salschen Vorstellung entgegenzutreten und vor aller Welt zu bekunden,
s wir unsere Anleihen oder unseren Geldbedarf wohl decken können, und daß wir in der Tat wirtschaftlich und finanziell viel stärker und gesünder sind, als es den Anschein hätte, das mußte, glaube ich, das dil der diegjährigen Operation sein.
Herr Dr. Friedberg hat dann sehr wertvolle Anregungen nach den verschiedensten Richtungen hin gegeben. Er hat zunächst gesagt, unsere Schulden unterschieden sich ja von denen des Reichs sehr wesenllich dadurch, daß die meisten für produktive Zwecke auf Fnommen werden. Das ist ganz richtig. Aber, meine Herren, für die Frage des Preisdrucks am Markte macht der Grund, warum wir Schulden aufnehmen, keinen Unterschied; der Preisdruck bleibt derselbe, ob es sich um wirtschaftlich gerechtfertigte oder um wirtschaftlich un= gerechtfertigte Schulden handelt. Ich darf ferner darauf hinweisen,
ß wir zu , an den Reichsschulden tellnehmen, die für unproduktive Iwecke iin wirtschaftlichen Sinne gemacht werden, und daß selbst die chulden, die wir in den letzten Jahren für unsere Zwecke angehäuft haben, doch wesentlich den Sekundärbahnen z. B. ju gute gekommen nd, und daß die Sekundärbahnen meist nur eine Rente von 20 gewähren. Ich habe es ja durchaus nicht als unrichtig bezeichnet, daß wir für unsere Eisenbahnzwecke in dem bisherigen Umfang Anleihen aufgenommen haben, sondern habe nur davor gewarnt, in dieser Be⸗ ziehung noch welter zu gehen und noch anderweitige Ausgaben auf Anlelhen zu verweisen. 8 Herr Dr. Friedberg wies dann darauf hin, daß die ungünstige ntwicklung unserer Staatspapiere zum Teil der Reflex unserer llãnzenden industriellen Entwicklung sel. Das verkenne ich nicht einen ., Es ist die Schattenseite unserer ganzen, im übrigen glück—= ö. en wirtschaftlichen Entwicklung, und wenn die Industrie einmal *. flott gehen wird, wird auch wieder ein stärkerer Bedarf nach sern Staatspapieren eintreten. Ich habe das, glaube ich, kürilich auch in meiner Rede ausgeführt.
ö Aber, meine Herren, ich halte dies Moment nicht für ausreichend, fe den ungünstigen Stand unserer Staatspapiere zu erklären. Ich . ist es wirtschaftlich trotpñz dieses hervorgehobenen Moments
hig, daß unsere Staatspapiere schlechter stehen als diejenigen der r anen, Schweden, Itallener und Belgier beispielsweise, obgleich doch n dlesen Ländern, wie beispielsweise in Itallen und namentlich in Belgien, auch elne sehr lebhaste industrielle Entwicklung eingesetzt hat, die Gründe, die also für eine stärkere Inanspruchnahme des Geldes durch die Industrie sprechen, nicht nur bei uns zutreffen, sondern auch in den anderen Ländern? Ich frage: ist es richtig, daß unsere 3 oso igen Papiere ungefähr um 100i schlechter stehen als die entsprechenden Papiere Frankreichs, daß unsere 3 o/o ige Reichs. anleihe, die im Jahre 1895 auf über 100 stieg, im Jahre 1907 bis auf 84,30, also nahezu um 1600 gefallen ist, während die 3 0lo französische Rente, die auch im Jahre 1897 auf loz gestiegen ist, jetzt nur auf 94 gefallen ist? Also während unsere 3 0/cigen Papiere auf 84 gefallen sind, ist die französische 30 / dige Rente nur auf 94 gefallen, und im allgemeinen bewegt sie sich um 10 0/9 höher als unsere 3 0solge Reichzanleihe, und diese 30 / ige Reichsanleihe, die, wie gesagt, auf 84,30 gefallen ist, hat damals nahezu den Mindeststand erreicht, den die 2öo / oige englische Rente erreicht hat. Wir stehen also mit unsern 30loigen Papieren etwa ebenso wie die 2,5 ooigen englischen Papiere. Melne Herren, das ist eine Entwicklung, die ich für durchaus nlcht richtig und normal erachten muß.
Herr Dr, Friedberg wies dann auf das Börsengesetz hin. Ich bin mit ihm ganz der Ansicht, daß wir sehr wohl, ohne Schaden an= iurichten, ja, im Gegenteil, unter erheblicher Verbesserung unserer
erhältnisse, an eine Reform des Börsengesetzes herantreten können und wissen. Ich halte es für ausgeschlossen, daß wir eine Reform vornehmen, nie ngendwle die schweren Schäden wieder hervorrufen könnte und würde, früher an der Börse eingetreten sind. Dazu rechne ich vor allem, daß man jemals wieder die Spekulation in Getreide zulassen könnte. Ganz anders stehe ich zu der Frage der Wiederzulasung des Termin ⸗ geschäftz in Effekten, sofern es sich darum handelt, daß an diesen Ge⸗ chäften nur diejenigen Kreise teilnehmen, die gewerbsmäßig oder berufe mäßig sich damit befassen. Es ist gar kein Grund, diese Personen, ie wohl wissen, was sie tun, von diesen Geschäften auszuschlteßen (sehr richtig ), während man allerdings bemüht sein muß, unberafene und unverständige Elemente, die von diesen ganzen Materien nichts verstehen, von diesen sehr schwerwiegenden, zum teil gefährlichen Operationen fernjuhalten. Aber wir sind darin zu weit gegangen, daß man auch die berufsmäßigen und gewerbsmäßlgen Kreise von diesen ganzen Geschäften im Effektenterminhandel aus geschlofsen hat, und ich glaube, daß da in der Tat eine Remedur eintreten muß. Denn Herr Dr. Friedberg hat recht, daß der Aus schluß des Termingeschäfts in immer höherem Maße das Kassa—⸗ deschäst begünstigt hat, und daß das Kassageschäst naturgemäß sehr viel ö Mittel in Anspruch nimmt alß das Termingeschäft. Es ommt hinzu, daß durch die jetzigen Zustände an der Börse die ganze eie ausgeschaltet worden ist, die bisher einen gewissen Regulator ir. die bei gewissen Gewinnchancen auch Staatspapiere kaufte . jetzt diese ganzen Elemente ausgeschleden sind; und vor allem die ö Entwicklung der Geschäfte an der Börse dahin geführt, daß örse in ihrer Bedeutung zurückgegangen ist und die ganzen 6. ationen, die sich früher an der Börse vollzogen, jetzt an den oßbanken selber sich zum großen Teil vollziehen und damlt die roßbanken an die Stelle der Börsen getreten sind. (Zqurufe links: m Auslandeh p Meine Herren, dann hat Herr Dr. Friedberg noch auf verschiedene unkte hingewiesen und namentlich auf einen, den ich für sehr wichtig 5 namlich die Popularisierung der ganzen Anleihen und 9 eichterung nach dieser Richtung. Ich bin unausgesetzt be⸗ . gewesen, soweit es in meinen Kräften steht, nach dieser chtung zu wirken. So ist es neuerdings zugelafsen, daß die Zins⸗= heine des Reichs und Preußeng bei allen öffentlichen Kassen mit uknahme der Elsenbahnkassen an Zahlung angenommen werden. etzt mußte jemand, der Coupons bel sich hatte, erst zu einem Bankier . um seine preußischen Coupons loszuwerden. Künftig wird an en öffentlichen Kassen mit Ausnahme der Eisenbahnkassen, weil es ort zu Schwierigkeiten führen könnte, der Zinsschein ohne weiteres angenommen, und wir haben ferner angeordnet, daß die öffentlichen alen auch die Erneuerungsbogen ihrerselts zu beschaffen haben, ohne gendwelche Kosten für das Publikum. 1 Endlich, meine Herren, darf ich auch darauf noch hinwelsen, daß r, soweit wir es vermögen, bemüht gewesen sind, auch dem Staats- uldbureau eine noch weltere Verbreitung zu geben. Wir haben jetzt
wird ja nun von keiner Seite bestritten.
in das Staatsschuldbuchbureau nahezu zwei Milliarden eingetragen, das ist also etwa ein Viertel unserer gesamten Staatsschuld, und das muß meiner Ansicht nach mit allen Kräften ausgedehnt werden, weil auf diese Weise das Material vom Markt wegkommt, auf den Preis nicht mehr drückt und eine feste Anlage findet. (Sehr richtigh Wir haben neuerdings auch zugelassen, daß die Anträge auf Ein⸗ tragung im Staatsschuldbuchbureau auch bei den öffentlichen Kassen, bei den Kreiskassen, bei den Regierungsbauptkassen usw. bestellt werden und dann kostenlos durch Vermittlung der Seehandlung dem Staats⸗ schuldbuchbureau übermittelt werden. Auf diese Weise ist es gelungen, daß im Jahre 1966 nicht weniger als 1209 neue Eintragungen durch die Kassen und die Vermittlung der Seehandlung dem Staats- schuldbuchbureau übermittelt wurden mit einem Betrag von 20 Millionen, und im Jahre 1906 sind 1750 Eintragungen durch diese Kassen vermittelt worden mit einem Betrage von 37 Millionen. Meine Herren, das ist nur ein erfreulicher Anfang, und ich glaube, wir werden auf diesem Wege weiter gehen müssen.
Ich bin dankbar für die verschiedenen Anregungen, die Herr Dr. Friedberg gegeben hat. Soweit sie auf einem Felde liegen, das die Reichspolitik angeht — Ermäßigung der Schenkungssteuer für Stiftungen — so vermag ich darüber natürlich im Augenblick eine Erklärung nicht abzugeben; ich werde aber auch dieser Frage gern eine weitere Prüfung angedeihen lassen.
Abg. Dr. Arendt lfreikons.): Die Fingnijminister im Reich und in Preußen sind in diesem Jahre bei der Vergebung der Anleihe in besonders schwieriger Lage gewesen. Die Gefahr eines Mißgriffes war besonders groß. Um fo erfreulicher ist es, daß ein Weg ge—⸗ funden sst, der unker Umständen richtig und gegeben ist. Es ware berhängnisboll für unsere wirtschaftlich⸗ Entwicklung geworden, wenn die Finanzminister im Reich und in Preußen sich zu einer Rik tehr zu proz. Konsols hätten verleiten lassen. Das hätte eine Umwälzung im ganzen wirtschastlichen Leben und eine weitere Entwertung unserer Staatgpapiere veranlaßt. Auch die Ausgabe von 3 oder 3h proz. Konfols würde eine; weitere Entwertung veranlaßt haben. Es iff vielleicht Gelegenheit, einmal in Erwägungen einzutreten, ob die Form der Konsols unter allen Umständen die ö, ist, die wir für unfere Staatsanleihen zu wählen haben. Im gegenwärtigen Moment war jedenfalls die Form der Schatzanwelsung eine praktische Art. Hätte man die Hochsommerzeit gewählt, so wäre man leicht in die Lage gekommen, die Schatzanwelsungen wieder verlängern zu J, Wir können hoffen, daß auch diesmal, wie vor einigen Jahren bei den Schatzanweisungen in Amerika, wir rechtzeitig ein= Föfen können. Dle Vefitzer sind ja auch bel der Rügahlung bor Kapitalverlust geschützt. Ich begrüße die Absicht des Mnistert für die Popularisterung unserer Anleihen einzutreten. Es wäre empfehlens⸗ werk, bis auf Anweifungen von 100 . oder sogar von 50 M0. herunterzugehen. Zwischen den als produktiv bezeichneten Schulden Preußen und den fogenannten unprobuktiven Schulden des Reiches besteht doch ein gewiffer Zusammenhang. Hätten wir das Reich nicht, so hätten wir eben in Preußen die unproduktiven Ausgaben für Armee und Flotte zu machen. Der Finanzminister hat ansge führt, daß die fran. ösische Rente 15 so höher steht altz die preußische. Ja, der französische Bankdiskont steht auch dauernd auf Joöso, der unsrige hingegen auf
6, 7. M9. Ber Finanzminifter behauptete auch, Veutschland habe seine Schulden vermehrt, Frankreich nicht, England sie sogar ber mindert Am 1, Januar 1899, alfo vor dem Burenkriege, stand französische Rente auf 101, englische Konsols auf 111, 3 proz. preußische Konsols auf 450, gestern waren die entsprechenden Kurse Id, 8 85 — 4450, also ein Kursrückgang bei französschen Papieren um J 0so, bel englischen um 2s C0 und bel preußischen um 100 Et handelt sich also um ein allgemeines Sinken von Staattzpapieren, bei den englischen am meisten, wohl durch den Burenkrieg. Die englischen Konsols sind das Thermometer des ganzen Weltverkehrs und zeigen, daß der ö unserer Papiere durch unsere deutschen Verhältnifse als durch den Weltmarkt bestimmt ist. Eine vernünftige Reform des Börsengesetzes Verstöße gegen Treu und Glauben wird niemand gut heißen, und wenn sie infolge eines Gesetzes eintreten können, so wird man das Gesetz abändern müssen. In keinem Lande der Welt wird so wenig auf die Hebung des Kurs—⸗ standes der Staatspapiere eingewirkt, als bei ung. Es ist zu be. dauern, daß die geplante Postsparkasse hei uns gescheitert ist. In Eng⸗ land und Frankreich werden bei einer bestimmten Höhe der Einlagen ohne weiteres Staatspapiere dafür angelegt. Der Finanzminister hat es beklagt, daß wir gegen andere Länder jurückstehen. Wir stehen vor dem Ablauf des Pribilegs der Reichsbank. Da wird von alledem die Rede fein können. Der japgnische Finanzminister hat neulich mit
roßem Optimigmus von der Zukunft der Finanzen Japans gesprochen, fie Dcflerreich und Rußland ist manches darin gelungen. Sollten alfso unsere Verhältnifse an der Armut Deutschlands liegen? Ich bin dabon Überzeugt, daß fie an unserer falschen Bankpolitik liegen. Aber ich gebe mich der Hoffnung hin, daß wir nicht länger dag Aschen⸗ brödel unter den Nationen bleiben werden. Durch unsere Schutzzoll= politik haben wir unsere Wirtschaftspolitik wieder gesund und fruchtbar gemacht. Mit unseren Reichsbankverhältnissen stehen wir noch tief
n den Schuhen des englischen Manchestertums. Auch unseren natlonglen Geldmarkt müsfen wir unabhängig zu machen verstehen von dem internattonalen Geldmarkt, dann wird ein nicht zu hoher, fester Diskontfatz entstehen und der Kursrückgang unserer Staatspaplere aufhören. fordere den Finanzminister auf, seinen Einfluß im Bundetrat dafür geltend zu machen, ;
Abg. Dr. Erüger- Hagen Fr. Vollsp: Zweifellos ist der Stand der Staalgpapiere außerordentlich pi für alle Gebiete des wirtschaftlichen Lebens. Weniger optimistisch kann man nicht sein, als eg der Finanzmipister am 18 April war, wo er sagte, man hätte ihn auf Schritt und Tritt im Stich gelassen in seinem Bestreben, den Kursstand der Staatspapiere, zu heben. Es ist auch nicht zu verkennen, daß unser deutscher Geldmarkt sich im Auslande keines großen , erfreut. Man hat nun als ein Haupt mittel zur He un des Kurtstandes unserer Staatspapiere empfohlen, daß die Seehandlung mehr dat Depositengeschäft darin pflegen soll. Aber dadurch könnte doch kaum ein so großer . flattfinden, daß ein nennenswerter Einfluß ausgeübt werde. Wenn von einer Seite gesagt wird, daß kein Staat der Welt nach feiner Sicherheit einen solchen Anspruch auf einen niedrigen Zinssatz hat wie Preußen, so klingt das ja sehr hübsch; aber eg kommt doch bei Anleihen auch auf den an, der das Geld gibt. Auch die Reform des Börsengesetzez soll helfen. Dabei ist es an der Zeit, daran zu erinnern, ö. dle Gründe, mit denen der Ministerpräsident bei feiner Fede im LVandwirtschaftsrat für diese Reform sprach, diefelben Gründe sind, aus denen seinerzeit meine Freunde das jetzige Börsen⸗
esetz abgelehnt haben. Man mag an dem Reichsbankdiskont ver— . soie, man will, er entspringt den allgemeinen wirtschaft⸗ lichen Verhältnissen, und im naturlichen Zusammenhange damit fleht auch der niedrige Kurs der Staatspaptere, durch künftliche Mittel kann da nicht geholfen werden. enn der Finanzminister sonstige Erleichterungen für den Geldverkehr vorschlagen kann so werden wir ihn darin unterstüßen. Aber alle künftlichen Mütiel werden nicht zum Ziele führen. Die Kursverluste, die die Sparkassen bel, Staats papieren gehabt haben, sind wenig ermutigend, und d Minister bewegt sich in einem Zirkel, wenn er, um den Kurs . Staatspapiere zu erböhen, die Sparkassen mehr zum An ggnf . zlebßen will. Den Wunsch des Abg. Dr. Arendt nach 1. einer Postsparkasse teile ich selbstverstaͤndlich nicht, benn dabu würden dent wir schaftischen. Markt noch mehr Mel eä gen dun wir könnten erhebliche Nachteile dadurch erleiden. Für aner Ifen lichen Kassen sollte mehr Gebrauch gemacht werden von dem lleber
welsungsberkehr. Künstliche Mittel zur e n unseres Kursstandes
werden im Auslande nur einen ungünstigen Gindruck hervorrufen.
hohe Haus
weniger
Der Minister sollte uns ein Bild der Entwickl b ü, der Staatspapiere für das Publikum billige ich volltommen, aber im
übrigen stelle ich fest, daß alle Vorredner gemeint haben, daß ein
usammenhang besteht zwischen dem K 3, uf g ,,, em Kurtzwert der Papiere und dem
Finanzminister Freiherr von Rheinbaben:
Melne Herren! Ich beabsichtige nicht, eingehend auf die Aust führungen des Herrn Vorredner zu antworten; ich glaube, das würde bei der vorgeschrittenen Stunde die Geduld des Hauses zu sehr in Anspruch nehmen. Aber ich halte mich doch für verpflichtet, ihm einige Worte zu erwidern.
Meine Herren, ich muß sagen, der Herr Vorredner hat es sich sehr leicht gemacht, gegen mich zu polemisieren, indem er Behauptungen als von mir aus ausgehend hingestellt hat, die ich tatsächlich gar nicht aufgestellt habe. Zunächst ging er davon aus, in meiner kürzlichen Rede hätte sich die tiefste Verstimmung gegen das geltend gemacht. Meine Herren, mir ist von diesem Gefühl einer Verstimmung gegen das hohe Haus nicht das mindeste bewußt gewesen (nal nal bei den Freistnnigen), und ich wäre doch der Nächste dazu, etwas dabon zu wissen; es ist mir nicht bewußt, irgendwie einer Verstimmung Ausdruck gegeben zu haben. Meine Herren, wenn der Finanzminister jedesmal verstimmt sein wollte, wenn irgend ein Vorschlag hier im Hause nicht durch⸗ geht (sehr gut! und Heiterkeit), dann wäre ich längst an Herzkrämpfen gestorben. (Große Heiterkeit; Also so tragisch nehme ich die Sache nicht. Ich sage mit Goethe:
Allen Gewalten
Zum Trotz sich erhalten,
Nimmer sich beugen,
Kräftig sich zeigen!
Rufet die Arme der Götter herbei.
(Sehr gut! und Helterkeit rechts.)
Und ich werde mich durch nichts abhalten lassen, das ju tun, was ich für meine Pflicht halte. (Bravo! rechts.)
Dann hat der Herr Vorredner gesagt, ich hätte einen Finanz- plan in Aussicht gestellt. Auch das ist mir schlechterdings nicht be⸗ wußt, und ich wüßte in der Tat nicht, wie ich einen auf Jahre hinaus berechneten Finanzplan vorlegen sollte, wo man die Ent⸗ wicklung doch kaum auf ein Jahr, geschweige denn auf Jahre voraus— sehen kann. Der Finanzplan, den ich vorlege, ist der alljährige Etat und die Rede, die ich dazu halte. Aber von einem anderweiten Finanzplan kann wohl kaum die Rede sein.
Der Herr Vorredner sagte ferner, ich hätte es als meine Auf⸗ gabe bezeichnet, die Kurtschwankungen der Staatspapiere zu be— seitigen, und das wäre eine unmögliche Aufgabe. Meine Herren, ich habe auch nicht mit einem Wort angedeutet, daß ich es als in der Macht auch des besten Finanzminiflers liegend betrachte, die Kursschwankungen zu beseitigen; das hängt von sehr vielen anderen Momenten ab. Ich habe nur gesagt und sagen wollen, daß ich jeden Finanzminister für verpflichtet halte, die Kursschwankungen und den Verlust an Staatspapteren so weit einzuschränken, als es überhaupt in der Macht künstlicher Maßnahmen liegt. Daß aber diese ganze Frage wesentlich mit unseren wirtschaftlichen Vorgängen zusammenhängt, wie der Herr Abgeordnete das seinerseitt ausführte, habe ich nie auch nur einen Augenblick in Abrede gestellt.
Der Herr Vorredner betonte wiederholt, hier wären allein wirt⸗ schaftliche Grundsätze maßgebend. Er hat aber nachher selber gesagt, einer der hauptfächlichsten wirtschaftlichen Grundsätze wäre der, daß der Preis bestimmt würde durch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Das ist ez ja gerade, worauf ich hinaus will. Ich wünsche, daß die Nachfrage gesteigert wird (1bg. Dr. Crüger Hagen]: Künstlich h; weil es eben an der Nachfrage für die Staatspapiere fehlt, ist der Kurs so unbefriedigend. Ich frage den Herrn Abg. Dr. Crüger, ob er bestreiten kann, daß die gesetzliche Regelung in Amertlka, England und Frankreich einen außerordentlichen Einfluß auf die Entwicklung des Kurses hat, ob er bestrelten will, daß die Nötigung der amerlkanischen Notenbanken, amertkanische Bonds zu hinter- legen gegen Ausgabe ihrer Papiere, daß die Nötigung der englischen und französischen Sparkassen, ihre ganzen Anlagen in englischen und französischen Titres anzulegen, ich frage, ob er bestreiten kann, daß diese Nötigung in allen drei großen Ländern den aller— größten Einfluß auf den Kurs der Staatspapiere hat. (Abg. Dr. Crüger [Hagen]: Ist ja selbstverständlich! Ruf rechts: Na also ) Na also! (Große Heiterkeit) Das habe ich ja nur behauptet. Der Herr Abg. Dr. Crüger aber behauptet, es wären lediglich wirtschaft- liche Vorgänge, auf die ja kein Mensch einen Einfluß üben könnte und ö bei schweren körperlichen Strafen.
er Herr Abgeordnete sagte dann, wir hätten mit
des Grundkapitals der Seehandlung trübe Erfahrungen . a. wir hätten uns einer argen Täuschung hingegeben. Meine herren auch das muß ich bestreiten. Auch hier ist es mir nicht ein. gefallen, etwa behaupten zu wollen, daß die Erhöhung des Kapitals der Seehandlung einen entscheidenden Einfluß auf die Preig stal J
haben könnte. Aber was ich behauptet habe, ist das . . höhung des Kapitals der Seehandlung eine der kleine M . sei, um auf diesem Gebiete eine Besserung zu chef n . Hoffnungen in dieser Beziehung nicht ganz irrig gewe ,, glaube ich dartun zu können. ern n,,
Meine Herren, die Seehandlung hat, seitdem ihr Kapital 1 er
. ist, in den letzten Jahren Jahr für 3 enn,
Millionen an staatlichen Papieren aufgenommen, um den Kurt iu stützen. Daß das einen gewissen Cinfluß gehabt hat und haben muß, meine ich, liegt auf der Hand. (Sehr richtig! rechte) Ziffern. mäßig kann ich, das,. naturgemäß nicht nachweisen; das kann kein Mensch nachwelsen. Wenn aber, wie das un— zweifelhaft ist, der übermäßlge Andrang unserer Staatgpapiere auf dem Markte den Preizstur; herborgerufen hat, so ist die Minderung des Andrangeg, die Aufnahme durch die Seehandlung sicher geeignet gewesen, einen weiteren Preisrückgang hintanzuhalten, und ich darf Herrn Abg. Dr. Crüger darauf hinweisen, daß in den beiden letzten Jahren, seitdem die intermittierende Tätigkeit der See⸗ handlung eingetreten ist, unsere Staatspapiere zwar immer noch nach⸗ gegeben haben, aber verhältnismäßig doch weniger als die englischen nnd französischen Papiere. Vom 20. April 1905 bis zum 20. April 1906 haben die Reichzanlelhen um 3,60 oso nachgelassen, die englischen Konsols um 13 » und die französtsche Rente um 4,35 osp. Also die Entwicklung bei uns war jwar immer noch unerfreulich, aber in