1883 / 151 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 30 Jun 1883 18:00:01 GMT) scan diff

Der Bevollmächtigte zum Bundezrath, Königlich sächsische Geheime Finanz- Rath Gol; und der Bundesraths— Kommissar der Landesverwaltung für Elsaß-Lothringen, Sber— Regierungs-Rath Hauschild sind von Berlin abgereist.

Belgien. Brüssel, 29. Juni. (W. T. B.) Die Centralseftion der ö, 35 auch die Steuern auf Taback und Kaffee ab.

Großbritannien und Irland. London, 28. Juni. (Allg. Corr) Der 456. Fahreztag der Krönung“ der Königin wurde heute in London und anderwärts durch ,,, Glockengeläut u. s. w. in üblicher Weife gefeiert.

29. Juni, (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhaufes brachte der Siaatssekretär des Innern, Har⸗ court, eine Bill, betreffend die Errichtung eines Ministeriums für die Lo kalverwalt ung Schottt and s, mit Ausnahme des Unterrichtswesens, ein. Durch das Gehalt für den Minister, das auf 2060 Pfd. Sterl. festgesetzt ist, wird der Ausgabe⸗ Etat nicht erhöht, da das Gehalt des Geheim-Siegelbewahrers dem neuen Minister zugewandt wird. Die Bill wurde in erster Lesung angenommen.

Bei der euwahl eines Unterhausmitgliedes für Hastings wurde Gain (liberal) gewählt.

Frankreich. Paris, 28. Juni. (Köln. Ztg.) Die Bildsäule der Republik wurde in vergangener Nacht aus der Gießerei in der Rue Villiers auf den Platz der Re⸗ publik gebracht. Die Enthüllung derselben soll am 14. Juli stattfinden. Die Regierung hat an die Präfekten aller Küstendepartements die Weisung geschickt, strenge Maßregeln gegen die Cholera zu ergreifen. In Paris herrscht große Unruhe bezüglich der Cholera in Aegypten, zu⸗ mal der gegenwärtige Gesundheitszustand von Parts ziemlich schlecht ist. Die Uebereinkunft mit der Orleans⸗ bahngesellschaft ist unterzeichnet, und die Verhandlungen mit der Westbahn sind wieder aufgenommen worden.

29. Juni. (W. T. B.) Der „Temps“ erklärt das Gerücht von einem Abbruch der Verhandlungen in Shanghai für unrichtig, konstatirt aber, daß dieseiben dadurch schwierig geworden seien, daß die chinesische Regierung jedes freundschaftliche Arrangement von der Anerkennung der Suzeränetät Chinas über Anam abhängig machen wolle. Das Blatt fügt hinzu: die chinesische Regie⸗ rung behaupte, der französische Gefandte habe der friedlichen Mission, mit der er beauftragt worden, einen provokatorischen Charakter verliehen, welcher aber durch die zwischen Frank⸗ . und China bestehenden Beziehungen nicht gerechtfertigt werde.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 29. Juni. W. T. B. Zu Sermaxa am Swirflusse sand gestern die feierliche Eröffnung des neuen Swir-Siaß— kanals durch den Kaiser und die Kaiserin statt. Mit den Majestäten waren zugleich mehrere Minister aus St. Petersburg eingetroffen. Deputationen der St. Petersburger und Rybinsker Kaufmannschaften begrüßten die Majestäten und überreichten eine Dankadresse. 91 der Erwiderung auf die Ausprache derselben gab der Kaiser der Hoffnung Ausdruck, daß der neue Wasserweg zur Förderung des vussischen Handels beitragen möge. Auf der Hin⸗ wie auf der Rückreise wurde die Kaiserliche Flotille von den enthusiastischen Dvationen der am Ufer des Ladoga⸗Sees ansässigen Bevölke—⸗

rung begleitet. Der neu eröffnete Swirkanal führt den

Namen des Kaisers, der Siaßkanal denjenigen der Kaiserin. Beide Kanale sind 8 Fuß tief, ö die Durchfahrt großer Schiffe und ermöglichen die Beförderung der Waaren zum St. Petersburger Hafen um 10 Tage schneller, als dies bisher der Fall war.

Amerika. New⸗JYork, 27 Juni. (Allg. Corr) Das Hochwasser verläuft sich in St. Louis, und man glaubt, daß das Schlimmste jetzt vorüber ist. Allein die Verluste längs der Flüsse lffsiss hi und Missouri werden auf Millio⸗ nen von Dollars veranschlagt. Ein ungeheurer Landstrich den Missouri entlang und quer über den ganzen Staat ist über⸗ fluthet. Aus der Stadt Kansas liegen Berichte über enorme Verluste vor. In Atchinson wird die Eisenbahngesellschaft 599 090 Dollars verlieren, Die St. Joseph⸗ und Western⸗ Eisenbahn ist auf eine Distanz von 60 Meilen gänzlich zer⸗ stört worden.

Süd⸗Amerika. Lima, 29. Juni. (W. T. B.) Der Kongreß von Peru ist in Arequipa zusammengetreten und hat die Regierung des Präsidenten Iglesias ermächtigt, den Friedensvertrag mit Ehile auf der Basis der Ab⸗ tretung Tarapacas an Chile abzuschließen.

Afrika. Tunis 29. Juni. (W. T. B.). Mehrere Falschmünzer aus Malta, Griechenland und Italien, welche verhaftet worden waren, sind in der Nacht nach ihrer Ver⸗ haftung aus den Konsulargefängnissen entsprungen. Dies spricht dafür, daß die Aufhebung der Kapitulationen dringend nothwendig ist.

Zeitungs stimmen.

Der „Kölnischen Zeitung“ wird aus Süddeutsch⸗ land geschrieben: .

Die erregten Kulturkampfdebatten;. haben den Nachtheil im Gefolge, daß die Würdigung des Ergebnisses der eben geschlossenen Reichstagssession dadurch in den Hintergrund gerückt worden ist. Nichtsdestoweniger verdient auch trotz Kirchenkampf und Wahlwühlerei das Hauptergebniß der Reichstagssession, die Durchsetzung der obli⸗= gatorischen Krankenkassenversicherung, als ein erfreulicher Fortschritt in wirrer, wenig erfreulicher Zeit hervorgehoben zu werden, und die⸗ jenigen Abgeordneten, welche diesem Gesetze ihre Zustimmung gaben, werden es leichter haben, vor den Wählern ihrer Partei diese Ab- stimmung zu begründen, als die Nein sagenden Gegner. Es verdient hervorgehoben zu werden, daß die zur Seeession zählenden süddeutschen Reichstags mitglieder faft ausnahmslos für das Krankenversicherung⸗ gesetz gestimmt haben. Namentlich gilt dies von den bayerischen Ab= ,, welche dazu nicht mehr veranlaßt waren, weil die bayerische

esetzgebung in wesentlichen Punkten der Reichsgesetzgebung vorgn⸗

gegangen ist. Deshalb wird auch die Durchführung des neuen Reichs gesetzes vielleicht die wenigsten Schwierigkeiten in Bayern machen.

Dem „Deutschen Handel sarch iv“ wird aus Biele⸗= feld, im April, berichtet: ö

Die geschäftliche Lage der industriellen Etablissements im ver⸗ flossenen Quartal hat gegen das letzte des vorigen Jahres wesentliche Veränderungen nicht aufzuweisen.

Die in den Verhältnissen der Spinnereien und Webereien ei getretene Besserung hat sich erhalten und sogar noch weitere S* schritte gemacht.. .

Das Garngeschäft gestaltete sich sehr lebhaft. Der Export über⸗ stieg die ohnehin stark angespannte Produktion und verminderte da⸗ durch neuerdings die Bestnde der Spinnereien. Wenn die rauhe 3 des Monats März die Fertigstellung der Garne in der Bleiche nicht so sehr verzögert hätte, würde der Umsatz ein bedeutend größerer gewesen sein.

Die Garnpreise haben sich nach Ahschluß umfangreicher Liefe⸗ rungen gesteigert und werden vorgutsichtlich noch weiter in die Höhe gehen, nachdem die Spinner, mit Aufträgen reichlich versorgt, Ab⸗ schlüsse auf allzu entfernte Termine abgelehnt haben.

In der mechanischen Weberei wird der Geschäftsgang als ein guter bezeichnet. Namhafte Aufträge liefen zahlreich ein, und konnte trotz möglichst großer Produktion die Nachfrage nicht schnell genug fn. 3

ie, Preise der Fabrikate zegen etwas an. Den Arbeitern wurden höhere Löhne bewilligt. .

Im Leinengeschäft war der Absatz in Stückleinen ein zufrieden⸗ stellender. Die Lager sind meistens geräumt. Leider reicht die An= zahl der Weber nicht hin, um die gelichteten Bestände zu füllen, Weile lden unter diesen Umständen auch die Bleichen in fühlbarer

eise.

Das Geschäft in fertigen hemden, Einsätzen, Kragen und Man⸗ schetten verlief befriedigend. Die Arbeitskräfte waren bei lohnendem Verdienst vollauf beschäftigt und konnten theilweise bei den beiden uletzt aufgeführten Artikeln die eingegangenen Aufträge zu den be—⸗ stimmten Terminen nicht erledigen. Die Verkaufspreise n aber immer noch niedrig, um einen angemessenen Rutzen abzuwersen.

Im Damastgeschäͤft war wohl wieder eine Besserung in den , , nf, zu bemerken, indeß eine Preissteigerung noch nicht zu erzielen.

Die Seidenfabrikanten klagen über den ungenügenden Bedarf an ö Stoffen. Verkäufe kamen nur zu , Preisen zu Stande.

Etwas besser war der Verkauf in farbigen Artikeln, welche we⸗ nigstens einen, wenn auch ganz ge in fl fen Nutzen übrig if, si , ungünstigen Geschäftsganges gingen die Preise für Roh⸗ eide zurück.

Im Plüschgeschäft blieb die Nachfrage unverändert gut, nament⸗ lich für den , Die Preise für das Rohmaterial bewegten sich in langsam steigender Tendenz. . . ..

In der „Berliner Börsen⸗Zeitung“ lesen wir: Handel, und Industrie erfreuen sich in der Probinz Hannover nach Berichten von, dort nach wie vor, auf fast allen Gebieten an⸗ haltender Besse rung. Die Bewegung auf , , Gebiete war ziemlich lebhaft, die Arbeitsgelegenheiten haben sich vermehrt und die Löhne eine feste Tendenz gezeigt; in mehreren Fabriken haben Lohnsteigerungen bis zu 20 0½υ stattgefunden. Wag insbesondere den Handel betrifft, so wird von verschiedenen Seiten hervor⸗ gehoben, daß namentlich der Exporthandel sich hebt; ins⸗ besondere trifft dies zu bezüglich des Biers, der Muhlenfabrikate und des Zuckers, welcher ben ih nach England, zum Theil aber auch nach Holland, Frankreich und Italien ausgeführt wird. Auch Klein handel und Handwerk nehmen einen zwar langsamen, aber wohl er sichtlichen Aufschwung. Nur wird über den bisherigen ausgedehnten Haustrhandel immer noch Klage geführt, während die Schädigungen durch den Wanderlagerbetrieb in Folge der gesetzlichen Be⸗ steuerung solcher etriebe glücklicher Wei fast ganz aufgehört haben. Die Lage der ländlichen Arbeiter kann, trotzdem das erste Drittel des Jahres, welches die vorliegenden Berichte umfassen, der ungünstigste Zeitabschnitt ist, dennoch als eine fortdauernd befriedigende bezeichnet werden. An Arbeit hat es nicht gefehlt. Die Mühlenindustrie hatte eine weitere Besserung zu verzeichnen.... Auch die Gesammtlage der Montan industrie ist nach wie vor eine im Allgemeinen günstige. Der , . Steinkohlenberabau am Deister hat recht befriedigende esultate gehabt...... Der schwunghafte Betrieb der der Ilseder Hütte gehörigen Eisenerz⸗ Bergwerke hat fortgedauert; ebenso konnte der fiskalische Bergbau am Oberharz mit unvermin⸗ derten Kräften weiter geführt werden. Auch die Lage der beim Bergbau beschäftigten Arbeiter ist im Allgemeinen günstig gewesen, da allenthalben die volle Schichtenzahl bei normalem Lohne und auf den fiskalischen Steinkohlenbergwerken sogar theilweise Ueber⸗ schichten stattfinden konnten. Die Verhältnisse der Maschinen⸗ i en,. sind dauernd günstig. Die bedeutende Maschinenbau—⸗ abrik in Linden vor Hannover hat in letzter Zeit ihren Arbeiter⸗ stand von 1500 auf 1900 vermehrt. Die gegenwärtige Lage der Leinen, Baumwollen⸗ und Wollenindustrte i eine recht günstige; die mechanische Weberei in Linden hat ihre Produktion um etwa ein Drittel des Betriebes verstärkt. Die Ziegeleien hatten in letzterer Zeit größeren Absatz und bessere Preise zu verzeichnen. Der Glaß— hüttenbetrieb endlich hat sich im Allgemeinen gebessert, und der Export nach England und Süd⸗A merika ist gestiegen.

Gentralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 26. Inhalt: oll, und, Steuerwesen: Befugnisse von Zoll- und Steuerstellen; itelverleihung an einen Stations-⸗Controleur. Justizwesen: Ver zeichniß der Civil⸗ und Strafgerichte der im österreichischen Reicht rathe vertretenen Königreiche und Länder. Heimathwesen: Erkennt⸗ niß des Bundesamts für das Heimathwesen. Konsulatwesen: Er⸗ nennung; Aufhebung eines Konsulats. Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete. ö Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 35. Inhalt Verfügungen: vom 22. Juni 1883. Neues Fahrpost ⸗Uebereinkommen mit der Schweiz. Armee⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 15. Inhalt: Theilnahme der bei Festungs-Gouvernements und, Kommandanturen kommandirten Generalstabs⸗Offiziere zu Schießübungen der . Artillerie. Dislokation des 2. Bataillons Pommerschen Fuß Artillerie: Regiments Nr. 2 und des 1. Bataillons Qstpreußischen Fuß, Artillerie⸗ Regiments Nr. 1. Anwendung der Dezimal -Ein⸗ theilung bei der . Anstrich der Wände in den Garnison ⸗Lazarethen. Sommer -Fahrplan der Militär ⸗Cisenbahn. Nachtrag Nr, 8 zur Kriegsfeuerwerkerei, 1. Theil. Vorschrift für die Untersuchung der scharfen Patronen M/ 71 auf ihre Brauch barkeit zu Uebungszwecken. Nachtrag zum Verzeichniß der höheren Lehranstalten, welche zur Ausstellung von Zeugnissen über die wissen⸗ schaftliche Befähigung für den einjährig⸗freiwilligen Militärdienst be= rechtigt sind. Instandhaltung der zu den Beständen der Truppen gehörigen Offizier⸗Seitengewehre. Normpreise für Brot und Fou rage und Vergütungspreis für den aus preußischen Magazinen an Kadettenanstalten verabreichten Roggen pro II. Semester 1883. Extraordinäre Verpflegungszuschüsse pro 3. Quartal 1883.

Jdteichstags⸗Angelegenheiten.

Hamburg 29. Juni. (W. T. B.) Bei der heutigen Stich⸗ wahl zwischen Rabe ( Fortschr ]) und Bebel (Soz.) wurde der letztere mit einer Majorität von 1093 Stimmen zum Reichstagsabgeordneten gewählt. Die Zahl der für Rabe abgegebenen Stimmen betrug II 608, die Zahl der für Bebel abgegebenen 11711. 160 Stimmen waren für ungültig erklärt worden.

Etatiftische Nachrichten. Das russische Bergbau-Departement hat kürzlich die Statistik des

rgwerkbetriebs in Rußland und Finnland und seiner Der s eff auf das Jahr 1881/82 (vom 1. Mai bis 1. Ma ver⸗

öffentlicht. Dieselbe bezeugt, daß in vielen Zweigen dieses Betriebes ö zu verzeichnen sind. Interessant ist ein Vergleich der roduktion des Berichtsjahres 1881 mit der des Jahres 1832, welche

die Nowoja Wremja!/ der erwähnten Statistik entnimmt. Stellt man

diese Zahlen nebeneinander, so ist das Frgebniß Folgendes: Gold 1881 2244 Pud gegen 2551 Pub im Jahre 1875 Pud 16,38 kg) latina 185 . gegen ep, She, b, gen e , H

218 P. gegen 74 662 P., Kupfer 11 465 P. gegen 27 356 P., Zink 277 864i. P. gegen 188 144 P., Zinn 64 BP. gegen 255 P, Roh⸗ eisen 28 661 739 P. gegen 24 54 Jötz. P. 6 17 839 199 P. egen 15 368476 P., Stahl. 17907 360 P. gegen 511777

ud, Gußeisen 3665 2565 P. gegen 2556 355 P, Koh— len 213 255 477 P. gegen 67 075 7435 P., Raphta 40 474 731 P. gegen 1535 981 P., Petroleum 12 310 555 P gegen 518 546 P., Chromeisen 150 345 P. gegen 351 sog P., Mangan 6ö6 10s P. gegen .. Schwefel S475 P, gegen 3435 P., gewöhnliches Sal; 50 734 355 P. gegen 27 732790 P., Glaubersalz 1095 335 P. gegen . Diese statistischen Zahlen ergeben, daß eine Abnahme der Pro⸗ duktion bei Gold, Silber, Blei, Kupfer und Chromeisen eile ine, hat. Indessen ist dabel zu bemerken, das einmal die Zahlen für das letztgenannte Metall nicht vollständig sind, und daß die Goldgewinnung im Jahre 1851867 in Sibirien und im Ural nur in Folge der außergewöhnlich regnerischen Witte⸗ rung des Sommers eine geringere gewefen . während sie in den 4 Jahren vorher mehr als 25 Tausend Pud betragen hat, nämlich 1577 259 P., 1878 25727 P., 18359 2637 P. und 1835 2647 P. Ferner ist zu beachten, daß die oben für Gold und Silber verzeich= neten Zahlen die Rohgewinnung dieser Metalle angeben, . die Produktion von in. Gold und Silber im Jahre 1881 nach den Angaben der Laboratorien und des Stempelamts auf ungefähr 1908 P. für das erstere und auf 797 für das zweite Edelmetall ge— stiegen ist. Die Silbergewinnung ist freilich unstreitig im Abnehmen und der Grund zu dieser Erscheinung in der mangelhaften Ausbeutung der Minen des Altai zu suchen. Beim Kupfer war die Abnahme der Produktion im Jahre 18851 nur vorübergehend und hat im Jahre 1882 wieder zugenommen; gleichwohl hat sie nicht mehr die ö Bedeutung, und Rußland entnimmt jetzt die Hälfte seineß Bedarft au Kupfer aus fremden Ländern. Alle anderen Zweige des russischen Bergwer kabetriebg haben einen größeren ober geringeren Fortschritt aufzu⸗— weisen. Am auffälligsten sind dieselben bei der Naphta⸗Industrie, deren Ertrag in 10 Jahren um das 20fache gewachsen ist, und der noch be⸗ deutend zunehmen dürfte, wenn erst durch Cisenbahnen und Röhren legungen Trangkaukasien die Mittel zum Export seiner Oele erhalten wird. Nächst der Naphtagewinnung hat die Stahl⸗Industrie den schnellsten Entwickelungsgang angenommen, wenn sie auch für die Zu= kunft nicht eben so glanzende Autzsichten bietet. Während die Stahl- fabrikgtion in 10 Jahren um mehr als 17 Millionen Pud gestiegen ist, ist die Gewinnung des Grundstoff, des Roheisens, nur um 4 Millionen Pud vorgeschritten. Der Kohlenbergbau macht Fort schritte; diese würden aber, wie der Bericht sagt, noch be—

trächtlicher sein, wenn das Eisenbahnnetz eine größere Aus dehnung hätte und sich die russischen GEisenbahnen mehr die Interessen dieser Industrie angelegen sein lassen wollten.

Gegenwärtig betrachteten dieselben den Trantport billiger Steinkohlen wie eine lästige Verpflichtung und schienen nicht zu verstehen, mit der Billigkeit dieses Brennmaterials das Out eh' neuer Fabriken und Werkstätten n, in Hand gehe, und daß die neuen Industrie⸗ und Handels⸗-Centren auch den Transport von höher tarifirten Gütern herbeiführen würden. Die Zunahme der Kohlengewinnung in den Hauptkohlenbecken bezifferte sich im Jahre 1881, verglichen mit dem Jahre 1872, folgendermaßen: Donez: 1881: 91 298 166 gegen 36 907 289 P. im Jahre 1872; Polen: S5 774707 gegen 17466318 P.; Moskau: 23 426 204 * gegen 90675935 P.; Ural; 10031 297 gegen 683 943 . In den anderen Becken ist die Kohlengewinnung unbedeutend und eigt wenig Entwickelung. Die größten Fortschritte hat der . ergbau in den Becken des Königreichs Polen und des Ural, d. h. in den Gouvernements Piotrkow und Perm n . was seinen Grund in den zahlreichen Fabriken jener Gegenden hat. Ein be⸗ sonderes Interesse bieten die Ziffern, welche das gewonnene Salz be—⸗ treffen, und zwar insofern als das Jahr 1881 das erste, in welchem diese Industrie frei war Nach diesen Ziffern ist die Salzgewinnung um 3162 459 Pud im, Vergleich zu 1880 und um 7 145 455 Pud im Vergleich zu dem mittleren Erkrage der letzten 5 . gewachsen. In Wirklichkeit aber hat sie noch in einem viel stärkeren Verhältniß zugenommen; jedoch ist es seit Aufhebung der Aceise sehr schwierig, genaue Angaben zu ermitteln.

Von dem „Statistischen Jahrbuch für das Groß⸗ herzogthum Baden liegt der 14. Jahrgang 1881 in . ersten und zweiten Abtheilung vor, welcher in der Monklo schen Druckerei zu Karlsruhe im Druck erschienen sind. Wir entnehmen den Tabellen folgende summarischen Daten: 1) Ueber die Größe un ift der veräußerten landwirthschafttichen Liegenschaften und der durchschnittlichen Pachtzinse in 1881. Es betrugen die im Jahre 1881 im Großherzoglhum Baden veräußerte Fläche (mit Ausschluß der Bauplätze) 23 455 ha (i586: 23 366 ha), davon waren Acker 14019 ha (1880 13 678 ö. Garten 356 ha (1830 36560), Wiese 4202 ha (1880 45343 ha), Reb= land 531 ha (18809 4687 ha). Wald 2979 ha (1889 öh ha), Sonstige landwirthschaftliche Fläche 1372 ha (1880 1807 ha). Der Gesammterlös der verkauften Fläche stellte sich 1881 auf 36 301 153 S6, 1880 auf 33 868 060 S, Der durch— schnittliche Erlöß betrug für den Hektar Acker 1898 ½ (1880 1867 . Garten 4886 S (1880 4381 ), Wiese 2361 18860 2204 6j, Rebland 1625 Sς½ (1880 3957 M6), Wald 812 4 (1886 305 66). Der durchschnittliche Pachtpreis betrug für den Hektar Acker 91 S6 (1880 92 M6). Wiese 111 (1880 i110 6. 2) Über die Betreibungen, Konkurse, Civilprozesse, Pfand— urkunden im Jahre 1881. Im Großherzogthum Baden wurden Seitens; der Bürgermeisterämter 38 745 Zahlungsbefehle erlassen (1880 46538) und die von denselben erlediglen r f r. beliefen sich auf 7928 (1880 . Durch die Amtsgerichte wurden 98 089 Zahlungsbefehle erlassen (1880 111 931); die vollzogenen Liegenschafts« vollstreckungen umfaßten 3238 Fälle (1889 3756), die vollzogenen ahrniß⸗ und Halmfrüchtevollstreckungen 4265 (1880 5575) Fälle; die Zahl der neu anhängig geiwordenen Konkurse betrug 222 (1880 264), die Zahl der erledigten Cioilprozeffe der Amtsgerichte 35 482 (1880 38 694; die Zahl der Pfandurkunden betrug 12 741 über 48027 409 M (iss80 14333 über 52 181 122 M, die Zahl der richterlichen Unterpfänder 11 857 im Werthe von 10 3217656 ½ (880 146835 im Werthe von 11 893 805 6). 3) Ueber die Steuer Kapitglien, 1881. Im geen n Baden betrug das Grund⸗ und Gefällsteuer-⸗Kapital 1475 236 136 0 (1880 1477308 395 M, 1871 932522 769 M6). das Häusersteuer⸗ Napital 755 578 330 ½ (1880 747 215 600 , 15871 371 109257 606).

Das Erwerbsteuer⸗ Kapital betrug ohne die von öffenf= lichen Kassen konstatirten Bekräge der Beamten und Angestellten 987064 900 S, (1880 977356 700 ,s, 1871

414 584 357 6); jenes von den öffentlichen Kassen konstatirte Kapital belief sich auf 88 gl950) „6 (1880 S7 298 505 ς, 17 30 889 Jod 6). , Das. Kapitalrentensteuer⸗Kapital belief sich auf 311 256 909 6 (1880 7665 572 3090 ν, 1871 489 5304 313 ). Im Ganzen betrugen die steuerbaren Kapitalien ohne die von öffentlichen Kassen konstatirten HJ 141120 045 766 υ (1880 4055 8,1495 S, 1871 2288 510 720 ο; die konstatirten steuer⸗ freien Kapitalien betrugen 88 501 127 6 (1880 88 o 514 66, 1871 57 328 551 6). 4) Ueber die Brutto⸗Steue rerträge 1881, a. direkte Steuern. Es betrug im Großherzogthum Baden die Grunde, Gefäll- und Haͤusersteuer (einschl. Beförsterungs⸗ steue) 6 380 333 6. (1889 6 421 32 6, 1871 53796 746 Mh, die Erwerbsteuer 2 826 30 S 1880 2789 361 1, 1871 2223 855 ; die Kapitalrentensteuer 1216 8865 M. (18860 1 159058 S, 187 34 226 M; die direkten Steuern (ohne die von öffentlichen . konstatirte Erwerbsteuer) betrugen im Ganzen 10 434 210 (1880