1904 / 64 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 15 Mar 1904 18:00:01 GMT) scan diff

weniger geworden. Das liegt auch an der Notlage der Land⸗ wirtschaft in Verbindung mit den schlechten Ernten der letzten beiden ahre. Ich flehe 260 Jahre und lätͥƷiĩᷓé mitten in dem Geschäft und habe alle Phafen des Rementegnkaufs genau verfolgt. Ich kann nur wünschen, daß noch mehr als bisher der Händler aus dem Remonte⸗ ankaussgeschäft autschelde. Demnächst soll wieder nach Afrika eine Verstärkung des Grpeditionskorps gehen; dazu werden 800 Pferde Ebi ht. Ich hoffe, daß dabei auch das oltpreußische, besonders das itauische Pferd in Anerkennung feiner Leistungsfähigkeit Berück- sichtigung finden wird. ; Abg. von Treuenfels (8. kons): Ich schließe mich dem Vor zedner an. Auch ich stehe auf dem Boden der Resylution, daß die nkaufepreise erhöht werden müssen. Das Schlimmste, wat die Re⸗ Mentezucht unrentabel macht, ist die Schwierigkelt, was mit den Pferden zu geschehen hat, die uns die Remonteanlaufekommissson nicht abkauft Durch die Annahme dez Zolltarifs ohne Frist. bestinmungen ist die Unterbindung der Konkurrenz des minderwertigen ausländischen Pferdematerials, die dringend notwendig war, nicht ein⸗ getreten und wird auf absehbare Zeit nicht eintreten. In der Kaltblut. zucht ist eine Gefahr für di Remontiernng der Armee nicht zu erblicken. ort, wo es zu tener ist, ein warmblütiges Pferd zu produzieren, soll man die Kaltblüterzucht gewähren lassen oder direkt unterstützen. ie Rheinprovinz macht damit glänzente Geschäfte; in Brandenburg und anderswo würde die nie f, der Kaltblutzucht sehr an⸗ ebracht seln. Auch für die Beschaffung des Pferdebedarfs für unsere olonialjwecke sollte das hesmische Pferd Beachtung fin den. Selbst das „Berliner Tageblatt! hat sich über das unglückliche Sparsystem aufgehalten, das in dieser Bezlehung die Verwaltung befolgen zu müssen geglaubt hat. Auch bei dem Ankauf der Pferde in Südamerika weiß daß Händlertum sich au eourant zu halten; auch da wird etz heißen Mausche oben, wie der, Vorwärtz⸗— sagt, und die Verwaltung ist der Geprellte. Das Pferdematerial ist denn auch nach Afrika zu einem großen Prozentsatz unbrauchbar gesangt. Es wäre doch besser, Pferde von hier mitzunehmen; wenn auch ein Teil verloren ginge, im ganzen würden wir dabei, vorteil hafter fahren. Der Transport unserer ferde bei der Expedition nach Ostgsien ist ganz vorzüglich vor ich gegangen; ja auf einem Schiffe ist sogar ein Pferd mehr ange⸗ kommen als eingeladen waren. (Große Heiterkeit. Ich habe nun die Klage der Kleingrundbesitzer über die Art und Weise des Nemonte⸗ ankaufs zu beleuchten, wie sie voriges Jahr Herr Pachnicke hier vortrug. Der sagte etwa: den Bauern kaufe man nichls ab, sondern man kaufe auf den großen Gütern, da werde erst noch gut gefrühstůckt. Wenn es sich nicht um ein Mitgkied des Reichstags handelte, würde ich eine solche Agitation als eine gewissenlofe Verhetzung des Klein besitzes gegen den Großgrundbesitz bezeichnen. Präsident Graf von Ballestrem bezeichnet einen solchen Aus⸗ druck gegen ein Mitglied des Haufes als unzuläfsig. Abg. Graf von Kan itz (J. kons) bemerkt, der Abgang an nicht abgenommenen Remontepferden ühersteige 20 o,o bei weitem. Dag liege zum großen Teil an der billigen durch ungenügenden Zoll geschützten Pferde einfuhr, Frankreich habe diese Zölle auf 2066 Fr. für das Stück erhöht, und seitde m habe sich dork die Pferderucht wesentlsch gehoben. Er halte daher bat, was die esolution erzielen wolle, für nicht erreichbar, solange der Zolltarif, der dem Grund“ übel wenigstens etwas abhelfe, nicht eingeführt sei. Jeden⸗ falls sei es Veutschland zur Zeit nicht möglich, im Falle eines Krieges seinen Pferdehedars felbft zu decken, während rankreich darüber hinaus, noch einen Ueberschuß von 35 069 Stück abe. Er hoffe aber, daß durch erhöhte Remontegelder nich nur die Klein— besitzer, sondern auch städtische Züchter zu vermehrter Remontenzucht angehalten werden würden.

Stellvertretender Bevollmächtigter zum Bundesrat, Departements direktor im Kriegsministerium, Generalleutnant Sixt von Armin er⸗ klärt, er stehe den gegebenen Anregungen spmpathisch gegenüber und hoffe, bei den diesjährigen Ankcufen die nötigen Erfahrungen i zu können. Für Südwestafrika gelange das argentinische Febirgtpferd auf Empfehlung unserer Offizsere in Südwestafrika zur

erwendung, man habe aber der Marinehilfsexpediton e,, ,. dentsche Pferde mitgegeben und werde hiermit Erfahrungen sammeln müssen. Was die Befürchtungen des Grafen von Kanitz be— ß. daß wir im Kriegsfalle unseren Pferdebedarf nicht decken könnten, so el hierzu seiner Anficht nach keine Beforgnitz am Platze.

(Schluß des Blattes.)

Das Haus der Abgeordneten setzte in der eutigen (12) Sitzung, welcher, der Minister bes Innern reiherr von Hammerstein beiwohnte, die zweite Beratung

des Staatshaäushaltsetats für das Rechnungsjahr 1904 im Etat des Ministeriums des Innern bei den Ausgaben für die Polizeiverwaltung in Berlin, Char— lottenburg, Rixdorf und Schöneberg fort. ,., Abg., von Loebell (kons): Ich, möchte die Aufmerksamkei des Hr ift wiederum auf die Verhältnisse der Polizeiräte beim Berliner Polizeipräsidium lenken und anregen, ihre Stellung durch Verleihung des Titels „Oberpolizeirat“ zu heben, um sie anderen höheren Verwaltungshbeamten gleichzustellen. Auch bet den Pollzei⸗ assessoren muß klargestellt werden, daß sie ö Dr. Wiemer (fr. Volksp) unterstü iese Anregungen. Sch ben 2. a n r von 1870 würden 9 Polizeiassessoren zu den höheren Beamten gerechnet. Der Wunsch der Polize rte sei berechligt, daß ihnen nach 15 jähriger Dienstzeit ein höherer Titel 93 geben werde, wie . Beamte eine Dienstauszeichnung nach ä r Dienstzeit erhielten. lane e Sint Frelherr von Hamm erstein; Ich Krkenne gern die Tätigkeit dieser Beamten der Polizei, namentlich in Berlin, an und kann mich mit ihrer Wirksamkeit vollkommen ö er⸗ klären. Aber etwas anderes ist es, ihnen einen andern Titel zu geben, so gern ich ihnen und, namentlich ihren Frauen i verhelfen würde. Damit würden Dreschen in das. y der preußischen Verwaltung geschossen Diese Beamten e 3. zu den höheren Beamten, im Sinne unserer Verwaltung i. en. Die Polizeiräte haben nicht die beiden für jene vorgeschrie . Eramtnd, weder in der Justiz noch in der Verwaltung, abgelegt. Sie nd, weil fie ein solches Examen nicht gemacht baben, in den

dienst! übergetreten und haben den Titel „Polizeirat“ w hbesonders tüchtiger Beamter, de früher Polizeirat war, an die Spitze einer wichtigen Abteilung

lzeipräsidiums gestellt ist, jo darf, er nicht den Titel Ge— . i. den Titel „Geheimer Regierungsrat“ be⸗ koinmen? Ver Titel „Polijeirat' in der Verordnung von 1879 hatte eine ganz andere Vorauzsezung. Ich bin gern berg einzel nen herpor⸗ ragenden Leuten nach Möglichkeit eine bessere Anstellung und den Tiles „Regierungsrat“ zu geben, generell kann ihnen aber nicht ein 4 l en werden. . Zedlitz und Neukirch sfreikons ): Der Abg. Cassel hat gestern Beschwerde gegen die Anordnungen der Berliner Poltzelbehörde erhoben. Hiergegen muß ich den früheren de r gell von Windheim in Schutz nehmen; denn die Ver— waltungsbehörde hat sich durchaus auf, der Grundlage des Gesetzes bewegt. Für die Ueberführung der beiden für die Stadt. Berlin

rm bahnlinien über die Linden ist? die ffn , erforderlich, Gegen deren Versagung r es Felten slän ich fein, Mittck. Die Mufgabe m deß kkumusatorknbetriebz und die Zulassung der Dberleilung lag

durchaus ehrsinteresse; einer Zussimmung der Kommunal— e ln ber ese ete , i. Jlunch hier hat. die Au. Hiekchörle Janz Ln Nahmen ihrer zesetziichln Befugnisse scham. le elbe gilt bon der e , der Konzessionsdauer der Großen 5 hraßenß hn ge el schaft. Hierbei ist festuhalien, daß auf Grund des a dez Fleinhahngesetzeß die Staalsaufsihts behörde in soschen An- ke dene, in ihrem pflichtmäßigen Ermessen nicht beschränkt ann.

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Abg. Rosenow (fr. Volksp): Das früher vom Polhzeipräsidium benutzt: Haus Molkenmarkt 1 ist vom Fiskuz an einen Uniernebmer verpachtet, der geradezu menschenunwürdige Wohnungen darin ein.

erichtet hat. Bie Wohnungen entsprechen nicht den Anforderungen der

aupolizeiordnung. Es sind Almosenempfänger dort untergebracht, denen man die Geldunterstützung dafür entzogen hat. Der Polizeiprästdent hat diese Wohnungen zugelassen. Leute, die selbst nicht in der Lage sind, sich eine Wohnung zu nehmen, bringt man in solche Zellen und Höhlen. Aehnliche Miß tände besteben in dem Hause der allen Franz kaserne in der Neuen Friedrichstraße.

Minister des Junern Freiherr von Ham merstein: Die Vermietung der fiskalischen, Gebäude ist Sache des Finanz- ministeriumsß; bei der. Beratung von 5 Etat wird Auskunft zu erlangen sein. Die Tätigkeit der Polizei erstreckt sich nur auf die Einrichtung der Wohnungen, und da meine ich, daß in fiskalischen Gebäuden womöglich mit allerstrengstem Maße zu richten und nichts durchzulassen ist, was man vielleicht bei Privat- wohnungen noch durchlassen kann. Wir sind der stadtischen Ber waltung sehr dankbar dafür, daß sie uns auf die Zustände am Molkenmarkt gufmerksam gemacht hat. Der Polizeibräsient hat infolge der Beschwerde der Stadt das Gebäude besichligen lassen und zunächst fessgestellt daß ein Zweig der n verwaltung Qbdachlose dort in Räumen untergebracht hat, welche für den menschlichen Aufenthalt nicht geeignet sind, Das Ergebnis der Untersuchung ist der Armenverwaltung mitgeteilt und dem

Generalmieter ist untersagt worden, Mieter . olchen Räumen unterbringen zu lassen, solange die notwendigen AenderungLen nicht vorgenommen seien. Weiter kann die

olizei nicht gehen. Wir können nicht, bei sonst trockenen, gesunden . ,. einzelner Uebelstände die Benutzung des ganzen Ge. bäudes untersagen; sonst wärden wir in die Prihatverhältnisse so tief eingreifen, daß die Beschwerden kein Ende nähmen. Das Polizei. prästdium hat seine volle Schuldigkeit getan. Was daß Ge, bäude in der Neuen Friedrichstraße betrifft, so sind wir eben sparsam und müssen . Mittel, unsere Finanzen zu verbessern, ausnutzen. Wenn ein Gebäude, das eben von einem Regiment ver= lassen ist, zunächst nicht anders verwendet werden kann, so muß es vermietet werden. Die Uebelstände werden von poltzeilicher Seite bereits geändert sein. So welt können wir nicht gehen, das ganze Haut für unbewohnbar zu erfläten, weil z. B in der Wasserleitung einige Ueb stände vorhanden sind. .

Abg. Metzner Sent; schließt sich den. Autführungen und Wünschen des Abg, von Lhebell bezüglich der Polizeiräte an.

Abg. Cassel (fr. Volksp.): Die Auffassung des Freiherrn von Zedlitz kann ich nicht für richtig halten. Ich habe nicht behauptet, daß die Regierung gegen die Rechtslage verstoßen hahe, sondern nur gesagt, daß beim Erlaß solcher Verfügungen wichtige Interessen der Kommunen berücksichtigt werden müßten und die Kommunalverwaltung gehört werden müsse, guch ohne daß für die Behörde eine gesetzlich Verpflichtung bestehe. Dies liegt durchaus im Geiste der Selbstverwaltung. Sowohl beim 6c der Verfügung über die Aufhebung des Akkumulatorenbetriebes als auch bei der Verlängerung der e ,, der Straßenbahn⸗ gesellschaft kamen für Berlin solche wichtigen Interessen in Betracht.

Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch: Die Stadt Berlin hat sich in den Verträgen mit den Verkehrsunternehmungen Befugnisse borbehalten, üher deren rechtliche Zulässigkeit man Zweifel haben kann. An solche Privatabmachungen fann sich die Staatsaufsichtsbehörde nicht binden. Die Stadt hat sich durch kontraktliche Abmachungen Rechte sichern wollen, die nach gesetzlicher Bestimmung der Staats⸗ aufsichtsbehörde zustehen.

Abg. Cafsel: Die Staatsbebörden haben gegen die Verträge 3. n n mit dem Straßenbahnunternehmen niemals Einwendungen erhoben.

Abg Freiherr von Zedlitz und Neukirch: Allerdings hat die Behörde an den Verträgen Anstoß genommen, sie hat nur noch keinen Anlaß gehabt ein zugreifen. ;

„Die Diskussion wird hierauf geschlossen und das Kapitel bewilligt.

(Schluß des Blattes)

Dem Reichstage sind die Gesetzentwür e, betreffend die e nn, zweiter Nachträge zum eichshaus⸗ haltsetat und zum Haushaltsetat' für die Schutz⸗ gebiete für 1963 sowie zweite Ergänzungen zu den Etats für 1904, zugegangen.

Dem Herrenhause ist der Entwurf eines Gesetzes über die Bestellung von Salzabbaugerechtigk eiten in der Provinz Hannover nebst Begründung, dem Hause der Abgeordneten eine Rechnung äber die Verwendung des auf Grund des Gesetzes vom 12. Juli 1900 zum Zwecke der Errichtung von Renten⸗ gütern aus dem Refervefonds der Rentenbanken gewährten wischenkredits für die Zeit vom Inkrafttrelen des Ge— setzes bis Ende Dezember 19653 vorgelegt worden.

Nr. 11 des Zentralblatts für das Deutsche ö, herausgege hen im Reichs amt des Innern, vom 1I. Mär; 1904, hat folgenden Inhalt: 1) Konsulatwesen: Ernennung; Ermächtigung zur Vornahme von Zivilstandsakten; Gxeguaturerteilung. 2) Banswesen: Statug der deutschen Notenbanken rn, Februar 1904. 3) Allgemeine Verwaltungssachen: Ergänzung des Statuts für das Kaiserlich Deutsche archäologische Institut. 4 Maß. und Ge⸗ wichtswesen; Bekanntmachung, betreffend die Zulassung dreier Systeme elektrischer Meßgeräte zur Beglaubigung durch die elektrischen Prüf⸗ ämter. 5) Marine und Schiffahrt: Erscheinen der amtlichen Liste der deutschen Seeschiffe für 1904. 6) Versicherungswesen: Bekannt⸗ machung, betreffend die Beaufsichtigung einer privaten Versicherungs⸗ unternehmung, 7) Polizeiwefen; Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.

Nr. 9 des, Eisenbahn⸗ Verordnungsblatts?, heraus-, gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 23. Februar enthält Erlasse des Ministerz der öffentlichen Arbeiten vom 19. Fe⸗ bruar 1904, betr. Unfallverhütung vorschriften, vom 19. Februar 1964, betr. Dienstvorschtist für das Meldeverfahren und den Nachrichten dienst sowie für die Verwendung der Hilfszüge und Hilfegeräte. wagen bei Unfällen usw. Ausgabe 1832, bruar 1904, betr. Berechtigung der Polizeibehörden zur Zurck. nahme und Milderung der pon ihnen erlassenen Strafverfügungen,

Nr. 10 vom 27. Februar einen Erlaß des Minssterg voin 9. Fe— bruar 1904 betreffend Schutz der Telegraphen. und Fernsprechanlagen gegenüber elektrischen Kleinbahnen,

Nr. 11 vom 2. März einen Erlaß des Ministers vom 33. Fe hruar 1901 betreffend zollamtliche Abfertigung Ter zur uninitlelbaren

Durchfuhr durch das deutsche Zollgebiet mit der Gifenbabn, bestimmten

assaagiereffekten ; m. Rr. IZ vom 7 März einen Erlaß des Ministers vom 4 März

1904, b n ule, hier nb e h men y. , ., vom 29. Februar 150, berr die dem Internat nalen ie Grlasse des üher den gien ,,, lig m g, , betr. bau⸗ kJ . Zugbegleitungobeamten.

Armen⸗

Bewerber um Zulassung zu den Fa und vom 24 Fe⸗ .

Statistik und Volkswirtschaft.

Arbeiterwoblfahrtspflege in den Vereinigten Staaten von Am erika. Profeffor

Einer der hervorragendsten Volkswirte Amerikas, gef

Richard T. Ely, veröffentlicht in der New YJorfer Monatsschrift Harher's Monthly Magazine“ einen ebenso fesselnden wie aut⸗ ahrl en Aufsatz über die neueren Fortschritte der ö wohlfahrtspflege in den Vereinigten Staaten und verweilt daber mit Vorliebe bei der Hauptstadt von Ohio, der durch und durch modernen Industriegroßstadt Cleveland. Dort haben seiner Ansicht nach die privaten Bestrebungen zur Hebung des Loses der Lohnarbeiter im großen ganzen einen höheren Grad erreicht alt sonstwo in Amerila.

Das Hauptverdienst an diesem Umstand gebührt dem Industrie⸗ ausschuß . der Clevelander Handelskammer. Er hat einen gut besoldeten Schriftführer, dem die Aufgabe zufällt, die zu seiner Kenntnis gelangten erfolgreichen Wohlfahrtsesnrichtungen bekannt zu machen und jedem Unternehmer, der die Lage seines Personals zu ver⸗ bessern wünscht, mit Rat und Tat an die Hand zu gehen. Seine Dienste werden häufig in Anspruch genommen, und die ersprießlichen Folgen seiner Anregungen machen sich in Cleveland vielfach geltend, sogar auch zu Gr, der sonst in den Vereinigten Staaten überall vernachlässigten Straßen bahnangestellten.

Als besonders typisch bezeichnet Ely die von der Farben und Firnisfabrik Sherwin Williams Company getroffenen Einrichtungen zur Hebung der leiblichen und geistigen Gesundheit ihrer Arbeiter sowie zur Förderung bon deren sonstigen Interessen. Die Umgebang der Leute wird durch icht, Luft und Reinlichkeit angenehm und gesund gestaltet. Moderne Wasch, usw. Räume mit einer binzteichenden Menge von Wasser, Handtücher, fistriertes Trink— wasser und verschiedenarfige Badegelegen heiten bei allen Arbeits räumen und in allen Arbeiterwohnungen sind vorhanden. Ulle Arbeiter werden zum täglichen Gebrauch von Brausebäbern angehalten, die der Trockenfarbenabtellung müffen solche nehmen. In dieser Abteilung müssen die Arbeiter täglich auch reine, leichte Neberkleider anlegen, und die Firma läßt ihre Kiesder unenigeltlich waschen. Diese einfachen Maßregetn haben eine auffallende Be erung der Gesundheits⸗ verhältnisse zur Folge gehabt. Vor ihrer Ein Ehrung waren die Leute fortwährend kränklich, und in der Trockenfarbenabteilung konnte niemand länger als durchschnittlich einen Monat arbesten. Jeder zweite Mann litt unter den übeln Einwirkungen des Bleies, denn die früher üblichen Schwämme vor Mund und Nase nützten nichts. Jett ka⸗ e arbeiten die meien jahrelang ohne Beschwerde, und nur 5 do fühlen sich durch das Blei geschäbiat Hinsichtlich der übrigen Wohl fahrtseinrichtungen der in Nede stehenden Fabrik teilt Ely mit:

Wie in anderen fortschrittlichen Fabriken Clevelands gibt es auch bier Ausruhezimmer für die Mädchen. Der Ernährung der An— gestellten wird ebenfalls Aufmerksamkeit geschenkt. Zwei Stockwerke eines Gebäudes sind von Speisesälen eingenommen, in denen Mittags eine von tüchtigen Köchhnnen bereitete Mahlzeit verabreicht wird. Täglich erhalt ein jeder Angestellte unentgeltlich eine Portion geschmorten Fleisches mit Gemüse und eine Tasse Tee ober Kaffee, während andere Nahrungsmittel Milch, Obst, Butterbrot, Pasteien usm. = zu niedrigen 6 zum Verkauf gelangen... Ist Nachtarbeit er⸗ forderlich, so bekommt jeder Nachtarbeiter ein voll ständiges „Diner“ umsonst. An dem jährlichen Dankfesttage schenkt die Firma jedem Angestellten einen Korb mit einem Truthahn und einer Quart Pꝛeisel . beeren. Lesezimmer mit einer größeren Anzahl von Zeit schriften sowie eine kleine Vausbibliothek steben dem Personal zur Verfügung. Die Cleveländer öffentliche Bibliothek unterhalt in der Fabrik eine Zweigsammlung. Die Gesellschaft gibt die Monathschrift „The Chameleon“ heraus, an der jeder , mitarbeiten darf und die allerlei nützliche Anregungen bringt. ch ist ein Vorschlags⸗ kasten vorhanden, in den jedermann Verbesserun gs vorschläge, Anträge usw. werfen kann mit der Aussicht, am Jahresschluß, falls die betreffenden Anregungen sich als ersprießlich erwicsen haben, eine an- gemessene Belohnung dafür zu erhalten.. Vie Firma ermutigt alle beilsamen Erholungsweisen und gibt dem Perscnal jährlich eln Fest, und einen Ausflugötag mit Freifahrt. Sie Fat einen Hilfs verein i den sie unterstützt und dem etwa ein Zehntel der Leute angehört.“

n seinem Aufsatze betont Professer Ely die Bedeusung des New NVorker Bundes für sozialen Dienst⸗ für tie amerikanischen Arbeite woblfahrtobestrebungen. Ihr Schfif führer Tolman nützt der uten Sache außerordentlich durch feins ufsätze und feine zahl sosen Horträge. Die ü Zeilen aus dem Bundetzorgan sind bezeichnend für die Ziele des Bundes:

Wir halten uns auf dem laufenden über die verschiedenen Wohl fahrtsbewegungen und sind daher in der Lage, Sie sber die Er- ahrungen anderer Arbeitgeber zu unterrichten und Ihnen bezüglich

hrer besonderen Bedürfniffe Jiat zu erteilen, falls Sie das Log hrer Angestellten zu heben wünschen. Was empfehlen wir über die hne hinaus? Vor allen Dingen Sorge für möglichst gut ausge⸗ vüstete Arbeitsräume, für Verschönerung der Gebänte und Grunbnäcke, für die Erholung, die Hygiene und Fortbildung, ferner Anleltung und Beratung betreffs Erwerhung eines eigenen 3. Unterricht in i e ssastckehte, Errichtung von Spareinr chtungen und Hllfg⸗ ereinen

Zur Arbeiterbewegung.

Der Autstand der Schneider in Bu dapest (vgl. Nr. H3 d. BI.) dauert fort. Gestern bewilligten, wie W. T. R nmel det. 77 Meister die Forderungen der Ausständigen, doch beschloß der Ausschuß rer letzteren, jenen Melstern noch keine Arbeiter zuzusenden, solange nicht noch mehr Meister den Forderungen zugestimmt haben. Au mehreren Orten der Stadt kam es zu Ausschreitungen. Aug⸗ ständige wurden von Arbeitswilligen mißhandelt an anderen Stellen en fn Ausständige den Arbeitenden Kleider, die sie zur Ablieferung bringen wollten. Die Täter wurden verhaftet und werden strafrechtlich abgeurteilt werden. Auch sonst wurden im Laufe der Ruhestörungen zahlreiche Verhaftungen vorgenommen.

Kunst und Wissenschaft.

An der Unterrichtsanstalt des Königlichen Kunst— gewerbemuseums, Prinz⸗Albrechtstraße Nr. 7, werden die An. meldungen für das mit Anfang April beginnende Sommerhalbjahr vom 21. bis 31. März entgegengenommen. Die Auf aa hmep ü fungen, deren Ergebnis bei dem dauernd wachsenz en Zudrang über die Ver, ing der freiwerdenden Plätze bestimmt, . . 6 1 tatt; der Unterricht in den Klassen , . 53 4 ., ö

ichnungen vorzulegen, die ein er ihre Vorbil dun fan feen i r des Architettur⸗ bezw. Ornamentze

nens ge— statten. .

Landl Winter

er Max Zaeper hatte im ve ssenen j e. Je, die vielen Beifall . ö. . H . . ,,,. und . ren Seclandschaft zeigen, als Photogravüren dern. lsaltzgt as Denn e des ersigenannten Bildes ist auch in technischer Beziehung bemerkenswert, weil es in seinem Größenverhälinis, von 2 zu 16 m das größte bisher ausgeführte Aquarell darstellt. Die beiden wohl. gelungenen Grabüren sind, in Imperialgröße (65 zu 73 em) her— geflellt; der Preis jedes Blattes beträgt 15

Verkehrsanstalten.

Verkehr durch das Eiserne Tor im Jahre 1903.

Durch den Kanal des Eisernen Toreg gingen im Jahre 1903 insgesamt 820 Schlepper mit einer Wdung von 236 34 gegen