1906 / 60 p. 13 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 10 Mar 1906 18:00:01 GMT) scan diff

Dritte Beilage

zum Deutschen Reichsanzeiger und Köäniglich Preußischen Staatsanzeiger.

n GO.

Berlin, Sonnabend, den 10. März

19006.

(Schluß aus der Zweiten Beilage.)

i [) regt verschiedene Verbesserungen für die zige n e,, . . die Bergleute hon den i er rk. nach dem Zentrum bringen; manche Züge führen nur 21 km in der Stunde die Arbeiter brauchten 3 Stunden bis zu ihrer Arbeits. stätte. Ferner follten nicht die Wagen der V. Klasse benutzt werben, bel welchen die Arbeiter während der Fahrt auf die Platt—= form hinautträten, was zu Konflikten mit den Bahnbeamten führe, , die Wagen III. Klaffe, wie es auf der Berliner Stadibahn er Fall sei. . ) entr) wünscht Verbesserung der Verbindungen für das . . . weitab von der Bahnstation liege, Auf der Streck? Jiegenhalg = Jägerndorf= Landesgrenze sei eine Haltestelle bei Langenbrück eingerichtet, sodah viele Badegäste beranlaßt wärden, nach einem benachbarten österreichischen Bade zu gehen anstatt nach ienenhals. Der Redner wünscht ferner, daß die Verhindung zwischen 36. und Brieg verbessert, und daß auf der Strecke Liegnitz= Kandrzin Schnelljugsverkehr eingerichtet werde.

Abg. Dr. Kön ig Gentr.) regt verschiedene Verkehrsberbesserungen für ö und Mörs an.

Abg. Hir sch; Essen (al): Ich möchte nicht verfehlen, ein Wort einzulegen für die Herstellung einer besseren Verbindung zwischen dem Industrierebier, dem Harz, der Probinz und dem Königreich Sachsen. Ts ist heute mit großen Umständen verknüpft, wenn man vom Induftrierepler aus die. gedachten Gebietstelle befuchen will, und en Wäre vielleicht zu erwägen, ob hier eine Verbesserung eingeführt werden. könne, etwa dadurch, daß man an einen der, großen durchgehenden Züge, etwa an den Zug Vlisstngen⸗Berlin (inen Wagen anhänst, der von. Löhne über Hameln, Hildeshelm und Goßlar nach Leipzig geführt wird. Man hat diesen . wiederholt erwogen, man hat aber Bedenken getragen, weil die Strecke von Löhne ab nur eingleifig sei. Ich möchte aber meinen, . i. mit der Einführung dieses dude nicht warten sollte, bis der ö . zu einer zweigleisigen Strecke fertig ist. Wenn der n ,. 6. wiederhergeftellt sein wird, follten die Bedenken, die heute der 6. . eines solchen Zuges entgegenstehen, doch vielleicht als beseitig 1 en können. Man würde damit nicht nur der Bevölkerung des In . 9. reviers einen Gefallen tun, sondern man würde auch den Harz . en und den vielfachen geschäftlichen Beziehungen zum Königreich un ö. Provln; Sachsen einen wesenklichen Vorschub leisten, wenn man hier

ntgegenkommen zeigen würde. Ich möchte also bitten, diesen Zug n möglichster Kürze einzurichten.

Abg. Dr. Lo t ich ius (l) erkennt an, daß die Verbindungen von Berlin nach Cöln und Frankfurt a. M. wesentlich besser geworden seien durch die Einstellung weiterer Schnellzüge, und bittet die Ver⸗ bindung der Reichshauptstadt auch mit dem Osten möglichst zu fördern. Der Redner bittet ferner, daß die Schnellzüge auch weiterhin in Staudernheim halten möchten. Daß liege im Interesse des Kreises Melsenheim. Auch die Stadt Braubach a. Rh. müsse bessere Zug⸗ verbindungen erhalten. ;

Abg. Stan ke Gentr.) wünscht ein Halten der Schnellzüge in Annaberg O.⸗Schl. und bessere Anschlüsse für Kandrzin.

Abg. Dr. Schroeder⸗Cassel (nl) bemängelt die Schnellzugs⸗ ö ih Cassel und Westfalen, von Abends bis zum anderen Tage Nachmittags 3 Uhr bestehe eine Pause. Ferner sei die Zugverbindung zwischen München und Cassel außerordentlich hie t. . . J . . . ; J eil der Strecke könne man nur Bummelzüge -

. 3 geführt werden über die Verbindung zwischen Cassel und Spangenberg. . Abg. Schwa ö ze⸗ . (Zentr.) wünscht bessere Verbindung ĩ erford. ; twin . n, n erkennt an, daß die Verwaltung vielen Wünschen fuͤr bessere Verbindungen im Industriebezirk des Rhein⸗ fands! entgegengekommen ist. Um spo auffallender sei es, daß die 8 e Dortmund = Elberfeld, auf der ein gewaltiger Verkehr Ferrsche, ohne Schnellmngberbindung Kei. Die , nur 3 , und doch gebe eg. Züge, die 2 Stunden und . te g ninks Hie Gisenbah ndern alt g fol, Till secen . gegenüber, daß auf affen mzglichen n, ae r hi. Schnelliüge halten Jollen, etwas ,, werden, denn sonst höre es auf. 3. 1 , bet. n e , ,,,, r ü Pleß an für bessere Schnell zugsanschlässe von hee ür en n Wünsche noch immer nicht e . . ,,, Zentr.) ö schlechten Zugverbin d ] nach Dortmund und Hamm. dungg K. (ni wünscht, daß der Abendzug Pon J. stadt nach Sscherbleben etwa 13 Stunde später gehe im Interesse der

; n , 5. Wenden (kons) wünscht eine Verbesserung der

. ĩ 26 Verbindung für die Stregs, von Bublitz nach, Berlin ö. zt .

ie M it ei llzug, Fi Möglichkeit eines Anschlusses an einen Schne i ublitz aus geschaffen werde. . K, , . und Hirt g. ãußern übereinstimmend Wünsche e llc Verbesserung der Verbindungen esien. . . . . . , ö. (nl) wünscht, daß die Schnellzüge der Rhein. Rahe ⸗Bahn nicht, wie Abg. Dr. Lolichius wünsche, in Staudern⸗ . sondern in Sobernheim halten, und daß der kleine Ort Hoch- . . Kirn an der Fihein Nahe Wahn zur Station gemacht werde, tert g Dr. Voltz (nl): Oberschlesien ist wie eine einzige Stadt ; . Hihinn Finwohner anzusehen und hat nur 4 Schnellzugs⸗ bon waͤhrend analoge Gegenden im Westen 6 bis 12 Schnell. ü Heben Richtungen haben. Um (inen Tagesschnellzug hach Kaen nac h, braucht man nur Anschluß an den Schnellzug Berlin zu Der Nachtschnellzug aus Oberschlesien ,,, Morgens um 53 Uhr an, während sich leicht eine ieße, wenn ö Sch eln, . K ührt, würde. Auch im Verkehr mi h, gel e eehte keinen verständigen Morgenschnellzug,

weder hin, noch zurück. Ep): Der Vorortverkehr für Kiel muß . . 3 ö Umständen im Sommer . ,,, nue n , öl mch enen ich, smzh. Warum werden für Kiel nich 9. r ö. li. zllen Richtungen ausgegeben? Der Zug ai HJ en ;

ö. g bis ö . Sonderburg⸗ Flensburg hat ö . . Flensburg Fiel, eben samenig der Zug Kiel. uschluß an den Hug ch Mecklenburg und Pommern. Der Kieler

ähet an den Zug „ä well die Juggeschwindigkeit nicht

Blätz ug wird sehr wenig benu cht, dah die Glatzer Züge, die jetzt

groß genug ist. ‚. tr) wüns e . nur ö fahren, auch während des Winters be . st e r ffreikons) beklagt, daß Mörs keine gute Verbindung mit .

Duisburg hat.

einem

Abg. Fehlisch (kons): Ich empfehle die Durchführung des Vor- ortverke . 4. der Strecke Berlin über Groß -Lichterfel de⸗Ost hinaus bis Trebbin, zumal hier nur auf 89 km Vorortverkehr ist. Die Anhalter Bahn muß viergleisig ausgebaut werden. Die Eisenbahn—⸗ verwaltung e , ö. . die dazu erforderlichen Terrains er-

n, da sie später teurer sind. ö ner bg . Berndt (ul) schließt sich den Wünschen des Abg. Dinklage an und befürwortet die Cinfüährung eines direkten Schnell⸗ zugs von Hagen über Elherfeld nach Cöln. =

Abg. Hoeveler (entr.) bittet, die Schnellzüge auf der Strecke Cöln - klepe auch in Kevelaer halten zu lassen. ; -

Abg. Mac co (ul.): Die Eisenbahndtrektion und Eisenbahnräte haben die Aufgabe, neue Zugverbindungen usw. zu schaffen. Darum ist es verkehrt, wenn jeder Abgeordnete sich veranlaßt fühlt, hier seine Wünsche imeeinzelnen vorzubrlngen. Die Herren von der Regierung können ja keine Antwort auf die vielen Wünsche und Klagen geben, fondern müssen alle Reden geduldig mit anhören. Wa aber alle reden, sehe auch ich mich dazu gezwungen, um nicht einen falschen Ver⸗ dacht auf mich fallen zu lassen. Der Redner wünscht eine bessere Verbindung im Sauerland zwischen Laasphe und Marburg.

Abg. 9. affner (nl.) wünscht Zugverbesserungen zwischen Limburg und Dietz.

Iz. Fun ck (fr. Volks-): Ich stimme dem Wunsche des Abg. Macco zu, daß diese Art der geschäftlichen Behandlung geändert werden möge. Ich meinerseits bitte um elne bessere Abendschnellzug⸗ verbindung zwischen Berlin und Frankfurt und umgekehrt und beziehe mich zur Begründung auf die bon der Frankfurter Handelskammer eingereichte Petition.

Abg. Franken (ul) beschwert sich im Interesse des Gewerbe⸗ standes in Gelsenkirchen darüber, daß diese Stadt mit 150 000 Ein⸗ wohnern keinen brauchbaren Schnellzug hat. . . ö

Abg. Kölle (b. k. Fr.) wünscht Feriensonderzüge für Schüler mit ermäßigten Preisen nach dem Harz.

Die Abgg. GlIeim (nl) und Kriege⸗Bentheim (fr. kons.) äußern ebenfalls lokale Wünsche.

Ministerialdirektor Stieger: Ich danke den Herren für die zahlreichen Anregungen und bin ermaͤchtigt, die 5 zu er⸗ teilen, daß sie wohlwollend geprüft werden. inzelne Wünsche werden schon im nächsten Sommerfahrplan Berücksichtigung finden, andere werden, soweit ich mich erinnere, zurzeit bereits einer Vor⸗ prüfung unterworfen. Im neuen Fahrplan haben schon verschiedene Zugvermehrungen stattgefunden.

Damit schließt die Debatte über die Zugverbindungen.

Um 4 /n Uhr vertagt das Haus die weitere Beratung des Eisenbahnetats auf Sonnabend 11 Uhr.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Verhandlungen des deutschen Vereins für Armen ö und Wohltätigkeit ; über die Novelle zum Unterstützungswohnsitzgesetz.

Nachdem der wichtige Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung des Reichsgesetzes über den Unterstützungswohnsitz, am 26. und 29. Ja⸗ nuar d. J. vom Reichstag beraten und an eine Kommission bon 21 Mitgliedern verwiesen worden war, hatte sich der Vorstand des deutschen Vereins für Armenpflege und Wohltätigkeit beeilt, seine 26. Jahresbersammlung nicht, wie sonst üblich, im Herbst, sonbern . jetzt während der Tagung des Reichstags in der IJelchs hau t.

tadt selbst abzuhalten, um zu den geplanten Aenderungen der be⸗ tehenden deutschen Armengesetzgebung rechtzeitig Stellung zu nehmen.

Die am 3. März im Berliner Rathause abgehaltene Versammlung, an der sich etwa 450 Armenfreunde und Kenner des deutschen Armen= wesengz, darunter Vertreter fast aller größeren Propinzialperbände und aller größeren Städte und Wohltätigkeits vereine Deutschlands be⸗ teiligten, hat den erfreulichen Beweis geliefert, daß ö im deutschen Volke allerwärts noch viele Kräfte selbstbewußt und freudig für die öffentlichen Angelegenheiten regen und entschlossen sind, neben der Reichsreglerung und dem Reichstage belehrend auf die öffentliche Meinung und auf die Entwicklung der deutschen Gesetzgebung und Verwaltung miteinzuwirken. Baß der moderne

arlamentarismus durch ein kräftiges Vereinsleben und durch selbst= tändige Gemeindeberwaltungen unterstützt und von wissenschaftlich gebildeten, in der Praxis des täglichen Lebens geübten und erfahrenen Männern beraten werden muß, gilt namentlich bezüglich des Armen wesens, an dessen zweckmäßiger Regelung schon mehr als hunderttausend emeinnützige Pfleger und Helferinnen sich mit Kopf und Herz ken gn Der deutsche Verein für Armenpflege und Wohl tätigkeit zählt zu seinen Mitgliedern gegenwärtig allerdings erst 249 Gemeinden, 33 Körperschaften, 16 Bebörden, 62 Vereine, und 212 Pripaiperfonen, usammen 572 Mitglieder; aber inner halb der dem Verein beigetretenen Gemeinden und Vereine stehen viele Tausende von Pflegern bereit, mitzuberaten und mit⸗ zuhelfen, während der e ff. Verein selbst schon deshalb größere Beachtung verdient, weil in ihm zum Unterschied vom Reichstage nie politische oder konfessionelle Zwistigkeiten, nie Gegensätze von Stadt und Land, von Landwirtschaft und Industrie aufgetaucht sind, und weil in ihm amtliche und nichtamtliche Armenpfleger und gemeinnützige Helferinnen ohne Rücksicht auf die materiellen Interessenkämpfe für daz Wohl der wirklich Verarmten treu zusammenwirken wollen.

Den Verhandlungen der 26. Jahresversammlung des deutschen Vereins für Armenpflege und Wohltätigkeit lag eine Reihe scharf formulierter, aber maßvoller Leitsäßzze zu Grunde, die on dem Haupt- berichterstatter, Stadtrat Dr. Münsterberg, eingehend begründet wurden. Der Redner ging einleitend kurz auf die Entwicklung des deutschen Armenwesens eln, das unter dem Einfluß der modernen wirtschaftlichen Entwicklung aus dem alten deutschen Heimatsrecht herausgewachsen ist und in der Schaffung des Unterstützungs— wohnsitzes durch das Gesetz vom 1. Junk 1870 einen neuen Ausdruck gefunden hat. Seine erste Aenderung erfuhr das Gesetz dur die Nobelle von 1394, durch welche die Altersgrenze für den Erwer und Verlust des Unterstützungswohnsitzs vom 24. auf das 18. Lebens. jahr herabzesetzt und die Verpflichtung des Arbeits⸗ und Dienstortes berstärkt wurde. Obwohl es die Absicht des Gesetzg'hers war, die länd. lichen Armenlasten zu erleichtern, erhoben die ländlichen Bezirke doch fehr bald bittere Klagen über die vermehrte Armenlast, die ihnen durch den Verlust der Arbeltskraft der Abwandernden und durch die Fortdauer der Verpflichtung zu ihrer Unterstützung erwachsen ist. Diesen Klagen will der Gesetzgeber mit dem neuen Gesetz dadurch Rechnung tragen, daß er 1) die Altersgrenze fur den Erwerb und Verlust dez Unterstützunge wahnfitzes welter vom 18. auf das 16. Lebensjahr herabsetz 2) die Frist zum Grwerb won 2 auf 1 Jahr vermindert und 3) die Verpflichtung des Pint und Arbeitgorfkeß namentlich im rhältnis zu den Vorort— und Rachbargemeinden sehr erheblich verstärkt. .

In den der Hauptversammlung vorgeschlagenen Leitsätzen war

mnächst bemerft, der, deutsche Verein mit der Begründung . r, f darin' übereinstimme, daß er die durch die Binnen ende gen fur einjelne Gebieie des Reichs geschaffene ungünstige

wirtschaftliche Lage und insbesondere das Bedürfnis anerkenne, der Notlage der überbürdeten Armenverhände in nachhaltiger Weise abzu⸗ helfen. Dagegen wurde als ein Mangel der neuen Gesetzegporlage hervorgehoben, daß sie sich lediglich auf die Ziffern der im nördlichen Deutschland sich vollziehenden Binnenwanderung stütze und nicht ins Auge fasse, welche Wirkungen im einzelnen durch die Wanderungen herborgerufen würden, wie die Armenlast gegenwärtig verteilt sei und wie ihre Verteilung sich voraussichtlich nach Annahme des Gesetz⸗ entwurfs gestalten würde. Der Verein erachtet, wie es in der jweiten Hauptresolution wörtlich heißt, „die Beschaffung neueren Materials und seine Bearbeitung im Zusammenhange mit dem älteren Material, das in den Schriften des deutschen Vereins niedergelegt ist, für die unerläßliche Voraussetzung einer Aenderung der bestehenden Armengesetzgebung. Der Verein muß daher zur Zeit ebensowohl gegen die vollständige Reviston wie gegen die Aenderung einzelner He stimmungen des geltenden Armenrechts Widerspruch erheben.“

Die weiteren Leitsätze beleuchten die Bedenken gegen die einzelnen Bestimmungen des Entwurfs, gegen die e ,. der Altersgrenze vom 18. auf das 16. Lebensjahr und der Frist zum Erwerb des Unterstützungsi wohnsitzes von Z auf 1 Jahr und gegen die erhebliche

Verstärkung der Verpflichtung des Dienst- und Arbeitgortes im Ver—

hältnis zu den Vorort, und Nachhargemeinden. Für den Fall daß trotz der entgegenstehenden Bedenken die Aenderung einzelner Bestimmungen des Gesetzes über den Unterstützungswohnsitz beliebt werden sollte, erhebt der Verein die Forderung, daß zugleich eine Reihe der von ihm in früheren Jahresbersammlungen ausgesprochenen und ausführlich be— gründeten Anträge berücksichtigt würden. Dahin gehörten die Be⸗ stimmungen einer Altersgrenze, von der an ein neuer Unter⸗ stützungswohnsitz nicht mehr erworben werden kann, das Tarif⸗ wesen, das die Gemeinden sehr ungleich belaste, sowie die Für⸗ sorge für die Wanderarm en, denen gegenüber die Gesetzgebung bisher ganz versagt habe, ferner die reichsgesetzliche Regelung des

Exstattungsanspruchs gegen unterstützte Perssnen und der Frage,

wie dem immer mehr um sich greifenden Uebel der ö. ung der Familie durch den Ernaͤhrer gesteuert werden könne, sodann der Beihilfen an ärmere, durch Armenlasten überbürdete Gemeinden und der Schaffung von Gesamtarmenver⸗ bänden zur gemeinschaftlichen Tragung der Ärmenkast, vielleicht auch besser noch hon Zweckverbänden.

Von erheblicher Bedeutung ist endlich die in den Leitsätzen aus gesprochene Forderung der Ausdehnung des Gesetzes über den Unterstützungswohnsitz auf Bayern und Elfaß-Lothringen, die noch außerhalb seines Geltungsbereichs stehen. Bezüglich diefer letzten Forderung des deutschen Vereins drückte JFustizrat Ruland aus Colmar seine Befriedigung über die in naher Aussicht stehende Ausdehnung des Reichsgesetzes über den Unterstützungswohnsitz auf Elsaß Lothringen aus, während Rechtsrat Fleischmann aus München sich dahin aussprach, daß Bayern zwar gegenwärtig an der zur Be= ratung stehenden Novelle kein Interesse habe, das Interesse an der n ftihen Gestaltung der reichsdeutschen Armengesetzgebung aber sicher vorhanden sei, und daß er aus diesem Gesichtspunkte fich den vorgelegten Leltsätzen anschließe.

An den eingehenden Verhandlungen üher die vorgelegten Leitsätze

beteiligten sich außer den berelts genannten Personen noch in eindring⸗ licher Weise Pastor von Bodelschwingh (Bielefeld, Bürgermeister Cuno (Hagen), Direktor Lohse (Hamburg), Stadtrat Hoffmann (Rixdorf), Landeshauptmann Hintze (Danzig), Landes fyndikus Gerhard (Berlin), Stadtrat Flesch (Frankfurt a. M.), Dr. Klumker (Frank⸗ furt a. H „Syndikus Götting (Hildesheim), Geheimer Regierungtzrat von Maffow u. a. Die 26. Jahresbersammlung des deutschen Vereins faßte nach einem Schlußwort des Stadtrats Münsterberg folgenden Haupt- beschluß: „Auf Grund der vom Zentralautschuß ihr vorgelegten Leit- sätze, denen sie in allen wesentlichen i rz zustimmt, spricht die Versammlung die Hoffnung gus, daß der Reichstag dem Entwurf zur Abänderung des Gesetzeß über den Unterftützungzwohnfitz in der vorliegenden Fassung die Zustimmung versagen werde.“

Zur Arbeiterbewegung.

Die in den Wagen fabriken Berlins und der Umgegend be— schäftigten Maler, Sattler, Lacklerer 3 usw waren am Donnertztag außerordentlich zahlreich versammelt, um, wie die „‚Vofs. Itg., berichtet, zu den in den einzelnen Fach⸗ versammlungen aufgestellten Lohnforderungen Stellung zu nehmen. In, Frag? kommen elf Fabriken, in denen gegen 156050 Ärbeiter be—= schäftigt sein sollen. Folgende Forderungen sind aufgestellt und von den Versammelten angenommen werden: „Die Arbeitszeit beträgt neun Stunden täglich, jedoch Montag und Sonnabend acht Stunden. Alle Arbeiter, ob in Lohn oder Akkord tätig, erhalten eine Lohnerhöhung von 19 v. H., jedoch sind für die einzelnen Zweige Mindestlshne festgesetzt, welche jeder Neueintretende bezw. im Betrieb Beschäftigte unbedingt verdienen muß; diese sind: Für Stellmacher (Kastenmacher 55 8, Helfer 55 I), für Rabemacher 538 . Lackierer 69 , Metallarbelter (Dreher 70 3, Schloffer 60 ). Sattler (perfekte Luxutzsattler 75 J, die übrigen Sattler 6b ), Schmiede Schirrmeister 709 J. Feilbänker 63 I,

Helfer und . 60 g), für Maschlnenarbeiter 50 8.

Ueberstunden und ö sind nur für Reparaturen an Betriebsgeinrichtungen zulässig. Ueberstunden 25 v. 9 Zuschlag. Sonntagzarbelt 66 v. H. Bei Alkordarbest ist der Lohn vorher zu vereinbaren; bestehen besondere Akkordtarife, so gelten diese. Werk teug wird nur in Lohn angefertigt. Gine Kommission wurde he⸗ auftragt, diese Forderungen nebst den für einzelne Zweige bereits be stehenden Akkordtarifen den Arbeitgebern zur Annahme zu unterbreiten.

Aus Breslau wird demselben Blatte telegraphiert: In Gott e g⸗ berg beschloß eine Versammlung der Bergleute der schlesischen Kohlen, und Kokswerke Ä. G., wegen Nichthewilligung der ge= art, Lohnerhöhungen in den Ausstand einzutreten. Die Gesell—⸗ chaft beschäftigt 3500 Mann. .

Bei der Kaligewerkschaft Volpriehausen ist, wie der „Rh.⸗Westf. Ztg.“ aus Göttingen gemeldet wird, ein Ausftand aus gebrochen. Ctwa 650 Arbeiter haben wegen Lohnstreitigkeiten die Arbeit niedergelegt.

In Hamburg ist, wie die Köln. Ztg. erfährt, die Lohn bewegung der Kohlenarbeiter in den Bunkerbetrieben beendet.

Literatur.

In den ken Jahren sind von verschledenen Selten hoch⸗= erfreuliche und erfolgreiche Bemühungen gemacht, durch eine gute aber zugleich billige Wiedergabe wertvoller Bilder der alten und neuen Meister einen wirklich künstlerischen Wandschmuck zu schaffen und auch weniger Bemittelte in den Stand zu setzen, sich eine wertvolle Bildersammlung anzulegen, Durch den Aufschwung, den die Reproduk— tisngtechnik genommen hat, wurde dies Bestreben in hervorragender Weise, unterstützt, Der Kunstwert-⸗Verlag (Georg Callwey in München) verdient es, in erster Reihe genannt zu werden, wenn von enen erfolgreichen Bestrebungen die Rede i seine, Meisterbilder fürz Denktsche Haus, sind sowohl waz die Auäwahl der reprodunterlen Bilder, als was die Wiedergabe selbst betrifft, eine Überaus wertvolle