Bulgarien.
In der gestrigen Sitzung der Sobranje gab bei der Beratung eines zweimonatigen Budgetprovisoriums der Finanz⸗ minister eine Uebersicht über die finanzielle Lage des Landes und stellte dabel fest, daß das Budget für 1913 eine Gesamthöhe von 223 128 2383 Francs erreichte. Die im ersten Vierteljahr 1914 verausgabten Kredite hätten 67 041 30 Fr betragen. Das verlangte Budgetproviforum belaufe sich auf 340614 023 Fr. Die Konsolidierung der inneren und äußeren Schulden werde durch eine auswärtige Anleihe erfolgen, die die Regierung bald abzuschließen hoff. Der Erfolg der, . leihe sei gesichert dank der wirtschaftlichen und . 66. des Landeg, die trotz der unheilvollen Ergebnisse des
rieges unversehrt geblieben sei. ; ⸗.
In . . Anfrage eines Führers . sozialdemokratischen Partei über Brohbriefe gegen 3.
branje, die von einer angeblichen M litärliga herrühr en, erklärten der Ministerpräsident und der Kriegsminister; ind Es bestehe keine wie immer geartete geheime Organisation . Armee. Vie Sobranje werde nach wie vor geschützt bor . 3. tagen. Der Friegsminister fügte hinzu, angesichte 3 . en Vaterlanpslieh. der. Itctlong litertretung habe er. die . irgend einer Militaͤrliga nicht, notwendig, um die ö. ie . 3 notwendigen Kredite in der Sobranie zur Annahme zu ringen. .
e ist ein mit der nötigen Anzahl Unterschriften
,,, worden, der die Einleitung einer parkamentartfchen ÜUntersuchung über die Geschäfts—⸗ führung der Kabinette Geschow und Danem während ihrer ganzen Amtsdauer und insbesondere während des Krieges
. Albanien.
Nach einer Meldung der Agenzia Stefani hat der Präfekt von ö der die dortigen albanesischen Truppen befehligt, die Regierung um Verstärkungen gebeten, da die aufständischen Epiroten sich in der Nähe zu einem neuen Angriffe auf Koritza sammeln sollen.
Aus dem Süden sind gestern beruhigendere Nachrichten in Durazzo eingetroffen. Es heißt darin, die Gendarmerie be⸗ haupte ihre Stellungen, auch sei es gelungen, verschledene An⸗ griffe von Banden zurückzuweisen. Allerdings erhielten die Banden ununterbrochen neue Verstärkungen.
Der „Agenzia Stefani“ wird aus London gemeldet: Im Zusammenhang mit der Anfrage der griechischen Regierung an die Mächte, ob die Räumung der Albanien zugeteilten Gebiete durch die griechischen Truppen beschleunigt oder verzögert werden solle, wird hier versichert, Großbritannien habe sich dem Standpunkt Italiens und Desterreich⸗Ungarns an⸗ geschlossen, daß die Räumung keineswegs verzögert werden dürfe. Ferner wird versichert, der Standpunkt Frankreichs und Rußlands sei der gleiche, sodaß man hoffe, daß nun eine Ein⸗ stimmigkeit ganz Europas in der Frage der Grenzen Südalbaniens erreicht sei.
Amerika.
Aus Washington wird gemeldet, daß der Staatssekretär Bryan und der englische Botschafter Spring Rice die Ratifi⸗ kationen zu dem auf weitere fünf Jahre abgeschlossenen Schiedsgerichts vertrag ausgetauscht haben.
Depeschen des Konteradmirals Fletcher melden, daß die
Kämpfe bei Tam pico fortdauern. Der Konteradmiral Mayo teilte Fletcher mit, daß die mexikanischen Kanonenboote, Veracruz“ und „Zaragoza“ Arbelgrande bombardieren. Nach einer Blättermeldung aus Washington besteht die Hauptbeute des Insurgentengenerals Villa in Baumwolle im Werte von 15 Millionen Dollar, wovon bereits eine Menge im Werte von einer Million Dollar auf dem Wege über die Vereinigten Staaten nach Europa ausgeführt worden ist.
. Asien.
Die Kaiserin-Witwe von Japan ist, wie W. T. B.“ aus Tokio meldet, in der Nacht auf Donnerstag gestorben.
Es. wurde für ei t; die Krönungs⸗ feen. ö * Landestrauer angesagt; di 9g
iiten sind auf das Jahr 19165 verschoben werden, 1d n Ching ist die allgemeine Lage ernst. Dem W. T. B. . . Sianfu gemeldet, daß zweitausend kriegstüchtige Räuber und ein Haufen bewaffneter Mitläufer sich auf dem Narsche ö. Westen befänden. Mehrere Städte feien von ihnen erobert und geplündert worden. Hunderte von Ein⸗ wohnen eien getßtet. Der Weiße Wolf ließ Prokla⸗ ma e min schlhhen, in denen er die Regierung angreift. Die . . in den fernliegenden Stationen sind angewiefen werden ehnngch Sianfu zurückzuziehen, wo bereitz 1560 Mann
Truppen von Tun ] , , Jö. erwartet werden. gkwan eingetroffen sind und weitere Truppen
Foloniales. Errichtung und Betrieb v ĩ ö in den deutschen , , Zunächst war in
Auẽsi t genommen
j j ö 4 große Funkentelegraphen⸗ . n ,,, , . e en 1 . 2 3 r hn, äauru (Marshallinfeln), in Apia (Samoa) . a n g Die Stationen auf Jap und auf gtaurll sin ane . , g in, Hetrleß genommen worden. Die Station auf 2 . vorguesichtlich im Frühjaßr dem allgemelnen offen ⸗ ö Kö ,, 6 die Station Rabqul wegen , —ᷣ sein wird. Für J j samtli her bler Stationen ist der Deutschen Südseegesellsch R . drabtlgse Telegrarhie (1. G3 in Versin unter ö cha . lichen Reichsbelbilse cine Hon session far die Cane . , erteilt worden. Zu den Kosten der Anlage und des 8 . 6 . . die Firmen der Süd seeschutzgebiete alljãhrlich var bafter e 8 . zustenern fich berpslichtet, und zwar his zur Hof von 16 öh 6. Res Jah. Dadurch wurde die Durchführung des Projektes erm i * Cine Gewähr fur eine jederzeit befriedigende Telegrayhrer . 1. keit auf den in Betracht kommenden funken telegraphischen e. ; dungen wird vom Reiche nicht übernommen. Bie Worttaxe ö ö gewöbnlichen Telegrammen aus Den sschland nach ö
z Rah. bei Telegrammen in offener Sprache e , , , ,. 6 . tragen. Die Telegramme werden von der Aufgabestation mittels
Kabels nac Jah gesandt, wo fich die Zentralfunkentes? rap
. . n werden 4 6 . , i g erg, Nauru, Samog und Rabaul weltergegeben. (Mittef ;
der Deutschen Kolonjalgefellschaft) . k
zusammen.
Statistik und Volkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Die Verhandlungen zwischen den Arheitgeberorggnisgtionen und den Vertretern der Gehllfenverbände von Cöln und Mülheim des Bachdecker und Bauklempnergewerhes sind der Köln. Zig. zufolge gescheitert. Die freiorganisterten Gehilfen sind am 9g. d. M. in den Ausstand getreten, die Mitglieder der christlichen Gewerkschaft gestern. Vorgeftern haben in Chln auch etwa 100 Stukkateure bei der Wer kbun dausstel lung die Arbeit niedergelegt.
In London nahm, wie ‚W. T. B.‘ meldet, die Zahl der Ausständigen im Baugewerbe, in dem vor mehreren Wochen eine Arbeitentederlegung begann, am Donnerstag infolge eines Aus= stands aller Bauarbeiter des Bautenm inisteri umz, dem alle öffentlichen Gebäude unterstehen, erheblich zu, — Bei den Streitig keiten der Elektrotechniker und ihrer Arbeitgeber hat sich auch insofern die Lage verändert, als die Elektrotechniker in allen Regierungsgebäuden die Arbeit eingestellt haben. ; .
Die Krife in der Industrie Rigas ist, wie dem ‚W. T. B. von dort telegraphiert wird, noch immer nicht be⸗ endet (ygl. Nr. 84 d. Bl). Vorgestern hat die Firma Pro⸗ wodnik die Arbeiter ihrer Ueberschuhfabrik ent lassen und die Fabrik auf unbestimmte Zelt geschlofsen. Auch die Arbeiter einer Motorenfahrik, die die Arbeit noch nicht wieder aufgenommen haben, wurden entlassen. — Der Ausschuß des Fabrikantenvergins hat beschlossen, die Arbeiter aller Betriebe, in denen am 6. April gestreikt wurde, vom 21. bis 25. April auszusperren.
In Saloniki sind, wie W. T. B. erfährt, die Tabak= arbeiter in den Auestand getreten. In Prawitschte, Kawalla und Salonikt befinden ,,,, 25 060 Arbeiter im Ausstand. Sie ordern eine Lohnerhöhung. ⸗ n Die Arbeiter der Kupferbergwerke in Calumet (Wis⸗ consin) haben laut Telegramm deßz „W,. T. B. beschlossen, am Sonntag darüber abzustimmen, ob der seit dem 23. Juli 1913 an⸗ dauernde Ausstand beendet werden soll oder nicht.
Kunsft und Wiffenschaft.
Aendert sich der Erden tag? Die Grundlage aller Zeit messungen auf der Erde ist ihre Umdrehung um die Achse. Weil da⸗ durch die deutlichste Bewegung des gesamten Sternenhimmel bedingt wird, mußte sie dem Menschen zu allererst auffallen, wobei die an der Bewegung teilnehmende Sonne für ihn natürlich die Hauptrolle spielte., Lange ehe die Kugelgestalt der Erde und ihre Umdrehung um die eigene Achse zu einer allgemein anerkannten Wah ihelt geworden war, diente sie bereits mittelbar zur Festsetzung der Zeiteinhelt, indem die Umdrehungezeit als Länge des Tage angenommen und des weiteren in 24 Stunden eingeteilt wurde. Abgesehen davon, daß sich gerade diese Bewegung gleichsam von selbst als Grundlage der Zeit⸗ iessung darbot, ist der Mensch bei dieser Wahl besonders gut ge—⸗ fahren, denn es gibt keine zweite Bewegung in dem bisher ent schleierten Weltall, die eine solche Regelmäßigkelt und Unveränderlich⸗ keit gezeigt hätte wie diese. So lange der Mensch einigermaßen genaue Messungen am Himmelszelt auszuführen fähig . ist, ist die Länge des Erdentags genau die gleiche geblieben. Theorelisch follte man annehmen, daß sich diese Bewegung mit dem Altern der Erde verlangsamt, der Erdentag also allmählich länger wird. Einen Beweis dafür aber hat der Mensch noch nicht erlebt oder wenigstens noch
nicht ermitteln können. Allerdings muß dabei berücksichtigt werden, daß der Mensch im Vergleich zur Länge der Erd⸗ geschichte überhaupt erst als ein Geschöpf von gestern be—
trachtet werden kann, denn was wollen die wenigen Jahrtausende seiner Entwicklung besagen gegenüber den Millionen don Jahren, nach denen das Alter der Erde selbst geschätzi werden muß! Wird nun gar nur die Zeit ins Auge gefaßt, in der wissenschaftliche Leistungen des Menschen von einiger Genauigkeit geschehen sind, so schrumpft diese Vergangenheit auf wenig mehr als 8 — 3000 Jahre Wenn in dieser verhältnismäßig kurzen Zeltspanne noch keine Veränderung des Grdentags zu bemerken gewesen ist, so kann das keinesfalls als eine Entfräftung jener Theorie von der all⸗ mählschen Verlangfamung der Erdumdrehung aufgefaßt werden. Des- halb darf die Wissenschaft doch bereitz an die Frage herantreten, auf welche Weise eine Beeinfluffung der Erdumdrehung überhaupt denkbar wäre. An erster Stelle würde eine Wirkung der Gezeitenwelle zu erwägen sein, die schon von Kant in seiner Vorlesung über physische Geographie in Betracht gezogen wurde. Die Fortpflanzung der durch die Anziehung hauptsächlich des Mondes, daneben auch der Sonne verursgchten Flutwelle tritt in eine gewisse Kolliston mit der Erd⸗ umdrehung, aus der eine Reihung und infolgedessen eine Behinderung beider Bewegungen gefolgert werden könnte. Wollte man diese Folgerung kis zum letzten Punkt ziehen, so würde man scheinbar zu dem Schluß gelangen, daß der Mond schließlich die Erde zum Still. stand ju bringen bermöchte. Diese Unnghme aber wäre nicht richtig. Vielmehr würde die Wirkung des Mondes mit dem Augen. blick aufhören, in dem sich der Erdentag bis zur Länge elnes Monats in ursprünglichem Sinne, also eines Mondumlauft her= längert hat. Alsdann würde die Erde dem Monde dauernd dieselbe Hälfse zukehren und die beiden Flutwellen würden sich auch nicht mehr bewegen, sondern in einer gleichbleibenden Längszone verharren. Es ist auch schon berechnet worden, wann dies Schichsal eingetreten sein würde. Das Ergebnis der Berechnung ist, daß sich der Erdentag erst nach Verlauf von mindestens 100 900 Jahren aus jenem Grunde um eine Sekunde verlängern würde. Wahrscheinlich ist aber auch diese Zeit noch erheblich zu kurz bemessen, denn es kommt noch dazu, daß die Umdrehung des Mondes und auch seine Entfernung von der Erde allmäblich zunimmt. Wenn alles in Rücksicht gezogen wird, wie es George Darwin, der längst verstorbene zweite Sohn von Charles Darwin, getan hat, so stellt sich heraus, daß die Menschheit wenigstens 150 Millionen Jahre Zeit bätte, den Eintritt des gekennzeichneten Ereignisses abzuwarten. Außerdem sind noch andere Naturvorgänge herangezogen worden, die einen Einfluß auf die Erdumdrehung haben könnten, so der Niederfall von Milllonen von Meteoriten auf die Erde, die ihre Masse langsam vermehren, ferner auch die durch die Sonnenwirkung erzeugten Luftwirbel, die als baro⸗ metrische Minima über die Erdoberfläche hinziehen, endlich die Zu⸗ sammenztehung der Erde selbst. Diese verschiedenen Kräfte können aber einander wiederum noch teilweise aufheben, weil die einen ver⸗ langsamend, die anderen beschleunigend wirken.
Literatur.
— Der Katser. Versuch einer Charakteristik von Karl Lamprecht. Berlin, Weidmannsche Buchhandlung. 1913. 136 Seiten, 3 S6. Die Pflicht, von dem regierenden Kaifer ein literarisches Bildnis zu entwerfen, ist Karl Lamprecht aus seiner Beschäftigung mit der Geschichte der jüngsten deuischen Vergangenheit er— wachsen. Er hat eine Charakteristik des Kalsers in einem Ergänzungs— band seiner ‚Deutschen Geschichte: gegeben und steht vor der Aufgabe, jn einem der demnächst erscheinenden Bände seines neuen, selbstaͤndig gestalteten Geschichtswerks. „ Deutsche Geschichte der jüngsten Ver⸗ gangenheit und Gegenwart. den Gegenstand ausführlicher zu be— handeln. Das vorliegende Buch erscheint als daz Ergebnis seiner vorbereitenden Studien; vorangegangen ist ihm eine Publikation in der Illustrierten Zeitung“ gelegentlich des fünfundzwanzigjährtgen Regierung jubildums des Kaisers. In der Einleitung setzt Lamprecht auseinander, warum er in der Durchführung feiner Aufgabe auf eine denkmalartlge Schilderung im Rundbild verzichten müsse und nur eine Zeichnung im Relief liefern könne; er hegründet ferner die Cinfassung Bes Porträts in einen brett angelegten Rahmen, wobei er einen ge schichtlichen Rahmen und einen Gegen warterahmen unterscheidt. Für dag Porträt selbst ergab sich ein Doppelbildnis des Kgifers: eins aus der Jahrhundertwende, von der Kenntnis etwa des Jahres 1901 her gezeichnet, das seinerzeit auf den Kaiser, wie er dem Verfasser mil. feilen ließ, Eindruck gemacht hatte und unverwischt blelben
soll, das andere unmittelbar ausz der Gegenwart, gesehen.
Lamprecht meint in einer Vorbetrachtung zu der zwelten, ö Charakteristik, die beste Quelle für die Erkenntnis der Perfönlichkeit des Fassers würden vielleicht immer seine Reden bleiben, und erörtert die daraus entstehenden Schwiertgkeiten, sibt aber zugleich an, wie man sie überwinden könne, Für die Aus- arbeitung des Themas hält sich Lamprecht an die übliche Einteilung: Gren btes, Kernanlage, Umwelt, Cinzelaugprägungen des Charakters, Dem Kaiser wird eine große Wesengzähnlichkeit mit seinem Großvater, Käalser Wilhesim J, zugeschrleben. Die letzte seelisch sittlich; Srund= lage beider Männer fei verwandt, der BVerfasser möchte sie in die Worte zusammenfassen: wahr, wesch, zäh., Dies Urteil wird im einzelnen erläutert, das Erbteil der Eltern, namentlich der Mutter, wird in der ästhetischen Veranlagung des Kaisers ge⸗ fehen, befonders in der Gabe, künstlerisch Wirkungen mit dem Auge zu erfassen. Unter den Eigenschaften des Kaisers hebt Lamprecht an erster Stelle seine Aufnahmefähigkeit und Vlelseitigkeit hervor. Er kleidet dies in die Worte: Der erste Ein⸗ druck ist der einer außerordentlich reichen assoziativen Begabung.!‘ Da⸗ neben stellt Lamprecht die Lebhaftigkeit, den starken Affekt, das Im⸗ pulsive, und endlich eine hochentwickelte Ausdrucks fahigkeit, die über⸗ zeuge, ohne überreden zu müfsen. Zum Beleg dafür wird mit ein⸗ drucksvoller Anschaulichkeit der Vorgang wiedergegehen, der sich am J. Februar 1913 in der neuen Aula der Universttät abgespielt hat. In der Schilderung der Umwelt hat sich Lamprecht kurz gefaßt; er geht nur auf zwei der vielen in Frage kommenden Ein, flässe ein, die er Arbeit und Form nennt. Was er dem auf dem Gymnastum geübten Zwang zur Arbeit verdanke, he der Raiser selbst in (iner Rede auf, die, Probinz Hessen Nassau bekannt; aber auch die Form, ein bindendes Lehensmotih der Fürsten, darf als eine Macht bezeichnet werden, der sich der, Kaiser beugt. Bel der Betrachtung ausgeprägter Charakterzüge wird die Kraft der religiösen Ueberzeugung, die der Kaiser in mannigfachen Zeugniffen bekundet hat, besondert eingehend gewürdigt. Lamprecht erwartet von seinem Büchlein, wie er es nennt, daß der Inhalt einige Seiten der Persönlichteit des Kgisers näher zu bhestimmen und der Natton versfändlicher zu machen imstande sein warde; er streift auch zum Schluß das Polttische Gebiet. Dieser Zweck wird sicher erreicht werden. Durch Thema und Autor ist der Skizze eine weitgehende Beachtung gesichert, aher die Wirkung würde noch erfreulicher sein, wenn es Lamprecht einerseits vermieden hätte, gegen die Kreise, in denen selne Gefamtauffassung vom Wesen der Geschichtschreibung nicht geteilt, wird, gelegentlich Spitzen auszutellen, wenn er anderselts seine Vorliebe für die Verwendung von Typen etwas eingedämmt hätte. Ein Absatz lautet bei ihm; ‚Fürst Bismarck und Kalser Wilhelm II. sind, threr sFaatsmännischen Veranlagung, wie die Franzosen der Bourgetschen Schule sagen würden; ihrer sensi bilits politidue nach, abfolute Gegensatze. Bismarck war Realist, der Kaijer ist Idealist: dies Moment allein schon hätte bei der persön⸗ lichen Bedeutung des Fürsten, namentlich im Verlauf der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, seit der Keimzeit des neuen natfo, nalen Idealismus, daß Zusammenwirken beider Männer auf die Dauer unniöglich machen müssen. Man kann das historische Leben nicht in Formeln bannen, wie es hier geschieht. Kein Begriff, kehrt in Lamprechts Ausführungen so häufig wieder wöe der der Reizsamkeit. Zum Beispiel heißt es zum Schluß der ersten Charakteristik der aus dem Jahre 1961, der Kaiser habe an Stelle der roheren Machtpolitik früherer Zeiten den mehr gebundenen, auf genossenschaftliche Unterstützung und Kontrolle der Großmächte untereinander gestellten Gedanken der modernen Weltpolitik begründen helfen und sein Ausgangspunkt sei der moderne, reizsame Idealtsmus. ö 3. Blücher und Bonaparte. Von Feldmarschall Freiherrn v. d. Goltz. Deutsche Verlags⸗Anstalt. Stuttgart und Berlin 1913. 90 Seiten. Geheftet 1560 S, in Teinen gebunden 260 6. Der Generalfeldmarschall Freiherr v. d. Goltz ist längst als ein ausgezeichneter Schriftsteller bekannt. Die hier vorgelegten Blätter geben einen kurzen Ueberblick über die wichtigsten Vorgange des Feldzugeß, dem Deutschland seine Befreiung vom fränkischen Joch verdankt. Der Generalprobe von Großgörschen am 2. Mai 1813. der Schlacht, die froh und kühn begonnen worden war, folgte dte Schlacht der Enttäuschung, die Fämpfe bei Bautzen am 20. und 21. Mai. Die folgenden Betrachtungen gruppieren sich um Blüchers Aufstteg, Napoleonzß Bedrängniz und Unschlüffig⸗ keit und die Entscheldung. Es bleibt dabei, daß Blücher der Ueberwinder Napoleons wurde, weil er der einzige war, der sich durch Napoleons Glanz nicht blenden sieß, und an der Üeber— zeugung festhielt, daß ihm das, was menschlich erreichbar fei, nicht versagt werden würde. Er zweifelte nie daran, daß ihm die Nieder= werfung Napoleons gelingen werde, wenn sein Wille fest bleibe, Und Blüchers Schuld war es nicht, daß aus Leipzig kein Sedan wurde und auf, die Ottobertage noch fünf Monate bedeutender Anstrengung und verlustreicher Kämpfe folgten, bis alle Nachklänge des größen Schlachtenkonzerts ausgeklungen waren. Es sind packende Schllde⸗ tungen aus berufener Feder, beruhend auf . Klarhelt und tief⸗ ner
bohrender Psychologie und alles mit ei ärme umfassend, die das Herz weitet. ; ;
Bauwesen.
Ein Wettbewerb für Vorentwürfe zu einem Ver— waltung gebäude der Nordöstlichen Baugewerks. Beru fs⸗ genossenschaft in BerlinWilmers dorf wird von der Ge⸗ nossenschaft unter ihren Mitgliedern und allen im Bezirk der Genossen⸗ schaft ansässigen deutschen Architekten ausgeschrieben mit Frist bis zum 20. Mat d. J. Es stehen drei Preise zur Verfügung von 2500, 1756 und 120 6 und zum Ankauf von zwei Entwürfen je 500 6. Das Preierichteramt haben übernommen die Mitglieder des Genossenschafttz⸗ vorstands: W. Vollmer und O. Heuer in Berlin, M. Hertling in Charlottenburg, C. Becker in Eberswalde und Älbrecht Müller in Stettin; außerdem Königlicher Baurat H. Schliepmann in Berlin und Stadtrat G. Derlin, in Berlin⸗Wilmers dorf. Die Unterlagen für den Wettbewerb sind für 3 bei der Kasse der Berufsgenosfen= schaft, Berlin 80. 16, Schäferstraße 14, erhältlich, die bei Einreichung eines Entwurf zurückerstattet werden.
ö ; . und Forstwirtschaft.
aris, 9. April. W. T. B.) In dem amtlich veröffentlichten Sghten st an ds ber cht wird der Stand des Winterpezenz ö. 1. April d. J. auf T0 6so gegen 71 und 7M im letzten Hong und im entsprechenden Monat, des Vorjahrs angegeben, Sommerweizen auf Y gegenüber 73 0/0 im letzten Monat, Winterhafer auf 55 gegen 66 und 7400, Sommerhafer auf hö gegen 73 0j im Vorjahre.
St Petertburg, 16. April. (W. T. B.) Wie die Handels- und JInudustrie Zeitung meldet, ist das Ueberwintern der Winter- saaten im südlich en Rußland gelungen. Der allgemelns Saalen= stand war am 25. Mär; gut mittel. Gute Saaten fanden sich in den Gouvernement Chersson, Tauren, Sekaterinoslaw, im Kuhan⸗ gebiet, im größeren Teil von Kiew, Podolien und Bessarabien, in einem Teile von Polynien, Poltawa, Charkow und in ben Nord gouvernements von Polen. Unbefriedigende Saaten waren nur selten, am meisten unbefrledigend im Terckgebiet. In den sonstigen Teilen Südrußlands waren die Saaten befriedigend.
Theater und Musik.
Schillertheater Charlottenburg.
Das Charlottenburger Schlllertheater führte am Donners t neucinstudiert, Grillparzers Trauerspiel Des Meercg und . Liebe Wellen“ unter der kundigen Regle Mar Pateggs auf, der auch, wie schon früher, die wichtige Rolle des Sberprie erz spielte. Die mit Milde gepaarte Strenge, die diesen Charakter o. anziehend macht, trat in feiner Darstellung klar in bie Erscheinung; hinzu kam noch die vornehme Sprechkunst Pateggz und sein tiefeß, volles Organ, das ohne sbertir e , Pathos die schöne Verssprache des Pichters ganz zu ihrem R ; kommen ließ. Ein jugendlich“ temperamentvolle ö.
. . Sarnow, und die verträumte diebessehnsucht . .