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Zweite Beilage
Berlin, Sonnabend, den 22. November
— Das Ergänzungsheft zum Seminar-Lesebuche.
unterri S 6 ungen zum ĩ ; se „Vater län disches“ betitelt, vör, welches eine
in sich abgeschlossenen Aufsätzen enthält, die zu—⸗ eln en lau en des Lebensbild der brandenburg-preußi—
it geh reiber, wie Leopold von Ranke, Graf von Stillfried⸗ 6. Ludwig Hahn, F. L. von Rönne, Bernhard gugler Ludwig Häusser, Franz Kugler, Gustav Freytag u. A., wbumen, zum Theil aus Briefen, Erlafsen und en ö. Kundgebungen der Herrscher selbst bestehend,
jielen die einzelnen Aufsätze eine solche Fülle geistigen
daß manches größere Werk in dieser Hinsicht durch 3M 64. erer w und es erscheint deshalb auch vor⸗ ugsweise für seinz Bestimmung geeignet, die hohen Tugenden 2 ohenzollern, Pflichttreue und Gewissenhaftigkeit, Arbeits= ehr, und strenge Zucht, und die Erfolge erkennen zu lsen hurch welche die preußischen ö stets die Wohl⸗ j aller ihrer Unterthanen, insbesondere aber die der unteten Klassen der Bevölkerung, gefördert und gesichert . der Spitze des Buches steht eine Anzahl von Aus— n jener Herrscher, welche von deren Frömmigkeit und . flichtgefühl. ein beredtes Zeugniß ablegen und die mmm Persönlichkeit jedes Einzelnen von ihnen wie ein Epthihld zeigen. Ganz besonders bezeichnend, sind die Iugsrühe Friedrich Wilhelm's 1: Zur Arbeit sind die gegenten geboren Friedrich's II.: „Mein Leben ist auf der Jede; die Zeit, die ich noch habe, muß ich benutzen. Sie gehört nicht mir, sondern dem Stgate“; Friedrich Wil⸗ hem ill. „Meine Sache ist die meines Volkes“; Wilheim's J. „Meine hand soll das Wohl und. das Recht aller Schichten her Bevölkerung hüten“ und Friedrich's III. „Ich kenne kein anderes Ziel meines Strebens, als das Glück und die
ü ihrer Mitmenschen bedacht. An diese Einleitung hließt sich dann die Schilderung des Großen Kurfürsten, dieseß erstn deutschen Staatsmannes im . dem es gelang, den Grund zu der späteren des Landes dadurch zu legen, daß er. das Selbswdertrauen des Bürgers und des Bauern hob auf deren Wohlfahrt der neue Staat von da ab ruhte, . et Gewerhe und Handel förderle, zuerst den Staatshaushalt
. dreißigjahrige u. geschlagen, und Wissenschaft und
Das innerste Wesen dieses Herrschers zeigt sich auf das
m ad eingefügten politischen Ver⸗
*. 1667 niederschrieb,
und welches ein länzendes Zeugniß ö. ö eit ablegt.
Als ein weiteres leuchtendes Vorbild in der Reihe der ̃ reußischnn Könige wird dann der so lange und schwer ver⸗ n ute Friedrich Wi'lh elm J. hingestellt, welcher, nachdem ö. Dor ganger Friedrich J. seinem Hause durch die Erwerhung er Königswärde neuen Glanz verliehen, der preußischen
. ihie 5 und ihren Corpsgeist, dem Be
gate jene ĩ Zähigkeit gege zig ie Straffheit, Spannkraft und 8 hig ö
en 8 h d ⸗ nen. ultird, Gezeigt. wie der König das Berhält hin irten . ö Sicke und Rand n . und an acht brach, wie er bestrebt war, die Industrie zu zrdern und wie er durch feine Schulgesetzgehung, nament⸗
Ymnaänen dafur s ; altni kleinen Leute zu rgte, die Verhältnisse der kleinen Eine e r chl von . welche beigefügt
. i öni lergehen seiner ? erkennen, wie sehr dem König das Wohlerg
ie Friedrich der Sröße, der durch seine trie en schen
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* Fůrstlichen Berufs gedacht hat, wird durch Auszüge at . anziderations sur Ftat du corps politidue de LRurope
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nteresse widmete, deutlich nachgewiesen, und es werden als Beleg tur ane Jeihe von Erlassen angeführt, aus denen seine
. für die Verbesserung der Lage der unteren Klassen icht.
egi erung, deren bleibendes Denkmal das Allgemeine Landrecht wird gebührend hervorgehoben.
siebzehnten
. ist. der . ei
Große für das Glück seines Landes empfand, zeigt die aus seinem Testament abgedruckte Stelle, in welcher es heißt: „Möge mein Reich durch die Milde seiner Gesetze der glück— lichste, möge es in Rücksicht auf die Finanzen der am besten verwaltete, möge es durch ein Heer, das nach Ruhm und Ehre strebt, der am tapfersten vertheidigte Staat sein! O möge es in höchster Blüthe bis an das Ende der Zeit fortdauern!“
Wenn sein Nachfolger durch den Ausbruch der französischen Revolution auch in schwierigere Verhältnisse versetzt wurde, so erscheint doch Friedrich Wilhelm 1I. gleichfalls bemüht, den Wehlstand der Bürger weiter zu heben und die Härten der früheren Verwaltung zu beseitigen, oder doch wenigstens zu
mildern. Viel verdankt ihm die Entwickelung des preußischen
Schulwesens, welchem er von Beginn seiner Regierung das lebhaf⸗ teste Interesse zuwandte, und für welches er durch die Errichtung eines philologischen Seminars einen tüchtigen Lehrerstand heran⸗ zubilden wußte. Ungleich schwerere Zeiten noch hatte Friedrich Wilhelm III. in den ersten Decennien seiner Regierung durch⸗ zumachen, jener Periode der tiefsten Erniedrigung Preußens durch Napoleon L, welche er in stiller Gottergebenheit trug und welche die Veranlassung wurde zu der Wiedererhebung des Landes auf dem inneren Gebiete. In dem Buche wird in lebhaften Farben die Standhaftigkeit des Herrschers im Unglück und andererseits seine Hingebung an das Wohl des Landes geschildert. Wir sehen, wie er die Auf⸗ hebung der Leiheigenschaft und Erbunterthänigkeit veranlaßte und die freie Gebahrung mit dem Grundeigenthum herbei⸗ führte. Neben der Heeresreform verdankt ihm der preu⸗ ßische Staat die Einführung der Städteordnung, die Aufhebung drückender Bann, und Zwangsrechte, die Aufhebung der veralteten Zunftverfassung und eine gründliche Veränderung der bestehenden Steuergesetzgebung. Mit besonderem Nachdruck wird gezeigt, wie Friedrich Wil⸗ helm III. die Friedensperiode nach den Befreiunge kriegen dazu verwandte, durch die Gründung des deutschen Zollvereins der durch die Kontinentalsperre geschädigten deutschen Industrie Schutz und Stärkung zu gewähren. Bezeichnete die Gründung des Zollvereins einen bedeutenden wirthschaftlichen Fort⸗ schritt, so war sie doch auch, wie gezeigt wird, von nicht minderer politischer Bedeutung, da durch sie die einzelnen Staaten einander nahe gebracht und die Herstellung des heutigen Bundesstaates vorbereitet wurde. In Frie drich Wilhelm IV. wird dann der Fürst gezeigt, der von seinem Vater die hohen⸗ zollernsche Pflichttreue, von seiner Mutter den erhabenen be⸗ geisterten Aufschwung der Seele geerbt hatte. Ein Herz voll Wohlwollen und Milde gegen die Menschen, ein tiefer Sinn für Gerechtigkeit, dabei ein einfacher, kindlicher, demüthiger Glaube war ihm zu Theil geworden, und dieser Glaube er⸗ höhte und verklärte seine Innigkeit und Treue in dem Verhältniß zu seiner Familie wie zu Volk und Vater⸗ land. Die Jahre des Friedens, welche Preußen unter seiner Regierung genoß, förderten Deutschlands Handel und Industrie in hohem Maße, und die hierhei vor Allem ins Spiel
kommenden Faktoren, Eisenbahnen und . , , ,
bei dem König, in richtiger Erkenntniß in weit r UÜnterstützung, HJohe Verdienste erwgr
. ; , Inter en lhat, silbet e n. Lichtseite jeiner
Als die leuchtendste Gestalt der en u .
aber tritt uns in dem Werke diejenige Wil helm' s L. entgegen. In ihm zeigen sich die einzelnen Tugenden seiner Vorgänger zu einem Gesammtbilde vereinigt. Mit einem ernsthasten Willen verband er außerordentliche Güte und Milde, mit . Tapferkeit beispiellole Selbstlofigkeit und makellose Reinheit des Charakters. Nichts an diesem Herrscher war klein, und wie seine Personlichkeit war sein Denken und. Handeln stets edel und würdig. Auch der Geringste im Polke wußte, daß in der Brust seines Herrschers ein Herz schlug, welches für die Leiden der Elenden und Armen mitempfand, das u jeder Stunde bereit war, Hülfe zu schaffen, wo immer . nöthig und . war. In seinen Bestrebungen stand ihm ebenbürtig zur te seine Gemahlin, die da gn Ru gu sta, welche nur den kategorischen Imperativ der Pflicht. . kannte. Mit einer segensreichen Thätigkeit . die Allgemeinheit verband sie jenes liebevolle K in das Geschick des Einzelnen, von dem, wie in dem Buche mit Recht hervörgehoben wird, zahllose Züge bekannt geworden sind, und durch welches die Existen; von ganzen Familien gerettet
tem Staat, an dessen Spitze ein solches Herrscher⸗
er Rae, bee nel ref, die a für das Wohl der
. nicht hinten fer werden, und so trat denn Kaiser Wilhelm in jener bekannten. Potschaft vom 17. November 1331 persönlich für die Durchführung der von ihm als noth— wendig erkannten ö die Sicherung des Arbeiters egen Noth durch Erkrankung und Unfälle und Feine Ver— Ein im Alter, ein. Wie des Kaisers Herz, so schlug auch
bag eines großen Kanzlers des Fürsten Bismarck,
welchem, wie auch den Feldmarschällen Grafen. Moltke
und Grafen Roon, den langjährigen treuen militärischen
Berathern des Kaisers, eigene Abschnitte in dem Werke ge- widmet sind, warm für das Wohl der Armen und Gedrückten, und so kam denn 1883 das Arbeiter-Krankenversicherungsgesetz, 1884 das Arbeiter-Unfallverficherungsgesetz zu Stande. Die
Erfüllung seines zweiten Wunsches, den Arbeitern eine Versor⸗
gung im Alter zu verschaffen, war dem Kaiser zu erleben nicht
vergönnt, das Alters- und Invaliditätsversicherungsgesetz wurde
erst am 22. Juni 1889 angenommen; es bleibt ihm aber der Ruhm, den Anstoß zu diesen Einrichtungen gegeben zu haben, deren Segen abzuleugnen nur diejenigen wagen können, welche aus der Erzeugung oder Erhaltung von Unzufriedenheit bei den Arbeitern für sich einen Nutzen erhoffen. Als Kaiser Wilhelm starb, ging ein Klageruf durch das ganze von ihm geeinigte Deutschland, und ein tieferes Gefühl der Trauer, als bei seinem Ded, ist wohl selten in allen Klassen eines Volkes empfunden worden.
Seinem Sohne, dem Kaiser . dessen Me freundlichkeit und Humanität noch frisch in Aller ist, und der schon als Kronprinz den Arm he
zum Deutschen Reichs⸗-Anzeiger und Königlich Preußischen Stants⸗Anzeiger.
1890.
wohlzuthun bemüht war, soweit seine Mittel und sein Einfluß reichten, war leider keine lange und thatenreiche Regierung be⸗ schieden. Schwer erkrankt übernahm er, ein Muster preußi chen Pflichtgefühls, die Regierung, durch die Hoffnung gekräftigt, daß es ihm vielleicht noch vergönnt sein werde, einige seiner wohlüberlegten Pläne zum Wohle des Vaterlandes zur Aus⸗ führung zu bringen. Aber er konnte der Welt nur eins neigg was vielleicht auch das Schwerste ist, zu leiden ohne zu klagen. ;
. dem Regierungsantritt Kaiser Wilhelm's II. schließt das Werk. Es dürfte wie kein anderes eigner sein, die in dem Allerhöchsten Erlaß vom 1. Mai 1885 gestellte Auf⸗ abe zu . durch die Kenntniß der vaterlaͤndischen Ge⸗ e te es schon der Jugend zum Bewußtsein zu bringen, daß ein geordnetes Staatswesen mit einer sicheren mon⸗ archischen Leitung die unerläßliche Vorbedingung ist ö. den Schutz und das Gedeihen des Einzelnen in einer rechtlichen und wirthschaftlichen Existenz, und so der Aus⸗ beutung sozialistischer und kommunistischer Sböen entgegen zu wirken. Keine Geschichte aber eignet sich besser dazu als die der preußischen Könige, in denen sich die Geschichte des preußi⸗ schen Staats verkörpert. Eine gengue Kenntniß derselben muß und wird in den Herzen der Jugend das höchste Gefühl erwecken, das es auf Erden giebt: die Liebe zu Gott, König und Vaterland.
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
In Magde burg fand, wie die ‚Mgdb. Ztg. mittheilt, vor⸗ gestern eine öffentliche Buchbinder-Versammlung statt, zu welcher auch die Angehörigen der graphischen Berufe, als Buch⸗ drucker, Steindrucker, Schriftgießer, Lithographen, Graveure u. s. w., eingeladen waren. Es wurde Über den vorläufigen Abschluß der Lohnbewegung und die Thätigkeit der im Juli d. J. gewählten Lohnkommission berichtet, der es gelungen sei, in den meisten Weirkstuben eine zehnstündige Arbeitszeit und einen Mindestlohn von 15 S einzuführen. Die Be⸗ seitigung der Ueberarbeit und Sonntagsarbeit sei bisher noch nicht möglich gewesen, weil sich die meisten Gehülfen dieser Abschaffung
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schriften des Reich
entgegenstellen. Ein Hr. Die drich⸗ Stuttgart sprach über die Noth⸗ wendigkeit einer straffen Organisation. Da jetzt die Arbeitskräfte fabrikationsmäßig zusammengewürfelt würden, sodaß in den meisten Geschäften Buchbinder, Buchdrucker, Schriftgießer, Lithographen, Steindrucker, Tylographen, Graveure u. s. w. zugleich beschäftigt seien, dürfte es sich vielleicht empfehlen, eine rganisation des gesammten graphischen Gewerbes anzustreben. In Leipzig, Dresden, Berlin, Chemnitz seien zu diesem Zweck schon große erfolgreiche Versamm⸗ lungen abgehalten worden. Schließlich gelangte ein Antrag, aus den anwesenden Branchen des Buchgewerbes je zwei Vertreter in eine Kommission zu wählen, die eine gemeinfame Vereinigung anstreben soll, zur Aanahme.
Aus Liegnitz schreibt man der ‚Voss. Ztg.“ unter dem 29. . z der Cigarrenfabrik von
igarrenacbeiter und Wi
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Ke
schen Ar heg.
Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Stan desämtern in der Woche vom 9. November bis inel. 15. November er. zur Anmeldung gekommen: 353 Eheschließungen, 978 Lebendgeborene, 30 odtgeborene, 518 Sterbefälle.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Die Maßregeln zur Bekämpfung der Maul und Klauen ⸗ seuche im Großherzogthum Baden. Wie sich aus der im Kaiserlichen Gesundheitsamt bearbeiteten 9 i r oz e Statistik über die Viehseuchen im Deutschen Veick, ergiebt batg di Maul und Klauenseuche im Großberzogthum Baden in dem Je raum von 1886 bis ] . staaten auch nicht annähernd erreicht. Seuche sind, wie die 4 Durckführung der einsch
Bekämpfung dieser hervorhebt, einerseitt
dieses Gesetzes erl— zumessen. Derartige aßreg ⸗ ansteckender Krankheiten müßsen nau stoffes, d
.
heit fowte den jewenllgen BVerkehrsverhältnißen angepaßt sein. Da die Maul- und Klauensenche keine einheimische Krankheit, deren Ver chleppung aber eine ungemein leichte ist, so gelten in Baden hinsichtlich der Abhaltung der Gefahr der Einschleppung der Seuche aus dem
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Auslande die von Reichswegen angeordneten Vieheinfuhrverbote, thunlichsten Befeitigung einer solchen Gefahr aber, welche der mit Vieh aus den deutschen Bundesstgaten und im
sich schließt, ist angeordnet, daß die Führer und Schweinebheerden im Besitz irzt den seuchenfreien Zustan händler, di ing
3 Conrad, 2 2 Biefer Ausstand ist um so bemerk . . fozi a
[sz9* den Seuchensftand der arößeren Bundes- Die erzielten Erfolge in der ĩ Karlsr. Ztg.“ r gigen Vor⸗ engesetzes, anderer eits der auf Grund ébesonderen Landesverordnungen bei zregeln zur Bekämpfung irgend welcher irlich der Natur des Ansteckungs—⸗ der Entstehungsart und dem Verlauf der betreffenden Krank⸗
.