptamtsrendanten erhobenen Tageseinnahmen. Veränderungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll und Steuerstellen. III. Indirekte Steuern; Sicherstellung für Zollgefälle von ausländischem Getreide. Tarifirung von Roßschildern. Verpackung von Oelen und Fetten. Formular zu den Einnahme⸗ journalen über die Uebergangsabgaben von Branntwein und Bier. Haftbarkeit der Rechtsanwälte für den Stempel zu Prozeßvoll machten. VI. Personalnachrichten.

Archiv für Eisenbahnwesen. Heft 6. . Inhalt: Die Vorlesungen über Eisenbahnwesen auf vreußischen Universitäten. Die Einsetzung einer besonderen Eisenbahnkommission in Frankreich. Das Eisenbahnaufsichtsamt (Board of Railroad Commissioners) des Staates New-⸗York. Die unter Staatsverwaltung stehenden Stagts⸗ und Privat ⸗Eisenbahnen des Königreichs Sachsen. Die spanischen Eisenbahnen in den Jahren 1873 bis 1880. Notizen: Die Aufstellung einer Statistik der Güterbewegung. = Eine Er— krankungsstatistik der deutschen Eisenbahnbeamten. Die Entwicke⸗ lung der österreichisch-ungarischen Eisenbahnen im Jahre 1881. Der Vertrag zwischen der Königlich ungarischen Staatsregierung und der K. K. priv. österreichischen Staatseisenbahngesellschaft. Zur Cisenbahnpolitik in Italien. Eisenbahnbauten und Projekte in Schweden im Jahre 188. Eisenbahnen im Königreich Ru⸗ mänien. Der Eisenbahnbau in seinem Einfluß auf die Kultur der Vereinigten Stagten von Amerika. Statistisches von den deutschen Eisenbahnen. Die französischen Hauptbahnen. Betriebseinnahmen der italienischen Eisenbahnen im ersten Halbjahr 1882. Sta—⸗ tistisches von den norwegischen Eisenbahnen. Rechtsprechung und Gesetzgebung. Bücherschau: Besprechungen. Uebersicht der 2 Hauptwerke über Eisenbahnwesen und aus verwandten Ge— bieten. Zeitschriften.

Statistische Machrichten.

Dem bereits erwähnten jüngsten Hefte der „Zeitschrift des Königlich bayerischen statistischen Bureau“ entnehmen wir über die Bewegung der Gewerbe in Bavern für die Jahre 1879, 1880 und 1881 folgende Angaben: Die Anmeldungen stehender Ge⸗ werbe in Bayern, welche seit dem von 1869 auf 1870 eingetretenen Rückgang sich bis zum Jahre 1877 fortwährend vermehrt hatten, sind von letzterem Jahre an wieder stetig zurückgegangen. Die Anmel; dungen betrugen im Jahre 1870 noch 329092, waren im Jahre 1877 bis auf 48 182 gestiegen und haben sich seitdem alljährlich gemindert. 1878 auf 47441, 1879 auf 47 289, 1880 auf 46 800 und 1881 auf 45149. Der Unterschied tritt noch mehr hervor, wenn man die Gewerbeniederlegungen mit in Betracht zieht, welche seit dem Jahre 1877 mit alleiniger Ausnahme des Jahres 188) zugenommen baben. Während sie im Jahre 1877 nur 34 472 betrugen, stiegen sie 1878 auf 38 940, 1879 auf 40729, sanken 1880 auf 39 691 und stiegen 1881 wieder auf 41 196. Die wirkliche Vermehrung von Ge⸗ werbeanmeldungen betrug daber 1877 13710, 1878 850l(, 1879 6560, 1880 7109, 1881 3953. Der Gesammtsumme der Gewerbe⸗ anmeldungen in den fünf Jahren 1877 big 1881 von 234 861 steben für den gleichen Zeitraum 195 028 Gewerbeniederlegungen gegenüber, so daß sich ein Zuwachs von 39 833 stehenden Gewerben oder durchschnittlich 7966 im Jahre ergiebt. Am stärksten war der Zuwachg an Handels- gewerben mit 48,54 0,9 der Gesammtjabl. Dann folgen die mecha ˖ nischen Künstler und Handwerker mit einer Zunahme von 41,19 M. die Gast⸗ und Schankwirtbschaften mit einer solchen von 19,38 *, und der Fracht Stadt und Reisefuhrwerke ꝛc. mit einer solchen von O95 M der Gesammtiahl. Eine Minderung zeinen die Fabri-⸗ kation tanstalten und Fabrikunternehmungen, dann die Bierbrauereien und Branntweinbrennereien und zwar erstere um 136 Betriebe oder O, 34 o, letztere um 286 Betriebe oder O72 ½ der Gesammtzabhl

Nach dem kürzlich erschienenen Handbuch sür die dentsche Handelgmartne auf das Jabr 1882 giebt e in Mecklenburg 16 Konsulate, 9 in Rostock (Belgien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien. Niederlande, Portugal, Rußland, Schweden und Norwegen und Spanien). G6 in Wiemar (Belgien, Dänemark, Großbritannien. Niederlande, Rußland und Schweden) und in Schwerin 1 (Venezuela). An Kauffabrteischiffen ven mebr alt 50 ebm (17,65 Reg - Tong) jäblte Rostock am 1. Januar 1882 303 Segelschiffe (gegen 1881 25) mit einer Ladung fähigkeit von 9767 Reg Tons Netto ⸗Raumgebalt (- 5929 oder 262 808 ebm Netto (— 165 780) sowie mit einer Besatzung von 3164 Mann —237 Außerdem 11 Dampfschiffe (4 O) mit einer Ladunge⸗ aäbigkelt von 4658 Reg -Tong Netto (4 169) oder 13 273 ebm

4 555) und mit 139 Mann (— 7) Besaßung. In den 3 ersten nartalen des laufenden Jabreg sind dann, wie die Nachträge mn dem obengenannten Handbuche außweisen, in Rostock noch 3 Seg l= schiffe und 2 Dampfer neu einregistrirt worden. Ferner ist für? Schiffe von anderen dent chen Häfen der Heimatbebafen nach Rostock verlegt. An Segel und Dampfschiffen sind allo abgeseben von den juleht erwarnien 15 Schiffen In Mestec Kebeimasbe dewesen am 1 Ja⸗ nuar d. X 319 Schiffe (gegen 1881“ 25) mit einer Ladung säblg⸗ keit von N 447 Reg. Tons Netto (— 5728) eder N6 081 ebm Neno 18225) und einer Besatzung von 3303 Mann (- 24). Wiemar 39 Segelschiffe (egen 1881!ñ 3) von Mh Reg. Teng Netto (-= G48) oder 2 007 ebm Netto (- 1835) und 315 Mann Besatzung.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die deutsche Strafgesetzgebung. Eine Sammlung aller gegenwärtig geltenden Strasprozeß und Strafrecht betreffenden Gesetze des Deutschen Reichs. Nebst einem Anhange, enthaltend: sämmtliche wichtigeren strafrechtlichen Gesetze und Verordnungen Preußens. Text ⸗Ausgabe mit Anmerkungen, einem vollständigen chronologischen und Sachregister. Von A. Hellweg, Richter am Landgericht zu Hannover, und Dr. A. Arndt, Justitiar am Ober⸗ Bergamt zu Halle . Berlin und Leipzig. Verlag von J. Guttentag (D. Collin). Das vorliegende Werk verfolgt den . das gesammte noch geltende Gesetzesmaterial des deutschen

trafrechts einschließlich des Strafverfahrens in einem handlichen Bande zusammenzufassen und

damit einem doppelten, in den Sinn e en der Strafgerichte täglich hervortretenden Bedürfnisse abzuhelfen: einmal aus der kaum noch zu übersehenden Fülle der im Laufe der Zeit erlassenen, entweder abgeänderten oder aufgehobenen Gesetze das geltende Recht klar gestellt, dann aber auch das gesammte dem Strafrichter nöthige Gesetzesmaterial in Einem Werke gesammelt zu Hand zu haben. Bei dieser Aufgabe gewisser maßen einen codex juris criminalis zu schaffen, konnte auch von der Mitaufnahme der beiden größeren Kodifikationen, des Strafgesetz⸗ buchs und der Strafprozeßordnung, nicht abgesehen werden. Diese Mitaufnahme wird aber auch durch den inneren Grund gerechtfertigt, daß die übrigen strafrechtlichen Gesetze auf diesen Kodifikationen basiren und in ihnen ihre Ergänzung und Erläuterung finden. Das Werk zeigt eine große Korrektheit in dem Gesetzestexte; selbst die abweichende Orthographie der einzelnen Gesetze ist mit Sorgfalt beachtet. Der Schwerpunkt der Arbeit beruhte sodann in der Abgrenzung und Feststellung des als geltendes Recht zu bringen⸗ den Gesetzesmaterials. Aufgenommen ist, was der Strafrichter der ordentlichen Gerichte als solcher bedarf. Ausgeschieden sind daher alle nur Ordnungs⸗ und Disziplinarstrafen betreffenden Gesetze, sowie das Militärstrafrecht, soweit es nur die Militärgerichte interessirt. Aufgenommen sind nur diejenigen Gesetze, welche wirklich strafrechtliche Beftimmungen n Die beigefügten, in knapper Form gehaltenen Noten ermöglichen durch Verwei⸗ sungen und kurze Zusammenstellung bzl. Allegirung dessen, was ander⸗ weil durch Wissenschaft und Praxis zur Interpretation der Gesetze geleistet ist, eine rasche Orientirung innerhalb des Gesetzes selbst und in seinem Zusammenhange mit anderen Gesetzen. Die Anordnung der Gesetze ist systematisch erfolgt. Der erste Theil bringt die Straf⸗ prozeßordnung, der zweite das Strafgesetzbuch mit den dasselbe un⸗— mittelbar betreffenden Neben⸗, Abänderungs⸗ und Ergänzungsgesetzen. Der dritte Theil umfaßt die übrigen Strafgesetze in 7 Abtheilungen, und zwar: die Gesetze, betr. Gewerbe⸗ und Verkehrswesen; die Zoll, Steuer! und Stempelgesetze; die Gesetze, betr. Schutz Bes geistigen Eigenthums und der Handelsniarken, ferner betr. Medizinal⸗ und Veterinärwesen, See⸗Angelegenheiten und weiter betr. Vereins und Gesellschaftswesen und betr. Militärwesen, Presse und Sozialdemokratie. Ein Anhang enthält dann sämmtliche wichti⸗ geren strafrechtlichen Gesetze und Verordnungen Preußens. Es ist hier nach denselben Prinzipien, wie bei den Reichsgesetzen verfahren. Ab⸗ weichend jedoch von den Reichsgesetzen sind diese preußischen Gesetze, da sie zu einer Systematisirung nur geringen Anhalt bieten, chronologisch geordnet. Das verdienstliche Werk durfte einer freundlichen Aufnahme in juristischen Kreisen sicher sein. ;

Die Verordnung, betreffend die Einrichtung von Strafregistern und die wechselseitige Mittheilung der Strafurtheile, vom 16. Juni 1882, nebst der Ausfübrungs⸗ verfügung des Justiz. Ministers vom 12. Juli 1882 ist soeben in einer korrekten Ausgabe in 8 zu dem Preise von 0,40 „M in R. von Deckers Verlag, Marquardt & Schenck, hierselbst erschienen.

Musikalisches Konversations⸗Lexikon. Eine Eney⸗ klopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften für Gebildete aller Stände. Unter Mitwirkung vieler Musikgelehrten und Schrift steller begründet von Hermann Mendel. Vollendet von Hr. August Reißmann. Zweite Ausgabe (erste Stereotyp Ausgabe) in elf Bänden. Fünfter Band. Lieferung 52— 63. Preis 85 Berlin, Verlag von Robert Oppenheim. Der fünfte Band dieser umfassenden, gediegenen Eneyklopädie führt zunächst den außerordent⸗ lich wichtigen Artikel Harmonielehre“ zu Ende, welcher ebenso wie der noch umfangreichere und nicht minder bedeutsame Ab⸗ schnitt ‚„Harmoniesystem und verschiedene kleinere, demselben Gebiet angehörige Artikel von Otto Tiersch verfaßt ist. Derselbe bietet, seine Ausführungen durch zahlreiche Notenbeispiele ver- deutlichend, ein treffliches Kompendium des umfassenden Lehrgebäudes der Harmonie unter Angabe der wichtigsten einschlägigen Literatur über den Gegenstand. Unter den ande en Abschnitten dieses Bandes seien hervorgehoben: die liebevoll geschriebene Biographie Hasse's, das noch weiter angelegte Lebensbild Haydns, der Artikel über die Musik der Hebräer, die Artikel Henselt und Hiller, Horn (mit Illustrationen), der für die Geschichte der Musik und der Notenschrift höchst interessante Abschnitt über den französischen Mönch Huchald und seine musiea enchiriadis die Biographie Hummels, die Artikel Indische Musik. Justrument, Instrumentalmusik, Inter aallenlehre (ein sebr ausführlicher und erschöpfender Artikel von O. Tiersch), Italienische Musik. Kanon und Fuge z. Innerhalb des Buchstaben K schließt dieser Band des Lexikonz.

Der Historische Verein von Oberbavern hat seinen 42. und 43. Jahresbericht für die Jahre 1879 und 1830 ausgegeben. Derselbe ist von dem Ersten Vorstand des Vereins, Dr. Ludwig Rodcinger, in der Plenarversammlung vom 1. Februar 1881 erstattet und (in der Königlichen Hof und Unirersitätsbuchdruckerei von Dr. C. Wolf u. Sohn in München gedruckt) in Kommission bei Georg Franz in München etschienen. Der Verein hat danach in den letzten beiden Jahren, außer vielen anderen Mitgliedern, auch seinen lang⸗ säbrigen Ersten Vorstand, den Grafen Hundt, und einen unermüd⸗ lichen Förderer, der seit der Gründung des Vereins ihm angebört bat, den Hofrath Föringer, durch den Tod verloren. Was die Thätig⸗ keit des Vereins betrifft, so hat er, wie früber, am ersten Werktage eines jeden Monats die regelmäßigen Versammlung in feinem Lolale abaebalten, in welchen die eingegangenen Geschenle und die im Wege des Schriftenaustausches mit anderen Vereinen und gelehrten Gesell⸗ schaften eingegangenen Veröffentlichungen zur Vorlage kamen, Vor⸗ trãge gehalten Mittheilungen über von auswärts eingesandte Arbeiten erfolgten. Die Vortragenden und aufwärtigen Mitarbeiter sind in einem be⸗ sonderen Verzeichniß cufgesührt, welches 36 Namen und cine große Anjohl interessanter Vorträge und Glaborate aufweist. Die Ausflüge, welche der Verein an seinem Stiftungstage iu unternebmen pflegt, galten im Jahre 1879 Pfaffenbofen und dem Schlosse des Freiern Carl von Cetio, dem durch den Ritter Jakob Pütrich, wohl ältesten Sammler von Handschriften deutscher Dichtungen (Mitte des 15. Jabr⸗ bunderts) bekannten Schlosse Reichert bausen., während der 25 Juli des Jabres 1880 mit dem Erinnerungetage der JMäojäbrigen Herrscast des Dausct Wittelebach verkasmft und in Bruck und Fürstenfeld, der berühmten Stiflung Hersog Ludwigs des Strengen, gefeiert wurde. Hatte schon bei letzterer Gelegenbeit der Erste Vorstand des Vereint der Verdienste deg Hauseg Witteltbach um die Geschichte Barvernt und Deutschlande gedacht, so betbelligte sich der Verein an der Feler außerdem mit ciner besonderen Festgabe, welche den umfangreichen 39 Band deg . Qberbaverischen Archos für vaterländische Geschichte. bildend, Pbiliyy Ariand Toroararbie von Bapern somie seine, mit 6) Abbildungs tafeln auegestattete baverische * ent · bielt, cine Publikation, welche seiner Zeit an dieser Stelle ercitg kbesvtechen worden ist. Sc. Majcstlt der Rönig. Ludnmig J. der bobe Protektor deg Verelng, bat demselben für die Widmung dieser Festschrift die Allerbsckste Anerkennung aufdrücken lassen. Die Sammlungen deg Vercing sind in steter Junahme begriffen und baben namentlich durch den Ankauf der werthoollen Kollektion deg Ober ⸗Amterichters von Schab in Starnberg. bestebend in jablreichen Gräberfunden aug der Gegend möischen dem Ammer und Starnberger⸗ See und deren Umgebung. elne bedeutende Bereiche ˖ rung ersabren. Die Gesellschaft darf sonach auf ibre eifrige und er

und Erörterungen daran geknüpft wurden, sowie

folgreiche Thätigkeit in den Berichts jahren mit Befriedigung zurũckblicken. Der Jahresbericht enthält außerdem das —— l Vereins mitglieder, an deren Spitze, nach dem hoben Pro . Luitpold und Herzog Maximilian stehen, dann die schon z Uebersicht der wissenschaftlichen Arbeiten und Vorträge, dag Ver ich. niß des Zuwachses der Sammlungen und der Bibliothek. Am Schluß des Hefts werden den besonders verdienten Mitgliedern, dem Bezirks- amtmann F. M. Rudhart, dem Reichsarchiv⸗Accessisten Martin Mayr und dem Hofrath Heinrich Föringer Nekrologe gewidmet. Be⸗ sonders liebevoll und eingehend ist der dem Andenken des letztgenann- ten geweihte Abschniit, dessen Bildniß in Lichtdruck dem Jahresbericht vorgeheftet ist. .

Das gleichzeitig erschienene J. Heft 40. Bandes des periodischen Vereinsorgans . Oberbayerisches Archir für vaterlän⸗ dische Geschichte“ enthält eine bistorische Arbeit von dem Major a. D. Adolf Erhard über Herzogin Maria Anna von Bayern und ihre Verdienste um ihr engeres Vaterland beim Abschluß des Tesche⸗ ner Friedens, ein Aafsatz, welcher zugleich den Abschluß der unter dem Titel „Bayerische Gedenktage in der Augsburger Allgemeinen Zeitung“ erschienenen Abhandlungen des Verf. bildet. Dann schil-= dert Dr. J. B. Prechil, res. Pfarrer, die geschichtliche Vergangenbeit des Schlofses Isareck bei Moosburg und der Besitzer desselben, fügt auch den Stammbaum der gegenwärtigen Inhaber, der Grafen von La Rosge, bei. In dem letzten umfangreichsten Beitrage endlich bietet Aloys Kis, Alumnus im erzbischöflichen Klerikalseminar zu Freising, eine eingehende Monographie der Pfarrei Obing. .

Zugleich mit dem Katalog 59 über französische Sprache und Literatur hat das Antiquariat von Ferd. Raabe's Nachf.,, Eugen Heinrich in Königsberg i. Pr., noch 2 andere Kataloge,. Nr. 60 und zl, ausgegeben. Nr. 60 enthält ein Verzeichniß von 10636 Schriften über englische Sprache und Literatur, welche in folgende Abtheilungen vertheilt sind: Literaturgeschichte und Anthologien (im Ganzen 44 Nin); Lehr-, Lese⸗ und Wörterbücher (im Ganzen 205 Nrn.); Klassiker und Unterhaltungs⸗Literatur (Bulwer, Byron, Collins, Cooper, Dickens, Fielding, Gibbon, Gold⸗ smith, Hume, W. Irwing, Longfellom, Macaulay, Mason, Marryat, Moore, Ossian, Pope, W. Scott, Shakespeare, Sheridan, Smollet, Spenfer, Sterne, Swist, Tennyson, Thackeray, Tbomson u. A. im Ganzen 1035 Nrn.). Katalog Nr. 61 bringt ein Verzeichniß von 551 Schriften über italienische, spanische, portu⸗— giesische, holländische, dänische, schwedische, polnische. russiscke Sprache und Literatur, sowie über einige kleinere Sprachgebiete einschl. Littauisch und Altpreußisch. Auf italienische Grammatik und Literaturgeschichte sowie auf italienische Klassiker und Unterhaltungsliterafur (Ariosto, Boccaccio, Bojardo. Dante, Goldoni, Gujeciardini, Manzoni, Metastasio, Petrarca, Tasso u. A). beziehen sich im Ganzen 208 Nrn.; auf spanische und portugiesische Sprache und Literatur (Calderon, Camoens, Cervantes u. s. w im Ganzen 81 Nrn.; auf polländische Sprache und Literatur 51 Nrn.; auf dänische und norwegische Sprache und Literatur (Björnson, Hol- berg u. A.) im Ganzen 35 Nrn.; auf schwedische Sprache und Literatur (Geyer u. A) 40 Nrn.; auf polnische Sprache und Literatur S3 Nrn.; auf russische Sprache und Literatur (Puschkin, Ustrialow u. A.) 47 Nrn.; auf Littauisch, Altpreußisch, Rumänisch, Serbisch, Böhmisch ꝛc. im Ganzen 65 Nrn. ‚.

München, 11. November. (W. T. B.) Der Professor der Mineralogie und bekannte Dialekldichter Geh. Rath von Kobell ist heute hier verstorben.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Im Verlage von M. Heinsius in Bremen ist soeben erschienen: Die landwirthschaftlichen Thier-Ausstellungen; ihre Organisation sowie ihre Bedeutung und Aufgabe für die Hebung der landwirthschaftlichen Thierzucht, von C. Pe tersen, Oekonomie⸗Rath. (Preis geh. 6.6, geb. IM) Der Verfasser, als Gründer der Milch⸗ zeitung, der Herdbuch⸗Gesellschaft und durch seine literarische Thätig-⸗ keit in den landwirthschaftlichen Kreisen wohl bekannt, erörtert in dieser Schrift die Organisation sowie die Bedeutung und Aufgabe der landwirthschaftlichen Thierausstellungen für die Hebung der Thierzucht in so eingehender und erschöpfender Weise, daß diese Schrist bei keinem Thierzüchter und landwirthschaftlichen Aus- steller fehlen sollte. Niemand kann es leugnen, führt der Verfasser in diesem Buche aus, daß die landwirthschaftlichen Thierausstellungen oder Thierschauen in den letzten Dezennien in hervor⸗ ragender Weise dazu beigetragen haben, in Deutschland den Sinn für die Hebung der 5 zu wecken und zu erhalten. Aber nicht das allein haben sie bewirkt, sondern sie haben auch zur Belehrung auf dem Gebiete der Thierzucht in großem Maße gedient; sie sind, indem sie das allgemeine Bekanntwerden deutscher und ausländischer hervorragender Thierrassen und Schläge vermittelten, die Veranlassung gewesen, daß diese zur Hebung der deutschen Thierzucht in entsprechender Weise benutzt wurden. So wenig dies nun auch bestritten werden kann, so deuten doch viele An⸗ zeichen nach Ansicht des Verfassers darauf hin, daß es immer nothwendiger wird, sich die Frage vorzulegen, ob es wobl an der Zeit sei, das landwirthschaftliche Thier ⸗Ausstellungswesen einer gründlichen Revision zu unterwerfen, die bisherigen Erfahrungen auf diesem Gebiete zu⸗ sammenzustellen und an der Hand derselben die Thierausstellungen weiter auszubauen. Der Verfasser bespricht nun eingebend in diesem Buch, daß es durchaus nothwendig sei, den alten Sclendrian⸗ ju verlassen und die Thierausstellungen nicht nur zu Volksfesten, sondern sie zu wirklichen der Landwirthschaft Nutzen bringenden Ausstellungen zu machen. Ein vlanmäßiges Ausschreiben der Preise je nach dem Orte der Ausstellung, dem Geschmack und der Zuchtrichtung der Aus⸗ steller sei es, was die Ausstellungen nutzbar für die Züchter und dadurch auch für das große Publikum mache. Bestimmte Klassen und feste Vreise müssen ausgeschrieben werden: von großen Vereinen und an großen Ausstellungs orten mehr Klassen und höhere Prämien. von kleinen Vereinen und an kleinen Ausstellungsorten weniger Klassen und niedrigere Prämien, damit die Züchter, sei es der nächsten Um gegend, scl es aus weiteren deutschen und außerdeutschen Kreisen. wissen, wohin sie am jweckmäßigsten ihre Thiere zur Augstellung bringen können. Der Verfasser entwickelt in seiner Schrift, daß Tbierausstellungen nur ibrer selbst wegen abjubalten sind so lange dieselben dazu dienen sollen die erste Anregung für die Debung der Thierjucht zu geken und das erste Jateresse für diese selbst ju wecken; sobald aber dieses erste Stadium dieser Augstellun überschritien sei, dann bätten dieselben ganz speniellen, der Thiermcht ju verfolgenden Jielen und Zwecken sich unterzuorbnen und dieselben zu unterstũtzen; sie seien also dann nicht mehr ihrer selbst wegen da. Sie selen desbalb zu veranstalten wo und wann don densclben für jene Jiele und Zwecke ein Nutzen u erwarten ist. Wenn man, wie der Versasser weiter ausführt, diese Ansicht vertritt. dann verwirft man damst aber auch, ein büregukratisches Ein wactel - System von Lokal-, Krele⸗ und Provinial · ug- ielungen ber irgend eine andere sstematische Glatbeilimag alg eine für alle * obligatorische Bedingung binn stellen. Sobald eine Sache, die der Anregung, der Förderung des selksttbatsgen Vorwärtestre seng dienen soll oder auch eine Sa be, die nur ibren Zweck erfüllt, wenn sie mit einem gewissen Gathusiagmug. Giser und Intelllgen betricben wird, jur Mode und jur Gewohn werde, dann Före sie auf ibren Zweck zu erfüllen; ebenso sei es mit den Tkierausstellungen, wenn in denselbea nicht neben der noth- wendigen oberen Leitung des Centralvercins der cizenen Jntelllgem der Biebrüchter der gebüßhrende Spielraum gegeben werde, dann ver- saren dieselben au Interesse, wurden nicht mehr genügend beschickh und verfeblten ibren Zweck vollkommen. Dag in folgende Abschnitte eingetbeilt; 1) Allgemeine —— * bei Beran · staltung den Thierautstellungen. I) Die Ocgantsaflon der Thieraug- siellungen nach verschledenen Alassen und die gemeinsame Lelln ng. Die speslellen den Zwecken der Thierangstell Ticnenden Kin

wmngen derselben. I Die Austellungen ebne Rücksicht auf liche Beurtheilung und Pram 5) Oeffentliche Beurt und . auf Tbierausstellungen. aut stellungen zu verbindende senstige Mittel E jut. 7) Dauer und Wiederbolungen der Uugstellungen,