1885 / 68 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 20 Mar 1885 18:00:01 GMT) scan diff

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materal, mit welchem

zum Deutschen Reichs⸗An

M GS.

Nichtamtliches

Preußen. Berlin, 20. März. Im weiteren Verlaufe der gestrigen (71.) Sitzung des Reichstages wurde die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Abänderung des Zolltarifgesetzes vom 15. Juli 18679 (Holzzölle) auf Grund des Berichts der XVII. Kom- mission mit der Position 130 1 und 2 (Bau⸗ und Nutzholz 2c.)

portgesttzt.

Der Bundeskommissar, Landforstmeister Donner erklärte, der Abg. Dirichlet habe sowohl im Eingange wie im Schluß der Rede die oft gehörte Behauptung wiederum aufgestellt, daß die Erhöhung der Holzzölle dem kleinen Manne nicht zu Gute kommen würde. Es sei gestern schon ausgeführt worden, daß etwa die Hälfte des deutschen Waldbesitzes sich in

den Händen des Staates, der Gemeinden und wohl⸗ thäliger Stiftungen befinde. Von den übrigen etwa 7 Millionen Hektar seien 2 bis 3 Millionen in

den Händen der kleineren Besitzer. Es sei dann ferner ge⸗ sagt, daß diese kleineren Besitzer ja überhaupt kein Nutzholz hätten; auch das müsse er auf das Entschiedenste bestreiten. Der Abg. Dirichlet habe selber schon darauf aufmerksam ge⸗ gemacht, daß in Westfalen sehr bedeutende Holzvorräthe zu nden seien, und zwar nicht nur in einem kleinen, sondern icht bedeutenden Theile der Provinz, ebenso auch in Han⸗ oer. Der kleine Grundbesiger sei von Nutzholzerzeugung in iner Weise ausgeschlossen. In Hannover habe man eine große Zahl von bäuerlichen Kiefernwaldungen, welche nach Westfalen und zum Theil nach Eng— land Holz lieferten. Den außerordentlichen Bemühungen der Forstverwaltung sei es allerdings gelungen, die Einnahmen zu steigern, namentlich dadurch, daß man mit demi alten Verfahren gebrochen habe, das Holz in Lizitationen lediglich in kleinen Partien zur Versteigerung zu stellen. Man nehme jetzt ganze Schläge, und darin wesentlich sei der Grund der gesteigerten Einnahmen zu finden. Das Faktum sei ja ein ganz erfreuliches, und der Minister für Landwirthschaft betone es in dem an Se. Majestät erstatteten Bericht mit Recht. Aber wie stehe es nun mit den Reinerträgen? Diese hätten keineswegs mit den Bruttoerträgen gleichen Schritt ge⸗ halten, sie seien im Vorjahr noch zurückgegangen. Man habe dabei immer noch drei Fünftel der ganzen preußischen Holz⸗ erzeugung für das Brennholz disponibel. Der Abg. Kroeber hahe der bayerischen Regierung den Vorwurf gemacht, sie ghe mit der Ausnutzung der Hölzer zu weit; das müsse er aj das Entschiedenste zurückweisen. Der Abg. Kroeber habe sich uch abfällig über den Nutzholzertrag der Buchenwaldun⸗ gen heäuert und habe, glaube er, 31 Millionen Doppel⸗ centner genannt. Diese ahi sei keineswegs eine übertriebene, er wolle aber hoffen, daß man diese Zahl noch verdoppeln

und verdreifachen werde. Die mit der Buche angestellten Ver⸗ suche, namentlich an der Rheinbrücke bei Köln z. B. seien

außerordentlich günstig ausgefallen. Die Frage des Buchen⸗ nutzholzes füpre ihn noch auf die Frage der Rr eo en des Zollsatzes fuͤr Felgen. Er warne auf das Entschiedenste, einem dahin zlelenden Antrage stattzugeben. Wie stehe es denn mit den Holz⸗ käufen, die von den großen Importgeschäften Deutschlands im Auslande, in Ungarn und Galizien, gemacht würden. Es sei ihm mitgetheilt, daß dabei nur bas Nadelholz und auch nur das stärkste wirklich bezahlt werde. Was das Vuchenholz betreffe, so bleibe es dem Käufer überlassen, ob derselbe es mit verwerthen wolle oder nicht. Ermäßige man den Zollsatz auf Felgen, so sei die einfache Folge die, daß diese Holzhändler schleunigst Felgenhauer in die Waldungen schicken und Deutschland mit diesem Produkt überschwemmen würden, welches man in deutschen Waldungen in ungemessener Zahl beschaffen könne. Auch seien gerade diese Hölzer sehr leicht kansportirbar, so daß sehr wohl der Ueberschuß in einer degend dem Mangel in einer anderen abhelfen könne, Der Ag. Dirichlet habe gesagt, der Minister Lucius habe sich kühl . der Anregung verhalten, Ermittelungen anzustellen

züglich der Preisbewegung des Holzes, getrennt nach ein⸗ nen Sortimenten. Er könne das nicht finden, der Minister nabe nur erklärt, das lasse sich augenblicklich nicht machen, derselbe habe aber sofort die Initiative ergriffen, um die Sache einzuleiten, und würden die Berichte veröffentlicht werden. Es sei ferner der Antrag gestellt, das Grubenholz in einer befonderen Zollposition zu vereinigen. Was heiße denn Grubenholz? Nach dem Sprachgebrauch sei es das⸗ jenige Holz, welches in Gruben verbraucht werde. Da seien aber sehr werthvolle Hölzer und sehr wenig werth⸗ volle zur Verwendung gekommen und, wer wolle es denn dem Holze an der Grenze, wenn es eingeführt werde, ansehen, oh es zum Grubenbau bestimmt sei oder nicht? Es sei ja richtig, daß in einzelnen Gegenden Deutschlands das Wort Grubenholz eine spezifische Bedeutung habe, wie in einigen Theilen Hannovers. Er meine, daß die Seitens der Kom⸗ mission des HFieichstages gemachte Konzession, die schwächeren Hölzer mit einem geringeren Zollsatze zu belegen, völlig genüge, um alle Intereffen der Grubenbesitzer ausreichend zu wahren. Betreff; der Faßdauben müsse er den Abg. Dirichlet noch daran erinnern, daß die Regierung in ihrer Vorlage lediglich den Beschlüssen der Kommifsion vom Jahre 1983 gefolgt sei und daß es gerade die Partei des Abg. Dirichlet gewesen sei,

Jie diese hurchzusetzen gewußt habe.

Wendt bemerkte, das große Zahlen⸗ die Gegner der Holzzölle ihre Reden angefüllt hätten, habe für seine Partei gar keinen Werth. Die Statistik stehe ja Jedermann zum Studium zur. Ver⸗ fügung; es seien bei diesem Studium sehr viele verschiedene Faltoren gleichzeitig zu würdigen. Ob das die Redner, die er mit so viel Zahlen gekommen seien, wirklich gethan hätten, känne man absoͤlut nicht beurtheilen, weder beim bloßen An⸗ kören der Reden, noch spaͤter beim Durchlesen. Wenn Hr. Danckelmann gesagt habe, als reicher Mann würde derselbe fein Geld im. Wald anlegen, so verstehs er dies dahin, daß derselbe meine nur ein reicher Mann änne das thun; nur ein solcher, der auch bei ver⸗

ltnißmäßig geringer Rente seines Kapitals immer joch genug zu leben habe; ung, nicht ein solcher, der trachten

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Der Abg. Frhr. von

Erste Beilage

Berlin, Freitag, den 20. März

müsse, von seinem Geld möglichst hohe Zinsen zu erzielen. Es sei gesagt worden, die Seestädte und der Handel würden durch die Holzzölle geschäbigt. Die Seeslädte müßten sich aber dem fügen, was im Interesse der Gesammtheit liege; und für den Handel könne es, wenn derselbe nur nicht übertrieben spekulire, ganz gleichgiltig sein, wie hoch die Holzpreise seien; der Handel werde seine Prozente doch stets gewinnen. Das Reich thue andererseits sehr viel für den Handel der See⸗ städte; zum Schutz des Handels habe es die ganze Flotte gegründet, treibe es jetzt Kolonialpolitit und subven⸗ tionire Dampferlinien. Da könnten die Seestädte auch ein⸗ mal für die Interessen der Forstwirthschaft ein kleines Opfer bringen. Seine Partei wolle keineswegs ein Recht auf höhere Waldrente proklamiren; sie thue mit den Holzzöllen ganz dasselbe, wie mit den Getreide⸗ und Industriezöllen; d. h. sie verschaffe einem großen Theil der Bevölkerung lohnende und angemessene Arbeit. Wenn man ferner erwäge, daß gerade die kleinen Waldhesitzer vorzugsweise Nutzen von den Zöllen haben würden und das Ausland die Zölle zu bezahlen habe, so werde man sich nicht bedenken, den Kommissions⸗ beschlüssen zuzustimmen und die Amendements abzulehnen.

Der Abg. von Benda erklärte, auf die Interessenten nehme er bei der vorliegenden Frage keine Rücksicht; ihm liege allein am Herzen, welchen Einfluß die Erhöhung der Holzzölle auf den deutschen Wald haben werde, und aus Liebe zum deut⸗ schen Walde werde er mit dem größeren Theile seiner poli⸗ tischen Freunde gegen die Erhöhung stimmen. Die Waldfrage sei keine Rentenfrage, sondern eine Kulturfrage. Man dürfe nicht jeden Baum darnach taxiren, wie viel Groschen Rente derselbe wohl bringe. Diese Auffassung habe erst in den siebziger Jahren in Deutschland Platz gegriffen; erst da habe man den Wald als Das schätzen gelernt, was der⸗ selbe sei, und von dieser Zeit datirten erst die großen Verwendungen für unseren Wald. Aher auch die Nente habe (wie Redner ziffernmäßig nachwieg) sich nicht vermindert, zumal dann nicht, wenn man berücksichtige, daß auch für das Kapital der Zinsfuß von 5 auf 4 Proz in den letzten 15 Jahren zurückgegangen sei. Sei nun diese gesunde und gute Entwickelung des deutschen Waldes nicht durch die geforderten Holzzölle gefährdet? Es möge zweifel⸗ haft sein, ob man darauf antworten könne, haß der Baum⸗ bestand keinen Schaden leihen werde. Aber daß die Antwort auch nur zweifelhaft sei, sei für ihn schon Grund genug, um gegen den Zoll zu ssimmen. Witthschaftliche Autoritäten hätten behauptet, daß die höheren Zölle im Gegentheil u einer höheren Waldkultur führen würden. Er halte das . einen Irrthum. Der Ankauf von Oedländereien zur Forst⸗ kultur sei ein so unrentables Geschäft, daß die Gefahr größerer Abholzung in Folge höherer Holzpreise nicht durch die vermehrten staatlichen Ankäufe zum Zwecke der Aufforstung ausgeglichen werde. Ja, wenn das Holz den doppelten Werth vielleicht erhalten würde, dann könne man zugeben, daß die Forstkultur sich erweitern würde, aber daß dieser Zoll einen solchen Emfluß ausüben könne, müsse er auf das Enischiedenste bestreiten. Die Anschauungen, die in Preußen zu so erfreu⸗ licher Förderung des Waldes gesührt hätten, würden mit eben . . Grund heute gegen die vorgeschlagenen Holzzoölle prechen.

Der Bundeskommissar, Königlich bayerische Ministeral-Rath Ganghofer erwiderte, wenn der Abg. von Benda den Wunsch habe, den deutschen Wald erhalten zu sehen, so stehe er mit demselben auf dem gleichen Boden. Er fürchte aber nicht, daß man bei steigenden Preisen zu größerer Abholzung kom⸗ men würde. Die meisten Waldungen seien ja in den besten Händen, in denen des Staates und der Gemeinden z nur 25 Proz. seien in der Hand privater Besitzer. Der Prxeis⸗ stand habe allerdings auf die Forstkultur einen Einfluß. Eine statistische Zusammenstellung der Waldausstockungen und Anlagen in Bayern zeige deullich, daß der Rückgang der Preise einen Mangel an Kulturlust zur Folge habe, Bei höheren Holzpreisen sei eine Menge von Flächen, welche nicht gerade Oedland seien, die aber höchstens der Viehweide dienen könnten, aufgeforstet worden, was jetzt nicht mehr geschehe. Auch der Staat rechne mit dem Preisrückgang, Man habe in Bayern ohnehin so viel Wald, daß man bei schlechtem Preisstand von Neukulturen absehen müsse. Die Forstpolizeigesetze seien nur ein schwaches Mittel für die Er⸗ haltung des Waldes. Daß viel Holz den Wäldern entnommen werde, sei an sich nicht schlimm; der Wald wachse ja, dazu, daß derselbe niedergeschlagen werde. Die Hauptsache sei nur, daß der Wald auch wieder aufgeforstet werde. Auch in den Gemeinden greife der Gedanke aber immer mehr Platz, daß der Wald eine Rente bringen müsse. Er fürchte, es werde mit den Holzzöllen gehen wie den sibyllinischen Büchern; je länger man damit zögere, desto höher würden sie fein

Der Abg. von Gramatzki erklärte, der Holzzoll entspringe aus der Nothwendigkeit, den Preis des Holzes so zu reguliren, daß derselbe die Produktionskosten decke und noch einen lleinen Ueberschuß lasse. Alle Holzproduzenten hätten sich auch für die Zollerhöhungen ausgesprochen. Im Osten und Nordwesten des Reiches werde der FJoll gewiß von den Importeuren, von dem Auslande ausschließlich getragen werden. Denn Rußland sei gezwungen, sein Holz in Deutschland abzusetzen. Im Uebrigen glaube er allerdings, daß der Betrag des Zolles ganz auf den Preis aufgeschlagen werde, aber gerade dieser Zoll treffe vornämlich die Besitzenden, da die ärmeren Leute derhältnißmäßig weniger Holz brauchten. Denen, die den deutschen Wald erhalten wollten, empfehle er besonders die Annahme der erhöhten Zölle; sonst gerade laufe man Gefahr, was die Zölle verhindern wollten, den Wald zu Grunde zu

en. ; ; h Der Abg. Stolle bemerkte, die Holzzölle würden damit motivirt, daß der Staat verpflichtet sei, eine gewisse Garantie für die Grundrente zu übernehmen, Warum ziehe man aber nicht die Konsequenz, auch des Arbeiters einziges Kapital, deffen Arbeitskraft, durch den Staat zu schützen? Der Schutz der nalionalen Arbeit werde auch wieder ins Feld geführt, aber, als feine Partei bei der Dampfervorlage gewünscht habe, daß nur neue und geutsche Dampfer eingestellt würden, da hbee sich die Rechte ablehnend verhalten.

zeiger und Königlich Preußischen Stnats⸗Anzeiger.

1885.

Zunächst bestreite er nun, daß der Wald nicht ge⸗

nügende Rente abwerfe. Preußen ziehe freilich geringere

Erträge daraus als Sachsen, wiewohl die Holzpreise hier nicht höher seien als dort. In Sachsen habe man dazu keine Waßerwege, der größte Theil der Hölzer müsse per Bahn

oder per Ilchse befördert werden; die Elbe werde für die sächsischen Staatsforsten wenig in Anspruch genommen, im Gegentheil, sie führe Sachsen noch die böhmischen Hölzer zu=

Preußen aber habe viele Wasserwege, die das Holz vom Osten nach denn holzarmen Westen bringen lönnten. Anch der Hin⸗ weis daruf, daß die Hölzer in den Industriegegenden theurer seien, gebe leinen genügenden Grund für die geringen Er⸗

träge in Preußen, denn die preußischen Wasserstraßen

führten das Holz unmittelbar in das Herz der Judustrie hinein. Auch die privaten Waldungen hätten gleich günstig

gewirthschastet. Da müsse doch in der preußischen Forstver⸗ waltung irgend etwas mangelhaft fein. Der Abg, Kroeber

habe schon uf die unfreundliche Behandlung der Käufer hin⸗ gewiesen, aber es müßten noch andere Gründe vorliegen. In

den letzten Jahren erst fei man zu einem in e. Ver⸗

kauf übergegangen, und in Folge beffen seien die Erträge auch schon gestiegen. Bei dem früherem Verfahren habe man

die Produkte zu einem annehmbaren Preise nicht absetzen

können. In Sachsen betrage der Nettobetrag pro Hektar

40 M6, in Preußen nur 8 M In Sachsen arbeite man auch mehr Prozent Nutzholz aus dem Walde heraus als in

Preußen, er glaube aber nicht, daß im preußischen Staate

weniger Absatz für Nutzholz sei, als in Sachsen. Für die er⸗ höhten Zölle mache man dann geltend, daß die Konkurrenz

des Auslandes sehr stark sei, und daß Deutschland mit aut

ländischen Hölzern überschwemmt würde. Deutschland hätte

aber die Aufgabe, die nationale Arbeit zu schützen, und es

könnte selbst so viel daß produziren, daß man das Ausland

nicht mehr brauche. Wie reime sich aber damit, daß bei ge⸗— wissen Submissionen die Bedingung gestellt werde, daß ausz⸗

ländische Hölzer geliefert werden müßten? Wolle man damit

das Zugeständniß machen, daß die deutsche Ferstverwaltung

nicht im Stande sei, ebenso gutes Material zu liefern?

Wenn nun aber der Staat die Aufgabe habe, dafür zu

sorgen, daß der Forstbestand erhalten werde, so meine er, es. sei dann für den Staat überhaupt nicht nothwendig, sich

darum zu lümmern, ob der Forst eine Rente bringe oder nicht. Das stehe jedenfalls fest, daß eine ganz bedeutende

Anzahl von Industrien durch diese Erhöhung der Holzzölle

geschäbigt werbe. Dann sei auch zu bedenken, daß durch eine

Vertheuerung des Holzes die Gefahr in den Bergwerken eine

größere werde, denn alle polizeilichen Vorkehrungen in dieser Hinsicht würden gegen den Eigennutz der Einzelnen nichts

helfen. Aus diesen Gründen bitte er dringend, die Zoll⸗ erhöhung abzulehnen.

Hierauf nahm der Bevollmächtigte zum Bunbesrath,

Staats⸗Minister Dr. Lucius das Wort:

Meine Herren! So empfänglich ich dafür bin, Anregungen anzu- nehmen, die dahin gehen, in der preußischen Forstverwaltung für eine tüchtige Geschäftsverwaltung und für eine tüchtige praktische und theore⸗ tische Ausbildung der Königlichen Forstbeamten zu sorgen, so glaube ich doch, daß der Herr Vorredner durch seine Bemerkungen nicht bewiesen hat, daß er in diesen Verhältnissen genau genug orientirt ist, um gute Rathschläge zu geben.

Er hat sich in seiner Beurtheilung der preußischen Verhältnisse die Aufgabe sehr leicht gemacht, indem er Verhältnisse verglichen hat, die eben nicht vergleichbar sind. Eine große Verwaltung, die mit Millionen von 6 operirt, mit Tausenden von Beamten, muß der Natur der Sache nach etwas schwerfälliger sein wie eine größere Privatverwaltung oder auch wie nur eine kleinere Staatsverwaltung, wo die erste und letzte Instanz in der Person des leitenden Beamten oder des Besitzers sich vereinigen. Ebensowenig ist der Vergleich zutreffend, den er angezogen hat zwischen den Verhältnissen des Königreichs Sachsen und des Königreichs Preußen. Die Ver- hältnisse des Königreichs Sachsen sind höchstens vergleichbar mit denen einer preußischen Provinz, etwa der benachbarten Provinz Sachsen, oder sie sind vergleichbar vielleicht mit einem einzelnen Regterungsbezirke; aber das Königreich Sachsen in seinen einheitlichen Verhältnissen zu vergleichen mit der großen Mannigfaltigkeit, wie sie Preußen in seiner großen räumlichen Ausdehnung bietet, das sind ganz inkommenfurable Größen. Zunächst hat dase Königreich Sachsen durchweg einen sehr guten Waldboden, die sächsi⸗ schen Forsten sind sozusagen mit Servituten kaum noch belastet, das Königreich Sachsen erfreut sich der dichtesten Bevölkerung in Deutsch-— land, es ist im e elner außerordentlich hoch entwickelten Indu⸗= strie, es ist im esitze eineß sehr dichten Eisenbahnnetzes, es ist außerdem begünstigt durch die natürliche, liche Wasserstraße, welche die Elbe bietet; das ist eine Summe von günstigen Verhältnissen, die das Königreich Preußen in seiner Totalität gar nicht bieten kann, die es nur in seinen bevorzugtesten Bezirken etwa bieten kann ich will sagen, etwa im Regierungsbezirk in,. In diesem Regierungsbezirk sind wir auch in den letzten Jahren auf Nutzholzprozente gekommen, die; denen des Königreichs Sachsen gleichkommen oder selbst über - treffen, indem hier der Satz von S0 0so. Nutzholjausbeute erreicht wurde. Ich glaube allo, daß man in Bexücksichtigunge dieser Umstände doch sfagen lann: von den Bemühungen der Forstverwaltung allein sind dergleichen. Erfolge nicht abhängig, fondern von der Summe der Verhältnisse und Faktoren. mit denen elne große Verwaltung zu rechnen ung zu thun hat. Um das noch weißer nachzuwelsen, weise ich noch darauf, hin, daß die Königlich sächsischen Forften etwa das fache relativ an Fichten boden und Fichtenwaldungen haben wie, Preußen. Nun ist auch; wieder Leuten, die mit den Forstverhältnissen vertraut sind, belannm g, daß keine andere Holzart einen größeren und schnelleren Nutzen gewährt wie die Fichte. Nehmen Sie dagegen die . Staatssorsten, wo ca. 62 Io der gesammten Staatswaldfläche besteht aus Kiesernboden, also einem Boden der nicht entfernt die Zuw achs« prozente haben kann und auch gar nicht dasselbe Material prodraziren kann, wie es bei den Forsten im Königreich Sachsen durchsch aittlich der Fall ist. Was die Bemerkungen betrifft in Bezug auf das Gruben- holz, so ist die Verwaltung unaus gesetzt bestrebt, gerade den Absatz dieser leichkeren, schwächeren Hölzer, die im Uebermaß bei ung produzirt werden, zu begünftigen und zu befördern; allein das liegt doch auf der Hand, daß ein so geringwerthigetz Produkt wie die leichten Gruben hölzer keinen weiten Trankport vertragen, etwa von der russischen Grenze bis in die Industriebezirke von Schlefien, oder von Westfalen und der Rheinprovinz; wo Konsumengt und Produzent vielfach so weit auseinander liegen, wie das im Königreich Preußen der Fall ist. walten naturgemäß vollständig andere Verhältnisse ob, als wie in

vorzůg

einem engbegrenzten, hochentwickelten Industriebe trke, wie ihn das