1907 / 150 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 25 Jun 1907 18:00:01 GMT) scan diff

Findet nach Instruktion der Generalzolldireklion an sämtlich- Jollämter auf alle bis gestern abend in die Zollräume 1! eingelieferten Waren Anwendung.

Amerika. ö. R Nach einer Meldung des „W. T. B.“ hat der Präßddent dofevelt gestern' den Vertrag Fwischen den Ver- einigten Städten und der Republik San Doming ten seicht nach dem ble Vereinigten Staaten Finanzverwalter er Republik San Domingo werden.

Statistik und Volkswirtschaft.

Ein, und Ausfuhr einiger wichtiger Waren in der Zeit 6 JI. bi 26. Juni 1907.

Einfuhr Ausfuhr Warengattung im Spezlalhandel'— d4Z = 100 kg Baumwolle ö 143 651 26 113 zen, aeschwungen usw. 3959 3 503 ö gebrochen, geschwungen usw. ö . ᷣ. ute und Jutewer , erin on off! 3. Wh weiß w . ö. reuzzuchtwölle jn Schwei... 171 3. gener ö . , h,, 363 ne,, iht gil, 4 366 Ihllefalheter J gb a4 ö Rohe sen k 151 753 862 mupser ..-. ; . z 266 1617.

in den . Janß 1507. Berlin, den x3 i gtatittsches Aut

van der Borght.

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evölkerungsbewegung, Verkehrsverhältnisse, städtlsche Sparkasse, Kranken, und Armenpflege in Berlin im ö . Berliner Statistik für den Mong ri kh tadt Berlin“ belie bie fortgeschrie . fn t . Mai 1567 auf 2091 927 K (egen 3057 131 zu dent gleichen Zeitpunkt der Vorjahres). e Zu⸗ nenn, im Monat April betrug 35ö4 lim April 806 6435 Perfonen. Lebend geboren wurden im April 3555 (im April 1966 4209) Kinder, darunter 777 (64) oder 19550 (18,15) 0so uneheliche. . das Jahr und Tausend J berechnet, stellte er auf 25, „10. ; . 53 ö legitim iert wurden im April 3 206 uneheliche Kinder, hon denen 7 im Jahre 1907, 89 1. J. 1906, ö diu be h Gol, J. goht. 15 C, s iso gegen, und 4 noch älter waren. Von diesen Legitimationen betrafen 190 je ein Kind und 8 je 2 Kinder. a ungen fanden im April 3376 (im gleichen Mong des . u statt; von diesen Ehen sind 54h (498) Mischehen. . ahl der Sterbefälle (ohne, die Totgeburten) belief sich im 1 2 43 im April 19566 auf 2708, Von den Verstorbenen waren 1413 männlichen und 1268 weiblichen Geschlechtz. An Jafcktlonskrankhesten bg (im April 19395 660) Personen in?. Desonderd an Mafern 13 (55h, an Scharlach 13 Cg) an Dihhtherle und Pruph 31 (GH. an Keuchhusten 32 (8), an Influenza 32 (17), an Kndbetificber z (ig), an Typhus 6. (ä, an Lungen, und Halt⸗ schwindfucht 338 Czrdh' an Ruberkulose, anderer Qtgane, 565 Ferner sind zu erwaäͤhnei: 187 (6d) Sterbesällz an Kreh3, 270 (215) an Herztrankhelten, 4 (be) an“ Lungen entzndung; lo ir Darmkatarrh, darunter 94 (577 Kinder im I. eben ahr, und 11 8 ) an Brechdurchfall, darunter 8 (23) Kinder im . e üulahtr, ö ö lter bis zu I Jahr starben im ganzen mb (6th) gie,, . io C,,) ose allen Sterbefüise des Berichts mont ig 6. n n, , . , berechnet, betrug g eine Sterblichkeitsziffer 15,5 04. . 3 Al n,, m April 18 os im pn ö. 69) . männliche und 15 956 (17 zo4) welbliche, jusammen 3 . erfonen zu verzeichnen. Für die Fortge zogenen erga . 36 wließlich des Juschlags für die unterbtiekenen Abmel ug ng Inte nch ot zz rs männliche und dot Cs, m, mich, malammen I] dz (G32 197) Personen. Somit verbleibt bei ö. 19 anderung ein Mehr zuzug von 518 (2443) , . 66 (4s) weiblichen, zusammen ein Mehrzuzug von

ersonen. 3. Un iten der Staatseinkom m en st su er waren , e,,

1 Rn , i, df sic. In der Einkommens tus wen

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dien von 21 bezw. 5 Zensiten er aben jogen . ö k 328, in den Einkommens stufen . . god e g Zenstten mehr fort, als zug zogen sin . . ; k

nach Charlottenburg, na ,, . 433 nach Borhagen⸗ Rummel burg, . 3, inn 1

8 II nach Pankow, * . 5 der Proninz Brandenburg, die nicht mehr zur

ĩ ö ischen here clins gehören, 4833 na anderen pren n nn, , . deutschen Staaten und . 3. . , rg v erlin . t e ne, Hg nan saderen deutschen Staaten 2479, aus dem Aus ande i3h0 Zensiten. ; ; . : at April 724 (im Apri ne e ge . 1 wurden 198 (C314) Neubauten,

14 G17 Um von Wohngebäuden, 37 Eb) Schuppen 2c, und 343 J 6h , Br 950 (1072)

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E ĩ fand im April 1807 hei 257 (im f,

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FRauspreig. * Purch Vererbung gingen 30 (25 Grundstücke n

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. a. . e rave rbältnis se im April liegen folgende An⸗ n

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785 172) Personen. Ferner wurden durch die 4 (im April 1906 1) , ,, oll id (627 723) Personen befördert.

Pie Zahl der in den biestgen Hotels, Gasthöfen 2c. im April abgestlegenen Fremden betraͤgt 85 2535 (im April 1996 79 366) Personen. Darunter befanden sich 13201 (124839) Ausländer; von diesen kamen 3964 (4266) aus Rußland, 2151 (1778) aus Desterreich, 1211 (1634) aus Amertka, gö57 (868) aus England, 1112 (1127) aut Schweden. .

er Auftrieb auf den städtischen Vieh hof betrug für den Mon —ĩ tif 1907 22 114 (für April 1806 21 664) Rinder, 15974 (2b 433) Kälber, 44 078 (67 513) Schafe, 108 939 (88 817) Schweine,

In den öffentlichen Schlachthäusern wurden im April 1907 13 577 (im gleichen Monat des Vorjahres 13 245) Rinder, 14354 (17 149) Kälber, 39 190 59 390) Schafe, 95 816 (7139) Schweine geschlachtet. In der Zentralroßschlächterzi wurden gel (69) Pferde geschlachtet, von denen II (14) zurückgewiesen wurden. Zum Konsum und zur Tierfütterung gelangten somit 910 (G75) Pferde, ferner hon der FRirdorfer Roßschlächterei 76 (G3).

Bel ber städtischen Sparkafse betrugen die Einzahlungen im April 1807 5 499 670 (im April 1996 5 598 967) 6, die Rückzahlungen 35g os (601 661) e; demnach ergab sich ein Mehr an Rück⸗ zahlungen von 1866 928 (in demselben Monat des Vorjahrs ein Mehr an Rückzahlungen von ob 534 40). .

Von der Landesverficherungsanstalt Berlin wurden im Monat April A3 (166) Invaliden und 22 (18) Altersrenten be⸗ willigt. Der Mitgliederbestand der der Aufsicht des Magistrats, kommissars unterstellten Krankenkassen betrug am 1. Mai 1907 36 985 lam 1. Mai 1906 707 Olo), unter denen sich 40 499 G5 128) freiwillige Mitglieder befanden. Erwerbsun fähig waren an diesem Tage bei den bezeichneten Kassen 25 940 (23 555) Mitglieder.

m Erh ite Cf zu Rummelsburg befanden sich am 1. Mal 1557 1456 Gu demselben Zeltpunkt des Vorjahres 1788) Männer und 101 (120 Frauen. Das Familien obd ach beherbergte am gleichen Tage außer 27 C66) Famillen mit 85 (I9) Personen noch 132 6 Einzelpersonen. Im städtischen Ohdach nächtigten im April 41 303 (45 5458) männliche und 833 (889) welbliche, zu= sammen 42 736 (i644) Personen, im Männe ra syl des Asyl- bereins 18325 (36 767), im Frauenasyl 2276 (460) Personen einschlleßlich von 44 (615 Kindern,

In! den 6 (im April 1905 ) städtischen Kranken⸗ häu fern befanden sich Ende April 3511 (2810) Patienten, als belegungsfähig waren in Liesen Anstalten 147 Gl78) Betten angegeben; in der Geschlechtekranken tation des Obdach Daren S9 lor) welbliche Krane; die Männerstation wurde am 3. Oktober nach dem Rudolf Virchow⸗ Krankenhause verlegt. Die Irre nanst alten. zu Dalldorf, Herzberge und Buch und die Eplleptikeranstalt Wuhlgarten halten am J. Mai so ho4ß (am 1. Mai 1966 4309) Insassen, in Privatpflege waren 612 (3008) Personen untergebracht. In den 6 Heim stätten be⸗ fanden sich am Ende des Monats April 570 (667) lungenkranke und erholungsbedürftige Personen. Der Bestand in den Stechen häu sern sFröbel⸗ und Pallisadenstraße) betrug am 1. Mai 2067 Go i) Personen. ö .

n den Hospitälern des Arbeitshagu ses waren am 1. Mai 682 C66) Ie fen vorhanden, in den Erztehungsanstalten zu Lichten⸗ berg und Klein- Beeren 21 (E245) Fürsorge⸗ und, Zwangs⸗ erztehungszöglinge, in Privatverpflegung waren 1276 (360) Kinder. In der stä dt ischen Wa isen pflege befanden sich an demselben Tage seinschließlich der Schmidt ⸗Gallisch⸗ Stiftung) 6652s (5931) Kinder.

Bie ffädtische Armenpflege umfaßte im Monat April 33 2065 (31 755) Almosengeldempfänger mit einem Gesamtbetrage an saufenden Unterstützungen von 5hl s69 (648 04) 6, darunter 2074 [(2l S5) Almosenempfänger mit außerdem gewährten 14 452 15 370) 4 Extraunterstützungen. Solche wurden ferner für osh (2328) nicht laufend unterstützte Personen im Gesamtbetrage von 64 257 (61 2165) e gewährt. Pflegekinder waren 11104 ( 1 344 vorhanden, für die 54 403 (36 5717 4M aufgewendet wurden.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Vorstand des Deutschen Arbeitgeberbundes für das Baugewerbe hielt am 22. d. M. im Architektenhause zu Berlin eine Sitzung ab, in der unter anderen Beratungagegenstanden auch eine Aussprache iiber den Lohn kampf im Berliner Bau⸗

ew erbe erfolgte. Als Ergebnis diefer Aussprache wurde die nach, ktehende Resolution mit Siimmenelnheit angenommen; Die aus uaslen Gauen des Neiches heute, versammelten Mitglieder des Vorstandes des Deutschen Arbeitgeberbundes für das JZau⸗ gewerbe sprechen den Berliner Jachgenossen und ihrer Ver⸗ kretung, dem Verband der Baugeschäfte von Berlin und den Vor— orten, zu dem Abwehrkampfe gegen die. soꝛlaldemokratische und änzlich unwtrtschaftliche Forderung einer Verkürzung des neunstündigen slrbeingtages ihre wärmste Sympathie aus, Der Vorstand betont, daß dieser Kampf wegen der prinzlpiellen Bedeutung seiner gänzlich außerhalb von Lohndifferenzen liegenden Ursache geführt wird im Intereffe des ganzen deutschen Bauhandwerks und des vater, sandifchen Gewerbes. überhaupt, deffen Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt, die Lasten unserer sozlalen Gesetzgebung kaum noch zu tragen vermag und durch eine welter Ein⸗ schränkung der Produktionsverhältniffe einen schwer zu über⸗ . Schlag erleiden müßte. Zum Wohle der deuischen Volks. wirtschaft ist degwegen auf das entschledenste zu wünschen, daß es den Banarbeitgebern Groß · Berlins in ihrem schweren und opfervollen Abwehrkampfe gelingen möge, dat soztaldemokratische Prinzip des Achtftundentages zurückzudrängen, und dadurch nicht allein die bedrohten Interesffen ihres örtlichen Handwerke, sondern auch die des gesamten deutschen Gewerbestandeß vor schweren Erschütterungen zu bewahren. eber den schon mehrere Wochen dauernden Ausstand der Metallarbeiter in Elberfeld und Barmen wird der Rheinisch⸗Westf. Itg. geschrieben: Der Kampf in der Metallindustrie, ber in den beiden Wupperstädten mit ungeahnter Heftigkeit entbrannt ist, dauert unverändert fort: Es sind wenig oder gar keine Anzeichen dafür vorhanden, daß in nächster Zelt zwischen Arbeitnehmern und Arbeltgebern auf die eine oder die andere Weise eine Einigung juffande kommen könnte. Scharenweise ziehen die Ausgesperrten burch⸗ die Straßen und affen bor den Bahnhösen und Fabriken Posto, um jede Streikarbeit zu verhindern. DYunderte don Arbeilern liegen schon 6—–7 Wochen, über 2000 schon bald vier Wochen auf dem Pflaster. Die im Metallarbeiterverbande organi⸗ sterten Arbeiter, etwa Zweidrittel aller, werden aus ihrer Streikkasse unterftützt. Aber auch die Unorganisterten oder anderswo als im sozial dern okratischen¶ Metallarbeiterverbande organisierten Arbeiter werden von ihren Arheitgebern, die sie aussperren mußten, reichlich

unterstätzt. In dieser Woche haben die Fabrikanten die Unterstützun

für Unverhelratete um 2 und die für Verheiratete um 3 wöchentli

erhöht. In Leipzig sind, der , Köln. Itg. zufolge, die Arbeiter der Krüklenindustrie in eine Lohnbewegung eingetreten, Sle ver⸗ fangen neben zwölfstündiger Arbeitszeit einen Mindestwochenlohn von 23, 6 d für Müller und einen solchen von 27 6 für andere Ar- beiter Die Brauerelböttcher haben gleichfalls Lohnforderungen gestellt. Sie verlangen die Erhöhung des bisher 28 und 39 be⸗ kragenden Minde stwochenlohnes und die Regelung der Aushilfs⸗ arbeiten. In Düsslel dorf sind 140 Marmorarbeiter wegen KLohnftreitigkeiken in den Ausstand getreten, 1090 stehen in Kündi⸗ gung. Beigelegt wurde der Ausstand der Former in der Ascherslebener Maschinenfahrik A.-G. durch Bewilligung der gestellten Lohnforderungen. Nach den heim Zentralausschuß in Malland aus Rom, Florenz, Bologna, Genug, Novarg, Hadua, Verong usw. eingelaufenen Nachrichten wurde seiner Verfügung, alle Bäcker Italiens sollten sofort auf 48 Stunden dle Arbeit einstellen, überall Folge gelelstet. (Vergl. Nr. 149 d. Bl) Die Ruhe ist bieher nirgends gestört; die Bevölkerung er⸗ trägt die Störung mit Gleichmut. Wegen der Verhaftung einiger Agltatoren haben die Industzie⸗ und Landarbeiter in Stadt und Provinz Piacenza den allgemeinen Ausstand beschlossen.

In Birmingham traten gestern 570 Eisen bah nangestellte zu einer Konferen; zusammen, um Stellung zu nehmen zu den Ant⸗ worten der Gesellschaften auf die Forderung der achtstündigen Arbeits- zeit für gewisse Grade Erhöhung des wöchentlichen Einkommeng um 2 sh= ij andere und Anerkennung der Gewerkschaftsvertreter durch die Ge⸗ eslschaften. In Johannesburg beschloß, W. T. B.. zufolge, eine Massenverfammlung der Autständigen gestern abend, am 4. Jult alle Arbeiter aus den Minen zurückzuziehen, wenn ihre Forde⸗ . nicht erfüllt würden oder die Regierung nicht einen obliga— torischen Schiedsspruch durchsetze. Die Redner befürworteten einen . rn Gewerben, wenn dlese Resolution sich als erfolglos erweisen sollte.

Kunst und Wissenschaft. Vererbung im Pflanzenreich.

Gines der wichtigsten und interessantesten Gebiete, dessen Er⸗ forschung die biologlsche Wissenschaft in den letzten Jahrzehnten be⸗ trieben hat, ist die Vererbüngölehre. Man hat unter anderem in exakten Versuchen mit Pflanzen und Tieren das Verhalten von der Art abweichender Eigenschaften der Eltern bei den Nachkommen studiert, um aus der aufgedeckten Gesetzmäßigkeit Aufschlüffe über das Wesen des Vererbungsgorganges selbst ableiten zu lönnen.

Ueber die Ergebnisse dieser Forschungen an Pflanzen unterrichtet ein gemeinverständlich geschriebenes Büchlein des Botantkers Giesen⸗ hagen, Professors an der Ludwig⸗Maximilians⸗-Universität in Muͤnchen, das unter dem Titel Befruchtung und Vererbung im

flanzenreich kürzlich als Band 9 der Sammlung Wissenschaft und ildung.) bei Quelle und Meyer in Leipzig erschlenen ist (46 HY. Dieser Schrift sind die nachstehenden Ausführungen entnommen:

Je auffälliger die Unterschiede zwischen den Eltern sind, desto leichter werden wir die Wirksamkeit der Vermischung ihrer Erbmasse im Nachkommen feststellen können, und das Ergebnis wird für uns am augenfälllgsten hervortreten, wenn wir unsere Aufmerksamkeit zu⸗ nächst auf solche Fälle richten, in denen die Eltern nur in einem Merkmal sich deutlich verschleden erwelsen, oder wenn wir uns auf die Betrachtung eines solchen Merkmals bei jwei. auch in anderen Eigenschaften von einander abweichenden Eltern beschränken.

Zunächst haben wir da die Frage zu beantworten; Wie verhält sich der Rachkomme in bezug auf das Merkmal, durch das sich seine Eltern unterschelden? Einige Beispiele mögen die Lösung diefer Frage geben. In unseren Bergwäldern, in Anlagen und als Allee⸗ baum an Straßen wächst in zahlreichen Exemplaren die Eberesche oder der Vogelbeerbaum, Sorbus aucuparia, ein Baum, der wohl zu den allgemein bekannten Gewächsen ir heimischen Flora gerechnet werden kann. Ein naher Verwandter ist der Mehlbeerbaum, Sorbus Aria, der gleichfalls in unseren Gebirgswäldern, wenn auch ö häufig als die Eberesche, wildwachsend angetroffen wird. Beide Bäume sind in ihrer Erscheinung sehr wesentlich dadurch verschieden daß die Blätter des Mehlbeerbaumes eine ein fache, ungeteilte, rundlich kifßrmige Blattfläche aufweisen, während die länglichen Blätter der Eberesche aus zahlreichen Blättchen zusammengesetzt sind. Die Blättchen slehen an einer gemeinsamen Blattspindel paarweise einander gegenüber, ein einzelnes unpgarez Blättchen nimmt die Spitze der Spindel ein. Zwischen belden Sorbusäarten kann man einen Bastard eröiehen, indem Man den Blütenstaub des einen guf die Narben des anderen Baumes bringt. Die Bastardierung zwischen den beiden Bäumen geht auch ohne Beihllfe des Menschen bizwellen in der freien Natur vor sich, und man findet in verschiedenen Gegenden. Deutschlands, in benen die beiden Eltern wachsen, vereinzelt auch den Bastard zwischen beiden im Naturzustande vor. Die Blätter diefeg Mischlings Find, von denen beider Eltern verschleden. Der Umriß ihrer Blattscheibe ist länglich, am Grunde lösen sich unregelmäßige Blättchen von der Blaltmitteltivpe ab. Die obere Hälfte bes Blattes bildet einen einzigen, großen Endlaypen, deffen Randbsldung und Behagrung an das Blatt der Mehlbeere erinnert. So finden wir alfo hier als das Ergehnis der Mischung der Eibmaffen der in Beziehung auf die Blatigestaltz verschied enen Eltern beim Nachkommen eine Blattgestalt, die zwischen derjenigen der Eltern die Mitte hält. Statt des einfachen Blattes des einen Efternbaumes oder des regelmäßlg gefiederten Blattes des andern tritt ein keilwelfe gefiedertes Blatt auf, an dessen Zustandekommen offenbar bie korrespondierenden Crbteile beider Eltern beteiligt sind.

Ein zweites Beispiel: Unter den Zierblumen unserer Gärten zeichnet die aus . stammende Wunderblume, Mirabilis Jalapa, ich sehr auffällig dadurch aus, dah sie zahlreiche Spielarten bildet, die sich durch die Farbe der Blüten unterscheiden. Es gibt Abarten mit weißen, gelben, roten Blüten in verschiedenen Farben fönen und daneben kommen noch Formen mit mehrfarbig ge⸗ fleckten und gestreiften Blüten or. Alle diese Arten können leicht miteinander gekreutt werden. Wählt man zur Be⸗ fruchtung die als varistas alba. beieichnete weißblühende und die rotblühende varietas rosea, so erzielt man Samen, aug denen Rachkommen mit einer hellrosa Blütenfarbe erwachsen. Auch hier ist dat in der Blütenfarbe gegebene ,, . Merkmal der Eltern in den Nachkommen gemlscht. Das kräftige Rot der varietas roses ist durch daz Weiß der varietas alba in rosa gemildert, Die Mischung der Erbmassen ergibt bei den Nachkommen eine Mischung der unterscheidenden Eigenschaften.

Diefer Satz, der in den vorgeführten Beispielen in aller Deutlich keit zum Ausdruck kam, hat aber keine allgemeine Geltung. Die folgenden Beispiele werden eine jwelte Möglichkeit zeigen. Unter ben Er bsen, die als Kulturpflanzen in unsern Gärten gezogen werden, gibt es gleichfalls eine große Zahl von Spielarten, die durch die verschiedenarligsten Merkmale von enander abweichen. Wir wählen zu dem Befruchtunge versuch eine besondere Abart, die rote Blüten trägt, und eine andere, die welße Blütenfarbe zeigt, Die Nach= kommen dieser beiden Eltern empfangen also mit dem Erbgut in ihren Keim von dem einen die Anlage zu roten Blüten, von dem andern die Anlage zu weißen Blüten. Wie bel der Wunderblume, wird man hier beim Nachkommen rosafarbene oder doch rot und weißgefleckte Blüten erwarten. Das Experiment hat aber ein anderes Ergebnis. Alle Nachkommen haben gengu die gleiche rote Blütenfarbe wie die rotblühende Elternpflanze. Die Anlage zu weißen Blüten kommt in den Nachkommen also garnicht zur Geltung. Ein weiteres Beispiel mag als Gegenstück zu den oben be⸗ trachteten Sorbusbastard dienen. Aus Südeuropa stammt elne von. unseren Brennesseln durch die kugeligen weiblichen Blütenähren verschiedene Nesselpflanze Urtica pilulifera, die sich vor langen Zeiten in Mitteldeutschland, im Harz und in Thüringen

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an einigen Orten auf Schutt und altem Gemäuer angestedelt hat, und

dort normal gedeiht. Sie besitzt eiförmig zugespitzte Blätter, die am Rande grohe Sägezähne tragen. Von dieser Ait i, sich eine Abart, deren Blätter keine ige ., tragen. Linns hat sie als eine be⸗ sondere Art angesehen und als Urtiga Dodartii bezeichnet. Befruchtet man die eine Form mit dem Blütenstauh der anderen, so erzielt man eine Nachkommenschaft, deren Blätter genau die Form der Blätter der Urtica ilulifera mit groben Sägezähnen am Rande aufweisen. Auch hier st die Wirksamkeit der von Urtieg Dodertii stammenden Anlage zur Erzeugung elne am Rande ungejähnten Blattes in den Nachkommen gänzlich unterdrückt. Die vererbende Kraft der korrespondierenden An—⸗ lagen ist in diesen Beispielen verschieden. Wir können die eine der beiden Anlagen und damit auch die von ihr bedingte Eigenschaft der einen Elternpflanze als die herrschende und dominterende, die andere 9. ö. . e nr mi , ö. Nachkommen tritt nierende Merkmal rein herbor, unbeein ö 1 , wn ö as Erbgut, das in seiner Mischung väterlicher und Anlagen den Entwicklungsgang und dle n , . 3 lommen beherrscht, wird duß dem Keim unverändert auch an die Pollen; und Embryosackmutterjellen des Nachkommen welter gegeben und bildet dort die Crbmasse, aug der die Pollenzellen und die Cmbryo! säcke mit Anlagen für die nächstfolgende Generasson von Nachkommen ausgestattet wird. Aber die einzelne Pollenzelle und der einzelne

Embryosack bekommen nicht die ganze Erbmasse, die aus den väfer⸗