1880 / 53 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 02 Mar 1880 18:00:01 GMT) scan diff

treten und stütze sich in den Motiven fast allein auf einen

denspräsenz von 497 000 mit der deutschen Ziffer von 401 000 . vergleichen. Denn jene 497 000 umfaßten, was in Deutsch⸗ and nicht der Fall, auch alle Offiziere, die Gensd'armerie, alle Beamten, Zöglinge, Arbeiter in Werkstätten, die Ein⸗ jährig Freiwilligen, kurz Alles, was vom Militärbudget unter⸗ halten werde. Lasse man dies wie in Deutschland außer Be⸗ tracht, so sei die französische Friedenspräsenz eher schwächer als die deutsche. Besonders gelte dies von der Infanterie, welche seit 1875 keineswegs stärker geworden sei. Das deutsche Regiment zähle 1694 das französische 1560 Mann. Natürlich seien in Frank= reich die Eompagnien um so schwächer, betrügen nur 82 Mann, in Deutschland dagegen 137. Der Graf von Moltke selbst habe 1877 noch hervorgehoben, daß solche schwache Compagnien eine gründliche Ausbildung nicht ermöglichten. Von diesen schwachen Seiten der französischen Organisatign als Folge der rößeren Bataillonszahl aber spreche die Regierung nicht. ahrend in Frankreich gerade gegenwärtig untersucht werde, ob die Bataillonszahl nicht im Interesse stärkerer Compagnien zu vermindern sei, solle in Deutschland die Bataillonszahl erhöht werden, ohne Verminderung der Stärke. Weil die deutschen stärkeren Bataillone den Stamm abgäben, auch für neue Kriegsformationen, brauche man um so weniger Friedens⸗ kadres. Allerdings gebe die größere Zahl der letzteren Frank⸗ reich einen größeren Stamm von Offizieren, aber dies hänge auch nur mit einem sonstigen Mangel in der dortigen Heeres—⸗ organisation zusammen. Der Schlußstein der allgemeinen Wehrpflicht sei das Einjährig⸗-Freiwilligen⸗Institut, die Pflanz⸗ schule der Reserve⸗ und Landwehr⸗Offiziere. Diesen Schluß⸗ stein habe weder Frankreich noch Rußland bisher zu finden vermocht. In Rußland habe man den höheren Klassen nur eine mehrmonatliche Dienstzeit zuzumuthen gewagt; in Frankreich erklärte noch jüngst der Kriegs- Minister, das Einjährigen ⸗Institut, welches dort selbst Köche, Kleinhändler und Domestiken umfasse, für unhaltbar. Deshalb fehlten in jenen Ländern die Reserve⸗ und Landwehr⸗ Offiziere, welche es in Deutschland ermöglichten, Kriegsforma⸗ tionen, ohne irgend einen Friedensstamm zu bilden und selbst, wie 1870, Landwehrdivisionen zu formiren, für welche keinerlei Friedensstamm vorhanden gewesen sei und welche doch alsbald an den Ehren und Siegen auf den Schlachtfeldern theilneh⸗ men könnten. Würde man eine Geschichte der deutschen Land⸗ wehr aus diesem Kriege schreiben, so würde dieselbe glänzend widerlegen alle jene Anschuldigungen, die man in den sechsziger Jahren gegen die Kriegstüͤchtigkeit der Landwehr erhoben habe, weil sie sich unbequem erwiesen zu den bloßen De⸗ monstrativ⸗Mobilmachungen der funfziger Jahre. Die von der Militärverwaltung, vom Kriegs-Minister und vom Grafen Moltke nach 1874 noch ausdrücklich anerkann⸗ ten Momente, die der numerischen Stärke auswärtiger Heere in Deutschland gegenüberträten, nämlich die Solidität und Schneidigkeit des Kriegsinstruments, die bessere Ausbildung der Truppen, die längere Dienstzeit, lasse man heute zurück⸗

numerischen Vergleich der Kriegsstärke, der nach seiner Ansicht

oft 8 Wochen lang unbesetzt bleiben und komme der Ersatz⸗ reservist von der Üebung zurück, so habe ihm ein Anderer seinen Broderwerb an diefer Stelle unmöglich gemacht. Diese Ausbildung der Ersatzreserve sei nicht ganz ohne Vorgang; als 1833 Friedrich Wilhelm III. die zweijährige Dienstzeit ein⸗ eh habe, sei zugleich die Ausbildung der sogenannten

riegsreserve⸗Rekruten auf 6 Monate verfügt. Jetzt solle diese Einrichtung der dreijährigen Dienstzeit hinzutreten. An diese Absicht aber müffe wieder das Verlangen nach Einführung der zweijährigen Dienstzeit geknüpft werden, die schon der Mittelpünkt des Programms der Fortschritts= partei von 1861 gewesen sei. Selbst der Minister von Roon habe im September 18652 zur Zeit des Militär-Konfliktes an⸗ erkannt, daß die Einführung der 2jährigen Dienstzeit mit der Armeeorganisation ganz außer Zusammenhang stände; auf Grund dieser Erklärung habe man zu jener Zeit einen Augen⸗ blick auf eine Verständigung mit der Regierung hoffen können. Selbst die gegenwärtige Dienstzeit sei in Wirklichkeit nur 2A Jahre, da fast die Hälfte der Dienenden nach Jahren enlka en werde und bis 1875 habe der Durchschnitt 25 bis 27 Monate betragen, da die Vakanz zwischen Reserve⸗Entlassung und Rekruten-Einstellung noch 3— 4 Monate betragen habe. Früher habe die Militärverwaltung den Einwand gemacht, die militärische Ausbildung werde wohl, in zwei Jahren er= reicht, nicht aber die Ausbildung des militärischen Bewußtseins, und soldatischen Selbstgefühls; in den Motiven der jetzigen Vorlage sei dieses Moment nicht mehr ins Feld geführt. Die Gewöhnung an Zucht und Sitte u. drgl. werde gewiß in 2 Jahren erreicht; in dem Maße aber, wie die Dienst⸗ zeit lnger werde, in diesem Maße werde sie progressiv nachtheiliger für das bürgerliche Leben, wie selbst eine der Militärverwaltung so nahe stehende Persönlichkeit, wie der Vertreter von Krupp in der Eisenenguetekommission konstatirt habe. Der Arbeiter werde zu einer Zeit, wo derselbe angefangen habe, etwas zu lernen, seinem Beruf auf 3 Jahre entzogen, komme dann mit einer unberechtigt hohen Meinung von sich zurück, habe seine Fertigkeiten größtentheils verlernt und müsse wieder von vorn anfangen, während ihn die nach⸗ folgenden Reserve⸗ und Landwehrübungen auch noch auf kürzere Zeit arbeitsunlustig und unfähig machten. Dies Alles würde anders werden, wenn die Regierungen sich mit der , Dienstzeit begnügen könnten. Man weise schließ⸗

ich auf die Vervollkommnung des Waffenwesens als Motiv hin. Aber auch die anderen Faktoren der Ausbildung, das Personal und die Anstalten hätten sich in der jüngsten Zeit ganz außerordentlich verbessert. Der hier neulich auch erwähnte Freiherr von der Goltz komme in seinem Buche über Gambetta und seine Armeen auch dazu, die Heranziehung der Ersatzreserve zum Friedensdienst zu empfehlen, verkenne aber nicht die dem entgegenstehenden Schwierigkeiten und halte es unter gewissen Voraussetzungen für selbstverständlich, daß dann die Dienstzeit verkürzt werden könne. Man wolle jetzt eine neue Armee von 26 0090 Mann errichten; woher aber nehme man die Offiziere, woher die Kasernen? Schon jetzt habe man ein

auch nicht zutreffend sei. Denn nach statistischen Ausweisen sei die Aushebung in Deutschland in jedem Jahre stärker ge—⸗ ewesen als in Frankreich. So stelle man in Deutschland jährlich 8g, 259 Mann Infanterie ein, während die 1879er Aushebung in Frankreich nur 82 275 Mann Infanterie er⸗ . habe. Auch der in Motiven angestellte Vergleich, daß eutschland nur 12 Jahrgänge zur Verfügung habe, Frank⸗ reich aber 14 sei sachlich nicht zutreffend; den 20 Jahren Kriegsdienstpflicht in Frankreich ständen 22 Jahre in Deutsch⸗ land gegenüber. Denn ez sei nicht richtig gehandelt, die Land⸗ wehr mit der Territorialarmee und den Landsturm mit der Reserve derselben zu vergleichen. Denn nach dem Landsturm⸗ gesetz könne der Landsturm auch in die , eingestellt werden und sollte dieses Gesetz gerade zum Ausgleich dienen, daß in Frankreich die Territorialarmee bis zum 14. Jahr⸗ gang reiche. Noch eine Eigenthümlichkeit verbreite falsche Vorstellungen über die Kriegsstärke dieser beiden Länder. Die Franzosen rechneten auf dem Papier mehr Mann, als sie wirklich hätten, in Deutschland rechne man weniger. Bei ein⸗ tretender Mobilmachung folgten dann die Ueberraschungen, es wüchsen, wie 1866 und 1870, in Deutschland die Forma⸗ tionen aus dem Voden selbst da, wo kaum Jemand vermuthe, daß Mannschasten dafür vorhanden seien. Die französische Taktik in dieser Beziehung erkläre sich sehr leicht aus dem Wunsche, das durch den letzten Krieg niedergedrückte militä—⸗ rische Bewußtsein der Nation zu beleben. In Folge der Neu⸗ heit der Organisation mache sie in Frankreich naturgemäß mehr Aufsehen als in Deutschland, wo diese Einrichtungen in leisch und Blut übergegangen sei und man kaum davon preche, wenn Jahr für Jahr 150 000 Mann Landwehr zu den gewöhnlichen Uebungen einberufen würden. In Frank⸗ reich habe man die Territorialarmee überhaupt erst 1878 zum ersten Male zu einer Uebung herangezogen. Ein großer Theil derselben sei , noch nicht militärisch ausgebildet, und es fehle derselben die Hälfte der Offiziere. Allerdings abe man seit 1871 sowohl in Frankreich wie in Rußland mehr Mannschaften militärisch ausgebildet, und zwar weil man eingesehen habe, daß die bisherige Heeresorganisation nicht der Stärke der Bevölkerung entspräche. Deutschland habe schon im März 1871 1350 00 Mann unter den Waffen gehabt. Er wolle auch nicht leugnen, daß man heute bei demselben Aufgebot eine noch weit staͤrkere Kriegsarmee habe. Seien doch damals die älteren preußischen Provinzen im Stande gewesen, weil ihnen die Organisation eigenthümlich sei, über 4 Prozent der k zur Armee zu stellen, während Bayern nur 3 Prozent, Staaten wie Sachsen und Mecklenburg kaum 2 Prozent gestellt hätten. Nachdem die starken Aushebungen aber zehn Jahre in ganz Deutsch-= land statt jefunden hätten, werde die Kriegsarmee überall 4 Prozent, also im Ganzen 1700 000 Mann betragen, eine Armee, wahrlich stark genug, wie ein alter General im Be— eiungskrieg es bezeichnet habe, um den Teufel aus der Hölle zu agen. Dabei möge man berücksichtigen daß nach der Einrichtung der dewieme portion in Frankreich die Hälfte eines heute mo—

bilen Bataillons 6— j e ne nur 6-9 Monate gedient habe.

. Ausbildun andere Armee habe n

diese Ein tzt würden 70 n, 53 n 0000. Mann jährlich der 1. Klasse überwiesen.

. n. entscheide nicht, ob diese sammtlich oder im Ganzen

der größeren Kosten, son⸗

Manko von 1000 Lieutenants gegen den Etat, das werde sich durch die neuen Kadres um 805 vermehren; Jahrzehnte wür⸗ den noch vergehen, ehe auch nur die jetzigen 401 009 Mann vollständig kasernirt seien; die neuen 26 000 müßten also dauernd einquartiert werden. Man habe oft gehört, die Volks⸗ ö sei die Vorschule auch für die militärische Ausbildung, aber wie stimme das mit den Thatsachen? Seit 1872 habe in Preußen die Volksschule keine höheren . erhalten, das Militärbudget sei seit demselben Jeitpunkt um 660 Mil⸗ lionen gestiegen. In Preußen fehlten noch 8477 Elementar⸗

lehrer; 3990 unterrichteten mehr als 120 Schüler, 919 mehr

als 200, könne man die Leistungen der letzteren als eine ge⸗ nügende Vorschule für die Dienstzeit ansehen? Die Kadres der Artillerie sollten ebenfalls nach dem Vorgange Frankreichs verstärkt werden; allerdings seien die Kadres der französischen Feldartill rie stärker, als die deutschen; aber in Fußartillerie und Kavallerie seien die deutschen stärker, und es wäre sehr zu erwägen, ob nicht durch Auflösung der Kürassier⸗Regimenter, deren Bedeutung sich unleugbar vermindert habe, diese Ver⸗ stärkung der Feldartillerie durchgeführt werden könnte. Die Vorlage sei demnach keine einheitliche; die Vermehrung der Artillerie, die der Kavallerie, der Infanterie, die Höhe der Präsenzstärke, die Dauer derselben seien ganz von einander unabhängige . Das Prinzip von zehn Prozent der Bevölkerung, steigend mit der Bevölkerungsziffer, halte er für höchst bedenklich, da doch erst vor nur einigen Tagen konstatirt worden sei, daß die Steuerkraft nicht in demselben Maße wachse, die Erträge aus den Steuern nicht dem entsprechend höher angesetzt seien. 3 höher ferner die Ziffer gegriffen sei, desto kürzer müsse die Zeit sein, für welche man sie bewillige. Ein Zeitraum von sieben enn sei viel zu . Das Gesetz ei also aus militärischen, finanziellen und nationalökonomischen Gründen nicht gerechtfertigt. Der deutsche Reichstag bedürfe allerdings einer stehenden Armee ebenso wie die Krone, und das Heer bedürfe eines angesehenen Reichstags als eines Fak⸗ tors der deutschen Einheit, aber das Heer sei stark genug und es sei nur zu wünschen, daß dem Reichstage sein Ansehen erhalten . daß demselben nicht durch Ausnahmegesetz Abbruch geschehe!

Der Abg. Graf von Moltke bemerkte, ganz Europa stehe unter dem Drucke der Militärlast. Es sei dies eine Folge des gegenseitigen Mißtrauens, welches die Nationen gegen einander errege. Wenn dieses Mißtrauen überhaupt beseitigt werden könne, so werde das immer noch eher geschehen durch Verstän⸗ digung von Regierung zu Regierung, als durch alle anderen Mittel, durch die babylonische und internationale Verbrüde⸗ rung in internationalen Parlamenten u. dgl. Alle Nationen bedurften gleichmäßig des Friedens, und er möchte behaupten, alle Regierungen würden den Frieden halten, so lange sie stark genug seien, um es zu können. Viele betrachteten ja die Regierung wie eine Art feindlicher Macht, die man nicht genug einschränken und beengen könne; er meine, man solle die Regierung hier eifrig unterstützen. Eine schwache Regie⸗ rung sei ein Unglück für jedes Land und eine Gefahr für die Nachbarn. Erinnere man sich doch, wie die Kriege entstanden seien, dieselben seien nicht veranlaßt durch das Staatsoberhaupt und die Regierung, sondern durch diejenigen, welche sich zu Parteiführern aufgeworfen und die leicht be⸗ agu are Menge und schließlich auch die Regierung nach sich gezogen hätten. Annexions⸗, Revanchegelüste, Unbehagen über innere Zustände, das Streben, stamm⸗ verwandte Völkerschaften an sich zu ziehen, die im Laufe der

eit anderen Staatenbildungen ene, seien, dies und vieles

Diese Aus⸗ ere nicht, sondern ver e rng gen i enen. Ein Platz in einer Rare n ,

Andere könne auch in Zukunft immer wieder neue Verwicke⸗ lungen hervorrufen, so daß Deutschland noch lange die schwere Last tragen müsse, welche die geschichtliche Entwickelung und

die Lage Deutschland auflege. Geschichtlich sei Deutschland ja als Reich ein Neuling in der europäischen Staatenbildung und werde als Eindringling mit Mißtrauen betrachtet. Was die eographische Lage Deutschlands , so hätten alle Nach⸗

rn Deutschlands mehr oder weniger Rückenfreiheit; sie hätten Pyrenäen und Alpen oder halbbarbarische Völkerschaften, die sie nicht zu fürchten brauchten. Deutschland stehe unter den großen Mächten mitteninne. Deutschlands Nachbarn im Westen und Osten hätten nur nach einer Seite Front zu machen, Deutsch⸗ land nach allen. Die Nachbaren könnten und hätten schon einen bedeutenden Theil ihrer Heeresmacht nahe an die deut⸗ schen Grenzen dislozirt, während die deutschen Regimenter gleichmäßig über das ganze Reich vertheilt ständen. Man brauche darin keine feindselige Absicht zu suchen, aber man müsse doch mit diesen Verhältnissen rechnen. Dazu komme das stete Anwachsen der Heeresstärke. Rußland habe schon mit gutem Grund vor den letzten Kriegen erhebliche Erweiterungen seines ohnehin starken Heeres beschlossen und diese Organisation nach dem Frieden durchgeführt, es stelle 24 Reserve⸗Infanterie⸗Divisionen und 24 Re⸗ serve⸗Infanterie⸗ Brigaden neu auf, und habe außer⸗ dem den 152 Artillerie⸗Regimentern die vierten Bataillone gin fu ef gt. Die jezt so aufgeregte russische Presse habe da⸗ mals diesen Gegenstand nur leise berührt und einen Wieder⸗ hall in der ausländischen Presse kaum gefunden. Was Frank⸗ reich anbetreffe, so habe er allerdings den Artikel in den preußi⸗

schen Jahrblichern nicht gelesen, er komme aber auf Grund der Darlegungen, die ihm zu Gebote ständen, zu einem an— deren Resultate, als der Vorredner. Er werde nur einige

wenige Hauptsummen angeben und das Haus mit den Details versehen. Im letzten Kriege sei Frank⸗ reich Deutschland mit 8 Armee ⸗Corps entgegengetreten,

egenwärtig habe es 19; damals habe es 26 Infanterie⸗Divi⸗ ionen, jetzt 33, damals 26 Kavallerie Brigaden, jetzt 37 be⸗ sessen. Die Stärke der französischen Armee habe damals 336 000 Mann betragen, jetzt könne Frankreich Deutschland nach der Etatzahl 670 0600 entgegenstellen. Die Territorial⸗ Armee sei darin nicht mit einbegriffen. Er komme also zu dem Resultate, daß Frankreich seit 1875 in 6 Jahren seine Armee mehr als verdozpelt . und in dieser Zeit, ja schon seit dem Kriege, sei Deutschland ruhig bei 1 Prozent einer antiquirten Volkszählung stehen geblieben. In Anbetracht der Höhe des Präsenzstandes habe Frankreich allerdings, wie sehr richtig bemerkt worden sei, mit Einschluß der Gens⸗ darmerie 497 000 Mann, während Deutschland bei einer um mehrere Millionen stärkeren Bevölkerung nur 401 0090 Mann habe, das sei nahezu eine Differenz von 100 000 Mann. Die russische Präsenz betrage das Doppelte der deutschen. Für die Kriegsstärke komme in Betracht die Zahl der Jahrgänge, die Dauer der Verpflichtung zum Dienst. Diese währe in Frankreich 20, in Rußland 17, in Deutschland dagegen nur 12 Jahre. Auf welcher Seite liege da eine Drohung, eine Gefährdung des Friedens? Und dabei muthe man Deutschland zu, großmüthig das erste Beispiel einer Entwaffnung zu geben! Habe denn der deutsche Michel jemals das Schwert gezogen, anders als sich seiner Haut zu wehren? Wenn nun die Regierungen eine Vermehrung des Heeres

für nothwendig hielten, könne sich der Reichstag dagegen ver⸗ schließen, wenn man nicht ganz zurückbleiben wolle? Man habe ja nun statt dessen das Auskunftsmittel der zweijährigen Dienstzeit in Vorschlag gebracht. Man verspreche sich davon national⸗Hkonomische und finanzielle Vortheile. Er wisse nicht recht, wie man sich die Sache denke. Sollten bei der zweijährigen Dienst⸗ zeit die jetzigen Formationen der Bataillone beibehalten wer⸗ den, so falle jede finanzielle Ersparniß fort, im Gegentheil, es würden vielmehr Ausgaben für Bekleidung, Bewaffnung und Ausrüstung der dann viel zahlreicheren Reserve erwachsen. Es sei kaum ein Unterschied, ob zwei arbeitsfähige Männer 3 Jahre oder drei 2 Jahre lang der aktiven Thätig⸗ keit entzogen blieben. So werde also die Sache nicht gemeint sein, sondern man wolle einen ganzen Jahrgang streichen, sämmt⸗ liche Bataillone auf 2 ihres Bestandes herabsetzen. Dann erziele man allerdings eine finanzielle Ersparniß und ver⸗ schaffe eine Erleichterung, dem gegenüber trete aber der mili⸗ tärische Effekt in der qualitativen Verminderung um so stärker hervor. Die deutsche Armee stehe hinter den Armeen der Nachbarn Deutschlands zurück in der Zahl, sie könne dies nur ausgleichen durch ihre innere Tüchtigkeit, und daran sollte man nicht rühren. Die zweijährige Dienstzeit sei ein Lieblingsgedanke besonders Derer, welche nicht selbst dazu be— rufen seien, in möglichst kurzer Zeit aus Rekruten Soldaten zu machen, d. h. solche, die nicht blos den Parademarsch spie⸗ len und auf Wache ziehen könnten, sondern Männer, die eine i Kenntniß ihrer Waffen hätten, unter den schwierigsten erhäͤltnissen selbständig zu handeln im Stande seien, die ge⸗ lernt hätten zu gehorchen und zu befehlen, denn auch der letzte Musketier werde Vorgesetzter, sowie er auf Posten stehe oder eine Patrouille führe. Diese Aufgabe sei nicht so leicht, wie es am Schreibtische scheine. Wenn man eine Ausbil⸗ dung von 20 Wochen für die Reserve vorschlage, so stelle man damit ein Material her, welches wohl mit Nutzen in die Armee eingereiht werden, aber niemals ihren Lern bilden könne. Es handele sich um die Ausbildung der Festigung moralischer Eigenschaften, um die militärische Er— ziehung des Jünglings zum Manne, das lasse sich nicht ein⸗ exerziren, das wolle eingelebt und angewöhnt sein. Er gehe nicht näher ein auf die Schwierigkeiten bei kleinen Cadres, bei der plötzlichen Verdoppelung und Vervielfältigung im Falle der Mobilmachung. Er wolle nur beiläufig bemerken, daß die Nachbarn Deutschlands im Kesten, die boch auch militärlsches Urtheil hätten, tro wiederholter Aufforderung fich nicht aben dazu verstehen können, die Dienstzeit der Französischen rmee ee, ,. Die Franzosen hielten drei Jahre für nicht augreichend, um Soldaten auszubilden. Aber das werde man doch zugeben müssen, daß es keinen ungünstigeren Zeitpunkt . könnte, als den gegenwärtigen, wollte man auch eine o Durchgreifende Maßregel billigen. Man könne es ja nur aufrichtig beklagen, daß die eiserne Nothwendigkeit dazu zwinge, der dentschen Nation neue Opfer aufzulegen. Aber nur durch Opfer und harte Arbeit fei Deutschiand erst wieder zu einer Nation geworden. Welche Folgen eine feindliche inen nach sich ziehe, hätten die ältesten Deutschen noch elbst erlebt. Schon allein der Kredit des Staates beruhe doch zunächst auf der Sicherheit des Staates. Wie würden alle Kreditverhältnisse erschültert, wenn die Fortdauer des Reichs auch nur angezweifelt würde. Vergesse man doch

nicht, daß seit dem Verfall, der deutschen Kaiser⸗ macht. Deutschland das Schlachtfeld und fh adier e Objekt für die Vin aller Anderen gewesen fei. Schweden, Franzosen und Deutsche hätten einst Deutschland auf mehr