Deutscher Reichs⸗ Anzeiger Königlich Preußischer Staats⸗Anzeiger.
Binnen Kurzem wird ein Vierteljahrhundert vollendet sein seit den weltgeschichtlichen Ereignissen, welche unter der ruhmreichen Regierung meines in Gott ruhenden Herrn Großvaters Dank dem einmüthigen Zusammenwirken der deutschen Fürsten und Völker zur Wiederaufrichtung des Reiches führten. In der Erinnerung an jene große Zeit
empfinde Ich am heutigen, dem Gedächtniß des Kaisers Wilhelm J. geweihten Tage besonders lebhaft das Bedürfniß, in Seinem Sinne fürsorgend für die Männer einzutreten, welche dem Rufe ihrer Kriegsherren folgend opfer⸗ freudig Leben und Gesundheit für das Baterland eingesetzs haben. Ich würde es daher mit hoher Genugthuung begrüßen, wenn denjenigen Offizieren, Militärärzten, Beamten und. Mannschaften des deutschen Heeres und Meiner Marine, welche infolge einer im Kriege von 1870 71 erlittenen Verwundung oder sonstigen Dienst⸗ beschädigung verhindert waren, an den weiteren Unternehmungen des Feldzuges theilzunehmen und dadurch der Anrechnung eines zweiten Kriegsjahres bei der Pensionirung verlustig gehen oder gegangen sind, auf Ansuchen der betreffende Pensionsausfall fortan erstattet werden könnte. Ebenso würde es Meinen Absichten entsprechen, wenn die Bereitstellung von Mitteln erfolgte, um solchen Personen des Unteroffizier und Mannschaftsstandes des Heeres und der Marine, die am Feldzuge von 187071 oder an den von deutschen Staaten vor 1870 geführten Kriegen ehrenvollen Antheil genommen haben, würdig und in Folge von Erwerbsunfähigkeit bedürftig sind und weder eine Invalidenpension noch eine laufende Unterstützung an Stelle der letzteren beziehen, in Zukunft Beihülfen gewähren zu können. Ich verkenne nicht, daß die Umstände nur die Beriücksichtigung einer kleinen Anzahl dieser Kriegstheilnehmer gestatten. Es ist aber Mein lebhafter Wunsch, daß wenigstens denjenigen Männern der Dank des Baterlandes bethätigt werde, die als vorzugsweise bedürftig anzusehen sind. Ich beauftrage Sie, Mir nähere Vorschläge darüber zu machen, in welcher Weise diese Meine Absichten unter verfassungsmäßiger Mitwirkung des Bundesraths und des Reichstags zur Ausführung zu bringen sein werden.
Berlin, den 22. März 1895.
Wilhelm I. R.
Fürst zu Hohenlohe. An den Reichskanzler.
Berlin. Redakteur: Siemenroth. Verlag der 2 Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlag · Anstalt. Berlin ny. Wi kheim he Nr. 32.