der Dankbarkeit der Bewohner der Insel, meinte indessen, daß der Gouverneur die eingegangenen Summen nicht in der rechten Weise vertheilt habe, Der Minisker der Kolonien Do mer gue vertheidigte die i w des Gouverneurs von Martinique und erklärte die Kritik des Zenators Knight für unberechtigt. Hierauf wurde eine von der Re— gierung gebilligte Tagesordnung angenommen.
Die Deput irtenkam mer nahm gestern die Berathung der Vorlage, betreffend die 6 uckersteuer, wieder auf und stimmte ib mit 537 gegen 14 Stimmen zu. Der Deputirte Coutant befürwortete einen Antrag, in dem die Regierung aufgefordert wird, eine Vorlage, betreffend die Monopolifierung der Raffinierung Les Zuckers durch den Staat, ein— . er Finanz-Minister Rouvier sprach gegen den
ntrag, der mit 297 gegen 228 Stimmen abgelehnt wurde. Die Kammer ging sodann zur Berathung der Brüffeler Konvention über, Der Finanz- Minister Rouvier trat für diese ein, war jedoch im Zwefel darüber, ob hierdurch die Kartelle in Deutschland und Desterr ich würden unterdrückt werden. Die Zuckerindustrie habe in diesen Ländern bessere Existenzbedingungen. Der Deputirte Caislaur Lrklärte die Ausführungen des Ministers für un—⸗ zutreffend. d Der Deputirte Ribot? fragte, ob der französische ᷣ. auf dem englischen Markt mit dem Jucker aus den englischen Alonien werde in Wettbewerb treten können. Es würde fur die franzbsische Zuckerin zustrie verhängnißvoll sein, wenn ihr der englische und amerikanische Markt verschlofsen sei. Auch werde die Konkurrenz Deutschlands und Oesterre ichs immer gefährlicher, man müsse daher den Ronsum im Inlande heben, und hrerzu sei eine Herabsetzung des . nothwendig Der Deputirte Caillaux führte aus, er abe, . er die Brüsseler Konvention unterzeichnete, geglaubt, daß er
Ackerindustrie und den Rübenbauern einen Vlenst erweise, ben Deutschland und Oesterreich hätten durch die Gewährung bon
niämien die Zuckerftage völlig umgestalttt. Die Brüffeler Kenvention
ei die erste Maßnahme gegen die Kartelle und Trusts! Um sich gegen
ie Trusts zu wehren, müsse man die Zölle nach internationaler Ver= stãndigung herabsetzen. Der Deyutirte Mökine rief dazwischen: Kchaffen Sig doch die Zölle ahl! Der Deputirte C gil taux erwiderte: Vor zehn Jahren habe Leon Say das aus den Zolltarifen entstehende Unheil dorausgesagt und Méline dafür verantwortlich gemacht. Der Deputirte Méline entgegnete; Wenn ich schuldig bin, hatte ich drei Vert! dieses Hauses zu Miischuldigen !. Cailtaux schloß darauf seine Ausführungen, indem er sagte, die Brüsseler Konvention sei eine bemerkenswerthe Erscheinung, da sie die Reaktion gegen Kartelle und Trusts und übertriebenen Protektionismus einleite und der Annäherun unter den Nationen diene. Der Deputirte Ribotz führte aus, da dies nicht der geeignete Zeitpunkt sei, das Zollsystem zu kritisteren, jetzt, wo man in Berlin nur daran denke, die Zölle zu verstärken. Der Deputirte Aynard warf den Anhängern des Protektionssystemz vor, sie hätten dem Sozialismus das Thor geöffnet. Nach Schluß der, Debatte nahm dann die Kammer durch Händeaufheben die Brüsseler Zuckerkonvention an. Hierauf berieth die Kammer die vor⸗ liegenden Anträge auf Gewährung einer Amnestie wegen Aus⸗ stands vergehen. Nachdem mehrere Redner die von ihnen ein⸗ gebrachten Abänderungsanträge begründet hatten, wurden die Anträge, . durch Händeaufheben, angenommen. Der Deputirte zauthier de Clagny beantragte, man möge heute Vormittag die Provisorischen Zwölftel und Pellation über die Familie Humbert berathen. Ein Deputirter bat, die Berathung der provisorischen Zwölftel noch zu vertagen, Der Minister⸗ Präsident Com hes ersuchte das Haus heute die Session zu schließen, damit dem gusscheidenden Drittel der Senatoren im Hinblick auf die im nächsten Monat stattfindenden Neuwahlen die Möglichkeit gegeben werde, sich zu ihren Wählern zu begeben. Die Kammer nahm sodann den Antrag des Deputirten Gauthier de Clagny an, worauf die Sitzung geschloͤssen wurde.
; Nuß land. Die Kaiserin-Wittwe ist gestern, wie „W. T. 3 meldet, von Kopenhagen wieder in St. Petersburg eingetroffen.
Italien.
Die Deputirten kammer beendigte gestern, wie W. T. B. meldet, die Berathung des Gesetzentwurfs,. betreffend die Ueber- weifung gewisser öffentlicher Dienste an die Gemeinden, und gab ihm ihre Zustimmung. ö
Niederlande.
In der gestrigen Sitzung der Zweiten Kammer wies bei der Berathung des Budgets des Aeußern der Abg. van Karnebeck darauf hin, daß die Antwort der englischen Regierung bezüglich der Zuckerkonbention im Widerspruch stehe mit der Auslegung derselben seitens der niederländischen Regierung. Er halte indessen diese . nicht für bedeutend, weil, wenn die englischen Kolonien die
ondention nicht annähmen, ihr Zucker nur mit Genehmigung der internationalen Kommiffion mit Ausgleichszöllen belegt werden dürfe und die Ausfuhr dieser Kolonien nicht bedeutend sei. Der Minister des Auswärtigen van Lyn den hielt seine Auslegung der Zuckerkonvention aufrecht, die übrigens auch die deutsche Regierung FHhelle, Aber auch er halte die Frage für wenig wichtig für die Praxis. Nuf eine Interpellation des Abg. Terf über die Einfuhr von BVieh nach Seutschland erwiderte der Minister, Deutschland wider setze sich der Oeffnung der Grenzen; er werde sein Möglichstes thun, um die Anficht Deutschlands zu ändern. Der Abg. van Bylandt wünschte ju wissen, ob die niederländische Regierung die Interesfen der Sid afrikanischen Eifenbahngefellschaft und namentlich diejenigen der nieder⸗ ländischen Beamten der letzteren ernstlich wahrnehme. Diese Gesell⸗ schaft habe nach der Ansicht maßgebender Personen stets korrekt ge⸗ handelt, und der Minister möge England von dem guten Recht der Beamten überzeugen, wieder in ihre Stellen eingesetzt oder entschãdigt
ju werden. Türkei.
Die „Agence Havas“ meldet aus Konstantinopel, die französifche Regie rung habe seit dem Monat Oktober die Aufmerksamkeit der Türkei auf die Nothwendigkeit gelenkt, ohne Verzug in Macedonien die Reformen durchzuführen und die Maßregeln zu befolgen, deren ernstliche Einführung die Pforte beschlossen zu haben erkläre, um einem allgemeinen Aufstand zuvorzukommen, der nach den nach Konstantinopel gelangten Nachrichten sich in naher Zukunft vorbereite.
Griechenland.
Wie dem, W. T. B.“ aus Athen berichtet wird, hat Pali das Anerbieten Delyannig, ein Portefeuille zu. über⸗ nehmen, abgelehnt, da er seine Freiheit zu wahren. wünsche; doch wolle er das neue Kabinet unterstützen. Deli georgis hat gleichfalls erklärt, Delyannis unterstützen zu wollen, Delnann is habe die Ministerliste em König noch nicht marbreitet, wahrscheinlich werde dies heute geschehen.
; Rumänien. 39.
er Minister des Innern Palladi ist, wie W. T. B.“ Als H i , , und durch den früheren Mnister Bafil Lascar ersetzt worden. Zum Nachfolger des zurückgetretenen Ministers für Ackerbau und Handel Aurelian, der den Posten des Senats Präfidenten erhalten hat, ist der bisherige Arbeits Minister Sto iges co (nannt wotden. Der Minister⸗Präsident Sturdza hat die Leitung des Arbeits Ministerlums vorübergehend übernommen.
Afrika.
Aus Djibu ti erfährt „W. T. B. Nenelik die Mobitisierung der
daß der Negus Armee
Ras
Makonnen's im Bezirk Harrar angeordnet habe, um in Tig re, wo eine Empörung gegen Menelik ausgebrochen sei, die Aufständischen zu züchtigen.
Aus Ceuta wird Madrider Blättern gemeldet, daß die Kabylen von Beni Said sich dem Gouverneur von in unterworfen und ihm ihre Fahnen ausgeliefert ätten.
Nach Meldungen aus Konstantine kämpfen 109 Rm südlich von Bis kra vier Stämme der Uargla mit den Beni Mzab wegen des Besitzes von Palmbäumen.
Der Sekretär des Ackerbau⸗Departements in Kapstadt hat einen Plan, betreffend Einwanderung von Italienern in Süd⸗Afrika, ausgearbeitet. Nach dem Plan sollen die Einwanderer einen dreijährigen Kontrakt mit ihren Arbeit⸗ gebern abschließen, worauf letztere ihnen gestatten sollen, einen Theil ihrer Farmen unter Gewinnantheil zu bewirthschaften.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichs⸗ tages befindet sich in der Ersten Beilage.
Statistik und Volkswirthschaft.
Bewegung im Stande der eingetragenen Genossen⸗ schaften in Preußen.
Im Anschluß an die im vorigen Jahre in der Zeitschrift des Königlich preußischen Statistischen Bureaus“ gegebene Uebersicht über die Bewegung im Stande der eingetragenen Genossenschaften des Königreichs Preußen big zum 30. Juni 1990 weist die statistische Abtheilung der Preußischen Zentralgenossenschaftskasse in ihren schon mehrfach erwähnten neuesten „Mittheilungen zur deutschen Genossen⸗ schaftsstatistiks die Bewegung im Stande der preußischen Genossen⸗ 6 . des Halbjahres vom 1. Juli bis zum 31. Dezember
nach.
In dieser Zeit wurden in Preußen 84 Einzelgenossen⸗ schaften und 2 Zentralgenossenschaften ufgelöst. Die auf— gelösten Zentralgenossenschaften sind der Genossenschaftliche Kredit⸗ verband, e. m. b. H. zu Berlin, und der Deutsche Molkereiberband 2 e. G. m. b. H. zu Berlin. In den aufgelösten 84 Einzelgenossenschaften (davon 37 Kredit, 10 Werk- und 10 Produktivgenossenschaften) ist 1 Genossenschaft nicht enthalten, die in dem bezeichneten Halbjahre neu gegründet und auch wieder auf⸗ gelöst worden ist. Ebenso sind darln 1 hannoversche, 2 westfälische und 23 rheinische Genossenschaften nicht mit einbegriffen, die, obschon in den früheren Mittheilungen zur Genossenschaftsstatistik! noch gezählt, thatsächlich nicht mehr bestehen; ihre Auflösung konnte nur
am Nachmittag seine Inter⸗
wegen Formfehlers u. s. w. nicht eingetragen werden.
Der Grund für die Auflösung der 84 Genoffenschaften war in 75 Fällen ein Beschluß der Generalversammlung (8 78 G.- G), in 5 Fällen ein Gerichtzsbeschluß, weil die Zahl der Genossen unter ? herabgegangen war (5 89 G⸗G)), in 3 Fällen die Eröffnung des
Konkurgberfahrens (8 102 GG und in 1 Falle Löschung von
Amtswegen als nichtig (6 94 G. G). ; Demgegenüber wurden im gleichen Halbjahre neu geg rün det
5 n , ,. (Zentrale für Milchverwerthung, e. G. m. I. H. zu Berlin, Berliner Zentral- Genossenschaftsbank, e. G. m. bB. H. in Schöneberg, Zentral, Obst⸗ und Gemüseverwerthungs⸗ Genossenschaft des Vorgebirges, G m. b. H. in Cöln, Irn . ZJentraffaffe e G. m. Fb. S. in Münster i. W. und Zentral⸗Darlehn? und Rohstoff⸗Genossenschaft für das Handwerk, e G. m. b. H. in Erfurt) sowie ferner 509 Einzelgenossenschafken mit 4 371 Mitgliedern, davon 287 mit 258 925 Mitgliedern als Genossenschaften mit beschränkter
ftyflicht, T1 mit 7422 Genossen als Genosfenschaften mit unbe⸗ chränkter Haftpflicht. Dem Gegenstande des Unternehmens nach waren die Neugründungen 213 Kreditge nossenschaften mit S643 Genossen, 7 gewerbliche und 48 landwirthschaftliche Ro stoffgenossenschaften mit 318 bejw. 674 Genoßen, Waareneinkanfe vereine mit 115 Genossen gewerbliche und 11 landwirthschaftliche Werkgenossenschaften mit 20 bejw 269 Genoffen, 2 gewerbliche und 11 landwirthschaftliche Magazin genoffenschafken mit 33 bejw. 1169 Gen, 10 gewerbliche und 1 land; wirthschaftliche Rohstoff⸗ und Magazingenossenschaften mit 245
ezw. 28 Gen., gewerbliche und 120 landwirthschaftliche Produkfipgenoffenschaften mit 43 bezw. M2 Gen. on⸗ sumvereine mit 12 806 Gen, 2) eigentliche Wohnungs- und Bau⸗ genoffenschaften und 2 Vereinshäuser mit 3124 bezw. 89 Gen. sowie 16 fonstige Genossenschaften mit 449 Mitgliedern.
Der über ganz Deutschland ausgebreitete Zentralverein für das Wohl der arbeitenden Klassen trat gestern im Ministerium für Handel und Gewerbe unter dem Vorsitz des Unter⸗ Staalssekretãrs Pr. Lohmann zur Jahr esversgmmhung zusammen. Dem Berichte zufolge zählt der Verein 1082 Mitglieder, und zwar 5h Behörden und Körperschaften, 231 in zustrielle und dgl. Gesellschaften, 5 ständige Mitglieder, 182 Mitglieder in Groß Berlin, 23 in den preußi⸗ schen Provinzen, 188 in den anderen deutschen Staaten und 6 im Aus sande. Vereinnahmt wurden 18300 , verausgabt 18399 66, und zwar 2178 zur Unterstützung der Bestrebungen. der Zentralstelle für Arbeiterwohlfahrts einrichtungen, 369 6 für die Herausgabe des in 1233 Exemplaren erscheinenden Arbeiterfreundes , 2000 6 zur Fort⸗ führung der Sozialcorrespondenz , 2000 S, zur Fortführung der Bestandsaufnahme der gemeinnützigen und wohlthätigen Anstalten der Probinz Hannober, außerdem kleinere Summen für die Kurse zur Heranbildung von Leuten, die die schulentlassene Jugend in der ihr gewährten Muße zweckmäßig unterhalten, ferner für die öffentliche Lesehalle der hiesigen „Gesellschaft für ethische Kultur u. a, 3169 M, wurden zum Ankauf von Effekten verwendet. An Vermögen besitzt der Verein mit Einschluß der Stiftungsgelder und des Bestandes 122 814 , Feu in' den Vorstand trat der Admiral Hollmann, neu in den Ausschuß der Geheime Admiralitätsrath Harms.
Zur Arbeiterbewegung.
Der Ausstand der vogtländischen Fabrikweber vgl. Nr. 776 d. Bl.) ist, wie der Voss. Ztg.“ aus Sachsen telegraphiert wird, in eine neue Phase getreten. Unter dem Drucke der plötzlich eingetretenen krengen Kälte, weichen die Augstandigen mit ihren Forderungen Schritt für Schritt zurück. Sie haben jetzt einen zweiten Mindestlohntarif aufgestellt, der zwischen dem ersten und dem Tarif der, Webereihesitzer ziemlich in der Mitte steht und weder die Freigabe des 1. Mai, noch die Abschaffung des Zweistuhl systems enthält. Auch beginnen schon einzelne Aus⸗ ständige, die Arbeit wieder aufzunehmen, obgleich in drei Weherver⸗ famm ungen beschlossen worden ist, im Ausstand weiter auszuharren. In Marfeille haben gestern õ0go zur Anmusterung vorgemerkte 36. Nr. 286 d. Bl) in der Arbeitsbörse eine Ver⸗ abgehalten und eine Tagesordnung angenommen, wie W. T. B. erfährt, die Vorschläge der den Generalstrike aller zur Anmusterung Vorgemerkten perurfachen würden, auf das Bestimmteste ablehnen und die Regierung auffordern, keine Matrosen der Staatsmarine mehr zum Dienst für die Gefellschaften abzukommandieren. Sie erklären, aß sie nicht mehr für die ufrechterhaltung der Ordnung einstehen, wenn die AÄusftandsfreiheit nicht gewahrt werde, ; In St. Petersburg hat, wie dem W. T. B.“ mitgetheilt
Matrosen sammlung in der Rheder,
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wird? mil Wissen der Behörden am 23. Nobember im Volks⸗
restaurant eine Vorbersammlung von Arbeitern getagt, die Über die Frage der Verbesserung ihrer Lage durch Gntwickelung ihrer beruflichen Selbständigkeit und gegenseitige Unterstützung beriethen. Nach einer an die Stadthauptmannschaft gerichteten und von dieser sehr wohlwollend beschiedenen CGingabe hat als⸗ dann am 30. November die erste offizielle, behördlich genehmigte Arbeit er⸗Versamm lung stattgefunden. Am Donnerstag hat der Minister des Innern von Plehwe eine Abordnung der Arbeiter empfangen, die ihm den Dank für die Genehmigung der ‚kamergd; schaftlichen Versammlungen.“ qutsprachen. Der Minister gab dabei der Abficht Ausdruck, daß er einem derartigen Vorgehen der Arbeiter seine Unterstützung angedeihen lassen wolle.
Kunst und Wissenschaft.
Bei Eduard Schul te werden von morgen ab neben den bereits seit acht Tagen ausgestellten Werken eine kleine Kollektion des rasch zu Ruf gelangten Berliner Peortrqitmalers Karl Ziegler und eine Anzahl Bilder von Gaston La Touche, sowie die Werke einer Reihe anderer Künstler zu sehen sein.
Der Professor an der philosophischen . der Universität Leipzig, Geheimer Rath Johannes islicen us, ist, wie W. T. B.“ meldet, in der Nacht von Donnerstag auf Freitag ver⸗ torben. Er war am 24. Juni 1835 als Sohn des Theologen Gustav Adolf Wislicenus geboren. Nach Absolvierung seiner naturwissenschaft⸗ lichen Studien habilitierte er sich für das chemische Fach an der Univer⸗ sität Zürich wurde 1861 Professor gn der Kantonsschule, 1864 außerordent⸗ licher Professor an der Unipersität und Direktor des Universitäts⸗ Laboratoriums und 1867 ordentlicher Professor. Unter Belassung in dieser Stellung wurde er 1870 Prosessor der Chemie am Eid⸗ enössischen Polytechnikum und 1871 Direktor dieser Anstalt. Im
ahre 1872 folgte er einem Rufe an die Universität Wüͤrz⸗ Furg, seit 1835 wirkte er an der Universität, Leipzig als ordent⸗ licher Professor der Chemie und Direktor des chemischen Laboratoriumß. An der Entwickelung der theoretischen Chemie war er in hohem Maße betheiligt; er trug, dazu bei, die Typentheorie in die heute gültigen AÄnsichten über die Struktur der chemnischen Verbindungen überzuführen. Sehr wichtig in dieser Be= zlehung sind seine Arbeiten über die zweiatomigen Alkohole (Glykole) und die zweiatomigen Säuren (Oxrysäuren). Andere Arbeiten betrafen die Milchfäure, ihre Isomeren und Homologen, den Acetessigsäureäther, den Natriumacetessigfcureäther und die zahlreichen von diesen Körpern . ableitenden Deribate. Er entdeckte bei seinen Arbeiten über Milch—⸗ äure isomere Verbindungen mit identischer Struktur und zeigte die Nothwendigkeit geometrischer Betrachtungen der Atomlagerung. Später erklärte er zahlreiche, bis dahin räthselhafte Fälle der Isomerie durch verschiedene räumliche Lagerung der Atome im Molekül und zeigt die Möglichkeit, diefe Verhältnisse experimentell festzustellen. Er gab der chemischen Forschung damit ganz neue Gesichtspunkte und Methoden, die er durch einpirische Unterfuchungen, auf weitere Fälle anzuwenden, bis in die jüngste Zeit beschäftigt war.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Saatenstand in Ungarn.
Nach den bei dem ungarischen Ackerbau⸗Ministerium eingelangten Berichten war, wie der Wiener Ztg.“ aus Budapest berichtet wird, der Saatenstand am 30. v. M. folgender; Im November herrschte trockeneß, in der zweiten Monatshälfte auch kaltes Wetter. Sehr sftarke Fröste waren besonders in Ober ⸗Ungarn, se daß man mit den Anbau Arbeiten auch nicht überalt fertig wurde. In einem großen Theile Ober⸗Ungarns, aber auch in anderen Landestheilen, haben sich infolge der Trockenheit die Maäufe sehr vermehrt und verursachen an den Sagten Schaden. In⸗ folge des lieberhandnehmens der Mäuse wurde der Anbau an mehreren Orten direkt verzögert; da aber plötzlich große Kälte eintrat, mußte die Anbauarbeit eingestellt werden. Da das Wetter auch jetzt
für die aufgegangene Saat nicht günstig jst, die zumeist nur von einer dännen Schneedecke bedeckt ist, wird befürchtet, daß die ohnehin auf eine kleinere Fläche beschränkten Wintersaaten infolge des Mangels von Niederschlägen, der langandauernden Trocken- heit, sowie der durch die Mäuse und Würmer verursachten Schäden weniger günftig sein werden. Zur Zeit steht nämlich der Herbstanban, auch der allerfrüheste, nur an wenigen Orten ladellos, die spät angebauten Saaten aber sind theilweise garnicht und an mehreren Orten erst dann aufgegangen, als die starken Fröste eintraten. Im allgemeinen wäre reicher Schneefall und milderes Wetter nothwendig, damit der Herbstanbau sich entsprechend stärké und die angebauten Körner ihre Keimfähigkeit nicht verlören. Der Raps leidet schon an, mehreren Orten infolge der Trockenheit, fleht aber trotzdem noch leidlich. Die angebaute Fläche ist gegenüber dem Vorjahre kleiner. ᷣ .
Getreideanbau Großbritanniens. Nach der von dem Board of Agriculture in, London unterm 27. August d. J. veröffentlichten 5 stellen sich die Anbau⸗ flächen Großbritanniens, wie folgt: / 1907 gegen 1901
I in Aeres Weizen. 1726 473 1700965 Gerste I 909 383 1972 448 Hafer 3057203 2996902 Kartoffeln 573 880 577 2690 Hopfen. 18024 5
Weizeneinfuhr Marseilles. Nach den Wochenübersichten des in Marseille erscheinenden Semaphore“ hat die Weizeneinfuhr Marseilles auf dem See⸗
wege betragen: . in der Zelt vom 2. Nopbr. d. J. bis zum 7. Novbr. d. J. 374 457 dæ
davon aus Rußland -- 293167. in der Zeit vom g. Nobhr d. J. bis zum 14. Nopbr. d. J. 190 937. davon aus Rußland 115266 in der Zeit vom 16. Novbr. d. J. bis zum 21. Novbr. d. J. 149 679 davon gus Rußland 21 394 in der Zeit vom 23. Nophr. d. J. bis zum 28. Nobbr. d. J. 6 763. davon aus Rußland , 696
In den Marseiller Docks und Entrepots befanden sich am 27. November d. J. 33 830 dz. n
Die Zuckerrübenernte in Südrußland.
In Südrußland herrscht in diesem Jahre Mangel gn Arbeits= kräften, und die früh eingetretene kühle Witterung ließ schon bor mehreren Wochen voraussehen, daß die Zuckerrübenernte nicht recht⸗ ih beendigt werden und ein Theil der Rüben auf den Feldern ver⸗
leiben würke. Diese Befürchtung hat sich, obwohl die Erntearbeiten nach Möglichkeit beschleunigt wurden, bestätigt,
Wie der ‚Kiewljanin“ berichtet, sind im Gouvernement Charkow etwa 10 bis 15 b/0 der Rüben nicht eingeerntet worden und durch . zu Grunde gegangen; im Goubernement Kiew beträgt dieser
erlust 4 bis 5 oo und im Gouvernement Podolien ist er ganz be⸗ ziffernmaͤͤßigen Daten daruber vor.
sonders groß, doch liegen noch keine (St. Peterzburger Zeitung.
Buenos Aireg, 5. Dezember. (W. T., B) Der erste Drusch von Getreide liefert ein ausgezeichnetes Resultat. Das Ergebniß beträgt in der Provinz Cordohg und im mittler Theil der Provinz Santa Fs 15 Ztr. per Hektar. z