1884 / 198 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 23 Aug 1884 18:00:01 GMT) scan diff

Großbritannien und Irland. London, 21. August. (Allg. Corr. Die Königin empfing gestern in Ssborne die abessinische Gesandtschaft, welche der Monarchin ein eigenhändiges Schreiben des Königs Johann üÜber⸗ reichte. Zu gleicher Zeit wurden der Königin die Geschenke 6. 2 übermittelt, unter denen sich ein junger Elephant

efindet.

Der Maorihäuptling Tawhiao verließ gestern Eng⸗ land und trat mit seinem Gefolge an Bord des Orient Dampfers „Poton“ die Rückkehr nach Neuseeland an.

Frankreich. Paris, 22. August. (W. T. B.) Der chinesische Gesandte Li⸗Fong-Pao hat Paris heute Abend verlassen C. u.). Wie das Journal „Paris? mittheilt, hat zwischen demselben und der chinesischen Regierung während der ganzen vergangenen Nacht ein lerhafter Depeschenwechsel stattgefunden; ebenso auch zwischen dem Minister⸗Präsidenten Ferry und dem Gesandten Patenstre. Von Foutfchou ist bis jetzt keine Nachricht hier eingegangen. Das Jour⸗ nal „Paris“ zweifelt nicht daran, daß Foutschou und Keelung heute Vormittag besetzt worden seien,

da der Admiral Courbet bereits gestern Mor⸗ gen Herr der nach Foutschou führenden Zugänge ge⸗ wesen sei. Daß dem General Miltot und dem Abmiral

Cour bet demn achst große Verstärkungen zugesandt werden würden, erklärt dasselbe Journal für unbegründet; es handele sich nicht darum, den Krieg in das Innere von China zu tragen, sondern lediglich darum, Foutschou und Keelung zu befetzen und bann das Weitere abzu⸗ warten. Der „Temps“ glaubt zu wissen, daß die dem Befehlshaber der französischen Seestreitkrafte ertheilten Befehle solcher Art seien, daß die etwa im Auslande ehegten Besorgnisse sich beruhigen könnten; von einer Zerstörung oder Blokirung von offenen Häfen sei keine Rede; das von dem Admiral Courbet augenblicklich ins Auge gefaßie Ziel sei das Arsenal von Foutschou, nicht die Stadt selbst. Falls es nothwendig werden sollte, einen in kommerzieller Beziehung wichtigen Platz als Unter⸗ pfand zu besetzen, so würden solche Punkte gewählt werden, deren Besetzung den internationalen Handels— beziehungen die möglichst geringsten Hemmnisse bereite. Wenn eine Meldung über die Besetzung von Foutschou noch nicht eingegangen sei, und wenn ich eine solche verzögere, so erkläre sich das durch den Umstand, daß der Admiral Courbet den Konsuln der fremden Mächte den Be— ginn der militärischen Operationen vorher habe anzeigen müssen. Der „Temps“ macht schließlich noch befonders darauf aufmerksam, daß Ehina und Frankreich sich nicht formell den Krieg erklärt hätten, und glaubt versichern zu können, daß nach der Ansicht der französtschen Regierung die Folgen, die sich aus dieser Lage ergäben, nicht über die Grenzen der Gewalten hinausgingen, die der Regierung durch das Votum der Kammer gewährt worden seien.

. Marseille sind am 21. August 12 Personen an der Cholera gestorben.

22. August. (W. T. B.) In den letzten 24 Stunden sind in Marseille 13, in Toulon 3, in den Departements Hérault 4, Aude 5, Gard 2 und Ost⸗ Pyrenäen 21 Personen an der Cholera gestorben.

= 23. August, Vormittags. (W. T. B.) Die Nachricht von der erfolgten Abreise des chinefischen Gesandten hestätigt sich nicht: der Gesandte hat seine Reisedispositionen im letzten Augenblick wieder geändert und befindet fich noch hier. Der Matin frangais“ will sogar wissen: der Gesandte habe eine Depesche des Tsungli-⸗Hamen erhalten, die ihn formell anweise, Frankreich nicht zu verlassen. Aus Foutschou liegen auch heute noch keine Nachrichten vor.

Italien. Rom, 22. August. (W. T. B.) Gestern sind in der Provinz Bergamo 14 Erkrankungs⸗ und 3 Todesfälle, in Cam pobasso 3 Erkrankungs- und 5 Todes⸗ fälle, in Como 1 Erkrankungsfall, in Cuneo 12 Erkran⸗ kungs- und 6 Todesfälle, in Genua 1 Todesfall, in Lodi 1 Erkrankungsfall, in Parma 1 Todesfall, in Turin 1 Erkrankungs- und 3 Todesfälle, in Massa e Carrara 9 Erkrankungs⸗ und 4 Todessälle an Cholera vorgekommen

Rußland und Polen. St. Petersburg, 23. August. (W. T. B.). Die Reichseinnahmen betrugen bis zum 1. Juli 1884 252 016 705 Rbl., gegen 237 748 400 Rbl. in dem nämlichen Zeitraum des vorigen Jahres, die Reichs⸗ ausgaben 265 984865 Rbl. gegen 263 495 1063 Rbl. in demselben Zeitraum des Jahres 1853.

Amerika. New⸗York, 20. August. (Allg. Corr.) Heute Abend ist ein Brief von Mr. Hendricks veroffentlicht worden, worin derselbe seine Aufstellung zum Kandidaten der demokratischen Partei für die Vize-Präsidentschaft der Vereinigten Staaten annimmt.

Asien. China. (W. T. B.) Eine Reutersche De⸗ pesche aus Foutschou, vom heutigen Tage, meldet: Der Admiral Eo urbet habe seine Absicht angezeigt, das Bom⸗ bardement auf das Arsenal von Foutfchou heute zu

„Times“ aus Foutschou,

eröffnen. Ein Telegramm der von heute Nachmittag 3 Uhr, sagt: die Feindseligkeiken hätten begonnen. Aus Peking von gestern wird gemeldet: die Gouverneure der Provinzen Kwangsi und Yunnan hätten Befehl erhalten, mit ihren Truppen nach Tongking zu marschiren.

Afrika., Egypten. Kairo, 20. August. (Allg. Corr) Die vor einiger Zeit gehegten Befürchtungen, daß der niedrige Wasserstans des Nil die Operationen der bri⸗ tischen Expedition nach Khartum in ernster Weise beeinträchtigen dürfte, haben sich verwirklicht. Ein amt—⸗ liches Telegramm aus Afsuan meldet, daß in Folge des jüngsten Steigens des weißen Nils der Fluß täglich mehrere Zoll falle. Die Passage der Katarakte ist zur Zeit ganz unmöglich, und keiner der Dampfer hat auch nur den ersten Katarakt bis jetzt passirt. In militärischen Kreisen in Kairo glaubt man, es werde schließtich nothwendig werden, die Dperatlonsbasis von Wady-⸗Halfa nach Suakim zu verlegen, wenn der Nil nicht bald schnell zu steigen beginnen follte. In⸗ zwischen ist der endgültige Befehl zum Kusbruch der Expedition vom

ziegsamt in London noch nicht eingegangen, obwohl die

brittischen Truppen so schnell als möglich vorgeschoben werden. Sollte die Operationsbasis nach dem Rothen Meere verlegt werden, dann werden wahrscheinlich die jetzt in Ober Egypten stehenden Truppen von Keneh am Ril nach Kosseir an der Küste des Rothen Meeres marschiren und dort nach Suakim eingeschifft werden.

Major Kitchener telegraphirt unterm heutigen Datum aus Deb beh, daß der Emir des Mahdi, El Hoda, eine

Abtheilung des befreundeten Stammes Sheikiyeh bei Meraweh angegriffen und besiegt habe. Die Leichen der Gefallenen, mit auf den Rücken gehundenen Händen, schwammen bei Debbeh vorüber, Der Emir Eli Hoda befindet sich auf dem Marsche nach Ambukol, um sich mit einem anderen Re⸗ bellencorps zu vereinigen, das in Abu Taka, drei Tagemärsche von. Debbeh auf der Straße nach Kordofan, stehen soll. Major Kitchener sagt, daß er Briefe des Mahdi an den Mudir von Dongala und an Osman Digma gesehen habe, desgleichen General Gordons zweiten Brief, dessen Unterschrift er vertfizirte.

Wa hy⸗Halfa, 20. August. (A. C) Ein Detachement des 36. Royal Susser⸗Regiments sist hier angekommen. Lieutenant Inglefield wurde zum Stabsoffizier des Eisenbahn⸗ Transportdienstes hierselbst ernannt.

Seitungsstimmen.

Der „Westfälische Merkur“ schreibt: ;

„Die Frage der Erhöhung der Getreidezölle scheint als Wahl parole mehr und mebr in den Vordergrund zu treten. Die offiziösen, sowie die meisten katholischen und konfervativen Blätter scheinen dem Projelt geneigt zu sein; die liberale Presse bekämpft es in der leiden- schaftlichsten Weise. Wir haben uns bereits in Nr. 220 des . West ; fälischen Merkur“ unumwunden für die Erhöhung dieser Zölle gus gesprochen, da wir von der Ueberzeugung ausgehen, daß eine Ver eg err des Brotes, welche wir vermeiden wollen, durch elne Zollerhöhung nicht erreicht wird Amerika, Australien und Rußland müssen ihren Ueberfluß an Getreide an uns verkaufen, besonders für Roggen haben sie keinen anderen Abnehmer. Sie werden daher die Zollerhöhung einfach guf sich nehmen. Hieraus folgt, daß selbst ein erhöhter Getreidezoll kein Schutz oll, jondern lediglich ein Finanzzoll ist. Diejenigen landwirthschaftlichen Vereine, welche an den Kanzler um Erhöhung der Getreidezölle petitionirten, weil sie glaubten, daß dadurch die inländische Getreideproduktlon geschützt und gekraftigt, daß unserer Landwirthschaft auf diefe Weise gründlich aufgehol fen werde, sind in einem starken IꝗlVrthume. Unsere Landwirthschaft würde von einer Verdreifachung des Getreidezolles keine Kräftigung ver= spüren, wenn ihr ein Getreidezoll wirklich derart helfen soll, daß die inlaͤndischen Produtte eine angemessene Preissteigerung erführen, müßte er viel, viel höher sein. Einen Getreidezoll von einer Höhe, daß er in der That den Charakter eines Schutzzolles für die Landwirthschaft trägt, wollen wir aber guch nicht, denn dann hätten die Freisinnigen endlich Recht, wenn fie uns vorwürfen, daß wir dem armen Manne das Brot vertheuern wollten. In diesem Dilemma bleibt uns nichts Anderes übrig, als für eine mäßige Er⸗ höhung des Getreideʒolles entweder für eine Verdoppelung oder Verdreifachung einzutreten. Nun wollen wir aber auch nicht ohne Noth neue Reichseinnahmen bewilligen, und da ferner wie wir eben darlegten der Landwirthsckaft durch eine mäßige Zollerhöhung nicht geholfen wird, wollen wir ihr auf diesem Wege eine indirekte Hülfe angedeihen lassen. Wir werden daher überhaupt keine Zollerhöhung bewilligen, ohne eine Art Verwendungsgesetz. Es soll Sorge ge⸗ tragen werden, daß der Ertrag der Landwirthschast (etwa durch Er⸗

Drahtindustrie herrscht weiter angespannte Thaͤtigkeit, bedeutende Abschlüsse, sondern auch forfdauernd . Spezifikationen sichert den Werken volle Beschäͤftigung, so daß den zi rungsansprüchen der Kundschaft, noch immer nicht voll entsprochen werden kann., Leider läßt sich trotz dieser gůnftigen 1 ö. häöinshnen darlähg eder fir, Wahhzeistg hoch fir ml n, eine Aufbesserung der bestehenden, nur mäßigen Presse erzielen e. die Berichte aus dem Westen lauten über den Beschaftigungegzud ö. dortigen Kon kurrenzwerke nicht derartig, daß eine gemeinsame pu erhöhung. durchzusetzen wäre. Die hiesige Industrie aber wird !. hüten, einseitig mit einem Preisaufschlage vorzugehen, und . durch der westlichen Konkurrenz im eigenen Absatzgebiete 8. schäftigung zu schaffen. Wenn also auch die hiesigen M. über die Nothwendigkeit einer Preisaufbesserung völlig im h kehmen sind und die Möglichkeit einer solchen recht ba in. sehnen, müssen sie vorläufig von einem Auffchlage so lange nehmen, als die Verhälmisse im Westen einer gemzinsamen erhöhung entgegen stehen. Auf dem Roheisenmarkte hat del h schäft einige Abschwächung erfahren und zwar in sofern, ah Grport nach den ruffisch polnischen Hütten werken in Folge ber Zollerhöhung ing Stocken geriefh, die inländischen Wa aber ihren diesjährigen Gesammtbedarf schon früher geschlossen . Gleichwohl, blieben sämmtliche Hochöfen in vollem Betrlehe, daß die geringen Bestände auf den Wecken einen nennengwerthen wachs erhielten. Einerseits erklaͤrt fich das aus der hohen Ded, tigung und dem entsprechend starken Konfum von Roheisen . der Waljwerke, anderersests aber auch aus erhöhter Thãtigkat a Eisengießereien, welche mit vermehrtem Verbrauch von Gier Roheisen hervortreten und den Hochöfen Gelegenheit geben 3. inem Theile ihrer Proruttion auf. Gießerel. Fohelsen ging h Ein Anwachsen der Roheisenbeftãnde half auch den . ausfall rermeiden, welcher durch vierwöchentshen . triebsstillstand des Sleiwitzer. Hochofens ansn, ff der von Hrn. Ober Hütteninfpektor lehner erh . neue Hochofen von noch bedeutenderer Produktions ff sfe/ ö 6 werden konnte. Außer diesem neuen Hochofen kan , . Stelle eines niedergegangenen in Antonienhütte en neuer n ofen in Betrieb, welcher von Herrn Direktor Bremm arb is 36 außerordentlich gute Resultate liefern soll.- alm. war der Geschäftsgang mit geringen Auenahnen in silller nennen, Absatz und Preise erhielten sich aber auf dem n n Nirezu. Der. Kohlenmarft., liegt. lens. gt tr

Absatz steßt mit der Produktion nicht n Cnllanh mn äh mehreren Gruben die Beftände nicht unerhekbch gewachsen sind. Gs müssen demnach eine Anzahl Schichten gefcerl werden, damit nicht durch event. kolossale Bestände ein weiterer Preisdrutg entstehe. Volle Beschãftigung un ununterbrochenen Abfatz finden nur die Gagkohlen mit hackfähigen Eigenschaften, da dieselben von den Rokedanstalen aufgebraucht worden. Aber auch auf dem Kokesmarkte ist die That. er , mr geworden, daß die Produktion den Konsum an Foket übersteigt. .

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Neichs tags Angelegenheiten.

Ro stock, 22. August. (W. T. B.) Das definitive Resultt; der am 18. d. M. hier stattgehabten an derwetten Wahl eines

mäßigung der Grund und Gebäudesteuer), sowie den aͤrmeren Klassen

der Bevölkerung zu Gute komme. Eine nähere Präzision die er Tendenz muß selbstre dend die Aufgabe des Bundesraths und Reichs⸗ tags sein. Wir begnügen uns mit dieser Andeutung, und fügen hinzu, daß nach unseren Informationen das Projekt der Erhöhung des Getreidezolles nur auf diesem Wege usficht hat, perfekt zu

werden.“

In einer Schlußbetrachtung des bereits früher von uns angeführten Artikels über „Kornzölle und Kornpreise“ sagt die Wiesbadener Zeitung“:

Neben Mißernten, wucherischen Spekülgtionen und den willkürlich hohen Gewinnen des Zwischenbandels bildet die steuerliche Ueber— bürdung des Grundbesftzes die Hauptursache der Vertheuerung des Gerreides und des Brodes. Die Prägravirung des unbeweglichen Vermögens im Vergleich zum beweglichen ist bei uns eine so eklatante, daß man die Geduld bewundern muß, mit welcher

Reichstagsabgeordneten war folgendes: Es wurden im Gan, zen 4h60 S. hiervon erhielt Senator Behm

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timmen abgegeben;

lliberah 344, Sattler Auer (Soz) 15 Stimmen; der Erstere is somit gewählt.

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heute hier stattgehabten Ersgtz wahr eines Landtagsabgeord⸗ neten für den verstorhenen Landtagtzabgeordnefen Otto wurhe der Kandidat der freisinnigen Hartei,

8. ö. gewählt; der freikonservative Kandidat Gonrdp erhielt

Landtags⸗ Angelegenheiten. Hirschberg i. Schl., 323. August. (WV. T. B) Bei der

Halberstadt (Görlitz, mit timmen.

die deutsche Landwirthschaft den bisher äuf ihr ruhenden harten Druck ertragen hat. Der Tandwirth hat das Einkommen, welches er aus der Getreideproduktion bezieht, in derselben Weise zu versteuern, wie der Rentier, dessen erwerbende Thätigkeit nur im Touponschneiden besteht. Die Klaßen⸗ und Einkommensteuer trifft jenen so gut wie diesen. Dann aber wird sein Einkommen zum zweiten Mal durch die Grundsteuer getroffen, die sich auf 5 olg bei einem schuldenfreien Gute, auf 10 00 bei einem zur Hälfte verschul⸗ deten Gute beläuft. Es tritt die Gebäͤudesteuer hinzu. welche 2–= 50so von dem Ertrage des Getreidebaues vorweg nimmt. Dies macht, wenn die Cinkommensteuer mit 30 gerechnet wird, eine Belastung von mindestens 10 bei schuldenfreiem Grundbesitz, von 20 Yso bei verschuldetem, während das bewegliche Einkommen immer nur die 3 0lso Einkommensteuer zu tragen hat. Aber nicht genug hiermit. Es treten nun noch die Zuschläge zu den Gemeinde, Kreis und Provinzialsteuern hinzu, und hierbei wird wiederum das Einkommen des Landwirths nicht nur nach Maßgabe seiner Einkommensteuer, sondern aufß Neue zum zweiten und dritten Male nach Maßgabe seiner Grund und Gemeindesteuer getroffen. Wenn man gewöhnlich von einer Doppelbesteuerung des Grundbesitzes spricht, so ist das eine sehr schüchterne Bezeichnung. Man könnie mit größerem Rechte von einer dreifachen, vierfachen, ja zehnfachen Besteuerung reden.

Um seine fast unerschwinglich erscheinenden Steuern bezahlen zu können, muß der Landwirth bestrebt sein, sie auf das Getreide aufju⸗ schlagen, das er verkauft, und letzteres wird dadurch in erheblichster Weise, etwa für ein bis anderthalb Mark pro Scheffel vertheuert.

Nicht von den geringen Zöllen an der Grenze, die der autländische Getreideproduzent oder der Zwischenhändler zu tragen hat, sondern von den exorbitanten Steuern des deutschen Landwirths sind die hohen Kornpreise herzuleiten. ö

Wem es wirklich Ernst ist mit dem Verlangen, dem armen Mann billigeres Brod zu verschaffen, der muß auf eine Entlastung des Grundbesitzes vom Steuerdrucke hinwirken, der muß bestrebt sein, den inländischen Getreidebau so steuerfret als möglich zu machen, da—⸗ mit der Konsument so wohlfeil wie möglich versorgt werden kann.

Aber freilich, wem ist es Ernst mit jenem Rufe nach billigem Brod? den Fortschrittlern und Freihändlern sicherlich nicht! Diese wissen so gut wie wir, daß der das Brod angeblich ver⸗ theuernde Getreidezoll ein hohles Gespenst ist, lediglich ersunden, um schwache Gemüther graulich zu machen. . . ... Die Politik des Fortschritts und des Freihandels kann nur floriren, wenn möglichst viel Unzufriedenheit im Lande herrscht, wenn der Druck der direkten Steuern möglichst empfindlich ist wenn die Re⸗ gierungskassen leer ud die Steuerexekutoren heschäftigt sind. Dann fallen die Wahlen fortschrittlich aus, dann ist die Regierung ge nörhigt, mit den parlamentarischen Führern der Linken zu paktiren und jede Geldbewilligung durch Preisgebung von Regierungs⸗ und Kronrechten zu erkaufen... . ;

= Die „Breslauer Zeitung“ will, wie wir der „Ber⸗ liner Börsen-Zeitung“ entnehmen, entgegen ihrem bisherigen Brauch, monatlich einen Ueberklick über den oberschlesischen Montanmarkt zu gehen, nunmehr wöchentlich „ein Bild über die Marktlage der einzelnen Industriezweige vorführen“. Der erste Bericht lautet in seinen wesentlichen Theilen, wie solgt:

In der Walzeisenbranche hat das Geschäft lebhaften Fortgang ge⸗ nommen: die Werke sind bekanntlich bis Ende November mit laufen- den Schlüssen engagirt, aber auch der Eingang von Spezifikationen läßt nichts zu wunschen übrig und finden kei neuen Käufen die bis

Statiftijche Nachrichten.

Die Augustnummer (1884) der Mittheilungen der Groß herzoglich bhessischen Centralstelle für die Landes, statistik' hat folgenden Inhalt; Hunde und Hundesteuer 1883 - 89. Zölle und gemeinschaftsiche Verbrauchssteuern 833 84. Ge⸗ sundheitszustand und Todesfälle vom L. Quartal 1884. Muthungen und Belehnungen 1883. Vergleichende meteorologische Beobach⸗ tungen Juni 1884. Vergleichende meteorologische Beobachtungen Juli 1884. Preise der gewöhnlichen Verbrauchsgegenstande Juni 1884. Cisenbahnen Juni 1884. Meteorologische Beobachtungen zu Darmstadt, Juli 1884. Meteorologische Beobachtungen zu Schweinsberg Juli 1884. Veränderungen an den Ein kommenstener⸗ Kapitalien 1876 bis 1884 = 865. Anzeige.

Die Berghguproduktion in Oester reich hatz wie wit der Berg- und hüttenmännischen Ztg. Glückauf entnehmen, im abgelaufenen Jahre eine ansehnliche Steigerung erfahren. Ginem dieser Tage vom Ack rbau⸗Ministerium herausgegebenen Heri ht zufolge hat die Produktion von Steinkohlen um 5 z5 Mirhner Metereentner, das ist um 268 ola, zugenommen, wästen s zr Produftiongwerth um 1453 Millionen Gulden, dag si am hg o, hob. Der Durchschnittspreis der Steinkohle ist in ohe de gräößeren Produktion und des die Nachfrage meist überwigenzen Angebotes zurückgegangen; er betrug in Böhmen 36 32 Freun ber Netercentner = O2oͤ Kreuzer), in Mähren I8. 51 Kreuse l- KFteuzer), in Schlesien 32.69 Kreuzer (— 1 Kreuzer). Der bein Stein kohlenbergboau verwendete Arbeiterstand (35 830 Männer, M Frauen und 8] Kinder) stieß um 1822 Individuen. Von der sammten Steinlehlen⸗ Produktion entfallen auf Böbmen 4886 a, uf Schlesten Auf auf Mähren 143 55g. auf Galizien s dnl, der geringfügige Ke auf Niederösterreich (5 o/ 9 und auf Stelemmark (C df). Dat Gros der Proruktion wurde im Inlande berhraucht, denn es gelang. ten nur 3.5 Millionen Metercentner zur Ausfuhr, Die Braunfhli⸗ Produltion hat gleichfalls eine beirähhhiche Steigerung i, Die Produktionsmenge hob sich um So] Möllonen Meter ö oder um 9.5 oo; hiervon entfallen 708 Millionen . Böhmen und 166 Millionen Metercentner auf 6 . Stfigetung der Produktion itt fanotl ben ö, mn. Inlande, namentlich für Lokalbahnen, als dem niiher danken. Die Ausfuhr ron Braunkohlen beim) urn ift Metercentner (4 1,85 Millionen). Der Werth der ö. um 134 Millionen Gulden 7,9 oM, demnach nit bart zin bältnisse wie die Menge gestiegen. Die Erklärung 9 . die allerdings, nicht bedeutend? Ermäßigung de . ih beiterstand (E27 767 Männer, 1885 Frauen und 39 ö. 1 um 623 Individuen.

Der Geldwerlh der Berabanptthip Mi mit 502 Millionen w. 306) angegeben. Die Anahl Mt . bau beschäftigten Personen betraͤgt S9 66s. Auch ie . hat einen erfreulichen Fortschritt aufzuneisen. Die Rehäf n tion hat zwar in Saliburg und Stelermark etwas ,, ganzen nur um ca. 35 00 Metercentner), dagegen in . ö Ländern, ins besondere in Böhmen (um 336 0660 Meter h gi, ren (um 278 000 Metercentner) und Schlesien, (um 168 . centner) zugenommen. An der Roheisen produktion waren . mit 302, Mähren mit 42. Böhmen mit 16,9 und fac . 1677 Ma betheiligt. Im Jahre 1883 bestanden führ die oh produktion 102 Ünternehmungen 4, wovon 59 gwie . 6. im Betrtebe waren. Von 140, Hochöfen ( 6 .

herigen festen Marktpreife von 11 de, Grundpreis für Grobeifen, 1050 S Grundpreis für Feineisen willige Annahme. = Auch in der

3856 Wochen ( 244) im Betriebe; hierbei n h n 279 Frauen und 350 Kinder, zu sammien 0 3576 Arhehh