1891 / 232 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 02 Oct 1891 18:00:01 GMT) scan diff

eine allgemeine Gehastsaufbesserung der Beamten, einschließlich der Volksschullehrer, einzustellen, fei der Regierung nicht möglich gewesen; sollte der Landtag seinerseits die Geneigtheit zeigen, für die Beamten etwaß zu thun, werde die Regierung mit Freuden die Hand bieten. Ueber die Verwendung der Ueberschüsse bemerkte der Minister: Die Erübrigungen der XIX. Finanzperiode 1888 und 1889 n nach der Generalsinanzrechnung pro 1889 68 469 483 M 86 3. Hier auf seien bereits verwiesen: I) gemäß §. 16 des Finanzgesetzes vom 5. Mal 1890 für außerordentliche Bedürfnisse in den Ressorts der König lichen Staats- Ministerlen der Justiz und der Finanzen 2068 968 4; 2) gemäß 8. 17 dieses Finanzgesetzes für Erweiterung der Dienst⸗ raͤume der Königlichen Stadtrentämter München JI und IJ, dann für die Herstellung von Neubauten für das Forstamt, das Kreisarchiv, das Statistische Bureau, die Flurbereinigungskommission und das Landbauamt dahier 1655 000 Me; 3) gemäß §. 18 dieses Gesetzes für außerordentliche Ausgaben der Staatgeisenbahnverwaltüng 2789 756 Ses; 4) nach Spesialgesetz vom 4. Mai 1899 für den Neubau einesz Justijgebüudeß in München 4945 009 ; 8 nach Spezlalgesetz vom 5. Mai 1890 Nachtragskredit für die Verlegung der Militärbildungtanstalten auf, das Marefeld 1150 5600 , in Summa 11168 718 S, sodaß ein verfüg— barer Grübrigungerest von 57 360 755 . S6. besteht. Zur Uebernahme auf diefe Summe seien in dem Finanz = Gesetzentwurfe für die XXI. Finanzperiode beantragt: L gemäß §. 15 an Stelle zur Aufnahme bewilligter Staatzanlehen 42 646 300 3; II. gemäß 5 16 für außerordentliche Bedürfnisse in den Ressorts der Königlichen Staats-Ministerien des Königlichen Hausetz und des Aeußern, der Justiz, des Innern, des Innern für Kirchen und Schulangelegenhelten, Dann der Fingnjen 13558 267 „6; III. gemäß 5. J7 zur Bil—⸗ dung eines Fonds für vorschußweise Besteeitung von Grund“ erwerbungskosten zu Gisenbahnbauzwecken 790 060 ½, in Summa 57 344 b67 S Hiernach verbleibe zur Einstellung in den Etat der Uebertragungen der Betrag von 16158 ½ S6. 8 oder von 80h 4 für je ein ihr der Finanzperiode. Der Minister schloß mit der Versicherung, baß die Regierung das Budget nach den bitzherigen Grundsätzen ohne Üüberschwängliche Hoffnungen oder übertriebene Be= n. aufgestellt habe, und bat die Kammer, mit der bisherigen biettivität und Opferwilligkeit daz Budget zu prüfen; er zwelfle nicht, daß die Beschlüsse deß Landtage dann dem Lande zum Segen gereichen würden. Unter den der Kammer zugegangenen Vorlagen befinden sich: die Gesetzentwürfe, betreffend die Ergänzung des vlizei Slrafgefeßbuches, die Abänderung des eseßes über Heimath, Verehelichung und Auf⸗ enthalt, den Ausbau des zweiten Geleises der Slaatz⸗ eisenbahnen und den Umbau der Stationen Neumarkt und Marktschorgast.

Baden.

Karlsruhe, 30. September, Heute Vormiltag 11 Uhr trafen, wie die „Karlsr. Zig.“ meldet, Seine Hoheit der Erb⸗ prinz und Ihre Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Sachsen⸗Meiningen aus Darmstadt zum Besuch in Baden-Baden ein und wurden von Seiner König⸗ lichen Hoheit dem Erbgroßherzog am Bahnhof empfangen und zum. Großherzoglichen Schloß geleitet, wo Höchstdieselben bis zum Abend verweilten und dann nach Darmstadt. zurückkehrten. Seine König⸗ liche Hoheit der Großherzog reiste heute Mittag nach Meßkirch zum Besuch der dort stattfindenben lanbwirthschaftlichen Ausstellung. Höchstderselbe wird den 1. Oliober in Meßkirch verbleiben und am 2. Oktober ben Wasserversorgungsbezirk der Gemeinden des Heubergs bereisen. Danach besucht Seine Königliche Hoheit Abends die Fürst⸗ lich Hohenzollernschen Herrschaften in Sigmaringen und gebenkt am 3. Oktober nach Baben-Baden zurückzukehren.

Mecklenburg⸗ Schwerin.

Die Rekonvalegcenz Seiner Königlichen Hoheit bes Groß⸗ herzogs macht, wie den „Meckl. Nachr.“ aus Cannes vom J. d. M. gemelbet wird, erfreuliche Fortschritte, was haupt⸗ al dem unbeschränkten Genuß der frischen Luft und der esseren Nachtruhe zu danken ist. Am 30. v. M. wurde bei herrlichem Wetter bie erste Ausfahrt im u gemacht. Die nervßsen Beschwerden treten seltener und schwächer auf, der, Gebrauch der Hände nimmt an Kraft und Sicherheit stetig zu; am Schwersten . sich . die Lähmung der Füße, . sind auch hier Symptome der Rückbildung wahr⸗ nehmbar.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.

Weimar, 1. Oltober. Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat sich, wie die „Th. C.“ meldet, vorgestern von aer g hc, über München nach Egern am Tegern⸗ see begeben zu einem Besuch des Prinzen Otto Wittgenstein auf dessen dortiger Besitzung.

Das Großherzogliche Staats⸗Ministerium hat eine Bekanntmachung erlassen, wonach Seine Majestät der Kaiser und König durch ben Reichskanzler den Bewohnern des ar ret, Allerhöchstseinen Dank in gleicher Weise hat aussprechen lassen, wie das den Bewohnern des Herzog⸗ thums Gotha gegenüber Ii, ist. (Siehe Nr. 230 des „R.⸗ u. St.⸗-A.“ vom 30. September.)

Sachsen⸗Meiningen.

Meiningen, 30. September. Seine Hoheit der Herzog ist, wie die „Cob. Zig,“ mittheilt, gestern aus der Schweiz zurückgekehrt und hat sich nach Schloß Altenstein begeben.

Dentsche Kolonien.

Ueber die ir n der Expedition von elewski durch die Wahehe schreibt das „Deutsche o loniglblatt!*

Gleich den Massaig im Norben sind im Süden unseres deutsch ostafrikanischen Schwtzzebiets die Mafiti der Schrecken der übrigen Vinnenstämme. Die stammvperwandten Wahehe sind, wie die Maßstti überhaupt, nicht jorohl Feinde der deutschen Herrschaft, als eben Feinde jeder staatlichen Ordnung; Nomaden, Räuber uhnd Wegelagerer, die in regelmäßig wiederkehrenden jährlichen Raztias die schwächeren Stämme des Hinterlandes mit Krieg über— ziehen und diejenigen Einwohner, die sie nicht in der von ihnen be⸗ kannten unmenschlichen Weise ermorden, als Sklaven mit sich schleppen, Auch sind die Wahche, da die Männer sich niemals zur Feldarbeit herablassen, die Käufer der von den Übrigen Ma— fiti geraubten Sklaven. Trotz ibrer Arbeitsschen aber sind die Wahehe äußerst ahgehärtet und sowohl durch den rauhen Charakter ihres Landes, alg durch die fortwährenden Kriegs züge an das Ertragen von Hunger und Durst, sowie den Widerstand gegen Ermüdung gewöhnt. Wenn nöthig, igen sie nach Berichten von Reisenden im Trabe, ohne Nahrung zu ch zu nehmen, mehrere Tage lang eine große Strecke zurück, und erklärt sich hierdurch ihr plötzliches Auftauchen und Verschwinden. Die Wahehe sind bewaffnet mit einem Schild, fünf bis sechs etwa . m langen dünnen Wurfspeeren und einem 15 m langen dickeren Stoßspeer. Sle sollen zuerst die Wurfspeere verschleudern und dann ihrem Gegner mit dem Stoßspeer zu Leibe gehen. In der Hand— habung dieser Waffen sind die Leute außerordentlich gewandt.

Araber hatten bereits ihre

Der diesjährige Einfall der Wahehe begann im Februgr. Um diese Zeit kamen Her von der katbolischen Mission in Mkondoa und von dem von der deutschen Regierung in Mkondoa eingesetzten Wali Bana Sahor nach Bagamoyo, in welchen das Vordringen der Wahehe nach Usagara gemeldet wurde und denen zufolge weitere , . zu befürchten waren. Die Wahehe, etwa 1000 Mann, aften etwa 66 Wafagara erschlagen, ein Dorf in der Nähe von Mfkondoa heil wesse abgebrannt und etwa 109 Wasaggrg. und Sklaven der Araber mit sich in die Gefangenschaft ge schleppt. Die katbolischen Missionen waren bedrobt, die süd liche Straße nach Mpapua. war gesperrt und eg lag ferner die Gefahr vor, wie namentlich der damalige Stations⸗-Chef von Mpapua in seinen Berichten hervorbob, daß die Wahehe durch wiederholte Einfälle eine von unferen schönsten, fruchtbarsten und bevölkertsten Gegenden, Usagarg, auf Jahre hinautz verwüsten könnten. Da jedoch während diefer Zeit ber Reichskommissar von Wissmann mit faff allen disponiblen Truppen am Kilimandscharo war, so konnten nur 150 Mann, die eiligft zusammengejogen wurden, unter Chef Ram fay nach Usagara gefandt werden. Chef Ramsay, der in Eil= märfchen marschirte, fand die Bevölkerung in großer Aufregung; viele Frauen in den Schutz der Mien Farabani, etwa eine Stunde von Mkondoa, gebracht. Da kriegerische Unternebmungen sich mit den geringen Streit krãften der Schutztruppe in dem außerordentlich schwierlgen Terrain gegen die großen Wahehe⸗ massen von selbst verboten und in iedem Falle eine friedliche Lösung vorkheilhafter erscheinen mußte, bejog Chef Ramsa zunächst in Mkondog ein Lager und knüpfte durch die dort ans ssigen Araber und Belutschen, die viele Handelsbeziehungen nach Ubehe haben, Verhandlungen mit dem zunächst wohnenden Wahehe⸗Häuptling Farhenga an. Letzterer ist Häuptling in dem am Meisten nach Nordosten zu gelegenen, an Usagara grenzenden Hebiete andere . z. B. Mangatoa, sitzen in der Gegend von Mpapug— Hanz Übehe scheint edoch eine Art Monarchie zu sein, da alle diese Häuptlinge einem Ober-Häuptling KZwawgnjika oder Muinga gehorchen, dessen Hauptstabt sich am Rugha befindet, von einer großen Boma umgeben und so groß sein soll, daß Fußgänger mehrere Stunden gebrauchen, um einmal um die ganze Stadt herumzugehen. An den Sber-Häuptling hatte Chef. Ramsay schon vor seinem Ab⸗ marsch von Bagamoyo Briefe geschickt, weil es den Anschein hatte, als ob die Grenzhäuptlinge den Einfall auf eigene Faust gemgcht hätten. Nach mehrtägigen Unterbandlungen durch die Araber erklärte Farbenga sich bereit, zu Chef Ramsay ins Lager zu kommen, um selbst zu verhandeln. Er erschien mit großem Gefolge, brachte eine Karawane von 450 Mann mit, die mit Ramsay Behufs An knüpfung pon Handeltverbindungen zur Küste marschiren wollte, und sbergab ein Geschenk von 70 Stück Rindolseh und mehreren Stück Rleinvleh. Die Unterredungen dauerten zwei Tage. Schließlich ver⸗ sprach Farhenga, in . Frieden zu halten, die Gefangenen herauszugeben, den Missionaren den Eintritt nach Uhehe zu gestatten und deren Wirken kein Hinderniß in den Weg zu legen. Inzwischen war auch der an den Oberhäuptling Muinga von Ramsay abgesandte Bote zurückgekehrt und brachte die Nachricht, daß auch Mujnga die Forderung der Veutschen annehme. Die Wahehe stellten zedoch ihrerseits die Forderungen, daß ihnen gestattet sein solle, einerseits ungebin dert zum Handelsbetrieb zur Küste zu kommen, und andererseits Pulver und Gewehre zu kaufen. Die Gewährung der ersteren Forderung sagte Chef Ramsay zu, behielt sich jedoch bezüglich der letzteren die Ge nehmiqung detz Gouverneurs vor, der gerade zur Uebernahme der Ver waltung an der Küste erwartet wurde. Nachdem Chef Ramsay dem zwei Tagemärsche von Mkondoa entfernt wohnenden Farhenga mit j00 Mann feiner Truppe einen Besuch abgestattet und ausgezeichnete Aufnahme n , hatte, marschirte er der drohenden Regenzeit halber in Gilmärschen nach Bagamoyo zurück. Die erwähnte Wahehe⸗ karawane traf einige Tage später ein. Ihre Führer und die mit ihnen gekommenen Abgesandten des Ober⸗Häuptlingg wurden vom Gouperneur empfangen und es schlen Alles in bester Ordnung zu sein. Doch der Friede war nicht von langer Dauer. .

Als Anfang Juni d. J. beunruhigende Nachrichten über die Mafltti aus dem Hinterlande bon Kiloa und auch Flüchtlinge in Dar, g- Salaam eintrafen, sowie der seinerzeit erwähnte Menschenraub det Wahehe n Häuptling Taramakengwe gemeldet wurde, beschloß der Gommandeur der Schutztruppe von Zelewski nach erwirkter Zustim⸗ mung detz Gouverneurtz einen Zug zu unternehmen, um die dort ein gebrochenen Masiti zurückzuwerfen und die räuberischen und unbot—⸗ mäßigen Wahehe zu züchtigen. Die Ordre de bataille der Expebitiont. abthellung sollte nach einem Bericht des Commandeurs von Zelewski vom 8. Juni folgende sein:

J. Stab. CGommandeur v,. Zelewski. Unterbüchsenmacher Hengelhaurpt. II. Infant eri 5. Gomp.: Compagnie sührer End. Unteroffijier Bloß. 6 Comp.: Lieutenant v. Terten= born. Unterofftfier Zim m enm ann, J. Comp.; Lieutenant v. Pär ch. Unteroffizier Schmidt. 8. Comp: Lieutenant Prince, Unteroffizier Köhler, —=— III. Artillerie: Führer Lieutenant v, Hey debreck. Zwei 4,7 Centimeter⸗⸗Schnellfeuergeschütze, Unteroffiziere Henschke und Wutzer. Zwei Maxim⸗Gung Untexoffiiere Herrich und Thiedemann. IV. Santtäts⸗-Detachements. Arzt Dr. Buschow. Lajarethgehülfe Riehl. V. Train. Feldwebel Kay. M An Stelle, det Campagnieführers End ist, wie sich aus einer späteren Vertheilungsliste ergiebt, Lieutenant von Zitzewitz getreten. Auch schelnen die Unterosfiliere Bloß und Henschke, sowie der Lajarethgehülfe Riehl an der Expedition nicht theilgenommen zu haben, bejw. durch Andere abgelöst zu sein.

Hr. von Zeleweki beabsichtigte, sich zuerst von iloa aus in west licher Richtung auf die Schugulifälle des Rufidii zu bewegen, um dann nach Norden nach Mlondoa am Mukondokwa südöstlich Usagara abzubiegen und sich von bier aus nach Mpapua zu wenden. Am 22. Juni brach er von Kiloa auf, und traf in Mtembei und Pinda, drei Stunden nordwe stlich, zahlreiche Mafitilager, welche etwa 2000 bis 3000 Mann Unterkunft gewährt haben mochten und ihrer Be—⸗ schaffenheit nach zu schließen seit etwa 14 Tagen verlassen waren. Die Umgebung der genannten Orte war verwüstet, die gesammte Einwohnerschaft hatte ihre Wohnplätze verlassen, sodaß üher das Verbleiben der Mafiti keine Nachricht zu erlangen war. Zu diesem Zweck und jum Einkauf von Lebensmitteln begab sich Hr. von , nach der Landschaft Matumbi im nördlichen Theil der Mandanduberge, acht Stunden von Mtembei entfernt. Der dortige Häuptling Abdallah bin Kitam bi batte die Mafiti erfolgreich zurückgeschlagen, und war nach seiner und seiner Leute Aussage der diesjährige Magfitieinfall altz beendet anzusehen. Die Räuber hatten 16 in der Richtung über Mlwenha (38 Grad O. L) und die Lukumbiherge () Grad S. B.) nach ihren Wohnsitzen bei Mharuli (10,9 Grad S. Br., 30,10 Grad O. L) zurückgezogen. Da die Ginwohnerschaft von der Straße nach den Schugul fällen sich seit längerer Zeit nach Matumbi geflüchtet hatte und daher keine Aussicht war, in jener an sich armen Gegend Lebensmittel zu finden, sah sich Or. von Zeleweki zu einer Aenderung seines ursprünglichen Planes veranlaßt. Am 30. Junt marschirte er von Matumbi nach Forogero am Rufidji, schickte von dort die 8. Compagnie unter Lieutenant Prince nach Dar es⸗Salaam zurück. Im Lande der Wahehe erfolgte am 17. August dann jener verhängnsßvolle Ueberfall, von dem die erste., Kunde ein am 11. v. M., Uhr 50 Minuten Nachmittags, in Dar⸗es- Salaam vom Gou— verneur von Soden aufgegebenes Telegramm brachte, Dasfelbe lautete (unter Richtigstellung der theilwelse verstümmelten Namen): „Lieutenant von Tettenborn meldet aus Kondoa: Expedition Jelewéti 17. August Morgens in Uhehe, südlich vom Ruhaha⸗Fluß, von Wahehe überfallen und gänzlich bersprengt. Vermißt werden: Offi⸗ ziere von Zelewski, von Pirch, Dr. Buschow; Unteroffiztere Herrich, von Tiedewitz, Schmidt, Hengelhaupt, Hemprich; 230 Soldaten ver— mißt. Für Weiße wenig Hoffnung. Tettenborn, Heydcbreck, Unter⸗ if h. . 3 . , Soden.

ö. achdem der Gouverneur zu weiteren telegraphischen Beri

über den Ausgang der Cxpediton aufgefordert . ist, beute noch folgende zwei Drahlberichte eingegangen Der erte, auf gegeben in Dar eg. Salaam am 15. v. M. 5, itz Uhr Nachmittags,

lautete: ‚An der Küste Alles ruhig. Nachrichten vom Innern fehlen bislang. Tettenborn mit Rest der Expedition erwartet.. Die letzte Nachricht raf am 30. v. M. hier ein und lautete: Expedition zurück. Alles ruhig. Tod von Schmidt und Tiedemann durch Augenzeugen festgestellt. Tod der Uebrigen zweifellos.“

Von Dr. Peters sind in Darzes-Salaam am 22. August

Berichte aus Moschi eingetroffen, denen zufolge im Kili⸗ mandfchgro⸗ und Pare⸗Gebiet vollständige Ruhg herrscht. Da Pr. Peters zur Zeit eine militärische Bedeckung von vierzig Soldaten für ausreichend hält, sind der Rest der Eompagnie, sowie die beiden Iffiziere nach der Küste zu anderweiliger Verwendung zurück erufen worden; nur ein weißer Unteroffizier und ein Lazarethgehülfe ist Hrn. Dr. Peters zur Verfügung verblieben. Die bereits früher in Moschi befindliche Besatzung von fünfundzwanzig Mann wird nach wie vor daselbst verbleiben und Dr. Peters unter Umständen durch den Unteroffizier unterstützt werden. Ferneren Nachrichten zufolge, welche aus Maranga, an der udo nseite des Kilimandscharo vom 8. August datirt sind, war Dr. Peters an dem genannten Orte mit dem Bau eines Hauses beschäftigt, wobei er von den Eingeborenen der Um⸗ gegend unterstützt wurde. Er rühmt das Land als gesund und fruchtbar. ; . Wie das „Deutsche Kolonialblatt“ mittheilt, liegen über Emin Pascha bestinimte Nachrichten nicht vor. Lieutenant Langheld berichtet über ihn aus Bukoba unter dem J. Juli Folgendes: „Da meine Boten an, Emin Pascha stets behaupteten, daß es ihnen nur möglich sei, bis Kafuro in Karague zu kommen, trat ich mit einer Abgesandtschaft aus Nkole in Verbindung und erfuhr von ihnen, daß Emin Pascha östlich des Albert Edwarb-Sees in einem Orte Utumbi sich aufhalten solle. Am H. sandte ich vier von meinen Leuten mit, der Post in Begleitung der Nkole⸗Leute dorthin ab. Diese sind bis jetzt noch nicht zurückgekehrt, und sind keine weiteren Nachrichten über Emin Pascha eingetroffen.“

Oesterreich⸗Ungarn.

Wien, 2. Oktober. Die gestrige Fahrt des Kaisers von Prag nach Reichenberg glich, wie „W. T. B.“ berichtet, einem förmlichen Triumphzuge. Ueberall auf den Stationen waren Tausende angesammelt, die dem Kaiser enthusiastische Huldigungen darbrachten. Der Kaiser ließ langsam fahren und dankte fortwährend der Menge. Der Hofzug hielt an vier Stationen, wo auf den prachtvoll geschmückten Bahnhöfen der Adel, die Ortsbehörden, die Geistlichkeit aller Konfesstonen und viele Industrielle den Kaiser erwarteten, der sämmtliche Ansprachen gnädig entgegennahm. Bei der Ankunft in Reichenberg erwiderte der Kaiser auf eine Ansprache des Bürgermeisters Schückler Folgendes:

Mit Freuden nehme Ich dle Versicherung treuer Ergebenheit ent gegen, die Sie Mir Namens Reichenbergs dargebracht haben. Ich nehme den regsten Antheil an dem Aufblühen Ihrer Stadt, welche Dank dem Gewerbfleiße der Bewohner und der hohen Entwicklung einer kräftigen Industrie zu den hervorragendsten Städten Meine eliebten Königreichs Böhmen zählt. Ich entbiete der Bevölkerung Reichenbergs und des Bezirkes Meinen Kaiserlichen Dank für den herzlichen Empfang, der Mir bereitet wurde

Der Ginzug in die Stadt verlief äußerst glänzend, von besonders ergreifender Wirkung war die Huldigung sämmt⸗ licher Gesangvereine durch Absingen der Polkshymne. Der Kaiser, welcher während des Vortrags auf den Balkon des neuen Rathhauses heraustrat, war tief gerührt, Vor⸗ mittags besichtigte der Kaiser sodann die Erzdekangttirche, wo er Boni Bischof Schöbel an der Spitze der Geist— lichkeit empfangen wurde, sodann die neue Sparkasse, die Webeschule, den Kaiser⸗Joseph Park, die Staats⸗ Gewerbeschule und das Nordböhmische Gewerbe⸗Museum, wobei die üblichen Vorstellungen der Porstände erfolgten. Bei der Besichtigung der Webeschule richtete der Präsident der Handelskammer Ginzkey an den Kaiser eine Ansprache, in welcher er den innigen Dank für die durch den Besuch des Reichen⸗ berger Industriebezirks neuerlich bewiesene wohlwollende landes⸗ väterliche Fürsorge des Kaisers für den heimischen Gewerbe⸗ fleiß und Handel ausdrückte und mit der Versicherung un⸗ wandelbarer Treue Seitens des Handels⸗ und Industrie⸗

ewerbes im Norden der Monarchie schloß. Der Kaiser prach in seiner Erwiderung seine lebhafte Freude über die bedeutende Entwickelung der Reichenberger Industrie und den Wunsch für das fernere Gedeihen des wirthschaftlichen Lebens in diesem Theile seines geliebten Königreichs Böhmen aus. Zugleich gab der Kaiser der Erwartung Ausdruck, daß auch i d, den Judustriellen und Gewerbetreibenden durch allseitiges. einträchtiges Zusammenwirken mit den nteressen der Allgemeinheit jene kräflige Entwickelung und Förderung erfahren möchten, welche dem Kaiser besonders am derzen liege. Das Dejeuner wurde im Schlosse des Grafen Clam⸗Gallas eingenommen. Alsdann setzte der Kaiser die Rundfahrt durch die Stadt fort und besichtigte auf das Eingehendste die Elablissements von Johann von Liebig, Franz von Liebieg und von Ginzkey. Ueberall wurden dem Kaiser durch Hunderte von Arbeitern und Arbeiterinnen begeisterte Ovationen bereitet. In der Ginzkey'schen Fabrik gab der Kaiser gleichfalls seiner Freude über die hohe Entwicklung der Reichenberger Industrie Ausdruck, sowie dem Bedauern, daß dieselhe auf der Landeauestellung nicht vertreten sei, sie würde sehr zur Verschönerung derselben bei⸗ getragen haben. Der Kaiser bedauerte auch, die Ausstellung wegen Mangels an Zeit nicht nochmals befuchen zu können. Vor der Abreise, welche um 6 Uhr erfolgte, sprach der Kaiser der Gemeindevertretung gegenüber seinen wärmsten Dank für die patriotische Gesinnung, der er hier begegnet sei, sowie für den schönen Empfang aus. Die Rückfahrt nach Prag, wo der Kaiser um A/ Uhr eintraf, gestaltete sich zu einem wahren Triumphzuge, Freuden⸗ feuer flammten auf den Höhen, alle Stationsorte, die Fabriken und Schlösser waren glänzend illuminirt, auf den Stationen selbst hatten sich Hunderte von Lampionträgern aufgestellt, welche brausende Hoch- und Slavaruse auf den Kaiser aus— brachten. Der Kaiser ließ wiederholt halten, verließ den Waggon und sprach persönlich feinen Dank aus. der Nacht vom 30. September zum 1. Oktober wurden um Mitternacht auf der Strecke, welche der Kaiserliche Hofzug gestern zu passiren hatte, bei der Bahnübersetzung in Rosenth al bei Reichenberg an den beider seitigen Wader⸗ lggern durch Sprengschüsse Oeffnungen von einem Meter Breite und einem halben Meter Tiefe ausgesprengt.

Seitens der Bahnorgane wurde dies sofort bemerkt und die Beschädigung sofort ausgebessert. Der, Neuen Freien Presse“