1882 / 297 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 18 Dec 1882 18:00:01 GMT) scan diff

strem und Hermann Lingg. Eleg. brosch. 450 ; in Prachtband 6 1). Diese Sammlung entbält eine überraschend und erfreulich reiche Auswahl von Balladen noch lebender Dichter, überraschend und erfreulich, weil man in unserer materiellen Zeit den Sinn für diese Gattung der Dichtkunst für abgestorben halten möchte. Die Reichhaltigkest der Sammlung ist dadurch ermöglicht worden, daß außer den Balladen der volksthümlichen Dichter auch die besten, zum Theil hervorragenden Erzeugnisse noch weniger bekannter empor⸗ strebender Talente aufgenommen sind. die sich dadurch ermuthigt fühlen werden, auf der mit Erfolg betretenen Bahn rüstig fortzuschreiten.

Dr. Heyden, Redacteur der volkswirthschaftlichen Zeitschrift Die Spxarkasse giebt im Verlage von C. W. Haarfeld in Essen einen Finanz- Kalender für Kassen⸗Beamte und Ge⸗— schäfte, 1883, heraus. Derselbe enthält einen Notizkalender und einen Geschäftskalender mit besonderer Angabe der Zinstage, Ru— briken für fällige Steuern. Versicherungsprämien, Ausloosungen, Ein— zahlungen, Verfalltage der Coupons, Zinsen ꝛc., gerichtliche Termine, Versammlungen und Sitzungen, eine Interessentabelle, Bestimmungen über den Geldverkehr, die Bestimmungen über Verkehr mit der Reichsbank, Stempel ꝛ2c., die gesetzlichen Bestimmungen über Pensions⸗ wesen der Beamten, Kommunalbesteuerung und Wohnungsgeldzuschuß; die wichtigsten Bestimmungen aus der Subhastationsordnung und eine Anleitung zur Selbstyertretung im Civilprozeß. Preis in Leinewand elegant gebunden 2 c.

Die von dem Polizei⸗Rath Otto Held herausgegebene Schrift „Gesetze und sonstige Bestimmungen, betreffend die Gewerbesteuer in Preußen, mit gewerbepolizei⸗ lichen Vorschriften für Verwaltungs und Polizeibeamte, die Staatsanwaltschaft und Schöffengerichte“ ist kürzlich im Verlage von Julius Springer zu Berlin in zweiter verbesserter Auflage erschienen. Die Arbeit bezweckt, die zur Zeit in Preußen geltenden gesetzlichen und ministeriellen Vorschriften in Betreff der genannten Steuer, so⸗ wie die bezüglichen Bestimmungen der Gewerbe⸗Ordnung den bei der Verwaltung der ersteren betheiligten Beamten und Privatpersonen in möglichst gedrängter Weise zugänglich zu machen. Das Material der Zusammenstellung hat der Verfasser den amtlichen Veröffentlichungen, den Mittheilungen aus der Verwaltung der direkten Steuern im preußischen Staate und den einschlagenden Akten entlehnt. In der vorliegenden Auflage sind die bis zum 31. Mai 1882 erschienenen Bestimmungen der gedachten Art berücksichtigt worden. Ein chrono logisches Inhalts⸗Verzeichniß sowie ein sorgfältig gearbeitetes Sach—⸗ register erleichtern die Benutzung des Werkes.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Washington, 17. Dezember. (W. T. B.) Nach dem Be⸗ richt des landwirthschaftlichen Departements für den Monat De⸗ zember wird die Maisernte 1625 Millionen, die Weizenernte 500 Millionen Bushels ergeben.

Gewerbe und Handel.

Nürnberg, 16. Dezember. (Hopfenmarktbericht von Leop. Held.) Die außerordentliche und abnorme Geringfügigkeit der Vorräthe am Markt und in den Produktionsbezirken ist Ursache, daß sich die Ten— denz des Hopfengeschäfts mehr und mehr festigt und die Preise in Folge dessen, wenn auch langsam, von Tag zu Tag anziehen. Rege 6 f ist für alle Sorten vorhanden, doch waren in der zweiten

älfte dieser Woche die Umsätze kleiner, da es an Waare fehlt und das wenige Angebotene sehr hoch im Preise gehalten wird. Be⸗ merkenswerth ist, daß von der Preissteigerung nur Mittel- und geringe Hopfen profitirten, während Prima⸗Waare ziemlich unverändert notirt. Die Exporteure verhalten sich fortgesetzt unthätig. Man zahlt heute für prima Württemberger, Badische, Polen, Elfässer und Dall ertauer 435 459 „, für Mittelwgare gleicher Sorten 3900 415 M, für Markthopfen 330 100 6 und für GebirgSshopfen bis zu 420 4M

London, 18. Dezember. W. T. B.). Die Firma Morris Smith K Co. in Penelamd hat ihre Zahlungen eingestellt, die Biff betragen über 100 009 Pfund; gleichzeitig fallirten die Firma

ilwen Porks in Pendery und die Hematite and Iron Compagny in Marvport, die Passiven der lerteren betragen 200 000 Pfund, die⸗ jenigen der ersteren sind nicht bekannt.

Glasgow, 16. Dezember. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 610 309 Tons gegen 626100 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betriebe befindlichen Hochöfen 112 gegen 105 im vorigen Jahre. .

Paris, 16. Dezember. W. T. B). Der Nouvelliste de Paris“, ein Finanzblatt, meldet, daß der Liquidator der Union géngrale“ beute gegen die Verwaltungsräthe, Censoren und Direk⸗ toren der Gesellschaft cine Regreßklage angestrengt babe, in welcher er eine Entschädigung von 10 Millionen verlangt. Die sinanzielle Rundschau des „Temps“ enthält ein Schreiben Leon Renaults, welches den Namens der Gläubiger der Union générale vor dem Appellbofe zu vertbeidigenden Prozentsatz mittheilt und nachzjureisen sucht, daß die konstatirten Unregelmäßigkeiten keine Nichtigkeitgerklä⸗ rung der Vermehrung des Aktienkapitals, sondern der Gesellschaft begründen. In diesem Falle seien die Subskriptionen nicht nichtig, und die Nichtigkeit der Gesellschaft könne den Gläubigern von den Aktionären, die Zeichner oder Cessionare seien, als Einwand nicht entgegengeslellt werden.

Belgrad, 16. Dejember. (W. T. B.) Der Finanz ⸗Minister sandte beute 1 500900 Fre. zur Einlösung des demnäckst fälligen Coupong nach Paris.

Berlin, 18. Dezember 1882.

Konsulatsberichte.

Auszug aus einem Berichte über die Börsen⸗ und Handelgzverhältnisse in Odessa im Jahre 1881.

Ddessa, den 21. 9. November 1882.

Die Odessaer Börse, die big vor 5 Jahren ganz von der St. Petereburger abhängig war, hat bei gleichzeitiger An⸗ lehnung an die auglaändischen, namentlich die Berliner und Hamburger, im Jabre 1851 mehr Selbständigleit gewonnen.

Tratten aus Nikolajew, der Krim und aus dem ganzen Küslengebiete des Asowschen Meereg gelangten hierher. Da⸗ egen verlangten Mogkau, Kiem, Charkow, der Kaukasug, ersien und Konstantinopel hier Tratten.

Der Wechselcourg sland zu Ansang 186351 auf 9 Röl. 50 Kop. (251 Pence) Seine nachherigen Schwankungen und die Erdöhung bie auf 9 Rol. 14 Kop. (2651, Vence) waren die Folge der auf die guünstigen te⸗ auesichten gegründeten Annahme, daß der port ein bedeutender sein würde; einige große deutsche Firmen, namentlich ein Beiliner Haug, baben auch auf die Erböhung deg Courseg hingearbeitet. Aber der Export verjögerte sich und war bei Westtem nicht so bedeutend, alg wartet wurde, so daß der hohe Courg nicht gehalten werden konnte. In den legten Monaten des Jahres kamen erhebliche Mengen russischer Paniere na Nußiand zurück, und war meistentbeilg alg Jablung für ervortirieg Getrelde. Dieseg Jur ücksließen der piere war auch Wer⸗ anlaffung, daß eine Preisdifferenz zwischen den Papieren rein lokalen Charakter und denjenigen Papieren, die auch auß auglandischen Börsen kotfrt werden, zu Ungunsten der lezleren entsland. Namentlich sank der Werih der Drient⸗ anleihe in Vergleich um Werthe der Odessaer Stadtebliga—⸗

Der Dis kontoprozentsatz schwankte im Jahre 1881 zwischen 61 bis 71 Proz.

Zu bemerken ist übrigens, daß der Handel mit Fonds in

Odessa selbst im Allgemeinen ein unbedeutender ist.

Schon im Jahre 1880 wurde über die Ueberfluthung des hie⸗ sigen Geldmarĩ tes mit silberner Scheidemünze geklagt und im Jahre 1881 nahm diese Ueberfluthung erheblich zu. Dieses Geld kommt in Säcken aus den Theilen der Türkei, in welchen die russische Armee während des letzten Krieges ge⸗ standen hat. Namentlich wurden die Besitzer der Mehlmühlen, von denen mancher in einer Woche 50065 Rbl. in Scheide⸗ münze einnahm, in Verlegenheit gesetzt. Auch die hiesige Pferdeeisenbahn wußte nicht, wie sie ihre Tages—⸗ einnahme von 800 bis 909 Rbl., die ihr in Scheidemünze zu⸗ ging, in Papier umsetzen sollte. Das Comité für Handel und Manufakturen petitionirte beim Finanz⸗Minister, daß es dem hiesigen Comtoir der Reichsbank freigestellt werde, silberne Scheidemünze zu jedem Betrage gegen Bankbillete umzu⸗ wechseln. Der Finanz⸗Minister genehmigte zwar in Folge dessen, daß das Comtoir der Reichsbank silberne Scheidemünze zu jedem Betrage gegen Bankbillete während zweier Wochen umwechseln dürfe, doch verstrich diese Frist unbenutzt, da die Maßnahme nicht bekannt gemacht wurde und sogar dem peti⸗ tionirenden Comité und dem Börsencomité unbekannt blieb. Auf erneutes Gesuch des Comités für Handel und Manufak— turen genehmigte der Herr Minister, daß es dem Comtoir der Reichsbank freigestellt werde, während zweier Monate silberne Scheidemünze in Beträgen von mehr als 3 Rbl. gegen Papiergeld umzuwechselßn. Der Lauf der zweimonat⸗ lichen Frist begann diesmal vom Tage der Publikation in den Lokalblättern und der Benachrichtigung des petitio— nirenden Comitès.

An der Spitze der hiesigen Banken steht das Odessaer Comtoir der Reichsbank. Dasselbe publizirt hier keine Rechenschastsberichte, so daß seine Geschäfte im Einzelnen un⸗ bekannt sind. Jedenfalls sind dieselben sehr bedeukend, und zwar trotz des erheblichen Zeitverlustes, mit dem sie mitunter verbunden sind. Nicht nur das Wechseldiskontogeschäft und das Darlehnsgeschäft, auf verpfändete Fonds ist bedeutend, sondern auch das Checkgeschäft. Da die Reichs bant die gegen ein Checkbuch eingezahlten Gelder zu dem hohen Satze von 3. Proz. verzinst, so legen die Mehrzahl der Geschäftshäuser die mitunter sehr bedeutenden Kapitalien, deren sie für den laufenden Geschäftsbedarf benöthigen oder die sie sonst augen⸗ blicklich nicht unterzubringen wissen, auf diese Weise an. Die Course der Odessaer lokalen Kreditinstitute bleiben meist auf einem ziemlich niedrigen Niveau.

Der Grund hierzu ist zunächst in der Thatsache zu finden, daß der hiesige Kapitalist auch eine Verzinfung zu 696 für eine ungenügende zu halten gewohnt ist, da das Privatdis— lonte und andere Spekulationen (z. B. der Ankauf von . behufs Vermiethung) einen viel höheren Prozentsatz gewähren.

Auch fehlt es in Südrußland immer noch sehr an Kapital. Endlich herrscht im Publikum ein großes Mißtrauen gegen die Verwaltungen aller Banken. Man hört so viel von Unehrlichkeiten, Unregelmäßigkeiten und Fahrläßigkeiten bei Verwaltung von Banken und onde daß man im Publikum abgeneigt ist, auch denjenigen Banken, die es verdienen könn— ten, volles ungetheiltes Vertrauen entgegenzubringen. Uebrigens ist nicht zu übersehen, daß der Cours dieser Lokalfonds, obschon nach ausländischen Begriffen ein recht ungünstiger, doch höher steht, als der Cours der Reichs— papiere. Im Jahre 1879 nahm die Stadt Odessa eine Anleihe von 3 750 009 Rbl. auf. Es ist dies bielang die einzige Schuld der Stadt und es haftet namentlich die sogenannte Halbkopekensteuer für diese Schuld. Die Verzinsung ist eine 6 prozentige und zweimal jährlich erfolgt mittels Ziehung die Amortisation eines im Minimum statutenmäßig festgesetzten Theils der Gesammtschuld zum Nominalbetrage der gezogenen Obligationen. Emittirt wurde die Anleihe in Appoints von 100, 500 und 1009 Rbl. zum Course von 96. Die ursprünglichen Zeich⸗ nungen betrugen in Odessa 3 890 800 Rbl. und in St. Petert⸗ burg 1700 909 Rbl. Am Ende des Jahres 1879 betrug der

Cours der Anleihe 935 94 Rbl., augenblicklich stehen die Obli⸗ gationen auf 941. 95.

Auf der Hofjagd im Grunewald am 16. d. M., an welcher des Kaisers und Königs Majestät einer leichten Unpäßlichkeit halber Theil zu nehmen behindert waren, sind in einem eingestellten Jagen auf Damwild 72 Schaufler und Spießer, 221 Stück Damwild und 1 Fuchs erlegt worden. Hiervon streckten: Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit Kronprinz 14 Schaufler und Spießer, Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm 12 Schaufler und Spießer, 8 Steck Damwild und 1 Fuchs, Se. Königliche oheit der Prinz Friedrich Carl 23 Schausler und Spießer und 6 Stück Damwild, und Se. Königliche Hoheit der Prinz August von Württemberg 3 Schaufler und 7 Stück Damwild.

der

Im Deutschen Handel gtage begründete am Soanabend der Gebeime Regierung Kath Prosesser Dr. Socibeer cine Relbe von Tbesen über die Reform der Waarenstatistil. Auf Vorschlag des Vorsitzenden wurde lediglich darüber abgestimmt, eb der Handelt⸗ tag obliqatorische Wertbdellaratsonen fat neikmendig cracte In namentlicher nach Handelskammern vorgenommener Ubstimmung warde diese Frage mil G64 gegen 18 Stimmen bejabt und damit der Gegenstand für erledigt erachtet Der folgende (Gegenstand der Tagegerdnung war das Thema: Die Nothwendigkeit der Anlage von Schiffahrt kanälen in Deutschland.

Kochbann (Berlin) stellte Nameng des Aeltesten Kollegium der Kaufmannschaft von Berlin folgenden Antrag: Der Handelstag bält die Vermehrung und Verbessernng anserer Wasserstraßen fär drin * geboten. Gr ist der Ansicht, daß unsetre acer bautreikenden ostlichen

rerinjen mit unseren industriellen wesllichen Landen tbeilen, unseren Koblen und Hütteneereinen ven Rrelrland, West falen. Schlesien und Sachsen untereinander und mit den Ser bäfen durch gute, in Breite und Tiefe genügende Schiffabrtestraßen in Verladung ge⸗ setzt werden.. Dieser Antrag warde einstimmig angenommen.

Gin dringender Antrag der Dandelgkammern den Freiburg. Bremen, Hambara. Leipiig, Mannbesrm,. Munchen, Harkurg. Barmen. Resteck. Bielefeld, ju erflärrm, daß die deffaltie Durch brunn der dentschen Geldwäbrang lin Wege der Ginssehung der nech ceutstrer den Thaler, bejlebentsich der WMiederaufnak ae der Silberrerfanse

drlagend gebeten erschelnet, warde nach farmer Debatte ven der Tageg= etdnang abaesczt.

tionen und der Pfandbriefe.

Der Versspende schleß blerauf Rn Har delgtag

Die Neue Kirche, deren Grundstein am 11. August 170 gelegt und die dann am zweiten Ostertage des Jahres 1708 in An- wesenbeit des ersten Preußenkönigs eingeweiht wurde, ist gestern Vor⸗ mittag nach vollendetem Umbau ihrer Bestimmung wieder übergeben worden. Eine zahlreiche Festversammlung hatte sich in dem Gottes- hause vereinigt, Auf dem Altarplatz bemerkte man u. A. den Kultus Minister von Goßler, den General ⸗Feldmarschall Grafen Moltke, den Ministerial · Direktor Lucanus. den ö 6 von Madai, den Wirkichen Geheimen Rath von Wilmowski, den Präsidenten Hermes, den Konsistorial⸗Präsidenten Hegel, den Ober⸗Bürgermeister von Forckenbeck, die Mitglieder des Magistrats, die Stadtverordneten und die Gemeinde⸗Kirchenbehörden. Um 110 Uhr erschien Se. Kaiser—⸗ liche und Königliche Hoheit der Kronprinz, um als Ver treter Sr. Majestät der heiligen Handlung beizuwohnen. Nachdem Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit, Höchstwelchen die Geistlichkeit und die Patrone der Kirche am Hauptportal empfangen hatten, vor dem Altar Platz genommen, intonirte der Kirchenchor den 23. Psalm. Nach einem von Posaunen begleiteten Gesange der Gemeinde hielt der General Superintendent Propst D. Brückner die Weiherede, der er die Worte, wie sie in der Offenbarung Joh. 21. 5— 6 verzeichnet sind, zu Grunde legte. Er erinnerte dabei zugleich daran, wie die Neue Kirche einst unter Preußens erstem König ihre erste Weihe erhalten und wie sie nun unter dem ersten Kaiser neu erstanden sei. Gesang der Gemeinde leitete hierauf zu dem Gottesdienst über, bei dem Prediger Hoßbach die Liturgie hielt. Die Predigt, die sich an die Worte im Briefe Judä 20, 21 anschloß, hielt sodann der Prediger

Lisco. Gebet und Segen des Predigers Hoßbach endete den feier lichen Gottesdienst. 966

Gestern Mittag fand in der Sing-Akademie eine Gedächtniß⸗ feier für Miß Archer, die Gründerin des Victoria Lyceunis, statt. In der Königlichen Loge hatten Ihre Kaiserlichen Ho⸗— heiten der Kranprinz und die Kronprinzesffin mit Prinzessinnen Töchtern, sowie Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm Platz genommen; unter den im Saale An⸗ wesenden bemerkte man den Kultus-Minister von Goßler und den Präsidenten des Herrenhauses, Herzog von Ratibor. Der Saal war festlich geschmückt. Unter Palmen war das für diese Feier an— gefertigte Relief der Verstorbenen angebracht, und dahinter hatte ein Chor von Sängern und Sängerinnen Aufstellung genommen, der den Mendelssohnschen Trauergesang: „Sahest Du ihn niederschweben“, ergreifend vortrug. Hierauf folgte die Gedächtnißrede des Prof. Dr. Lazarus, der ein Lebensbild der Verewigten entwarf. Bie Feier schloß mit Absingung des Chorals: „Erkenne mich mein Hüter!“

, Der 1875 gegründete Verein zur Speisung armer Kinder und Nothleidender hielt am Sonnabend Abend im Bürgersaale des Rathhauses seine diesjährige Generalversammlung ab. Der Verein hat im laufenden Jahre einen Aufruf erlassen, der ihm zwar 70 neue Mitglieder zugeführt hat, aber trotzdem war es nicht möglich, aus den laufenden Einnahmen die gesammten Mitgliedsz— beiträge ergaben nur 1685 MS allen Anforderungen, die an den Verein herantraten, zu genügen und sah man sich genöthigt, 900 M vom Vermögen zu opfern. Der Bazar brachte hierzu noch einen Ertrag von 2212 46. Es konnten insgesammt ca. 700 Familien mit 3360 Personen unterstützt werden, und zwar wurden ver⸗ ausgabt ausschließlich 616 4 Verwaltungskosten, 1380 6 für warme Speisen, 2333 S für sonstige Nahrungsmittel und 310 MS zur Be⸗ schaffung von Hausgeräth, Handwerkzeug u. dgl. Am Grünen Weg hat der Verein eine Brodvertheilung errichtet, die namentlich armen Schulkindern zu Gute kommen soll. Der vor Kurzem wiederum ab— gehaltene Bazar hat ca. 2200 ergeben, die dem nächsten Jahre zu

6 kommen. Der Verein verfügt über ein Vermögen von 20 6

. Die Generalrersammlung des Wissenschaftlichen Central vereins fand am 15. Dezember unter Vorsitz des Abg. Rickert statt. Nach einem Vortrag des Dr. von Kalckstein über die Censur unter Napoleon J., erstattete der Generalsekretär Dr. Max Hirsch den Thäligkeitsbericht über das 4. Geschäfts⸗ und Studienjahr, aus welchem sich trotz ungünstiger Zeitrerhälinisse eine gedeihliche Fort⸗ entwickelung des Centralvereins und der von demselben gegründeten Humboldt ⸗Akademie ergab. An letzterer wurden bisher im Ganzen 149 Vortragecyklen gehalten und von 4900 Hörern besucht; das neue Studienjahr zeigt einen Aufschwung sowohl der Akademie als des Vereins, dessen Freitags⸗Vorträge rege Betheiligung finden. Ganz besonders aber habe sich der Gedanke, durch eyklische Vorträge eine gründlichere Bildung zu erzielen, immer mehr Bahn gebrochen und lasse für die Humboldt .⸗ Akademie eine bedeutende Zukunft erwar⸗ ten. Nach Rechnungslegung durch den Revisor Hrn. Salz fanden die Ergänzungswablen des Ausschusses statt.

Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.

Monateéschrift für deutsche Beamte. 12. Heft. In⸗ halt: Angelegenbeiten des Vereins: Bekanntmachungen der Direktion des Preußischen Beamtenvereings. Rechtsverbältnisse der Beamten: Gesehgebung. Verordnungen. Erkenntnisse. Abhandlungen und Nachrichten über Fragen deg Beamtenthums: Ueber die Er⸗ ziebung zum Beamten. MUeber die Lage der Beamten. Aue⸗ sprüche herorragender Männer über die Lebensversicherung. Ku⸗ rialien. Der neue Terminkalender und die Personalverbältnisse der Justijbeamten. Aussichten im Baufach. Die ‚Wilhelmstiftung Beamtendank'. Wohlfabrteeinrichtungen (Stiftungen ꝛc.) für Be⸗ amte und deren Hinterbliebene. Rabattsparanstalt zu Berlin. Abhandlungen und Aufsätze allgemeinen Inbalttz: Dem verewigten Herrn Geheimen Regierunge-Rath g. Jacobi. Zur Geschichte des preußischen Schulweseng im 18. Jabrbundert. Grinnerungen aus dem schlesischen Riesengebirge. Phrysiologie des franjösischen Be amten Zur Haus baltungebudaetstatsstik Vermischtes Syrechsaal. Bücherschau. Inbalt der Beilage: Valansenliste. Inserate. Deut sche Landwirtbschaftliche Presse. Nr. 19). In⸗ balt; Die Bedeutung der Auskunfieburcausg für die Landwirtkbe. Ven Prof. Jul. Frübauf. Ueber eine Verwerthungewelse deg ODamose⸗ wassers. Von F. Strobmer. Feuilleton. Der Weg deg Blitzet. Weihnachterlaudereien. Fischertl. Husbeschlage * Nagel ꝛc.

Illustrirte Berliner Woechenschrift Der Bär“, Nr. I 9. Jahrgang. Inhalt: Aus alter Jelt, eine Erüäblung von Heinrich Basch (Fortsetzung). Tatharine, Gräsin von Warten bers, von Heintich Wagener (mit Illustratson) Augusla. Deutsche Kalserin und Aönigin von Preußen. Märkische Drienamenforschun⸗ gen. Jagdbilder aug der Marf. 4. Von L. Beckmann. Neuck über den Tod Friedrich Wilbelm II. Gire Weibnachte wanderung durch Berling Geschäftelokale. Die Anlage der großen Kurfürsten⸗ Arerue in Berlin. Brief und Fragekasten. Inserate.

Redacteur: Riedel.

Verlag der Gwedltlen (Cessel). Druck! W. Glonet. Vier Beilagen

(eta schlle a liciãh Bo rsea · Bellage

Gerlin:

44920

Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Käniglich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

n 292.

Berlin, Montag, den 18. Dezember

186862

Königreich Preußen.

Rinisterium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Mehizinal⸗Angelegenheiten.

Statistik zer Königlichen Technischen Hochschule zu Berlin pro Winter⸗Semester 1882 / 83.

An der Technischen Hochschule zu Berlin bestehen fol— gende Abtheilungen: Abtheilung J. für Architektur; . II. Bau⸗Ingenieurwesen; Maschinen⸗Ingenieurwesen Einschluß des Schiffsbaues; „Chemie und Hüttenkunde; Allgemeine Wissenschaften, insbeson⸗ dere für Mathematik und Natur⸗ wissenschaften.

Abtheilung

mit

1. 1. 6 3 3 w.

J. Lehrkörper.

I) ECtatsmäßig angestellte Pro⸗ fessoren resp. selbständige, aus Staatsmitteln remune⸗ rirte Dozenten 33

) Privatdozenten resp. zur Abhaltung von Sprachstun⸗ den berechtigte Lehrer

3 Zur Unterstützung der Do⸗ zenten bestellte Assistenten.

Mehrfach aufgeführt:

a. Bei Abth. J. ein Dozent als Privatdozent, ein Dozent als Assistent. b. Bei Abth. II. wei Privatdozenten als Assisten⸗ ten. 6. Bei Abth. III. ein Do- ent als Privatdozent und Assi⸗ kt, ein Privatdozent als As⸗ istent. d. Bei Abth. IV. ein

rivatdozent als Assistent. e. Bei Abth. V. ein Privatdozent als Assistent.

Il. Studirende. Im 1. Semester ö

5. 3. 1. 8. .

In höheren Semestern

o = G 2

& I II N ë

Summa

Für das Winter⸗Semester 18827 83 wurden:

a. Neu immatrikulirt. ( b. Von früher ausgeschiedenen Studirenden wieder imma⸗ trikulirt.

Von den 96 neu immatriku⸗ lirten Studirenden haben: Reifezeugnisse a. von Gymnasien. . b. . Realgymnasien⸗ Dber · Realschulen bzw. Gewerbeschulen. Realschulen . Reifezeugnisse bꝛyw. nisse von Schulen.

k Zeug⸗ außerdeutschen

Summa

Von den Studirenden sind

aus: Amerika, Nord⸗ Brasilien Italien Luremburg Norwegen Desterreich Rußland. Schweden Serbien Spanien. Schweiz.

Q

el lII 1 è1111— 111— 1

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Summa 17 10

1

m. Hospitanten und andere Personen, welche auf Grund der S§. 35 und 36 des Verfassungg-Statuts zur Theilnabme an dem Unterricht berechtigt resy. zu⸗ gelassen sind: 257. Unter diesen befinden sich: 31 Baufübrer, 17 Offlfiere, l ; 55 Studltende der Friedrich Wil bel me · Universitãt. 1ẽ8Studitender der Akademle der Künste. 5 Schüler des Kunstgewerbe⸗Museumts, 27 Aurländer (1 aug Nord Amerika, 4 aus Desterreich, 12 aug Rußland, 2 aus Schweden, 1 aug der Schwein, L aur Großbrittanien, 1 aus Serbien). Berlin, den 9. Dezember 1832. Der Rektor. Kühn.

um A/ Uhr eröffnet.

Aichtamtliches.

Preußen. Berlin, 18. Dezember. Die vorgestrige (17. Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher die Staats-Minister von Boetticher und Scholz mit mehreren Kommissarien beiwohnten, wurde vom Präsidenten von Köller Vor Eintritt in die Tagesordnung erhielt das Wort der Abg. Dirichltt zu der Erklärung, daß er trotz des gestrigen Breses des Abg. von Eynern seine frühere Behauptung bezüglich des Passus: „Sie protestiren, Herr von Eynern!“ aufrecht erhalten müsse, wenn auch die Stenographen bei der Unruhe des Hauses den betreffenden Passus nicht gehört hätten; er und seine Nachbarn wüßten es genau, daß dem so sei, und daher sei er zu seiner Korrektur berechtigt gewesen; dem Abg. von Eynern müsse er etwaige weitere Schritte überlassen. 4

Darauf wurde die erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend den Erlaß der vier untersten Stufen der Klassensteuer und die Besteuerung des Ver⸗ triebes von geistigen Getränken und Tabackfabri—⸗ katen, fortgesetzt. . .

Der Abg. Büchtemann erklärte, viel wichtiger als der Ausbau des indirekten Steuersystems scheine ihm für die Festigung der Reichseinheit die Erhaltung der realen Kräfte zu sein, die bei der Stiftung des Reiches gewirkt haben, und die ihr Hauptorgan im Reichstage hätten. Wenn der Reichs— kanzler das berechtigte Ansehen des Reichstages, des stärksten Hortes der deutschen Einheit, fortwährend, so durch die For⸗ derung zweijährige Etatsperioden, herabsetze, so fürchte er, daß das, was aus diesen indirekten Steuern gewonnen werde, auf anderem Gebiete wieder mehrfach verloren gehen werde. Bei den jetzigen zerfahrenen Zuständen, wo in diesem Hause keine feste Majoritaͤt für die Steuer⸗ projekte der Regierung vorhanden sei, sei eine große, organische, dauernde Reform nicht zu schaffen. Vor zwei Jahren habe der Abg. von Wedell⸗Malchow dem Hause einen Plan für die Reform der direkten Steuern vorgelegt. Danach sollten ausdrücklich die vier untersten Stufen der Klassensteuer aufgehoben werden, ohne daß neue indirekte Steuern auf⸗ gelegt würden. Der Abg. von Minnigerode habe bei der ersten Lesung des Etats gesagt, die konservative Partei stehe noch auf demselben Standpunkt; aber nach der gestrigen Rede des Abg. von Rauchhaupt sei der Standpunkt dieser Partei doch ein ganz anderer geworden, sei die Partei zum großen Theil bereit, in das Lager der romantischen Steuerpolitik überzugehen, welche die klassische abgelöst habe. Gestern sei dem Hause zum ersten Male erklärt worden, daß man Die in⸗ direkten Steuern erhöhen wolle, ohne gleichzeitig die Reform der direkten vorzunehmen. Dies sei auch der Sinn der Vor⸗ lage. Der erste Theil der Vorlage solle ein Glied in der Kette der projektirten sozialen Reformmaßregeln sein: er musse das bestreiten. Nie hätten Stimmen aus Arbeiterkreisen, nie die sozialdemokratischen Führer über den Druck der direk⸗ ten Steuern geklagt. Die wollten sie gern bezahlen; aber die Vertreter der arbeitenden Klassen hätten mit aller Kraft Front gemacht gegen die Erhöhung der indirekten, gegen die Ver⸗ theuerung der nothwendigen Lebensmittel gemacht. Die Regie⸗ rung stütze sich für den ersten Theil der Vorlage namentlich auf das angeblich durch Exekutionen hervorgerufene Elend. Der Minister dürfe sich nicht wundern, daß das Haus gestern kaum mit der nöthigen Geduld seinen Mittheilungen aus anonymen Schreiben über jene Verhältnisse gefolgt sei. Der Abg. von Rauchhaupt selbst habe gesagt, auf dem Lande wisse man von solchen Sieuerexekutionen nichts, die eben fast nur in den Städten vorlämen, davon 25 Prozent allein in Berlin. Hier in Berlin seien nun aber 1877— 785 an direkten Steuern insgesammt 27 Millionen Mark erhoben worden; es seien dabei nür 642 Pfänder in die Psand⸗ kammer gebracht und von diesen nur 447 verkauft. Im Jahre 1880— 81 seien 26 Millionen an direkten Steuern erhoben, 549 Pfänder zur Pfandkammer gebracht und nur 377 verkauft. 1851— 82 seien 261 Millionen an Steuern erhoben, 319 Pfänder zur Kammer gebracht und nur 214 Pfander wirklich verkaust. Aehnlich liege die Sache in anderen Städten. Es sei dem Minister zum Vorwurf zu machen, daß derselbe dem Hause nicht auch diese Zahlen mitgetheilt habe, seine Hes Mi— nisters] Mittheilungen hätten sonst wohl nicht den Eindruck machen lönnen, als ob die Klassensteuerexekutionen zur volligen Jerrattung führten. Auch ergebe sich bei näherer Erlundigung, daß z. B. in Berlin die ungeheure Zahl der Exelutlonen nur daher komme, daß sehr zahlreiche Personen sich nur vorübergehend hier aufhielten, und thatsächlich zur Steuer nicht herangezogen werden könnten. Was die Entlastung betreffe, so wolle seine Partei eine an dere Slala der Alassensteuer, nicht eine bloße Beseitigung der vier untersten Stusen. Um so weniger wolle sie das Letztere, als die Mittel dazu durch den Liberalen unsympathische Steuern aufgebracht werden sollten. Dem Abg. von Jellit gegenüber bemerke er ferner, daß die Einnahmen aus den Eisenbahnen im nächsten Jahre voraugsichtlich ganz erheblich höher sein würden, alg im Etat angenommen sei. Die Börsensteuer, wie sie vom Abg. von Wedell vorgeschlagen sei, sei ein Monstrum “, welches den gesammten Geschastaverkehr bedrücken würde, und wohl nicht einmal von dem Antragsteller selbst angenommen werden würde. In Vezug auf die im Gesetz vorgeschlagenen Stenern könne er dem Prinzipe der Konsumbesteuerung nicht beistimmen. Sowohl in Bezug auf Branntwein und Taback sei er für Produktionasteuer, PDenso auch beim Zucker, diese drei Artikel müßten an der Quelle . werden. Der Tabac sei bereit? viel höher be⸗ e als der Abg. von Rauchhaupt zugegeben habe, ebenso.

ei die Landwirthschaft mit der Spirltussteuer lange 2 u starl belastet. Nach dem Bericht des Berliner Polizei Prant= blumg ssebe es mit den Schankwirthen durchaug nicht so gut, wie die Neglerung, die ja eine gewisse Antipathie gegen Oaustrer, Schankwirihe und manche andere Gewerbetreibende u baden e n n, ,, m, 1 . dem 6 det 1

unden. Auch die Zahl der Junahme der Schankwirth=

c x. *

(Nedner wies dies mit Berufung auf statistische Daten nach.) Nun möchte er noch fragen, ob nicht eine Kollision zwischen Land und Reich eintreten würde, wenn das Haus diese Lizenzsteuer bewilligte. Die Steuer sei keine direkte Gewerbe⸗ steuer; das würde sie nur dann sein, wenn sie von dem Brutto⸗ ertrage erhoben würde, und nicht von dem Bruttoumsatz, so gut wie auch die Grundsteuer auf den Rohertrag gelegt werde. Nur indem die Regierung die Worte Bruttoumsatz und Bruttoertrag als identisch behandelt habe, sei sie dazu gekommen, diese Lizenzsteuer als in Preußen zulässig zu erklären. Wenn das Haus, wie hier vorgeschiagen, den Vertrieb nach dem Werthe des Umsatzes und nicht nach dem Ertrage besteuere, sei die Steuer eine indirekte, und gehöre dem Reich. Aber es solle ja hier nicht zum ersten Male die Macht des Reiches eingeschränkt werden; erst vor wenigen Tagen habe die Re⸗ gierung durch die zweijährigen Etatsperioden die Macht und das Ansehen des Reichstags zu schwächen versucht. Er wünsche nicht, daß der größte Bundesstaat Preußen ein Bei⸗ spiel für die Einzelstaaten gebe, wie man die Kompetenz des Reiches schwäche. Seine Partei sei also gegen die Lizenz- steuer, weil sie sowohl in die Rechte des Reichs eingreife, als auch unerträglich werden würde. Seine Partei werde also in der Kommission die Lizenzsteuer aus dem Entwurf herauszubringen, suchen, sich aber an den Verhand⸗ lungen über die direkten Steuern mit allem Eifer bethei— ligen, wenn eine Skala für die ganze Klassen- und Ein— kommensteuer gefunden werden solle, die es ermögliche, das direkte Steuersystem voll und ganz, wenn auch mit einer Entlastung der unteren Klassen, aufrecht zu erhalten. Seine Partei werde sich also nicht ablehnend verhalten, sondern zum Zustandekommen eines Gesetzes mitzuwirken be⸗ strebt sein.

Hierauf ergriff der Finanz-Minister Scholz das Wort: Fürchten Sie nicht, daß ich mein Recht zu sprechen dahin ge⸗ brauchen und Ihre Geduld damit ermüden werde, daß ich etwa nach jedem Redner aufstebe und seine Ausführungen, soweit ich sie für unrichtig halte, zu widerlegen suche. Aber gegen eine Art von Angriffen werde ich jedes Mal ausstehen; es ist das die Art, welche das traurige Material, auf welches die Regierung ihre Aktion hauptsächlich stützt, zu verdunkeln und zu verdächtigen sucht. Der Herr Abgeordnete, der eben gesprochen hat, hat gemeint, ich hätte keinen Grund gehabt, mich über die Ungeduld des Hauses zu wundern, als ich gestern ihm aus der Nachweisung, die ich in der Hand hatte, solche traurige Fälle vorlas. Er hat gemeint, solche anonyme Schreiben“ können natürlich einen Eindruck nicht machen. Ich muß demgegenüber daran erinnern, und auf das Bestimmteste wiederholt erklären, ich habe nicht anonyme Schreiben verlesen, sondern ich habe amtlich konstatirte, aktenmäßig belegte Fälle aus der Zahl derer, die zur Kenntniß der Centralinstanz gelangt sind. hier vorgetragen. Daß ich die einzelnen Namen der Behörden und Personen, die dabei betheiligt waren, nicht enannt habe, das ist eine Rücksicht, die, glaube ich, auch der Hr. fön Büchtemann achten und anerkennen, nicht aber dahin herabziehen sollte, daß er nur von anonymen Schreiben spricht. Ich könnte ihm ja selbst mit seinen Ausführungen dies sofort zu⸗ rückgeben. Was sind das. was er mitgetheilt bat, anders gewesen als „anonyme“ Mittheilungen in seinem Sinne; und gewiß nicht amt⸗ liche, denn es ist mir nicht bekannt, daß Hr. Büchtemann im Besitz amtlichen Materials über diese Dinge sei. Soweit er amtliche Ma⸗ terialien zu benutzen vielleicht in der Lage gewesen ist, Berliner, so komme ich noch darauf zurück. Der Herr Abgeordnete bat gesagt, diese Grekutionen, diese Elend vermehrenden Klassensteuerexekutionen finden sich ja nur in der Stadt, finden sich nicht auf dem Lande und hat sich dabei bejogen auf eine Autorität von dieser Seite des Hauses lrechts), Hrn. von Rauchhaupt. Ich habe gestern mich allerdings über den Muth gewundert, mit dem Hr. von Rauchhaupt diese Be⸗ hauptung bier im Hause aufgestellt hat.

Melne Herren! Hr. von. Rauchbaupt. übersieht aut. gezeichnet und xrolllommen die Verhältnisse des Kreises Delitzsch und vieler benachbarten Kreise, die sich in ähnlichen vortrefflichen und selbst gesegneten Verbältnissen befinden; aber Hr. von Rauchhaupt übersiebt nicht die Verhältnisse des ganzen Landes. wie sie an der Centralstelle übersehen werden, und er hat offenbar in der Unrube des Hauses überbört, was die Nachweisungen enthielten, aus denen ich mir erlaubte, Fälle mitzutbeilen, denn er würde sonst gar nicht im Stande gewesen sein, nach mir diese Bebauptung bier im Hause aufzustellen und aufrecht zu erhalten. Ich erklãre also, und diejenigen Herren, die irgend mir gestern jugebört haben, können darüber auch feinen Moment im Zweifel sein, diese Klassenstenererelutionen kommen auch auf dem platten Lande vor, kommen bauptsächlich auch im Dsten der Monarchie auf dem platten Lande vor, bedrücken zu einem großen Theil die arme Bevölkerung auf dem platten Lande, und wer das Gegentbeil bebauptet, ist nicht informirt, oder will nicht informirt sein. (Unrube! ja, meine Herren, das ist die Wahrbeit. .

Der Herr Abgeordnete bat dann geglaubt, cinen besonderen Vor wurf gegen dag von der Nenterung vorgelegte Material desbalb er- beben ju können, weil es nicht erkennen lasse in wie vielen von den= senigen Fällen, welche bier als Fälle vollstredtte Erekutionen auf- geführt sind, es zum Verlauf gepsandeter Objekte gekommen ist. bat dann aus ciner Quelle, die init nicht naber bekannt ist für Berlin. laub ich, eine derartige Uebersicht u geben ver ucht. Nun, meine Derren, die Statistik ist in der Art., wie sie seit 1878 gefübrt worden i, nicht in der Lage, eine Antwert auf diese Frage u geben, und es ist desbalb jedenfalls kein Vorwurf für mich, wie der Derr A * das geglaubt bat, daß ich die Stattftik in dieser Berlebung nicht etwa aug der Pbantaste ergänzt babe. Im Augenblick wären wir auch absolut nicht im Stande das aut zuscheiden. J J

Ich kestreite aber auch, daß diese Unterscheidang einen so eideblichen Werth Hätte, wie der Derr Abgeordnete ibr eilen. Denn semand aberbaurt körperliche Sachen abgepfändet worden sind. wenn diesclben zum Verkauf lemmen sellen,. o beßndet sic¶h diese Persen schon unter dem argsten Dru der Grckut ion, die Persen wein. daß keim Verkauf der abgerfändeten Sachen der Grlös kaum die Kosten deäen wird, baß diese ibre Sachen an cinen Dritten gelangen für einen Schleuderrteis, während sie den größten Verlust daran bat. Cine solche Person, cine solche bereins durch die Pãandung betreffene und vor dem Rerkaus der Sache stebende Person sucht überall Geld, um die Pfandreraunferun abnmmnenden, und alle Ticse Fälle blen mit Recht mit in der traurigen Starssit, auf die sich die Neglerung stü ;

Der Hert Abaeordnete bat dann aber 2 aamenllich von

srröben und demeint, daß meine Minbellangen ja der in einung im Lande führten möäßten, ald ob reirklich in Felge und die sen lasser. scnererekutionen Gibitietung bernor das D stiege. di bal ür Berlin. wean i ng verstandken Take, das a bestrelten dewagt. Der Derr Trete r. nder demselten Irrtam, in welcher die Fralnen * 2. bect; die Fraltlen ala bt Die laer Ver

Haften sel leincswege so groß, wie die Reglerung angebe.

kennt fie nicht. Wenn Sie sich bier Ke een, fe enn, e, Teen, wer,