Gedurfnisse befriedigen. Auf
w . che er eine Beschrankung des finanziell nachtheiligen Sekundärbahnwesens. Den Aufschwung der deutschen Industrie in n. der günstigen Wirkungen der Jollgesetzgẽbung wies Redner an mehreren einzelnen Zweigen nach, namentlich an der Papier⸗ und Textilbranche und an der Baumwollenindustrie im Elsaß und in Süddeutschland. Mit der von dem Abg. Rickert gewunschten Verminderung der Ausgaben würden sich die Wähler nicht einverstanden erklären. Nachdem Redner die Nothwendigkeit und Ausführbarkeit einer Börsensteuer betont hatte, wandte derselbe sich zu der sozialpolitischen Gesetzgebung, die die eigentliche Signatur dieser Legislaturperiode hilde. Den Vorwurf der Uebereilung könne er viel eher der Fort⸗ schrittspartei machen in Bezug auf das Haftpflichtgesetz. Zur Novelle der Gewerbeordnung würde die konservative Partei, die jetzt überhaupt die Reformpartei sei, die Einführung obligatorischer Arbeitsbücher auch für die erwachsenen Arbeiter beantragen. Zum Schluß wies Redner auf das bedenkliche ervortreten der Demokratie hin und eitirte zum Beweise einen kürzlich im Verein Waldeck gefaßten Beschluß.
. lu des Blattes ergriff der Abg. Richter (Hagen)
das Wort.
— Nach Mittheilungen aus Italien ist der Termin für die auf den 5. Dezember d. Is. ausgeschriebene Sub⸗ mission, betreffend die Lieferung von Weichen für die Eisenbahnstrecke Teramo⸗Giuliano va auf den 23. De⸗ zember d. Is., bis 11 Uhr Vormittags, verlegt worden.
Außerdem sind von italienischen Behörden folgende Submissionen ausgeschrieben worden:
1) von der Präfektur zu Pisa für den 20. Dezember d. Is, bis 11 Uhr Vormittags, eine Su bmission auf die Lieserung von Wolle verschiedener Qualität für die Straf⸗
anstalt zu Volterra zum Taxwerthe von 57 280 Lire und
Y von der Artillerie⸗Direktion des Bauarsenals in Turin, für den 20. Dezember d. Is. eine Submission auf die Lieferung von Holz zum Taxwerthe von 18 275,85 Lire.
Ueber die speziellen Bedingungen ist das Nähere an Ort und Stelle einzusehen.
— Nach der im Reichs⸗Eisenbahn⸗A mt augfgestellten, in der Ersten Beilage veröffentlichten Nachweisung über die im Monat Oktober 1882 auf deutschen Bahnen (aus— ,, der bayerischen) beförderten Züge und deren
erspätungen wurden auf 45 größeren Bahnen beziehungs⸗ weise Bahnkomplexen mit einer Gesammtbetriebslänge von 29 634,99 km befördert an fahrplanmäßigen Zügen: 13294 Courier⸗ und Schnellzüge, 98 376 Personenzüge, 54 648 gemischte Züge und 92 049 Güterzüge; an außerfahrplanmäßigen Zügen: 1670 Courier⸗, Schnell⸗, Personen⸗ und gemischte Big. und 36 095 Güter⸗, Materialien⸗ und Arbeitszüge. Im Ganzen wurden 726 499 764 Achskilometer bewegt, von denen 211 427 850 Achskilometer auf die fahrplanmäßigen Züge mit Personenbeför derung entfallen. Es verspäteten von den
166 318 fahrplanmäßigen Courier⸗, Schnell⸗, Personen⸗ und gemischten Zügen im Ganzen 2571 oder 1,55 pCt., (gegen 197 pCt. in demselben Monat des Vorjahres, und 1,771p6Ct. im Vormonat). Von diesen Verspätungen wurden jedoch 1227 durch das Abwarten verspäteter Anschlußzüge hervorgerufen, 86 den aufgeführten Bahnen nur 1344 Verspätungen
— 0,81 pCt.) zur Last fallen Cen Oo, 85 pCt. im Vormonat). demselben Monat des Vorjahres verspäteten auf den eigenen Strecken der in Vergleich zu ziehenden Bahnen von 1655 369 beförderten fahrplanmäßigen Zügen mit Personen⸗ beförderung 1724, oder 1ů11 pCt., mithin 0,30 pCt. mehr. In Folge der Verspätungen wurden 535 Auschlüsse versäumt (gegen 446 in demselnten Monats des Vorjahres und 627 im Vormonat). Wird eine Gruppirung der Verwaltungen nach dem Verhältniß der auf je eine Anschlußversäumniß ent⸗ fallenden Zugverspätungen vorgenommen, so kommen in erster Reihe die Marienburg⸗Mlawkaer Eisenbahn (3 Anschluß Ver⸗ e n f auf 2 Verspätungen) mit O,67, die Breslau⸗War⸗ chauer, Eutin Lübecker und Posen⸗Kreuzburger Eisenbahn (je 1 Anschluß⸗Versäumniß auf 1 Verspätung) die Westholsteinische Eisenbahn (je 3 Anschluß⸗Versäumnisse auf 3 Verspatungen) mit 1,B00, während die Badischen Staats-Eisenbahnen (je 7 Anschluß⸗Versaumnisse auf 227 Verspätungen) mit 32,43, die Württembergischen Staats Eisenbahnen (je 8 Anschluß⸗ Versäummnisse auf A0 Verspätungen) mit 33,75, die Braun⸗ schweigsche Eisen bahn (je 1 Anschluß⸗Versäumniß auf 34 Ver⸗ atungen) mit 34,00, die Elsaß⸗Lothringischen Eisenbahnen je 4 Anschluß⸗Versaunmisse auf 155 Verspätungen) mit 38,75 und die Königliche Eisenbahn⸗Direktion Cöln (rechtsrheinische) (je 3 Anschluß⸗Versäumnisse auf 144 Verspätungen) mit 48,96 die letzten Stellen einnehmen und bei 10 Verwaltungen, welche im Ganzen 39 Zugverspätungen berichtet haben, Anschluß⸗Ver⸗ säumnisse nicht vorgekommen sind.
— Der Versicherunge agent Sch. sorderte vor mehreren ahren den Kaufmann X. zu Berlin auf, sein Geschäftg⸗ ventar und seine Waaren gegen Feuer bei der in Berlin
domizilirten Berlin ⸗Coölnischen Feuerversicherung⸗ Gesellschaft zu versichern. Im Verlaufe der Verhandlung mit dem Agenten erklärte L., daß nicht er, sondern seine Frau Eigenthümerin des von ihm geführten Geschäftz und der Geschästavorräthe sei und daß eigentlich seine Frau das Ge⸗ chästgin entar versichern müßte. Der Agent erachtete aber, husg Vermeidung von Weiterungen (die genannte Gesellschaft nahm nicht gern Versicherungen von Ehefrauen an), diesen Umstand für belanglos und veranlaßte den X., für sich die Versicherung zu beantragen und die zu versichernden Sachen alg ihm (dem L gehörig“ zu dellariren. Durch einen im Mal 1889 im schen Geschastelokal stattgehabten Brand wurden die Läschen Waarenvorrathe theilweise beschädigt, und X beanspruchte von der Versicherungagesellschaft Schadenersatz. Die Versicherungegesellschast lehnte jedoch eine Entscha digung ab, weil der Versicherungse nehmer die versicherten Sachen lschlich als sein Eigenthum deklarirt und damit gegen eine Verpflichtung, alle Umslände, welche auf den Ent⸗ chluß der Versicherungegesellschaft, sich auf den Ver⸗ cherung ertrag einzulassen, vernünstiger Weise von Einfluß sein önnen Ig. Landrecht Th. II., Tit. 8, 2026) offen zu 1gen, en habe. Kaujmann X. lagte 16. Ansoruch ein, sich auf seine Verhandlungen mit dem Gesellschastgagenten Sch. berusend, der die gedachte falsch⸗ liche Deklaration für belanglos erklärt hatte, und T. erstritt auch in erster Die, ein obsiegendes Urtbheil. Das Kammer⸗ wies aber auf die Berufung der Versicherungegesell⸗
st den TL. mit seiner Klage ad, und die von ihm dagegen
eingelegte Revision wurde vom Reichsgericht, J. Civilsenat, durch Urtheil vom 4. November d. J. zurückgewiesen.
— Der General⸗Lieutenant von Waldow, Eomman⸗ deur der 3. Division, ist nach Abstattung persönlicher Mel⸗ dungen gestern nach Stettin zurückgekehrt.
Sach sen⸗Meiningen⸗Kildburghausen. Meiningen 8. Dezember. (W. T. B.) eute Nachmittag hat hier die feierliche Beisetzung der Leiche des verstorbenen Her⸗ zogs Bernhard stattgefunden. Die meisten deutschen Höfe,
auch mehrere ausländische, waren durch besondere Abgesandten vertreten.
Hesterreich Ungarn. Wien, 9. Dezember. (W. T. B) Das Abgeordnetenhaus hat das dreimonatliche Steuer⸗ provisorium ohne jede Debatte angenommen.
Niederlande. Haag, 8. Dezember. (W. T. B.) Eine der Regierung aus Atchin zugegangene Depesche von gestern meldet, daß ein Angriff des Rad jah von Passan⸗ gan durch die Perbündeten der Holländer, welche von Marine— truppen unterstützt wurden, zurückgeschlagen worden und daß der Feind dabei beträchtliche Verluste erlitten hat.
Großbritannien und Irland. London, 8. De⸗ zember. (W. T. B.) Bei der Parlamentswahl in Liverpool ist der Kandidat der Liberalen, Smith, mit 18170 Stimmen gewählt worden; der Kandidat der Kon⸗ servativen erhielt 17 799 Stimmen. Die Liberalen haben durch die Wahl einen Sitz im Parlament gewonnen.
Frankreich. Paris, 7. Dezember. (Köln Ztg.) Im heutigen Ministerrath legte Hr. Duclere die Depesche über Madagaskar vor, um zu zeigen, daß die Angelegenheit auf dem Wege end gültiger Entscheidung sei. — Der Minister . besichtigte heute das Ueberschwemmungs⸗ gebiet.
— 8. Dezember. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer beendete heute die Berathung über das Ordinarium des Bud⸗ gets. Vor der Abstimmung verlas der Deputirte Graf Durfort de Civrac eine Erklärung der Rechten, welche besagt: nach—⸗ dem die Budgetkommission selbst ein Defizit von 100 Millionen zugestanden habe, und da die Deputirten der Rechten von der Vertretung in der Budgetkommission ausgeschlossen worden seien, erkläre die Rechte vor dem Lande, daß die Finanzen des Staats in Gefahr seien, und könne die Rechte, wenn nicht durch Reformen und Verminderung der Ausgaben Abhülfe geschafft werde, an der Votirung des Budgets nicht Theil nehmen. Jolibois erklärte Neamens der Bonapar⸗ tüi sten: er halte sich nicht für berechtigt, das Budget zu ver— weigern, weil dies ein revolutionärer Akt sein würde, schließe sich aber der Kritik der Rechten an. Das Budget wurde darauf mit 454 gegen 46 Stimmen angenommen. In die Berathung über das Extraordinarium des Budgets wird die Kammer am nächsten Montag eintreten. —
Türkei. Konstantinopel, 8. Dezember. Dem „Reuterschen Bureau“ wird gemeldet: Der Sultan wohnte heute der allwöchentlich stattfindenden Ceremonie des Selamlik bei, auch Fuad Pascha war unter den Theil— nehmern. Der Sultan beschenkte Fuad Pascha mit einer mit Diamanten geschmückten Tose und setzte ihn in seine Stellung als General⸗Adjutant wieder ein.
— 9. Dezemher. Wie dem „Reuterschen Bureau“ weiter berichtet wird, hat der Sultan vor der Selamlikfeider Fu ad Pascha durch Osman Pascha zu sich rufen lassen. Fuad gab dabei Versicherungen seiner unbedingten Ergebenheit gegen den Sultan, und bemerkte, seine Aeußerungen hätten sich nur gegen bestimmte Personen in der Umgebung des Sultans ge⸗ richtet, von denen er annehme, daß sie in böswilliger Absicht den Interessen des Sultans zuwiderhandelten.
Nußland und Polen. St. Petersburg, 8. De⸗ zember. (W. T. B) Das Sankt-⸗Georgs-Ordensfest ist heute in der herkömmlichen Weise im hiesigen Winterpalais begangen worden. Sämmtliche geladenen Ordengritter be⸗ gaben sich in feierlicher Auffahrt nach dem Winterpalais. Bei dem Galadiner brachte der Kaiser einen Toast auf das Wohl des altesten Ordengritters, Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm, und auf das Wohl der übrigen Ordensritter aus, in welchen die Versammelten enthusiastisch einstimmten. Abends 8 Uhr begaben sich der Kaiser und die Kaiserin mit ihrer Familie nach dem Anitschkoffpalais. Für die unteren Militär⸗ chargen fand Abends eine Vorstellung im Theater statt.
— 9. Dezember. (W. T. B.) Zu dem gestrigen Georgs⸗Ordengfeste erschienenen der Kaiser und die Kaiserin aus Gatschina gegen 11 Uhr Vormutags. Um 12 Uhr begann die Feier, welcher alle Mitglieder der Kaiser⸗ lichen Familie beiwohnten. Großsürst Wladimir kommandirte die Festparade. Nach Beendigung der glänzenden Ceremonie ersolgte, wie früher, in den unteren Korridoren die Speisung der Untermilitärs, welche im Besitze von Georgekreuzen sind. Der Kaiser umschritt alle Tische und brachte die Gesundheit der Dekorirten aus, deren Zabl 1609 beträgt. Abends fand im 3 ein großes Piner für die Georgeritter stait. Der Kaiser saß zwischen den Feldmarschällen, Großfürsten Nikolaus und Michael und brachte zwei Toaste aug. Der erste lautete: Ich trinke auf die Gesundheit unseres ältesten Georgritters Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm“, und der Zweite: „Auf die Gesundheit der anwesenden und ab vwesenden Georgsritter.“ Diese Toaste wurden mit einstimmigem enthusiastischem Hurrah von allen Festiheilnehmern aufgenommen.
Aus Anlaß des heute stattsindenden 50 jährigen 1. der Nikolai - Akademie des General⸗
a bes sind die Großsürsten Nilolaus Nikolajewitsch und Michael Nikolajewitsch sowie Graf Kotebue, Graf Heyden, Graf Totleten und der General Radezky zu Ehrenmitgliedern der Nikolai⸗ Akademie ernannt worden.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 9. Dezember. (W. T. B.) Der Großherzog und die Großherzogin von Baden sind gestern Abend von hier abgereist und wurden von dem König, der Königin, dem Kron⸗ prinzen, sowie den Prinzen Decar, Karl und Eugen nach dem Vahnhose begleitet Auf ichterem hatten sich die schwedischen und norwegischen Staatsrathe, der Neichgmarschall, der deutsche Gesandte, höhere Militarg, die Spien der Behörden und eine große Volkgmenge zur Verabschledung eingefunden. Bei der Abfahrt des * drachte der Obe tatthalter Frhr. von Ugglag ein auf den Großherzog und die Großherzogin aug,
welches von der Volksmenge mit enthusiastischen Hurrahs be⸗ antwortet wurde.
Seitungsstimmen.
Der „Neuen Preußischen Zeitung“ wird aus München, 6 Dezember, gemeldet:
Mehrere Holzproduzenten und Sägmühlen ⸗Besitzer hielten dieser Tage eine Versammlung ab, in welcher über das von der Reichs. regierung ins Auge gefaßte Projekt einer Erhöhung des Zolles auf Bauholz Berathung gepflogen wurde. Das Projekt fand allseitige k Man beschloß demnächst eine größere Versammlung einzuberufen, und zwar zu eingehenden Berathungen über die Frage, ö Schritte zur Erlangung eines schützenden Zolles zu unternehmen eien.
— Die „Berliner Politischen Nachrichten“ führen in einer Auseinandersetzung mit der „Köln. Ztg.“ über die Steuerreform . aus:
Die Köhlnische Zeitung“ faßt ihre abfällige. in dem von Herrn von Puttkamer treffend als kathedral bezeichneten Ton gehaltene Kritik der Vertriebsabgabe von geistigen Getränken und Taback— fabrikaten in folgendem Satz zusammen:
Der in dem Plane der gewerbesteuerartigen Vertriebssteuer zu Tage tretende Gedanke einer Verschmelzung von Gewerbesteuer und Verbrauchssteuer bezeichnet nach unserer Auffassung einen entschiedenen und durchaus verwerflichen Rückschritt auf der Bahn einer nationalen preußischen und deutschen Steuerreform, gleichviel ob man bei der Beurtheilung vom Standpunkte der Gewerbesteuer oder dem der Ver brauchssteuern ausgeht.“
Was zunächst die Bezugnahme auf die Bitterschen Pläne betrifft, so ist offenbar ganz übersehen, daß eine der praktisch fchwerwiegend⸗ sten, auf die Idee der Reformatoren der Jahre 1818 — 1820 zurück- zuführenden, Erinnerungen gegen die ausschließliche Bemessung der Gewerbesteuer nach dem Betriebskapital die Nichtberücksichtigung der Verschie senheit des Umschlages und Ertrages desseiben bildet, und daß demnach, selbst wenn jener Modus der Besteuerung als Regel ,, würde, eine ausgleichende Nebensteuer auf solche Gewerbe, welche, wie der Vertrieb von geistigen Getränken und Tabackfabrikaten, einen im Verhältniß zu dem Betriebskapital ausnahmsweise großen Geschäfts gewinn erzielen, sehr wohl sich rechtfertigen läßt.
Was aber sodann das Verhältniß der Vertriebssteuer zur Reichs steuerreform anlangt, so ist völlig unbeachtet geblieben, daß die Landes—⸗ Vertriebssteuer lediglich als Expediens für die Zwischenzeit bis zur Einführung entsprechender Reichssteuern gedacht ist. Dieses zeitweilig als Nothbehelf eingeschobene Zwischenglied wird naturgemäß so zu gestalten sein, daß es die Durchführung der Reichssteuerreform nicht nur nicht hindert, sondern ihr den Boden ebnet. Zu diesem Ende wird sie nach Objekt und Form der Besteuerung diejenige Richtung zu verfolgen haben, in welcher die zum Abschluß der Reichssteuer⸗ reform gangbaren Wege führen. Unter diesem Gesichtspunkte sind ganz zutreffend die geistigen Getränke und der Taback als Objekte der Betriebs⸗ steuer gewählt; zugleich aber enthält der Entwurf, indem er die Er— fassung derselben durch die Steuer so nahe als möglich au den Ueber⸗ gang der Verbrauchsgegenstände in die Konsumtion legt, einen für den Fortgang der Reichssteuerreform ungemein fruchtbaren Gedanken. Wie die „Köln. Zeitung“ dazu kommt, als Modalität der Verbrauchs steuer lediglich den Zoll und die Produktionsabgabe aufzuzählen, die an den Vertrieb, an den Uebergang auf den Konsumenten geknüpfte Art der Besteuerung, welche außerhalb Deutschlands vielfach in prak— tischer Wirkung ist, aber ganz zu vergessen, ist um so unerfindlicher, als die Schwierigkeiten, welche der höheren Besteuerung der geistigen Ge⸗ tränke an der Produktion entgegenstehen, jetzt auch den Laien bekannt sind. Insbesondere die gerade von nationalliberaler Seite so oft als Voraus setzung für den weiteren Ausbau der indirekten Besteuerung geforderte höhere Belastung des Branntweins ist schon wegen der vitalen an die Brennerei geknüpften Interessen der Landwirthschaft auf diesem Wege nahezu ausgeschlossen; sie würde auch mit Rücksicht darauf, daß für Export und Verwendung zu gewerblichen Zwecken ein
erheblicher Theil der Steuer rückvergütet werden muß, finanziell wenig empfehlen werth sein.
— Dem „Deutschen Handelsarchiv“ wird aus Glogau berichtet: Maschinenfabriken und Hüttenwerke waren ziemlich
ausreichend beschäftigt.
In den gewerbreichen Städten unserer Gegend, welche hauptsäch⸗ lich Tuchindustrie betreiben, und jwar sowohl in Grünberg als auch in Sagan, ist im verflossenen Quartal ein erfreulicher Aufschwung des Verkehrs bemerkbar geworden, der namentlich die Fabrikation von guten Tuchsorten betrifft. Der günstige Verlauf der letzten Leipziger Messe hat wesentlich dazu beigetragen, und es sind inzwischen außer⸗ dem so reichliche Aufträge auf reelle Tuche eingegangen, daß die Fabrikanten ihre Arbeiter über die gewöhnliche Arbeitszeit binaus beschãftigt haben.
Die großen Shoddvfabriken sind in vollem Betriebe zwar ge— blieben, doch ist für derartige unreelle Tuchsorten bei sinkenden Prei⸗ sen jetzt weniger Nachfrage als früher und es erscheint eine Ueber produktion dieser Stoffe auch für die nächste Zeit nicht unwabrschein⸗ lich, da inzwischen verschiedene ähnliche große Fabriken an anderen Orten etablirt worden sind.
Im Wollengeschäft zeigte sich, dem Tuchgeschäft entsprechend, erböhte Regsamkeit, so daß die in Grünberg befindlichen, früber be⸗ deutenden Wolllager schon sebr gelichtet worden sind.
Der vermehrte Absatz betraf sibrigens bauptsächlich inländische Wollen, wogegen ausländlsche Wollen zlemlich unbeachtet blieben.
Ferner aus Liegnitz:
Die Nachfrage nach Leinengarnen ist auch im verflossenen Quartal rege geblieben.
Die Flachegarn ⸗Maschinenspinnereien sind nicht allein voll be⸗ schäfligt gewesen, sondern haben in einzelnen Nummern sogar ihre Produftion auf mebrere Monate hinaus verschlossen.
In Folge dessen konnte endlich auch elne Erböbung der Preise durchgeführt werden und sind für größere Abschlässe bereitg etwag bessere Preise erüelt worden. Auch darf man wohl annehmen, daß für die nächsten Monate, mit Rücksicht auf den im Winter regel- mäßig eintretenden größeren Garnbedarf für die Handweberel cine weitere Besserung folgen wird, so daf man die geschäftliche Situatlon der Spinnereien, falls nicht plötzlich eine Steigerung der Reb⸗ materialienpreise eintreten sollte, wohl alg eine wieder gesundete be⸗ zeichnen darf.
Auch die mecha nischen Weberelen fanden genügenden Absatz für ihre gesammte Produktion, und gelang eg Ihnen außerdem noch, gleichfallz ibre Preise um einige Prosente ju erböben. Besonderg aber kommt der Leinenindustrle der Umsland recht zu Statten, daß die deutschen Baumwollenweberelen gegenwärtig so stark engagirt sind. daß ihre seitweise sebr störende Konkurrenz augenblickliͤoꝭh ganz wen- fällt, und ist die Annahme, daß dieg Verbäliniß noch längere Jelt, wenlgsteng den Winter über, anbalten wird, nicht unbegrũndet.
Gwbenso befindet sich die Handweberel in iner geschäftlich aũn· stigen Lage. Die Lager sind fast ganz vergriffen und sind auch für die nächslen Monate ausreichende Aufträge eingegangen.
Aebnliche Mittheilungen geben ung über die Glaeindustrie ja, die gleichfallg mit jablreichen Ordres verfeben ist.
Centralblatt für dag Deutsche Reich. Nr. 49. — Inhalt: Zoll- und Steuerwesen? Bundegratbebeschluß, betreffend Aun fahrt gũ tun far Jucker in Sta oder Wärseln. — Gefu ˖ nisse von Joell- und Sienerstellen. — Ronsulatwesen: Todesfall; — Greauatut- Getbeilung.— Peimaibwesen? Dres rea- tussie des Be- dezawtg für das Helmatreesen. —Marlae und Sgifabrt: scheinen eineg weiteren Hefte der Gntscheldungen deg Dber⸗Seramtg
und der Serämter. — Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.
Ju st iz · Minist e rial Blatt. Nr. 45. — Inhalt: Allgemeine Verfügung vom 19. November 1882, betreffend die Verrechnung der Gebühren der Gerichtsvollzieher für die von den Verwaltungs⸗ behörden angeordneten, die Leistung des Offenbarungteides eines Schuldners bezweckenden Amtshandlungen. — Allgemeine Verfügung vom 30. November 1882, betreffend die in Berlin unter dem Namen
Central ⸗Polizeiblatt“ erscheinende Zeitschrift. — Erkenntniß des Reichsgerichts vom 9. Dezember 1881.
Amtsblatt des Reichs-Postamts. Nr. 74. — Inhalt: Verfügungen: vom 5. Dezember 1882. Päckereiverkehr während der Weihnachtszeit. — Vom 6. Dezember 1882. Eröffnung der Eisen⸗ bahnstrecke Güstrow— Plau (Mecklbg.). — Vom 2. Dejember 1882. Meistbetrag der Postanweisungen nach Schweden und Norwegen. — Vom 4. Dezember 1882. Neue Ausgabe der Formulare zu den statistischen Nachweisungen für das Jahr 1883.
Archiv für Post und Telegraphie. Nr. 22. — Inhalt: Aktenstücke und Aufsätze: Verkehrswege und Verkehrsmittel in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika. Die Novelle zum italieni⸗ schen Telegraphengebühren ⸗Gesetz. Internationale Konferenz zur Her⸗
ellung elektrischer Einheiten ꝛe. Der Stand der Arbeiten an der er geen. — Kleine Mittheilungen: Die Marienburg⸗Thorner Eisenbahn. Tunnel zwischen England und Frankreich. Durchstechung des Isthmus von Korinth. Die norwegische Telegraphenverwaltung im Jahre 1881. Anbringung von Briefkasten bei Postzügen in Eng- land. — Literatur des Verkehrswesens: Die Bauunterhaltung in Haus und Hof. Handbuch zum Beurtheilen und, Peranschlagen von Neu—⸗ und Reparaturarbeiten in Wohn“ und Wirthschaftsgebäuden. Von C. Hilgers, Königl. Bauinspektor. Wiesbaden 1832. Verlag von Edmund Rodrians Hofbuchhandlung. 151 Seiten kl. 86. — Zeit⸗ schriften⸗Ueberschau.
Centrglblatt der Bauverwaltung. Nr. 49. — Inhalt: Amtliches: Personalnachrichten. Nachruf, — Nichtamtliches: Die Anlage von Fontänen auf dem Alsenplatze in Berlin. — Plan zum Aufbau der Westfront des Domes in Schleswig. — Massive Unter⸗ lagen für Holzcementbedachung. — Der Bau der Arlbergbahn und des Arlbergtunnels, (Fortsetzung) — Von der internationalen Elektri⸗ zitäts⸗Ausstellung in München 1882. III. — Vermischtes: Die Hoch⸗ wasserstände des Rheins. — Entwurf zur Korrektion der Unterweser. — Alfred Escher 4. — Wienflußregulirung und Stadtbahn in Wien. — Brückeneinstürze. — Technische Hochschule in Braunschweig.
Reichstags ⸗Angelegenheiten.
Die X. Kommission des Reichstags zur Vorberathung des von den Abgg. Dr. Phillips und Lenzmann eingebrachten Gesetz⸗ eutwurfs, betreffend Ergänzungen zur Strafprozeßordnung für das Deutsche Reich hat sich wie folgt, konstituirt: Dr. von Schwarze,. Vorsitzender, Klotz, Stellvertreter des Vorsitzenden, Schmidt (Eichstedt), Schriftführer, Dr. Hartmann, Stellvertreter des Schriftführers, Grütering, Dr. Marquardsen, Menken, Munkel, Pe—
tersen, Pfafferott, Dr. Reichensperger (Olpe), Saro, Schröder (Witten berg), Wölfel.
St atistische Nachrichten.
Das Oktoberheft zur Statistik des Deutschen Reichs enthält die endgültigen Ergebnisse der Erhebungen über die Produktion der Bergwerke, Salinen und Hütten im Deutschen Reiche und in Luxemburg für das Jahr 1881. Diesen Angaben entsprechend sind nachstehend Menge und Werth der Produktion bezüglich einiger wichtigerer Montanprodukte für die Jahre 1881 und 1880 verzeichnet, wobei zu bemerken ist, daß der Steigerung der Produktionsmengen, welche bei einer Vergleichung der beiden Jahresergebnisse sich heraus⸗ stellt, eine entsprechende ceigerung der Produktionswerthe nicht zur Seite steht, da die Preise der Montanprodukte im Jahre 1881 zum
roßen Theile nicht auf der im Vorjahre erreichten Höhe sich haben r. können.
. Es betrug die Menge der Produktion in Tonnen zu 1000 Eg
18851
der Werth der Produktion in 1000
18650 18651 1860
bei den folgenden Produkten
Steinkohlen Braunkohlen. 11 ‚ Kainit und andere Kali—⸗ 1
1 inkerze
zIleierze 1 22 Silber⸗ und Golderze Kochsalz . .
HS 688 161 46 973 566 I2 So 324 12 144469 31190 272270
905 891 757377 659 531 164771 ha 697 26787 . 456 958 459187 Ghlorkalium 113168 83 628 Robeisen. 12914009 2729 038 11 105 478 99 646 11 86 729 85 928 Kupfer 14 802 13 839 Silber 1g 186 990 g 186011 k Verarbeitetes Robeisen und zwar: Gußeisen jweiter Schmel⸗ 11 560 222 Schweiße lsen (Schmied eisen und Stab!)
Flußeisen selnscbi. Tlegel⸗ S897 425 660 591 173 688 136 413
11H ‚ 22
— (Gl. Lothr. ig) Der Betrieb der Branntwein brennereien in Glisaß⸗-Leotbringen bat im Giatgjabr 1861/82 einen nambaften Aufschwung genommen. Von 29 863 Brennereien überbaupt waren im Laufe desselben 21 015 in. Betrieb gesetzös werden — 2375 mebr als im Vorjahre. Die weltaus größte Zabl der Brenner, nämlich 20 909, be⸗ faßte sich ausschließlich mit dem Abtrieb nichtmebliger Stoffe (Dbst, Weintreber 14. wobel lediglich 47 Brennereien einer eigentlichen Betriebgkontrole unterlagen; die Uebrigen brannten auf Grund von Firationgverträgen, welche dem Brenner nur die Verpflichtung auferlegen, die vereinbarte Betriebejeit einjubalten und lediglich die zur Verarbeitung angemeldeie Material gattung ab utreiben. Außerdem ver⸗ arbeiteten 112 Brenner meblige Stoffe — Kartoffeln. Getreide — auf Branntwein, und 29 Brenner Enzlanwurjeln. Der zur Be⸗ steuerung angemeldete Maischraum betrug: bei Kartoffeln 63088 n (23 763 p mebr al im Vorjabr) bei Getreide 4169 pi (1543 h wentger) und bei Enflanwurseln 6 hl (6 bpI mebr) Der gesteigerfe Abtrleb ven Kartgffeln wurde einerselttz durch den ergleblgen Ausfall der kejünlichen Grnte, andererseitz aber auch dadurch veranlaßt, daß Mangel an Futterkräutern die landmwärtbschaftlicken Brenner in erböblem Mahe auf den 54 der Schlempefütterung derwieg. Durch chnittlich entflelen auf se elne lm Betrieke gestandene Kartoffel - oder reidebrennerei 0M b] verstenerier Malschraum — gegen 479 kI im Vorjabt.
Gel den nich tmebllgen Steffen ergiebt sich noch elne bedeutendere Betriebe junabme all bel den dorgedachten Materlallen, Gg kamen im Ganjen 439 006 h . Verteuerung (189 897 RI mebr ale im Versabt J Oieren entfielen auf Melntreber wa go hi (wos 8 Mu mehrt); auf Kerne and Treber don seolchem 33 459 M
252 252 38 122 1961
9373 36 086 9594 19240 14330 41275 12 305 14050 163 975 31 654 21028 19485 28514 1063
245 665 367190 1805
665 849
7 238 640 632 896 1599 726 480 85 20578
6784 34453 11930 19122 11996
3812 11867
9 486
163 390 33871 25 415 18 447 28 608
1292
54 867 101952 94716
. 1421792 1358 470 207 376 209514
(23 485 kl mehr); auf flüssige Weinhefe 17963 M (3483 h mehr). Der größere Betriebs umfang hinsichtlich der eben⸗ genannten Materialgattungen beruht auf den günstigeren Ernte ergebnissen des Jahres 1881. Andererseits ist der Betrieb auf Steinobst, von welchem nur eine geringe Ernte erzielt worden war, erheblich hinter dem Vorjahr zurückgeblieben; es kamen nur 8 859 hi zur Versteuerung gegen 126 387 61 in 1880/81. Die übrigen auf Brannt- wein verarbeiteten Materialien sind quantitativ nicht von Erheblichkeit. Im Allgemeinen ergiebt sich bei den nichtmehligen Stoffen für je eine im Betrieb gestandene Brennerei eine Materialverwendung von 21 hl — gegen 13,5 hl in 1880/81.
An Branntweinsteuer kamen zur Erhebung: für die mehligen Stoffe (Maischbottigsteuer) 77 588 „; für die nichtmehligen Stoffe Materialsteuer) 313559 M; zusammen 391 147 (111 552 mehr als im Vorjahr). Hiervon gehen 4301 4 ab, welche für aus⸗ geführten c. Branntwein zurückvergütet wurden. Außerdem wurden erhoben: 68 751 „ Uebergangsabgabe für Branntwein, welcher aus den nicht., zur Branntweinsteuergemeinschaft gehörigen deutschen Staaten eingeführt worden war; ferner 1386 6 Uusgleichungsabgabe für Branntwein Luxemburgischer Provenienz und 2235 156 S Ein- gangszoll für den aus dem Ausland eingeführten Branntwein. Hier— nach stellt sich die Gesammteinnahme an Branntwein auf 681 69 M — im Vergleich zum Vorjahr 131 470 M6 mehr. Bemerkenswerth ist, daß auch die Brennereien selbst im Laufe des Jahres sich vermehrt haben; der Zugang beträgt 99 Betriebsanstalten.
— Summarische Uebersicht über die Zahl der Studi—⸗ renden auf der Königlichen Georg-Augusts-Univer⸗ sität zu Göttingen im Winter-Semester 1882/83. Im vorigen Semester sind immatrikulirt gewesen (1083 4 13 — 1656. Davon sind abgegangen 309. Es sind demnach geblieben 787. Hier⸗ zu sind in diesem Semester gekommen 6. Die . der immatrikulirten Studirenden beträgt daher 1063. ie evan⸗ gelisch ⸗ theologische Fakultät zählt Preußen 139, Nichtpreußen 40, zusammen 179. Die juristische Fakultät zählt Preußen 153, Nicht⸗ preußen 37, zusammen 190. Die medizinische Fakultät zählt Preußen 134, Nichtpreußen 33, zusammen 167. Die philosophische Fakultät zählt a. Preu en mit dem Zeugniß der Reife 353, b. Preußen ohne Zeugniß der Reife nach §. 36 des Reglements vom J. Juni 1834 43, Preußen 396, C. Nichtpreußen 131; zusammen 527. Summa 1063. Einzelne Vorlesungen besuchen außerdem noch 21. Es nehmen mithin an den Vorlesungen überhaupt Theil 1084.
KRunst, Wissenschaft und Titeratur.
Der zu Cassel versammelt gewesene XVI. Deutsche Juristen⸗ tag hat sich bezüglich der Differenzgeschäfte dahin geäußert: es empfehle sich nicht, dieselben gesetzlich zu verbieten oder zu beschränken, — und im Anschluß hieran beschlossen, die ständige Deputation des Juristentages zu ersuchen, auf Grund einzuholender Gutachten dem nächsten Juristentage die Frage vorzulegen: ob und in welcher Weise es im Wege der Gesetzgebung ausführbar sei, den schreiendsten Miß bräuchen des Spekulafionsverkehrs in Zeitkäufen durch Aufrichtung einer Börsenordnung entgegen zu wirken, welche die Handhabung einer strafferen Disziplinargewalt von Seiten der Börse und ihrer Organe sichere. Durch die hiernach in Aussicht stehende Neuberathung der einschlägigen Fragen ist der ordentliche Professor der Rechte an der Universitaͤt Gießen, Dr. Carl Gareis, welcher auch an den gedachten Beschlüssen des Juristentages mitgewirkt hat, veranlaßt worden, die Klagbarkeit der Differenzgeschäfte in einer bei J. Guttentag zu Berlin und Leipzig erschienenen Schrift einer Erörterung zu unter ziehen. Das sogenannte eigentliche oder reine Differenzgeschäft, von welchem diese Schrift vorzugsweise handelt, d. h. das Zeitkaufgeschäft, in welchem die Spekulation beiderseits und von vornherein nur auf Zahlung bezw. Empfang der Differenz gerichtet ist, unterliegt zur Zeit in Deutsch—⸗ land und den anderen europäischen Staaten einer sehr verschiedenen Be⸗ urtheilung. Das Deutsche Reichsrecht enthält über die Klagbarkeit des Differenzgeschäfts bisher keine Bestimmungen. Unter den Rechts⸗ normen der Bundesstaaten ist des bürgerlichen Gesetzbuches für dag Königreich Sachsen besonders zu gedenken, welches in 5. 1482 bestimmt, daß das reine Qifferenzgeschäft nach den Vor schriften über Spiel und Wette zu beurtheilen ist. In dem Recht fehlt eine aus⸗ drückliche Bestimmung bezüglich der Klagbarkeit des Differenzgeschäfts; die Praxis wendet mitunter die Norm über Wetten an; in neuerer Zeit findet auch die Ansicht, daß die Differenzgeschäfte, soweit nicht positiv Anderes feststehe, klagbar seien, in der Theorie und Praxis viele Anhänger. Eine ähnliche Verschiedenheit in der Beurtheilung der Differenzgeschäfte waltet in den übrigen europäischen Staaten ob. In Rußland sind diese Geschäfte ungültig, ja ibr Abschluß ist unter Strafe gestellt; die belgische Jurisprudenz läßt die Einrede des Spiels bei dem reinen Differenzgeschäft zu; die franjösischen Gerichtshöfe folgen dem Grundsatz, daß die Differenzgeschäfte zwar nicht verboten, aber auch nicht klagbar seien; in der Schweiz ist durch das eidgenössische Obli⸗ gationenrecht vom 14. Brachmonat 1881 die Einrede des Spiels bei
eitgeschäften, auch bei den von Börsen abgeschlossenen, zugelassen.
ie Gesetzgebung anderer — 21 erllärt die Differenzgeschäfte für llagbar, inbesondere wenn sie an Ler Börse geschlossen sind (Spanien, Desterreich). Ein dritter Rechtezustand ist der, daß die Gesetze keine bejw. feine ausreichenden Bestimmungen über die Frage enthalten, die Entscheidung derselben also im Wesentlichen der, nicht immer übereinstimmenden, Praxis überlassen ist. Der Verfasser bat in der vorliegenden Schrift eine kurze Nebersicht über diese Rechtsverbältnisse gegeben und daran eine Erörterung derjenigen Gesichttpunkte angeknüpft, welche für die Regelung der Frage maßgebend sind. Er gelangt ju dem Resultat, daß die Klag⸗ barkeit der Zeitgeschäfte, gleichviel ob dieselben durch Differenz⸗« anzablung oder mittels Reallieferung erfüllt werden, anzuerkennen, und die Ginrede des Spiels oder der Wette gegenüber Ansprüchen aus diesen Geschäften auszuschließen sei
— Die Kreigsabgaben im Geltungsbereiche der Kreisordnung vom 13. Dejember 1872 Von R. Fried⸗ rich, Ober Verwaltungegerichtß Rath. Berlin und Leipzig. Verlag von J. Guttentag. 18822. — Die günstige Auf- nabme, welche den von dem Verfasser herausgegebenen Erlãutetungen jum Baufluchtengesetz vom 2. Juli 1875 zu Theil geworden si, hat denselben veranlaßt, seinem ursprünglichen Plane gemäß, nunmehr auf einem anderen Gebiete die Auesprüche deg Ober · Verwaltungsgerichts in ciner für die unmittelbare Anwendung bequemen Form jusammenzustellen. Seine Wabl ist auf die sich an die Kreieabgabepflicht knüpsenden Fragen gefallen, weil dag Doöoer⸗ Verwaltungagericht damit fortwährend in erbebliähem Umfange be⸗ schäftigt wird und neben den Rreigaugschüssen jablreiche Priratperso- nen, Korporationen und Gesellschaften ein Interesse haben, über die von dem böchsten Gerichte bose angenommenen aug dem Gesetz selbst häufig nicht obne Weiteres abjnleitenden Grundsähe genauer unterrichte in seln. Mit Rücksicht auf die Kürze der bejuünlichen Gesetzesbeslimmungen und die Reichbaltlakeit de Materials bat der Verfasser die mal den Gegenstand nicht in Geslalt eine Kommentarg, sondern in iner syssematischen Bearbeitung er⸗ riert. Gin aus subrii den Inbaltererjeichniß und ein Register sind dem Werke beigegeben. In einem Anbang wird auch der Wortlan der betreffenden —y der Kreikordnung und der darin ange⸗ lo genen Gesetzessfellen nitaetbellt
— Von dem im Verlage von 5. Tempe ry in Prag und G Frevtag in Leipnn erschelgenden Werke Das Wissen der Gegen wart liegen uns die Wände 6 big 9 vor. Band 6 und entbalten den Welt. tbeil Aastralien“ den Dr Karl Emil Jung. Langsäbrige per ⸗ sönliche Erfabrungen,. wissenschaftiiciãh« Bildang and Kunst der Bar ⸗ slellͤng befähigen Ten Autor (der als Jafpekier der Schulen Sit- Lustralleng gewirkt bat). din Bild den fansten Welttkes ma geben. Der Auter macht ung junächst mit den verschledenen Verkebremenen nach Aufstrallen bekannt, glebt cine far gefaßte Geschichte der Gng= deckungen und gebt bieran * natutnm i ssens chaftlichen Beschreibung des Krötbeils über. Janächst werden sodann die Giagedorenen o- Cen dann die Tolonlsten (Meschichte der Verbrecher kelenlen] die
schen⸗,. die Gelben and Braunen (die Ghbinesea und 18 . nesser die Farmer, Squatter (Biebhchier und Digger (Gol -
gräber). Den Beschluß des 6. Bandes bildet ein übersichtliches Kapitel über die kommerzielle Wichtigkeit des Erdtheils, das werth- volle statistische Daten und praktische Winke enthält.
Der siebente Band enthält Die Verwandlungen der Thiere“ von Dr. Otto Taschenberg. Der Verfasser stellt die Verwandlungen oder Metamorphosen, das heißt die Entwicklungen, Verlarvungen und Entpuppungen, welche wir an Thieren niederer Rangordnungen beobachten, dar und zieht aus denselben auf induktivem Wege als Darwinianer Schlüsse auf die Entwicklungs, Erhaltun und Fortpflanzungsweise, sowie auf die Descendenz sämmtlicher Le wesen. Zahlreiche, gut ausgefübrte Holzschnitte, welche dem Texte bei- gegeben sind, erleichtern das Verständniß der Beschreibung.
Im 8. Bande schildert der Verfasser die Kolonien des Austral⸗ Kontinents. Tasmanien und die ethnologischen Verhaäͤltnisse Mela⸗ nesiens. Der Leser erhält gründliche Mittheilungen über die Kolonien Neu Süd⸗Wales, Victoria, Queensland, über Südaustralien, das Nordterritorium Westaustralien, Tasmanien, sowie über das Infel⸗· gebiet Melanesien. In geographischer und geologischer Beziehung, in Betreff der Faung und Flora, sowie bezüglich der jungen landwirth⸗ schaftlichen, industriellen und montanistischen Bestrebungen werden Aufklärungen über diese Gebiete ertheilt. Zu der Fülle der in an⸗ genehmer Form mitgetheilten Daten gesellen sich völkerpspchologische, interessante Mittheilungen über Geschichte, Charakter und Sitten der Eingeborenen. Die ausführliche Geschichte der Missionen, die Be⸗ richte über die Fehden zwischen Protestanten und Katholiken, die Dar⸗ stellung des Verhältnisses der Kolonisten zu den Eingeborenen, sowie die Belehrungen über die Versuche, die Wilden zur Arbeit heran zuziehen, verbreiten Licht über ein wenig gekanntes Entwicklungsgebiet und enthalten wichtige Beiträge zur Kulturgeschichte Das Werk, dem zahlreiche Illustrationen, Städtebilder, Abbildungen der australischen Wilden u. s. w., ferner Landkarten beigegeben . ist ein schätzens⸗ werther Beitrag zur Länder⸗ und Völkerkunde. Ausführliche Inhalts- verzeichnisse erleichtern den praktischen Gebrauch.
Der 9. Band bringt von dem Werk Das moderne Drama“, dargestellt in seinen Richtungen und Hauptvertretern von Alfred Klaar, die erste Abtheilung: ‚Geschichte des modernen Dramas in Umxissen.“ Auf die Ergebnisse einer tiefgehenden ästhetischen Untersuchung über das Wesen des Fabeldrama's und des Charakterdramas baut der Verfasser eine an originellen Gedanken reiche Chakakteristik Shakespeare's und der Klassiker auf. Hieran schließt sich eine eingehende Würdigung der Charaktefistiker (Kleist, Grabbe, Otto Ludwig, Hebbel und A.), und der Nach⸗ klassiker (Grillparzer, Halm, Raupach, Raimund u. s. w. Strenge Beurtheilung erfährt das junge Deutschland mit seiner nach äußer lichen Effekten strebenden Tendenz. Ein eigenes Kapitel ist einer grundlegenden Untersuchung über das Wesen des Lustspiels und seiner modernen Hauptvertreter, Bauernfeld und Benedix, sowie den an dieselben sich anreihenden Gruppen gewidmet. Uebersichtlich und eingehend sind in dem Schlußkapitel: „Die Neueren und die Neuerer“ jene Richtungen und deren Vertreter behandelt, welche gewissermaßen den aktuellen Besitz der Bühne bilden und noch dem Urtheil des Tages ausgesetzt sind (Adolf Wilbrandt, Anzengruber, Richard Wagner). In einer kurzen Uebersicht werden endlich die hervorragendsten außerdeutschen Drama⸗ tiker charakterisirt. — Das in fließender Diktion geschriebene Buch, in welchem an zweihundert Autoren und über dreihundert Stücke behandelt sind, ist mit Porträts und Facsimiles von Shakespeare, Lessing, Goethe, Schiller. Kleist, Hebbel, Grillparzer, Bauernfeld und Gustav eng geschmückt.
Bekanntlich kostet jeder Band dieser Bibliothek gebunden nur 14
— Die Verlagshandlung von Edwin Schloemp in Leipzig versendet gratis ihren reich illustrirten Verlagskatalog; in dem sich Geschenkwerke für jegliches Alter und fur jede Ge⸗ schmacksrichtung im Preise von 5 — 50 KA und eine Anzahl vortreff licher Jugendschriften (Märchen und Sagenbücher von 2 — 40) rerzeichnet finden. Die besten deutschen Künstler zählen zu den Mitarbeitern des genannten Verlages, aus dem die beliebten Prachtwerke: Deutsche Hausmusik mit Bildern — ‚Unser Hein im Schmuck der Kunst' — Bäder und Sommerfrischen! und die „Gustav Freytag ⸗Galerie“ hervorgegangen sind.
Ebenso liegt der neueste Weihnachtskatalog von Friedrich Andreas Perthes in Gotha in zierlicher 3 Erscheinung vor. Die Schriften sind je nach ihrem Inhalt in Gruppen getheilt: 1) Biogcaphisches (besonders reichhaltig nach alter Tradition des Perthesschen Verlages); 2) Theologie, Religion, Erbauungsliteratur und Vadagogik; . eschichte und Kulturgeschichte; H Poetisches, Romane, Novellen, Lyrik; 5) Jugendschriften; 6) Kunst⸗ sachen. Schon die Ueberschriften bezeugen den Reichthum und die Mannichfaltigkeit des Gebotenen. esonders sind es die Jugend⸗ schriften, die Erbauungeliteratur, die Biographien und Geschichte. welche sich für den Weihnachtstisch eignen. Ein vorangeschicktes Wort über Hausbibliotheken, von Dr. Wilh. Herbft, giebt eine An⸗ leitung über die Auswahl passender Bücher.
Auch die Verlagsbandlung von Friedr. Bruckmann in München verabfolgt gratis einen eleganten, mit Illustrationen ge⸗ schmückten Katalog über ibren Verlag, aus dem u. A. die Kaul-⸗ baächsche Goethe ˖ Galerie, Beckmann Reuter Galerie, Prellers Odysser⸗˖ Landschaften, das Hohenjollernwerk, die Bruckmannsche Prachtwerk⸗ sollektion ju 290 Æ und zablreiche Pbotograpbien allgemein belannt sind Der Katalog enthalt auch einige Gedichte, J. B. die poetische Einleitung von Julius Wolff zu dem Prachtwerk Wilhelm L., Deutscher Kaiser“.
Gewerbe und Handel.
Die Bonner Fabnen⸗ und Flaggen fabrik zu Bonn a. Mb. hat aus Veranlassung der bevorstebenden Silberbochjeit des Kron⸗ vrinzlicihen Paares einen reichbaltigen Spenalkatalog ibrer Fabnen, Flaggen,. Wimpel, Waren, Transparente, Lampion, ereine- fahnen ꝛc. berauggegeben; auch die Flaggen und Traneparentbilder des Kronprinjen und der Kronvrinzessin befinden sich in dem Verzeich⸗ niß. Der Katalog wird auf Be, an Jedermann gratig und franlko versendet.
— In der vorgestrigen ordentlichen Generalversammlung der Aktionäte der Continental ⸗ Telegrapben ⸗ Compagnte, Ak tiengesellschaft, wurde für die Rechnungen des abgelaufenen Geschäftejabreg Decharge ertbeilt und die Diolden de sür dieses Jahr
auf 70M festgeseßt. — J London, 8. Deiember. (BA. T. B) Wei der gestrigen Baum wollen
Wollauktion waren Preise unverändert.
New ⸗- York, 8. Desember. (WB. T B.)
Wochenbericht. Zuführen in allen Unlongbäfen 246 009 G. Ausfuhr nach Großbritannien 1299099 B., Aut fubr nach dem Konki⸗ nent 55 00) B., rrath 8500 B.
Auf den Linien der Großen Gerliner und der Großen r n, mm, g. Pferdeeisenbabn⸗ Aktien ⸗ Gesellschaft lad im November 1887 4510 125 Personen befrdert und daft 73 218 A oder dur schnitilich vro Tag 18108 28 A von beiden
Gesellicihaften eingenommen werden. Die Ginnabme im Nodember
1881 kellef sich auf i si Æ eder durchschnitziicͤh vee Tag 18 028 3
Berlin, 3. Dezember 1882. KRonsulatgberichte.
Belgrad, den 7. Nocember 189. Die diegjatzrige Ernte in Serbien. Die dies e in Serbien ist qualitatio wie quantitatis riedigend gewesen. Getreide, besonderg Weizen, wurde von Semendria nach dem Auelande in noch nie dagewesenen Quantitdten erportirt. Die Marktpreise am 15. Nodrmber, welche sich fein die sem