Ich darf in Aussicht stellen, daß ich dafür besorgt sein werde, diesem
bede tamen Teil unserer Beamtenschaft bessere Anstellungsberhältnisse
n weitere Vermehrung der etatsmäßigen Beamtenstellen zu ver⸗ haffen.
Dann hat Herr Abg. Schroeder weiter eine Beschwerde vor getragen, die ja bereits auch in der Budgetkommission zur Erörterung gekommen ist, die ungleichmäßigen Bezüge, die unsere Fahrbeamten dadurch erhalten, daß die Kilometergelder, also die Entschädigung für die Dienstleistung in fahrenden Zügen, ganz außerordentlich ungleich⸗ mäßig gewirkt haben. Die Beschwerde ist durchaus berechtigt; es sind so ungeheuere Differenzen bei diesen Fahrgeldern zu verzeichnen, daß zu einer grundsätzlichen Aenderung geschritten ist, und diese Aenderung ist vom J. Oktober d. J. in Geltung gesetzt. Man hat die Kilometer⸗ gelder beseitigt und entschädigt das Personal nur nach der Zahl der geleisteten Dienststunden. Die Durchführung ist sehr schwierig und etzt voraus, daß Uebergangsbestimmungen in Geltung gesetzt werden und noch Jahre hindurch in Geltung bleiben müssen, ehe ein Ausgleich erfolgt. Unter keinen Umständen hat die Verwaltung in Aussicht ge⸗ nommen, durch diese Aenderung der Berechnung der Nebenemolumente, wie man sie früher nannte, irgend eine Ersparnis zu machen; es handelt sich lediglich darum, einen langsamen Ausgleich im Personal selbst herbeizuführen.
Ein weiterer Wunsch, den der Herr Abgeordnete bereits im vorigen Jahre vorgetragen hat, betrifft die Anrechnung der Hilfs- unterbeamtendienstzeit, ein Wunsch, der gerade von den Eisenbahn« werkführern nachdrücklich zur Geltung gebracht ist. Die Schwierig leit liegt darin, daß es uns unmöglich erscheint, eine Hilfs— und Unterbeamtendienstzeit anzurechnen für eine Zeit, in der es überhaupt noch keine etatsmäßigen Stellen für diese Beamtengruppe gab. So liegt es auch bei den Werkführern. Es ist unmöglich, diesen die Unterbeamtendienstzeit über das Jahr 1891 zu berechnen, weil es vor dieser Zeit keine etatsmäßigen Stellen dieser Art gab. Das ist eine grundsätzliche Erwägung, über die hinauszukommen außerordentlich
wierig ist. Wenn diese Beamten eine Audienz bei mir erbeten und, abweichend von den bestehenden Grundsätzen, nicht erhalten haben, ' beruht das darauf, daß sie nach ihrem Gesuch ganz überwiegend Vünsche wegen Aufbesserung ihrer Gehälter vorbringen wollten. Ich in da in einer außerordentlich schwierigen Lage. Die Staatsregierung FReht von der Auffassung aus, daß die Besoldungsverbesserung vom Jahre 1908s09, wie das heute bereits zum Ausdruck gekommen ist, Wunächst eine abgeschlossene ist, und ich würde durch den Empfang von
eamten, die nichtz weiter als oder doch überwiegend Wünsche auf Besoldungdaufbesserung vorbringen wollen, unberechtigte Hoffnungen achrufen.
Bei der Erörterung der Arbeiterfrage ist der Abg. Schroeder uf einen Teil der Diskussion der Budgetkommission eingegangen, in t ich darauf hinwies, daß die Stellung der Verwaltung gegenüber Drängen des Personals auf Erhöhung der Bezüge nicht gerade drleichtert werde dadurch, daß den Versammlungen, seien es Orts⸗ ersammlungen oder Generalversammlungen, doch in mehr oder eniger großem Umfange Vertreter der Parlamente beiwohnten. Ich abe mich damals bereits wiederholt dagegen verwahrt und aus der freundlichen Aeußerung des Herrn Abg. Schroeder erkenne ich, daß ie Verwahrung gefruchtet hat, (Heiterkeit) — daß ich Kritik üben wolle. Und in welchem Zusammenhang habe ich das ausgesprochen? Ich sprach über die Reinerträgnisse der Staatseisenbahn und über die Entwicklung des Betriebskoeffizienten und gab meiner Sorge Aus druck, daß trotz der glänzenden Entwicklung der Staatseisenbahn⸗ verwaltung kaum damit zu rechnen sein werde, daß sich der Betriebs⸗ koeffizient in den folgenden Jahren weiter mindern werde. Ich fürchtete sogar, daß wir wieder mit Erhöhungen rechnen müßten. Da wies ich darauf hin, wie das auch gestern hier zum Ausdruck gebracht worden ist, daß hoo / o unserer gesamten Ausgaben auf die Personalausgaben entfallen, und daß unter den Personalausgaben die Löhne und Gehälter wiederum den überwiegenden Teil bilden, daß es für uns außerordentlich schwierig set, hier Zurückhaltung zu üben, weil ja dieser Druck von seiten der Herren Vertreter im Parlament erfolge, den ich als einen durchaus erlaubten, statthaften und natürlichen bezeichnen kann. Aber die Tat⸗
sache steht doch fest, daß für uns die Situation nicht erleichtert wird,
weil aus der Anwesenheit der Herren in den Versammlungen bereits veitgehende Schlüsse gezogen würden, die sie ihrerseits gar nicht iiehen wollen. So bitte ich die Frage aufzufassen, die ich erörtert habe. Ich meine, es ist nicht mehr geschehen, als erlaubt ist.
Sehr erwünscht war es, daß der Abg. Schroeder ganz ausdrücklich feststellte, daß bei Erörterungen von Lohnfragen eine Berufung auf die Löhne städtischer Arbeiter nicht ohne weiteres am Platze wäre.
zir stehen auf dem Standpunkt — und den muß ich festhalten — daß wir unsere Löhne den örtlichen Bedürfnissen anzupassen haben, also den
hnen großer Erwerbszweige in Industrie, Landwirtschaft und Handel. ö enn die großen Städte aus Gründen, die ich nicht erörtern will, in der ohnbemessung zuweilen weiter gehen als wir, so scheint es mir absolut
. zu sein, wenn der Abg. Schroeder hier wiederum und erneut 5 besonderen Vorteile des Staatsarbeiters zur Geltung gebracht hat, ö es erübrigt sich deshalb für mich, diese Vorteile noch wieder her— orzuheben. (Sehr richtig) Anderer Meinung als er bin ich freilich glich der Anpassung an den ortsüblichen Tagelohn. Ich würde
für im höchsten Maße bedenklich halten, wenn wir den ortzzüblichen
We ohn als Gradmesser der Lohnbemessung für die Staatseisenbahnen
men wollten. Dadurch würde uns jede Selbständigkeit genommen
Eöüglich der Lohnfestsetzungen. Wir würden angewiesen sein auf die
ksetzungen von Behörden, die lediglich aus versicherungstechnischen künden den Lohn fixieren. Wir würden viel mehr Schaden nt Nutzen stiften; wir würden auch unter Umständen ge⸗ igt sein, wenn wir die Sache schematisch durchführen, Lohnsätze on d etzasetzen, denn wir haben in vielen Orten der Monarchie
ö. TLöhne als die festgesetzten ortsüblichen Tagelöhne. Diese Be— an sollten doch als zutreffend anerkannt werden, wenngleich ich tu li n cht erachte, daß wir uns den ortzüblichen Tagelöhnen
slichst nähern. Sb ein solcher Ausgleich im Laufe der Jahre er⸗
ö kann, vermag ich heute nicht zu sagen, dagegen halte ich die
chwerde, die Herr Beyer gestern vorgetragen hat, für berechtigt, diele verschiedenen Teilen der Staatseisenbahnverwaltung sich noch Die eine größere Ungleichmäßigkeit der döhne an den Grenzen der me wie ben tke und der Dienstbezirke, beispielsweise der Bahn⸗ daß ĩ . geltend macht, und ich kann bestimmt in Aussicht stellen, wen diese Disparität nach Kräften zu beseitigen bemüht sein GBravo ))
Frage des Akkordsystems betrifft, die alljährlich hier erörtert wird, so ist das eine schwierige Frage für eine so große Verwaltung, die einen bedeutenden Teil ihrer Arbeiterschaft im Akkord beschäftigt, zunächst den größten Teil der Arbeiterschaft in den Hauptwerkstätten, aber auch auf den Güterböden. Ich habe mir auf Grund der vielfältigen Beschwerden die Auffassung gebildet, daß wir unter Festhaltung am Akkordsystem versuchen müssen, einmal grundlegend diesen Beschwerden näherzutreten. (Bravo! Es ist in Aussicht genommen, zu diesem Zwecke eine Kommission zu bilden, der nicht nur Beamte meines Ministeriums oder höhere Be= amte der Direktionen, sondern auch Sachverständige aus der unteren Arbeiterschaft und Beamtenschaft angehören werden. (Bravo! Ich nehme an, daß ich in der Lage bin, dem hohen Hause vielleicht schon im nächsten Jahre hierüber eine Denkschrift vorzulegen. (Bravo!) Was die Arbeiterausschüsse betrifft, deren Wirksamkeit der Abg. Beyer wie auch heute erneut Herr Dr. Schroeder dahin besprach, daß auf diesem Gebiete viel geschehen sei, so haben wir heute 760 solcher Ausschüsse, nachdem im vorigen Jahre die Mindestzahl der dazu vor⸗ handenen Arbeiter auf ho heruntergesetzt ist; und wir werden voraus⸗ sichtlich in nächster Zeit gegen 9oo solcher Ausschüsse shaben, da ich bestrebt bin, die Arbeiterschaft der Strecken und die eigentlichen Bahnhofsarbeiter noch in weiterem Umfange in die Ausschüsse einzu⸗ gliedern. (Bravo Ich wünsche, wie ich wiederholt bestätigt, daß in den Ausschüssen selber eine Aussprache über alle diejenigen Fragen erfolgt, die die Arbeiterschaft von Grund aus interessieren müssen, selbst⸗ verständlich in erster Linie über die Lohnfrage, soweit sie nicht den einzelnen, sondern die Arbeiterschaft des Dienstbezirkes betrifft. Da soll eine freie Aussprache erfolgen, ohne daß die Arbeiterschaft gut⸗ achtlich gehört werden muß, die schließlich denselben Effekt haben wird, wie wenn wir verpflichtet wären, die Arbeiterschaft gutachtlich über jeden Tagelohn und Akkordlohn zu hören. Daß hier und da bei dieser großen Zahl von Ausschüssen, wie sie besteht, und die sich noch vermehren wird, ein faus pas von seiten des leitenden Beamten gemacht wird, das ist menschlich und begreiflich. Im allgemeinen glaube ich jedoch aussprechen zu dürfen, daß die leitenden Beamten sehr viel gelernt haben auf diesem Gebiet, und daß Bemängelungen ihrer Tätigkeit immer geringer werden. Ebenso wiederhole ich, daß in den Arbeiterausschüssen die Frage der Arbeitsbedingungen und die Frage der Wohlfahrtseinrichtungen einer Besprechung unterzogen werden dürfen.
Was die Urlaubsfrage anbetrifft, so muß die wie sie jetzt erfolgt ist, sowohl für die Beamten, wie für die Arbeiterschaft als recht befriedigend bezeichnet werden. Wir haben am Ende des vergangenen Jahres auch die Rottenarbeiter mit dem Vorbehalt eingezogen, daß ihre Tätigkeit zu den anstrengen⸗ deren oder schwierigeren gehören muß. Es muß abgewartet werden, wie dieser Erlaß wirkt, welcher Teil der Arbeiterschaft davon betroffen wird. Mehr als die Hälfte der Bahnunterhaltungsarbeiter hatte schon diese Wohltat genossen, weil die Rottenarbeiter vielfach im Betriebsdienst tätig sind und daher den Urlaub schon beanspruchen konnten. Der Urlaub wird im weitesten Maße in Anspruch ge nommen, und wenn 100,0 der Berechtigten ihn nicht benutzt haben, so beruht das nicht etwa darauf, daß sie ausgeschlossen waren, sondern darauf, daß ein Teil der Arbeiter den Urlaub nicht beansprucht hat. Ausgeschlossen werden natürlich die Untüchtigen und die Faulen; aber diese bilden einen unendlich viel geringeren Prozentsatz. Wenn man dann erwägt, daß im Jahre 1909 noch 65 000 Arbeiter aus dringlichen persönlichen Gründen außerhalb dieses regelmäßigen Urlaubs beurlaubt worden sind, so wird man anerkennen können, daß hier recht viel geschehen ist.
In der Frage der Lohnstatistik weichen meine Auffassungen von denen des Herrn Abg. Dr. Schroeder, wie mir scheint, nicht wesentlich ab. Er verlangt nicht mehr, daß die jetzige Statistik direktionsbezirks⸗ weise aufgestellt wird — so glaube ich ihn wenigstens verstanden zu haben. Eine Statistik nach den Direktionsbezirken würde in der Tat ein viel weniger zutreffendes Bild von den Lohnverhältnissen der Arbeiterschaft geben, als dasjenige ist, das wir heute in großen Zügen durch die Statistik, wie sie der Betriebsbericht enthält, vor Augen führen. Vergegenwärtigen Sie sich nur einmal einen Bezirk wie den Bezirk Altona, dessen Strecken überwiegend in rein landwirtschaftlichen Gegenden liegen, in dem aber andererseits außer Hamburg und Altona noch vier größere Hafenstädte in Frage kommen! Wenn wir nun hier Durschnittslöhne nehmen und sie im Betriebsbericht zur Darstellung bringen würden, so würde das ein absolut unzutreffendes Bild von den Lohnverhältnissen in dem Bezirk geben. Man muß vielmehr jedem einzelnen Fall nachgehen. Wir sind ja gern bereit, über unsere Lohnverhältnisse umfassende Auskunft zu geben. Das ist jedoch nicht durch weitgehende Teilung der Bezirke für statistische Zwecke zu er⸗ reichen. Aber es ist doch ein erwägenswerter Gedanke, daß man zwischen den großen Komplexen des Ostens und des Westens unter⸗ scheiden muß. Nach dieser Richtung bin ich gern bereit, die Frage näher zu erwägen.
Dann hat der Herr Abg. Dr. Schroeder gemeint, daß wir uns bezüglich der Freifahrscheine eine zu starke Einschränkung der Reisen der Beamten gestattet hätten. Dieser Einwurf hat mich auf das lebhafteste in Erstaunen gesetzt. Im vorigen Jahre wehte der Wind doch etwas anders, und ich habe daraus Veranlassung genommen, das Freifahrwesen auf den Staatseisenbahnen einer grundsätzlichen, aber nicht engherzigen Regelung zu unterwerfen. Unterbeamte und mittlere Beamte sind durchaus in der Lage, der alten Uebung entsprechend, freie Fahrt auf den Staatseisenbahnen zu beanspruchen, nur sind beiden Beamtengruppen gewisse Grenzen gesetzt. Es ist eine gewisse Zahl von Reisen festgesetzt; aber über diese Zahl hinaus wird die Freifahrt noch in Fällen gewährt, in denen persönlich dringende Verhältnisse die Reise eines Angestellten erwünscht erscheinen lassen. Das gllt auch für die Arbeiter⸗ schaft. Eine Einschränkung ist nur bezüglich des Marktbesuches unserer Beamtenschaft nach den größeren Städten eingetreten. Diese Ein⸗ schränkung mußte erfolgen, weil aus den kleineren Städten von seiten des Mittelstandes Klage geführt wurde, daß hier zu weit gegangen wäre. (Sehr richtig) Ich halte es für eine unserer ersten Aufgaben, dem Mittelstand in solchen Fällen beizuspringen. (Sehr richtig h
Meine Herren, die Frage der Löhne ist eine so bedeutsame, daß ich doch mit wenigen Worten hier noch skizzieren möchte, was die Staatseisenbahnverwaltung auf diesem Gebiete getan hat und wie unablässig sie bemüht ist, die Löhne ihrer Angestellten den jeweiligen wirtschaftlichen Verhältnissen anzupassen. Es liegt mir hier eine Nachweisung vor, die mit dem Jahre 1895 beginnt und mit 19100 abschließt. Daraus ergibt sich, daß die Arbeiter, die im Betriebe
Was die
Regelung,
tätig sind — es sind diejenigen, die im Tit. 3 des Etats bezeichnet sind — in dieser Zeit eine Lohnaufbesserung von 47 0/0 — 369 4 erfahren haben. Aber der Zeitraum ist sehr weit gegriffen. Wenn ich von der Periode des letzten wirtschaftlichen Aufschwunges, der mit dem Jahre 1904 einsetzte, ausgehe, so haben die Betriebs⸗ arbeiter in dieser Zeit eine Lohnaufbesserung von 211 6 erfahren, die Arbeiter, die auf den Strecken tätig sind, die Oberbauarbeiter eine solche von 159 ½ις, und die Arbeiter, die in den Werkstätten tätig sind, von 210 S6. Diese Beträge erscheinen nicht hoch; aber sie setzen sich in kolossale Beträge um für das Jahr. Ich stelle hier die Zahlen dar, die sich aus der Besserung des Gesamteinkommens der Arbeiter ergeben. Das Gesamtmehreinkommen setzt sich zusammen aus Lohnerhöhungen, die sowohl im Tagelohn wie im Stücklohn ge⸗ währt werden, und aus der Aufbesserung, die der Arbeiter erfährt, weil er in der Lohnskala aufsteigt. Ich darf mit dem Jahre 1904 beginnen, also dem Jahre einer ansteigenden Konjunktur. Da wurde das Durchschnittseinkommen der Arbeiterschaft um 277 Millionen, 1905 um 55 Millionen, 1906 um 16 Millionen, 1907 um 13,34 Mil⸗ lionen, 1908, also beim Tiefstande der Konjunktur, um 3,7 Millionen, 1909, bei langsam ansteigender Konjunktur, um 4,5 Millionen und 1910 um rund 11 Millionen erhöht. Die Erhöhungen des Durch⸗ schnittseinkommens in den Jahren 1896 bis 1910 betragen 83 Mil⸗ lionen Mark. Ich meine, aus diesen großen Zahlen — und in der Statistik beweisen eigentlich nur große Zahlen — ist ohne weiteres erkennbar, daß wir der Lage unserer Arbeiterschaft dauernd unser großes Interesse zuwenden. Ich habe auch in der Kommission aus⸗ gesprochen, daß ich keinesfalls glaube, daß es angesichts unserer jetzigen wirtschaftlichen Lage mit den Lohnerhöhungen abgetan sein wird, die im Laufe dieses Jahres verfügt sind, daß wir vielmehr weiteres zu gewärtigen haben.
Dann noch eine Frage, meine Herren, die der Herr Abg. Beyer und der Herr Abg. Schroeder heute vorbrachten. Sie wünschen eine weitere Sicherung der Arbeiter nach Ablauf eines bestimmten Zeit⸗ raumes. Es ist das die Schaffung von Diplomarbeitern genannt worden, also Arbeitern, die herausgehoben werden sollen, wenn sie dem Staate eine Reihe von Jahren gedient haben. Der Herr Abg. Beyer und auch der Herr Abg. Schroeder nannten gestern die Zahl 10, sie wollten 10 Jahre als Grenze gesteckt sehen. Meine Herren, die Frage kann ja erwogen werden. Ich lege ihr keine große praktische Be deutung bei; denn tatsächlich ist die Sache so, wie es die Arbeiter⸗ schaft wünscht. Eine Umfrage im Bereiche der Staatteisenbahn⸗ verwaltung würde ergeben, daß Arbeiter, die 10 Jahre in unsern Diensten sind, nur entlassen werden aus ganz bestimmten zwingenden Gründen; von einer Willkür ist da gar nicht die Rede. Aber ich gebe zu, daß der Arbeiter, der uns so lange treu gedient hat, eine gewisse Berücksichtigung verdient, und es soll geprüft werden, ob dem Wunsche entsprochen werden kann. (Bravo)
Ein weiterer Wunsch des Herrn Abg. Beyer — der Herr Abg. Schroeder hat ihn aufgenommen oder viel mehr ebenfalls selb⸗ ständig vorgebracht — ist nicht einfach zu erfüllen. Er wünschte, daß Arbeiter, die über 50 Jahre alt werden, aus dem Akkord ausscheiden möchten; also er wünschte, daß der ältere Arbeiter in seinem Lohn nicht mehr von seiner Arbeitsleistung, von der gesteigerten Arbeits leistung abhängig gemacht werde. Es bedeutet daß eine Durch⸗ brechung des Akkordsystems. Ich kann nicht leugnen, das ich augen⸗ blicklich sehr lebhafte Bedenken habe. Die Sache ist erst jetzt an mich herangetreten, aber bei der grundsätzlichen Erörterung aller Fragen, die sich um die Akkordlöhne der Arbeiter gruppieren, soll auch diese Frage mitgeprüft werden. (Lebhaftes Bravo.)
Abg. Viereck (freikens.): Wir können mit Befriedigung feststellen, 23 die Cifenbahnverwaltung ihren Aufgahen 8 f der Beamten und Arheiter fich gewachsen gezeigt hat, Der Dienst ist pünktlich und zuverläfsig. Es herrscht, ein guter Geist in der Beamten- und Arbeiterschaft, alle sind pflichttreu, und wir können ihnen unsere volle Anerkennung aussprechen. Dieser gute Geist ist aber nur möglich durch eine e. Disziplin. Der frühere Minister Budde hat es, verstanden, alle unhotmäßigen Elemente fernzuhalten und durch sein en, Verhalten die Beamtenschaft und Arbeiter- schaft für sich zu . Die staatlich Angestellten und Arbeiter dürfen sich so weit koalieren, soweit es sich mit den . verträgt. Ein Streik der eamten würde, im Widerspruch stehen mit dem Diensteide, und auch die Eisenbahnarbeiter dürfen dies nicht tun. Mit Dank ist zu be⸗
rüßen, daß der Minister erklärt hat, ein Eisenbahnerstreik wie in ö dürfte bei uns nicht vorkommen. An der vor zwei Jahren
eschlossenen Gehaltsordnung halten wir fest. Mit Interesse nehmen wir Kenntnis von der Erklärung der Finanzverwaltung, daß für die Eisenbahnassistenten ein Ausgleich der für sie bestehenden Härten im nächsten Etat gemacht werden . Die Wünsche der ührigen Be= amten hat der Abg. Schroeder Cassel ausführlich dargelegt. Wir stimmen diesen Wi che zu. Der Minister hat sein Einverständnis mit einer Verbesserung der Lage der Arbeiter zum Ausdruck ö und er hat den Arbeitern Gelegenheit gegeben, sich über ihre Wünsche auszusprechen. Er hat eine Deputation des Verbandes deutscher Gifenbahnarbeiter empfangen, und ihre Wünsche entgegengenommen. Hoffentlich wird durch diese freundliche Aussprache das gute Verhältnis zwischen der Verwaltung und den Arbeitern be festigt, Es muß Vertrauen zu der Verwaltung herrschen. Ich . daß dies Wohlwollen der Gisenbahnverwaltung gegenüber den Arbeitern in allen Zweigen der Verwaltung Platz greift. Ich wünsche auch, daß dies Entgegenkommen auch von den Arbeitern ge würdigt wird. Agitationen, die dies Vertrauen stören, sind zu ver= werfen. Deshalb ist es auch nicht zu billigen, wenn Abgeordnete in Arbeiterversammlungen das Perhalten der Regierung gegenüber den Arbeitern kritisieren. Die Wünsche, der Arbeiter vorzubringen ist Sache des Parlaments, und ich bin überzeugt, daß der Mimster unfere Wünsche ebenso wohlwollend aufnehmen wird, als wenn sie ihm direkt zugehen. Mit Befriedigung haben wir vernommen, daß die Mitglieder der ö nur mit Einwilligung der Direktion entlassen werden dürfen, und ö eine Kommission unter i von Arbeitern einberufen werden oll, die auch Lahnfragen besprechen foll. Die Teuerungsverhältniffe haben auch eine Erhöhung der Löhne notwendig gemacht. Jteßen die ser Erhöhung sind auch die Wohlfahrtszein richtungen für die Arbeiten bon besonderem Wert. Für gute. Wohnungsverhältniffe der Arbeiter, muß die Ver⸗ waltun ö Sorge tragen, ju diesem Iweck sollten die gien ahnbetriebswerkftätten mögtichst in kleine Orte gelegt werden. Unschwer wird die Verwaltung ihre Arbeiter dadurch unter stützen können, daß slie ihnen Kohlen zum Selbkostenpreise abgibt. Den Streckenarbeikern sollte nach einer bestimmten Anjahl bon HBienstsahren ein Erholungsurlauh auch ohne Mtücksicht auf. ihr CGhe= sundheits verhältnisse , werden. Erfreulich ist, daß die Cisen⸗ bahnberwaltung AÄrbeiterentlassungen nun, ausnahmszweise, vornimmt, und daß Arbeiter, die eine gewisse Anzahl von Jahren tätig gewesen find, nur mit Einwilligung der Direktlon entlassen werden sollen. Bei ber Bemessung der Löhne kommt es nicht so sehr darauf an, ob sie mit den Löhnen in den . übereinstimmen, sondern daß sie auskömmlich sind. er Minister hat ja selbst . daß die Erhöhung der Arbeiterlöhne nicht abgeschlofsen ist, Bei der etwaigen . der Löhne müßten die niedrigst entlohnten Arbeiter zunächst