Deer nach dem von dem Abg. Gever gemachten Vorschlage be⸗ seitigen wollten, so würde das kelne Ersparnig, sondern eine Steige⸗ rung der Ausgaben sein. Neben dem Heere erfordert auch die Rarine weitere Mehrauggaben, denn daz Flottengesetz muß durchgeführt werden. Wir brauchen ferner Gesd für die Beamtengehaͤlter, wir brauchen Aufwendungen für die sortale Gesetzgebung. Aber gespart . werden trotz allem, namentlich in der . Die preußische Eisenbahnberwaltung hat bewiesen, daß auch mt weniger Beamten auszukommen ist, aber der letzte Reichgetat brachte uns eine ganz bedeutende Vermehrung der Beamten. Was kann an den Bauten . werden In Berlin gibt es Dienstgebäude, die in Finem Jahr fast eine halbe Millign Zinsen ,,, Es müßsen aber auch die bindenden Hemeise erbracht werden, daß die neuen Steuern tatsachlich dem Bedürfnis genügen, sonft wird' der Reichstag der Regierung schwerlich entgegenkommen. Etwas versüßt werden solr uns der saure Apfel, in den wir beißen sollen, durch die Aufhebung der Fahrkartensteuer und die erabsetzung der Zuckersteuer.
freue mich darüber; an diesen Ermä igungen wird der Reichstag jedenfalls weniger Anstoß nehmen. Die Reichsfinanzreform gehört zu den allerwichtigsten Vorlagen, die je dem Reichstage gemacht worden sind; sie wird entscheidend sein für die Stellung der Parteien unter sich und zur Regierung, wie für das Ansehen Deutschlands im Rate ber Völker. Aehnlich wie beim letzten Flottengesez werden sich hoffentlich alle hürgerlichen Parteien zusammenfinden. .
Abg. Raab (wirtsch. Vgg.): So viele neue Steuern sind wohl noch niemals auf einem Brett dem Reichstage borgesetzt worden. Wir können gewiß noch die eine obere andere Aufstellung prüfen daraufhin, ob noch ein Abstrich möglich ift. Aber darüber geben wir uns keinen Illusionen hin, daß es sich um erhebliche Abstriche dabei nicht handeln kann. Wir sollten der Regierung dafür Dank wissen, daß sie nicht den Fehler begangen hat, die Binge zu rosig erscheinen zu lassen, sondern ung von vornherein mit dem vollen Ernst derselben dertraut gemacht hat. Meine politischen Freunde sind sich einig darin, daß wir schon zufolge der nationalen Grundlage, auf der wir uns bewegen wollen, die heutige, man möchte sagen, schmähliche Finanzlage deg Hieichs nicht. weiter andauern? l̃affen“ dürfen. Wir wollen nicht nach den Schuldigen suchen, nicht diejenigen an— klagen, die unfere Finanzen so bitterböse gestaltet haben, wir wollen aber seststellen, daß es nicht noch schlimmer werden darf. Den Gesichtspunkten, die die Vorlage gufstent, müssen wir durchaus bei⸗ stimmen. Wir haben uns auch zu vergegenwärtigen, daß die Matrikularbeitrãge bei ihrer Schaffung nur als ein Aushftfsmittel für die außergewöhnlichsten Notstände gedacht worden sind. Man hat uns gesagt, es fehle zur Zeit völlig die Möglichkeit, die Leistungsfählgkeit der einzeknen Bundesftaaten zutreffend zu be⸗ urteilen. Ich möchte ein Mitter in Vorschlag bringen, das in neuerer Zeit in den Kreisen von Sozialreformern namentlich den Bodenreformern genannt worden ist. Man schlägt vor, die Bodenwerte in den verschiedenen Staaten festzustellen. Dabei argumentiert man so, daß die Prosperilät und die Rentabnlität der Beschäftigung ihren Niederschlag finde im Bodenwerte. Wenn wir durch die Boden⸗ werte einen Maßstab für die wirtschaftliche Leistungsfähigkelt der ein⸗ zelnen Bundegsstaaten finden könnten, so wäre damit die Wösung des Problems erleichtert. Der bewegliche Faktor ist für mich viel mehr iheoretischer als praktischer Natur. Es ist ohnehin nur eine minimale Beweglichkeit verblieben, nachdem wir unt flar darüber geworden sind, daß wir nicht ganz sinnlos den Bundes staaten Matrikulaibeiträge 4ufwälzen können. Direkte Steuern wird man niemals in solcher Höhe erheben können, aß. 4 den vollen Deckungs bedarf ergeben,
ohne auch die untersten chten recht erheblich mit zu treffen. Degen die Gesamttendenz der einzelnen Steuervorschläge muß ich mich scharf wenden. Schon 1905 habe ich mein Be
dauern darüber ausgesprochen, daß die damalige Vorlage noch mit den alten Argumenten und den alten Steuerobjekten operiere, daß kein Gedanke den Aenderungen der neuen, modernen Zeit entspräche. Dies gilt auch ohne Einschränkung für die neuen Steuervorschlãge. Die . der alten Zeit haben gar zu sehr, wenn nicht Ausschließlich, nur die Ergiebigkeit einer Steuer ind Auge gefaßt. Wir wollen, daß man damit jetzt breche, daß man nscht so sehr auf die Ergiebigkeit der Steuer sieht, fondern auf ihre Wirkung gegen⸗ über dem ganzen volkswirischaftlichen Organismus. Alle die Singe, die ein ergiebiges Steuerobsert darstellen, erscheinen in der Vorlage völlig verschont. Einige der Steuervorschläge haben geradezu gien mltteliandsfeindlichen Charakter. Bem stark bedrohten Mittelstand darf man nicht abermals einen Tritt versetzen, der ihn in den Abgrund bringt. Von diefen Grundsätzen aus treten wir an die Behandlung der i , nnn heran und können danach . daß nur herzlich wenig Zustimmung bei uns vorhanden t. Damit entziehen wir ung keineswegs der Verpflichtung, die wir auch im vollen Umfange empfinden und übernehmen, für gesunde Finanzberhältnisse des Reiches zu sorgen. Wenn wir nicht allen Vor⸗ chlägen der Bundezregierung zuftimmen können, so wird es unsere Aufgahe sein, mit Ersatzorschlägen vor sie hinzutreten. Ich fürchte auch nicht, daß, wenn die Vorschläge der verbündeten Regierungen nicht angenommen würden, sie ekwa durch das Mittel einer Reichstagsauflösung diese Steuern durchsetzen würde; unter der arole Bier, Tabak-, Branntweinsteuer wird man kein bewilligungs⸗ reudiges Parlament zu stande bringen, höchstens eins mik noch zugeknöpfteten Taschen. Dagegen würde sie mit unseren Vorschlägen
einer höheren Börsensteuer, Dividenden., TLuxutz, Wertzuwachs. steuer mehr Glück haben bel den Wählern. Eine Neure elung der Branntweinsteuer ist nicht unerwünscht, weil die erhältnisse
auf diesem Steuergebiet so undurchsichtig und verworren sind. Eine Neuregelung könnte auch den destruktihen Parteien den billigen Azitationsstoff mit der sogen. Llebeggabe nehmen. Es besteht aber dle U. ob man nicht aus dem Branntwein mehr herausholen kznnte durch eine einfache Erhöhung der Branntweinsteuer. Wir sparten dann vielleicht den sehr teuren Beamtenapparat und brauchten auch Rcht so hohe Abfindungssummen zu bezahlen. Um eine augreichende Enischädigung der Angestellten wird man nicht herum können. Wenn wir uns an einer Beratung dieser Steuer betelligen, so müssen wir erlangen, daß die kleinen Brenner, die kleine Landwirischaft schonend behandelt werden. Eine Erhöhung der Tabatsteuer babe ich schon db fehr energisch bekämpft. Allerdings haben sich meine Freunde damals für eint Zigarettensteuer ausgesprochen. Ber Jigarettensteuer konnten wir zustimmen, weil fie fo ingefähr noch in dem Augenblick lam, als die Induftrie nicht so gewaltig entwickelt war, daß sie durch die Steuer berührt werden konnke. Anders aber liegt di⸗ Sache beim Tahgk. In diefer Industrie werden twa. 200 ob Perfonen be schäftigt. Die Jigarrenindustrle ift seit Jahrzenten allmählich zu einer sehr scharfen Kalkulatlon des Preises gejwungen worden. Die Zigarren⸗ industrie arbeltet tatfächlich im Gegensatz zur Zigarettenindustrie mit ginem sebr bescheidenen Nutzen. Fuhrieerken wir mit ciner! Steret hinein, so wird der Kon um zurückgehen. Die Zigarrenindustrie beschäftiat eine große Zahl von Arbeitern, zum großen Teil schwache oder kranke Leute, die einen anderen Erwerb außerordentlich schwer ergreifen können. Hätte man seinerseit das Monopol eingefshrt, so häte fich die Sache anders gestaltet, jeßt aber git daz Wort iu späl'. Vel det Vier= steuer tritt auch wieder der Gedanke hervor, den armen Konsumenten zu schützen, Aber, bei der lebten Bierfieuerertööhung sst diese Steuer nicht an den Konsumenten herangekommen, sondern in der Hauptsache durch den gewerblichen Mittelstand getragen worden. Bie Klelnzn Brauerelen sind weiter uam mnie el g hehen, die großen waren ent- weder kapitalkräftig genug, um die Steuer auf die eigene Tasche ju nehmen, oder sie zwangen den von ihnen abhängigen Wirten di neuen Preise auf. Wir können einer Erhöhung der Bierstener nur justimmen, wenn diese für den Meirtelstand. chmerzliche Seite der Steuer vermieden wird. Sie Wein- steuer soll wohl nur ein soziales ge e n ien dar⸗ ellen, man sagt sich wohl, man kann nicht die Getränke dez kleinen Nannez oder des Mittelstandes besteuern und dag Getränk des Wohlhabenden frellassen. Das ist gewiß cin gnerkennentzwertes Argument, aber bedeütsamer scheint mir doch die Rücksichtnahme auf den Weinproduzenten, auf den Winzer. Eine ganze Reihe von Wein“
bauern sst nichts anderes als kleine Landwirfe, und man follte sich
sebr überlegen, ob man diesen Naturerzeugnissen des kleinen Bauern die Absatzmöglichkeit erschweren darf. Handelte es sich wenigstens um ö, ven Millionen, dann könnte man leichter den bitteren Happen. chlucken, aber bei einem Ertrage von 22 Millionen muß man es sich wirklich ernstlich überlegen, ob man eine Weinsteuer einführen soll. Es ist ferner eine Erweiterung der bestehenden Erbschaftesteuer als Nachlaßsteuer vorgeschlagen worden. Für einen Überaus glücklichen Gedanken halten wir die Angliederung der Wehrsteuer an diese Nachlaßsteuer. Wir nehmen an, daß die Regierung, wenn die Nachlaßsteuer fallen sollte, sofort mit einer selbsländigen Wehrsteuer an uns kommen wird. Wir können die Einwände, die namentlich von Vertretern des platten Landes gegen eine solche tiefgreifende Neuerung erhoben werden, nur zu begreiflich finden; die Ab— milderung, die die Vorlage bringt, geht da lange nicht weit genug. Die Besteuerung! der elektrischen. Kraft ist sehr bedenklich für die kleinen Gewerbetreibenden, für das Handwerk und den Mittelstand, der immer und immer wieder auf die kleinen Kraft⸗ maschinen, auf die Motore hingewiesen worden ist, die ibm ermözlichen würden, sich neben dem Großbetriebe auch ferner zu behaupten; damit verträgt sich der Gedanke einer Besteuerung und damit einer Ver⸗
teuerung dieser Kraft sehr schlecht. Wenn der Schatzfekretär auf der Lauer sein muß, Steuerobjekte zu finden, sollte er sich doch mit dem Patentamt in Verbindung setzen. Wenn der
Staatssekretär die Möglichkeit eines Elektrizftätsmon opofs streifte, o muß ich doch sagen: Daß du die Nase im Gesicht behältst!“ Für dieses Monopol ist es viel zu spät, nachdem in den letzten 20, 30 Jahren Hunderte von Millionen darauf festgelegt sind. Da hätte man Piel, viel früher aufstehen müffen. Sic Anzeigen⸗ steuer soll 33 Millionen bringen. Man follte eine ganz andere Methode einschlagen als die Vorlage, um gleichzeitig weit mehr aus dieser Steuer herauszuschlagen und zur Gefundung der Preß⸗ verhältnisse selbst beizutragen; man müßte die großen Annoncen⸗ plantagen fassen, die reinen Inseratenblätter, die nur nehen— her auch in, Politik machen, dagegen aber die ernsthaften politischen Blätter nicht behelligen. So wie die Vorlage die Sache machen will, kann niemand eine Freude daran haben; nach dieser Vorlage ist es sogar zweifelhaft, ob ein Jettel, auf dem eine arine Witwe ankündigt, daß bei ihr ein möbliertes Zunmer ju vermieten ist, steuerftei bleiben darf. Nach meinen Darlegungen wird ja freilich von den geforderten 05 Millionen nich? viel übrig bleiben; aber wir entziehen uns auch durchaus nicht der Pflicht, Ersatzsteuern vorzuschlagen, und wenn ssie jetzt auch nicht durchdringen, schon daß sie in die Diskussion geworfen werden, wird ein Gewinn für die Zukunft sein. Wir verlangen eine Ver⸗ mebrung, der Reichsbetriebe, namentlich nach der Seite dez
Bergwerks. und Grubenbetriebes, wir halten dafür, daß die gewaltige Kaliindustrie, die durch die Pribatindustrie eine wahre Verheerung erfahren hat, nur durch ein Reichs kalimonopol
gerettet werden kann; wir sind für eine Reichs lebensbersicherunge⸗ anstalt und für die Verstaatlichung der Reichsbank. Braußen weiß man kaum, daß die Reichsbank eine große. Aftiengefelischaft ift. Hält man es denn wirklich für möglich, daß im Falle eines unglũück⸗ lichen Krieges der feindliche Generak als Sieger sich abhalten lassen wird, trotzdem die Bank nicht dem Staate, fondern den Anteilseignern gehört, die Gelder autz den Keñlern herauszuholen? Je länger, je mehr drängt sich auch das Petroleummonopol auf; beute haben wir ein Privatmonopol, das gar nicht wäãählerisch in seinen Mitteln ist. Auch die Verstaatlichung des Kohlenberg⸗ baues muß jur Diskussion gestellt werden. Wir müssen höhere Preise in Deutschland jahlen, damit das Ausland unsere Kohlen zu Schleuderprelsen beziehen kann. Die Dividendensteuer hat uns in gewissem Sinne der preußische Finanzminister vorweggenommen; aber darüber ließe sich hinwegkommen. Es dürfen doch auch nicht die Dipidendenbezieher in Preußen vor denjenigen im übrigen Deutschen Reich benachteiligt werden. Ganz besonders be⸗ deutsam ist der Gedanke einer Wertzuwachssteuer; das Reich kann mit Fug und Recht verlangen, an der gewaltigen Preissteigerung des Grund und Bodens beteiligt zu werden. Mögen die Kommunen und die Einjelstaaten einen Teil vorweg beanspruchen, für ung kann immer noch ein Teil abfallen. Wenn wir so, wie et jetzt der Fall ist, in Schwulitäten sitzen, dürfen wir an dieser Einnahmeguelle nicht vorbeigehen, ebensowenig wie an derjenigen der Ueber. nahme sämtlicher Stempel auf das Reich. Eine Bestenerung des Luxus findet sich in dem ganzen Steuerbukett nicht, jedenfalls lange nicht ausreichend. Mit Ersatzsteuerborschlägen erst in der Kommission herborzutreten, scheint mir ju spät. Ich wiederhole zum Schluß, daß auch wir an der Beseitigung der traurigen Finanzlage mit juarbeiten für eine unserer vornehmsten , n halten, es handelt sich um eine Lebensfrage für unser ganzes Volk.
Gegen 65/4 Uhr wird die Fortsetzung der Beratung auf Sonnabend 11 Uhr vertagt.
Preusßzischer Landtag. Haus der Abgeordneten. 8. Sitzung vom 20. November 1908, Vormittags 11 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)
Ueber den 2 der Sitzung ist in der gestrigen Nummer Bl. berichtet worden. ? ö die Interpellation der Abgg. Br ust (Zentr.) und Genossen, betreffend das Grubenunglück auf der . Radbod bei Hamm, von dem Abg. Freiherrn von wickel (Zentr) begründet worden ist, nimmt zur Beant⸗ wortung derselben das Wort der .
Minister für Handel und Gewerbe Delbrück:
Meine Herren! Ich babe mich junächst der traurigen Aufgabe zu entledigen, dem tiefschmerzlichen Bedauern der Königlichen Staat. regierung Ausdruck zu geben über dieseg neue, große, namenlose Un= glück, das unsern preußischen Bergbau betroffen hat, und ich darf viel. leicht als Chef der staatlichen Bergberwaltung und Bergpolijel die Versicherung hinzufügen, daß die Trauer dieser letzten Tage auf mir und meinen Mitarbeitern schwer lastet.
Ich benutze gleichteitig die Gelegenheit, auch an dieser Stelle allen denen im Inland und im Ausland ju danken, die mir und anderen Organen der preußischen Staatsregierung ihre Teilnahme ausgesprochen und sich durch reiche Spenden schon jetzt bemüht haben, die Not zu lindern, die das Unglück in Radbod ja im Ge= folge haben muß.
Wenn ich jetzt an die Beantwortung der Interpellation heran gehe, so muß ich vorausschicken, daß ich eigentlich nach Lage der Dinge kaum im stande bin, den ersten Teil der mir gestellten Frage irgendwie erschöpfend zu beantworten. Wenn ich trotzdem schon jetzt Gelegenheit nehme, mich hier in dieser Sache zu äußern, so tue ich es degwegen, well ich der Ansicht bin, daß das Land nicht früh genug über den Stand der Angelegenheit unterrichtet werden kann, und daß jedenfalls Sie nicht früh genug in die Lage versetzt werden können— sich über den Stand der Dinge, wie er sich nach der augenblicklichen Lage der Verhandlungen darstellt, zu unterrichten.
Ehe ich aber auf die Beantwortung der Interpellation selbst eingehe, möchte ich noch elns vorausschicken. Man hat mir in der Presse den Vorwurf gemacht, daß ich vorzeitig der Oeffentlichkeit gegenüber zu der Frage des Verschuldens der Zeche und der Berg⸗ verwaltung Stellung genommen hätte. Meine Herren, dieser Vor= wurf würde begründet sein, wenn seine tatsächlichen Vorausetzungen
zuträfen. In der ganzen Zelt habe ich, soweit ich mich erinnere, nu zweimal einen und denselben Vertreter der Presse empfangen. . war das beidemal ein Vertreter des Berliner Tageblatts“. (el kelt) Ich empfing ihn junächst an dem Tage, bevor ich nach apt fuhr. Zu diesem Zeitpunkt war ich völlig außer stande, überha ö ein Urteil über die Katastrophe, ihren Umfang und ihre Ursache . zugeben. Das Gespraͤch hat sich auf allgemelne Delrn k tan gen bclbhrähtt und ih vnd in zer Hanpthache nmüöhbe in der Zeitung wiedergegeben. Dieser selbe Vertreter des Berl f Tageblatt. empfing mich, als ich von Hamm zurũcktehrte⸗ Abends auf dem Bahnhof (Heilerkeit) und stellte an mich die 36 ob es richtig sei, daß die Berieselungseinrichtungen auf der 3e völlig versagt hätten, und daß in der Zeche große Staubansammlungen gewesen wären. Ich habe ihm auf dem Bahnhof mit chic ul, gesagt: ich bin heute überhaupt nicht im stande, darüber ein ab- hließendes Urtell in fällen; nach den mir bis jetzt vorliegenden ö sagen der gehörten Beamten, Rieselmeister und Mitglieder de Arbeiterausschuffes scheint alles in Ordnung gewesen zu sein. Meint Herren, elne derartige Erklärung kann ich der Presse nicht vorenthalten: denn ich halte an sich den Wunsch der Presse, über so wichtige Dinge rechtieitig und dauernd unterrichtet zu sein, für berechtigt, und ich habe mich stets bemüht, die Presse über den Stand der Dinge so, wie fie sich in meinem Kopfe malten, zu informleren. Wenn daraus Mih. verständnisse entstehen, so kann man mich dafür nicht verantwortlich machen.
Es ist dann ferner durch die Prefse die Wiedergabe eines Resumet gegangen, das ich am Schlusse eines kurzen Vortrages vor selner Königlichen Hoheit dem Prinzen Eitel Friedrich über die Sacht ge= geben habe. Ich bemerke dazu, daß ich von dieser Veröffentlichung nichts gewußt habe, daß ich sie vorher auch nicht gelesen habe (Heiter ⸗ keith, ich würde sonst die nötigen Reserven hincingebracht haben. (Zu tuf bei den Sozialdemokraten: Das ist ja üblich Die Sache bat sich so vollzogen, daß ich nach einem Vortrag des Berghauptwanns über die Einrichtung der Grube und über den Gang der Rettungk⸗ arbeiten einen kurzen Ueberblick über die gesamten technischen Cin richtungen, die man auf elner Grube wie Radbod zu fordern hat, ga und im Anschluß daran sagte: nach den mir vorliegenden Nel dungen meiner Beamten und nach den Mitteilungen der bis jetzt gehörten Arbeiter hat sich die Sache in dem und dem und dem Stande befunden; ein abschließendes Urteil kann ich selbstverständlich heute nicht abgeben. Ich habe denselbꝛn Standpunkt später in einem längeren Gespräch Seiner Königlichen Hoheit dem Prinjen Eitel. Friedrich gegenüber noch ein⸗ mal vertreten und auch eingehend begründet.
Also, meine Herren, ich habe eine so dezidierte Stellung, wie in der Presse vorautgesetzt wird, zu dieser Frage nie eingenommen, und ich bin auch heute nicht in der Lage, eine irgendwie dendierte Stellung einjunehmen, ich bin auch garnicht in der Lage, die zahlreichen Fragen, die der Herr Vorredner an mich gerichtet hat, zu beantworten, ohne wenn ich mich so ausdrücken darf, die Sache mehr zu verwiiren als zu klären. Ich habe bon dem ersten Augenblick an alles getan, um zur Klarheit zu gelangen. Ich habe, was ich an Beamten junächst bet der Hand hatte, befragt, ich habe durch meinen Kommifssar Arbeiter. soweit wir sie gerade bekommen konnten, befragen lassen; ich babe, seit ich aus Radbod zurück bin, also seit vorigen Sonntag, einen Beamten sitzen, der welter nichis zu tun hat, als die Presse aller DVarteien sorgsam durchzulesen; alle darin aufgestellten Behauptungen,; die irgendwie von Wichtigkeit für di- Beurteilung der Sache sein könnten, werden ausgezogen und sind teils schriftlich, teils tele graphisch den betreffenden Behörden draußen zur sofortigen Aufllärung und Berichterstattung zugegangen. Stündlich bis zu diesem Augenblick laufen Berichte und Telegramme ein; ich kann aber nicht behaupten, daß diese Berichte und Telegramme die Situation wesentlich gellãrt hätten. Ich habe infolgedessen gestern Abend mit meinem technischen Referenten genau zusammengestellt, wa nach meiner Auffaffung heute und vorbehaltlich elner Korrektur durch noch kommende, mir unbekannte Aussagen als feststehend angesehen werden kann, und, meine Herren, da meine Worte hier auf die Goldwage gelegt werden, da man vieles äus ihnen herauslesen wird, was ich gat nicht gesagt habe, so bitte ich um Ihre Zustimmung, wenn ich gegen meine sonstige Gewohnbeit, frel zu sprechen, bei der Wiedergabe dieser tatsachlichen Verbältniffe mich an den Aktenausjug halte, den ich heute morgen noch versucht habe auf die Gegenwart zu bringen.
Ehe ich diesen Altenauszug zum Vortrag bringe, möchte ich noch folgendes bemerken: Ich erhielt die Nachricht von dem Unglück in Radbod am Donnerstag bor acht Tagen im Laufe der Vormittags ⸗ stunden und ordnete sofort an, daß mein Fachreferent nach Hamm reiste., Er wurde angemeldet und mußte im Laufe des Abends zwischen und 10 Uhr auf der Grube eintreffen. Im Laufe des Nachmittags lauteten die Nachrichten derartig, daß ich es doch für jweckmäßig bielt, mich mit dem Herrn Oberberghauptmann selbst an. Ort und Stelle zu begeben. Es wurde auch eine entsprechende Mitteilung an das Oberbergamt geschickt. Inmischen erhielt ich bereits die Mitteilung daß die Rettungtarbeiten mit Rücksicht auf die Gefahren der Rettungẽ⸗ mannschaften eingestellt seien und daß man den Schaht geschlossen hätte Die Schließung des Schachtes ist also erfolgt, bebor meln Kommissar an Ort und Stelle war, und ich selbst war, als ich mit dem Herrn Oberberghauptmann in Radbod ankam, nicht mehr in der dage, irgend. welchen Cinfliß auf die Behandlung der Sache zu nehrten, und genötigt, mich darauf zu beschranken, diejenlgen Ermittlungen aniustellen, die nach Lage der Verhältaise und bei der allgemeinen Unruhe, die dort herrschte, möglich waren.
Auf Grund der mir jetzt vorliegenden Meldungen gebe ich nun folgende Daten. Die Schachtanlagen Radbod J und IJ der Berk werlegesellschaft Trier bestzt zwei Schächte von 860 m Tiefe. Duch dieselben sind anschelnend die Flöne der Fettkohlenpartie gelsst, Zr Auttichtung derselben sind auf ls, 7 n üs, Goblen angeset⸗ won denen die beiden obersten fast ausschließlich zur Wetterfi n dienen. Die Grube, die erst vor zwei Jahren in Förderung getz ue ist. baut auf zwe Flöjen, auf Flön 3 und auf Flös 6. Die ö. bewegten sich im allgemeinen noch in verhältnismäßig geringer fernung van den Schächten. Dir sttttchent. Lang, des ganhen Gr gebäudes betrug etwa 1000, die mehrschlägige etwa 500 m. per⸗ unteritkische Belegschaft betrug 1330 Mann, auf dre Stic ten en teilt. Die Förderung belief sich in den letzten Tagen vor dem derung0 auf 1300 big 1400 t. Die Kohlengewinnung und Soblenlß e war fast vollständig auf die Morgen und Mittagschicht bes
(Schluß in der Dritten Beilage)