1890 / 207 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 28 Aug 1890 18:00:01 GMT) scan diff

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zum Deutschen Reichs⸗Anz

M 207.

Erste Beilage

Berlin, Donnerstag, den 28. August

Die Spothekenbewegung im preußischen Staat.

n dem 2. Halbiahrheft der „Zeitschrift des Königlich reußischen Statistischen Bureaus“ von 1889 wird jetzt das gebniß des Zu⸗ und Abgangs der Hypothekenschulden in den stähtischen und ländlichen Bezirken des preußischen Staats nähtend des Jahres 1888 89, verglichen mit den Ergebnissen der beiden Vorjahre, veröffentlicht.

hiernach 9 an Eintragungen neuer Hypotheken in Mn ländlichen Bezirken erfolzh im Jahre 1885/87: Mall Millionen Mark, im Jahre 188788: 567,62 Millionen Maß und im Jahre 1888/89: 585,12 Millionen Mark. In

na lidtischen Bezirken dagegen in den betreffenden Jahren: RMöl Millionen, bezw. 1128.05 Millionen und 1348,40 Mönen Mark.

An Löschungen sind erfolgt in den ländlichen Be— len im Jahre 183687: 491 Millionen Mark, im Jahre Fiss: g„59 Millionen Mark und im Jahre 1888 / 89: Kesi0 Millionen Mark. In den städtische n Bezirken da= kgen in den betreffenden Jahren 579,52 Millionen Mark w. 56l,27 Millionen und 62441 Millionen Mark.

Aus diesen eden ergiebt sich:

I) daß die Neueintragungen in den Städten regelmäßig die Neueintragungen in den ländlichen Bezirken fast um und im letzten Jahre sogar um mehr als das Doppelte über⸗ eigen,

ö 2 daß die Löschungen in den Städten die Löschungen

in den ländlichen Bezirken zwar auch, aber verhältnißmäßig doch nur um ein Geringes übersteigen,

3) daß der Ueberschuß der Eintragungen über die Wöschungen bei den städtischen Bezirken ungleich größer ist als bei den ländlichen.

n letzterer ö seien hier die Zahlen vorgeführt: er Ueberschuß der Eintragungen über die Löschungen hettug im Jahre 1886/87 bei den städtischen Bezirken

s) Millionen Mark, bei den ländlichen 133,16 Millionen Nark. In dem Jahre 1887.88 betrug derselbe Ueberschuß hei den städtischen Bezirken 566,18 Millionen Mark, bei den

ländlichen Bezirken S803 Millionen Mark, und im Jahre

1888/89 bei den städtischen Bezirken 123,99 Millionen Mark, bei den ländlichen Bezirken 121,02 Millionen Mark. In dem gesammten dreijährigen Zeitraum hat der Ueberschuß der Eintragungen neuer Hypothekenschulden über die Löschungen

6 bei den städtischen Bezirken 1725,05 Millionen

Mark, bei den ländlichen Bezirken dagegen nur 34222 Millionen Mark.

Weiter geht aus den Zahlen hervor, daß der Ueberschuß M Neueintragungen in den städtischen Bezirken sich im M der drei Jahre K. erhöht hat von 43429 auf ö und auf 3,99 Millionen Mark), während er sich bei n ländlichen Bezirken erst von 133,ů16 auf 88, 63 Millionen Nark im zweiten Jahre vermindert und dann wieder auf la 02 Millionen Mark erhöht hat; letztere Zahl bleibt aber doch gegen die Ucberschußzahl des Jahres 1886 / 87 noch zurück. Ferner ist als charakteristisch hervorzuheben, daß der gesammte Dreijährige Ueberschuß der Neueintragungen über die Löschungen, also die Vermehrung der Schuldenlast in den ländlichen Bezirken des ganzen Staats, welche, wie angegeben, 342,22 Millionen Mark beträgt, noch hinter der Vermehrung der Schuldenlast während des einen Jahres 1888/89 in den städtischen Bezirken des Kammer⸗ gerichts zu Berlin, welche allein 356,46 Millionen Mark beträgt, erheblich zurückbleibt, und daß die städtischen Bezirke des Landgerichts Berlin JL und II für sich genommen, welche die Reichshauptstadt mit ihrer nächsten Umgebung von aufstrebenden Stadt- und Land⸗ gemeinden wirthschaftlich städtischen Charakters einschließen, mit 336,94 Millionen Mark während des einen Jahres 1888/89 nicht viel hinter der dreijährigen Vermehrung der

Schuldenlast der ländlichen Bezirke im ganzen preußischen

Etaat (34222 Millionen Mark) zurückbleiben. z

Sehen wir uns Betreffs der Hypothekenbewegung in den ändlichen Bezirken die einzelnen Bezirke etwas näher an, hat fich die Schuldenlast im Ober ⸗Landesgerichtsbezirk hinigs berg, also in Ostpreußen, in den letzten Jahren

m zwa 10 Millionen Mark, in den letzten drei Jahren um IF Millionen Mark vermehrt. Nur zwei Amtsgerichte sisten in ihren Erläuterungen den ber der Eintra⸗

2 über die Löschungen auf die ungünstige Lage der nöwirthschaft im Allgemeinen zurück.

Im Ober⸗Landesgerichtsbezirk Marienwerder (West⸗ zreußen) hat die Verniehrung der Buchschuld im letzten ihre 3 Millionen, in den letzten drei Jahren 11,84 Millionen Mark betragen. Hier waren bei 15 Amtsgerichten die Köshungen höher als die Eintragungen. Die verhältniß⸗ mäßig ftarke Löschung in Westpreußen ist auf die Erwerbun⸗ gen der Ansiedlungs kommission zurückzuführen. Im Bezirk

osen hat vornehmlich aus dem gleichen Grunde die Zahl der Lischungen sogar in allen drei Jahren diejenige der Ein⸗ tragungen überstiegen, und zwar zusammen um 15,69 Millionen, wovon indeß nur 2,52 Millionen Mark auf das letzte Jahr kommen. Hier ist ferner von einigen Amtsgerichten auch die Verdrängung des Privatkapitals durch billigere Darlehne der Kreditinftitute beobachtet und als Grund für den Ueberschuß der Löschungen angeführt worden. —. ;

Die ländlichen Bezirke des Kammergexichts (Bran⸗ denburg) haben in den letzten drei Fahren stets einen leberschuß der Eintragungen, im letzten Jahre allein um ö. 18 Millionen, zusammen um 45, 065 Millionen Mark aufzu⸗ weisen. Hier it die Mehrbelastung von den Amtsgerichten theil auf die schlechte Ernte, theils auf die Leichtigkeit der Gelbbeschaffung zurkckgeführt, in den meisten Fällen aber nicht zu erklären . worden. z

Der Bezirk Stettin (Pommern) weist eine Mehrbelastung hon 1435 Millionen Mark in den letzten drei Jahren, davon d'e8 Millionen Mart im letzten Jahre auf.

; Der Ober⸗Landesgerichtsbezirk Breslau (Schlesien) hat 1 den letzten drei . eine Mehrbelastung von Ss 55, im etzten Jahre allein um 23,79 Milllonen Mark aufzuweisen;

die ungünstige Lage der Landwirthschaft wird hierbei von einer ganzen Reihe von Amtsgerichten als Grund angeführt.

Im Bber⸗Landesgerichtsbezirk Raumburg (Provin Sachsen) beläuft sich der Ueberschuß der Eintragungen 1 6060 in den letzten drei Jahren, darunter 1793 Millionen Mark allein im letzten Jahre. Im Bereiche des Ober⸗Landes⸗

gerichts Kiel (Schleswig⸗-Holstein) sind die Eintragungen in

allen, drei Jahren um 26,30, im letzten allein um 749 Millionen Mark höher als die Löschungen ausgefallen. Im Bezirk Celle (Hannover) erhöhte ö. die Hypotheken⸗ last in den letzten drei Jahren um 4856 Millionen Mark, im letzten Jahre allein um 15,77 Millionen. Im Bezirk Hamm (Westfalen) ist die Belastung in den letzten drei Jahren um 35,64, im letzten Jahre allein um 1294 Millionen Mark gewachsen. Der Qber⸗Landesgerichts⸗ bezirk Kassel 96. ist dagegen neben Posen der einzige, welcher während aller drei Jahre einen Ueberschuß der Löschungen, zusammen von 1138 Millionen Mark, im letzten Jahre allein um S,.21 Millionen Mark, aufzuweisen hat. Die Ursache hiervon beruht wesentlich auf der noch nicht abgeschlossenn Grundbuchregulirung. Im Ober⸗Landesgerichts⸗ bezirk Frankfurt a. M. 9 ö nur der geringe Zuwachs der Eintragungen von 4602 während der letzten drei Jahre, im Bezirk Köln (Rheinprovinz) ein verhältnißmäßig nicht hoher Üeberschuß der Eintragungen von 260,34 Millionen Mark, im letzten Jahre allein um 63 Millionen Mark, zu kon⸗ statiren; die Eintragungen beliefen sich hier auf 247,97, die Löschungen auf 222.63 Millionen Mark während der letzten drei Jahre.

Was haben diese Zahlen zu bedeuten? Vorweg sei zu bemerken, daß die Löschungen oft hinter den wirklichen Ab⸗ zahlungen zurückbleiben und daß die Neueintragungen nicht immer sofort vorgenommen werden, sondern der Gläubiger seine Schuld zuweilen, statt durch die Eintragung einer neuen, durch Umschreibung einer früher schon abgezahlten, aber noch nicht gelöschten 4 auf seinen Namen sicher stellt. Aber diese besonderen Verhältnisse werden sich wohl so ziemlich aus⸗ gleichen. Immerhin geben die vorliegenden Zahlen hin⸗ reichendes Material zu zutreffenden Schlüssen.

Die auffallend hohe Vermehrung der Schuldenlast in den Städten (17235 Millionen Mark in den letzten drei Jahren) kann nicht ohne Weiteres als ein Beweis für die Ver⸗ schlechterung der wirthschaftlichen Lage des städtischen Grund⸗ besizes angesehen werden. Sie dürfte vielmehr, wie die „Zeitschrift des Königlichen Statistischen Bureaus“ richtig hervor⸗ hebt, lediglich dem ungeheuren i , an Werthen entsprechen, welchen die zunehmende Bebauung des Bodens und die Steigerung des eigenen Verkehrswerthes desselben dort vielfach geschaffen haben. Verglichen mit den Ziffern der ländlichen Hypothekenbewegung, geben die der städtischen zugleich einen deuklichen Begriff davon, wie sehr dem ländlichen Grundbefitze gegenüber der städtische an volkswirthschaftlichem Gewichte zunimmt und demgemäß auch in sozialer Hinsicht in den Vordergrund zu rücken beginnt. ; ;

Der Mehrverschuldung der ländlichen Bezirke, welche also in den letzten drei Jahren zusammen 34222 Mill. Mark beträgt, ist aber eine etwas andere Bedeutung bei⸗

zulegen. An und für sich kann die Mehrverschuldung der ländlichen Bezirke noch nicht ungünstig gedeutet werden, da in Betracht zu ziehen ist, daß der

Realkredit in letzter Zeit besser und billiger geworden und daß mithin auch ein Theil der Personalschulden in Hypo—⸗ thekenschulden umgewandelt sein, mithin eine wirkliche Mehr—⸗ verschuldung des Besitzers nicht überall vorliegen wird. Was aber der Zunahme der Verschuldung der ländlichen Befitzer eine Bedeutung beilegt, ist der Umstand, daß sie eine stetige ist die gute Ernte des Jahres 1837,88 hat sie zwar eiwas gehemmt, aber bei weitem nicht aufgehoben und daß entgegen dem städtischen Grundbesitz der Kaufwerth des

ländlichen Grundbesitzes, soweit es sich nicht um ganz besondere Umstände handelt, überwiegend im Sinken be⸗ griffen ist. Die Mehrverschuldung beim Steigen des Kaufwerths wie dies in den städtischen Bezirken der J ist würde ebensowenig auf wirthschaftlich schlechte Ver . schließen lassen, wie ein Sinken des Werthes des Grundbesitzes, wenn sich entsprechend auch die Verschuldung verminderte, Aber der, wenn auch nicht schnelle, so doch regelmäßige Zuwachs der Verschuldung des landlichen Grundbesitzes in Verbindung mit dem Sinken seines Werthes stellt eine Verschlechterung seiner wirthschaftlichen Lage dar.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Ueber den großen Ausstand in den belgischen Kohlen⸗ revieren wird der „Köln. Itg. vom 25. d. M. aus Mons tele graphirt, daß die Bergleute in Hornu nach dem Ablauf der Kirmes die Arbeit wieder aufnahm en, sodaß 1340 Mann weniger ausstanden; dagegen fehlten neuerdings 490 in Frameries. Auf der Zeche Levant du Fleau fuhren ebenfalls wieder 140 Berg⸗ leute ein. Im Ganzen standen an diesem Tage noch 15 550 Mann aus, also Ioö0 weniger als am Vortage. Dieser Meldung dürfte dag Wolff 'sche Telegramm nach Schluß der Redaktion! in Nr. 205 b. B. entsprechen. Gestern fand, wie ein Wolff sches Telegramm weiter meldet, eine Ver sammlung von Delegirten der Arbeiter statt, welcher auf ergangene Einladung der Gou⸗ verneur der Provinz Hennegau beiwohnte, Der Gouverneur forderte die Delegirten zur Wiederaufnahme der Arbeit auf, sicherte seine Vermittlung bei den Direktoren der Kohlengruben dahin zu, daß die nach dem Reglement verwirkten Geldbußen auf die Hälfte er= mäßigt, würden und zeigte an, daß er den Industrie⸗ und Arheitsrath zufam menberufen weide. Die Delegirten erklärten, zur erbeiführung einer Verständigung mit den Strikenden ihr. Möglichstes thun zu wollen. Zu dem Ende sollte gestern Abend eine Versammlung statt⸗ finden, üer welche noch kein Bericht vorliegt

n Bremen fand am 24. d. M. ein sozial demokratisches Gewerkfchaftsfest statt, auf welchem der sozialdemokrgtische Reichstags Abgeordnete von Vollmar die Festrede hielt; dieselbe handelte, der Köln. Ztg. zufolge, zumeist von der Gewerkschasts bewegung und betonte vor Allem die Nothwendigkeit einer inter

natkongalen Centralisation der Arbeiter.

eiger und Königlich Preußischen Staats⸗AUnzeiger.

1890.

In Kiel! fand am Montag eine Arbeitern ersam mlung statt, in welcher nach einem Vorfrage liber gewerkschastlichz Orggni. sationen' eine Resolution angenommen wurde, der zufolge saämmtliche Arbeiter Kiels nach Aufhebung des Sozialistengesetzes für Central-= Organifationen eintreten wollen. Der Vorsttzende der Versammlung forderte zur zahlreichen Unterzeichnung der A tstun den Petition auf und warnte ferner vor der übermäßigen Vergnügungesucht, welche namentlich den kleineren Vereinen schadlich fel. Cine Anfrage aus der Ver. sammlung, ob das Vorgehen der Hamburger Arbeitgeber gegen die Fachvereine von Einfluß auf die Mitgliederzahl gewesen sei, wurde, der Kiel. Itg. zufolge, dahin beantwortet, daß allerdings eine große Zahl von Arbeitern, durch die Noth gezwungen, den bekannten Revers unterschrieben hätte. Beispielsweise hätte der Fachverein der Maurer von seinen 6000 Mitgliedern die Hälfte verloren; es sei den Arbeit⸗ gebern indessen nicht gelungen, die Fachvereine zu sprengen.

In Leipzig trat am 24. August der X. Deutsche Drechs⸗ Lertag zusammen; in der Sitzung vom 26. kam, wie die Mgdbr. Ztg., mittheilt, eine Reihe von Fragen zur Erörterung über den Arbgęitsnachweis, über die Forderung der Gehülfen in Bezug auf Abkürzung der Arbeitszeit und Erhöhung des Lohnes, über Unterstützung von Innungskollegen bei ausbrechendem Strike, über Zweck und Nutzen des Verbandes u. J. w. Bei den sich hierbei entspinnenden lebhaften Besprechungen kam unverkennbar die Meinung zum Ausdruck, daß die Innungs⸗ genossen sich mit Erfolg bemühen, die Wohlfahrt des ge⸗ funkenen Handwerks zu fördern und durch ein enges Zusammenschließen eine Reihe von auf gesetzlicher Grundlgge beruhenden Ver⸗ besserungen durchzuführen. Der „Koln. Zig.“ zufolge wurde der Selbsthülfe der Arbeitgeber gegenüber den maß⸗ losen sozialdemokratischen Anforderungen von allen Rednern warm das Wort geredet, und zwar erblickte man die Verwirklichung der⸗ selben in dem festen Zusammenschlusse der Arbeitgebervereini⸗ gungen, Cine Versammlung der Glasergehülfen Leipzigs beschäftigte sich am Dienstag nach der Wahl zweier Vertreter für die Gewerkschafts⸗Kartellkommission mit dem kürzlich in Halle a. S. abgehaltenen Verbandstag der Glaser. Der Ver⸗ ah tar hat u, A. eine in Limbach tagende Kommission zur Vor⸗ nahme statistischer Erhebungen über die Lohn⸗ und Arbeitsverhältnisse der Glasergehülfen in ganz Deutschland eingesetzt. In Leipzig wird die Tarifkommission diese Statistik aufstellen.

n Magdeburg fand am Montag eine von etwas über 100 Personen besuchte Frauenversammlung statt, in welcher ein Vortrag über die Nothwendigkeit der Frauenbewegung gehalten wurde. Nach Schluß desselben gelangte eine Resolutlon zur An⸗ nahme, in welcher, wie die ‚Madb. Zig. berichtet, die Frauen des Stadtfeldes erklären, sich voll den Bestrebungen der Arbeiterfrauen Magdeburgs anschließen und für Verbesserung der Lage der Arbeiterinnen eintreten zu wollen.

Hier in Berlin fand auch am Dienstag eine große sozial⸗ demokratische Volksvemrsammlung statt, in welcher der Reichstags ⸗Abgeordnete W. Liebknecht, wie hiesige Blätter melden, über Karl Marx“ sprach. In einer persönlichen Bemerkung kam der Redner auch auf die Angriffe gegen die sozialdemokratische Fraktion und gegen seine Person zurück und suchte alle Beschuldigungen zu entkräften. Weitere Erörterungen über diesen Gegenstand schnitt der Vorsitzende mit dem Hinweis auf die Tags zupor von einer sozial-= . Versammlung gefaßte Resolution ab. (Vergl. Nr. 206

In Antwerpen wird am 23. September eine internationale Versammlung der Cigarren und Tabackarbeiter stattfinden.

Die Tagesordnung wurde, wie man der Köln. Ztg. schreibt, haupt- sächlich von Belgiern und Holländern vereinbart und lautet; Grün—= dung eines internationalen Fachverbandes mit ständigem Ausschuß, gegenseitige Versicherung für den Fall eines Ausstandes, Mindestlohn und höchster Arbeitstag, staatliche und eigene Regelung der Frauen— und Kinderarbeit und Annahme des sozialistischen Programms durch die Mitglieder.

Der Strike der Pariser Paärquet⸗Arbeiter (vgl. Nr. 172 d. Bl.) hat, wie das Journ, des Deb. meldet, nach vierzigtägigre Dauer dadurch sein Ende gefunden, daß die Arbeitgeber sämmtliche von den Arbeitern aufgestellten Forderungen bewilligt haben.

Aus Chicago berichtet ein Wolff'sches Telegramm, daß die Weichensteller und die Bediensteten in den großen Eisen⸗ bahn-Lagerhäusern einen Ausstand begonnen haben, um eine Erhöhung ihrer Löhne zu erlangen. Die Verwaltungen weigern sich, die Forderungen der Außständischen zu erfüllen und er⸗ klären bis aufs Aeußerste Widerstand leisten zu wollen.

Aus Sydney wird weiter mitgetheilt, daß die Kohlen— grubenbesitzer voön New⸗Castle beschlossen haben, diese Gruben wegen des dort unter den Grubenarbeitern ausgebrochenen Strikes zu schlie ßen. Gestern Abend sollte eine Abtheilung Militär nach New ⸗Cafstle abgehen, wo große ,

Man sprach davon, daß am heutigen Tage alle Matrosen auf den Küstenfahrern von Neu⸗Seeland ebenfalls den Strike beginnen würden.

Literatur.

Nebersichten der Staatswirthschaften, des Welt⸗ handels und des Weltperkehrs Zweiter Jahrgang, von Pr. Heinrich Hirsch. Wien und Olmütz. Verlag von Cd. Hölzel, 1890. Der zweite Jahrgang der vorliegenden Uebersichten erscheint nicht nur in allen seinen Theilen vollständig erneuert, sondern auch erheblich und insbesondere durch . Tabellen erweitert, von denen die eine die Entwickelung der Staatswirthschaften, die andere jene der Handelsmarine in allen Welttheilen seit 1880 bis 1889 enthält. Um das Hild der staatswirthschaftlichen Entwickelung 1880 1889 zu gewinnen, ist das enorme statistische Material in 15 Tabellen gruppirt und die sämmtlichen Werthe in deutsche Reichsmark umgerechnet. Von diesen Tabellen entfallen auf jeden Welttheil je drei, enthaltend die Staatgzeinnahmen und Staatsausgaben 1880 1889. Das Resums aus allen diesen 15 Tabellen ergiebt die eine Tabelle, die Darstellung der Entwickelung der Staattwirthschaften in allen Welttheilen 1880-1889 enthaltend. Was die zweite Tabelle anlangt, so ift sie das Resums von 8 Tabellen. Biefe Tabellen treten an die Stelle der im Vorjahre veröffentlichten Tabellen des Weltverkehrs was eine Reform derselben insofern bedeutet, als hiermit der Verfuch gemacht wird, den Änsprüchen, die das Leben an die Wisfenschaft. zu stellen berechtigt ist, gerecht zu werden. Jedes Verkehrsgehiet soll nach und nach in ber chm eigenthümlichen Form staͤtistifch erfaßt und dem Leser vorgeführt werden. ? ,,

Amtlicher Zolltarif. mit Deen, , nin verbunden mit dem Stgtistischen Waaren-⸗Vexzeichni nebst bem Gefetz, betreffend die Statistit des Wag ren verkehrs, Ausführungsbestim mungen zum Zolltarif

eg und“ Gru terungen, eranzgegeben don, ros; e glich preuß. Steuer · Rath umnd Dirigent. dr Haupt · Steueramt Fran, arburg 6. b. G. Verlag von Gustan, Clkan. 1809. Das vorliegende Werk wird den eserkreis welcher im täglichen Fandel und Verkehr mit den Zollverhältnissen der verschiedensten Wagrengattungen zu thun hat, und dem, ein derartiges praktisches Nachschlagebuch unentbehrlich ist, jedenfalls in hohem Grade inter⸗

efftren. Das Buch, welches seit 1873 nun schon zum vierten Male