* *.
bemerlt, Die deutsche Bleistiftindustrie, der eine fübrende Rolle auf der Welt zulommt, leidet HRtangel an billlgen Jedernhöllern. Sie deutsche Pfelfenindustrie ift ebenfals um die Beschaff ang von Bruveren⸗ holi berlegen. Die Parkett, und die Hosmflaflerungsindustrie, die Kanfttischlerei, die Sol drechfferei hangen hin ficht ich ihrer Höljer wesentlich vom Auslande ab. Ünter diefen Ümstaͤnden scheint es an der Jet, die Döliez der grohen Waldgehlete unserer Kolonien Deutsch. Sfafrita und Kamerun, die jeg durch die bewilligten Cifenbahnen shrer Rr⸗ schließung entgegengeken, den Intereffenten in Stämmen und Blöcken und namentlich in der Verarbeitung vorzuführen. Bei der Sucht nach neuen charakteristischen Hölzern für Wohnungseinrichtungen ist der Ausstellung auch das Intereffe des breiten Pubfikums echt,
seinerseits wieder die Innenarchitektur und Möbelfahrtkatlon beeinflußt, deutsch kolonjale Hölzer zu verarbeiten, und auf diese Weise der kolonialen, also auch naklonalen Sache nützt.
Außerdem wird das Komitee auf Veranlaffung des Kultus ministerlums die Clnrichtung kolonialer Schul fammlungen in Verbindung mit dem Reichskolonialamt betreiben.
Nr. 45 des Zentralblatts der Bauverwaltung“, heraug⸗ eben im Minfffterium der öffentlichen Arbelten, vom 36 Juni hat ö Inhalt: Amtliches: Rundersaß vom 17. Mal 1508, betr. cnachtichtigung der Geologischen Landezanstalt don wichtigeren Bobdznaufschlässen, Funden an Gesteinen ufrp. — Dienstnachrichten. Nichtamtliches. Die Verschiebung des Bahnhofegebäudes Bam. An twerpen. — Die romanischen Baudenkmäler von Hildesheim. — Start. und Landlfrchen. SFortsetzung) — Vermischtes: Wettbewerb um Entwürfe für eine schloßartige Villa in der Nähe bon Main. Q Etlangung von Entwurfestizen für eine Friedhofskapelle in Flensburg. — 68. Banderbersammlung und 7. Abgeordneten = dersammlung des Verbandes deutscher Architekten, und Ingenieur. bereine in Danzig. — Die neue Neqtarbrück. in Mannheim. — BVer—⸗ kehr auf den Wasserstraßen Berling im Jahre 15657.
Nr. 23 des Eisenbahnverordnungsblatts“, heraug—
egehen im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 6. b. M.
folgenden Inhalt: Eisenbahnanleibegesetz. Vom 14. Mai 1508.
— Erlaß des Minssters der öffentlichen Arbeiten vom 31. Mai 1565,
. e ng der Beamtenbesoldung und des Gnadenvierteljahrs. — achrschten.
Statistik und Volkswirtschaft.
Die Durchschnitt spreise der wichtigsten Lebens mittel im Monat .
betrugen in Preußen nach der Stat. Corr.“ für 1000 kg: Weizen 214 (im April d. J. 203, im Mai 1557 203 M6, Roggen 180 (185 beim 183), Gerste 164 (i563 bejw. I7o), Hafer 163 . bew, 123) Erbsen zum Kochen 263 (262 benp. Täg) Speiseboßnen 298 (298 bejw. 308), Linsen 50s (511 bezw. 575), Chkartoffeln 61,3 62,8 bezw. 71,1). Richtstroh 51,5 (625 bezw. 71,17, Heu 75, 8
43 beim. Ss. . Rin dfieisch im 6 1223 (1229 beiw. I 0 ,
Kleinbandel für 1 Eg. Rindficlsch von der Keule 1,58 (1, 58 beiw. 1,51), vom Bauche 133 (133 bezw. 137), Schweinefleisch 1,48 (1,44 bejw. 1,40), Kalbfleisch 158 (156 beim. 1,6i), Hammelfleisch 169 Lb bejw. L 6), inländischen geräucherten Speck 1.65 64 bejw. 1,63),
butter 2,57 (261 bejw. 2.45), inländif Schweineschmal 1, 54 164 beiw. I,5 MM, Weljenmehl zur Speisebereitung S6 (36 bezw. 34) 3, 3 , (32 beiw. 360 3; für 1 Schock Cier 348 (3,59
w. 3, ; —
Die Preise der vier Getreidearten zeigen im Mai d. J. eine Aufwärtsbewegung, die sich insbesondere beim Weijen und Roggen auf alle Marktorte erstreckt. Die Erhöhungen gegen den Vormonat betragen beim Weijen: in Posen 16, in Trier 13, in Danzig, Stettin, Berlin und . je 11, in Stralsund, Kiel, Danabrück und Neuß je 109, in Köslin und Cassel e 9, in Gleiwitz, Breglau, Magdeburg, e a. S. und Aachen je 8, in Bromberg, 3 * und blenz je 7, in Paderborn 6, in und au je 5, in nigs in Stralsund 13, in Stettin
nnober um je 2 8 erhõbt. Die beim Forst⸗ und Jagdschutze in den preußischen Staatsforsten vorgekommenen K . .
wundungen 1897 bis 1906.
Nach den Amtlichen Mitteilungen aus der Abteilung für Forsten des Königlich preußischen Ministeriums für Landwirtschaft, Domänen und Forsten- sind in dem Jahrjehnt 1357 1906 bei Ausübung des Forst⸗ und Jagdschutzes in den preußischen Staatsforften 10 Tötungen und 17 Verwundungen von Forstbeamten und 12 bejw. 45 von Wilddieben und Forstfrevlern, auf beiden Seiten im ganzen S8 Zusammenstöße vorgekommen, bei denen von der Waffe Gebrauch
emacht wurde. Unter den Verwundungen der ersteren Partei waren
unter denen der letzteren 24 schwer; von diesen letzteren hatten
scmiliche 3 dalle des Jahres Igo foblihen Aua ng r de, n, zelnen Jahren wurden getötet bejw. verwundet:
; Wilddiebe und Forstfrevler
Forstbeamte durch Wilddiebe durch Forstbeamte bei
und Forstfrevler ö Waffen⸗ det . berwunde 1 erwun an getötet schwer ! ieicht getötet sawer r ficht 1895 1 — 2 1 3 241 1895 28 1 3 2 3 ss,, — 1 — 5 3 n,, . ĩ 1 . J ] 1 2 1 J . K 1 1 ; 6 kö K , 2. j 2 ö
x 3 . eden mu, , , dee durch einen beamten unter Um⸗ — den Wafer gebe auc nt k 1 Frebler leicht
Tstungen oder Verwundungen von W , betraut waren, aber nicht dem zum Ha den Königlichen Waldungen
engebrauch berechtigten Auf⸗ ine rei angehörten, sind in dem Ji hen ö ö . .
—
Zur Arbeiterbewegung. In Frankfurt a. M. wurden, wir die = da die ansständigen Flicfen leg er die e, , , men, Rerweigerten, die andern dem Verband an ehörigen Ä rbeiter im , , e gr föerit. Von dieser 1 werden hier
Arbeiter offen. Der Ausstand der soweit sie in der iufolge, nachdem
en den Streikenden und den Unternehmern auf Srund vo ꝛ Vertreter eine Verfl⸗nt igt .
funden hat, nach dreiwöchiger Dauer sein Ende gefunden. Selt r ist die Arbeit in allen Betrleben wieder aufgenommen worden. ;
Der in Parig tagende internationale Bergarbeiter⸗ kongreß (o9gl. Nr. 135 d. Bl) nahm, wie W. T. B.. meldet, in der rigen Sitzung einstimmig die hon den französischen und deutschen Vertretern eingebrachten Anträge an, durch die den Berg⸗ arbeltern ein bestimmteg Mindesteinkommen gesichert werden soll. Der Kongreß verhandelte sodann über die Regelung der Kohlen produktion und beschloß in seiner Nachmittagssitzung auf An⸗ trag der englischen Vertreter, diese Frage einem internaftonalen Komitee ju überweisen. Sodann wurde über einen Antrag der deutschen Ver⸗ treter, betreffend das Verbot der Verwendung von Kindern unter 14 Jahren in Kohlenindustrien und der Verwendung von Personen unter 16 Jahren bei Arbeiten unter Tage, abgestimmt. Die deutschen, öster⸗ reichischen und belgischen Vertreter unterstützten den Antrag. Die englischen und französtschen Vertreter enthielten sich der Abstimmung.
lerauf wurde der deutsche . betreffend daz Verbot der Be⸗ chäftigung von Frauen in den Kohlenbergwerken, einstimmig an⸗ genommen. ;
Wohlfahrtspflege.
Die seit 1892 unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin stehende Stiftung ‚Töchterhort“ für verwaiste Töchter von Reichspost. und Telegraphenbeamten hat soeben ihren Verwaltungsbericht für 1907 veröffentlicht. Die weitere Entwicklung der Stifung war danach auch im Kalenderjahre 1907 hocherfreulich. Die baren Einnahmen haben 256 048 S6 betragen. Unter den 206 979 66 Spenden befinden sich 191 015 ½ fortlaufende Beiträge, die von 131 286 Angehörigen der Reichspost⸗ und Tele⸗ graphenverwaltung in geringen Elnjelgaben — bei den Beamten mit durchschnittlich 1611 f. bel den Unterbeamten 97 g im Monat — aufgebracht worden sind. An den fortlaufenden Spenden sind S607 v. H. der Beamten (ohne Hilfstelleninhaber) und 66,6 v. H. der Unterbeamten beteiligt, von der Gesamtjahl der Verkehrgämter und Agenturen im Reichspostgebiet Sh, 0 v. 5. An Unterstützungen wurden im Berichtsjahre 157 254 S6 gejahlt, 2710 einmalige mit 1I3 85 ις und 268 fortlaufende mit 45 445.6. Bel den einmaligen Unterstützungen wurden 526 Walsen unter 18 Jahren mit zusammen 2l 817 4 bedacht, u. a. 5, mit 2290 S6 Beihilfen auf die Kosten der Cinsegnung oder ersten Kommunion und 172 mit 8357 erienkolonien, Bädern usw. aben im Berichtsjahre persönlichen Kosten (für
S6
zur Gewährung von Sommerpflege in — Die Verwaltungskosten 3539 S betragen, darunter an Hilfsleistungen und Botendtenst 402 S0. Alle Mitglieder des Hauptausschufseg und der 47 Bezicksausschüsse fowie die Ver ⸗ trauengmänner bersehen die Geschäfte unentgeittich. Das Kapital⸗ vermögen hat sich um g6 060.66 bermehrt, nämlich auf 1377 435 6 mit 397 533 „ Unterbeamtenantell. In Hypotheken sind 978 900.0 angelegt. Das Kapital bringt im Burchschnitt 3,94 v. H. Zinsen. Die Gestaltung der Zinseinnahme ist für den Hauptausschuß besonderz wichtig, weil sie den Maßstab abgibt, wie weit mit der Reugewährung fortlaufender Unterstützungen gegangen werden kann. Jede Zunahme der Zinsen um 350 M ermöglicht es, durchschnit tlich einer Bramfen⸗ unz einer Unterbeamtenwgise mehr die von Kranken und Frwerbzunfäͤhigen vor allem ersehnte dauernde Hilfe zu bringen. — Die bisher (in den 166 Jahren seit März 1891) aus Töchterhortmitteln ins gefamt . Unterstützungen beziffern sich auf 1388 542 .
n Unterbeamtenwaisen sind davon 653 665 M gelangt — 49, 92 v. H. Vom Gesamtbetrag der Spenden bis Ende 1907 (2 344 551 60) rühren von Unterbeamten her oder sind für diese geleistet: S9 184 , d. . 38.25 v. H. Eine Vergleichung der Verhältniszahlen genügt, um die fortgesetzte außergewöhnliche Berücksichtigung der Unterbeamten- töchter zu beweisen. Tatsächlich sind aus den für Unterbeamtentöchter nicht reserbierten Mitteln bis Ende 1907 inggesamt schon mehr als 865 090 6 zugeschossen worden. Die Würdigung dieser Fürsorge ist aus der stetig wachsenden Beteiligung der Unterbeamten am Töchter⸗ hortwerke erkennbar. — Der Unterstaatssekretär Franck hat bet Be⸗ rufung in . Stellung den Vorsitz im Hauptausschuß des Töchter horts niedergelegt; dafür ist der Direktor im Reichs poftamt Granzow zum Ersten nen gewählt worden. Hervorgehoben wird am . des Berichts, wie der Geleitspruch, mit dem im Juni 1855 die erste Gabe für den Kapitalgrundstock einging; daß der Ällmächtige das Haus auf festem Grund errichten und gedeihen affen möge siich erfüllt hat. Der Baugrund ist die Treue, die Beamte und Ünter⸗ heamte hier verbindet, im Vertrauen auf die Kraft einmütigen Zusammenwirkens.
sunst und Wissenschaft.
n der letzten, am 2. Juni abgehaltenen Monatssitzung der . Gesellschaft, in der Gebeimer Reglerunggrat, Professor Br. Kekule bon Strgdonitz den Vorsftz führte, warden junaäͤchst von einigen Mitgliedern literarische Neuigkeiten zur Kenntnis der Versammlung gebracht. Als auch für westere Kresfe befonderz bemerkengwert selen zwei bon inen hervorgehoben: die von i yfesor Atto Kern in Halle unter Mitarbeit seiner Gattin herausgegebenen Briefe Carl Stfried Millers an seine Eltern und an feine Frau, die ein fein abgestimmtes Lebengbild des genialen Altertumsforschers 797-1810) geben und dem Leser auch die rein menschlichen Seiten Müllers nahe bringen; und bie Uebersetzung der im vorigen Jahre durch ägyptische Papyrh ung ge⸗ schenkten Fragmente des Menander, deg bedeutendsten Dichterg der neuen attischen Komödie, von Professor Dr. Carl! Rober? in Halle. Diese Uebersetzung wird demnachst die Grundlage eines interessanten liter Ddramatischen Versuchs bilden: Hallesche Studenten werden am 29. Juni in dem kürslich neu hergestellten, durch Goethe berühmten Badetheater von Lauchffäht (unweit Merfe—⸗ burg) jwel dieser Komödien, Das Schiedggericht! und le ,, unter Leitung von Professor Robert jur Aufführung ringen.
Als erster Vortragender des Abends sprach Oberlehrer Dr. Sam ter über Geburts bräu che. Im Anschluß an die Darftellung eines römischen Sarkophags erörterte er zunächst die römssche Sitte, das neugeborene Kind auf den Boden niederzulegen, eine Sitte, die in ähnlicher Art sich auch bei anderen Völkern findet. Der Vor⸗ tragende hatte früher in selnem Buche Familtenfeste der Griechen und Römer“ diese Bräuche, bei denen mehrfach dag Kind am Herd niedergelegt wird, dahin erklärt, daß dag Kind dadurch unter den utz der Hausgötter gestellt werde. Der ann allm früh der Wissenschaft entrissene Heidelberger Religiongforscher Albrecht Dieterich, der in seinem trefflichen Buche Mutter Erde“ diesen Brauch von neuem behandelt hat, hält ; rflärung für richtig ment aber, daß fie noch nicht daz Versttönd ul aller Elemente des Ritus erkläre, der wie die meisten derartigen Rlten nicht aus einem einzigen Momente entstanden zu sein Und darum auch nicht aus einem Punkte erklärt zu werden brauche. Her Vortragende stimmte diesem Satz. zunächst prinzipiell zu; eine Kreujung von verschiedenen Motiven, die zur,. Entstehung eines Ritus geführt haben, ist gußerordentlich häufig. Wie Dieterich hervorhebt, wird in der Ueberlieferung bisweilen betont, daß das Kind auf die Erde (nicht bloß guf den Boden) gelegt werden müsse, und er schließt daraus wohl mik Recht, daß daz Kind dadurch der Gottheit der Erde geweiht werben solle. ö weiteren Verlaufe seines Vortrages behandelte der Redner die bel vielen Völkern sich findende Sitte, die Gebärende auf die Erde zu legen. Er wies nach, daß es dabei nicht etwa auf den praktischen Zweck einer niedrigen Lage ankomme, sondern daß die Gebärende mit der Erde in Verhindung gebracht werden . Wie der Sterbende vielfach auf die Erde gelegt wird, damit seine Seele ohne Verzug in das Totenreich unter der Erde eingehe, ö geschieht das gleiche mit der Gekbärenden, weil bei der Geburt die Seele des Kindes aus der Erde emporstelgt. Nun war es jwar bei den Griechen und Römern nicht kblich, die Gebärende auf die Erde ju legen, aber es lassen sich auch
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ier Spuren einer verwandten Vorstellung nachweisen. Denn daß bei
. 5 und Römern die Gebärende niederkniete, ist durch literarische Nachrichten und bildliche Darstellungen bekannt. Unter den letzteren ist besonders K eine Marmorgruppe aus Sparta, die schon früher als Darstellung einer Gebärenden oder — was für die hier behandelte Frage dasselbe ist — einer Geburtz⸗ göttin in der Stellung der Gebärenden erklärt worden ist. Der Vortragende ging näher auf diese Gruppe ein und ver—⸗ teidigte die erwähnte Deutung gegen einige dagegen, erhobene Angriffe. Dieser Brauch des Niederkniens bel der Entbindung ist bisher damit erklärt worden, daß man sich eine Erleichterung der Entbindung bon dem Knien bersprochen habe. Unter Hergnzlehung eines andern griechischen Entbindungsbrauchs (Anfassen der Erde) und der Riten, mit denen man die unterirdischen Götter anruft, zeigte der Vortragende, daß vielmehr auch durch das Niederknien, ebenso wie durch daz Anfassen der Erde, die Gebärende mit der Erde, d. h. mit dem Reiche unter der Erde, in Verbindung gebracht werden solle. Die Ausführungen deg Vortrags werden später im Zusammenhang einer umfassenden Behandlung von Geburtg⸗, Hochzeits. und Toten⸗ bräuchen in Buchform veröffentlicht werden.
Der zweite Redner des Abends war Professor Dr. Viereck. In seinem Vortrage Griechische Paꝛapyrugurkunden“ entwarf er — gewissermaßen als ein Spenmen dafür, welche Vertiefung und Belebung unserer Kenntnis des antiken Lebens wir den ägypfischen
apyrug verdanken — ein bis ins kleinste ausgeführtes Bild ber tadt Hermupolig in Mittelägypten, wie es sich für die römische Kaiserzeit, etwa für das 3. Jahrhundert n. Chr., aus den auf der alten Rutnenstätte bei dem heutigen Dorfe Eschmuntzu zahlreich ge= fundenen Papyruzurkunden ergibt. Besonders die von Wessely aus der Sammlung Erzherzog Rainer veröffentlichten Ratsakten der Stadt aus der Zeit des Kaisers Galllenus (253 268 n. Chr.) sind hierfür sehr ergiebig. Die Lage der Tore und Straßen der Stadt, die jahlreichen Heiligtümer, der stattliche Markt mit seinen Verkaufgständen, das Gymnasium mit dem Hadrlanischen Warmbad, Sonnenbäder und einzelne Privathäuser, die in den Urkunden genannt und zum Teil eingehender geschildert werden: alles das rundet ch zu einem lehrreichen und , , Stadtbilde ab. Weiter be⸗ prach der Vortragende die städtischen Beamten, die wobl abgestuft nach Rang und Würde erscheinen, die Einteilung der Stadt in Be⸗ zirke zu Volksjählungs. und Steuerzwecken und das vortrefflich e⸗ ordnete Grundbuchamt, in dem über den Besttz an Immobilien, über . hypothekarische und sonstige Belastungen aufs genaueste Buch geführt wurde, An einzelnen Beisplelen zeigte der Vortragende daß Zusammenwirken der Kaiserlichen und städtischen Beamten . des Rateßz von Hermupolls bei Eintreibung der eld⸗ und Naturalabgaben, bei militärischen Requisttionen u. a.; er wies aber zugleich auch nach, wie die Bürger unter der Taff aller diefe. unbefolbeten Ehrenämter allmählich verarmten und wirtschaftlich ruiniert wurden. Aus Kontrakten, Berichten und Protokollen über Ratssitzungen, in denen die Raksherren heftig aneln⸗ ander gerieten, erfahren wir allerlei von der Verwaltung des städtischen Vermögeng, das in Häusern, Grundstäcken, Ackerland und Frucht gärten bestand, ebenso guch über die große Bautätigkeit, die jur Zeit des Gallienus allenthalben in der Stadt berrschte, hermutlich als eine Folge (der verwünschten Unruhen in der Stadt‘, die einmal in einem Kaufkontrakt erwähnt, werden. Auch von dem Sport,, Turn, und Vereingwesen der Stadt, den Privilegien, die den Slegern zu⸗ standen, wie Steuerfreiheit, Penstonen (in Höhe von 1890 bis 200 Drachmen, monatlich; und feierlicher Einholung seiteng des Rates und Volkeg, hören wir mancherlei aug den . Zum Schluß seines Vortrags, der trotz der Fülle und
annigfaltigkeit gelehrten Details ein einheitliches und anschauliches Bild bot, behandelte der Redner kurz den geschäftlichen Verkehr, der vielfach durch Banken geregelt wurde, Handel und Wandel auf den Straßen und auf dem Markte, das Gerichtswesen und das Schul wesen. Auch die Wissenschaften wurden in Hermupollg eifrig ge—= pflegt; das ergibt sich jur Genüge aus den jahlreichen Funden literarischer Papyri, unter denen solche des Aristoteles (46)uαuσ xoderela ö orinna und des Hesiod als die bedeutendsten zu nennen sind.
R. F. In der Maisitzung der Vorderasiatischen Gesell— scha ft machte der Vorsitzende, Profeffor Dr. von f chan Inh. tellung von einer jüngst erfolgten eulichen Zuwendung: Frau Geheimrat von Kaufmann hat sich bewogen befunden, um das An= denken ihreg vor wenig Monaten berstorbenen Gemahlg zu ehren, dem Vorstande einen Scheck Über tausend Mark ö. Verwendung für die Zwegtg der Vorderastatischen Gesellschaft zu Üüberwessen. Gg ist daran der Wunsch geknüpft worden, baß der Rame dez Verstorbenen, der lange Jahre Erster Vorsitzender der Gesellschaft gewesen, dauernd in deren Mitgliederberzeichnlz geführt werde. Blefem Wunsch wird nach einmütigem Beschluß der Versammlung gern entsprochen werden, wenn auch ein Präzedenzfall nicht vorhanden und in ben bestehenden Satzungen ein Fall dieser Art nicht vorgesehen ist.
Den Varträg des Abends hielt Dr. ng nad „Ueber Wahr sagekunst bei Sen Babylon iern?: Je umfangreicher das Studium der in Übergroßer Zahl gus den verschiedenen . im Euphrat Tigris Lande den Museen juffrömenden, mit ö be⸗ degten Tontafeln betrieben wird, um so überraschender ergibt sich die bestimmende Rolle, welche in ungeahnter Aut dehnung Wahrsagelunst, Traumdentung, Oming. Aberglaube, Astrologie viele Jahrhunderte hin⸗ durch in Assyrlen und 8e mn, gespielt haben. Ja, es wirkt beinahe wie eine erschreckende Enthüllung, wenn hierbez die Entdeckung ge⸗ macht wird, 0 ein gut Teil vieler heute noch festgehaltener wider, sinniger Vorstellungen und . unserer vorgeschrittenen Kultur noch in weiten Krelsen unseres Volkes und mehr Ober weniger bei allen europälschen Völkern fortlebenden Aberglaubeng das in bielen Zügen deutlich erkennbare Erbe der alten 36 lonier ist, das mit einer il e ohnegleichen durch mehr als . Generationen er⸗
alten geblieben und von einer auf die andere Generation übertragen worden ist. Eine Abschwächung, ein Aufgeben diefer Einbildungen ist eigentlich nur auf dem Gebiet der an die Fleischschan von Dbfertleren geknüpften Wahrfagung aus dem nahellegenden Grunde eingefreten, daß Tleropfer von den jetzt herrschenden Religlonen Hon jeher verworfen würden. Leberschau und Blutschau der Hpfertiere waren dagegen für die Babylonier ö ittel zur Ergründung der Zukunft und ju kühnen Prophezelungen. Alg vor dem e ge önig Sargon gegen die Cdomlter bei einem Spfer⸗ tiere sich die Blase ganj don der Leber umschlossen zeigte, galt die für ein glückliches Vorzeichen dez Slegeg. Und Sargon schlug die Gdomiter, zugleich aber sahen die Priester ihr Ansehen hard ich ge⸗ hoben und die J Wirkungen etwaiger vorangegangener falscher Vorhersagen vergessen. Schlauerwelse waren die auf. Fleisch. ö begründeten , n, häufig so , daß ein ückiug bei Nichteintreffen möglich war. Wenn z. B. das einem Löwenkopf ähnelnde Auesehen der Leber als' ein gänstiget eichen gedeutet war und dag erhoffte Grelgnis dann nöcht ntrat. so hatte sich der Priefter in ber behaupfteten Aehnlichkeit der Leber mit einem Löwenkopf eben getäuscht. Abgefehen von die sen Besiehungen des Prophetentumsz zu den Gr hren nd un⸗ saghar piele die ser Wahnvorstellungen der Babhlonler, häufig nicht einmal in stark abgeschwächter Form, 2 geblieben und üben 1 heute ihren Zwang auf Tausende gedankenloer Menschen. ,. lend ist in dieser Beziehung die Uebereinstimmung vieler unserer noch gläubig hochgehaltenen Bauernregeln · mit gleichlautenden babhlonfschen. Das gilt bor allem von den förichten Wi n, die dem Monde Ein⸗ wirkung auf daz Wetter juschreiben. Bei den Babhsoniern war das eber verzeihlich, als ez heute ist, weil fie von den Verhältnissen der Mtondbewegung, von der Größe und Entfernung des Trabanten nicht die genauen Vorstellungen befaßen, über die wir verfügen. Wenn heute aber babe en fr der Glaube an einen Witlerungzwechsel beim letzten Mondbiertel festgehalten wird, während jedermann weiß, daß diese Mondphase innerhalb 34 Stunben für alle Tesle der Erde ein- tritt, an allen Punkten der Erde also Weiterumschlag eintreten müßte,