Termine für die Prüfungen der 72 und der Lehrer für Taubstummen⸗-An alten im Jahre 1883.
r' die Prüfungen als Vorsteher und als Lehrer an Taubftummen⸗Anstalten im Jahre 1883 sind die Taubstummen⸗ Anstalten an nachgenannten Orten gewählt und folgende Termine anberaumt worden:
J. Die Prüfung für Vor ste her a. statt:;
zu Berlin und beginnt am 22. Au uust. . I. Die Prüfungen für Lehrer finden statt in der Provinz: Pstpreußen: zu Königsberg und beginnt am 14. November, Westpreußen: zu Marienburg und beginnt am 31. Oktober, Brandenburg: zu Berlin und beginnt am 22. September, Pommern: zu Stettin und beginnt am 16. März, Pofen: zu Posen und beginnt am 13. November, Schlesien: zu Breslau und beginnt am 19 Oktober, Sachsen: zu Erfurt und beginnt am 18. Juni, Schleswig- Holstein: zu Schleswig und beginnt am 5. November, — — * 1 zu Kildesheim und beginnt am 9 April, estfalen: zu Soest und beginnt am 25. Oktober 1 zu Kamberg und beginnt am 28. August, heinprovinz: zu Neuwied und beginnt am 6. November.
Bekanntmachung.
Nach dem Statut der Louis Boissonnet⸗ Stiftung für Architekten und Bau⸗Ingenieure ist für das Jahr 1885 ein Stipendium von 3000 S zum Zweck einer größeren Studien⸗ reise und zwar, der vorgeschriebenen Reihenfolge gemäß, an einen Architekten zu vergeben. .
Als fachwissenschaftliche Aufgabe ist das von der Archi⸗ tektur⸗Abtheilung vorgeschlagene und von dem Senat der Technischen Hochschule hierselbst festgesetzte Programm durch Se. Excellenz den Herrn Minister der geistlichen, Unterrichts⸗ und RNedizinal⸗Angelegenheiten genehmigt worden:
Der bisher theils unvollständig, theils in einer seiner Bedeutung wenig genügenden Weise publizirte Kaiserdom zu Speier soll mit den dazu gehörigen Kapellen, der Sakristei und Schatzkammer außfgemessen, gezeichnet und das gewonnene Resultat nach einer eingehenden ntersuchung sei⸗ ner aus verschiedenen Kunstepochen stammenden Bautheile in Form einer kunstgeschichtlichen Monographie veröffentlicht werden.
Mit Rücksicht auf die dabei zur Entscheidung zu bringen⸗ den Fragen: 1) Wie war die ursprüngliche Raumgliederung des Innern beschaffen und 2 wann und in welcher Weise ist die vollständige Ueberwölbung zu Stande gekommen, erscheint es unerläßlich, die vergleichende Untersuchung ad 1. auf die Alofterkirchen von Limburg an der Hardt und Hersfeld . ad 2. auf die Dome von Mainz und Worms auszudehnen, die wichtigsten konstruktiven und formalen Vergleichspunkte bei diesen Bauwerken zeichnerisch zu sammeln und in skizzenhafter Darstellung für den Holzschnitt gezeichnet im Zusammenhange mit der Baugeschichte von Speier zu behandeln. Es ist ferner nothwendig, sowohl die in Speler noch vorhandenen Zeich⸗ nungen des AÄrchitekten von Neumann des Restaurationsbaues von 1772 78, fowie alle älteren, theils bei Lokalschriftstellern mitgetheilten, theils in Topographien zerstreuten älteren Ab⸗ bilbungen des Domes zu sammeln und in entsprechender Weise der Monographie einzuverleiben.
Der Text soll eine genaue Beschreibung aller Bautheile unter Hervorhebung der wichtigsten Strukturen und Details sowie eine baugeschichtliche Darstellung, der die besten histori— schen Materialien zum Grunde zu legen sind, umfassen.
An Zeichnungen werden verlangt:
a. 3 Grundrisse, in den verschiedenen Höhen genommen,
b. die 4 Facaden und
c. 3 Durchschnitte (davon ein Längenschnitt), alles dies im Maßstabe von 1: 100,
d. j Facade des südlichen Querschiffs im Maßstabe von 1:50,
. 2— 3 Blätter Details, alle im Maßstabe von 1:10,
f. eine in Strichmanier gezeichnete Perspektive des Innern, eine desgl. des Aeußern und eine desgl. des Innern der Krypta, . (. .
g. 2 Blätter Zusammenstellung der inneren und äußeren Systeme von Limburg und Hersfeld, Mainz, Worms und Speier im Maßstabe von 1: 200.
Die Bewerber um dieses Stipendium haben an den unterzeichneten Rektor und zwar in dessen Bureau W. Schinkel⸗ platz 6 eine Beschreibung ihres Lebenslaufs un) die über ihren Studiengang und eventuell über ihre praktische Beschãf⸗ tigung sprechenden Zeugnisse bis spätestens zum 31. Januar 1833 einzureichen, außerdem aber noch nachzuweisen daß sie die zur Aufnahme monumentaler Bauwerke nothwendige Vor⸗ übung besitzen und daß sie einen wesentlichen Theil ihrer Ausbildung auf der früheren Bau⸗Akademie oder auf der Technischen Hochschule (Abtheilung für Architetktur) hierselbst erlangt haben.
Berlin, den 27. Dezember 1882.
Der Rektor der Königlichen Technischen Hochschule. Kühn.
Ju stiz⸗Ministerium.
Der Ober-Landesgerichts-Rath Meves in Posen ist in Folge seiner Er nennung zum Reichsgerichts-Rath aus dem preußischen Justizdienst geschieden. .
Versetzt sind: der Landgerichts-Rath Suffrian in Neu— Ruppin an das Landgericht in Cottbus, der Amtsrichter von Livonius in Flatom an das Amtsgericht in Stuhm und der Landrichter Vierhaus in Hannover an das Land⸗ gericht J. in Berlin. .
Der Amtsrichter Pick in Opladen ist in Folge rechts— 4 Disziplinar⸗Erkenntnisses aus dem Justizdienst ent⸗ lassen. In der Liste der Rechtsanwälte sind gelöscht: der Rechts⸗ anwalt, Justiz-Rath Weber in Prenzlau bei dem Landgericht daselbst und der Rechtsanwalt Fensch bei dem Landgericht J. in Berlin. .
In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: der Bürgermeister a. D. Grimm bei dem Amtsgericht in Sonder⸗ burg, der Gerichtsassessor Engel, Der Gerichtsassessor Ho e⸗ niger und der Gerichtsassessor Lobe bei dem Landgericht J. in Berlin, der Gerichtsaffeffor Pr. Klasen bei dem Amts— gericht in Leer, der Gerichtsassessor Begach bei dem Amts⸗
bei dem Landgericht in Frankfurt a. O. und der Gerichte assessor Soenderop bei dem Landgericht in Stargard i. P. Der Bber Landesgerichts Rath NRehse in Breslau, der Landgerichts Präsident Arndts in Neuwied, der Amtsger ichts⸗ Fath Salomon in Breslau, der Notar Justiz⸗ Rath von Gerhard in Königsberg i. Pr., der Rechtsanwalt Wie rz⸗ bowski in Schroda, der Rotar Herlet in Straelen und der Rechtsanwalt Praesent in Uelzen sind gestorben.
Kriegs⸗Ministerium.
Die Militãr⸗Intendantur⸗Sekretäre Knipper vom XV. und Tinney vom II. Armee⸗Corps sind zu Geheimen expedirenden Setkretũren und Kalkulatoren im Kriegs⸗ Ministerium ernannt worden.
Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.
Dem Forstmeister Godbersen ist statt der Forstmeister⸗ stelle Siettin⸗Wollin die durch Beförderung des Forstmeisters von Dücker zum Ober⸗Forstmeister in Düsseldorf erledigte Forstmeisterstelle Stettin⸗ Torgelow und dem Forstmeister Leo bie durch Beförderung des Forstmeisters Küster zum Ober⸗ Forstmeister in Stralfund erledigte Forstmeisterstelle Stettin⸗ Wollin übertragen worden. . — Der DOberförster Wiczynski zu Carlsberg ist auf die Obersörsterstelle zu Krascheom im Regierungsbezirk Oppeln versetzt worden. ö Der Oberförster⸗Kandidat Asmus ist zum Ober förster ernannt und demselben die Oberförsterstelle zu Carlsberg im Regierungsbezirk Breslau verliehen worden.
Ministerium der öffentlichen Arbeiten.
Der bisherige Mitarbeiter der Königlichen geologischen Landezanstalt Dr. H. Loretz ist zum Königlichen Landes. Geologen mit Anweisung seines Wohnsitzes in Berlin ernannt worden.
Angekommen: Se. Excellenz der kommandirende Ge⸗ neral des T. Armee⸗Corps, General der Infanterie und Ge⸗ neral⸗ Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, von Tresckow, von Altona.
Aichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 2. Jnuar. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin nahmen am gestrigen Neujahrstage die Gratulationen zum Jahreswechsel entgegen. Trotz des nicht gerade günstigen Wetters hatte sich schon von 9 Uhr Morgens ab vor dem Königlichen Palais ein zahl⸗ reiches festlich gestimmtes Publikum versammelt, welches all⸗ mählich immer mehr anwuche und seinen lebhasten Antheil äußerte. 6. Mit der Auffahrt der Mitglieder der Königlichen Familie nahm die Gratulationscour bei den Kaiserlichen Majestäten ihren Anfang. Allerhöchstdieselben empfingen zuerst um 9) / Uhr die Beglückwünschungen der Kronprinzlichen Familie und der Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses. ; Unmittelbar darauf begaben Sich Se. Majestät der Kaiser und König und die Höchsten Herrschaften vom Königlichen Palais aus in den Dom. Ihre Majestät die Kaiserin und Königin fuhr nach der Kapelle des Augusta⸗Hospitals, um dort dem Gottesdienst beizuwohnen. . Nach der Rückkehr Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin in das Palais wurden zunächst die Hof⸗ staaten zur Beglückwünschung empfangen, worauf nach der Paroleausgabe die militärische Gratulation folgte. Die Parole⸗ ausgabe hatte um 11/ Uhr im Kastanienwäldchen in Gegenwart des ' kommandirenden Generals, des Gouverneurs und des Kommandanten, der Generalität und Admiralität, sämmt⸗ lich im Para de⸗-Anzuge mit großen Ordensbändern, und in Gegenwart aller hier anwesenden fremdherrlichen Offiziere stattgefunden. . . . Um 12 Uhr empfingen Se. Majestät der Kaiser die aktiven und die zur Disposition stehenden Ge— nerale sowie die Obersten, welche Generalsstellungen bekleiden, und die Commandeure der Leibregimenter. Wie in früheren Jahren, so hatte auch gestern Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz Sich der Generalität angeschlossen. Ebenso war mit dieser Gruppe der Vorstand der Geheimen Kriegskanzlei, Oberst Brix, erschienen, um Sr. Majestät dem Kaifer die neueste Rang- und Quartierliste zu überreichen. Um 12 Uhr erschienen zur Gratulation die hier an⸗ wesenden landsässigen Fürsten und ihre Gemahlinnen und um 1 Uhr unter Führung des Reichskanzlers Fürsten von Bismarck die aktiven Staates-Minister sowie der Präsident des Evangelischen Ober⸗Kirchenrathes. . . Nachmittags 15. Uhr hielten sodann die Botschafter ihre feierliche Auffahrt. . t Das Publikum, welches trotz der nebligen Witterung bis zum Schluß der Feierlichkeit ausharrte, brachte Sr. Majestät dem Kaiser, sobald Allerhöchstderselbe am Fenster erschien, enthusiastische Huldigungen dar.
— Am Sonnabend Nachmittag machten Se. Majestät der Kaifer und König eine Spazierfahrt und wohnten Abends der Vorstellung im Opernhause bei. ;
Am Sonntag empfingen Se. Majestät im Laufe des Vormittags den General⸗-Lieutenant Prinzen Friedrich Wilhelm zu Hohenlohe⸗Ingelfingen, die Generale der Kavallerie Grafen von Brandenburg J. und II., den General der Infanterie von ö fowie Se. Königliche Hoheit den Prinzen Friedrich
eopold.
Heute nahmen Se. Majestät die Vorträge des Polizei⸗ Präsidenten und des Chefs des Militärkabinets entgegen.
— Ihre Majestät die Kaiserin und Königin empfing gestern mit Sr. Majestät dem Kaiser und König die Glückwünsche der Königlichen Familie und wohnte dem Gottes⸗ dienst in der Kapelle des Augusta-Hospitals bei.
Später empfing Ihre Majestät einige Mitglieder des Königlichen Hofstaats und die Gemahlinnen der hier anwe— senden landsaͤssigen Fürsten sowie den Reichskanzler und das
Das Familiendiner fand im Königlichen Palais statt Den Kammerherrendienst bei Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin haben die Königli Kammerherren Graf Lüttichau und von Goräenski übernonimen.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit ber Kronprinz begab Sich am Sonnabend früh 8 Uhr zu Wagen zur Abhaltung einer Treibjagd nach der Spandauer Forst und kehrte gegen 5 Uhr Nachmittags hierher zurück. Am Sonntag empfing Höchstderselbe von 12 Uhr ab den General der Infanterie z. D. von Roeder, den Fürsten Windisch⸗Grätz, den Rittmeister Grafen von Pückler vom 2. Schlesischen Husaren⸗Regiment Nr. 6 und den Chef der Admiralität, General der Infanterie von Stosch. Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin wohnten der liturgischen Andacht im Dome bei und nahmen den Thee bei Ihren Majestäten ein. Se. Kaiserliche aht der Kronprinz beehrte um 8i6, Uhr den Reichskanzler Fürsten Bismarck mit einem Besuch. Gestern Vormittag i Uhr begaben Sich Ihre Kaiser⸗ lichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin mit Ihren Königlichen Hoheiten den Prin⸗ zefsinnen Victoria, Sophie und Margarethe zur Neujahrs⸗ gratulation zu Ihren Majestäten und demnächst zum Gottes⸗ dienst nach dem Dom. Um 1i2 Uhr war Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz bei der Neujahrsgratulation der Generalität bei Sr. Majestät dem Kaiser und König zugegen. Nach der Rückkehr aus dem Palais Sr. Majestät empfing Se. Kaiserliche Hoheit den Reichskanzler Fürsten von Bismarck und statiete demnächst Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Karl, den Fürstinnen Bismarck und Radziwill sowie dem Feld⸗ marschall Grafen Moltke und den hier anwesenden Botschaf⸗ tern Englands, Oesterreichs, Frankreichs, Italiens und der Türkei Besuche ab.
Um 5 Uhr begaben Sich die Höchsten Herrschaften zum Familien⸗Diner zu Ihren Majestäten. Am Abend besuchte Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz die Vorstellung im Opernhause.
— Die Bestimmung des Reichs-Strafgesetzbuchs, 8. 368 Nr. 5, welche das Betreten von feuergefährlichen Räumen mit ünverwahrtem Feuer verbietet, schließt, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, J. Strafsenats, vom 2. November v. J, nicht die Befugniß der Landespolizeihehörde zu dem Erlaß von weitergehenden Verordnungen aus, die ergänzend unter Polizeistrafe auch das Rauchen in feuergefährlichen Räumen stellen.
— Mittels Allerhöchster Kabinets⸗Ordre vom 14. v. M. ist bestimmt worden, daß der Stab sowie die 1. Escadron Litthauischen Uanen-Regiments Nr. 12 von Fried⸗ land a. A. nach Insterburg zu verlegen sind, und zwar ersterer zum 1. April d. J, letztere sobald in Insterburg die erforder⸗ lichen Unterkunftsräume disponibel sein werden.
ö
— Im Jahre 1883 werden ausnahmsweise in der ersten Woche des Februar keine Prüfungen zum Portepee⸗ Fähnrich und Offizier stattfinden, dagegen sollen außer zu den anderweitigen regelmäßigen Zeiten bei einer hin⸗ reichenden Zahl von Anmeldungen Prüfungen auch in der letzten Woche des März und in den beiden letzten Wochen des August abgehalten werden.
— Aus Anlaß der Neujahrsgratulation bei Sr. Majestät dem Kaiser sind die kommandirenden Generäle des II. resp. VII. Armee⸗-Corps, General-Lieutenants von Dannenberg und von Witzendorff, und Se. Durchlaucht Hein⸗ rich XIII. Prinz Reuß, General-Major, General à la sujte Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Commandeur der 11. Kavallerie⸗Brigade, aus Stettin, Münster resp. Breslau hier angekommen.
— Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats⸗ Minister Graf von Hatzfeldt-Wilden burg, ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaube zurückgekehrt und hat die Geschäfte wieder übernommen.
— Der General-Lieutenant Freiherr von Meerscheidt⸗
Hüllessem, Commandeur der 28. Division, ist nach f4tägigem Aufenthalte hierselbst nach Karlsruhe wieder abgereist.
— Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Drweski in Inowrazlaw, Dr. Weddigen in Obernkirchen, Fr. Eickhoff in Grenzhausen, Dr. Großmann in Frank⸗ furt a. M.
Oesterreich Ungarn. Pest, 1. Januar. (W. T. B.) der heutigen Neujahrsgratulation der libe⸗ Partei des Reichstages gab der Minister⸗ Tisza nochmals seiner Hoffnung auf Er— haltung des Friedens Ausdruck, indem er erklärte, er könne in dieser Beziehung nur wiederholen, was er im Abgeordnetenhause gesaͤgt habe, daß er nämlich keinen Grund zu erblicken vermöge, welcher die auf die Erhaltung des Friedens gesetzten Hoffnungen vereiteln könnte, Die Re⸗ gierungen der österreichisch⸗ ungarischen Monarchie seien sich bdeffen bewußt, daß es ihre erste Pflicht sei, auf die Erhaltung des Friedens hinzuwirken. Es werde daher auch fortan, wie bisher, eine der Hauptaufgaben der liberalen Partei sein, Verbündete nicht zum Kriege, sondern zur immer besseren Wahrung des Friedens zu suchen.
6 Niederlande. Haag, 30. Dezember. (Köln. Ztg.) Eine persische Gesandtschaft, welche die europäischen Höfe besuchen soll, ist heute hier eingetroffen. Sie besteht aus dem Prinzen Malcom Khan, dem General Kerim und den Herren Mikayl, Ikender und Abul Kassen.
Großbritannien und Irland. London, 30. Dezem⸗ ber. (Allg. Corr) Der neue Minister der Gemeindeverwal⸗ tung, Sir Charles Dilke stellte sich gestern Abend seinen Wählern in dem Wahlkreise Chelseg vor und ersuchte die⸗ selben um Wiederwahl als Vertreter dieser Vorstadt im Unter⸗ hause. In seiner bei dieser Gelegenheit gehaltenen Rede slizzirte Bilke das Programm der von der Regierung beab⸗ sichtigten legislativen Reformmaßregeln für die bessere Ver⸗
Bei ralen Präsident
gericht in Wittenberge, der Gerichts assessor Dr. Salomon
Staats⸗Ministerium.
waltung der , ,. und Gemeinden und, bezeichnete insbesondere eine Vorlage über die grasschaftliche Selbst⸗
Fluß Tugela grenzt,
verwaltung, dann die über die Gleichstellung des städtischen mit
dem ländlichen Wahlrechte, die über die angemessenere Ver⸗ theilung der par mentarischen Sitze, und die zur Fesorm der Gemeinbeverwaltung London sowie eine Vorlage zur Unter⸗ prückung von Wahlbestechungen als die wichtigsten, für welche die Aufmerksamteit des Parlaments in der kommenden Session zunächst in Anspruch genommen werden würde. Ein ein⸗ fimmiger Vertrauensbeschluß der Versammlung verhieß Sir Charles die unbestrittene Wiederwahl, insbesondere da die fonservative Partei von der Aufstellung eines Gegenkandidaten Abstand genommen. 2
Troß aller Zwangagesetze und polizeilichen Maßregeln treiben in Irland die Nondscheinbanden noch immer ihr Wesen. So wurde am Donnerstag um Mitternacht auf einer Bergstraße zwischen Tralee und Castlemaine eine Polizei⸗ patrouille von einer 40 Mann starken Mondscheinbande an— gegriffen. Letztere nahm der Polizei Pferd und Wagen weg ind drohte die Konstabler zu erschießen, falls sie den min⸗ desten Widerstand leisteten. Die Patrouille kehrte nach Tralee zurück, ohne eine Verhaftung vorgenommen zu haben.
Bie bevorstehende Wiedereinsetzung Cetewayo's als König von Zululand wird eine Umgestaltung der Karte von Südafrika im Gefolge führen. Wie die „Times“ erfährt, ist es im Plane der englischen Regierung, Zululand in zwei Theile einzutheilen und denjenigen Theil, der an den für John Dunn und einen anderen Häuptling zu reserviren. Dahin werden sich, wie man er wartet, diejenigen Eingeborenen, welche Gegner der Herrschaft Cetewayo's sind, wenden. In keiner Abtheilung des Landes wird es Europäern gestattet sein, Farmen zu besitzen. In beiden Territorien wird ein britischer Resident fungiren, aber in Cetewayo's Königreich wird er von der englischen Regie⸗ rung befoldet werden, während er in dem anderen Terri⸗ torium aus dem Erträgniß einer den Eingeborenen aufzuer⸗ legenden Wohnungssteuer besoldet werden soll.
Aus Pretoria, der Hauptstadt von Transvaal, wurde jungst gemeldet, daß eine Deputation von angesehenen Boeren nach England zu reisen beabsichtige, um von der britischen Regierung eine Revision der zwischen England und Transvaal nach dem jungsten Kriege geschlossenen Konvention zu erwirken. Wie die „Times“ hört, hat das Kolonialamt die Regierung von Transvaal benachrichtigt, die englische Regierung könnte sich auf eine Revision der Konvention nicht einlassen.
— 31. Dezember. (W. T. B.) Eine der Admiralität aus Su ez zugegangene Depesche meldet, daß von den übrigen A Beduinen, welche den Professor Palmer ermordet haben, weitere 9 gefangen genommen worden sind. Die vorliegenden Dokumente reichen aus, um gegen dieselben den Prozeß anzustrengen.
— 1. Januar. (W. T. B) Dem Vernehmen nach wird Lord Edmond Fitzmaurice an Stelle Dilke's zum Unter— Staatssekretär des Auswärtigen ernannt werden.
Frankreich. Paris, 30. Deze nber. (W. T. B.) Der österreichischungarische Botschafter hierselbst, Graf Wimpffen, ist heute plötzlich gessorben. Derselbe fuhr heute Vormittag um 10 Uhr aus, verließ gegen 11 Uhr in der Avenue Marceau feinen Wagen und schoß sich hier mit einem Revol⸗
ver in die rechte Schläfe. Die Kugel kam an der linken
Schläfe wieder heraus. Wie verlautet, legte Graf Wimpffen seit einigen Tagen eine große Aufregung an den Tag, in Folge von Widerwärtigkeiten anläßlich der Miethung und Ausstattung eines neuen Hotels, welches er im Begriff war zu beziehen.
I. Januar. (W. T. B) Gambetta ist heute früh 5 Uhr gestorben. Noch gestern Abend verlautete, die äußere Ent⸗ zündung scheine sich zu verlieren, doch gelte die Noth wendigkeit eines operativen Einschreitens nicht für ausgeschlossen. Die Aerzte verließen erst Abends 7 Uhr Ville d'Avray, wurden aber um 9 Uhr Abends wieder dorthin berufen, weil sich der Zustand des Patienten verschlimmert hatie. Der Todes kampf währte 2Stunden. Spuller, Etienne und Dr. Fienzal waren zugegen. Der Tod erfolgte nach Aussage der Aerzte durch eine Zersetzung des Bluts und ein Gerinnen desselben im Herzen, welches Ersticken her⸗ beiführte. Heute früh wurde eine Todtenmaske angefertigt; die Leichenschau soll morgen stattfinden. Gambetta hat kein Testament hinterlassen. Die Familie wünscht, daß die Civilbeerdigung in Nizza stattfinde, während Gamhetta's
Freunde den Wunsch äußern, daß er in Paris beigesetzt werde. An die Papiere Gambetta's werden wegen der von ihm innegehabten hohen Aemter
die Siegel gelegt. — Viele Zeitungen sind heute Abend wegen des Neujahrsfestes nicht erschienen; diejenigen, welche erschienen sind, enthalten keine Betrachtungen Über die Konsegquenzen des Todes Gambetta's in der inneren Politik und über den Nachfolger Gambetta's auf dem politischen Gebiete. Die Blätter weisen nur darauf hin, daß der Tod Gambetta's ein großer Verlust für die Republik sei; sie loben seinen Pa⸗ iriotißmus, welcher auch nach Sedan, Metz und der Kapi⸗ tulation von Paris nicht verzweifelte.
Der Ministerrath beschloß in einer heute Abend statt⸗ gehabten Sitzung, daß die Beerdigung Gambetta's auf Staats⸗ kosten stattfinden soll.
1. Januar. W. T. B.) Bei dem heutigen Empfange im Palais Elysée gab der Präsident Grevy den Prä⸗ sidenten des Senat und der Kammer gegenüber seinem leb⸗ baften Bedauern über den Tod Gambetta's Ausdruck. — Bei dem Empfange des diplomatischen Corps brachte der päpstliche Nuntius als Doyen dem Präsidenten die Glückwunsche für das Wohl Frankreichs dar und bat Herrn Grevy, diese Wünsche als einen Beweis der vollsten Hoch⸗ achtung entgegenzunehmen. Der Präsident dankte für die ihm ausgesprochenen Gesinnungen und dargebrachten Wünsche.
Nachrichten aus Lyon zufolge ist die Saone stark an⸗ geschwollen und wird erwartet, daß dieselbe das Niveau vom Jahre 1866 erreichen werde, Der Maire von Lyon hat die Bewohner des Vaise⸗Stadttheils aufgefordert, Vorsichts⸗ maßregeln zu treffen.
. — . 2. Januar. C6. T. VB.). Wie es heißt, soll die Beisetzung der Leiche Gambetta's erst am 10. d. M. stattfinden, damit die Mitglieder der Kammern in corpore der, Feier beiwohnen können. Die Zeitungen „Voltaire“ und „République frangaise veröffentlichen zahlreiche aus der Pro⸗ vinz und dem Auslande eingegangene Beileidsdepeschen. Die Zahl der Personen, welche gestern Ville d'Avray besuchten, wird auf über 3009 geschätzt. Die Morgenblätter sprechen fast einstimmig ihr tiefes Bedauern über den Tod Gambetta 's aus. Die Presse der royalistischen Partei sieht in dem Tode Gambetta's eine Schwächung der Republik, während die Blätter der Intransigenten darin keine Gefahr fuͤr die Re⸗
publit. sondern nur den Ruin der opportunistischen Partei erblicke rr.
alien. Rom, 31. Dezember. (W. T. w Der
Könd g hat den itallenischen Botschafier in Paris, General Nen a brea, anläßlich des Todes des österreichischen Bot⸗ schafter 8 bei der franzöfischen Republik, Grafen Wimpffen früherem österreichischen Votschafters bei der italienischen Re⸗ ierun g, beaustragt, der Wittwe desselben sein Beileid auszu—⸗
precher. — Die Zeitungen äußern gleichfalls ihr Bedauern
uber den Tod des Botschafters und zollen seinem Wirken die vollste Anerkennung. — Die Regierung hat die Demission des Generalsekretãrs im Auswärtigen Ministerium, Baron Blanc, angenommen. — Der Rasseg na“ zufolge hat der Minister⸗ rath beschlossen, die Auslieferung der Triestiner Flücht⸗
linge TDeyy und Parenzani zu verweigern; dieselben sollen
von italienischen Gerichten abgeurtheilt werden.
STamänien. Bu karest, 31. Dezember. (W. T. B) In der heute abgehaltenen außerparlamentarischen Versamm⸗ lung wegen Berathung der Frage, betreffend die Revision der Verfassung, bemerkte der Minister⸗Pꝛäsident Bratiano, obschom sich Niemand im Prinzipe gegen die Revision aus⸗ gesprochen habe, nehme man doch eine gewisse Unentschiedenhꝛtt wahr, welche von der Befürchtung herrühre, daß von einigen Seiten bei der Revision zu weit gegangen werden dürste. Er schlage demnach vor, daß die außerparlamentarische Kom⸗ missigm die Frage nochmals herathen unz sich über das Maß der Revision einigen möge. Die Befürchtungen der Unent⸗ schieden heit würden dann verschwinden und die Verfassung . den Wünschen des Landes entsprechend revidirt werden
nnen.
Serbien. Belgrad, 30. Dezember. (W. T. B Die Skuptschtina nahm heute die Vorlage des allgemeinen Zolltar fs mit Akklamation an.
Drußland und Polen. St. Petersburg, 1. Ja⸗
nuar. (W. T. B. Das „Journal de St. Peters⸗ bourg“ meldet: Der Reichsschatz hat der Staats— bank gestern 50 Millionen Rubel zurückgezahlt. Diese
Rückzahlung erfolgte für das Jahr 1882 gemäß dem Ukas vom 13. Januar 1881, zur Amortisirung von 400 Millionen in Kreditbilleten, welche während des letzten Drientkrieg es zeit⸗ weilig emittirt wurden.
2a merika. Washington, 30. Dezember. (W. T. B.) Der Betrag, um welchen die Staatsschuld während des Monats Dezember abgenommen hat, wird auf 18 Millionen Dollar s angegeben. 1. Fanuar. (W. T. B.) Der Gesandte von Hawaii wurde während des heutigen Neujahr s empfanges heim Präsidenten Arthur von einer Ohnmacht befallen und verstarb kurze Zeit darauf in dem Vorzimmer, wohin derselbe gebracht worden war.
afrika. Egypten. Kairo, 30. Dezember (W. T. B.) Der Khedive hat heute das Budget über Einnahmen und Ausgaben pro 1883 genehmigt. Die Einnahmen für die Ver— waltumg der privilegirten unifizirten Schuld werden auf 4388 O00 Pfund, die Ausgaben für dieselbe werden auf 4167 O00 Pfund veranschlagt, es verbleibt sonach ein Ueber⸗ schuß von 221 000 Pfund zur Verwendung für Reduktion der Schuld. In dem Budget für die allgemeine Landesverwaltung sind die Einnahmen auf 4417 000 Pfund, die Ausgaben auf 4415 Oo Pfund veranschlagt. ö
ALexandrien, 30. Dezember. (W. T. B.) Der hie⸗ sigen Sanitätskommission sind keine Nachrichten über den Aus⸗ bruch der Cholera in Medina zugegangen; dieselbe hat aber eine strenge Quarantäne bei den Quellen des Moses angeordnet.
Seitungsstimmen.
Die „Wiesbadener Zeitung“ erörtert die Frage „Vertheuern Zölle das Leben?“ und bemerkt hierüber;
Der Verein zur Förderung des Wohles der Arbeiter, die Con, cordig, hat eine statistische Aufnahme veröffentlicht, die aus mehr als ö500 Orten Deutschlands die Preise der wichtigsten Lebensmittel und sonstiger Artikel des täglichen Bedarfs angiebt. Das Ergebniß dieser sorgfäl tigen statistijchen Arbeit ist ein überraschendes und erbringt einen unwiderleglichen Beweis für die Unhaltbarkeit der freihändleri⸗ schen Behauptung, daß ein an der Landesgrenze erhobener Zoll im Detailpreise der Waare zum Ausdruck kommt. Von einer Gleich⸗ mãßigkeit der Preise an Orten gleichen wirthscha ftlichen Charakters ist nach dieser Statistik ebensowenig die Rede, wie von einer Abhän⸗ gigkeit der Höhe der Preise von der Entfernung eines Ortes vom Produktionsorte oder vom Importhafen der Waare. Ein Kilo Roggen brod wird in dem Freihafengebiet Bremen mit 16 3 bezahlt, der Zoll auf ein Kilo Roggenbrod beträgt 1 3; dieser Betrag sollte nun nerch der Behauptung der Freihändler dem Preise alles außerhalb des Freihafengebietes Bremen verkauften Roggenbrodes zuwachsen. Statt dessen finden wir aber, daß im Zollinlande in einem Orte, Ostrowo, ein Kilo Roggenbrod 14 3 kostet, daß ferner in 8 Orten ein Kilo Roggenbrod zu 15 3 verkauft wird, nämlich in Osterode, Droffe n, Straßburg i. d. U, Meseritz, Schrimm. Eichstädt und Grabow ( Meglenburg); endlich giebt es drei Orte, Bitterfeld, Ochtrux und Parchim, wo das Kilo Roggeunbrod genau so viel kostet wie in Bremen, nämlich 16 3. Wo bleibt hier die angebliche Ver⸗ theuerung durch den Getreidezoll?
Aber wir finden in der Statistik der Concordia noch stärkere Wider legungen des freihändlerischen Irrthums von der Vertheuerung des Brodes durch den Zoll. In 108 Orten Deutschlands steht der Preis eines Kilo Roggenbrod auf 20 Z; in 75 Orten finden wir den Preis mit 25 angegeben, in 158 Orten liegt der Preis . 20 und 25 F; diese Gruppe, in welcher ein Kilo Roggen rod zwischen 29 und 25 3 kostet, umfaßt demnach im Ganzen 341 Orte umd wir können diesen Preis daher als mittleren für Deutsch⸗ land bezeichnen. Hamburg aber, das doch keinen Getreidezoll zahlt, weist einen Brodpreis von 30 3 pro Kilo auf! Selbst wenn man von die sem Preise wegen der in Hamburg erhobenen Accise 5 3 ab⸗ ziehen wollte, so gäbe es doch auch dann noch 372 Orte in Deutsch⸗ land, die billigere oder gleiche Brodpreise haben als das Freihafen⸗ gebiet Samburg. Das dicht daneben liegende, ebenfalls außerhalb der Zolllinie befindliche Altona hat einen Brodpreis von 20 — alfo einen höheren Preis als 31 andere, innerhalb des deutschen Zoll⸗ gebietes liegende Orte.
Bei Betrachtung der Tabelle über die Roggenbrodpreise kommt man in der That zum Schluß, daß keinerlei Regelmäßigkeit bei der Gestaltung der Preise festzustellen ist, und daß keinerlei Abhängigkeit von dem Produktiong⸗ oder Transportkosten des Getreides stattfindet, Bleiben wir nur bei den preußischen Orten stehen, wo doch keinerlei Abgaben im Inland beim Getreide, und. Brodverkaufe existiren, so finden wir in , . und Wormditt einen Preis von 18 8 hin Kilo Roggenbrod, in den dicht daneben liegenden Städten
illau und Stargard aber 30 g, in Graudenz gar 34 3 und
Strasburg in Westpreußen muß sein Brod überaus theuer, mit 40 3 bezahlen. Neben Mölln in Lauenburg, wo 30 A pro Kilo Roggenbrod bezablt werden, liegen Segeberg mit 18 3, Grabow in Mecklenburg mit 15 und Parchim mit 16 3 9 i. U. weist einen Brodpreis von 15 3 auf, daneben aber liegt Stralsund mit 35 3 und Neu⸗Strelitz mit 25 3. Am Rhein liegen die dur h nichts zu erklãrenden lokalen Preisunterschiede gerade so dicht bei einander, wie im Osten der Monarchie. Wir finden in Bielefeld. Bünde, Friedrichshütte, Hagen und Minden einen Preis von 30 3 und da— neben in Rees 17 4, in Geldern, Heinsberg, Hilden, Kempen und Rheindalen 19 3. Als auffallender Unterschied erscheint es ferner, wenn in Cöln der Preis mit 21, in Crefeld mit 25, in Bielefeld mit 30, in Dortmund mit 24 und in Iserlohn mit 20 4 angegeben ist. Neben Hannover mit 27 finden wir Linden bei Hannover mit 31, dagegen aber Clausthal mit 25 3. Dresden weist einen Preis von 21 A auf, Leipzig daneben 24 5.
Je mehr Beispiele man anführt, desto mehr sieht man die voll⸗ stãndigste Unregelmäßigkeit in diesen Preis gestaltngen zu Tage treten — von einer Einwirkung des Zolles auf diese nach örtlichen Verschieden⸗ heiten von den Detailhändlern normirten Preise kann gar nicht einmal die Rede sein. Von 531 untersuchten Octsxreisen standen 108 auf 20 , IJ auf 25 , 32 auf 39 , während die dazwischen liegenden Ziffern lange nicht so viel Orte vereinigen, Ueberaus hoch sind die Brodpreife in den schlesischen Nothstandsstãdten. Hier, wo die über⸗ wiegend zur ärmsten Klasse der Bevölkerung gehörenden Konsumenten durch den von ihnen beanspruchten Kredit gänzlich in Abhängigkeit von den Detailbändlern und Bäckern stehen, 2 sich theuere Preise im Verhältniß zur Umgegend festgesetzt; in den oberschlesischen NRoth— standestädten kostet fast ausnahmslos ein Kilo Roggenbrod 30 .
Wir glauben durch die aus dem xeichen Material der von der Concordia veröffentlichten Statistik entnommenen Beispiele unwiderleglich dargethan zu haben, daß die Preise des nothwendigsten Lebens bedürfnisses, des Brodes, an jedem Octe nach völlig isolirten lokalen Verhältnissen von den Detailhändlern, so hoch sie es irgend vermögen, festgesetzt werden, daß aber, wenn diese nach der Kaufkraft der lokalen Berölkerung und nach dem Machteinfluß der Detail händler normirten Preise sich einmal eingebürgert haben, dann eine so geringe Abgabe wie 1 3 pro Kilo Roggenbrod an denselben nichts zu ändern vermag.
— Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ , in einem „Jahresbericht über Handel, Industrie und
örse“:
Handel und Industrie dürfen mit lebhafter Befriedigung auf das verflossene Jahr zurückblicken. Es war kein Jahr starker Erregungen und plötzlicher Ueberraschungen; unter dem Schutze der nun im dritten Jahre in Kraft gewesenen Wirthschaftspolitik, frei von poli— tischer Beeinflussung, haben sich Industrie und Verkehr in ruhiger, aber fast ununterbrochen günstiger Weise entwickelt, und ein neues volles Jahr spricht in seinen Resultaten für den Segen, den die neue Wirtbschaftspolitik über Deutschland gebracht hat.
Deutschlands Stellung im Weltverkehr hat durch die im Laufe des Jahres in voller Ausdehnung erfolgte Eröffnung der Gotthard— bahn einen bedeutsamen Schritt nach vorwärts gethan. Noch ist die neue Weltbahn zu kurze Zeit im Betriebe, um ihren Einfluß in vollem Umfange erkennen zu lassen, es ist jedoch schon nach den bis— herigen Refultaten kein Zweifel mehr gestattet, daß die schwerwiegen⸗ den Spfer, welche das Beutsche Reich für die Gotthardbahn gebracht hat, sich reichlich lohnend erweisen werden. Als wichtigstes Resultat derfelben ist die erlangte Selbstständigkeit des deutschen Weltwerkehrs, seine Unabhängigkeit von den französischen resp. österreichischen Tarifen zu bezeichnen. ;
Der wichtigste Zweig der deutschen Industrie, der Eisen⸗ und Kohlenindustrie, darf auf durchaus günstige Erfolge zurückblicken. Nach einer vergleichenden Zusammenstellung für die ersten 19 Monate hat die Ausfuhr von Roheisen gegen den entsprechenden Zeitraum 1881 allerdings um 543 638 Doppelcentner abgenommen, dagegen hat der Export von Halb⸗ und Ganzfabrikaten um 239 453 Doppelcentner zugenommen, wobei jedoch die Ausfuhr im Veredlungsverkehr unbe⸗ rüchsichtigt geblieben ist. Die gute Beschäftigung der Werke zeigt sich in der fortschreltenden Aufbesserung der Abeiterlöhne und in der steigenden Rentabilität der durch Aktiengesellschaften betriebenen Unternehmungen. Im Verein deutscher Eisen⸗ und Stahlindustriellen, der zur Zeit I45 Werke mit gegen 249 0900 Arbeitern umfaßt, wurde konstatirt, daß sich der Mehrverdienst eines Arbeiters im laufenden Jahre gegen 1879, d. h. vor Einführung der Eisenzölle, auf ea. 98 „S berechnen ließe. Diese Steigerung der Löhne, sowie die allgemeine Erhöhung det Produktionskosten und der Rohmaterialienpreise halten die Stei⸗ gerung der Rentabilität der Werke allerdings in bestimmten Grenzen, allein bei der alljährlich gegen Schluß des Jahres an der Börse stattfindenden Schätzung der Dividenden wurden tin . für die Mehrzahl der auf Aktien betriebenen Bergwerks und Maschinenbau⸗ gesellschaften gegen 1881 abermals und zum Theil wesentlich erhöhte Dividenden in Aussicht genommen.
Die gleiche Voraussetzung waltet bezüglich der Eisenbahnen ob, deren eventuelles Erträgniß auf Grund der Monatsausweise berech tigterweise wesentlich höher zu taxiren ist, als für 1881. Es liegt darin der zutreffendste Beweis für das Aufblühen des Handels und der Industrie, und es müssen die erzielten Mehreinnahmen um so schwerer ins Gewicht fallen, als die Tarife für die Massenartikel, namentlich für Eisen und Kohlen, im Laufe des Jahres vielfach erheb⸗ lich reduzirt worden sind. . . . . .
Amtsblatt des Reichs-Postamts. Nr. 79. — Inhalt: Verfügungen; Vom 25. Dezember 1832. Veränderter Tarif der Ver⸗ sicherungsgebühr für Packete mit Werthangabe nach und aus Schweden. — Vom 22. Dezember 1832. Annendung des Eisenbahn⸗-Postgesetzes auf das ehemalige Berlin⸗Potsdam⸗Magdeburger Eisenbahnunter⸗ nehmen. — Vom 24. Dezember 1882. Eröffnung der Eisenbahn—
strecke Homberg⸗Mörs.
Nr. 80. — Inhalt: Verfügungen: Vom 27. Dezember 1882. Ermittelung des Gewichts der eifenbahnzahlungspflichtigen Post⸗ päckereien auf der Berlin; Stettiner und der Bergisch⸗Märkischen Eisenbahn. — Vom 28. Dezember 1882. Eröffnung der Eisenbahn⸗ . . f
rchiv für Post und Telegraphie. Nr. 24. — Inhalt: Aktenstücke und Aufsätze: Die deutsche Reichspost im Jahre 1 — Ueber Jafluenzkarten und graphische Coordinatenfahrpläne. — Eine Stimme aus Handelskreisen über den Weltpostverein. — Die Tele⸗ graphenlinie auf der kurischen Nehrung. — Das neue Postgebäude in aris. — Die Post« und Telegraphenverwaltung von Niederländisch⸗ ndien. — Die Bedeutung des Panama-⸗Kanals für den Weltverkehr. — Kleine Mittheilungen: Weitere Entwickelung der Fernsprech-Ein⸗ richtungen in den größeren Städten des deutschen Reichs⸗Telegraphen⸗ gegietes. — Gestaltung des Verkehrswesens in Kapstadt und Neu⸗ südwales. — Verkehre verhältnifse in Kagoshima (Javan). — Ueber einen bemerkenswerthen Blitzschlag. — Packetpost in England. — Die Aufbewahrungsfrist, für Postlagersendungen im internationalen
Postverkehr. — Zeitschriften⸗Ueberschau. Nr. 23. — Inhalt:
Armee -Verordnungs-⸗-Blatt.
Dislokation des Stabes und der 1. Eskadron des Litthauischen Ulanen · Regiments Nr. 12. — Termine für Portepeefähnrichs⸗- und Offiziers⸗Prüfungen im Jahre 1883. — Extraordinäre Verpflegungs⸗ zuschüsse pro 1. Quartal 1883. — Vergütungssätze är Brot und Fourage und Vergütungspreis für den aus preußischen Magazinen an Kadettenanstalten verabreichten Roggen pro J. Semester 1885. — Uebernahme der Eisenbahntransportkosten für die von Offizieren bei Versetzungen außerhalb ihrer Garnison angekauften Pferde auf Mi⸗ litärfonds. — Liquidirung der Vergütung für die Abänderung von Bekleidungsabzeichen.
Ju st ij ⸗Ministe rial · Blatt. Nr. 48. — Inhalt: Allgemeine Verfugung vom 27. Dezember 1882. betreffend die Vollstreckung der
von den Justizbehörden gefaßten Defektenbeschlüsse. — Allge mei ie