1904 / 265 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 09 Nov 1904 18:00:01 GMT) scan diff

ĩ di tsächlichsten bleigefährlichen Betriebg— , . 3. gin , i. nlichen

Geshlechtes waren in den Jahren

1895 1899 1900 1901 1902

I. Arbeiter . ile Blei

a. . , . 200 2560 175 1iss is . ; iede, Feilen⸗

( . ö 3 ö. 5 4 9 1 9 . . Kl er, Rohrleger

ö , ner fh hefe, 9 6

6. Schriftsetzer und Buchdrucker. 3 56 * 57 66

II. beg g w eschaftigt: a. Fabrikarbeiter... . . 312 310 360 282 327 b. . e eicher Lackierer 347 460 378 339 399

. Angehörige a. ö n ü er Be⸗ J 7 280 265 210 170. Zu vorstehenden Zahlen für das Jahr 1902 sei noch bemerkt, daß bon den 33 . . iftung behandelnden Fabrikarbeitern 243 in den dem Königlichen Statistischen Bureau zugegangenen Mit. teilungen als in Bleiweißfabriken beschäftigt bezeichnet sind; für 7 ist die Art der Fabrik nicht angegeben; 7 sind in anderzartigen Fahriken tätig gewesen. Von den unter III. gengnnten 170 An⸗ gehörigen anderer oder nicht näher bezeichneter Berufe waren 86 nur als Arbeiter oder Tagelöhner bezeichnet; 10 waren Töpfer, je 9 Tischler und Böttcher bezw, Maurer, ebenfalls 9 in anderen als den genannten Gewerben tzti⸗ in welchen Blei⸗ vergiftungen gleich wie in diesen nicht selten beobachtet werden (Glaser, k Faͤrber, Stellmacher u, dergl, m.). Lußerdem waren 35, darunter Angehörige verschiedener anderer Berufe; 2 waren Invaliden; für 9 war kein Beruf angegeben. Die Zahl der Verpflegunge⸗ tage der 32h in den Heilanstalten im Jahre 1902 an Blei⸗ vergiftung Behandelten betrug zusammen 28 935, d. i. im Durchschnitt auf 1 Heß e r ren 241 Tag! Von den einzelnen Beruftzgruppen haben die höchsten Zahlen der Verpflegungstage aufzuwelsen. die anderen Metallarbeiter, die Klempner, Rohrleger, die Schriftsetzer die niedrigsten die Hüttenarbeiter. Ohne weiteretz wird man daraus natürlich nicht auf ein schwereres oder leichteres Auftreten der Krank⸗ heit bei den einzelnen, Berufsgruppen schließen können da ja auch andere Umstände von Einfluß sind So wird z. B. Die Ai e ,, dauer bei einer Gruppe, die viel Ledige in ihren Reihen zählt, größer sein alg bei einer solchen mit ener verhältnismäßig größeren ahl Verheirateter, die ihre völlige Wiederherstellung in der Häuslichkeit abwarten können. . . wen . Rückgang der Bleierkrankungen ist fr gr dem Erlaß und der Durchführung einer Reihe von gesetzlichen Bestim mungen zuzuschreiben, wodurch es den Scha dlichleiten zu begegnen gelungen . welche die Arbeiter in gefährlichen Betrieben bedrohen. Ez sind hier hervorzuheben: die Bel anntinachungen des Reichskanzlers, betreffend die Einrichtung und den Betrieb der Buch druckereisen und Schriftgießerelen vom 31. Juli 1897, betreffend die Ein⸗ richtung und den Betrieß von Anlagen zur Herstellung elertrischer Atkumulatoren aus Blei oder Bleiverbindungen vom 11. Mai 1898, betreffend die Ginrichtung und den Betrieb der Bleifarben, und Beizucker fabrlken vom 8. Juli 1393 an deren Stelle nunmehr eine neue Bekanntmachung vom 25. Mai 19903 getteten ist) Die Durch⸗ führung dieser Bestimmungen ist, wie sich, aus den Jahresberichten der preußischen Regierungs, und Gewerberäte ergibt, im allgemeinen (ine zufrledenstellende. Viele Arbeitgeber sind freiwillig weit über ihre Verpflichtungen hinaus bemüht, unter Aufwendung nicht un— erheblicher Geldsummen die Einrichtungen ihrer Betriebe in gesund⸗ beitlicher Hinsicht zu bessern und durch Wohlfahrtteinrichtungen aller Art ihre Arbeiter gegen die Bleigefahr zu schützen. Allerdings würden sich nach Ansicht der Gewerbeaufsichtsbeamten noch zahlreiche Fälle von Bleierkrankung vermeiden lassen, wenn nicht manche Arbeiter häufig die ihnen unbequemen Vorsichtsmaßregeln außer acht ließen. gn den Bleifarbenfabriken werden mannigfache Ver— richtungen, die früher mit der Hand ausgeführt wurden, auf mecha- nischenm. Wege selbsttätig bewirkt; auch findet daß e e . Ver⸗ fahren Anwendung. Im Verfolge der jetzterwähnten Bekanntmachung

180 nde R , worden in bezug auf die allgemeine Einrichtung und In—

altung der Arbeitsräume und die möglichste Vermesdung der 6, giftigen Bleistaubes; gegebenenfalls ist für dessen Ab. führung Sorge getragen. Der Verbrauch von Bleiweiß im Maler— und Anstreicher gewerbe hat abgenommen, da man vielfach dazu übergegangen ist, für das Innere der Gehäude 3 zu verwenden; bei Außenanstrichen soll sich das Bleiweiß nicht entbe n lassen.

Die Bestimmungen, welche für ein betreffendes Reichsgesetz im Entwürfe vorliegen, sollen sowohl füc den Betrieb des Maler- und ö mit seinen vielfach wechselnden Arheitsstätten . guch für solche gewerbliche Anlagen gelten, in denen Maler= und . streicherarbeiten im Zusammenhange mit einem anderen ö e betriebe (Werften, Waggonfabriken, Wagenbauanstalten, . f . Tischlereien usw ausge hrt werden. Von einem . o f ; . Verwendung des Bleiweißes ö. der En 4. ; volks wirtschaftlichen und sozia vol itischen Gründen . Eine Gefährdung der Maler durch bleihaltige Stoffe findet . ei einem Teile ihrer Arbeiten statt. Neben der Entwickelung von blei⸗ baltigem Staube liegt die hauptsächliche Gefahr bei der Ven beitung von bleihaltigen Farbstoffen darin, daß die Arheiter aus Unkenntnis der Schädlichkeit dieser Stoffe oder aus Nachlässigleit nicht genügend darauf Bedacht nehmen, vor dem Essen, Trinken, Rauchen oder . schnupfen ihre Hände und Kleider von Blei zu reinigen. Der Ent⸗ wurf enthält daher Vorschriften zur Verhütung der Ver giftungsgefghr, die durch unmittelbare Berührung bon trochesen Bleifarben herbeigeführt wird oder mit dem Anreiben trockener Blei⸗ farben mit Oel oder Firnis sowie mit dem trockenen Abstoßen, Ab= bimsen und Abschleifen von leifarbenanstrichen verbunden ist, Für solche Anlagen, in denen dies durchführbar ist, wird Line ärztliche Ueberwachung des Gesundheitszustandet sowie die Führung. gihes Kontrokllbuches vorgesehen, Cinen wesentlichen Punkt bildet die Be—= lehrung der Maler und Anstreicher über die ihnen drohende

Bleivergiftungsgefahr, über die Symptome der Bleierkrankung

nd über ihr Verhalten gegenüber dieser Gefahr durch ein jedem me rer e es vom Kaiserlichen Gesundheitsamt auf— Merkblatt. ; ; get e . mulgtorenfabriken werden die Bleivergiftungen hauptfächlich nur noch durch dampfförmiges Blei verursacht; dagegen sind infolge der zweckmäßigen Betriebeinrichtungen solche durch staub-· förmiges Blei selten. Gin Ersatz der Bleiunterlagen bürgert sich in den handwerksmäßig ,,, n, wegen des der Arbeiter nur langsam ein. ö die meisten Bleihüttenverwaltungen es sich aben angelegen sein lassen, ihre Arbeiter nach Möglichtelt . die e iftung zu schützen, so sind doch in manchen Betrle en 3. Gesundheltsperhältnisse so ungünstig, daß die Bekämpfung der glei efahr durch reichsgesetzliche Regelung des Bleihüttenbetriebes in Aus⸗ cht genommen ist. Die Gewerbeaufsichtsbeamten sind durch Erlaß des preußischen Ministers für Handel und Gewerbe vom 28. Dezember 1901 angewiefen worden, die erforderlichen Unterlagen durch eingehende h u liefern. ö Le ie der Zinkhütten ist eine reichsgesetzliche Ver ordnung unter dem 6. Februar 1800 erlassen worden. Die . schriften endlich, wesche daz Reichsgeseß bom 25. Juni 1387, bitte! den Verkehr mit blei- und zin kßgitigen Gegen ständen, über die Verwendung von metallischem Blei, von Blelfolie, welche zum Einpacken von Nahrungs, und Genußmitteln dient, sowie von n. h ern ngen gibt, haben sich im großen und ganzen bewährt. (Stat. orr.) =.

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sind in den Betrieben weitgehende Verbesserungen vor= 5

Zur Arbeiterbewegung.

Der Ausstand der belgischen Bergarbeiter (gl. Nr. 264 d. Bl) nimmt, wie der Vofs. Itg. aus Brüssel . wird, zu. Ausständig sind die Arbeiter der Kohlenwerke von Ta Loupisre und Sagrt-⸗Longchamps, ferner die flaͤmischen Bergleute von Ste Marie la Hestre.

In Fall River (Massachusetts) beschlofsen, dem W. T. B. zufolge, gestern die Baumwollfabrikanten, deren Betriebe seit dem im Juli des Jahres infolge einer 133 prozentigen Lohnherab— setzung ausgebrochenen Ausstande von 25 O05 Arbeitern geruht haben, die Fabriken für die Arbeiter, welche die Herabsetzung jetzt an⸗ nehmen, wieder zu eröffnen. Der Vorschlag der Arbeiter, sie bis zum . des Cinigungsverfahrens einstweilen einzustellen, wurde abgelehnt. (Vgl. Nr. 263 d. Bl.)

Kunst und Wissenschaft.

A. E. In der letzten Versammlung der Deutschen Kolonial⸗ gesellschaft, Abteilung Berlin, erregte es freudiges Aufsehen, daß aus einem vor dem Ausbruch des Hottentottenaufffandeg aus Süd- westafrika abgesandten Brief mitgeteilt werden konnte, daß bei Gibeon ein Steinkohlenflöz erbohrt worden ist, das alt sehr abbau⸗ würdig erscheint.

In der Sitzung am Montag sprach der Rechtsanwalt Dr. Rhode über die Lan dungsverbältnisse in Swakopmund, die er aus eigener Anschauung kennt. Der Vortragende hat 5 Jahre in Swakopmund gewohnt und bedauert die schiefen Urfeile, die fort und fort in der Oeffentlichkeit über das Thema gefällt werden und immer wieder die oft widerlegte Behauptung wiederholen, es sei doch eine schwere Beeinträchtigung Deutschlande, daß s. 3. die Walfischbai nicht von, England erworben worden sei, und es sei zu bedauern, daß gegenwärtig nicht ein ernstes Wort an England gerichtet werde, um die Benutzung der Walsischbai für den deutschen Schiffsberkehr mit Südwestafrika zu erreichen. Tatsächlich vermöchte Deutschland mit einer solchen Gewährung nichts anzufangen; selbst wenn die Landungsverhältnisse in der mehrere Meilen südlich von der Mündung des Swakohflusses gelegenen Walfischbat günftiger wären, als sie es in Wirklichkeit sind, so würden sie durch die soviel schlechteren Berhältnisse am Lande mehr als reichlich aufgewogen werden. Man vergißt so leicht, daß längs der Küste von Südwestafrika und besonders auf der Strecke von der Mündung des Swakop his zur Mündung des die Grenze gegen das Kapland bildenden Oranjeflusses sich ein mehrere hundert Kilometer breiter Dünengürtel binzieht, der am Swakop, dank der Bewässerung durch den Fluß, nicht wüstenartig und abfolut vegetationslos ist, wie an der Walfischbai, wo die Be⸗ spannung der Ochsenwagen, die zur Uebernahme der Frachten dorthin entsandt werden müßten, weder frisches Gras noch süßes Wasser inden würde und Gefahr des Verdurstens schon auf dem Hinwege heim Kreuzen, des gefährlichen Dünengürtels liefe. ⸗Frisches Gras und gutes Wasser ist in Swakopmund dagegen in reichem Maße vorhanden, und es kann gar nicht genug als ein Akt weifer Voraussicht gepriesen werden, daß unsere Südwestafrikaner Swakop. mund zur Landungsstelle wählten, nachdem sie sich überzeugt, daß bei allen anderen in Betracht kommenden Häfen, der Rock-Baj und der Groß Bai im Norden und der Sandwich Bal im Süden, ja selbst bei der als Hafen, so vorzüglichen Lüderitz⸗Bai, die Verhältnisse des Weitertransports gelandeter Güter ganz ebenso ungünstig liegen wie bei der Walfischbai. Die Erfahrung hat denn auch gelehrt, daß noch vor der Schaffung der von Swakopmund aus— gehenden Eisenbahn die n,. aus dem Innern nach Swakopmund und umgekehrt erheblich billiger geworden sind als die Frachtsätze nach und von irgend einem andern Punkt an der Küste. Selbst im Punkt der Landungsperhältnisse braucht Swakopmund den Vergleich mit der Walfischbai nicht zu scheuen. Es mag ja richtig sein, daß auf der offenen Reede vor Swakopmund die Brandung viel stärker und für daz Landen von Menschen und Gütern hinderlicher ist als bei dem ruhigen Wasser der Bai, ja daß es bel starkem 8W.. Wind zuweilen unmög⸗ lich ist, in Swakopmund zu landen; allein das flache Wasser der Walfischbai nötigt die Sꝑeeschiffe dort, 3 Seemeilen vom Ufer vor Anker zu gehen und die Entladung durch viele kleine Leichter zu be— wirken. n. Wahrheit sind die Verhältnisse in Swakopmund so schlimm nicht, alß sie nach vereinzelten, meist aufgebaguschten Nachrichten erscheinen. Da in den letzten en. Wintermonaten für Südwestafrika, Ifters Landungsumstände vorlagen, wird der weiß, wie die gleichen Verhältniffe in Bremen und Hamburg im Januar und Februar häufig unter der Unbill der Witterung leiden.

Beschleunigung der Landungen dort zu rächnen ist. auch, nicht vergessen, daß auf ein so starkes Anwachsen des

durste. Die Beschädigung der Mole aher ist bei Bauten dieser Art . weniger als . Eine Mole ist niemals ein nach ihrer Fertigstellung abgeschloßsenes Bauwerk, sie bedarf fortwährend der Korrektur und Ausbesserung, zumal bei uͤmstgnden, rn die sind, unter denen die Swakopmund beständig zu leiden hat: starke, Brandung und eine der Kuͤste entlang In der Kapstatt ö als in ö E ahren an den Molen, und es werden wohl dort wie in Swakopmund noch weitere

nach der maritimen Seite ausgezeichneten Hafen als deutsche Kohlen?“ station, einzurichten, wobei die Unzugängllchkeit des . . mitspricht und höchstens der Mangel an Trinkwasser hinderlich sst, daz

BVielleicht, so meint der Vortragende, wird Liber Bai (das alte Angra Pegueñla) doch noch einmal auch als . N

von da auf Kimberley) ,. wird. Die Ausführbarkeit einer solchen weres Hindernis an der , es e Hün

S wehebahn; allein die Koflen würden zunächst re rene hoch fein. Südlicher als Liöderitz, Bai hört jede Möglichkeit auf bis zur Mündung des Oranjeflusses. Ob diefer mächtige Strom als Gingangepforke zu verwerten ist, das zu erkunden hat ber kühne Lüderitz bekanntlich mit dem Leben bezahlt Seitbem ist der Versuch nicht wiederholt worden In der sich anschließenden Dis⸗ kussion machte . Schwabe, gleichfails ein genauer Kenner Südwestafrikaz, noch darauf aufmerksam, daß es der die Küste nordwärts begleitende Benguelastrom ist, der viel von den Flüssen im Meer abgelagerten Sand, auch den Sand des Swakop, mit sich führt, und die Schuld daran trägt, wenn von der Swakopmunder Mole besonderß der am weite len hinausragende Molenkopf durch Verfandung geschäbigt wird. Hier hilft vielleicht die Anhringung einer leichten, von der Versandung nicht bedrohten Eisen⸗ konstruktion oder die Benutzung der jetzigen Mole nur als Fangdamm und die Aufführung einer zwelten, der ersten parallelen Mole an der Nordseite der jetzigen.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und A bsperrungs⸗ maßregeln.

Türkei.

Der internationale Gesundheitsrat in Konstantincpel hat für Herkünfte von Smyrna eine ärztliche Untersuchung an⸗ geordnet. Diese soll in dem erften türkischen Hafen erfolgen, in dem sich ein Sanitãtsarʒt befindet Derartige für Konstantinopes bestimmte

erkünfte unterliegen einer ferneren ärztlichen Untersuchung bei der urchfabrt durch die Dardanellen und demnächst bei der Ankunst in Konstantinopel. ; Ferner hat der Gesundheitsrat die für Herkünfte von Port aid angeordneten Quarantänemaßregeln wieder auf⸗ gehoben. (Vergl. R. An,“ vom 26 p. M, mr

Rumänien.

; Die rumänische Regierung hat infolge Wiederauftreteng der Pest in Smyrna angeordnet, daß Herkünfte von dort nur im Hafen von Su lina zugelassen werden und daselbst einer acht undvierzigstündigen Beol achtung nebst ärztlicher Be—⸗ sichtigung und Bes infektion unterliegen.

Die Haͤfen von Constantza und Mangalia bleiben für derartige Herkünfte geschlossen und die Einfuhr von Kon= . Gemüsen und Früchten fowie von Gegenständen, die im

eglement zur internationalen Sanitätskonvention von Venedig unter Kapitel 11 Titel IV verzeichnet find, ist verboten.

Verkehrsanstalten.

Wie die. „Frankfurter Zeitung! aus Mailand meldet, ist die Gründung einer neuen Genueser Schiffahrts gesellschaft unter der Firma LI9x d ita(i ian o erfolgt. Das Kapital beträgt 12 Millionen, das auf 20 Millionen erhöht werden kann.

Theater und Musik.

Deutsches Theater.

Die angekündigte Aufführung von Schillers Don Carlos unter Aufrechterhaltung der bollftändigen Szenenfolge des Originals ging gestern abend zum ersten Male vonstatten. Daß durch diese Neuerung die dramatische Wirkung der Tragödie eine bedeutende Steigerung erfahren hätte, könnte kaum behauptet werden; im Gegenteil wurde die breit ausgesponnene Szene zwischen Fönig Philipp und dem Grofinquifitor für die dem Schlusse zustrebende Handlung sicher mehr als eine emmung denn als eine Förderung empfunden. Ein vollständiger „Don Carlos, konnte natürlich doch nicht auf die Bühne gestellt werden, da die Szenen an sich bedeutenden Kürzungen unterzogen werden mußten, um die Aufführung des dramatischen Gedichts wenigstens in fünf Stunden zu ermöglichen. Neue intereffante Seslen bot die Darstellung außer der Szenenergänzung kaum. Sie gehörte zu den guten Durchschnittsaufführungen, die befriedigen, aber nicht immer hinreißen; es fehlte dem Ganzen ber einheitliche Zug, da über der minutiösen Ausarbeitung der Einzelheiten die are, Linie verloren ran gn war, Schwache und vortreffliche Momente standen dabek unvermittelt neben einander, und diese Ungleichmäß igkeit fiel nicht nur in der Rollenbesetzung, fondern auch häufig genug im Spiel des Finzelnen auf. Die . Szenen wirkten sogar etwag nüchtern. Hinstürmende ö. und jugendlicher Ueberschwang, die in diesem Drama des jungen Schiller alle Geister entflammen müssen, hielten eigentlich erst mit dem Erscheinen Otto Sommerstorff in der Rolle des Marquis Posa ihren Ein—= zug. auf die Bühne. Seine große Rede vor König Philipp riß zum ersten Male das Haus ehrlich hin; und er blieb die Hauptstütze des Erfolgs während des ganzen Abends, denn er sprach und spielte die Rolle, die er so oft verkörperte, mit einem Feuer und einem Adel der Diktion wie in seinen besten Stunden. Julius Geisendörfer als Don Carlos rang sich erst allmählich zu echter Kunst durch. Nach den matten Eingangsszenen belebte sich sein Spiel zusehends und steigerte sich in dem großen Auftritt an der Leiche Posas zu echter tragischer Größe. Der König Philipp wurde in Adolph Kleing Händen eine sorgfältig durchdachte Charakterstudie; es ging eine erkältende, eherne Ruhe von diefer Gestalt aug, bie auch die menschlichen Anwandlun en seines Herzens wie unter einem eisigen Hauche erstarren ließ. ie übrigen männlichen Rollen hatten keine bedeutenden Bühnenvertreter gefunden: weder der Herzog Alba noch der Graf Lerma oder der Großinquisitor; besser schon hielt sich Emil Lind als Dominikaner. Die Königin in der Darstellung von Stephanie Stauffen entbehrte der Hoheit und Würte; man traute dieser Clisabeth wohl ein gutmütiges Herz, aber niemals Seelengröße zu. Viel bedeutender war Gertrud Arnold als J von Eboli; in der Liebesszene mit dem Infanten erschien zwar ihre Kunst noch kleinlich und oberflächlich, auch ihr Srgan klang hier, vielleicht in dem Streben nach Natürlichkeit, noch unedel; als aber die verletzte Citelkeit aufschrle und die Rachsucht hervorzüngelte, fand die Künstlerln überzeugende Töne, und ihre verjweiflunge volle Neue und ergreifende Anklage vor der tugend⸗ haften Königin wirkten echt und ergreifend. Die Gejamklaufführung war überaus i tg inszeniert und . sich, mit Ausnahme der einen großen Pause, rasch hinter einander ab; die Verwandlungen wurden dabei mit dankenswerter Schnelligkeit bewerkstelligt. Die An⸗ erkennung der Zuschauer schwoll zweimal zu stürmischem Beifallsjubel an: einmal galt er Otio Sommerstorff, als er bie große Rede von der Gedankenfreiheit sprach, und zum andern Male Juliuz Geisendörser, als Carlos an der Leiche feines Freundes klagt.

Parbg, Lindemann und Herr Bachmann . in der Oper beschäftigt,

A Dell Gra, ert; . , 2 ,, Dirigent des Balletts rem a. = Die zu der Aufführung . el e , Dre,

Coppelia. für den heut gen mit 1 Vorstellungg nummer . ,, ung müssen an eingezogen, Wette sestert en är s, ben werken,

Monate schiuß. in er ujsf l n. , Vorstellung) . . ö. an diesem Tage sitattfindende Aufführung 3 Hänel und Gretel, und „Coppelia! ihre Gültig. reit, können aber auch morgen vormittag und Abendz an der

behalten für

von Hänsel