1893 / 22 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 25 Jan 1893 18:00:01 GMT) scan diff

dieser Betrag ist mit 3534 000 „6 in den Ausgaben der Ge⸗ fängnißverwaltung aufgeführt. Diese Ausgabetitel werden jetzt mit dem Einnahmetitel erörtert. ;

Der Berichterstatter Abg. Bz diker (Centr.) weist darauf hin,

daß früher eg, 50g 09 6 jur Verstäͤrkung des Unterstüzungs fonds für hilfsbedürftige Justizbeamte verwendet worden seien, iese Ver⸗ wendung soll nicht mehr erfolgen, sondern von diesem Ertrage soll für die Zwecke der Justizberwaltung ein Betrag von 309 000 0 zu Unter- stützungen verwendet, ein Betrag von 200 609 6 aber an die Staats kasse abgeführt werden. Begründet wird diese Neuordnung mit der Angabe, daß die Einnahme aus dem Arbeitsverdienst der Gefangenen eine sehr schwankende ist. In der Commission wurde angeregt, ob es nicht besser sei, die Gelder nicht in die Staatskasse zu vereinnahmen, sondern zu verwenden zur Unterstützung der Angehörigen der Gefan⸗ genen oder zur Unterstützung solcher ereine, welche sich mit der Für⸗ sorge für entlassene Gefangene beschäftigen. Die Commission ist aber zu einem Antrage nicht gekommen.

Justiz⸗Minister Hr. von Schelling: Die von der Budget⸗ commission gegebeng Anregung enthält einen neuen Gedanken, zu dem ich heute nich Stellung nehmen kann. Ich werde aber der Anregung näher treten und sie in Erwägung ziehen in Verbindung mit dem Finanz⸗Ministerium.

Die zur Debatte stehenden Titel werden darauf genehmigt

und geht das Haus bei Schluß des Blattes zur Berathung des Titels „Gehalt des Ministers“ über.

Von den Abgg. Dr. Baum bach und Dr. von Bar ldfr.) ist im Reichstag folgender Antrag eingebracht: Der Reichstag wolle beschließen: die verbündeten Regierungen zu ersuchen. die von ihnen auf Grund des 5 29 der Gewerbeordnung erlassenen Vorschriften über den Nachweis der Befähigung als Arzt einer Revision in dem Sinne zu unterziehen, daz auf Grund dieses Nachweises auch Frauen die Approbation als Arzt ertheilt werden muß.

Die T. Commission des Reichstags zur Vorberathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Abzahlungsgeschäfte, besteht aus folgenden Abgeordneten: Ackermann, Vorsttzender; Br. von Bar, Stellvertreter des Vorsitzenden; Auer, Braun, Büsing, Dr. Casselmann, von Hellmann, Schriftführer; Hitze, Kauffmann, Metzner (Neustadt), Moͤller, Freiherr von Pfetten-Arnbach, Reichs graf Von Pückler, r. Rzepnikowski, Br. Schaedler. Schlick, Dr. Schneider (Nordhausen), Schriftführer; Spahn, Stephanus, Tutzauer, Wöllmer.

Die Steuerreformeemmission des Hauses der Ab— geordneten setzte gestern Abend die Berathung des Com mu nal⸗ abgabenges . ort und erledigte die S5 20 23 der Vorlage. Sz 20, der den Gemeinden die Einführung befonderer Steuern vom Grundbesitz gestattet, erhielt eine lediglich redactionelle Abänderung. Nach 5 21 soll, solange besondere Steuern vom Grundbesitz nicht ein⸗ geführt sind, die Besteuerung in Procenten der vom Staat ver⸗ anlagten Grund⸗ und Gebäudesteuer erfolgen. Dieser Paragraph blieb unverändert, sz 22 besagt in Ab. I: „Die Steuern vom Grundbesitz sind nach gleichen Normen und Sätzen zu vertheilen. Dieser Abfaßz wurde angenommen, Abs. 2: „Die Heranziehung der Waldungen kann jedoch bis auf den vierten Theil des für die übrigen Liegen, schaften festgestellten Steuersatzes ermäßigt werden und soll in der Regel nicht mehr als die Hälfte desselben erfolgen? wurde gestrichen.

Abf. 3 erhielt nach dem Vorschlage des Abg. Sch labitz ffreiconf. folgende Fassung: Liegenschaften, welche an einer Baufluͤchtlinie be⸗ legen sind (Bauplätze), koͤnnen nach Maßgabe ihres höhern Werths zu einer höhern Steuer als die übrigen Liegenschaften herangezogen

. Diese Besteuerung muß durch Steuerordnung geregelt werden.“ Nr. 3 des „Centralblatts der Bauverwaltung“,

herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Kr— beiten, vom 21. Januar, hat folgenden Inhalt: Die Baupoltzei= ordnung für die Vororte von Berlin. (Schluß.) Bedürfnißstände mit Oelverschluß in Wien. Das Ludwig Wilhelm⸗Krankenheim in Karlsruhe. Die Erweiterung der Mainkanalisirungs-Anlagen. Vermischtes: Louis Boissonnet. Stiftung. Preisertheilung für Pläne zu einem Kreishaus in Eckernförde. Preisausschreiben des Vereins deutscher Ingenieure. Preisbewerbung für die Newa-Brücke in St. Petersburg. Verband deutscher Architekten⸗ und Ingenieur⸗ Vereine. Gedächtnißfeier für W. von Siemens. Rieselanlage für Königsberg i. Pr. Der Weltausstellungsthurm in Chicago. Bücherschau.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Verein zur Beförderung des Gewerbefleißes.

Wie üblich, feierte gestern, am 24 Januar, dem Geburtstage Friedrich's des y, der . Verein zur Beförderung des Gewerbefleißes im Englischen Hause sein Stiftungsfest diesmal das 72. durch ein Festmghl, an welchem der Minister für Handel und Gewerbe Freiherr Lon Berlepsch, der Ober⸗Berghauptmann und Ministerial⸗Direrctor Freund, sowie der Geheime Sber⸗Regierungs Rath Blenck theil= nahmen. In der Mitte der interen Hauptwand stand, von. Baumgruppen umgeben, die Büste Friedrich's des Großen zwischen den Büsten Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiferin. Etwa 169 Personen hatten sich zum Festmahl eingefunden. In der üblichen Weise erstattete nach dem ersten Gang der Geheime Re— gierungs. Rath, Professor Pr. Slaby den Bericht über das abgelaufene Vereinsjahr, den er mit einer Würdigung der Bedeutung des ver⸗— storbenen Ehrenmitgliedes Geheimen Regierungs-⸗Raths Werner von Siemens einleitete. Von geschäftlichen Mittheilungen sei daraus hervorgehoben, daß der Verein gegenwärtig 1255 Mitglieder (darunter 504 hlesige) zählt, ein Vermögen von 59 500 6, sowie mehrere Stiftungen besitzt, worunter die Seydlitz'sche Stiftung ven 458 165 e, aus der gegenwärtig 21 Schüler der Technischen Hoch— schule Stipendien von je ho0 „6 genießen, und die Weber sche Stiftung von 33 500 e für Schüler von Ferthildun sschulen. Die Einnahmen des verflossenen Jahres erhielten dadurch eine Kürzung, daß sich der Minister für Handel und Gewerbe mit Rück= sicht auf die Finanzlage genöthigt sah, den bisherigen Staatszuschuß von 10 900 t auf 3900 6 herabzusetzen. Zum. Schluß forderte der Redner die Versammlung auf, dem Andenken Friedrich's des Großen, der mit kleinen Mitteln Großes erreicht hat., dessen Saat zu herr⸗ lichen Garben n , und in dessen Geist der Verein

zu wirken sich zur Aufgabe gemacht hat, ein stilles Glas zu leeren. Der Vorsttzende des Vereins Staats ⸗-Minister Delbrück nahm hierauf das Wort, um darauf hinzu⸗

weisen, wie er vor einem Jahre bei einem Rückblick das Jahr 1891 als ein für den Gewerbefleiß ungünstiges habe bezeichnen müssen. Das jetzt verflossene Jahr sei kaum erfreulicher gewesen. Ganz Europa leide ebenso wie Deutschland unter den Wirkungen, die von politischen und wirthschaftlichen Ereignissen auf dem anderen Continent hervor - rufen seien, und wodurch für den deutschen Gewerbefleiß der Absatz verschlossen, oder wenigstens beschränkt worden sei. Die mühevolle Thätigkeit, das Verlorene auf anderen Gebieten wieder zu gewinnen, sei bisher nur halb mit Erfolg gekrönt worden; das hauptsächlich erfreuliche Ergebniß des Vorjahres sei allein die gute Ernte gewesen. Aber mit 8 dürfe man in das neue Jahr gehen, wa die bevorstehende Ausftellung in Chicago auch für den deutschen Gewerbefleiß neue Gelegenheit bieten werde, sich wirksam zu entfalten. Die Energie, mit welcher der deutsche Gewerbe⸗ fleiß für die Ausstellung thätig ist, sei ein beredter Beweis

auch schwere, Zeiten seine Kräfte nicht ge⸗ Erfreulich sei es, daß dies am Vorabend einer Aenderung der K in Amerika geschehe. Unser Kaifer habe das größte nteresse an der Ausstellung in Chicago und hoffe, daß Deutschland in dem friedlichen Wettstreit der Völker dort den . einnehmen werde, der ihm gebühre. Unsere Doff⸗ nung, daß - dies in diesem Jahre, der, einzige Wettstreit bleißen werde, gründe sich anf die friedliche Politik des Kaisers, auf Allerhöchstwelchen der Redner ein Hoch ausbrachte, in das die Versammlung dreimal begeistert einstimmte.— Herr Dr. Krämer wies in seinem Trinkspruch auf den Minister für Handel und Gewerhe darauf hin, daß dieser vor vier Jahren, als er jum ersten Mal bei dem Fest, erschienen, gesagt habe: Fürchten Sie nicht, daß wir in unseren socialpolitischen Bestrebungen für die Arbeiter soweit gehen, daß die Industrie ge⸗ fahrdet werde, daß wir den Ast absägen, auf dem wir sitzen. Er führte aus, daß die Industrie nicht kleinmüthig fein solle: nach der Fpidemie der Beunruhigung werde auch mal wieder eine Zeit der Beruhigung kommen und man werde ö. Zeiten entgegengehen. Die hervorgetrekenen . zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, die abfälligen Urtheile über den schnöden Unternehmergewinn‘, über Schlotjunker ', Kohlenbaroner, kurz die beunruhigenden Strömungen werde der Minister, der ein offenes Wort nicht nur nicht scheue, fon, dern auch hervorrufe, sicherlich zu hemmen wissen. Man

dafür ö. schwächt haben.

des Gewerbefleißes fördern werde, und der Verein für Gewerbefleiß habe keinen sehnlicheren Wunsch, als daß der Minister auch fernerhin wie bisher dieses Interesse bethätige und noch lange in seinem Amte bleibe, Nachdem die Versammlung in das Hoch auf den Staats- Minister Freiherrn von Berlepsch eingestimmt, nahm dieser sofort das Wort, um, anknüpfend an sein vor vier Jahren ausgesprochenes Wort, zu bestätigen, daß er auch jetzt ö an dem Satze: Wir dürfen den Ast nicht absaͤgen, auf dein wir sitzen“ festhalte. Hiervon

sei er auch niemals abgewichen, und wenn auch manche Kreise mit ihm in Bezug auf seine Stellung zur socialen Frage nicht übereinstimmten, so bleibe er doch bei dem alten Programm. Die harten Urtheile über den

eschnöden Unternehmergewinn“, die „Schlotjunker und Kohlen—⸗ barone“ seien wi derwärkige Ausdrücke der Zeit, und wenn es auch hier und da Persönlichkeiten gebe, auf die sie paßten, so dürfe man doch daraus nicht auf den ganzen Stand schließen, ebensowenig wie man die conservative Partei mit den „Pfaffen und Junkern“ identifieiren dürfe. Es sei eine Krankheit unserer Zeit, die Fehler Einzelner zu verallgemeinern. Aufgabe der Verwaltung sei es, darüber zu wachen, daß die Industrie nicht zu Schaden komme. Aber die Industrie sei durch manche galamitäten schwer bedroht gewesen, die die Verwaltung nicht hätte beseitigen können; so sei sie besonders durch die Vorgänge auf der westlichen Heinisphäre geschädigt worden. Auch die Schutzzollpolitik habe bielleicht infofern nachtheilig gewirkt, als durch sie eine Art Ueberproductien hervorgerufen wurde. Trotzdem sei jene Politik nicht zu verurtheilen, im Gegentheil, im Jahre 1879 habe dazu übergegangen werden müssen. Aber die In= dustrie sei jetzt stark geworden, und es sei die nothwendige Folge jener Schutzzollpolitik gewesen, daß jetzt zu den Handelsdertrãgen übergegangen wurde, ohne die die Calamitäten sich ver rößert haben würden. Die Thätigkeit, welche das Reich bei dem Abschluß der Handelsperträge entwickelt habe, werde sicherlich zu m Segen ge reichen. Kleine Früchte seien uns schon ift in den Schoß gefallen dadurch, daß die Schweiz in den Verhandlungen mit Frankreich an seinem Princip festgehalten habe. Auch andere Anzeichen, daß sich die Ver⸗ hältnisse bejsern würden, seien vorhanden; in Amerika werde sich vorgus⸗ sichtlich bald ein Umschwung vollzieben. Gleichwohl seien die Ver⸗

hältnisse noch schlimm, und man könne nicht hoffen, daß in wenigen Monaten alles anders sein werde. Aber man werde aus den jetzigen Verhältnissen siegreich hervorgehen, wenn unsere Industrie sich der Herstellung verfeinerter Waaren hingebe. Das werde möglich sein, wenn Wissenschaft und Technik, wie fie dieser Verein pflege, sich verbinden. Er wünsche, daß auch der Beamtenstand Preußens nicht nur in der Gesetzgebung und Verwaltung etwas leiste, sondern 6. er mehr und mehr erkenne, wie wichtig die Verbindung von Wissenschaft und Technik sei. So weit es in seinen Krãften

stehe, werde er bemüht sein. dahin zu wirken, daß die Beamten dem Beispiele des Staats-Ministers Delbrück folgen und von der lebendigen Berührung zwischen¶ Wissenschaft und Technik erfüllt werden. Dem Vereine aber, der

die Verbindung von Wissenschaft und 33 schon seit lange pflege, wünsche er ein fröhliches Gedeihen! Die Rede des Ministers, die in einem Hoch auf den Verein gipfelte, fand lebhaften Beifall. Alsdann feierte der Geheime Commerzien Rath Oechelhäuser den Vor⸗ sitzenden des Vereins Staatz⸗-Minister Delbrüch, von dessen politischer Thätigkeit er ein mit reichen historischen Daten ver⸗ sehenes Bild entwarf. Staats⸗Minister De lb rück dankte dem Redner und lenkte die Aufmerksamkeit der Versammlung auf die Thatsache, daß an, diesem Tage der anwesende Commerzien⸗Rath Weigert sein fünfzigiähriges Jubiläum als Mitglied feiere; er übergab ihm ein Diplom über seine Ernennung als Ehrenmitglied sowie eine hierauf bezügliche Medaille. Dem Dank für die seinem Vater erwiefene Ehre gab der Sohn des Gefeierten Ausdruck. Der Erklärung der Tisch⸗ karte durch einen humoristischen Vortrag des Directors der Mannes= mann'schen Fabrik Herrn Krause folgte eine Sammlung für die Armen, welche den Ertrag von 60l,50 (s lieferte.

ö =. Unfallversicherung. .

In Gemäßheit des 3 I. des Unfallversicherungsgesetzes vom 6. Juli 1884 haben die Mitglieder der gewerblichen Berufsgenossen⸗ schaften den Vorständen ihrer Genossenschaften binnen sechs Wochen nach Ablauf des Rechnungsjahres zum Zweck der Umlageberechnung eine Nachweisung über die im verflossenen Jahre beschäftigten ver⸗ . tigen Personen und die von denselben verdienten Löhne und Gehälter einzureichen. Für Mitglieder, welche mit der Einsendung einer solchen Nachweisung im Rückstande bleiben, erfolgt die Fest= stellung der Löhne durch die zuständigen Organe ihrer 5 Außerdem können derartige säumige Mitglieder gemäß 101 a. a. D. mit einer Ordnungsstrafe bis zu so0 6 belegt werden.

Der Termin für die Einlieferung der Lohnnachweisungen pro 1892 läuft mit dem 11. Februgr d. J. ab. Abgefehen davon, 6 die rechtzeitige Einreichung der Lohnlisten nach den oben angeführten Bestimmungen im eigenen Interesse eines jeden Genossenschafts⸗ mitglieds liegt, erwachsen auch aus der Versäumniß der Einsendung unnöthige ö welche von der Allgemeinheit getragen werden müssen und daher zum theil den säumigen Mitgliedern ebenfalls zur Last fallen. Es sei deshalb hier an die Einreichung der Lohnnachweifungen erinnert und auf die Folgen einer etwaigen Versäumniß ö

Roheisenproduction in Deutschland.

Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen⸗ und Stahlindustrieller belief sich die Roheisenproduction des Deutschen Reichs (einschließlich Luxemburgs) im Monat Dezem— ber 13923 auf 391 353 t; darunter Puddelroheissen und Spiegeleifen 148745. t, Bessemerroheisen B 220 t, Thomasroheifen 161 233 t, Gießereiroheisen 58 007 t. Die Production im Dezember 1891 betrug 387 918 t, im November 1852 396 936 t. Vom 1. Januar bis 31. Dezember 1897 wurden producirt 4795 553 * gegen 4452019 t im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

; Das Wirt hschaftsiahr 1832 . Die Handelskammer zu Barmen nahm in ihrer Sitzung vom 20. d. M. den Bericht über die wirthschaftliche Lage ihres Wirkungs⸗ bezirks im Jahre 18952 entgegen. Einer Mittheilung der ‚Frkf. J. über diesen Bericht entnehmen wir Folgendes: Was die Lage don Industrie und Handel im Jahre 1892 anbelangt, so war der all— emeine Verlauf des Geschäftz in dem für den Bezirk wichtigsten

Industriezweige, der Textilindustrie: Bänder⸗= Litzen= und Besatzartikel im großen und ganzen, dem Vorjahre ent⸗ sprechend, ein wenig günstiger. Die nachtheiligen Einflůsse,

dürfe zu dem Minister volles Vertrauen haben, daß er die Interessen

welchen das Wirthschafts jahr 1891 ausgesetzt war, hatten sich auch auf , e. 13892 übertragen und , sich nicht nur anhaltend fortschreitend, sondern sie wurden noch durch neu hinzu— getretene widrige Ereigniße wie die Erhöhungen der ranzö ischen, . und pPortugiesischen Eingangszölle und die Cholera! eimsuchung nicht unwesentlich verschärft, Sowohl in der Band

wirkerei als auch in der Riemendreherei fehlte es besonders in der ersten Hälfte des Jahres an durchgreifender Beschäftigung. und nur vereinzelte Artikel sahen sich von der Mode bevorzugt;

dabei bewegten sich die Preise von und Mohagirgarn bis zum Herbst in stetig weichender Rich⸗ tung. Die Folge dabon war steckender Abfatz zu unlohnenden Preisen und, rückwirkend auf die Arbeiter, Verkürzung der Arbeits- zeit und öftere Entlassungen. Erfreulicherwesse krat mit Sktober ein bemerkbarerer Umschwung ein. Unterstützt durch einen rapiden, bedeu⸗ tenden Preisaufgang der Garne, erholte und belebte fich das Geschãft, es kamen sowohl vom Inlande wie aus dem Auslande größere Be⸗ stellungen, die Mode grfff in vermehrtem Umfange ein und wandte sich, besonders den Damenbefatzartikeln zu, sodaß gegenwärtig ziemlich olle Beschãfti ung vorherrscht und auch die Ausfichten für das laufende Jahr als günstig bezeichnet werden. Üngünstig liegen auch noch gegen⸗ wärtig Herrenbesatzartikel.

baumwollenem, wollenem

; Natural -Verpflegungsstationen.

Die Verpflegungẽstationen des Regierungsbezirk Lüneburg sind infolge. der jetzt ruhenden Bauarbeiten namentlich in der jüngsten Zeit erheblicher in Anspruch genommen gewesen. Nur im Kreise Lüchow hat der n. infolge des Eingehens der Stationen im Nachbarkreise Salzwedel abgenommen. Der segensreiche Einfluß dieser ö wird fast durchweg empfunden, indem fie in Ver= bindung mit Po izeiverordnungen gegen das Almosengeben vor ciner Landplage bewahrt, zu welcher die Bettelei sonst zweifellos auzarten würde. Doch wird immer von neuem über das Besorgniß erregende An= wachsen der Kosten geklagt. Hierdurch werden biejenigen Kreise, welche Stationen unterhalten, gegenüber denjenigen, welche sich ab⸗ lehnend verhalten, um so empfindlicher getroffen, als die mittellosen Wanderer, um der Polizei nicht in die Hände zu fallen, wenn sie betteln müssen, zumeist nur die mit Stationen befetzten Gegenden

aufsuchen.

*

Hamburgs Kaffeehandel.

Trotz aller Calamitäͤten, von welchen der Kaffeehandel in den letzten Jahren betroffen wurde, hat er in den letzten Jahren eine ständige Steigerung erfahren und im verflossenen Fahre eine. bisher nicht dagewesene Höhe erreicht, wie folgende Uebersicht über die

Zufuhr im letzten Jahrzehnt ausweist. Es betrug

. die Zufuhr die Zu⸗ * oder im Jahre ö ; Abnahme () Mill. Pfund Mill. Pfund

, 198 ,, 176 22 , 192 . 8, 201 9 83, 175 25 ;;, 197 21 ,, 204 ' ,, 212 3 ,, 250 358 ,, 263 —— 13

Daß die Lage des Kaffeemarktes keine sehr gänstige war, geht schon daraus hervor, daß der Lagerbestand mit 23,54 Mill. Pfund im Jahre 1392 erbeblich höher war als sonst. ü. Die Preise stellten sich in den letzten Jahren wie folgt: Es galten für Real ord. Santos für Real ord. Rio

2 Kaffee ; Kaffee im Jahre Ende Ende Ende Ende Januar Dezember Januar Dezember 636 96989 384 77 81 , 82 82 81 82 ö, 33 72 83 63 8, 73 80 71 77

Der Werth der S eezEinfuhr an Kaffee betrug in den letzt⸗ genannten vier Jahren 153 bezw. 170, 196 und 210 Millionen Mark.

nn,, in Schweden.

Nach dem Bericht über die J der Postsparkassen in, Schweden wurden im Jahre 18525 7712789 Kronen (gegen 59542 Kronen im Jahre 1891) eingelegt und 5035357 Kronen (4731 650 Kronen) abgehoben, sodaß 2 638 923 Kronen (2757372 Kronen) mehr eingelegt als abgehoben wurden. Seit Errichtung der ö am 1. Januar 1884 und bis zum Schluß des Vorjahrez betrugen die Einlagen (mit Ein- schluß der nicht abgehobenen Zinsen) 38 5835 492 Kronen und die Ab— hebungen 19 932 507 Kronen und ez verblieb mithin ein Bestand von 18 303 985 Kronen. Von dieser Summe waren verzinslich angelegt: 65 324343 Kronen in Obligationen der Reichs- Hypothekenbank, 19438 015 Kronen in Communal⸗-Anleihen, 2 626 145 Kronen direct als Communal⸗Darlehen gewährt, 261 115 Kronen bei der Reichsbank , und 276 013 Kronen von den Postanstalten noch nicht ein geliefert.

36 Zur Arbeiterbewegung.

Aus Burg wird der A. Br. u. H.-tg.. berichtet, daß die Socialdemokraten über einen dortigen Gastwirth und Bierverleger den Bevgott verhängt haben, weil er Bier aus einer Brauerei in Schönebeck verschänkt, die von Magdeburg aus in Boycott erklärt ist. Wie der „Köln. Ztg. aus Lüttich berichtet wird, ist auf der Zeche Harley“ in Tilleur ein Aus stand ausgebrochen.

Der, Ausstand der Hasplerinnen in den Webereien in— Kouba ix ist, wie demselben Blatt gus Lille gemeldet wird, beendigt. Die Ausständigen nahmen, als die J,, sich anschickten, neue Arbeiterinnen zu werben, zu den alten Bedingungen schleunigst die

Arbeit wieder auf. (Vgl. Nr. 17 d. Bl.)

Theater und Musik.

Neues Theater.

Ein neues Schauspiel Baronin Ruth von Robert Mi sch fand gestern Abend bei seiner ersten , ., eine recht freundliche Aufnahme. Das Stück behandelt den häufig, besonders von franzöft⸗ schen Schriftstellern bearbeiteten Stoff der reichen Schwiegereltern aus niederem Stande, deren Vermögen der zerschuldete Baron zwar zur Aufbesserung seiner Verhältnisse gern annimmt, die er aber wegen ihrer an die Herkunft erinnernden Umgangsformen nicht in seinem Haufe zu seben wünscht, wenn, er darin seine Standesgenossen gesell= schaftlich versammelt. Die junge Frau, die sehr bald fühlt, daß auch sie ihrem Gatten nicht genügt, inuß denn auch die Entdeckung machen, daß sie an ihrer besten Freundin aus der Pension nur ein Nebenbuhlerin besitzt, mit der ihr Mann den früheren Verkehr auch nach der Che fortfetzt. Ein Ruffe, den das junge Paar auf der Hochzeitzreise kennen gelernt hat,

. wird Hausfreund in moralisch bestem Sinne, durchschaut das falsche Spiel dez Barons, entlarvt ihn mit seiner Geliebten und verlobt sich

mit dessen Schwester, die in uneigennütziger Weise bei feinem guten Werke ihm beigestanden hat. Wenn man auch nicht sagen kann, daß der Verfasset in seinem Werke von neuen Gesichtspvunkten ausgegangen ist, so , man ihm, abgesehen davon, e er in der Auseinandersetzung manchmal zu breit wird, doch zugestehen, daß er es, verstanden hat, den Gegenstand geschmackboll zu behandeln. Die Charaktere sind lebenswahr gezeichnet und die Sandlung ist ansprechend und stellenweise auch recht spannend. Das vom Regisseur Herrn Hachmann gut eingeübte und mit

prachtvollen Derorationen versehene Stück wurde in einzelnen