1902 / 53 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 03 Mar 1902 18:00:01 GMT) scan diff

das „Star- spangled- Banner“ und die „Wacht am Rhein“. Seine Königliche Hoheit erschien auf der hinteren Plattform und wurde von der Menge mit Hurrahrufen begrüßt. Der Gouverneur Nash, der Vze⸗ Gouverneur Nippert, der Bürger⸗ meister Hinkle und der ö des undertercomites er Handelskammer, Jose ph ODuthwaite, estiegen den . des Prinzen ünd wurden durch den dentschen Botschafter Dr. von eh Seiner Königlichen Hoheit vorgestellt. Im Namen der Bevölkerung Ohios dankte der Gouverneur Nash Seiner Königlichen Hoheit für den Besuch des Stagts und betonte die warme Zuneigung und Freundschaft für Seine Majestät den Kaiser und das deutlsche Poll. Outhwaite bewill⸗ kommnete sodann Seine Königliche Hoheit im Namen der Handelskammer und der Bürger ven Columbus und wies auf die uralte Freundschaft zwischen a eg und den Ver⸗ einigten Staaten hin. Seine Königliche Hoheit der Prinz einrich erwiderte: 1 . 8 d immer ich in Ohio gewesen bin, traf ich eine große Menschenmenge, welche mich mit der größten Freundlichkeit behandelte. ch schätze un höchsten Grade die mir heute bewiesene Herzlichkeit und Offenheit. Drücken Sie, bitte, der Bevölkerung Dhios durch die Zeitungen meinen Dank für die Art des Empfangs aus.

Nachdem der Prinz sodann wieder auf die Plattform hinausgeireten war, stimmten deutsche Sänger Rltter's „Abschied“ an, und dann fuhr der Zug unter dem Hurrahrufen ber Menge nach Eincinnati weiter, wo er um 8 Uhr 45 Pinien Abends zu einem halbstündigen Verweilen eintraf. Am Bahnhof begrüßten etwa 140 000 Personen den

rinzen in enihusiastischer eise. Der Bürgermeister Fieischmann sagle in seiner Ansprache, es gsei seln stolzes Vorrecht und aufrichtiges Vergnügen, den Prinzen namens Beer Ee drr n bewillkommnen. In das Willkommen mische sich aber seln aufrichtiges Bedauern darüber, daß der Auf⸗ enlhaft des Prinzen . so kurz sei. Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich erwiderte; obgleich ihm das Sprechen im Freien am Abend verboten sei, wolle er doch einer so grgßen. Menge zin Wort sagen. Er se' Kberall von großen. Massen der Bevölkerung Ohiss mit den freundlichsten Kundgebungen begrüßt worden, aber eine so gewaltige Kundgebung, wie diese, habe er nirgends gesehen. Ir danke für den guten Willen und bedauere, nicht länger prechen und jedem Einzelnen die Hand schütteln zu können, da k Rürze der Zeit es verbiete. Er würdige diese Kundgebung im e fen Mäße und hoffe, der Buͤrgermeister vermoͤge der c lter ung seine Dankbarkeit besser auszudrücken, als er selbst im Augenblick dazu im stande sei. Der Sekretär Christie überreichte dem Prinzen, die Rede des. Bürger⸗ meisters in prächtigem Einbande mit Gold- und Diamanten⸗ verzierung. Die Stadt hatte illuminiert. Die Abfahrt er⸗ folgte unter den Klängen der Musil; die Menge schwenkte . und rief: Hurrah! Gestern früh um 8 Uhr, eine

tunde später, als es im Programm vorgesehen war, traf Seine Königliche Hoheit in Chattanoogg (Tennessee) ein und begab sich sofort nach dem Lookout⸗Mountain. . Andenken wurde Höchstdemselben ein Album mit Ansichten überreicht. Um 2 Uhr 30 Minuten erfolgte die Ankunft in Nashville, wo ein Aufenthalt von einer Viertelstunde vorgesehen war. Ueber 190090. Männer, Frauen und Kinder hielten den Bahnhof besetzt und begrüßten den . auf das lebhafteste. Die Spitzen des Empfangs⸗

omltäz, der Gouverneur Me Millin und der Bürger⸗ meister Head bestiegen die Plattform des Salonwagens des Prinzen. Die Hurrahrufe übertönten die Musik. Dann hielt der Bürgermeister Head eine herzliche Hg gr i un ee n, für welche der Prinz Heinrich mit freundlichen Worten dankte.

1 Buren-Delegirten Wessels und Wolmargns sind, einer Meldung des „W. T. B.“ afl h gestern in Begleitung des fruͤheren amerilanischen Konsuls in Transvaal Montague⸗ White in Washington eingetroffen. ;

Nach einer Meldung aus Rio de Janeiro vom 1. d. M. ist Dr. Francisco Rodriguez Alves zum Präsidenten und Br Silviano Brandao zum Vize⸗Präsidenten der Vereinigten Staaten von Brasilien gewählt worden.

Die Mitglieder der britischen Kemmission, welche die Besichtigung der Grenze zwischen Ch ile und Argentinien vornehmen sollen, sind gestern in Valpargiso eingetroffen. Die Arbeiten der Kommission werden bis Ende Mai dauern.

Asien. z

Reuter schen Bureau“ wird aus eking vom

ö . be gn. w chinesische Auswärtige Amt habe jetzt zugegeben, daß der Aufstand im Bezirk van Nanning n Art sei und daß sich unter den Aufrührern mehi als 1009 ehemalige Soldaten befänden. Es sei ein Editt erlassen worden, in welchem die Behörden in, bestimmter Jerm angewiesen würden, die Missionare und die enstigen Aus⸗ länder zu schützen. Der amerikanische Gesandte Cong . . dem Pkinzen Tsching mit etheilt, man rechne haha uf 2. China schlennigst den Aufstand unterdrücken und die Ausländer

chů de. ; l s 22 mes“ wird aus Schanghai vom 28. n; M. 3 meldet, die zweite monatliche Rate der Entsch gun sum me sei an diesem Tage fällig und . ,, . gewesen, dieselbe auszuzahlen; aber die Mitg 1 * . internationalen BVanzuiers⸗-Kommission zätten ö nicht über die Vertheilung des Betra es einigen können und ir gran ich die betreffenden Finanz /Minister um nähere In⸗ truktionen ersucht. 26

ö. 19 6. ö ay vom gestrigen Tage meldet das Reuter 6 Bureau“, Abdul Uziz⸗ben-Feysonl, ein, Nachkemme der alten Emire der Wahabis, habe sich mit einem Heere e. 2000 Mann der Stadt E Riad n nenn, 2 tigt. Zahlreiche Stümme schaarten sich um sein Banner. e werde angenommen, die Wah ahis strebten danach, ihre alte Vorherrschaft wiederherzustellen, den Sultan Ibn Raschid von Rebschd zu stürzen und Nedschd zu erobern.

Afrika.

Lord Kitchener berichtet aus Volks rust vom 1. d. M., daß die Verluste der Buren bei dem Durchbruchs versuch am A. Februar 50 Todte, 19 Verwundete und 7ö9 ver⸗ wundete Gefangene betragen hätten, außerdem seien bei dem Durchbruchsversuch am 24. Februar über 100 Buren gefangen enommen worden. Außer den Verlusten der Neu eeländer n an dem letztgenannten Tage auf britischer Seite 1 Offizier verwundet und 4 Mann getödtet worden. ; ö

Eine weitere, gestern veröffentlichte Verlustliste enthält die Namen von noch fünf bei Klerks dorp gefallenen Offizieren, von 45 daselbst gefallenen Soldaten und zwei verwundeten Offizieren.

Parlamentarlsche Nachrichten.

Die Berichte über die vorgestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in ber Ersten und Zweiten Beilage.

gunst und Wissenschaft.

AX. F. Die ‚Brandenburgia“, Gesellschaft für Heimath⸗ kunde, eröffnete ihre Februar Sitzung mit. Besprechungen von Vorlagen aus dem Märkischen Mufeum. Es ist eine besonders dankenswerthe Bethätigung der Museums . Verwaltung, daß sie die Augen auf alte historische Bauwerke gerichtet hält und Sorge trägt, solche wenigstens im ilde festzuhalten, ehe sie der Zerstörung anbeimfallen. Das ist auch in jüngster Zeit wieder geschehen, ehe der letzte Rest der mittelalterlichen Stadtmauer Berlins abgetragen wurde, der, von Wenigen gekannt und beachtet, zwischen der Kloster⸗ und der Neuen Friedrichstraße, unmittelbar hinter der KRlosterkirche, noch vor⸗ handen war. Es lag eine Anzahl guter Photographien von diesem ent- legenen Winkel des alten Berlin vor; denn auch vor Abbruch des Nachbarhauses, Neue Friedrichstraße 6, und des Küsterhauses, der vor längerer Zeit schon erfolgt ist, hat man Sorge getragen, den Anblick des dortigen alterthümlichen ihre, und der im Freien nach dem oberen Stochwerk führenden Holztreppe im Bilde U fixieren. An der Stadtmauer fällt deren nicht gerade, . im Bogen um die Klosterkirche herumgeführte Fluchtlinie auf, welche sich jedoch einfach dadurch erklärt, daß die im Jahre 1230 erbaute Mauer an dieser Stelle etwa 70 Jahre später abgetragen und ihr die bis vor kurzem noch sichtbare Ausbiegung gegeben worden ist, weil die feit 1271 hier ansaͤssig gewesenen Franziekaner Mönche, deren Kloster sich rasch vergrößerte, einer Ausdehnung ihrer Klosterkirche be= durften. Damals wurde der Kirche ihr nördlicher Anbau in der feltenen Ferm der J Seiten eines Jehnecks gegeben, dem sich die Stadtmauer anschmiegte. An dem Bilde des jetzt abge⸗ tragenen Restes erkennt man indessen deutlich, daß nur der größere Mitteltheil alt war, der Pfeiler rechts war erst vor 60 Jahren auf⸗ geführt worden, und die linke Seite entsprach im Ziegelformat dem 7. Jahrhundert und dem damals erbauten, inzwischen auch ver⸗ schwundenen Küsterhaus, das fich daran anlehnte. Von . Interesse sind zwei neuerdings von dem Märkischen Museum crworbene Erinnerungstücher aus dem Nachlaß der emeri⸗ tierten Lehrerin Fräulein Descours in Spandau. Solche Tücher wurden früher häufig zum Gedächthniß an wichtige Er⸗ eignisse in kunstvoller Weberei hergestellt. Die älteste der beiden neuen! Erwerbungen ist eine Leinen. Damast -Tischdecke von ãußerst feinem Gespinnst, und blau und rother, beidrechter Musterung, so daß, was rechts blau, links roth erscheint und umgekehrt. Die vor⸗ zuügliche Zeichnung läßt durch Wappen und Spruchbänder keinen Zweifel, daß die Arbeit 1631 und zu Ehren der von Gustay Adolf in Süddeutschland erfochtenen Siege angefertigt worden ist. Es ist nur schade, daß weder der Ort der Herstellung, noch der Webkünstler zu ermitteln ist, der ohne Jacquard so feine Arbeit zu liefern verstand. Das feine Gespinnst läßt faßt vermuthen, daß es holländischen Rrsprungs war. Das zweite Tuch ist von Seide und in ähnlich reicher, bunter Musterung zur Verherrlichung des Teschener Friedens hergestellt, der 1779 den bavyerischen Erbfolgekrieg beendete.

Nach der Besprechung dieser Vorlagen folgte eine Diskussion über einen im Januar gehörten Vortrag von Fräulein Lemke, der von der r unter kulturhistorischen Gesichtspunkten handelte. Die erhobenen

inwände beschränkten sich auf das philologische Gebiet. Das Wort Puppe sollte nach einer Mittheilung der Vortragenden seinen Ursprung der zweiten Gemahlin des Kaisers Nero., Poppaen Sabina, verdanken, weil diese sich von ersten Künstlern in Marmor bilden ließ, nur um der Unbequemlichkeit des Kleider ⸗Anprobierens zu entgehen. Dem⸗ gegenüber wurde nachgewiesen, daß die Worte Puppus und Puppa von römischen Schriftstellern lange vor Nero in dem! bekannten Sinne gebraucht worden öh, nn, von Varro, einem Zeitgenossen Julius Caesar's. Andererseits wurde bejwelfelt, daß das deutsche Wort „Dock oder ‚Tocke“ für Puppe als ein allgemein verstandenes hochdeutsches Wort anzuerkennen sei. In der Mark Brandenburg wenigstens sei es nicht gebräuchlich und wahrscheinlich nur als Probinzialismus anzusprechen.

Sodann sprach Hr. Bahrfeldt über den neuen Hack⸗ silberfund von Wachow im Kreise West⸗Havelland.

Die Zusammensetzung des Fundes läßt ungefähr auf die Zeit seiner Vergrtabung in den Grenzen vor 1070 - 11009 schließen; denn er ent⸗ hält außer Hacksilber verschiedener Form auch eine Anzahl Silber⸗ münzen, die mit Ausnahme einer schweizer Münze sogenannte „Wenden⸗ pfennige“ sind, nämlich . geprägte Münzen mit scharfem, hoch⸗ gebogenem, durch den Hammer ergestelltem Rande, die von der Mitte

des 10. Jahrhunderts ab bis 1100 von den sächsischen Herzogen und

Markgrafen in Anlehnung an die Denare der karolingischen Jeit geschlagen worden sind und daher richtiger Sachsen. Ffennige! heißen sollten, wenn dieser Ausdru nicht schon von den m em titern für die Silbermünzen mit dem Bilde von Otto und Adelheid in Beschlag genommen wäre. An dem deutschen Ursprung der sogenannten „Wendenpfennige“ be⸗

steht nach deren laternischen Inschriften kein Zweifel. Die heidnischen Wenden haben überhaupt niemals Münzen geschlagen. Erst nach ihrer Bekehrung zum Christenthum im 12. Jahrhundert versuchten einzelne Wendenfürsten die in Begleitung der christlichen Kultur ins Land gekommene Neuerung. So glebt es u. a. Silbermünzen des be⸗ fehrten Wendenherzogs Jaczo bon Köpenick. Die Altersbestimmung des Wachower Silberfundes ist auch wegen des ihn bergenden Thon⸗ gefäßes von Interesse, das allerdings troßz seiner Wandstärke nur in Scherben zu Tage gebracht worden ist, aber eine gute Bearbeitung des Thons zeigt und zur Zeitbestimmung anderer keramischer Funde BDlenfle zu leisten verspricht. t . Den letzten Theil der Tagesordnung bildete ein Vortrag von rofessor Dr. Krüner über Brandenburger in Italien im r r.; der Renaissance“. Ein . Unterschied, so führte Der Redner aus, besteht zwischen den Gesells aftsklassen, die heute von Deutschland aus Italien zu ihrem Reiseziel oder zu längerem Aufenthalt wählen, und den Deutschen, welche vor 400 Jahren Italien aufsuchten. Ebenso verschieden sind und waren Zwecke und Absichten. Locken uns heute die großen historischen Erinnerungen, die Kunstsammlungen, der sonnige Süden und das milde. Heilung und Genes u versprechende Klima, o waren es vor 400 Jahren n ,, Familienverbindungen und das Studium an den berühmten italienischen Hochschulen, was den Antrieb zum Zuge über die Alpen bildete; denn es. sind im, wesent⸗ lichen die Milglleder dreier von einander sehr verschiedener Menschen klassen, die wir in der Zeit von 14530-1699 aus Deutschland nach Italien wandern sehen. In erster Linie müssen die deutschen Ritter Ind Reifigen genannt werden, die ihr Schwert in den endlosen Fehden der kleinen ltallensschen Fürsten unter sich und mit den reichen Handelsstädten bereitwillig jur Verfügung stellten und deren Dlenste gern angenommen, wurden. An zweiter Stelle sind es deutsche Fürstentöchter, die emöhnlich in noch sehr jugend, lichem Alter jene zu Macht und Reichthum ig Condottieri ern als Gemahlinnen e H fn u r lg , ĩ en die Stellung ihrer Häuser zu kraͤstigen. rittens sin i j Jünglinge, die, nicht völlig

es die wissensdurstigen deutschen ; t befriedigt von dem Studium an deutschen Universitäten, in Schaaren nach Bologna, Padua, Ferrara. und Rom

zogen, um an den als edelste Pflanzstätten der Wissenschaft geltenden talienischen Hochschulen ihr Wissen zu vervollständigen. Der Vor⸗ tragende ist, seinem Thema entsprechend, bemüht gewesen, Spuren olcher Wanderungen, die aus der Mark Brandenburg in das sonnige Land enseits der Alpen führen, aufzufinden, und er hat deren in jeder der drei Richtungen in genügender Anzahl gefunden, um sagen zu können, daß die Mark sogar hervorragenden Ankheil an dem Zug nach dem Süden zur

Renaisfance Jeit genommen hat. Einige Beispiele mögen dafür

Gs war zur Zeit des Fürsten⸗Kongresses von Verong im pätherbst 1822, als Gustav Adolf von Tschoppe dort in Begleitung des Fürsten Hardenberg weilte und am Altar der Dominikaner ⸗Kirche

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eine merkwürdige Votivtafel entdeckte, gesetzt zur Erinnerung an namentsich angeführte Equites Brandenburgenges, darunter einen von Tretkow und von Buch, die sich um Verona und seinen dem Hause della Scala angehörigen Fürsten verdient gemacht hatten. Die weitere Verfolgung dieser Spur ergab. daß diese Ritter mit dem Wittelsbacher 5 Ludwig dem Aelteren nach dem Süden ge⸗ kommen waren, als Ludwig die Mark an seinen jüngeren Bruder ab⸗ getreten und seine Hofhaltung nach Bozen verlegt i Dort ereignete es sich, daß während eines Besucht des Veroneser Gewalthabers ein Usurpator fich der Herrschaft in Verona bemächtigte und der recht⸗ mäßige Herrscher sich genöthigt sah, seinen Gastfreund um Hilfe an⸗ zusprechen. Diese wurde bereitwillig gewährt, und eben jene deutschen Ritter, darunter auch solche aus fränkischen Geschlechtern, setzten den Veroneser nicht bloß in seine Rechte wieder ein, sondern standen ihm

auch bei weiteren Kämpfen hilfreich zur Seite Unter friedlicheren Verhältnissen kam wenig später eine Füůrsten⸗ tochter aus dem Hause Hohenzollern, Barbara, eine

Enkelin Friedrich's L. und Tochter des Alchymisten Johann, nach Italien. Nach der Sitte damaliger Jeit war die Prinzessin, jwei Jahre alt, schn mit dem Herzog von Pommern ⸗Stettin verloht, in; zwischen aber für den Erbprinzen des in Mantua herrschenden Hauseß Gonzaga als Gemahlin begehrt worden. Da sie noch eine jüngere Schwester besaß, wurde diese an ihrer Statt mit dem pommerschen Herzog verlobt und die zehnjäbrige Barbara ihrem italie⸗ nischen Bräutigam zugeführt. Sechshundert Reiter nahmen die Braut in Augsburg in Empfang, bis wohin ihr von branden⸗ burgischer Seite aus das Geleite gegeben worden war. Der Braut⸗ stand, der fünf Jahre lang dauerte, war nicht glücklich, weil sich der Erbprinz mit seinem Vater entzweit hatte. Um so glücklicher ge⸗ stalteie fich der über dreißig Jahre dauernde Chestand, dem schon im 18. Jahre der Mutter zwei Söhne entsprossen waren, von denen einer, 8 Jahre alt, von Panst Pug il. zum Kardinal geweiht wurte, während der andere spãter auch eine deutsche Prinzessin, Margarethe bon. Wittelsbach, heimführte. Barhara war eine trefflich, Kunst und Wissenschaft eifrig fördernde Fürstin, die ihrem Oheim Albrecht Achilles auch auf dem Gebiet der hohen Politik wichtige Dienste leiftete. In Mantua ist ein von Andrea Hanke n Meisterhand gemaltes Familienbild, da), Barbara im Kreise der ihren zeigt und mit Hilfe dessen es gelungen ist, zwei Büsten von Donatello im Berliner Museum als die Köpfe des Gemahls und des ältesten Sohnes Barbaras zu, be stimmen. Am zahlreichsten war auch von Brandenburg aus die Einwanderung der jungen Männer zum Besuch der italienischen Hochschulen. Gewöhnlich fand man sich in Frankfurt g. O. zu⸗ fammen und trat hier gemeinschaftlich die Reise über Prag und Regensburg nach Padua Bologna und Ferrara an. Es gab Zeiten, in denen in Bologna allein 260 deutsche Studenten sich aufhielten. Von später bekannt gewordenen Brandenburgern seien nur genannt Mathias von Jagow, der letzte Bischef von Branden⸗ burg, Arnold von Schleinitz und ein Bürgerlicher, Buchholzer. Vick ließe fich von diesen Tagen der wunderbaren Gelehrten Republik erzählen, wo die Uliramontanen (Deutsche, Polen, Spanier) und die Cismontanen häufig erbitterte Kämpfe mit einander führten. Obgleich von den Zeitgenossen wegen ihres Fleißes und ihrer Sittsamkeit gerühmt, müssen die Deukschen doch dem studentischen Treiben ebenso wie die anderen Nationalitäten gehuldigt haben; denn auffallend groß ist die Zahl deutscher Studenten, die in Bologna ihren Tod gefunden haben. Wer in Italien die Doktorwürde erlangte, brauchte, helmgekehrt, um sein Fortkommen nicht besorgt zu sein. Erwähnt sei noch, daß auch der vielgenannte Bischof Seggel⸗ mann von Lebus und vor allem Nicolaus Copernicus von Frankfurt a. S. auß in vorgedachter Art ihre Italienfahrt angetreten ben.

Seine Königliche Hoheit der Prinz-⸗Regent von Bayern hat, wie W. T. B.“ aus Münch en meldet, an den Minister des Innern Freiherrn von Feilitzsch ein Handschreiben gerichtet, in

welchem Höchstderselbe auf den glänzenden Au fschwung des bayerischen Kun stgewerbes in den letzten Jahren hinweist und betont, daß die Zeit gekommen erscheine, die jüngsten

Errungenschaften auf kunstgewerblichem Gebiete in Form einer in Munchen abzuhaltenden a ,, den weitesten Kreisen vor Augen zu . Seine Königliche Hoheit nimmt diese Austellung für das Jahr 1904 in Aussicht, bewilligt zugleich für dieselbe die Räume des Glaspalastes und ordnet an, daß die Bereitstellung ent⸗ sprechender Mittel veranlaßt wird.

Theater und Musik.

Re sidenz⸗Theater.

Ein galanter Richter (Le hon juge) Schmank in drei Akten von Alexandre Bisson, deutsch von Mar Schgenau, vermochte trotz einiger recht komischer Einfälle bei seiner Erstauf⸗ führung am Sonnabend keinen vollen Erfolg zu erringen. Der Ver⸗ fasser wollte offenbar eine Satire auf dae französische Gerichtswesen schreiben; gelungene Ansätze dazu finden sich im ersten Akt, in welchem ein beschränkter, aber . seinen eigenen Vortheil schlau bedachter Untersuchungsrichter in der selbstherrlichen Art, wie er Verhaftungen vor⸗ nimmt und Verhöre führt, mit gutem Sinn für Humor gezeichnet wird. Man wird dabei unwillkürlich an Brieux im Herliner Theater am Anfang der Saison mit Erfolg aufgeführtes Schauspiel „Die rothe Robe“ erinnert, nur sind in Bisson ; Stück die Charaktere und Begebenheiten ins Possenhafte verzerrt. Die Pointe bildet hier die Verhaftung eines FJournalisten, welcher sich selhst fälschlicherweise in Juwel endieh denunziert hat,

einem anonymen Brief als ĩ l

um die Erfahrungen während seiner Untersuchungs haft. feuille⸗ tonistisch zu verwerthen. Es gelingt ihm schließlich, den Untersuchungsrichter so stark zu düpleren, daß der letztere feinen AÄbschied nehmen muß. Den Autor verließ nach dem, wie schon erwähnt, recht wirkungsvollen ersten Akt die Erfindungs⸗ gabe böllig; er sah sich genöthigt, komische Situationen, die er schon

borher verwerthet hatte, nochmals ganz in derselben Weise herbeizu⸗ führen; allein das zweite Mal versagte ihre Wirkung. Nur im Schlußakt war wieder ein kleiner Aufschwung zu bemerken, e fi

die Handlung hier, von der satirischen Grundideg gänzli abweichend, sich ins Burleske verliert. Immerhin xettete dieser Att das Stück vor der drohenden völligen Ablehnung.

Die Darftellung war fehr flott: Herr Alexander als pfiffiger Jour⸗ nalist, Herr Georg in der Rolle des Untersuchungsrichters, Herr Pagay als drolliger Gerichts. Sekretär, sowie die Damen Reisenhofer, Leon, Becker, Lie Herren Seldeneck, Spira und Frey boten ein einwand⸗ freies Zusammenspiel. Den Ahend hatte ein Einakter von Al fred Capus, „Mein Schneider“ (deutsch von Wil helm Thal,), ein- geleitet, eine wenig bedeutende Plauderei, welche von Fräulein Leucht⸗ mann und Herrn Spira mit der erforderlichen Leichtigkeit des Tons gespielt wurde. .

Im Königlichen Opernhause wird morgen Auber ß Oper „Die Stumme von Portici, gegeben. ;

Im Königlichen Schausfpielhause geht morgen Miß Hobbs“ in Scene. Am Freitag, den J. 3, M., gelangt zur Er innerung an die vor 190 Jahren erfolgte Erstaufführung Lessing s dramatisches Gedicht Nathan der Weise“ zur Darstellung. Vas Werk geht mit dieser Aufführung zum 259. Mal auf der Königlichen Rühne in Scene. Am Montag, den 19. d. Me, beginnt en

Foquelin der Aeltere mit dem Enfem ble vom Theater en der Porte St. Martin aus Paris sein neues, nur auf Abende berechnetes Gastspiel. . ka

Der ache Symphonie Abend der Königlichen * e , unter Leitung des Kapellmeisters Herrn Fel ir : Programm enthaͤlt

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KReingartne? Weing⸗ oben der

am nächsten Sonntag statt. Das