späteren Vorwürfen zu begegnen,
3Zweite Beilage
zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger
M 36.
1905.
(Schluß aus der Ersten Beilage.)
von Kanitz (d. kon: Herr Bernstein erklärte es für ein . ,, die ausländische Getreidezufuhr noch i n. zu belasten. Wir stehen auf dem enigegengesetzen Standpunk ö! Pit n, or lit ö . er 6. 9 k . oht, orzubeugen e ö Se idee auf. feste ie stellte. Herr . hat dann auf England und auf die Viehsperre hingewöesen, J erwãhnt, 6 , eli en m en, n, ö on nglan 3 . . 3 ö . anten, 5 , , , , n, nn,, Island sst ausgenommen, aber dessen Viehausfuhr wird hauptfächli aus Stehnnden und Robben bestehen. Die EGngiänder sind eben raktische Leute, Gerade im. Interresse ihrer Volfzernährung legen . ein . Dewicht auf, die Gesundheit ihres Viehstandes. fer. ernsteln braucht sich also über unsere Sperrmaßregeln nicht ö. i . zu echauffieren, Die neuen Verträge werden als Zufätze beie . , . Grundlage, als die jetzt noch laufenden, aufgebaut ö . . 15 Jahren verlangte Desterreich, ober richig nn gh n, rh hi. 6 Jung Per deutschen Getreidezölse, auf diefer , Zoll zufenden Verträge enistanden. Wan Koffte, diefe e ,,, i. würden nur Oesterresch, Ungarn gewährt werden; ö. tagten rwies sich bald als illusorisch, nachdem man den Vereinigten n, ,, zugestanden hatte, Damit war gegeben, daß die bisherigen, ö! ö hen zulänglichen Schutz ösie für die Landmirtschaft , bleiben konnten; ünd wenn ich vor 13 Jahren rn, Aenderung Stelle aus ausgesprochen habe, daß die Gesetzgehung ein . herbeiführen müsfe, fo hat inir der heutige Erfolg ze . el. Brauchen wir Überhaupt neue Handelsperträge? Der . . Werk noch . im ,,, . . a iche n . von 5 itun n. 7) j ö . . ea iir fiesen Hi fen 6 . eignen, ich meine, dasselbe Ziel hätte sich durch einfache ; tz be ünstigungs vertr e erreichen lassen; auch unsere Industrie wür J. J sl ndern, da j ⸗ J
des Auglandeg. Aber wer kann heute auf 10 oder 12 Jahre vorher⸗
agen, wie die Herstellungekosten eines Artikels in dieser Zeit im e. sich ö. . Ich für meine Person bleibe also dabei; langfristige Tarifverträge sind keine, absolute Notwendigkeit. In Frankreich, England, der nordamerikanischen Union ist dieselbe Auffassung vertreten; kein Stagtsmann denkt dort an den Abschluß langfristiger Handelsberträge. Ich bestreite auch, daß mit dem Ab⸗ schluß von solchen Handelsvertraͤgen eine besonders günstige Wirkung auf die Industrie ausgeübt wird. Hat, sich denn derselbe Prozeß der wachsenden Ausfuhr usw. nicht auch in anderen Ländern vollzogen? Ist die Zunahme des Wohlstands in Frankreich etwa weniger schnell erfolgt als in Deutschland? Ich könnte statistisch das Gegenteil be⸗ weisen. Und in Amerika hat sich der Wohlstand rapide gehoben, ob- wohl dieses keinen Tarifvertrag abschließt. Hätte der Abschluß von Verträgen solche günstige Wirkung auf die Inzustrie, so müßte diese doch ihren Export nach den Vertragsstaaten mehr gesteigert haben als in den übrigen. . genen 3 ! . liegen 36 . ĩ Verträge vor. reche gegen sie nur, u . . 3 f ö Si e sich . . r attenseiten zu charakterisieren. enn der Kanzler am 1 i n, ,, ö. Pofabowekyuntz klar gemacht hätten, wie sich unser handelspolitisches Verhaltnis in Zukunft gegenüber den Ländern estalten at mit denen wir keine Verträge abschließen, ob das I ride ü stitzun öberhaltnit aufrecht erhalken bleiben soll oder nicht, so würde daß von recht erheblichem Werte gewesen sein, denn diez ist eine der wichtigsten, vielleicht die K Ich lege auf diese Frage ein größeres Gewicht als auf die ganzen Tarif verträge überhaupt, nicht nur im Interesse der Landwirtschast, son. dern auch der Industrie. Mit den Vertragsstaaten vollzieht sich nur ein Drittel unsers gesamten Handels. Aus diesem Grunde ist es mindestens ebenso wichtig, mit den Ländern, die außerhalb ö ö. tragsverhäͤltniffes flehen, zu gesicherten Zuständen zu kommen, i. a hat sich nach dem , . ,, . e n,, enüber so verhalten, da ie deu . n ö een fn 2 695 Millonen auf fast O gesunken ist uf ihn r Jahre nur noch Z Million betragen hat. Dadunch W ö auch die deutsche, Landwirtschaft schwer 6 ,, ja mit Amerika in einem etwas ei entümlichen erh n 6 ö. don Posadowtky hat erklärt, ein ile in ip fsh n ttf Grund des mit Preußen abgeschlossenen Vertrages von e. . ö. nicht mehr, wohl aber haben wir einen neuen Vertrag mi um — abgeschlossen auf Grund des Abkommens zwischen Amer 9 . Frankreich vom 38. Mal 1893, in dem Frankreich für seine ? 9 gusfuhr nach Amerika gewisse Zugeständnfsse erlangte und hh . zhnerikanern age und ell. Lö ' hlummern feines mehrerg hundz, unnnergumfcssenden Kondentiongtltgrisf einräumte, Im Funi 1goo lk dann dic ffs Alckommen auch anf Hentschlund auegehehnd warzen, Diejenigen Artikel, die in diesem Vertrage genannt sind, ,. noch nichts der deulschen Aabhachr nach finct ig. Gleichtzohl baten wir den Amerltanern unseren ganzen Vertragstarif von neuem garantiert. Es wäre an der Zeit, in (nel stebision diese. Verhältnisfez einn. treten und dafür zu sorgen, daß un ere große Unterbilanz . e , wenigstenz etwas herabgemindert wird. Nach der amer . nischen Statistlk haben wir 1503 mit 444 Millionen lige en, ab⸗ hi le gh nach der deutschen Statistit sogar mit 474 Mill . amenklich bie Entwickelung der r n , Gisenindustrie, . mich bedenklich. Die amgrlkanische Roheisenproduktion ist in den ktzten Jahren von 9.8 Millionen auf 1853 Millonen Tonnen k. stiegen, hat sich also ungefähr verdoppelt. In Deutschland ist sie bon nur auf 10 Millionen Tonnen gestiegen. Nafürlich fallen hier zie Preduktionstosten ins Gewicht. Wenn man annimmt, da Deutschland die Herstellung einer Tonne Föoheisen 10 kostet, so be⸗ rechnen die Amerikaner dafür 6 bis höchstens 7 Dollar, also ein ein kolossaler Unterschsed. Dadurch ist die Gefahr cines Massen⸗ orte amerilgnischen Roheisens heraufbeschworen. In den ersten
ongten des Jahres 1991 hat die Einfuhr von Gisen in Amerika
um S0 vo ngchgelassen, die Ausfuhr nach Europa ist gestiegen um mehr als 0 so. aß macht sich guch in der teen Gssenstatistik bereits geltend. Der Ausfuhrüberschuß hat sich verringert um einen Wert von 36 Millionen Mark. Der Rückgang würde noch bedeutender erscheinen, wenn wir es dabe nicht mit r Auslandsberkäufen der Syndilate zu tun hätten. Ein anderer wichtiger Zweig, den der Abg. Bernstein bereits erwähnte, ist die Baumwollindustrie. Amerlka macht uns auch auf diesem Gebiet eine unerhörte Konkurrenz. 1904 sind dort 48 nete Baummwollspinnereien entstanden, und aug einem Berichte eineg amerikanischen Handelssachherständigen entnehme ich, daß, wenn es so weitergeht, alle europäischen Fabrikanten ihten Betrieb nach Amerika verlegen müssen, um ihren Äbfatz zu behalten. Aehnlich ungünstig stehen wir zu Argentinien, dem gegenüber wir im vorigen Jahre mit einer Unterbilanz von 199 . gearbeitet
Berlin, Freitag, den 10. Februar
baben, und mit einigen anderen europäischen Staaten, wie Spanien. Ich möchte fragen, ob unser neuer Vertragstarif allen diesen Ländern ohne jede Gegenleistung eingeräumt werden soll, oder welche Garantie die Reglerung übernimmt. Die alten Bestimmungen über die Gisenbahnverfrächtung des russischen Getreides find trotz aller Vorstellungen wieder unverändert geblieben. Dies drückt empfindlich auf die heimische Produktion. Ich hätte dringend her gt. 6 unseren bei den Vorarbeiten im Wirtschaftlichen usschuß geäußerten Wünschen Rechnung pee en wäre. Hierfür nur zwei Beispiele. Unsere Baumwollwarenfabrikanten wären sehr gern bereit, sich der Herstellung der Feingarne zuzuwenden, können aber einstweilen 7 die englische Konkurrenz nicht aufkommen, wenn nicht höhere Schutziölle dafür eingeführt werden. Wir beziehen für 63 Millionen Baumwollgarn aus dem Ausland, davon für 53 Millionen aus England. Das 9 eine riesige Summe, die ebenso gut der deutschen Arbeit zugute kommen könnte. Aehnlich ist es mik Hand- schuhen, in denen ein kolossaler Import aus Desterreich stattfindet. Der Zoll auf ein Paar Handschuhe beträgt, da 1500 Paar etwa auf einen Doppelzentner gehen, 29 J. Es sind keine Krokodilstränen, die ich hier vergieße, sondern aufrichtiges Bedauern, daß die Wünsche der Industrie nicht mehr berücksichtigt find, denn die Ver⸗ träge werden doch nur im Interesse der nl eig abgeschlossen. Als erschwerendes Moment muß ins Gewicht fallen, daß die Erhöhung der Getreidezölle ein Jahr nach Ratifikation in Kraft treten soll. Darin liegt die Gefahr, daß das Ausland die an hei Frist be⸗ 1 wird, um Deutschland mit fremdem Getreide so vo upumpen, daß die Zölle auf wet Jahre bing eine Kaifchtich Wtr kuhn nicht autüben. Früher hatte man in dem Moment, wo man das Gesetz machte, auch ein Sperrgesetz gegen die Einfuhr von Getreide erlassen. Die statistischen Zahlen, die der Reichskanzler neulich über bie Ver⸗ schiebung zwischen der ländlichen und städtischen Bevölkerung gegeben hat, möchte ich ergänzen. Es kommt nach meiner Ansicht nicht nur darauf an, daß die städtische Bevölkerung eine große . gegen ˖ über der ländlichen zeigt, sondern . da die laͤnd⸗ liche Beyölkerung, gerade. die arbeitsfähigsten Elemente ab— zugehen hat. Bei der Volkszählung 1960 wurden in Ost preußen 45 c ei enn! im arbeitsfähigen Alter gezählt, in Berlin 53 oso. Aehnlich ungünstig gestalten sich für dag Land diejenigen Altersklassen, die den Arbeitenden zur Laft fallen. Die Zahl der zur Aushebung gelangenden Leute ist auf dem Lande ebenfalls zurück— gegangen. Es sind 99 000 Landwehrleute und Reservisten mehr ab- ewandert. Gegen Herrn Bernstein möchte ich ins Feld führen, daß . Gesinnungsgenosse Jaurs einen Preis von 200 6 für den Weizen für angemessen erklärt hat und diesen Prels erhalten wissen will, wenn die französische Landwirtschaft überhaupt bestehen soll. Einem solchen Minimalpreis für Frankreich würde ein noch höherer Preis in Deutschland entsprechen müssen, angesichts der Belastung der Land⸗ wirtschaft durch die sozialpolltische Gesetzgebung. Jetzt steht der Weizenpreis bei uns auf 170; kommt der neue Zoll ganz und voll zum Ausdruck, so steigt der Preis auf 190 0, also auf noch nicht so viel, wie Jaurss fuͤr Frankreich haben will. Es tut mir leid, daß die sozialdemokratische Fraktion nicht Herrn Schippel statt des Herrn Bernstein vorgeschickt hat. Herr Schippel hat in einer öffent⸗ lichen Rede ausgeführt, es sei nicht wahr, daß durch die Agrarzölle das Getreide im Preise gestiegen sei, sie hätten den Zusammenbruch in der Landwirtschaft aufgehalten, könnten ihn aber nicht hindern; wenn die Landwirtschaft nicht wäre, wo bliebe dann die Industrie? Die Lebenshaltung der Arbeiter würde verschlechtert und der Absatz der Industrie in Arbeiterkreisen verringert, wenn die Getreidezölle einfach aufgehoben würden. Wenn Herr Bernstein sich die Sache enau überlegt, würde er auf denselben Standpunkt gelangen.
r deutsche Arbeiter, wird nur dann guf eine sichere Basis gestesst,
wenn die Leistungsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft erhalten
bleibt. Daß höhere Getreidezölle eine Wohltat für die Grund besitzer wären, davon weiß ich nichts; es handelt sich ja nur um eine reztitzzußs in integrum, worüber man nicht fo viel Lärm machen sollte. Was die Viehzölle betrifft, fo möchte ich den Klagen über die angeblich unglaubliche Steigerung hier das Beispiel Frank⸗ reichs gegenüberstellen, das 16 S für den Doppel zentner, also genau das Doppelte des deutschen Zollschutzes, festgelegt hat und sich außerdem durch eine absolute Sperre noch wester gesichert hat. Ich schließe damit, daß uns in den Verträgen noch lange nicht der⸗ jenige Zollschutz zuteil wird, den viele andere Länder haben; in keinem Falle macht die Landwirtschaft Geschäfte und wird in eine sichere, sorgen⸗ freie Lage versetzt. Anerkennen imüssen wir, daß der Kanzler bemüht gewesen ist, der ausgleichenden Gerechtigkeit nahe zu kommen. Am 1. Februar hat er erfreulicherweise das Prinzip der Parität von In— dustrie und Landwirtschaft berkündet. Das Prinzip der ausgleichenden k wollen wir auch bei der kommissarischen Beratang im Auge behalten. Die Interessen bon Landwirtschaft und Industrie sind solidarisch; sie müssen genau wahrgenommen und gepflegt werden, nur so ö. ö. en gn ö. gert s Ansih ; g. Sieg (nl): eine Fraktign ist der Ansicht, daß Deutsch⸗ land noch kein voller Industriestaat ist; wir sind kein Industriestaat und. kein Agrarstaat. Wir stehen. diesen Verträgen freundlich gegen⸗ über. Manche Teile der Industrie werden zwar belastet, aber wenn wir das Prinzip der Gleichberechtigung anerkannt haben, dann mußte bei dem Tarif, die Landwirtschaft besonders berüäcksichtigt werden. Darin unterscheide ich mich von Herrn Bernstein. as dieser für die, Industriearbeiter erstrebt, muß doch auch für die ländlichen Arbeiter erstrebt werden, und dann muß man dafür eintreten, daß die Möglichkeit gegeben wird, auch die Landarbeiter beffer zu stellen' Daß den Sozialdemokraten die Agrarfrage fehr unbequem ist, wissen wir ja. Nun will ich nicht verschweigen, daß eine Feihe on In⸗ dustrien durch den neuen Zolltarif, schwer in Bedrängnis geraten könne. Auf die Tarifsätze gehe ich nicht näher ein, das werden an dere Herren tun. Ngmentlich klagt die Maschinenindustrie, die Zellulose⸗ ndustrie usw. Leider ist es trotz aller Bemühungen der verbündeten Regierungen nicht möglich gewesen, mehr zu erreichen. Wir werden eben nachgeben müssen. Aber ich freue mich, 86 alle die Groß händler und Industriellen, die ich kenne, ihre Befriedigung darüber ausgesprochen haben, wenn das Ziel, das uns vorschwebt, erreicht würde. Die, Landwirtschaft schreitet fort. Die Landwirt werden nicht die Hände in den Schoß lzgen, weil die Regierung etwas etan hat. Die wahre Arbeit faͤngt jetzt erst recht an. Herr ennemann hat neulich seinen 90. Geburtstag gefeiert. Denken Sie nur, was der geleistet hat, welche Intelligenz hat er aufgewendet, um sich hochzuhringen. Wir wollen den Leuten helfen, die Jahr zehnte hindurch die Landwirtschaft betrieben haben und sich über Wasser zu halten suchten. Die Relation zwischen Getrelde⸗ und Mehliöllen hat Herr Herold doch nicht richtig aufgestellt. Die Landwirtschaft arbeitet zu kostspielig. Mit dem Satz von 1, 30 für Futtergerste bin ich einverstanden. Wie kommt es aber, daß bei der Einfuhr von Maligerste von 4 6 nicht ein Einfuhrschein über 4 6 gegeben wird, sondern nur von 1,30 6 Dadurch geht uns der Crpork verloren, denn beim Cpport würden wir nur 1,30 M, Rückvergütung bekommen. Wir wünschen die Annahme der Vertrãge und sind eigentlich nicht für eine Kommission. Sollte sie aber be— schlossen werden, dann wird vor allen Dingen die ier der Meist. begünstigung, die der Graf von Kanitz angeschnitten hat, dort erledigt werden müssen. Sollten die Vertr ige a geschlossen werden, dann machen Sie Frieden mit der Industrie, wozu ja schon mit der An- nahme der Kanalvorlage im Abgeordnetenhause ein schöner Anfang
emacht worden ist. (Zwischenrufe bei den Sozialdemokraten) Herr Hirt, Sie lachen, wer zuletzt lacht, lacht am besten. Möge nun die Streitart begraben werden. Was uns bevorsteht und unser aller Kräfte erfordert, ist die Lösung der sozialen Frage. Auf unsere Art nicht auf Ihre Art. Sig snach rechts) werden ung helfen. Allein ich bitte Sie, das große Werk sobald wie möglich zum Segen des Vaterlandes und aller Bewohner des Deutschen Reiches zu Ende zu führen. tun). Die 8j pe song Abg. Kaem pf (fr. Volksp.): Die Lösung der sozialen Frage denke ich mir do ö daß sie nicht im Sinne des Herrn Sieg 6 sondern den großen Gesichtspunkt nicht aus den Augen läßt, daß die deutsche Bevölkerung jährlich um eine Million zunimmt, Graf von Kanitz wolle bedenken, daß die Bevölkerung Frankreichs überhaupt nicht zunimmt, und in England in weit geringerem Maße als bei uns. Es ist unsere Pflicht, dafür zu . daß der Zuwachs der Be⸗ völkerung gesund und kräftig ernährt wird. Die deursche Industrie hat ein lebhaftes Interesse, Melstbegünstigungsverträge mit jenen Staaten zu haben, mit denen keine Tarifverträge abgeschlossen werden. Graf von Kanitz meinte, der Export nach den Vertragsstaaten betrage nur hl on, nach den , aber 53 os⸗, . ahlen stimmen nicht ganz. Das beweist, daß die bestehenden . keineswegs ö. günstig für die Industrie sind, wie es angenommen wird. Ich habe umfangreiche Informationen eingezogen, die mir bezeugen, daß schon unter den jetzigen Zöllen nach vielen Ländern nicht mehr exportiert werden kann, weil die Zölle schon jetzt prohibitsv sind, und es gleichgültig ist, ob sie in Zukunft noch etwäg prohibitiver werden. Die Langfristigkelt der Verträge liegt allerdings nach meiner Meinung durchaus im Sinne der Industrie. Aus der Kanzlerrede vom 1. Februar ging mit größter Deutlichkeit hervor, das gute Handelsverträge mit dem Zolltarif vom 14. Dezember 1963 nicht abgeschlossen werden konnten, was wir immer behauptet haben. Hat sich die Lebenshaltung der Arbeiter gebessert, so ist das wesentlich das Verdienst der Industrie, namentlich der Export. industtie. Die hat es ermöglicht, die Bevölkerung zu beschäftigen, im Lande zu erhalten und hohe Löhne zu zahlen, welche bie Lebenz— haltung der Arbeiter verbesserten. Verbesserte Lebenshaltung bedeutet vor allem vermehrte Nachfrage nach landwirtschafllichen Frobuften. Verminderung der Expaortindustrie ist gleichbedeutend mit Ver⸗ minderung der Löhne, also mit Stillstand oder Rückschritt in der Lage der arbeitenden Klassen. Eine . Politik muß dafür sorgen, daß die Tüchtigkeit unseres Industrie, Hanbels- und Arbeiter- standes auch fernerhin gefördert wird, und in dieser Hinsicht geschleht zu wenig. Klingt es in den offtziösen Auslassungen nicht beinahe, als. wenn die, Industrie für ihre Tüchtigkeit eine Strafe erleben soll? Daran ändern auch nichts die Beschönigungen und Beschwichti⸗ gungen, die in den letzten Wochen überall zu lesen waren. Als ich die Denkschrift und die Auslaffung der Norden sschen Allg. Zeitung“ las, wurde ich an die Satire erinnert, in der ein Vater zu seiner . sagte: Du bist ja so tüchtig, Du wirst schon allein durch die Well kommen, aber guf dem Lande haft Du einen Bruder, der schreit immer noch, dem Schreihaltz muß ich den Mund stopfen. Von der jetzigen Handelspolitik gilt daß Wort:; Wir müssen entweder Waren exportieren oder Menschen. Nach den neuen Ver⸗ trägen werden wir in der Tat Menschen exportieren. Daß aber die Menschen im Lande bleiben, daran hat die Landwirtschaft ein vitales Interesse. Die Leutenot, über die Sie (nach rechts) mit Recht klagen, wird wachsen; und wird nicht durch eine Auswanderung in großem Umfange auch die Wehrkraft des Landes ge⸗ schädigt? Auch vom einseitigen landwirtschaftlichen Standpunkt gus kann ich den Ausführungen des Reichskanzlers nicht bei⸗ stimmen, Nur 79 der deutschen Bevölkerung hat von ben Ge— treidezöllen einen Nutzen, die anderen haben Ea en und wenn . hingewiesen wird, daß von den Landwirten nur 290 00 Ge⸗ treide verkaufen, so ist das nicht ein Gebrauch vergisteter Waffen“ von denen man gesprochen hat; man imüßte einen olchen Vorwurf auch dem Fürsten Hohenlohe machen, der diefe Ausführung gemacht hat. Noch nie ist ein großes wirtschaftliches Problem so worden, wie jezt. Ez ist, keinerlei amtliche Enquete e ; landwirtschafil chen Verhältnisse veranstaltet worden. Die Statistik zeigt, daß die Zwangsverkäufe in der Landwirtschaft vor den Faprivischen Vertragen bedeutend zahlreicher waren alz nachher, Es ist nicht richtig, daß die Landwirtschaft durch die Caprivischen Verträge zu kurz gekommen sei. Es bedarf also keiner Erhöhung der Zölle. Die Arbeitskraft des deutschen Volkez ist pie größer als seine Produktionsfähigkeit, und darin liegt auch der innere Gründ der Notwendigkeit, zum Industriestaat überzugehen. Ich gebe zu, daß die verbündeten Regierungen versucht haben, 6. die Seu fe heraugzuschlagen, Bas heranzuschlagen war. Das Inkrastlirten ber Verträge am 16. Februgr 1996 ist für die Indussrie ein Vorteil. Erfreulich ist auch die Gleichstellung ber jüdischen Handlungsrelsenden mit den christlichen. Der Grunderwerb im Ausland ist erleichtert worden, auch das ist ein Fortschritt, ebenso die Errichtung von Schiedg⸗ . leider nicht mit Rußland. Dazu treten noch Vortesle hin⸗ chtlich der gemischten Sachverständigenkommission bes ber Vleh⸗ bonvention, die Erhöhung des Schweinckontingenis usw. Das eigent liche System ist aber unverändert geblieben bei den In dustriezoͤllen, nämlich das System hoher Eingangszölle, des Abschlusses gegen andere Nationen und der Minimalzölle. Es konnte jwar von den Unter⸗
. etwas abgehandelt werden, aber das System selbst blieb be⸗
tehen. Es mutet einen eigentümlich an, wenn man in dem Vertra
mit Rußland liest, der Vertrag solle die Beziehungen zwischen . Ländern noch mehr beleben. Nein, dieser Vertrag'ist geeignet, diese Bejiehungen zu erschweren. Die Verträge sind nicht Verträge für den Handel, fondern gegen den Handel. an ging von dem Be⸗ streben aus: Gibst Du mir meine Zölle, gebe ich Bir Deine Zölle. Diese Allianz . eine Schãdigung der Industrie zur Folge haben. Das Resultat diefer Politit ist eine gänzliche Ignorierung der Kon— sumenten in den Handel sverträgen. Fast alle Industrien befürchten eine ganze oder teilweise Vernichtung. So die Wäschefabrikation, die Kartonpapierfabrikation, die Kleineisenindustrie, die Schristgleßerei, ren. Cpport bedroht ist. Unter Kem Schutz olle haben die Kartelle ihre Aut dehnung erfahren. Das Zollsystem begünstigt unsere Kartelle und Syndikate. Nun will man gegen diese Gesetze machen. Ich fürchte, das werden nur Palliativmittel fin. Vas einzige Mitiel gegen das, Was ungerecht in den Karteilen ist, iss eine Umkehr im . Dazu kommt die Gefahr der Auswanderung unserer Industrie. Wenn die deutsche Industrie im Auslande Aufträge haben will, muß sie sich im Auslande etablieren, unter ausländischer Firma deutsche Arbeit leisten. Das wird in um so größerem Umfange geschehen, je höher die Auslandszölle sind. Gs würde nicht nur ie deutsche Hand aug wandern, sondern auch der deutsche Kopf; denn es würden die deutschen Ingenieure die aueländischen unterrichten. Wenn der Reichskanzler auf das Wort , ,, hat, das der Fürst von Bigmarck zu dem russischen Minister von Giers gesprochen har: Weinen Sie nicht; denn unseren Getreidezöllen werden Sie eine russische Inbustrie zu
verdanken haben, so liegt darin die schärsst ta h Eystem so lieg e scharfste Verurteilung die ez gansen
Staatssekretär des Innern, Staat minister Dr. Graf v Posadowsky⸗Wehner: ; . ⸗
Meine Herren! Die Stunde ist zu spät, um auf die Ausführungen det Herrn Vorrednerg einzugehen. ⸗