1903 / 246 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 19 Oct 1903 18:00:01 GMT) scan diff

nur das

Der auf dem Dache des Wohnhauses neben der Küppel für den großen Refraktor aufgestellte große Gitterspektrograph ist von Professor Müller im Sommer 1902 ununterbrochen zu Untersuchungen über die terrestrischen Linien im Sonnenspektrum

benutzt worden. Auf den mit Hilfe des Apparats erhaltenen Aufnahmen sind die unserer Atmosphäre angehörigen Ab⸗ sorptionslinien mit dem Mikroskop leicht aufzufinden,

Professor Lohse hat seine Untersuchungen über die Spektrg

verschledener Elemente weitergeführt; Professor Hartmann und Dr. Eberhard haben in Gemeinschaft eine große Reihe von Experimenten über die Spektra einiger Metalle, insbesondere des Magnesiums und des Siliciums, angestellt. Von den großen Planeten befand sich im abgelaufenen Jahre keiner in günstigen Sichtbarkeitsverhältnissen, und es wurden daher Beobachtungen über ihre physische Beschaffenheit nicht gemacht. 3 g

Die , ,, des nördlichen Himmels, die Professo Müller in Gemeinschaft mit Professor Kempf ausführt, wurde beträchtlich gefördert. Der dritte Teil, die Zone 4 400 bis 4 G06 Deklination umfassend, wurde vollendet und mit dem Druck begonnen; der Katalog enthält 4108 Sterne, etwas weniger, als zwischen 4 200 und 4 100 Deklination vorhanden find. Für den vierten und letzten Teil der Durchmusterung, der von 600 bis zum Pol reicht, sind bereits 100 Zonen beobachtet worden, und der Abschluß der ganzen Arbeit steht im Jahre 1904 zu er⸗ warten.

Der bei Gelegenheit der Zonenbeobachtungen aufge⸗ fundene veränderliche Stern X Persei mit sehr langer Periode wurde fortgesetzt beobachtet; er hat im Jahre 1902 weiter abgenommen und befindet sich zur Zeit in seinem Minimum. Im verflossenen Jahre wurde ein Stern im Sternbild des Bären als veränderlich erkannt; er besitzt die bemerkenswert kurze Periode von wenig

über 4 Stunden, die kürzeste bisher bekannte. Eine ausführ⸗

liche Mitteilung über diesen Stern ist in den Sitzungsberichten der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin ver⸗ öffentlich worden. . .

Die Untersuchungen über die , der Nova Perfei find von Professor Müller und Professor Kempf weiter eführt worden. Die Beobachtungen des Sterns mit . des Photometers konnten noch an 27 Tagen vorgenommen werden: er noch mit ö. des Steinheilschen Refraktors von 13 em Oeffnung, päter, als die Helligkeit merklich unter die 9 Größe sank, mit

ilfe des Schröderschen Refraktors von 30 em Oeffnung.

ie Bearbeitung des gesamten Beobachtungsmaterials, das auf eine Aufforderung hin von zahlreichen Beobachtern eingegangen war, ist schon n ,, geschritten, wird aber noch. geraume Zeitz in Anspruch nehmen. ö

Die 8. Professor Wilsing und Professor Scheiner begonnene Untersuchung über die relative Helligkeit der

Haupispektrallinien der helleren Nebelflecke wurde zu Ende

geführt, und die erhaltenen Resultate sind in den Astrono⸗ mischen Nachrichten veröffentlicht worden. . Im Jahre 1902 wurden im ganzen 52 photographische Aufnähmen bon der Sonne gemacht, A von Professor Lohse, 31 von . Hartmann. An 70 Tagen war die Sonne fleckenfrtei, und erst gegen Ende des Jahres traten größere Gruppen von Flecken auf, so daß das seit 13899 andauernde Minimum der Sonnentätigkeit nunmehr sein Ende erreicht haben dürfte. Die von Professor Kempf am Spektrö⸗ heliographen ausgeführten Beobachtungen der Sonne ergaben , ,. unbedeutender Objekte von kurzer Dauer.

Für den Kgtalog der photographischen Himmelskarte hat Dr. Scholz 77 Platten mit 16 ö r n nf , und

von 1000 Sternen die genäherten Oerter berechnet, soöwie einige

der katalogisierten Platten mit der Bonner Durchmusterung verglichen. Ferner sind von einem Hilfsrechner die genäherten Derter von 18000 Sternen berechnet worden. Ber dritte Band des Katalogs ist im Juli 1903 versandt worden. ; Dr. Ludendorff hat eingehende Untersuchungen über die Kopiefehler des bei den Aufnahmen verwendeten Gitters sowie Über bie Schichtverzerrungen auf photographischen Platten an⸗ gestellt und bis Ende des Jahres nahezu zum Abschluß gebracht. Sodann haben Dr. Eberhard und Dr. Ludendorff, gemein⸗ schaftlich eine Untersuchung über die mittlere Verteilung der Sterne auf den Platten angestellt. Von den zahlreichen Arbeiten, die auf dem Observatorium außerdem ausgeführt worden sind, mögen hier noch die von Profesfor Hartmann angefertigten Vergrößerungen einer Anzahl der bestgelungenen, von ihm am 80 em⸗Refraktor erhaltenen Aufnahmen Mond, Orionnebel, Ringnebel in der Kier) erwähnt werden, sowie von Dr. Ludendorff und Dr. Eber hard im Brennpunkt des photographischen Refrakiors von IM s em Deffnung hergestellte Rrelte Aufnahmen besonders von Sternhaufen, Farunter eine Aufnahme des Sternhaufens im Herkules. Im Frühjahr 1902 hat Professor Scheiner eine Untersuchung über die Temperatur der Sonne begonnen, die gute Resultgte zu liefern verspricht. ; Von den Publikationen des Observatoriums wurde das dritte Stück des zwölften Bandes: Nr. 41. O. Lohse, Funken⸗ speltra einiger Yi el. im Druck vollendet; der hiermit ab⸗ geschlossene zwölfte Band der Publikationen ist im Juni 1902 zur Versendung gelangt. Am Schluß des Jahres befanden sichæ im Druck: Nr. 44. G. Müller und P. Kempf, Photo⸗ metrische Durchmusterung des nördlichen Himmels. III. Teil, Zone 4 400 bis 4 606 Deklination, und , ,, Zone 4 310 bis 4 406 Deklination. Katalog. Band. A. Biehl.

Etatistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung. .

Die Textilarbeiter in Armentisres (ogl. Nr. 245 d. Bl.

. r git ing T. B.“ meldet, in der gestrigen allgemeinen Ab⸗

timmung. mit großer Mehrheit für die . des Ausstandes

üsgesprochen. Von rund 12 000 Arbestern und Arbeiterinnen be—

teiligten sich 8576 an der Abstimmung. 7264, unter diesen 700 Belgier, stimmten für den AÄusstand und 1306 gegen ihn.

n Dünkirchen find, dem. W. T. B. zufolge, am Sonn—

ben bdormit tt zoͤh Hafenarbeiter, in den Ausstand ,,

. ze, Far er fl eneine Alb ln für bier,

usstandes ausgesprochen.

. Kunft und Wissenschaft.

. 3 . mlung der Berliner Gesellschaft für e r Gd r m nn rer 190314 fand unter Vorsitz des Geheimen Medizinalrats, Professors Dr. Waldeyer am letzten

Sonnabend statt. Von dem Schriftführer Dr. Träger gelangte ein Brief vom 2. Oktober aus- Tunis zur Verlesung. Danach beab= sichtigte der Forschungsreisende einen Woflug in die tripolitanischen , Im Sommer besuchte er, krotz der Kriegswirren auf der Balkanhalbinsel, Albanien, schlug aber einen anderen Weg als auf seiner früheren Neise ein Das von Or, Träger bei seinem in Sarajewo endenden Ritt kennen gelernte Gebiet der Miriditen erwies sich als von der Kriegsfurie unberührt. Er vermochte interessantes ethno⸗ graphisches Material zu sammeln; an anthropologischem und archäologischem war die Ausbeute jedoch gering. Professor Dr. Klaatsch schrieb aus Frankreich, aus dem Departement Dordogne, daß er augenblicklich damit beschäftigt sei, den Rest der für sein Studium der Tertzärfeuersteine wichtigen Fundstätten zu untersuchen, nachdem er zu gleichem Zweck vor kurzem an nigen Punkten jenseits der Pyrenkzen tätig gewesen sei. Er hoffe, neues Materigl für seine Vermutung der Existenz des Menschen im Ausgang der Tertiärzeit zu gewinnen. Weitere vom Vorstandztisch erfolgende Mitteilungen betrafen u a. eine Dar⸗ legung von Dr. Hase-Braunschweig, in der schwere Bedenken gegen die Mitwirkung der Menschenhand bei Entstehung der z. 3. im Vordergrund der anthropologischen Forschung stehenden Eolithen erhoben werden, ferner eine Untersuchung der berühmten Madrider Mayghandschriht, und eine Arbeit des Konservators Krause am Museum für Völkerkunde über die Nützlichkeit der Verwendung von kohlensaurem Ammoniak bei Konservierüng eiserner Altertümer.

Vor der, Tagesordnung erhielt noch das Wort Professor Dr Hans Virchow zu einer von Demonstrgtionen begleiteten Mit⸗ teilung über den Vorteil, der dem angtomischen Studtum erwächst, wenn Knochen sowohl in der Vereinzelung als in ihrer Zusammen— stelluig zum Skelett untersucht werden.

Den ersten Vortrag des Abend hielt Profe ssor Dr. Sch mein furt h über älteste Kieselartefakte von Theben in Qberägyten?,. Einleitend kam der Vortragende auf seine im vorigen Winter bereits mitgeteilte Beobachtung zurück, wonach er einem Pavian aus der Ferne zu⸗ gesehen habe, wie er gewisse sehr harte Nüsse unter Anwendung eines Steins öffnete. Prosessor Schweinfurth zeigte jetzt die von ihm mit— genommenen angeknackten Nüsse, die er nach Verjagung des Pavians bon dem Marmorhlock aufgesammelt, an dem er den, Affen kurz vorher in der geschilderten Art mit dem Oeffnen der Nüsse . gesehen hatte. Die Beobachtung regt jedenfalls zu weiterer Untersuchung der Frage an, ob es dem Menschen allein vorbehalten ist, sich des Geräts zu be— dienen, oder ob auch Tiere, sei es aus eigener Intelligenz, sei es aus dem bei Affen so entwickelten Nachahmungstrieb zur Anwendung ein⸗ fachster Geräte gelangen? Auf das Thema seines Vortrages ein

lenkend, der durch zahlreiche, als Feuersteinartefakte angesprochene

erläutert war, gab der Vor⸗ von den Fundstaͤtten, die sich wenig westlich von Theben bei Wadigen und am Abhang dez Luzing- Hügels 1“ km, nördlich von den Königsgräbern befinden. Die Gebirgsformation gehört unzweifelhaft dem Pliocän, der letzten Periode des Tertiärs, an, won dem es bekannt und auch an diesem Pliocänplateau, durch das Vorkgmmen von Foraminiforen (Schalen ausgestorbener Generationen von Wurzelfühlern) nachgewiesen ist, daß während der Uebergangsperiode zum Diluvpium Kalke darüber abgelagert, worden sind. Die Abwesenheit von kristallinischen Geschieben oder sonstiger Urgebirgsbrocken beweist aber für das n, Pliocän, daß es außerdem in der Diluvialzeit keine Ueber⸗ lagerungen erfahren hat, ja es darf aus dem Dichtnebeneinander— liegen von zueinander i Steinbruchstätten, gefolgert werden, daß diese Randzone des Niltaleinschnitts in der ganzen Qiluvialzeit wenig oder gar nicht, gestört worden, ihr Klima wahr— scheinlich ungefähr dasselbe geblieben ist wie heute. An den mehr oder weniger steilen Terrassen, in denen dieser Talrand zum Strom abfällt, finden sich nun sehr starke Schutthalden von im Laufe einer sehr langen Zeit, die nach Penk als die erste Periode des Diluviums anzusehen ist, abgebröckelten und zu Tale gestürzten Schottermassen.

Fundstücke und Zeichnungen

tragende zunächst ein ild

Sie hesitzen an der Hauptfundstätte eine Mächtigkeit von 16 m, und:

es ist das obere Drittel dieser Schicht, aus welcher allein die nach Tausenden zählenden Kieselartefakte hervorgezogen worden sind. Scheint es nach diesem Sachverhalt somit zweifellos, daß diese Fundstücke spätestens in der ersten Periode des Diluviums, also gleich- eitig mit der Periode, die in Deutschland das Mammut fah, ver— chüttet worden sind, was uh die Existenz ihrer Verfertiger auf dem liocänplateau vor oder während . Periode zu schließen er- sauben würde, so spitzt sich die in den letzten Worten berührte Folgerung ausschließlich zu der Frage zu; Darf überhaupt die Ver— wendung bezw. Anpassung für den Gebrauch dieser als Geräte und Waffen angesprochenen Silexfundstücke durch den Menschen wirklich als unzweifelhaft angenammen werden? Diese Frage beantwortete

der. Vortragende nach seinen sorgfältigen Und jahrelang fortgesetzten Beobachtungen im wesentlichen bejahend. Aller dings, so führte er aus, gab es au eine natürliche Formänderung der Kiesel 6. Witterungs⸗ und Druckwver⸗

hältnisse; allein diese natürliche Aussplitterung unterscheide fich sehr charaktertstisch von der künstlichen . durch Menschen⸗ hand. Sie gehe fast immer in derselben Art vor ich nämlich durch muschelige, ziemlich symmetrische Ablösung flacher Schalen. Die Ursache hierfür . der Druck schwerer Schichten in Verbindung mit Sickerwasser. Meist liegen diese Schalen in ihrer ursprünglichen Ein⸗ bettung horizontal. Werde der Druck guf die oft vorkommende kugelige Struktur eines Feuersteins geübt, so löfen sich die Schalen in Form von flachen Ringen ab und lassen einen innern Kern von 3 bis 3098 Gewicht zurück, eine sehr häufig vorkommende Erscheinung. Es ist nun höchst bemerkenswert, daß unter den vom Vortragenden als zweifellose Artefakte behaupteten Fundstücken sich viele solcher Ringe finden, welche die Menschen altz geeignet zur Benutzung, namentlich unter Schärfung ihrer Kanten, zu, Schneid- und Dengelwerkzeugen erkannt zu haben scheinen später vielleicht auch als Schlagringe, somit als Waffen an— wendeten. Für seine Auffassung dieser neben anderen als Hammer und. Messer benutzter Fundstücke führte Professor Schwein furt auch an, daß nur handliche und nicht zu schwere Steine keine Spuren bon Anpassung und Abnutzung durch den Gebrauch zeigen, nicht die leichten, auch, nicht die sehr schweren. Ebenso fand er charakteristische Unterschiede heraus zwischen auf natürlichem und auf künstlichem Wege umgestalteten Steine, nämlich in der andern und stärker verwitterten Beschaffenheit der Patin (Rindenschicht) bei den ersteren. Der Vortragende empfahl schließlich den von ihm häusig gehrauchten Ausdruck Manufakte statt Artefakte, als die Sache besser treffend, weil kaum irgend ein Gerät, als auschließlich von Hand bereitet, mit solchem Recht bezeichnet werden könne, wie diese . im wesentlichen der paläolitischen e örigen Feuersteinwerkzeuge. it r n e f an den volgen eng anschließende Vortrag von rofessor Sr. Eugen Bracht Bericht über eine Reise nach den Fundftellen der Eolithen in Westflandern. bestätigte in ausführlichen arlegungen die Schwierigkeiten einer alle »Wenn. und Aber, aus. schließenden Beantwortung der Frage, ob man gegebenen Falles in bicsen Feuersteinfunden von Menschenhand gebrguchte, unter Umständen eformte und mehr oder . . Werkzeuge vor sich habe. Professor Bracht fand in der Nähe von Brüssel Silerbänke, 980 his mn tief unter der Oberfläche des gewachsenen Bodens, nicht mehr ais 1. m breit und. kniehsckk, und war zagelgng K'rgehlic bemüht, unter einer großen Menge herausgeförderten Materials Stücke zu finden. die als Artefakte gelten könnten. Dech Hhaärfte ? sich allmählich der, Bick für dich aun, sobaß eine Sammlung angelegt werden konnte, die in ihren sinteressantesten Stücken, vorgezeigt wurde, Sie Erweisen, sich in der Mehrzahl von zylindrischer oder pyramidaler, keilförmiger Form, und es bedarf in der Tat nicht der Beihilfe einer lebhaften l te um die Anfänge einer i tn g, die erfolgreiche Anpassung an dis Hand und die Abnutzung der Schlag,, Stoß. zder Schneidflächen zu erkennen. Ueberzeugend wirkte besonders der . mit ähnlichen Steingeräten, die notorisch noch heute bei in der Entwickelung zurück- gebliebenen Völkern in Gebrauch sind, wie dergleichen aus dem peträischen Arabien vorgewiesen wurden. Gbenso finden sich ganz ähnliche Stücke in unserem Feuersteineldorado Rügen. Es wird hierdurch

Alexander zu nennen, der

zugleich einer auch von Professor Schweinfurth aufgeworfenen Frage Beantwortung zuteil, der Frage, ob diese Feuerstein⸗Benutzung und Technik überall ursprünglich oder ob sie als Erfindung befonderz intelligenter Menschen von Stamm zu Stamm, von Land zu Land übertragen worden sei, Die Antwort könne kaum anders als zu Gunsten des ersten Teils der Alternative lauten. =

Im ganz gleichen Sinne wie die beiden Vorrednet sprach sich zum Schluß auch der Geologe Professor Dr. Jäkel unter Vorlage von 26 Feuersteinartefakten aus, die ihm aus Freienstein in der Prignitz von dem dortigen Hauptlehrer überbracht worden sind. Professor Jäkel war selbst an der Fundstelle, um sich dahon zu überzeugen, baß diese vom ersten Finder für versteinerte Knochen gehaltenen Stücke mit dem Spaten aus mäßiger Tiefe hervorgeholt und daß ihrer noch mehr au dem graugelben Sand und Kies herguszufördern sind. Die geologischen Lagerungsverhältnisse der Oertlichkeit sind z. 3. noch nicht genügend klarzustellen, weil die geologische Landesguntersuchung in der Prignitz noch nicht erfolgt ist; es scheint dem Vortragenden jedoch, daß die Stücke sich an ihrem Fundorte bereits in sekundärer Lager⸗ stätte befinden. Charakteristisch und beweisend für die Verwendung durch Menschenhand ist das Vorhandensein der Flächen stärkster Ab⸗ nutzung stets an den der handlichsten Angriffsseite gegen⸗ überliegenden Seiten. Von dem Aussehen, das Verwitterung erzeugt, sind diese Abnutzungsflächen sehr verschieden. Chenso ist die dem Gletscher und seiner schiebenden Wirkung zugutschreiben de Abnutzung, im Fall ein Geschiebe an dem andern gerieben wird, von ganz anderer Beschaffen heit, nämlich entweder sich durch Schrammenbildung over durch vollständige Glättung kennzeichnend. Bestimmend für die Eigenschaft dieser Feuersteinstüicke als menschlicher Werkzeuge und für ihr sehr hohes Alter ist gerade die mit der vielsestigen Benutzungs⸗ weise zusammenhängende Verschiedenheit der Abnutzungen. Denn die Funktionen, welchen diese Instrumente dienten, haben sich . erst allmählich differenziert, in dem Sinne, daß man allmählich für die . Arbeiten verschieden beschaffene steinerne Werkzeuge an⸗ wenden lernte.

In Erfurt ist, wie W. T. B. meldet, gestern nachmittag die kunst geschichtkl iche Ausstellung der therm g , ,. chen Länder feierlich ges . en worden. Der egierungsyrästdent von . sprach den Konservatoren den Dank der preußsschen Re⸗ gierung auß.

*

Zum Andenken an den verstorbenen Akademiker, Romanisten Gaston Paris hat sich dem W. T. T. zufolge in Paris eine „Gaston Paris⸗Gesellschaft‘ gebildet. Zum Vorsttzenden der Gesellschaft wurde der Direktor der Ccole des Chartes, Paul Meyer, gewählt. Die Gesellschaft zählt 251 Mitglieder, darunter zahlreiche deutsche Gelehrte.

Theater und Muftk.

Residenztheater. .

Im Residenztheater gab es am Sonnabend eine doppelte Ueber⸗ raschung; einerseits darüber, Pierre Wolff, den 2 des zum ersten Male aufgeführten Lustspielz Das große Geheimnis“, von einer weit vorteilhafteren Seite kennen zu lernen als wenige Tage zuvor in seiner Biscotten, andererseits über die Tatsache, daß ein gemütvoll-heiteres, faft harmloses Werk, als welches sich dat neue Lustspiel erwies, einen ehrlichen, unbestrittenen Erfolg an einer Stätte dabontragen konnte, wo sonst zumeist die am stäͤrksten gewürzte dramatische Kost aus der französischen Hauptstadt für di, wohl⸗ schmeckendste galt. Der einfache und doch sehr wirksame Inhalt des von Max Schön au verdeutschten Stückes ist bald erzählt. Ein älteres wohlhabendes Ehepaar ist zu der Ueberzeugung gekommen, daß sein Sohn heiraten müsse, man glaubt auch in . Langeae, einer jungen Dame, die im Hause verkehrt, eine passende Partie ge= funden zu haben. Da gesteht der Sohn, daß er seit geraumer Zeit in engen Beziehungen zu einem Mädchen stehe, das er liebe und von dem er nicht lassen wolle, ja, daß er fogar schon Vater eines fie, jährigen Sohnes sei. Die Eltern, die einander gegenseitig durch die oe Strenge ihrer Grundsätze zu imponieren suchen, spielen die Enträfteten und verlangen die Lösung des Verhältnisses; heünlich vor dem andern aber geht jeder der beiden Alten zu der in hescheidenen , . lebenden Geliebten des Sohnes und findet an ihr fowie an dem Enkelkind so großes Gefallen, daß im Ernst an . der Liebenden gar nicht . edacht wird, Das Humoristische der Situation liegt nun darin, da er eil der gefürchteten strengen , , des andern wegen si Heut, das Geheimnis der, zu verschie denen Tageszeiten stattfinden den Befuche bei dem Enkelkind und seiner Mutter zu verraten, Ein hett Freund des Hauseg führt endlich das egenseitige Geständnis erbei, und der beglückte Sohn darf nun . Gewissensehe zu einer gesetzlichen machen. Dieser einfache Vorgang wirkt weniger durch die, Spannung, die er erzeugt, als durch die behagliche Charakteristik der handelnden Personen. Sie sind wirklich mit einem gemütvollen Humor gesehen und geschil dert, wie man ihn bei den Autoren jenseits der Vogesen selten antrifft. Ganz befonders anmutig sind die Kinderszenen des zweiten Aktz, weil sie nichts Er— künstel kes an sich hahen. Die guten Eigenschaften des Lustspiels wurden durch eine bis in die kleinen Einzelheiten vortreffliche Dar⸗ stellung in das günstigste Licht gerückt., An erster Stelle ist Herr n den nicht ohne Gewissensbisse heimliche Großvaterfreuden genießenden alten Herrn mit einem Humor spielte, der belustigte, aber auch ans Herz griff. Eine ebenbürtige ö hatte er in Frau Margarete Otto-Körner aus Hamburg, die seine Gattin elegant in der äußeren Erscheinung und mit einem für das Unterhaltungs täck vielleicht etwas zu schweren, aber warmen, herzlichen Ton spielte. Das farbloser gehaltene Liebespaar fand in Herrn Ernst Bach und Fräulein * Serger sympathische Vertreter. Ganz besonderes Lob gebührt ferner der . X kleinen Elly Rothe, die schon früher, in den Aufführungen von Pelleas . und Melisande., durch besondere Begabung aufgefallen war, für ihre frische, natürliche Darstellung des vielumworbenen Enkelkindeg. Herr Seldeneck, der vermittelnde, Freund, der in einer fein gezeichneten Liebesszene seine angebliche Feindin als Lebensgefährtin gewinnt, und Frau Reisenhofer, der diese letztere Rolle zufiel, lösten ihre Aufgaben ebenfalls mit Geschick und Geschmack und trugen nicht wenig dazu

bei, dem Stück zu verdientem Erfolg zu verhelfen.

Episode in zwe Navarra“ mit Frau

n n, kergen Schillers isti i n a als Marquis Ho . K. pielt Herr . 6 . Lindner, die Prinzessin ir ppe. orstellung beginnt um 7 Uhr* ; . Direktion des Berliner ern rh, mee, teilt gegenüber anders lautenden Gerüchten mit, daß dat Orchester weder

auzei ĩ ʒ . . i chen wird, vielmehr unter demselben

Mannigfaltiges.

Berlin, den 19. Oktober 1903.

Gestern mittag um 12 Uhr fand auf dem Platze vor dem Brandenburger Tor die feierliche 8a e,, 9. Denk ler weiland Ih ter ö des Kaisers d Kaiserin Friedrich statt. Die Standbilber nel!