Ernennung Venizelos' zum griechischen Ministerpräsidenten nichts einzuwenden habe, obwohl er früher auf Kretg agitiert habe. Da Venizelos in der letzten Zeit eine besonnenere Haltung einnehme, werde die Pfotte die Handlungen des neuen Kabinetis abwarten. Die Pforte habe die Be⸗ ziehungen zu Griechenland nicht abgebrochen, sondern nur den Urlaub des türkischen Gesandten in Athen verlängert, Abschi⸗ Vorgestern ist der griechische Gesandte Grypgris in bschiedsaudlen vom Sulfan empfangen worden, der dem önig seine Grüße entbieten ließ. e . ; = Vorgestern nachmittag wurde in einem Theater in Pera . von der persischen Kolonie organisierte Pro testversa mm⸗ ung gegen die englifch-ruffische Aktion in Persien e, len, der zahlreiche Türken, insbesondere Offiziere, bei⸗ nten. Mehrere Redner, unter ihnen ein Tunesier, appellierten, W. T. B. infolge, an die Solidarität der mohammedanischen beziehungsweise asigtischen Völker und betonten, daß die Teilung Persiens fur die Türkei en gen n doll sein werde; daher müsse die türkische Regierung, mit allen räften, hauptsächlich dutch Annäherung an den Dreibund sich dagegen wehren. Der Abgeordnete Übeidal (ah hob hervor, daß Deutschland an die Stelle Englands als Stützpunkt für die Mohammedgner getreten sei, und zählte die Vienste auf, die Deutschland den Mohammedanern riederholt gelesftet habe; er forderte die Versammlung aufg an den eutschen Kaifer ein Tekegramm zu richten, in dem unter Berufung auf die früheren Dienfle bie Hoffnung ausgedrückt, wird, daß er die eil ung Persiens nicht erlauben werde. Ber Antrag, wurde unter autem Beifall und dem Rufe: Es lebe Deutschland l. angenommen, . gegen die Mächte der Triple⸗Entente Pereatrufe ausgestoßen rden.
Griechenland.
In der vorgestrigen Sitzung der Deputzierten kam mer stellte der In r e finn Ventzelos Nachts nach lebhafter Diskussion die Vertrauensfrage. Da . die Rhallisten und ie, Mavromichalisten den Saal verlassen hatten und nur
wurde die Sitzung wegen Nach der Sitzung erklärte seinen Freunden, er sehe in Vertrauen und habe die
O Deputierte anwesend waren, Jeschlußunfähigkeit aufgehoben. zenizelos, „W. T. B.“ zufolge, iesem Ausgang einen Mangel an Absicht, zurückzutreten. . Der König erklärte Venize los, daß das Nichtnorhanden⸗ sein einer beschlußfähigen Zahl von Deputierten keineswegs, einen Mangel an Vertrauen bedeute, und bestand darauf, daß as. Kabinett wieder vor der Nationalversammlung er⸗ scheinen solle. ö ⸗ Ein Zug von ungefähr 20 900 Personen übergab in Ab-
wesenheit dez Königs dem Kammerherrn eine Adresse⸗ in der der Monarch gebeten wird, das Reformkabinett enizelos zu unterstüßen. Der König telenhonierte zus Tatoi? daß er wünsche, Venizelos möchte die ewalt behalten. Der Zug marschierte dann vor dem Hause Venizelos' vorbei, der vom Balkon eine Ansprache hielt und abei erklärte, die Machenschaften der Neaktionäre würden ver⸗ eitell werden dank der Zusammenarbeit von König, und Volk zur Verwirklichung des Reformprogramms. Die Menge rachte Venizelos wiederholt Beifallskundgebungen dar.
; Serbien.
Nach dem in der Nacht zum Sonntag aus gegeb enen rantkheitsz bericht ist, wie das „W. T. B.“ meldet, bei dem Honprinzen Alexander die nervöse Unruhe im Laufe des ages geschwunden, am Abend jedoch in geringem Maße i rgelehrt. Die Nahrungsaufnahme ist vollständig be⸗ Tiedigend. Abends verfiel der Kronprinz in einen ruhigen laf. Temperatur 3533, Puls 104.
J Amerika. . je Einer Meldung der „Agence Havas; zufolge hat Brasilien die por ru ef, Repüblik anerkannt.
Asien.
Wie das Reutersche Bureau“ meldet; hat die persische Re⸗ ier ung . ö englischen Gesandten ihre Antwort Yi ie Note der britischen Regierung überreicht. . Antwort entspricht den hereits gemeldeten Grund⸗ . Die Not weist auf die dem neuen Negime zu p hantende Besserung der Verhältnisse hin. Wenn die i che Regierung auch selbst eine zehnhrozentige i ng der Zolleinnahmen im Zusammenhgng mit der ö. ö ichtigten . angeregt habe, so könne sie doch nicht die ben senheit britischer Off en im Lande gestatten. Die Note d ont, den allgemeinen AÜufschwung des Handels und . zu 3 ausländischen Kaufleute daher kein Recht hätten, sich
agen. ö.
h einer Meldung der „St. Petersburger Tele⸗ Taphen⸗ gentur“ . hie Belagerung des Ortes
n han e. Die Zahl der Toten und Verwundeten wäãchst wepel. Von Ispahan sind ein Transport von Geschüßen, ö. ehren und Patronen sowie Aerzte mit Medikamenten nach hen abgegangen. Au der JLandschafl. Bachtigri, wurden
'stärkungen geforderk, die Postverbindung mit Teheran ist unterbrochen. r .
Vet er F n öglichst baldigen Eröffnung des . der Frage einer möglichst , „St. heine chen. Parlamente . r m ,
Petersburger Telegraphen-Agentur“ zu olge, i. . J ö . m Sinne vorstellig zu werden. Jö . Wie aut . . wird, hat der, Provinziglrat r Hioffen, die von der regierenden Dhynastie geschaffenen Vor⸗ dechte der mandschurischen Truppen aufzuhehen und die Ln dschuren ebenso wie die übrige Bevölkerung Chinas zum lenst in der reorganisierten Armee heranzuziehen i zuf ö. Der König EChulalongkorn von Siam ist, . . st olge, gestern int 56. Lebensjahre nach kurzer Krankheit ge⸗ hen. Der Kronprinz Maha Wajirawudh ist zum ge proklamiert worden. ö Der japanische Ministerprãsident Marquis Katsura . 3 auf einem Vankett der Kaufleute in Tokio eine Rede ge⸗ alten in der er, „W. T. B. zufolge, erklärte; von Vas einzige Reue in dem nächsten Budget werde die Zuwendung . 70 illionen Hen für die Vermehrung der Flott Hin. Die Summe solls auf fecht Jahre verteilt werden. Der . A lleber schwemmung verurfachle Schaden und Lie Kosten der mne zion Kbregs würden dag Budget nicht wesentlich heeinflussen. n gelbe möglich sein, diefes aufzussellen, ohne zu einer U.. u bachl zu nehmen. Der Mnister erklärte, den Plan, Schatzlammer⸗
d5 im B Pein senen Hen jährlich einzulösen, sei nicht geandert , bon 55 Millionen Jen jäh
beim Thron
Statiftik und Volkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
In Bielefeld haben, wie die ‚Rh. Westf. Ztg. berichtet, am Sonnabend in 16 großen Betrieben der hiesigen Wäscheindustyie etwa 2665 Arbeiterinnen die Arbeit niedergelegt. Sie hatten durch ihre Organisation neue Forderungen eingereicht. In den daraufhin geführten Verhandlungen haben die Fahrikanten die Forderungen ejner allgemeinen Lohnerhöhung abgelehnt, dagegen zugesagt, die Löhne da aufzubessern, wo sich dies als erforderlich heraus. telle. Dies genügte den Arbeiterinnen nicht und sie beschlossen den Ausstand.
. Industriegrbeiterverband und der Metallarbeiter verband haben, wie dasselbe Blatt aus Solingen meldet, über die Stahl⸗ warenfirma Janfen u. Weck in Höhsche id in allen Branchen den allgem einen Streik verhängt. Der Arbeitgebetverband leitete Efnigungsberhandlungen ein, diese sind jedoch gescheitert; die Firma blieb dem zweiten Verhandlungstermin fern. Der Ausstand dauert fort, andererseits auch die vom Arbeitgeberverband über die Ausständigen verhängte Sperre. . ;
Der Vorsitzende des Gewerbegerichts in Bremen hatte, wie W. T. B.“ meldet, am Sonnabend die Straßenbahnkommission ge⸗ laden, um Einigungsversuche mit der Direktion der Straßenbahn anzubahnen. Die Straßenbahner lehnten es ab, ohne Die Verbandsbertreter mit der Direktion zu verhandeln, während die Direktion erneut erklärte, sie halte an dem Beschluß fest, nicht mit den Verbandzbertretern zu verhandeln. Damit, sind abermals neu an⸗ gebahnte Einigungsversuche gescheitert. (Vgl. Nr. 2M d. Bl.
Kus Triest wird dem „W. T. B.“ telegraphiert: Der Vers band der Handelsschiffmaschinisten hat in einer am 22. d. M. abgehaltenen Versammlung wegen Lohnstreitigkeiten mit dem Arbeit⸗ geberberband einstimmig den Ausstand der Maschinisten ver⸗ kündet. Von dem Ausstand werden 19 Schiffahrt g cell haften
darunter als die größte die „Austria⸗Americang“. Der Desterreichische Lloyd und, die „Dalmgtia“ werden da⸗ bon nicht betroffen. Die Zahl der ausständigen Maschinisten dürfte Höh betragen. Die Bestimmung des Zeitpunktes des Streik . wurde einem besonderen Ausschusse überlassen, der schon am Sonnabend eine vertrauliche Sitzung zu diesem Zwecke abhielt.
In den Kohlengruhben der Po well⸗QDuffryn, Co. sind, wie der ‚Post“ aus London telegräphiert wird, am Sonnabend 80h Bergarbeiter in den Ausstand. getreten. Man fürchtet, daß der Streik sich auch auf andere Gesellschaften ausdehnen wird.
Sas im AÄusstand befindliche Personal der sechs elektrischen Kraft stationen in Paris hat, „W. T. B. zufolge, am Sonn⸗ abend die sofortige Wiederaufnahme der Arbeit heschlossen, Eine Anzahl bon Arbeitern der elektrischen Industrie verharrt noch im Ausstande. - ö. .
96 Marseille haben gestern, wie W. T. B. meldet, die Arbeiter im Rollfuhrwesen beschlossen, von heute ab in den Ausstand zu treten. ;
ö kiff n erschienen gestern, wie W. T. B.“ erfährt, mehrere tausend Handlu en, ilfen im Ministerium des Innern und forderken strenge Durchführung der wöchentlichen Ruhetage.“ Die Fuhrkeute in Lissabon sind in den Ausstand getreten, um eine
Lohnerhöhung durchzusetzen. (Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Zweiten Beilage.)
betroffen,
Kunst und Wissenschaft.
Das Kupferstichkabinett der Königlichen Museen hat eine Ausstellung von neuen Erwerbungen eingerichtet.
Die im Jahre 1883 von der Direktion der Königlichen National- galerie in Berlin ins Lehen, gerufene Vereinigung der Kunst⸗ fre un de“, die ihren Mitgliedern farbige Nachbildungen von Meister⸗ werken hauptsäͤchlich der genannten Galerie bietet, hat den Kreis ihrer Mitglieder von Jahr zu Jahr zu erweitern gewußt. Der Anklang, den ihre kin ler fn Veröffentlichungen finden, ist sowohl in der feinsinnigen, jedem Genre Rechnung tragenden Auswahl der nach⸗ gebildeten Gemälde, wie in der Höhe der modernen, weit entwickelten Technik des Reproduktionsperfahreng begründet, durch die sich die Veröffentlichungen der Vereinigung, auszeichnen. Im Herbst jedes Jahre erfreut die Vereinigung ihre Mitglieder durch eine Ankündi⸗ gung von Neuerscheinungen, die in. diesem Jahre nicht weniger als 29 Blätter ausmachen und durch die die Gesamtzahl der bisher veröffentlichten Reproduktinnen auf 533 anwäg st. Besonders zahl⸗ reich und abwechslungsboll sind in der diesiährigen Auswahl die Meister der Landschaftsmalerei berücksichtigt, von der chargkteristische Beispiele fowohl der naturalistisch realistischen, wie der idealistisch⸗ ssilifierten und der romantisch- phantastischen Richtung ge⸗ boten werden. So ist der berühmte Darsteller, der süd⸗ . Landschaft Ds wald Achenbach mit seinem schönen Gemälde „Golf von Neapel“ vertreten, dessen Original Lie Büfseldorfer Galerie schmückt, Der eigenartige Duft, der uͤber dieser Tanbschaft liegt, der leichtbewölkte Himmel, das unbestimmte Blau⸗ grau des widerspiegelnden Meeres, dig den Hintergrund abschließenden verblauenden Berge sind auf dem Blatt in überraschender Treue wiedergegeben. Ebenfo typisch und farbenecht ist die Reproduktion von Andreas AÄchenbachs „Bachmühlen, die in der Bremer Kunst= halle hängt. Von Ludwig Rich ter, dem gemütvollen Schilderer deutschen Landes, ist eine sehr har? irfffi Landschaft ge⸗ wählt, eine romantische Lindenpgruppe, unter der, Pilger an Liner steinernen Brunnensäule Rast halten und pon der . ein weiter Aus—⸗ blick auf ein fonnendurchleuchtetes Tal bietet. Einen kontrastreichen Gegensatz zu dieser staffage⸗ und sigurenr ichen Landschaft bildet die felsblocklbersäte Strandpartie der Insel Rügen, in der der Düssel⸗
dorfer Eugen Dücker das Gefühl absoluter Einsgmkeit und menschenleerer Unendlichkeit wiederzu eben verstanden hat. Carl chirms „Sonnige Heide! ü errascht durch die poetische
reizpolle Stimmung, die einer unscheinbaren Landschaft aufgeprägt wurde. Vor allem find aber auch die diesjährigen Neuheiten wieder durch Nachbildungen Bös linscher Gemälde, ausgezeichnet. Es sind diesmal elf Werke des Meisters die den Mitgliedern der Ver⸗ einigung zur Wahl gestellt werden, sodaß — zusammen mit den früheren Neroöffeatlichungen — fast alle Hauptwerle, des Meisters in biefen autzgezelchneten Wiedergahen vorliegen. Die vollendete Re⸗ produktions echnik hat es ermöglicht, daß auf allen diesen Blättern bie phantastisch-schillernden, märchenhaft bunten und geisterhaft ver⸗ träumten Farben Böcklins in all ihrem Duft, Prunk und Zauher dem Beschauer entgegentreten. Unter den neuen Wiedergaben befinden sich: die Villa am Meer, das Schweigen im, Walde, der chin fe der „Zentaur in der Schmiede“, die „Tritonen⸗ famille“, die Mandolinenspielerin , die Veritas. das Gemälde Pan erschreckt einen Hirten! und die, ergreifende „Pieke Von Fri von Ühde ist das biblische Gemälde Weib, warum weinest du *“, das in der Wiener Gemäldegalerie hängt, nachgebildet. Humor und heitere, Lebensfreude kommen in anderen Wieder⸗ gaben zu ihrem Recht. Claus Meyers „Lustige Musikanten“ und Karl Kronbergers „Prise“ sind hier zu nennen, Von dem Münchener Akademiedirektor F. A. von Kaulbach ist das liebliche Hemälde „Kinder im Früchtekranz! wiedergegeben; drei allerliebste Kindertypen, die so sorglos und heiter, unschuldvoll und naiv und dabei doch wieder fo vielversprechend ernst ins Leben blicken, daß man versucht ist, zwischen ihnen, und dem sie umgebenden früchteschweren. Erntekranz einen tiefsinnigen Zusaminenhang zu suchen. Jäger werden an Carl Friedr. Deike rs ‚Brunft—⸗ hirsch“ und Mehbock“ ihre Freude haben; Freunden vaterländischer Maferei wird Georg Scheebels. Friedrich der Große im Gespräch ng Voltaire pantene, . V gehe, die a , Ho angen“ und „Im Irrgarten! von Hermann Ko
, . rer Tandschaften „Wiesenbach! von Ludwig
n
anmutig wieder.
Willroider und „Waldteich' von Peder Monsted schließen die Reihe der Neuerscheinungen gehaltvoll ab, die wie in den Vorjahren von allen Kunstfreunden mit Befriedigung entgegengenommen werden dürften und namentlich im Hinblick auf das nahende Weihnachtsfest von vielen als billige und dabei künstlerisch wertvolle Weihnachtsgaben werden willkommen geheißen werden.
Es sei bei dieser Gelegenheit darauf hingewiesen, daß die Mit⸗ gliedschaßft der Vereinigung, die stets auf 2 Jahre, erworhen werden muß, an einen Jahresbeitrag von 20 g geknüpft ist, Hierfür erhält jedes Mitglied jährlich nach freier Wahl aus allen bisher ver⸗ öffentlichten Vereinsblättern entweder ein großes Blatt zu 20, oder zwei Halbblätter zu je 10 υ, oder 4 Mappenblätter zu je 5 (, oder gegen Nachzahlung von 20 ½σς ein Doppelblatt. Die Mit⸗ glieder sind außerdem herechtigt, die von der Vereinigung hergestellten Blätter in beliebiger Anzahl zu dem Preise von 5, jo, 20 und 40 zu erwerben, während der Ladenpreis ho, 39 bezw. 60 60 beträgt. In jedem dritten Jahr erhalten die Mitglieder ein weiteres 20 „S6⸗latt nach freier Wahl als Prämie Das Vereinsjahr beginnt am J. Qtober, die Mitgliedschaft muß 3 Monate vor ern jedes zweiten Jahres gekündigt werden, widrigenfalls sie als auf 2 Jahre verlängert gilt. Anmeldungen werden in den Geschäftsräumen Berlin W., Markgrafenstraße 57 und Potsdamer Straße 23, entgegen⸗ genommen.
Der Maler und Professor an der Akademie der bildenden Künste Sigismund L'Allem and ist, wie ‚W. T. B.“ aus Wien meldet, im Alter von 71 Jahren gestorben.
In Brüssel, ist am 22. d. M., wie die ‚Frkf. Ztg. meldet,
Bildhauer , Charles van der Stappen, fast 67 Jahre alt, gestorben. Er stammte aus der Nähe von Brüssel war Schüler von Portaels und der dortigen Akademie, hat sich auf Reisen nach Frankreich, England, Holland und Italien weitergebildet und wurde 1883 zum Direktor der Brüsseler Akademie ernannt. Er war neben Mennier einer der berühmtesten neueren Bildhauer Belgiens. Die Berliner und Dresdener Galerie sind im Besitze von einigen seiner Werke.
Theater und Musik.
Thaliatheater.
Das Wiener Kunstthegter unter Karl Langkammers Leitung setzte am Sonnabend sein Gastspiel fort mit Ludwig Anzen⸗ rubers Drama in vier Akten „Hand und Herz. Das Stück ist auf der Bühne ziemlich unbekannt, und offenbar mit Recht; denn es hat infolge seiner mangelhaften dramatischen Technik kaum Aus⸗ sicht, auf dem Theater den festen Platz zu gewinnen wie andere, längst hoch bewertete Volksstücke, Anzengruhers, Des Dichters Stärke liegt, entschieden auf dem Gebiete volkstümlichen Humors; und wo er diese Töne anschlägt, siegt er auf der ganzen Linie; das ernste Drama glückte ihm weniger. Er konnte guch hei der Behand⸗ lung dieses Stoffes mit seinen schauerromantischen Anklängen — er schilbert die Doppelehe der Bäuerin Kathrein und ihr grausiges Ende — die echte Dichternatur natürlich nicht unterdrücken; man erkennt sie in der warmblütigen Fharakterzeichnung, der Kathrein, welche gutgläubig und auß warmer Neigung in zweiter Ehe den reichen Bauern Weller geheiratet hat, und der . verleugnet sich noch weniger in der drastischen Kennzeichnung des ersten Mannes, des totgeglaubten vagabondierenden Friedner, der urplötzlich in den stillen 3 dieser zweiten Ehe einbricht. Man spürt immer, wie natürlich und einfach diese Menschen fühlen; man wird ergriffen von der Hilflosigkeit, mit der diese schlichten Herzen dem unerbittlichen Schicksal, gegenüber⸗ stehen und von ihm zermalmt werden; die Bäuerin stürzt sich von der Hohen Wand und der brave Weller erwürgt im Zorn den trunkenen Friedner, der frech sein Weib von ihm begehrt. Aber der
der
dramatische Aufbau ist so schwankend und unsicher, die Handlung schleppt in den beiden ersten Akten so langsam dahin, daß trotz aller poetischen Vorzüge kaum dramatische
Wirkungen erzielt werden. Der Darstellung gebührt , Lob; 6. Ott als Kathrein brachte die Angst vor der Vergangen⸗ heit, den Ahscheu vor der Schande, bas Verlangen nach einem Herzen und einem Helm bei der stürmischen Verteidigung ihres neuen Ghe⸗ lücks kraftvoll zum Ausdruck. Die Verbitterung und die zynische Lebensphilosophie des Vagabunden wurde von Louis Ralph mit starker Natürlichkeit und zum Teil mit drastischem Humor charakterisiert= Außerdem sind noch die prächtigen Leistungen des Herrn Schwartze (Weller), Bowacz (Knecht Hans) und Heinrich (Pater Sebaldus) hervorzuheben. Auch die ausgezeichnete Regie verdiente lebhafte An⸗ erkennung. Modernes Theater.
Teo Birinski, . dreiaktiges Trauerspiel, Der Moloch“ am Sonnabend zum ersten Male im Modernen Theater aufgeführt wurde, ist bis jetzt hier nur durch seine Freundschaft, mit Joseph Kainz bekannt geworden, und diese 1 diente ihm hier als Empfehlungsbrlef; man hörte sein Erstlingswerk, das sich durch sich . nicht sonderlich empfahl, mit Geduld und Achtung an. Etwas bon der unbefriedigenden dumpfen Resignation der Jungrussen, deren Stücke das frühere Hebbeltheater mit Vorliebe aufführte, lebt auch in diesem Trauerspiel, das ein wirklichkeitsgetreues Ahbild der russi⸗ schen Rebolution und ihrer Vorkaͤmpfer schildern will. Aber alles ist zweckloß, fo ruft der Dichter in der Gestalt seines Sascha den Kämpfenden zu; der, Moloch“, der unersättliche, verschlingt euch alle, der Moloch“, jenes fürchterliche Ungeheuer, dem Staatserhalter wie Umstürzler zuletzt verfallen sind., Zu dieser trostlofen Erkenntnis ist Sascha im Gefängnis gelangt, Sascha, der eine revolutionäre Gruppe gegründet hatte und den 3 in die Hände gefallen war, denen die Seinen ihn unter großen Opfern wieder entrissen. Nun ver— langen sie von ihm eine Tat. Er soll ein Attentat auf den Gouverneur ausführen, aber er weigert sich, weil er die ganze Hoffnungslosigkeit des Kampfes und der Sache, für die gekämpft wird, eingesehen hat. Er fucht nur noch den Tod, um all den Schrecknissen zu entrinnen die er selbst verbreiten half und deren ernüchterter Zeuge er jetzt sein muß. Die barmherzige Kugel eines Soldaten erlöst ihn zuletzt bon seiner Qugl, und auch der Zuschauer atmet erleichtert auf, daß das quälende Stück, obzwar es gewiß als eine Talentprobe gelten darf vor⸗ über ist. Die Aufführung war im Zusammensptel gut, wenn! auch irgendwelche herborragende schauspielerssche Leistungen don den Herren . Weigert, Felix. Fehsr, Mühlberg, Garrison Neuß Damen Meißner und redi Lindner u, a. nicht geboten wutden 20 Besfall, der nicht unwigershkrochen blieb, rief an Schluß bez Sti 6. auch den jungen Verfasser hervor. 6 n
Volksoper.
Am Sonnabend erwarb sich die Volksoper ei ; die Aufführung der selten auf dem , ,,, Heinenden No ini schen Oper „Wilhelm Tur k Man mu ich den 6 vergegenwärtigen, auf dem dieses Werk innerhalb der
nusttgeschichte steht: zwischen der faden italien sschen Raman un ber großen Oper. So wird man manches loben und gls Fontschritt er= kennen, was freilich an den heutigen Anforderungen gemessen unbefrlepigend bleibt, Vor allem ist es ja die Handlung, die uns im n . mit dem Schiller schen Drama als ein im üblen Sinne opernhaftes Machwerk er. scheint. Die Musik aber weist sopiel Schönheiten auf in Chören, Muetten und Ein zelgesängen, daß eine östere Auffthrung durchaus gercchtfen igt wäte. höan kann der Dircktiom der Völterhen auh fr,, Gölesstete zelle nerlennung aussprechen, wer ch weiß, welche Ar eit ie. r. Herkitung eines solchen Werks, besonderg in dem naturgemäß heschtäntten Rahmen einer kleinen Bühne, verursacht, wird diesem Lobe beipflichten. Derstellerisch kam alles trefflich heraus, di Ginzelhandlung und die Massenszenen. Und wa den Gesang anbetrifft, muß man sich freuen
über. den Ernst, mit dem an ker Volksoper gearbeitet wird- Herr Rünger gab den Tell im Spiel und mit Geschmack.
Gesang K voll und Man den anderen oliste n
darf