Zur Arbeiterbewegung.
Die Lohnbewegung im Glasergewerbe wird, wie die Voff. Ztg. mitteilt, das Cinigungsamt deg Berliner Gewerbe- Zerichks beschäftigen. Der bisherige Tarifvertrag ist gekündigt worden, und die Arbeitgeber haben einen neuen Tarifentwurf vor- gelegt, in dem berschiedene Aenderungen in den Arbeitsbedingungen
HDorgefehen sind und auch die Einführung der Akkordarbeit verlangt
wird. Die Gehilfen haben den Entwurf der Arbeitgeber in der erssen Sitzung der Schlichtungskommission während die Arbeitgeber von ihren Bedingungen nicht abgehen wollten. Gestern trat nun die Schlichtungskommisston noch einmal
unter dem Vorfitz des Magistrgtsassessors Dr. Prerauer zusammen,
. uch diegmal. wurde keine Einigung erzielt. Das Einigung amt . wird sich nun noch einmal mit dem Tarifstreit beschäftigen und erforderlichenfalls einen . fallen.
Die Etuifabrikanten in Pforzheim haben, der Köln. Itg.“ zufolge, das Ersuchen des Buchbinderverbandes abgelehnt, in an, . vor dem Gewerbegericht einzutreten. (Vgl. Nr 106 d.
Gestern nachmittag entstand, wie W. T. B. meldet, in Vigne ux bei Paris zwischen ausständigen Steinbrucharbeitern und Gendarm en, welche die am Streik nicht beteiligten Arbeiter in Schutz nahmen, ein Handgem enge, wobei die Gendarmen um— zingelt wurden und gezwungen waren, von der Waffe Gebrauch zu machen. Ein Streikender wurde getötet, sechs wurden verletzt, von ihnen einer schwer, bon den Gendarmen wurden vier, zum Teil erheblich, verwundet.
Kunst und Wissenschaft. Die TV. Ausstellung der Berliner Se jession. Wil helm Leibl.
mals Leibis Ruf begründet haben, späterhin aber vor anderen Hervorbringungen ungerechterweise in den Hinter⸗ grund getreten find. Es stellt die jungen Maler Meggen
dorfer und Schmilt in lebhaftem Gespräch an einem weißgedeckten . sitzend ö der eine umklammert ein Weinglas; der andere, mit einem starken Ausdruck der Spannung in den von einem frühen Barte umrahmten Zügen lauscht den Darlegungen des Freundes und stütz das Kinn mik der rechten Hand, während die nachlässig herab= Laltende Linke eine Jigarre hält. So bestrickend die Dellkatesse der
urchführung und die unendlich sorgfältig abgewogenen Tonwerte er⸗ einen, der Reiß dieser an sich so anspruchzlosen Schöpfung beruht dog auch auf der Art, wie hier zwei Menschen miteinander in Kontakt *. s ind. Es scheint, daß Leibl späterhin in einer an sich durchaus Ir. tigten Oppofftlon gegen das ‚Anckdotenkild‘ allzu bewußt vom 1 aahlerischen sich abgewandt und so in das Extrem einer manchmal 6 as geisttosen Mode llmalerei, einez trockenen Abmalens. verfallen ist . Hier hen e noch, cbenfo wie bor dem glänzenden, nur wenige Rahre spälet, enten ken' Billbde der beiden Bacäuertingz in der Jerlinze Nationaiäaleig um Banne, ciner FRunff, die he glänzendster Entwicklun koloristischer Sualitäten im ganz leisen Antlingen Flischen Erlebens fich! den besten Erzeugnifsen der bolländischen
ittenmalerel der großen Zeit des 17. Jahrhunderts nähert, den m borch. Metsu und? em Belftfchen Vermeer. Es ist eine innere Gespanntheit in diesen Figuren, nicht nur eine äußere wie in nen zudiel bewunderten Herborbringungen der spätesten Jett. Auch Mayr n in seiner Biographie viel zu wenig NUufhebens von dem Reichen . . Prachtbil de; er erwähnt aber, daß es mit einigen anderen, 1 zer wichtigen Werken feinem Maler auf der Wiener Aus- 6 3 von 1873 die große goldene Medaille eingebracht hat.
n heben diese Taljache' Kervor, well fir mit der von zahl.
*. en. Kunftschriffteilern hehaupteten Vernachläffigung Leibe 9. nem mühsamen Austommen nicht im Einklange steht. aß dem Reichenberger Muscum stammt ferner die Bam: in
83. mit dem etwas märrschen, krotzigen Ausdruck des rundlichen ict en⸗ und ein holbeinisterender Mäbchenkopf. Ueberhaupt 6 die Bildnisfe in diefer Ausstellung voör; melstenz sind es solche, Feibl nickt im Auftrage, sondern als Geschenk für Freunde gemalt hat. Das Temperabild des bebrilllen Dr. Jauer -⸗Sästrow, He e net durch eingehende Charakteristik bei größter Feinhest der Malerei, besonders des gefunden und zugleich jarlen Inkarnatz, wird
abgelehnt,
mit Festzug und großem Gepränge erfolgt.
unter diesen wohl die meisten Bewunderer finden; genannt seien wenigstens noch das kleine Bildnis des Tierarztes Relndt mit dem Hintergrunde des sommerlichen Garten, ein Juwel der Galerie Knorr in München, und das nicht ganz vollendete Bildnis der Gräfin Rosine von Treuberg. Unter den Studienköpfen fällt mehr durch die Staͤrke des Ausdrucks als durch erlesene malerische Eigenschaften das Brustbild einer alten, die Hände auf einen Stock stützenden Bäuerin auf, das der Besitzer, Herr Oberlehrer Meilinger in München, ehe⸗ mals in einem Taäͤndlerladen aufgefunden hat und sich von Leibl be—⸗ glaubigen ließ. Glückliches München, in dem solche Entdeckungen möglich sind!
Leibls Ruf und seine Bedeutung für die neuere deutsche Kunst—⸗ entwicklung sind so gefestigt, daß sie durch eine Ausstellung, und sei ste so interefsant wie diese, nicht mehr gewinnen können. Es gibt keine größere deutsche Sammlung, die nicht gewisse für ibn bezeichnende Werke aufluweisen hätte, die immer aufs neue für diesen großen Maler und Wirk⸗ lichkeitsmenschen werben werden. Aber durch das gewiß mühsame Zu⸗ sammenbringen der mehr als 60 Nummern des Lelbl⸗Kabinetts in der Sezession (einschließlich wertvoller Handzeichnungen) hat diese Künstler⸗ gruppe sich ein Verdienst erworben, das auch dlejenigen anerkennen follten, die sich mit den Leistungen ihres jüngeren Nachwuchses nicht einverfkanden erklären können. Sie tragen Schuld an der nur schlecht verhüllten Niederlage, die die Sezession in diesem Jahre erlitten hat. Ein „Zurück zu Lelbl', wenigstens in dem Sinne, daß seine außer⸗ ordentliche Treue gegenüber der Natur und die Gewissenhaftigkeit seines Arbeitens wieder vorbildlich werden sollten, ist die stille Mahnung der Sammlung. Und, darf man hinzufügen, eine Hoffnung für neue Siege. Dr. C. -B.
A. FE. Die, Brandenburgia“, Gesell schaft für Heimat⸗ kunde, ist in den letzten Wochen sehr tätig gewesen. Die erste Sitzung brachte den vom Professor Dr. . und dem Schatz meister Herrn Rönnebeck erstatteten Jahresbericht, wongch die Mitgliederzahl z. Z. etwa 350 beträgt und die Finanzen des Vereins in bester Srdnung sind, = Den Vortrag des Abends hielt Professor Dr. Galland über ein Dürer-Fest zu Berlin vor 80 Jahren“. Am 18. April 1820 hatte die Königliche Akademie der Künste zu Berlin den 300 jährigen Todestag von Raffael Sanzio gefeiert und hierbei in Aussicht genommen, da Albrecht Dürers Todestag auf dag gleiche Datum fiel, die 300jährige Wiederkehr dieses Tages im Jahre 1828 würdig zu begehen. Am gleichen Tage war in Nürnberg die Grundstein⸗ legung für ein acht Jahre später zu enthüllendes Dürer · Denkmal, das Rauch übertragen war, unter Teilnahme vieler deutscher Künstler Als das Jahr 1828 herannahte, erinnerten sich die Kreise der Künstler des früher gefaßten Vorsatzes und trafen Anstalten, ihn würdig zur Tat werden zu lassen. Keine Totenfeier, ? ließ sich Schadow bernehmen, solle das Fest sein, vielmehr ein Zeugnis für die fortlebende Wirksamkeit alles Großen und Schönen. In diesem Sinne wurde Zelter gebeten, eine von dem Archäologen Conrad Levetzow gedichtete Fest⸗ hymne zu vertonen. Er lehnte ab, empfahl aber, dem damals erst 18jährigen Felir Mendelssohn⸗Bartholdy die Aufgabe anzuvertrauen. Der Auftrag wurde von diesem bereitwillig übernommen, obgleich inzwischen Januar 1828 herangekommen war, und in der kurzen Zeit bon sechs Wochen ausgeführt. Als Ort für die Feier wurde der Saal der Singakademie bestimmt, zu dessen Aus schmückung sich namhafte Künstler bereit fanden. Selbst Friedrich Schinkel erbot sich, die Hinterwand des Saales mit archltektonischem Schmuck nach Dürerschen Motiven zu zieren. Vor diesem aus einer
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Säulenanordnung in korinthischem Stil bestehenden Aufbau erhob sich die von Ludwig Wichmann geschaffene Büste Dürers, umgeben von vier die Künste versinnbildlichenden
Figuren von Friedrich Tiecks Meisterhand. Außerdem waren hier zwei Statuetten aus Buchebaumholz aufgestellt, die Dürer zugeschrieben werden, pompejanisch rot war der Hintergrund getüncht, der Aufbau aber war überragt von einem kuppelartiß geformten Rahmen, der ein großes, von Professor Deling nach Dürers Heiliger Dresfaltigkeit entworfenes Oelgemãlde . Die Zeitungen jener Tage rühmen die Gesamtausschmückung des Festsaales als sehr eindrucksvoll. Sanz Berlin war Wochen vorher in einer gewissen Aufregung, alle Welt drängte sich zur Teilnahme. Es wurden über 800 Einladungen ausgegeben. End⸗ lich nahte der denkwürdige Tag. Program mäßig versammelten die Lehrer und Schüler der Akademie um 11 Uhr im Kastantienwäsdchen. Um 12 Uhr 4 sich ein langer Zug in Bewegung, in dem man den Direktor der Akademie Schadow mit entblößtem Haupte schreiten sah, umwandelte die Universität, kreuzte das Kastanienwäldchen und löste sich an der Mforte der Singakademie auf. Nachdem sich alle Teilnehmer an ihre Plätze im Festfaal verfügt und die Mitglieder des Königshauses, an ihrer Spltze das kronprinzliche Paar, erschienen waren, begann die Feier mit dem Vortrag der hon Mendelssohn ver- tonten Festhymne durch den Sängerchor. Ihr folgten noch eine Anzahl anderer mustkalischer Vorträge und auf diese die vom Sekretär der Akademie, Professor Tölken gehaltene Festrede, die mit einem uldigungsgruß an die Kunst ausklang. Hiermit endete die offistelle eier, der sich am Abend noch im Künstlerverein ein Festmahl an—⸗ chloß, bei dem Schadow Dürer als einen 9. deutscher Kunst eierte und vom 18. April 1828 als von einem der glaänzendsten age in den Annalen vaterländischer Kunst, sprach. Auch war das Festmahl durch manche Kunstgenüsse, unter anderm durch den Vortrag einer Zelterschen Kompositlon an den König“ gewürjt. Mehrere im Verlauf des Abends gesungene 6 sind uns er⸗ halten, darunter eines von dem später in Berlin viel genannten 5 Gubitz. Ueber die Mendelssohnsche Komposition waren die einungen geteilt. Eduard Deprient besprach sie abfällig, als eines großen Zuges bar, wogegen Präsident Schadow alebald feine eigene und anderer Zufriedenheit durch Ernennung des jungen Komponisten zum Ehrenmitglied des Künstlerbereins bekundete. Andererseits wurde einmütig die Festrede Tölkens als formvollendet, belehrend und inhaltlich gedankenreich gelobt und hervorgehoben, daß fie überaus zutreffend das sozlale und künstlerische Milieu des damaligen Nürn⸗ berg in engste Bejiehung gebracht habe zu der Eigenart des Dürerschen Schaffens, das nur fo 10, zu würdigen sei. . . Geheimrat Friedel sprach dem Redner den Dank der Versamm⸗ lung für seinen Vortrag aus und gab dem wahrscheinlich von vielen Zubörern geteilten Cindruck Worte, daß in den seit jener Feier verflossenen 80 Jahren sich ein Umschwung im Denken und Empfinden der Berliner vollzogen habe, der unser bon der Politik mehr als erfreulich durchsetztes öffentliches Leben in wenig freundlichem Licht zeige, verglichen mit jener harmloseren Zeit, da ganz Berlin noch Anteil an einern Feste so idealistischer Art nahm, wie diese Dürer Feier es war. - (
Eine am zweiten Sonntag im Mai unternommene Wander⸗ fahrt nach Pots dam diente dem besonderen Zweck des Nachweises, wie recht Herr Robert Mielke in einem vor langerer, Zeit gehaltenen Vortrage, über Potsdam hatte, als er die immer deutlicher in die Erscheinung tretende Entfremdung Potsdams von den friderizianischen Traditionen im Punkte seiner Straßenanlagen und Neubauten beklagte. Diesem Programm ent⸗ sprechend galt der Besuch nicht der Umgebung und ihren Schlössern, sondern der inneren Stadt allein und der Vergegenwärtigung dessen, was die beiden Herrscher, denen Potsdam so viel verdankt, Friedrich Wilhelm J. und der große Friedrich, zur Verschönerung der Stadt
wollt und geschaffen hatten. Es war nur im Sinne dieses rogramms, daß man mit Besichtigung des vielen. Ber⸗ nern ganz unbekannten Stadtschlosses begann, des ältesten, auf Joachim L. zurückgehenden Schloßbaues in Potsdam, der im wesenlsichen von jenen beiden Königen seine gegenwärtige Gestalt empfangen hat, wenngleich schon nach den Zerstörungen des 50 jährigen Krieges der Große Kurfürst die bessernde Hand angelegt hatte. Auch der Lustgarten ist dessen Schöpfung. Freilich hat dieser schon unter der Regierung des Enkels und Soldatenfreundes aufgehört, als Garten zu bestehen, und ist seitdem der kahle, sandige Exermierplatz geblieben, als der er sich noch heute zeigt, umschlossen von den
weitläufigen Schloßbauten elnerseits und bon hübschen, sich gegen die Havel erstreckenden Parkanlagen andererseits. Auf diesen ‚Lustgarten =, ein „lucus a non lucendo“ in doppelter Hinsicht, denn hier fanden die von Offijieren wie Soldaten 6. efürchteten täglichen Paraden der Riesengarde statt, bei denen König Friedrich . I. mit seinem Krückstock bei geringen Verstößen ohne Ansehen der Person Schläge austeilte, waren seinerzeit mehr als ein halbes Jahrhundert lang die Augen der Welt gerichtet: erst wegen der fast sagenhaft gewordenen Riesengarde und später aus Bewunderung der anfaͤnglich verspotteten Potsdamer Wachtharade. des stegreichen Heeres Friedrichs II. Aber, wie die liebenswürdigen Führer der Berliner Gäste, die orts⸗ und lokal⸗ geschichtskundigen Vorstandsmitglieder des Potsdamer Geschichtgvereing, erzählen, mit der gerühmten schnurgeraden Richtung der Wachtparade im Potsdamer Lustgarten hatte es eine besondere Bewandtnis. Es lagen da nämlich früher, schnurgerade ausgerichtet, eine Anzahl Granitplatten, eine dicht neben der andern, am Boden, und mit deren Wllfe ergab sich spielend eine scharfe Richtung, wenn der Soldat seine Stiefelspitzen in genaue Uebereinstimmung mit der Vorderkante der Platten brachte. Ja auch die Breite der Platten soll eine willkommene Erleichterung dafür gewährt haben, daß die Grätschstellung, die im 18. Jahrhundert, nach dem bestehenden Cxerzterreglement, der preußische Soldat beim Gewehr⸗Präsentieren einnahm, dag richtige Maß einhielt, und die Beine nicht zu eng, auch nicht zu weit y, wurden. Viele ähnlich interessante Erinnerungen wurden bei der Besichtigung der Innenräume det . aut; Im Flur des Mittelportalg
ortunaportals) die überlebentzgroßen Marmorfiguren hon Marg und
ellong, an die sich die pikante Notiz knüpft, daß die heidnischen Gottheiten bis 1740 ihren Platz in der Garntsonkirche hatten, um diese sinnfällig als für das Militär bestimmt zu kennzeichnen, das Schlafgemach, und Bett Friebrichs 11, (der wohl den Sommer im Schloß Sanssouei zubrachte, den Winter aber stets im Stadtschloß) mit anschließendem behaglichen ,, und Speisezimmer, darin ein runder Tisch, dessen vertikal verschieb⸗ bares Mittelstück dazu diente, Spelsen und Getränke in der einfachsfen Art gus der Küche heraufzubefördern, — der länglich viereckige Ar= beitstisch des großen Königz, mit schwerem, blauem Seidendamast be⸗ zogen, an dem auch Napoleon gesessen und von dessen Bezug er ein großes Stück abgerissen und als Andenken mitgenommen (man hat den Schaden nicht repariert, die klaffende Wunde des Ueberzuges er⸗ zählt dauernd von den feinen Sitten des korsischen Eroberers) — zwei große Oelbilder, mythologische Gestalten darflellend, von Friedrich Wilhelm J. gemalt, wenn er von der Gicht geplagt war (in tor= mentis pinxit), die Figur einer Nymphe dadurch merkwürdig, daß sie infolge von Verzeichnung zwei linke 1 hesitzt, (den Schaden ö hatte der König indessen lachend abgetehnt und hiermit auf die Nachwelt einen humoristischen Zug von sich überliefert. Auch Er⸗ innerungen an die Königin Luise und an Friedrich Wilhelm IJ. und Ge—⸗ mahlin birgt das Stadtschloß, vor allem aber eine große Anzahl schöner Delgemälde erster Meister, darunter ein interessantes Doppelporträt, 3 Wilhelm J. nehen dem ihn körperlich weit überragenden
ugust den Starken darstellend. Wer Barock in schönster Anwen⸗ dung auf Innendekoration studieren will, ebenso, wer eine richtige Vorstellung von der Blüte des Rokoko zu gewinnen wünscht, dem kann nur geraten werden, im ersteren Falle die in der Zeit Friedrichs J. und seines Vaters entstandenen Räume des Stadtschlofseg in Augen⸗ schein ju nehmen, im anderen die unter Anleitung Friedrichs II. im edelsten Geschmack eingerichteten Räume eingehend zu besichtigen. Recht dankengwert ist eg auch, auf die geniale Art aufmerksam gemacht zu werden, wie Friedrich der Große burch seinen Baumeister Knobelgdorf die horher etwas einförmige Fassade des Schlofses durch Anbringung von Pilastern verschönern ließ. — Auf der ferneren Wanderung durch Potsdam wurden eine Anzahl von Bauten gezeigt, die teils von den mehrgenannten beiden Königen erbaut, teils wenigstens unter ihrem Einfluß entstanden waren. Der Vergleich der Neubauten hiermit be⸗ stätigt in vielen Fällen, namentlich bei Privatbauten, eine fast barbarisch anmutende Abirrung von dem guten Ge⸗ schmack der Vorbilder, nur die modernen figkalischen Bauten machen hierbon zumeist eine erfreuliche Ausnahme. Eine Schöpfung Friedrich Wilhelms L, das 600 Zöglinge beherbergende Milttärwaisenhgus wurde eingehend besichtigt und mit Vergnügen von seiner trefflichen Einrichtung und dem gefunden Ausfehen Her Knaben Vormerkung genommen. In den frühen Nachmitlagsftunden hörte man dann in den Räumen der Helligengelst⸗Kirche einen inter essanten Vortrag über die wechselvolle r, . dieses seltsam ver⸗= buten Gotteshauseg. Daran schloß sich außerhalb auf dem Kirchplatz noch der Vortrag eines anderen orfétundigen Be⸗ gleiters, der fröhlichen Anklang bei der gad e e f fand. Danach ließ der praktische König Friedrl Wilhelm L., der Erbauer der lg unter dieser einen Weinkeller anzegen, um die in den Königlichen Weinbergen in der Nähe von Polgban , Weine in . Stückfassern an eb Diese Weine anden aber geringen zeifall bet ef sodaß der Keller sich mit der Zeit mit älteren und jüngeren Jahrgängen davon füllte. Ha beschloß der König, den Wein an seine Riesengarde zu ve chenken, jedem Grenadier sollte ein: Gamelle davon auß dem Faß abgefüllt werden. Der Kommandeur hatte den Königlichen Befehl auszuführen. Da er aber fürchtete, daß die Leute sich betrinken würden, und andererseits den Wein so gut fand, daß ihn diese Ausantwortung eines guten Tropfens an Kehlen, die an eln kratzigereg Getränk gewöhnt waren, verdroß, so ließ er zwar Mann für 3 mit ihren Eßgeschirren zum Welnempfang im Keller antreten, Haufte draußen aber den Leuten den Wein wieder aß. Im weiteren wurde dem Theater mit seiner wunderlichen Inschrift Dem Vergnügen der Einwohner“ ein flüchtiger Besuch gemacht (es bisdet fast bie einzige Potsdamer Erinnerung an Friedrich Wilhelm 3 die friderijian⸗ schen sowie die modernen Kasernen von außen besichtigt, und am Kanal die Frage erörtert, ob seine angeblich beabsichtigte Beseitigung nicht dem Stadtbild Potsdams einen feiner anmutigsten Züge rauben würde? Am alten und neuen holländischen Viertel wurde dann noch ein Vortrag von Dr. med. Netto entgegengenommen, der die Entstehung dieser Anlage und die damit verbundenen Äbsichten Friedrich Wilhelms J. erläuterte. Gg war die berechtigte Vorliebe ür die damals den brandenburgischen Kulturzuständen überlegenen holländischen, welche diese Nachahmung eines guten Vorbildes ver⸗ bunden mit der Entwässerung einer sumpfigen Gegend nahe le te, eine Nachahmung, die straßenwelse sich getreu an die holländischen
Originale anlehnt und so erhalten zu werden verdient. In diesem Viertel steht auch der unter dem Namen Tabarz Häuschen! bekannte, vom König als ein Rendejpous für die Dfftnere angelegte Pavillon, der zu Anrecht in den Ruf
kommen ist, daß er jemals das berühmte Tabakszkollegium beherbergt abe. (Dessen historisch beglaubigten 3, 6. ö. am Vormittage schon im Stadtschloß geieigt erhalten,. — Damit war im wesentlichen daz Programm des Bes th in Potsdam er⸗ ledigt; doch trennte man sich erst nach Stunden gefelligen Jusammen⸗ seinz von den Potsdamer Freunden, die mit so gußerorbentiicher dankengwerter Gefälligkeit und so viel Sach, und Geschichtskennknis die Führung übernommen hatten.
Die Deutsche Schiller⸗ Stiftung hat, wie ihr Jahresbericht mitteilt, 1907 57 157 66 ausgegeben. fig en fen auf , enstonen L 830 6, auf vorkbergehende (auf ein oder mehrere Jahre ewilligte) Penstonen z1 25 M6, auf einmalige Bewilligung 12 96524. Hlerzu kommen die Leistungen der Wi n n,, im Betrage von 10 741,29 6 und sh Kronen 5. W. Dat ergibt für die Gesamt⸗ leistung der Deutschen Schillerstiftung im Jahre 1967 eine Summe von 75 768 50 6. Der Jahresbericht erwähnt, daß ein in Hamburger Kreisen gesammeltes Kapiial, deffen Zinfen für den Unterhalt der
interbliebenen deg platideutschen Dramattkers Fritz Stavenhagen estimmt sind, auf Wunsch der Geschäftaleltung von der Schlller⸗ Sliftung in Verwaltung genommen worden ift. Der Bericht macht dann die bittere Schlußbemerkung: In allem übrigen ist das Jahr für uns in normalem, ruhigem und stetem Wirken verlaufen. Wohl konnten wir auch dlegmal nicht allen an uns herantretenden — von