zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich
Erste Beilage
Preußischen Staatsanzeiger.
MW 119. Berlin, Freitag, den 22. Mai 1903. Literatur. kommenden Ginkommen von mehr als 3000 ½ vornehmlich gus beruhe das sStadtprohlem., das darin bestehe, den jährlich an=
Einkommen und Vermögen in Preußen und ihre Entwickelung feit Einführung der neuen Steuern mit utzanwendung auf die Theorie der Einkommens entwicklung. Von Dr. Kurt Nitschke in Breslau. Verlag von Gustap Fischer. Jeng. Preis 250 , . Dieses für den Finanz. Palitiker wie den Veltswirt ind Szialbolitiker. far Ken Theoretiker wie den Prattiker gleich interessanke Thema ist neuerdings, nachdem ein Jahrjehnt der Wirksamkeit der großen Miguelschen Steuerreformen verstrichen, mehrfach zum Gegenstande wissenschaftlicher Forschung gemacht worden, hat aber bisher von keiner Seite eine fo gründliche und wissen⸗ schaftlich objektive, von jeder Tendenz sich freihallende Bearbeitung! er. fahren, wie in der vorliegenden Schrift Ritschkes. Hier sind die . en Schãtze dolkswirtschaftli her und gesellschaftswissenschaftlicher Erkennt⸗ nis, welche die Statistik der Veranlagungzergebniffe der preußischen Einkommens. und Vermögenssteuer uren für die Theorie 636 die Praxis voll nutzbar gemacht. . einem grundlegenden Teile Zibt, der Verfasser zunächst eine Uebersicht über? di. Geschichte der direkten Steuern in , im 19. dann sowohl, positiv'rechtlich́ als auch statistisch und kritisch den Kreis der Steuerpflichtigen, die Steuerobiekte und das Einschãtzungs.· und Veranlagunggberfahren. Der zweite Ab' schnitt führt aus verschiedenen Gesichts punkten das statistische Naterial vor und unterzieht es einer Analyse. Die Einkommen. und V Staat wie in den Provinjen, im Unterschied von Stadt und Land wie in den Stadtkreisen
Jahrhundert und zergliedert
Im
Nutz⸗ anwendung auf das roße Problem der Einkommensderteilun ö. . ist die ei 1
Theorien der C Schriftstellern aufgestellt worden sind,
900 um 2117 in den Jahren um 11 Milliarde.
Schichten der in 106390 Millionen
den höheren Stufen von 3606 6000-9500 gögo — 30 5609 und über 35 500 4 gegenüber. Dabei ist noch zu bedenken, daß im Jahre 1900 4,44 c der Be⸗ völkerung auf Grund der S 18 und 15 des Gesetzes freigestellt i die allein noch M41. Millionen Mark Einkommen repräsentieren. Wir sehen: an eine Verelendong der unteren 2. ist laut der Ein⸗ kommensteuerstatistik nicht zu denken. Die ehauptung, der Mehr⸗ ertrag der modernen Vollswirtschaft, der Lchn der Arbeit fällt nur den oberen Schichten zu“, ist angesichts der Tatsachen, die unz die Steuerstatiftik unwiderlegbar aufweisl, unwahr Aus der PHreußischen Stenerstatiftt ergibt sich ferner, 2 die Unterschiede der Einkommen und Vermögen i in der Weiterentwickelung nicht stärker differenzieren, die Entwickelung nicht einer zunehmenden Ungleichheit der Einkommen zustrebt. Allein Million überhaupt steuerpflichtige Staatsbürger, d. h. Haushaltungsborstände und Cinzel. steuernde, sind in den Jahren 1895 biz 1900 in die Stufe der Ver⸗ anlagungspflichtigen aufgestiegen, haben die Grenze des Stener—⸗ minimums von 060 S½ überschritten. Sie repräsentieren eine Be⸗ völkerung ven ca. ä. Million. Man kann darnach annehmen, daß durchschnittlich im Jahr eine halbe Million Einwohner sich gus der Schicht unter dem Steuerminimum beraushebt zu besseren Existenj · bedingungen. Die Steigerungen in den nächsten Stufen sind nicht ge⸗ ringer. Es stiegen von 1836 bis 1900 auf: aus der Steuergruppe der Einkommen von 900 bis 1359 S 4 Million ö, aus derjenigen der Einkommen von 1350 bis 3100 0 16 illion, aus der Einkommengruppe von 21900 bis 3000 6 über S9 go) Zen; siten usw. Neu in die höchste Steuergruppe, die der Millionãte (Empfänger von Einkommen über 100 000 S5), kamen von 1895 bis 1800 9g553, d. s. 56, 09 oM der in dieser obersten Stufe 1895 Vor⸗ handenen. Von einem Ansammeln des Reichtums in einzelnen Händen kann demnach gar keine Rede sein. Allerdings sammeln sich große Einkommen in einzelnen Händen an, auch die reichsten Einkommens⸗ berieber steigen, immer höher. Aber Aufsftieg ist überall 1 verzeichnen, auf keiner Einkommenẽstufe sibt es einen Still. stand. — Auch von einem Verschwinden des Mittelstandes kann nicht gesprochen werden. Dabei ‚. zu beachten, daß man heute die mittleren Einkommen“ höher hinaufsetzt als fräber und Einkommen bis 9509 M noch zu den mittleren“ rechnet. Wollte man heute noch die Bezeichnung von den „oberen Zehn⸗ tausend / beibehalten und diejenigen, die unter ihnen stehen, als Mittel stand bezeichnen, so müßte man schon bis zu einem Einkommen über 30 500 S hinaufgehen, über das im Jahre 1990 bereits 15 232 Zensiten hinaus waren, während sönen 50 si0 mit einem Einkommen zwischen gö0g und 30 500 M folgen. Bleibt man aber . Grenze von 9500 4, unter der man den Mittelftand fucht, so hätte man 76 0900 Zensiten als die obere Schicht über letzterem ¶ Sh erst 75 O00) an⸗ zusehen und einen Mittelstand, die Untergrenzen bei 2109 M angenommen, don dem fast. Zehnfachen der oberen Schicht, nämlich 1900 von II 526, fast 4 Millionen Zensiten (1896 noch 591 205); wie man sieht, auch hier eine starke Vermehrung. Unter diesen beiden Schichten ruht dann ein Fundament von 111 (1895 104) Millionen Einzel · Aakommensbeziehern oder Haushaltungsvorständen mit einem geringeren Ginkommen und zwar eine Schicht, die sich in ihrem Niveau nicht senkt, sondern zumal in ihren oberen Lagen, wie sie in der Steuer. statistik (Ginkommen von 900-2190 M sichtbar werden, in ihren Finkommengherhältnifsen von Jahr zu Jahr und zwar in
ĩ als die Volktvermehrung fortschreitet, sich 1 * der Zunahme des Gesamteinkommens ist diese
unterste Schicht am stärksten beteiligt, die oberste am wenigsten. Aber in Zeiten sehr raschen wirtschaftlichen Aufschwungs, wie in den Jahren 1596 - 1900, verandert sich das Verhältnis etwas zu Ungunsten der untersten und zu Gunsten namentlich der obersten Schicht. Um gekehrt kommt der Ginkommenszuwachs der stilleren Zeiten wie 1392 – 9, vorzuggweise der untersten Schicht zugute, während die Were nahenn leer ausgeht. In der mittleren Schicht 123 der Ginkommengzuwachs in der Jeit der Hochkonjunktur den Durchschnitt mm wenig bleibt aber auch in der stillen Jeit nicht allwu weit dahinter zurũck Her etz bemerkenswert für die 55 raschen Aufschwungs ist oerner die Tatfache, daß die verhältnismäßig stärkste Zunahme nicht Ginkommen aus Handel, Gewerbe und Berghau, sondern das aus ingender Beschäftigung, d. h. bei den hier fast allein in Betracht
geistiger Arbeit, aufwies. — Interessant trachtungen über die Unterschiede ber Stadt und. Land aus der Steuerstatistik erhellt die Tatsache, daß das Land in seiner Entwickelung weit hinter der Stadt und zumal hinter den Stadtkreisen, den Großstädten zurückbleibt und daß sich dieser Unterschied jwischen Stadt und Land in Zeiten raschen Aufschwungs noch beträchtlich vergrößert. ö Im Anschluß an diese Besprechung möchten wir noch auf ein anderes Werk hinweisen, das sich ebenfalls mit dem Aufschwung der deutschen Volkswirtschaft beschäftigt und insbesondere der Berufs- und Gewerbestatistik von 1895 gewidmet ist, die in Verbindung mit der- kenigen von, 1882 noch viel nachhaltigere Wirkungen, als die Steuer statistik auf die Kritik, die Klärung und den Ausbau volkswirtschaft⸗ icher Theorien und politischer i , im großen und im kleinen ausgeübt hat: Die erufs⸗ und Gewerbe zählung im Deutschen Reich vom 14. Juni 1895 von Dr. Heinrich Rauchberg, ordentlichem Professor an der K. K. deutschen Universität in Prag (Karl vmanns Verlag, Berlin; Preis 8 S6). In unserer schnellebigen Zelt und vollends in einer Periode so lebhaften wirtschaftspolitischen Interessenkampfes wie heute können die Ergebnisse des großen Zählwerkes vom Juni 1895 manchem als bereits veraltet erscheinen, und in der Tat werden wohl die seitdem verstrichenen Jahre mit einem an Intensität und Dauer fast bei⸗ spiellosen Aufschwung von Industrie und Handel neben anhaltender Depression der Landwirtschaft Verschlebungen zuwege gebracht haben, die zu kennen für die wirtschaftspolitische . is von heute von höchstem Interesse wäre. Aber ohne die sichere Basts, die das Zählwerk von 1895 geschaffen hat, ist die weitere Entwickelung bis zur Gegenwart gar nicht recht zu verfolgen und zu beurteilen. Schon deshalb ist das auchbergsche Buch, das diefe Bafis der Oeffentlichkeit wieder klar vor Augen führt, mit Freuden zu begrüßen. Die bom Kaiserlichen Statistischen Amt veröffentlichten, auch an dieser Stelle seinerzeit besprochenen wissenschaftlichen Tertbände über die Ergebnisse der 1895er Zählung sind hervorragende Leistungen der modernen Statiftit und haben der weiteren staatswissenschaftlichen Verarbeitung viel Mühe erspart und die Wege nicht nur geebnet, sondern auch vielfach gewiesen. Aber fie haben diese weitere Ver⸗ arbeitung nicht unnötig gemacht und auch nicht unnötig machen wossen. Rauchberg durfte sich zu einer soschen berufen fühlen, da er die Auf⸗ bereitung und Bearbeitung der umfassenden, mit ausführlicher Be= handlung der Ger, ch verbundenen österreichischen Bolts.
sind endlich noch die Be— Einkommensverteilung nach
zählung von 1890 geleitet und die Tat sachen dieser inhaltsreichen Aufnahme überdies in dem Werke Die Bevölkerung Oesserreichz⸗ in anziehender und sehrreicher Weife geschildert hat. in vor⸗ liegendes Buch, in dem er die Ergebnisse der deutschen Berufs ermittelung, der landwirtschaftlichen und der gewerblichen Betriebs-
jählung von 1895 näher gewürdigt hat, um daraufhin ein Gesamt⸗ bild der volkswirtschaftlichen Entwickelung Deutschlands zu entwerfen, ift ein Kompendium der staatswwissenschaftlichen Verwertung ihres In⸗ halts. wie man es sich trotz mancher Einwendungen gegen einzeln es nicht besser wünschen kann, das den Politiker wie jeden Gebifdeten vortrefflich anzulerlten geeignet ist, auf der Basis der 1535 er Statistit᷑ zu einem möglichst sicheren Urteil auch über die Entwickelung unseres Wirtschafte lebens bis zur Gegenwart zu gelangen. ö
Der Verfasser behandelt in den ersten vier Teilen zunächst die Methode der Berufs⸗ und Gewerbezählung, dann die Berufs liederung und soziale Sachen (Gestaltung der Volkszahl, Frwer Stãtigkeit
Bodenhenutzung, Verwendung von landioirtschaftlichen . —
industrie) Am
s Schichtung
Besondere Beachtung
verwickelten Vorgänge, .
der ,, , 9 hiernach eine dichtere oder losere Ver- 5.
olkszunahme im Deutschen ig g. da sie nicht so sehr
und fast gänzlichem Aufhören der Auswanderung beruhe. Daneben stellt er. die frappierende Tatsache, daß die Signatur der jüngsten Wirtschaftsperiode, von ben worüber
gehenden Depressionen abgesehen, chronischer Arbeitermangel ist, während vor dreißig Jahren noch die chronische Neberfũllung des Arheitẽmarktes i nr Reservegrmeen) eine 8 der sozia · listischen Kritik unserer , war. Erklärt werden könne das nur durch die Umbildung der erufsgliederung, die das deutsche Volk durchgemacht habe und noch durchmache: von der Land⸗ wirtschaft zu 3, Handel und Verkehr. Die ganze Volkszu⸗ nahme von. 1882 bis i895 sei letzteren Berufen zugewa sen, mehr als drei Viertel davon allein der Industrie. Der Grund sei: Die Landwirtschaft gebunden an die verfügbare Bodenflãche, beengt durch die überkommene und nur allmãhlichem Wandel zugãngliche Agrar⸗ verfassung in Besitz und Betrieb, gerade während der Zwischenzeit zwischen 1882 und 1895 bedrängt durch die Konkurrenz auswärtiger Länder mit äußerst extensiver Wirtschaftswesse. Die Industrie hingegen getragen bon einer potentiell unbeschrankten Aus⸗ breitun garn f! leicht beweglich, stets gerüstet und bereit, jeden . Fortschritt zu verwerten, jede Errungenschaft als Vorstufe weiterer Errungenschaften auszunutzen. Dieser Umbildung der Be— rufsgliederung entspreche die Veranderung der Ansiedelungsberhaͤlt· nisse: der i vom Lande nach der Stadt. Das zwanzigste Jahr⸗
hundert treffe bereits die größere Hilfte der Bevollerung in stãdtischen Wohbnplätzen. Diese Tatsache sei eine der wichtigsten in der Entwickelung des deutschen Volles. Niemand könne über⸗ sehen, welche Gefahren mit der Verpflanzung so gewaltiger Volksmassen in neue Lebensbedingungen verbunden seien. Sowohl vom Standrunkt des Zuzugs⸗ wie vom Standpunkt des Wegzugsgebiets müsse sie die ernstesten Bedenken erwecken. Darauf
die Bedingungen für die
wachsenden Millionen städtischer Bevölkerun er Kraft, sittlicher und
Wahrung und Entwickelung vosser physisc — eistiger Wohlfahrt zu schaffen, um zu verhindern, daß die ländlichen ulturelemente, dem heimatlichen Boden entrückt, verloren
gehen, ohne durch eine andere Kultur abgelöst zu werden..
Das Problem durchdringe alle Gebiete des städtischen Lebens und
fordere, sie unter dem Gesichtspunkt der Aceelimatisation jener Volks⸗
massen zu betrachten die durch Rie Ümbildung unserer Wirtschafts. verfassung mit unwiderstehlicher Gewalt in neue Lebensberhältnisse bersetzt worden sind'. Der Verfasser verschließt sich nicht den Ge⸗ fahren einer überstürzten industriellen Entwickelung, aber fie lägen nicht darin, daß die Entwickelung eine industrielle, sondern darin, daß sie überstürst sei. Ohne die industrielle Entwickelung blieb die deutsche Bevölkerung auf den durch die Agrarverfassung ejogenen engen Raum der früheren Wirtschaftsstufe be⸗
e. und damit auch die militärische Machtentfaltung. Ueber die
triviale Tatsache könnten wir nun ein maß nicht hinweg, daß die zahl⸗
reichere und dichtere Bevölkerung auch mehr Soldaten stelle, und daß die durch die industrielle Entwickelung geförderte Volkswirtschaft die
i . Mittel hierfür aufbringe. Es komme alles darauf an,
die in den Städten und in der Induftrie zusammengeballten Millionen
durch praktische Sozialpolitik auf die physische Leistungs fähigkeit zu heben, die man bisher als den eigentuͤmlichen Vorzug der Lanb⸗ bevölkerung betrachte. Zwei Aufgaben habe sonach das Deutsche Reich: nach außen zur Wahrung seiner weltwirtschaftlichen Stellung eine macht. volle Weltpolitik, und im Innern die Hebung der zur wichtigsten Be⸗ pölkerungsschicht angewachfenen industriellen, städtischen Arbeiter⸗ schaft durch praktische Sozialpolitik. Diese Sozialpolitik, glaubt der
Verfasser, werde jedenfalls eher zum Ziele führen als die phantastischen
Projekte innerer Kolonisation, so sympathisch er auch allen Plänen
gegenüberstehe, die eine Verstärkung des Bauernstandes bezwecken.
Einen Rückgang der Landwirtschaft hestreiter er entschieden, und auch
von einer Entvoölkerung des platten Landes will er nichts wissen.
Es wird nicht jeder den Ansichten des Verfassers überall folgen wollen. Er unterschätzt ebenso die bereits zu beklagende Entvölkerung wie die Fähigkeit der Landwirtschaft, mehr Leute lohnend zu be⸗ schäftigen. Gleichwohl erscheint das Werk durch seinen wissenschaft⸗ lichen Ernst, die scharfsinnige Verwertung der Ergebnisse, die geift=
Bollen Anknüpfungen an die keobachtefen Eischeinungen Üünd Lurch dis fließende, ,. Darstellung, die uns belehrt, ohne daß wir zu lernen glauben, sehr geeignet, die
Erkenntnis der durch die großen Erhebungen von 1895 geforderten Ergebnisse in weiteren . zu
verbreiten.
— Die auf Grund amtlicher Quellen herausgegebene Deutsche Kolonial- Gesetz gebung“, von der bereits fünf Bände, umfassend die Jahre 1892 — 1950, vorliegen, wird in einem neuen sechsten Teil fortgesetzt, der zahlreiche Nachträge sowie die vollständige Sammlung der auf die deutschen Schutzgebiete bezüglichen Gesetze, Verordnungen,
Erlasse und internationalen Vereinbarungen uz den Jahren 190102 enthält und von dem Geheimen Legattonsrat Schmidt⸗Darg itz und dem Admiralitätsrat, Profeffor Dr.
der Königlichen Berlin Sm. 12, Bande behandelte
Kößngr bearbeitet worden ist. (Ver , von C. S. Mittler u. Sch, reis 15 S6, gebunden 17 9) Der in diesem
Stoff gliedert sich in drei Teile, deren erster die Ges und Ver⸗ ordnungen enthält, die für sãmtliche deutschen Schutz gebiele gemeinsam
ergangen sind; der zweite Teil bringt das geseggeberische Material für die der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amts unterstehenden Schutzgebiet Afrikas und der Südfee; der dritte Teil endlich be⸗ trifft die Vorschriften für das dem Neichsmarineamt unterftellte Kiautschougebiet. Ein übersichtlich e; Inhaltsverzeichnis und ein genaues Sachregister erhöhen die prakfische Brauchbarkeit der Samm= lung. Schon im Hinblick darauf, daß das einschlägige Quellenmaterial in verschiedenen Publikationsorganen zerstreut ist, und infolgedesfen der Ueberblick über die koloniale Rechtslage sich erschwerend und zeit⸗ raubend gestaltet, dürfte auch der vorliegende Band wie seine Vor⸗ gänger sich als praktisches Hilfsmittel für Beamte in den Kolonien und für Kaufleute, die mit den Kolonien Handelsbeziehungen unter⸗
halten, erweisen. . — Rommentar zur Dis z iplinar⸗Strafęrdnung für die Kaiserliche Marine, herausgegeben von Fritz sielitz,
Marineoberkriegsgerichtzrat. Verlag der Königlichen Hofbuch ndlung von E. S. Mittler u. Sohn, Berlln. Geh. 3 S6' — Der vorliegende Kommentar zur Dis ꝛiplinarstrafordnung für die Kaiserliche Marine soll den Diez iplinarvorgeseßten eine zuperlässige und sichere Sandhabe bei der Ausübung ihrer Digziplinarstrafgewalt bieten und wird diesen
Zweck zweifellos erfüllen. Es sind alle Verordnungen aufgenommen, die bei der Disziplinarbestrafun überhaupt in Frage kommen. können, insbefondere . die Kriegsartikel und
die Beschwerdeordnung. Die Bestimmungen der Diszivlinar⸗ straferdnung sind unter Berückfichtigung aller für die Kaiserliche Marine erlassenen Dienstvorschriften und Verordnungen eingehend kommentiert. Bei Auslegung der Vorschriften des Militãrstrafgesethuches. betreffend die militärlschen Vergehen, welche in leichteren ö im Diszivlinar⸗ wege geahndet werden können, ist die neueste Re tsprechung des Reichs militärgerichts sorgfältig verwertet worden. Außer den Vergehen gegen die S5 102 und 152 des NM.-St ⸗G. B. hat der Verfasser auch diejenigen, welche zur Zuständigkeit der Standgerichte n, be⸗ handelt, so daß dieses Handbuch auch den niederen Gerichtaherren und den Gerichtsofftzieren ein willkommener Ratgeber bei der Ausübung ihrer Tätigkeit ein wird. Ein Inhalteverzeichnis und ein sorgfältig ausgearbeitetes Sachregister erhöhen feine praktische Brauchbarkeit.
— Die Naturkräfte. Ein Weltbild der physikalischen und chemischen Erscheinungen. Von Dr. M. W. Meyer. Mit 474 Ab⸗ bildungen im Text und 29 Tafeln in Dolzschnitt, Aetzung und Farben druck. In Halbleder gebunden 17 Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig. — Das jetzt vollständig vorliegende Werk des ehemaligen Leiterß der Berliner Ürania⸗ will kein Lehrbuch der Physik oder Chemie sein, fondern verfucht, die physikalischen und chemischen Erscheinungen unter dem Gesichtspunkt eines inneren Zusammenhangs aller Naturwirkungen darzustellen; es mußte daher aus dem überreichen Stoff eine bestimmte Auswahl getyoffen, andererseits aber mußten Belege für jene gesuchte Einheit der Natur⸗ kräfte beigebracht werden. So ist das Buch ein einheitliches Ganze; da aber seine Teile das einheitliche Band nicht überall leicht sichtbar er⸗ kennen lassen, ist in dem letzten Teil, die Stufenfolge der Naturvorgänge eine vom Gesichtspunkt dieser Einheit aus zusammengefaßte Darstellung Aller Naturerscheinungen gegeben. Daß bei einer solchen Darftellung der Hypothese ein breiter Raum gelassen werden mußte, ist selbft⸗= verständlich; denn das Wesen der Naturkräfte ist no immer ge⸗ heimnisvoll geblieben, und „alle Betrachtungen darüber sind — wie der Verfasser in dem Vorwort zu seinem Buche einräumt — hvpothetisch, mögen sie auch in vornehm ⸗wissenschaftlichem Gewand auftreten und uns mit einer Fülle von krausen Integralen zu imponieren versuchen'. In der hn hel. mit der immer wieder auf das 3 der ver⸗ suchten Erklärungen hingewiesen ist, unterscheider sich das Buch sehr vorteilhaft von vielen anderen populären naturwissenschaftlichen Werken. In der Danstellung des zum Teil sehr schwierigen Stoffs ist der Ver⸗ fasser mit Erfolg bemüht gewesen. gemeinverständlich zu bleiben; das reiche Bildermaterial hat ihn dabei wesentlich unterstützt.