Nach Erwägung aller Gründe pro et contra ist dann die Re⸗ gierung zu der Ueberzeugung gekommen, daß der Antrag nicht pure zu verwerfen sel, aber daß er nur dann Berücksichtigung finden könne, wenn er, abgesehen von der Vermeidung gewisser kleineren Bedenken, nicht gestellt werde auf eine Person. In diesem Sinne haben dann weitere Verhandlungen stattgefunden, und die zunächst beteiligten Minister, der Herr Finanzminister und ich, sind von dem Gedanlen ausgegangen, daß die richtigen Träger einer solchen Einrichtung nur die Sparlassen selbst sein können, und daß nur sie selbst in der Lage sein würden, jede nach ihren Verhältnissen, diese neue Einrichtung für sich richtig nutzbar zu machen. Wir haben uns deshalb an den Vorstand des Deutschen Sparkassenberbandes gewandt und haben mit einzelnen der Herren, nachdem wir in finanzieller und anderer Beziehung die Grund⸗ lagen des ganzen Systems geprüft hatten, eingehend verhandelt, und zwar, meine Herren — darin bedaure ich dem ersten Herrn Redner entgegentreten zu müssen — nicht in Heimlichkeit, sondern in voller Deffentlichkeit; es ist keinem der Herren — und es war eine große Anzahl von Herren — von uns auch nur zugemutet worden, die Sache geheim zu halten, sondern wir haben in voller Oeffentlichkeit ver⸗ handelt, und wir haben sogar — ich kann das schriftlich nachweisen — dem Vorstande des Sparlkassenverbandes anheimgegeben, ob er etwa vorziehe, vor seiner definitiven Entscheidung eine Enquete bei den einzelnen Sparkassen zu veranstalten. Der Vorstand des Syarkassenverbandes hat gemeint, davon absehen zu sollen und auch es für richtiger erachtet, die Angelegenheit im Vorstand und nicht in einer Generalversammlung zu erörtern — weil die Sache im Ausschuß jedenfalls zunächst genügend vor— bereitet werden müsse. Es hat dann hier am 27. Juni 1903 eine Verhandlung stattgefunden, an der 22 Delegierte von Sparkassen aus allen Teilen des Königreichs teilgenommen haben. In dieser Ver⸗ sammlung im Geschäftshause des Kreises Teltow wurde die Ange⸗ legenhenheit eingehend besprochen, und nachdem zunächst ein schlesischer Vertreter eine ablehnende Stellung eingenommen hatte, zog dieser seinen Antrag zu Gunsten eines anderen Antrags zurück, nach welchem in Vorschlag gebracht wurde, die Konzession zur Veranstaltung der
rämienverlosung zu erteilen, und zwar einem von dem Voistande zu bezeichnenden Komitee, dem ein bestimmter Einfluß auf die Aus führung des Unternehmens, auf die Besetzung der maßgebenden Aemter bei der Scherlschen Vermittelungzanstalt und auf die Ueber⸗ wachung der Geschäftsgebarung der letzteren zu sichern sei. Die weiteren Verhandlungen haben dann in meinem Ministerium statt gefunden, wesentlich zu dem Zwecke, um diese Voraussetzung des Vorstands des Deutschen Sparkassenverbandes zu erfüllen. Ich muß hier einfügen, daß bei allen Verhandlungen, die ich mit dem Herrn Scherl oder dessen Vertreter geführt habe, mir niemals anderes von seiten des Herrn Scherl entgegengetreten ist als das Bestreben, der Gesamtheit zu nützen, und daß er sich
ereit erklärt hat und immer bereit erklärt hat, mit seiner Person so
t, wie es erwünscht und möglich sei, zurückzutreten.
Meine Herren, die Angelegenheit war dann im Dezember 1903 so weit gediehen, daß seitens des Herrn Finanzministers und meiner seit eine Vorlage ausgearbeitet und an das Königliche Staats⸗ ministerium gerichtet wurde, damit nunmehr das Königliche Staatz. ninisterium in selner Gesamtheit Beschluß fasse. Diese Vorlage ent- hielt als Anlage den Ent wurf einer Konzession und der Konzessions⸗ edingungen und ferner den Entwurf eines Statuts für einen be— sonderen Autschuß zur Ueberwachung der mit der Einführung dez, Systems verbundenen Zeitschrift. Diese Entwürfe, nicht, wie irrtüm⸗ licherweise in einer der Broschlren steht, eine von mir oder dem Herrn Finanzminister unterschriebene Konzession, sondern das Schreiben an das Staatsministerium mit den Entwürfen zu einer Konzession und mit Entwürfen zu den gedachten Regulativen — ist im Staats ministerium nicht zur Beratung gelangt und hat auch nicht zur Be— ratung gelangen können, weil nunmehr infolge der Erregung der öffentlichen Meinung Herr Scherl sich veranlaßt gesehen hat, feinen Antrag zurückzuziehen.
Mit dieser Surüäckziehung ist, wie der erste Herr Vorredner auch richtig angegeben hat, zur Zeit diese Frage nicht mehr eine akute. Wenn et trotzdem geglaubt hat das hohe Haus bitten zu sollen, hier prinzipiell zu der Frage Stellung zu nehmen, so muß ich die Be—⸗ urteilung darüber selbstverständlich diesem hohen Hause ganz allein überlassen. Ich möchte nur daran erinnern, daß in einem andern Parlament eines Nachbarreiches aus einem ehemals ausgesprochenen Jamais, jamais, Jamais!“ für das Land sehr böse Konsequenzen entstanden. Ich meine, im politischen Leben täte man besser, sich auf die gegenwärtig vorliegenden Aufgaben zu beschränken, nicht aber prinzipiell für alle Zukunft Stellung zu nehmen zu Angelegenheiten, die vielleicht in der Zukunft sich noch anders gestalten können. (Sehr richtig! bei den Freikonservativen.)
Ich spreche das hier ganz offen aus, füge, aber ganz offen auch hinzu, daß die Königliche Staatsregierung nicht daran denkt, in dem gegebenen Augenblick oder in naher Zukunft diese ganze Angelegenheit wieder aufzu nehm en. Ich imeine, daß es richtiger ist, daß diese Angelegen. heit zunächst on der Bildfläche verschwindet, und daß die öffentliche Meinung bon dieser Seite und von jener Seite sich über den Kern verstandigt, der vielleicht doch an Richtigem in dem Scherlschen System teckt. 253 Herren, so vollstndig verwerflich, wie der Herr Abg. Fischbeck es hingestellt hat, ist die Sache doch nicht. Ich meine, daß Autoritäten, wie der berühmte Roscher, wie sein Sohn, wie der Pro- fessor Ad. Wagner, wie der bekannte Oberreglerungtrat am statistischen Bureau Cpert — und ich könnte auch noch andere Namen anführen— doch auch schwer wiegen gegenüber denen, die der Herr Abg. Fischbeck hier angeführt hat. Ich meine, bei einer solchen diffizilen Frage, wo es so außererdentlich schwer ist, das Richtige zu finden, könnte eine praktische Politik sich mit meiner Erklärung be— gnügen, daß eine Wiederaufnahme der ganzen Idee, fei es in der hier in Frage stehenden, sei es in einer andern Form, feitens der Königlichen Staatsregierung nicht erfolgen wird, ohne daß sie vorher der gründlichsten Kritik der öffentlichen Meinung ausgesetzt sein würde.
Ich meine, daß damit auch die Bedenken derjenigen Herren beseltigt wären, welche etwa der Meinung gewesen sein könnten, in einem gegebenen Augenblick würde die Staatsregierung sie mit einem fait accompli überraschen. Sie wissen, daß der deutsche Sparkassen⸗; tag die Angelegenheit verwiesen hat an die einzelnen Sparkassen ⸗ verbände, die innerhalb Preußens bestehen. Von diesen einzelnen
Sparkassenverbänden hat eine Anzahl — und zwar, wie ich aus— drücklich erkläre, unter den letzteren die Mehrzahl — bereits im ab lehnenden Sinne Beschluß gefaßt. Eine gewisse Anzahl steht aber noch aus, und der Sparkassenverband hat sich vorbehalten, — es ist doch sua res, quae agitur — darüber auf einem Sparkassentag Beschluß zu fassen. Ich würde es deshalb für erwünscht halten, wenn diefe Angelegenheit in diesem hohen Hause zur Zeit nicht weiter ver⸗ folgt würde; nicht daß ich etwa wünschte, daß die Herren sich darüber nicht aussprechen — eine jede derartige Aussprache kann der Staatsregierung nur erwünscht sein — aber ich halte es für zweckmäßig, daß das hohe Haus sich nicht durch bestimmte Beschlüsse bindet. Da geht nun auch nach meiner Meinung der Antrag, den der zweite Herr Redner gestellt hat, und der sonst sehr viel Sympathisches enthält, zu weit. Die Förderung, die er eintreten lassen will, die Erleichterung bei Einzahlung in Sparkassen durch Abholung, und eventuell auch die Verbindung mit der Postverwaltung, haben ja sehr viel Verlockendes, und es ist ja sehr wohl möglich, daß auf diesem Wege sich eine erhebliche Förderung des Sparen in welten Schichten der Bevölkerung erreichen läßt. Aber ich glaube, auch hier ist zu viel gesagt, wenn in diesen Antrag hineingefügt ist:
unter Ausschluß jedes den Charakter des Lotteriespiels tragenden
Prämiensystems. Ich schließe, indem ich wiederhole: die Königliche Staatsregierung
denkt nicht daran, die Angelegenheit jetzt weiter zu verfolgen. (Bravo! rechts.)
Abg. Dr. von Woyn a, ffrelkons): Der Abg. Fischbec ist in der . seines Antrags wic persönlich k Trotz des idealen Zuges, der diesen Antrag beherrscht, hat er durch den Antragsteller eine recht scharfe persönliche Sr. bekommen. Wer hat denn den Kampf gegen das Earn . parsystem wachgerufen? Das ist eine gewisse Preß⸗ koterie, die in Scherl ihren . auf dem Gebiet der deutschen Journalistik sieht. Herr Scherl ist zweifellos in vielen Dingen ein genialer Mann; das werden auch seine Feinde zugeben. Er hat eine ungeheuere Umwälzung im deutschen Geistesleben hervorgerufen; daß werden Sie auch zugeben. Er hat auch der deutschen Sprache große Wenste geleistet, er hat der Verballhornung der entf hen Sprache, die leider ein, gewisses Ueber⸗ gewicht in einer gewissen Sorte von Presse in Deutschland ge⸗ wonnen hat, entgegengewirkt. Jawohl, seine Sachen sind sehr . Seine Unternehmungen haben guch cinen kolossalen materiellen Erfolg gehabt. Auch mit seiner neuesten Gründung, seiner Waschküche der deutschen öffentlichen Meinung — Sle sehen, ich schenke ihm auch nichts — dem „‚Tag', hat er einen großen Erfolg gehabt. Er speku⸗ liert sehr richtig 3 seinen belletristischen Unternehmungen auf die große Schwäche der menschlichen Eitelkeit. Sein Trick in dieser Be—= ziehung ist ihm voll gelungen, das will ich gar nicht leugnen. Bei seinem Sparsystem wendet er sich an eine andere mensch⸗ liche Schwäche. Gewiß, ich, gebe das ohne weiteres zu. Derr Fischbeck nannte es im Brustton sittlicher Entrüstung den Spielteufel. So tragisch brauchen wir daß nicht zu nehmen; wir haben überhaupt die n n f daß dieser ganze moralisch· philo= sophische Exkurg des Herrn Fischbeck doch nicht ganz schlüssig war. Ueberhaupt darf man den Zorn der Freisinnigen gegen das Lotterie⸗ wesen im ganzen nicht besonders tragisch nehmen. Das Sparsystem hat, wenn man es als , auf seine Grundzüge prüft, doch eine große volkswirtschaftliche Bedeutung. Der Minister hat ja bereits den Kern dieses Systems hergusgeschält; ich füge nur hinzu, daß Sie (ins) es lediglich aus städtischen Gesichtspunkten betrachten. Sie werden mir entgegenhalten:; ja, die Sparkassen⸗ verbände haben ja auch dieses System abgelehnt. Unter den Vorständen überwiegen aber die städtischen Vertreter. Die Minderheiten, die . für das System erklärt haben, sind fast durchweg ländliche Unser ganzes Sparkassenwesen hat si eigentlich im modernen konstitutionellen Staate noch ar nicht der Fir erg, der Gesetzgebung erfreut; die Verwaltung hat 1 allerdings eingehend damlt beschäftigt. Es ist die höchste Zeit für uns, 1 wir diese Versäumnis einholen, und, da, laube ich ist das K,, Sparsystem sehr wohl geeignet, 6 uns als Korrelat zu dienen , mr den großen Erfolgen, die z. B. die österreichischen Postsparkassen erzielt ha en. Daß dabei die neue, Zeitung ausscheiden muß, ist selbftverständlich. Die Gesamtheit der Sparkassen müßte der Rechtsträger der Lotterie werden. Die vorgeführten Zahlen geben doch zu denken. Gerade der kleine Mann ist verzweifelt 6 unter den Sparkasseneinlegern. Anxererseits ist es sicher, daß der kleine Mann, der überhaupt splelen will, meist Gelegenheit genug hat zum Spielen. Wer die Verhält⸗= nisse auf dem Lande kennt, weiß, wie zäh unfere ländliche Bevölkerung an einmal angelegten Spareinlagen festhält. Ich bin 36 Jahre lang Direktor und Kurator einer Sparkasse gewesen und kann aus eigener Erfahrung versichern, daß. wenn das Scherlsche System nir, würde, in den wenigsten Fällen die einmal gemachte Einlage zurück gezogen würde, um bon neuem zu spielen. Ich habe mich sehr ge— freut, daß der Minister diese mehr abwartende Stellung eingenommen hat, und in diesem Sinne kann ich das Haus nur bitten, beide Än—⸗ träge abzulehnen.
Abg. Faßbender (Sentr.): In meiner Fraktion sind die An— sichten über die Anträge geteilt. Fur daz, was ich vortragen werde, trage ich allein die Verantwortung. Diese meine Ansichten werden gber von einem nicht geringen Teil meiner Fraktion geteilt. (Yer Redner spricht im Fortgange seiner Ausfsthrungen fo leife und unter o großer Unruhe des Hauses, daß nur Bruchstücke zur Tribüne inqufdringen Bei der, Kritik des ganzen Systemz ist zunächst auf die Bequemlichkeit des Abholens der , hinzuweisen. Eine Anzahl von Genossenschaften haben auch an kleinen Orten Rezepturen eingeführt, die die Spareinlagen wesentlich erleichtern. Das Scherssche System scheint mir mehr auf die industrlellen und städtischen Ver= hälinisse . zu sein. Wenn man die Postverwaltung für den Abholungsbetrieb benutzte, so könnten die Anhänger des Genossenschaftswesens ihre Züstimmung dazu geben, falls die Postverwaltung den Postboten gestattete, die Sparbeträge je nach der Bestimmung des betreffenden Sparer in Empfang ju nehmen. Das schwerwiegendste Bedenken gegen die Abholung durch die Post wäre allerdings, daß diese Abholung die erste Etappe auf dem Wege zur Einführung der Postsparkassen sein würde, die man nicht will. Die K das große Bedenken gegen fich, daß das Geld in andere Kanäle fließt als die, aus denen eg herstammt. Voraussetzuhng für die Abholung durch die Post wäre, daß die Post⸗ boten das Geld an die a, . parinstitute abführten. Ich, bitte, den Antrag Fritsch abzulehnen. In bezug guf den Antrag 3. beck ist meine Fraklion einftimmig der Rnsicht, kaß das Scherlsche
ystem in der bisher vorgeschlagenen Form für uns ungnnehmbar ist. Dieses System hat aber einen guten Kern. Die Zeitung ge⸗ hört nicht wesentlich dazu. Es wäre ja ganz gut, wenn Tin c Blatt wirtschaftlichen, hygsenischen und anderen guten Zwecken diente; fers nis mung einmal zie positischen und religlöse? Herhe lt nl liegen, ist die Gefahr nicht von der Hand zu weisen, daß es in einem Sinne geleitet wird, der nicht den Anfichten aller Sparer entspricht. Auch Erziehung zum Sparen würde deisen n Faktoren zu Üüberlaffen . die überhaupt die Erziehung schon in Händen haben! Der Redner bricht sadann die Frage, ob daß Scherlsche Systemn! von ethischen Standhunkte gu zu verurteilen sei; es sei nicht anzunehmen, daß dle, die in der Lotterie spielen, zum größten Teile Les lar 8 7 = dem Gefühl einer an ig sittlich verwerflichen n tun. Allerdings sei mit dem Lotteriesplel ein mühelsfer Grwerb verbunden, aber dieser Gewinn sei, nur ethisch verwerflich, wenn er mjt dem Gemeinwohl nicht vereinbar, und es Fei merkwürdig, daß gerade die, die erbindung der
am. Börsenspiel tellnehmen, fich über“ die andle
Prämienverlofung mit dem Sparwesen so aufregen. Es
sich darum, eine solche Prämienverlosung in richtiger Weise it estalten. Die Verbindung des Sparwesens mit 3. . rauche nicht notwendig die Sparer zu Spielern zu, machen. Da die Verlosung namentlich nur einmal jährlich statt nde, sei die Gefahr, die Spielsucht anzureizen, ausgeschlossen. Die Idee, daß die Zinsen der Einsätze zurückbehalten werden, werde auch von Lorenz von Stein vertreten, der scharf hervorhebe, daß bei diefem System die Einsätze nicht, wie bei der Lotterie, verloren gehen. Der Redner macht noch eine Reihe von Vorschlägen für die Ausgestaltung des Systems im ein= zelnen, erklärt jedoch, daß das alles nur seine versönsiche Ansicht sei. Damit sich seine Freunde nach keiner Seite für die Zukunft binden, bitte er, den Antrag Fischbeck abzulehnen.
Abg. Blell gn Volkep ): Wir haben in genossenschaftlichen Kreisen immer darauf Wert gelegt, daß das Sparen auch erziehlich wirkt. Will man erziehen und gut erziehen, so darf man sich nicht an die menschlichen Schwächen, die niederen Triebe des Menschen, sondern muß sich an die edleren Seiten wenden. Weil dieses System sich an die menschlichen Schwächen wendet, verwerfen wir eg. Wat unsere Stellung zum Antrag Fritsch betrifft, so begrüßen wir den erften Satz, und. auch den Satz über das Abholungssystem können wir unterschreiben. Damit sind an verschiedenen Orten Ver⸗ suche mit berschiedenem Erfolge gemacht worden. Wir wollen das Abholungsystem fördern, können aber niemanden dazu zwingen und müssen es den einzelnen Sparkasfen Ühberlaffen. Der Gedanke endlich, daß sich die Postanstalten in den Dienst der Sparkassen stellen, ist nicht neu und siegt nahe, aber wenn die; auf den ersten Blick als vorzüglich erscheint, so scheitert es doch daran, daß die Post große Kosten durch die Einziehung haben würde, Man kann Annahmestellen bet der Post errichten oder die Sparbeträge ab- holen lassen oder beides miteinander vereinigen. Ein hierauf bezüglicher Antrag wollte seinerzeit im Reichstage die Einrichtung von Annahme⸗ stellen bei der Post, aber damit würde die Abfertigung des Publikums an den Schaltern erheblich verzögert, oder es würde hohe Verwaltungskosten machen. Es werden hoflkommen neue Organ isationen geschaffen werden müssen, und da eg sich um kleine Betraͤge handelt, würden verhältnismäßig große Unkosten entstehen. Es ist gesagt worden, die Post würde deshalb sich nicht darauf einlassen. Wir haben aher noch ein anderes Bedenken dagegen: wir fürchten, daß dann doch die Postsparkassen wiederkommen würden, gegen die wir uns seiner Zeit im Reichstage erklaͤrt haben. Herr Fritsch sst ja selbst Gegner dersel ben. Wir wollen, daß das Geld, das im Kreise der Staͤdte durch die kleinen Leute erspart wird, auch zu Gunsten der 4 ö. als Hypotheken, oder Betriebzdarlehen wieder aus- gegeben wird.
Abg. Winckler (kon); Ich kann nur meine Befriedigung darüber ausdrücken, daß nach der Erklärung des Ministers die ganze Geschichte für eine absehbare Zukunft tot ist. Die Regierung hat eine sehr eingehende Prüfung für notwendig gehalten. Die Länge der Prüfung konnte den (hen erwecken, als ob dieses System gefördert werden sollte, aber nach den Worten des Ministers haben wir die Ueberzeugung ö können, daß nur das Be⸗ dürfnis und das Gefühl der Pflicht, alles eingehend zu prüfen, diese lange Zeit erforderlich gemacht hat, um zu einem Refultat zu kommen. kann nur melne Befriedigung darüber aus—= drücken, daß die Sache tot ist. Meine Freunde halten deg= halb es in der gegenwärtigen Situation nicht für nötig, Beschlüsse zu fassen. Die . sind ja ursprünglich zum Etat gestellt worden, wobei wir sonst Vorkommnisse in den Ministerien kritisteren, ohne Beschlüsse zu fassen, namentlich, wenn die Auskunft der Regierung der Ansicht der Mehrheit entspricht. Ich, zweifle keinen Augenblick: wenn wir schon früher daräaͤber debattiert hätten, und dse Aus— führungen des Ministers im Prinzip andere gewesen wären, so wäre ein Beschluß dieses Hauseß mit großer Mehrheit nach den Intentionen der Antragsteller gefaßt worden; aber nach der heutigen Erklärung des Ministerz werden wir gegen beide Anträge stimmen. Ich möchte aber ausdrücklich dem entgegentreten, als oh nur im aller. entferntesten ein dem Scherlschen System günstiger Schluß daraus gejogen werden könnte. Ich halte die Sache für tot und deshalb es nicht für nötig, guf Einzelheiten einzugehen. Was an der ganzen Sache 4. „ist nicht neu und charakteristisch, und was neu und ö stisch daran ist, ist nicht gut. Was dazu dienen sollte, bie
, zu fördern und das Sparen bequemer zu machen, das ist keine Erfindung bon Scherl; damit hat man sich in den berufenen
rganen der Sparkassen seit langem beschäftigt; und was dapon unseren Sparkafen und Spgrern frommt, wird sich jedenfalls im Laufe der Zeit herausschälen. Ich habe früher bei anderer Gelegenheit in Gegenwart deg Finanzm inisters gewünscht, da alles, was mit unseren Sparkassen jzusammenhängt, niemals na anderen Gesichtspunkten beurteist und behandelt werden möchte als einzig und allein aus dem Interesse der Sparkassen und der Sparer und ohne Verquickung mit irgend welchen anderen Dingen. Meine Freunde haben mich beauftragt, auf diefes Wort hier noch⸗ mals zurückzukommen. Darum möchte ich unserm Sparkassenminister nochmals dasselbe Wort zurufen und dringend wünschen, daß allet, was geschehen kann zur Förderung der Sparkassen, niemalt verquickt werden möchte mit irgend welchen anderen Zwecken, sie mögen sein, welche sie wollen, und daß einzig und allein das Interesse des sparenden Publikums und unserer Sparkassen, auf die wir alle stolz sein können, die Richtschnur für die Handlungen des Finanz- ministers sein möchte. Ich las neulich in einem Artikel über dat Scherlsche Sparsystem die Frage, ob denn von denen, die sich für die Sache ins 33 gelegt oder ihr wohlwollendes Interesse geschenkt haben, dies geschehen wäre, wenn niemals von der Verquickung mit einem Zeitungsunternehmen die Rede gewesen wäre. Das t ein Beweis, wie verkehrt es ist, wenn man die Angelegenhesten unserer Sparkassen und ihre Förderung mit irgend welchen heterogenen Dingen verquickt. Ich hoffe, k niemals eine solche Verquickung ein- treten nie daß unsere . stets Selbstzweck sein sollen und niemals ein Mittel, andere Zwecke zu fördern. auf Dr. . ö Der 53
ührungen eins Schärfe des Tons angeschlagen, wesche na
Erklärungen des Ministers nicht berechtigt . ch hig ch, daß er namens der großen Mehrheit hätte sprechen sollen, besonders nach der Stellungnahme des Zentrums, wie sie ung Herm Faß⸗ bender schilderte. Ich würde nicht für den Antrag Fischbeck ge⸗ stimmt. zben; ich komme heute dazu, beide Antraͤge abzulehnen. Auf die Persönlichkeit des Herrn Scherl kommmü es gar nicht an; daß ist heute wiederholt gesagt worden. Obwohl aber auch Herr Fischbeck sich diesen Satz zu eigen machte, sst er in sehr wenig liebens würdiger Weise über Herrn Scherl hergezogen. Ob die Idee des Herrn Scherl von ihm selbst oder don einem anderen herrührf, ist Gegenstand eines schwebenden Gerichts verfahreng, und bisher war es nicht üblich, während schwebender Prozesse solche Urteile zu fallen.
ob die e nn des 9 in
hat bei seinen
ür mich kommt es darauf an, reußen und im 5 Reiche eine befriedigende ist. Nach den rklärungen des Ministers ist das tatsächlich nicht der Fall und die
örderung der Frage wirtschaftlich und fößial äu serst wünschengwert.
el dem Verschlag des Herrn n ng hat ö zu unterscheiden
zwischen der Grundidee und den Finzelhelten der , Ole Grundidee der Abholung hat allfeitige ustimmung gefunden, lbst die erren Blell und Fritsch find diefer Meinung, und Herr hat
J Will man das 56 , so muß
e.
ch weiß nicht,
eine neue auch zu
falls scheint mir dieser Jusbau d ö.
Wie folf die Abholung pünktlich nnd regel- . ö 2 1 die Sparer auch ein Antrleb dazu gegeben fein man muß dem Spartrieh zu ilfe kommen dadurch, daß man eine n , auf. die Regelmäßtgkeit des Abholens setzt. Von Scherl ist die Verlosung vorgeschlagen. Man mag Über das Spielen denken, wie man will, und Herr Fischbeck schicßt gan; er. heblich üher das Ziel hingus; es wird durch diefe Ausicht der Spar⸗ trieb gefördert. Der Spieltrieb ist in den weitesten Kressen dot.