1883 / 5 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 06 Jan 1883 18:00:01 GMT) scan diff

olle an die Hülfgczmités oder an Behörden adressirten Liebes⸗ gaben ist im badischen direkten Bahnverkehr und auch im Transitverkehr Frachtfreiheit gewährt. —Der Wien⸗Pariser

Schnellzug wird morgen Nachmittag zum ersten Mal wieder Die Route Avpenweier⸗Straßburg passiren.

Sessen. Darmstadt, 5. Januar. (W. T. B.) Den Ständen ist eine Vorlage wegen Gewährung einer Zins⸗ garantie für eine Aktienunternehmung zugegangen, welche den Betrieb einer Dampf⸗Kettenschleppschiffahrt auf 1 Main von Mainz nach Aschaffenburg herzustellen beab⸗

ichtigt.

ĩ Ein Erlaß des Ministeriums empfiehlt die Errichtung transitorischer Baracken zur Unterbringung der durch die Ueberschwemmung obdachlos Gewordenen, bei den Ständen soll die Uebernahme der hierdurch erwachsenden Kosten auf die Staatskasse beantragt werden.

6. Januar. (W. T. B. Das Ministerium hat den Ständen eine Vorlage zugehen laffen, in welcher die Bewilli⸗ gung von 148 500 s6 zur Ausführung der Uebereinkunjt mit Preußen wegen Regulirung der Rheinstrecke von Mainz bis Bingen gefordert wird.

Schweiz. Bern, 5. Januar. (W. T. B.) Der Bundesrath hat zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister bei dem König von Italien das Bundesrathsmitglied Bavier ernannt und dieser die Wahl

angenommen.

Großbritannien und Irland. Lon don, 4 Januar. (Allg. Corr.) Der durch die Ernennung des Generals Sir John Adye zum Gouverneur von Gibraltar erledigt gewor— dene Posten des General-Inspektors der Artil— lerie (Surveyor⸗General of Ordnance) im Kriegs⸗Ministerium soll, wie die „Times“ erfährt, vorläufig nicht wieder besetzt werden.

Aus Irland werden neue Gewalthaten gemeldet, und scheint die Lage dort abermals eine gefahrdrohende zu werden. In Uvver Craß, Grafschaft Tipperary, wurden drei Gerichts— vollzieher des irischen Eigenthumsschutzvereins von einer be— waff neten Mondscheinbande angegriffen. In dem Kampfe, welcher sich entspann, feuerten die Gerichtsvollzieher ihre Revolver ab, wodurch einer der Angreifer getödtet und mehrere andere verwundet wurden. Die herbeigerufene Polizei verhaftete fünf Mitglieder der Bande. Auf der Landstraße unweit Ballinamore wurde am Dienstag Abend ein erst ganz kürzlich ermittirter Vächter Namens John Sheridan ermordet. Das Motiv des Mordes ist noch unbekannt, aber zwei der That verdächtige Individuen sind verhaftet worden. Der Ermor— dete saß geraume Zeit als „Verdächtiger“ in einem irischen Staats gefangnisse.

5. Januar. (W. T. B.) In der wie bereits ge⸗ meldet von Lord Granville über die Anerkennung der freien Schiffahrt im Suezkanal an die Mächte gerichteten Cirkulardepesche wird anerkannt, daß Europa ein ge— meinsames Interesse an der Aufrechterhaltung der Ruhe und an einer guten Regierung in Eg ypten habe. Die Verant—⸗ wortung dafür, diese Ziele zu sichern, werde von England offen und aufrichtig übernommen, dieselbe sei ihm durch die Umstände und durch seine eigenen Interessen auferlegt. Im Uebrigen ist die Note durchaus erläuternder, keineswegs recht⸗ fertigender Natur; auch werden die Mächte zu einer Aeuße— rung ihrer Ansichten über die künftige Ordnung der Dinge in Egyrten nicht eingeladen. Das Cirkularschreiben wird voraussichtlich zu eiꝛiem freundschaftlichen Meinungsaustausch Anlaß geben, ist indeß in Bezug auf Alles die Zukunft Be⸗— treffende reservirt und läßt der englischen Politik die Freiheit, sich durch die Umstände bestimmen zu lassen.

Kapstadt, 5. Januar. W. T. W.) Cetewayo hat heute die Rückkehr nach dem Zululande angetreten.

Frankreich. Raris, 4 Januar. (Fr. Corr.) Der Ministerrath unter dem Vorsitz des Prasidenten der Re— vublik hat sich heute ausschließlich mit den Anordnungen des Begräbnisses Gambetta's beschäftigt. Da Hr. Duclerc an seiner Knieverletzung noch darniederliegt, so wird statt seiner der Justiz-Minister Dens Namens der Regierung bei der Leichenfeier sprechen. Gemäß den Bestimmun gen des Dekrets vom Messidor des Jahres XII. hat der Justiz-Minister die Gerichte von Paris aufgefordert, sich in corpore bei dem Leichenbegängniß zu bettzeiligen. Der griegs-Minifter hat zu gleichem Zweck sämmtliche 19 Corps Kommandanten nach Varis berufen. Die Regierung hat außerdem beschlsssen, daß die offiziellen Zteden, also die des Justiz-Rinisters, des Kammer⸗ Prästdenten und des Hrn. Jules Ferrz, als ehemaligen Mit— gliedes der Regierung der nationalen Vertheidigung, im Palais Bourbon an dem Sarge gehalten werden, und sonach die eigentliche offizielle Feier innerhalb des Palais Bourbon, und ehe der Trauerzug sich in Bewegeng setzt, stattfinden joll. Zu diesem Theil der Leichenfeier werden auch die Bot— jcafter und Missionschefs ven Seiten der Regierung ein—⸗ geladen werden.

5. Januar. (W. T. B.) General Chanzy ist in der vergangenen Nacht plötzlich gestorben. Der Tod wurde durch einen Schlaganfall herbeigeführt. Die

Leichenfeier wird in Chalons s. M., wo der Verstorbene das Generalkommando führte, stattfinden. Sämmtliche Zei⸗ tungen beklagen den Tod Chanzy's aufs Tiefste und geben der schmerzlichen Erinnerung an Gamibetta, der die Seele des Widerstandes gewesen sei, und an General Chanzy, Der den Degen desselben gebildet habe, gemein samen Ausdruck. Die „Agence Havas“ bringt ein Londoner Telegramm, in welchem versichert wird, daß die Replik des Minister⸗ Präsidenten Duclerc auf die Dexesche Lord Granville s vom 1. d. M. bereits eingegangen sei. Die Antwort Duclercs konstatire die Unmöglichkeit einer Verständigung. Die Verhand⸗ lungen zwischen Frankreich und England würden als ge— schlossen angesehen. Im Uebrigen sei die Form der Antwort eine sehr verbindliche und artige, die an der Auf⸗ rachterhaltung guter Beziehungen zwischen Frankreich und Siigland nicht zweifeln lasse. Die gestern in der Frage der egyptischen Kontrole vom „National“ gebrachten Mittheilungen werden als unrichtig angesehen.

5. Januar, Abends. (W. T. B.) Die Zahl Derjenigen, welche im Laufe des heutigen Tages vor der im Palais Bourbon aufgebahrten Leiche Gam betta's vorüber⸗ defilirten, war noch größer als gestern. Bis jetzt sind über 2000 Kränze zum Schmuck des Sarges eingetroffen. Dem morgigen Leichenbegängnisse werden gegen

auf der Place de

409 Delegationen beiwohnen. Die Statuen der Städte la Concorde werden, während der Leichenzug den Platz passirt, verhüllt und die meisten Läden und Magazine geschlossen seien. Am Eingange zum Friedhof Pere Lachaise sollen 8 Reden gehalten werden; im Namen der Regierung spricht der Jufstiz Minister Deves, im Namen der Kammer der Präsident Brisson, im Namen des Senats der Vizepräsident Peyrat. Der Temps“ sagt: Die Gambetta erwiesenen Huldigungen bewiesen, wie irrig die Be⸗ hauptung der Ausländer sei, daß es in Frankreich keinen Patriotismus mehr gebe. f

Der von der Times“ ausgesprochenen Hoffnung gegen⸗ über, daß Euroya die die englische Polit ik bezüglich Egyyp⸗ tens darlegende Note mit Genugthuung aufnehmen werde, bemerkt der Temps“: „Wir werden es heute nicht unter⸗ nehmen, die Illusionen zu zerstören, welche die „Times“ über diesen Punkt zu hegen sich den Anschein giebt.“ .

Das Unwohlsein Léon Say's, von welchem einige Journale berichteten, ist nach eingezogener Erkundigung nur ein leichtes und bis jetzt ohne jede ernstere Bedeutung.

6. Januar, Vorm. 9 Uhr 30 Min. (W. T. B.) Anläßlich der heute stattfindenden Beerdigung Gam⸗ betta's ist die Stadt in allen Theilen mit Trauerfahnen geschmückt. Von allen Seiten treffen die Delegationen bei dem Palais Bourbon ein. Zwischen diesem und der Esplanade des Invalides sammeln sich die Truppen. Die Säulenhalle des Palais Bourbon ist mit Flor umhüllt, während die Facade mit schwarien Behängen und dreifarbigen Fahnen dekorirt ist. Mehrere Wagen sind bereit gestellt, um die Kränze zu besördern, deren Zabl in jedem Augenblick wächst.

Wie es heißt, ist Loon Say von seinem Unwohlsein wieder hergestellt und wird den heutigen Begräbnißfeierlich— keiten beiwohnen.

6. Januar, Vormittags 10 Uhr 30 Min. (W. T. B.) Ueber das Leichenbegängniß Gambetta's wird gemeldet: Der sechsspännige Leichenwagen traf um ! Uhr auf dem Quai gegenüber dem Säulengange des Palais Bourbon ein; demselben ritten 6 in Trauer gekleidete Vorreiter voraus; an den vier Ecken

befinden sich Weihrauchbecken. Der Sarg ist mit einer schwarzen

Sammetdraperie bedeckt. Auf derselben befindet sich eine mit Flor umhüllte Trikolore und Draperie, sowie zwei frische Palmen mit rothen Immortellenkränzen. Die Plattform ist ganz mit Blumen bedeckt. Drei große Wagen mit Kränzen fahren dem Leichenwagen voraus. Die Fahnen aller Regimenter sind mit Flor umhüllt. Um 19 Uhr 20 Minuten wurde der Sarg unter dem Donner der Kanonen auf den Leichenwagen gehoben. Die Truppen präsentirten, die Fahnen senkten sich, während die Tambours anschlugen und die Musik zu spielen begann. Die auf der rechten und linken Seite des Leichenwagens gehenden Träger hatten Stäbe mit Kränzen auf den Schultern. Um 1019 Uhr setzte sich der Zug in Be— wegung. Auf die Verwandten und Freunde Gambetta's folgten im Zuge der Präsident Gréry, dann die Minister und Generäle, darunter auch General Gallifet, hierauf die Senatoren und Deputirten, unter Letzteren auch Clé— menceau und die übrigen Mitglieder der äußersten Linken. An der Spitze des Senats und der Kammer befanden sich Peyrat und Brisson. Der Zug, in welchem man etwa 2000 Ossiziere und ca. 1006 Delegirte ver— schiedener Gesellschaften bemerkte, bewegte sich in der größten Ordnung über den Place de la Concorde, durch die Rue Rivoli und den Boulevard Sevastopol. Der Zug gewährte einen imposanten Anblick und war von einer Aus⸗ dehnung, wie sie hier noch nicht gesehen wurde. Mit Aus⸗ nahme derjenigen Straßen, welche der Zug passirte, waren die Straßen fast menschenleer.

Nizza, 5. Januar. (W. T. B.) Der Munizipal— rath hat beschlossen, daß die Beerdigung Gambetta's hier auf Kosten der Stadt geschehen und daß dem Boulevard St. Philippe der Name Boulevard Gambetta beigelegt werden soll. Die Ankunft der Leiche dürfte am Montag erfolgen.

Italien. Rom, 5. Januar. (W. T. W.) Der wegen eines Steinwurss gegen den Wagen des österreichischen Botschafters Grafen Paar verhaftete Valeriani wird unter der Anklage der Gewaltthätigkeit gegen einen hohen Staats— würdenträger vor das Zuchtpolizeigericht gestellt werden.

Die „Stampa“ meldet die bevorstehende Versetzung des Generalkonsuls de Anfora zu Triest als Geschäftsträger nach Montevideo, des Konsuls Durando zu Skutari nach Triest und Maccio's als Gesandten nach Cettinje.

Die „Rassegna“ veröffentlicht einen, von einem frühe— ren Mitgliede der Irredenta unterzeichneten Artikel, in welchem derselbe die Agitation zu Gunsten der Irredenta als für Italien gefährlich erklärt, für Italien die Nothwen— digkeit einer Allianz mit Oesterreich und für Oesterreich die Vortheile einer Allianz mit Italien nachweist. Der Artikel empfiehlt Oesterreich, sich durch die Azitation einer Minorität, einer faktiösen illufionistischen Partei nicht beirren zu lassen und sich mit den italienischen Ornungsmännern zum gemein— samen Nutzen beider Monarchien und des europäischen Frie⸗ dens und zum Schutze des Mittelmeers zu verständigen.

6. Januar. (W. T. B.) Der „Dirit to“ schreibt in Bezug auf die irredentistischen Ausschreitungen: Die öffentliche Meinung hat die traurigen Ereignisse der letzten Tage gebrandmarkt. Hoffen wir, daß diefelben sich nicht erneuern werden, sonst müßte die Regierung sehr energische Maßregeln ergreifen. Das Ministerium scheut nicht vor der Anschuldigung des Illiberalismus zurück; es darf nicht zögern, wo der gute Ruf und die theuersten vitalsten Interessen des Vaterlandes auf dem Spiele stehen. Das Blatt sagt weiter: man könne nicht zugeben, daß man Italien auf der Straße Verlegenheiten bereite, welche geeignet seien, das Verhältniß zu einer benachbarten Macht zu kompro⸗ mittiren, die Grundlage der sreundschaftlichen Beziehungen zu verrücken und Italien in Abenteuer zu stürzen. Es sei ver⸗ hängnißvoll für jedes Land, sich von den Vorgängen auf der Straße beherrschen zu lassen. Das Ministerlum werde sich wirklich populär machen und Anspruch auf die Dankbarkeit der Nation erwerben, wenn es die in Jer Gazzetta ufficiale⸗“ gegebenen Versprechungen entschieden ein löse.

Serbien. Belgrad, 5. Januar. (W. T. B.) Die Skupschtina hat die Vorlage, betreffend die Heeresreorga⸗ nisation, mit geringen Aenderungen ang⸗ nommen.

Amerika. New⸗York, 5. Januar. (W. T. B.) Der Mayor von New⸗Hork hat angeordnet, daß morgen, am 22 des Begräbnisses Gam betta's die Fahnen auf allen öffentlichen Gebäuden halbmast gehißt werden.

(Allg. Corr.) Die Einkünfte der Vereinigten

Staaten in dem am 31. v. Mt. beendeten Halbjahre be⸗ trugen 210 827 544 Doll., die Ausgaben 1356 794 971 Doll. Im Vergleich mit dem entsprechenden Semester von 1881 haben die Einkünfte um 5 Millionen Doll, die Ausgaben um 1 Million Doll. zugenommen. Die Zunahme der Einkünfte ist fast ganz auf Rechnung der Zolleinnahmen zu setzen. Die ordentlichen Ausgaben weisen einen Zuwachs von 8 Millionen Doll. auf, aber die Verzinsung der Staatsschuld hat sich um 7 Millionen Doll. verringert. Die Schuld des Staates be⸗ ziffert, sich dem Bericht des Gouverneurs zufolge, nach Abzug des Tilgungsfonds auf 6 385 536 Doll. Die Schuld des Staates Pennsylvanien beträgt abzüglich des Tilgungsfonds 12 232 099 Doll.

Seitungsstimmen.

Das „Centralblatt für die Textilindustrie“ bringt an der Spitze seiner ersten Nummer im Jahre folgen⸗ den Neujahrsgruß:

Das beginnende Jahr kann, wenn man vom vergangenen auf das künftige schließen darf, im Allgemeinen mit frohen Hoffnungen an⸗ getreten werden. Die deutsche Industrie überbaupt und die Textil- branche im Besonderen bat Anlaß, mit dem Jahre 1882 zufrieden zu sein. Fast alle Zweige der Textilindustrie erfreuten sich eines stetigen, fortschreitenden Absatzes; in manchen sind bedeutende Kaxitalien neu angelegt; andere, in denen schon seit Jahren eine gewisse Ueber⸗ produktion sich geltend macht, wie z. B. verschiedene Zweige der Leinenindustrie, baben wenigstens eine kleine Besserung erfahren. Im großen Ganzen klagt man allerdings über gedrückte Preise. Aber wann hätte man nicht geklagt?

Die goldenen Zeiten, deren sich die alten deutschen Industrien der Tuch⸗ und Leinenbrancke in den dreißiger und vierziger Jahren dieses Jahrhunderts erfreuten, als namentlich der Export nach Amerika bohe Gewinne abwarf und der amerikanische Markt noch nicht so überfübrt war, wie jetzt, sie kebren wobl schwerlich wieder. Möglich auch, daß den älteren Genossen unserer Industrie, welchen diese Zeiten noch in mehr oder minder dunkler Erinnerung vorschweben, eben die Erinnerung den Sachverhalt in glänzenderen Farben malt, als es in Wahrbeit gerechtfertigt ist. Jedenfalls hat es keinen Werth, nach dem Entschwundenen sebnsüchtig auszublicken, und jeder durchmessene Zeit⸗ abschnitt mahnt vielmehr, die Gegenwart zu nußen und der Zukunft festen Auges entgegen zu schauen. Glücklicherweise liegen, wie schon bervorgehoben, die Zeitverhältnisse so, daß ein muthvolles Vertrauen völlig berechtigt erscheint.

Noch immer versucht man sich an der Lösung der Frage, ob die im Jahre 1879 eingeleitete neue Zollpolitik, welche der deutschen Industrie den heimischen Markt zu sichern unternahm, den unleug⸗ baren Aufschwung herbeigeführt oder mindestens in hervorragendem Maße dazu mitgewirkt habe, oder ob dieser Aufschwung auch 9 die Aenderung unseres früheren Zolltarifs eingetreten sein würde. Für den praktischen Mann hat der Streit der Meinungen darüber gewiß nur geringen Werth. Genug, daß die Verhältnisse thatsaäͤchlich besiete geworden sind. Wieriel Antheil daran der oder jener Faktor hat, ist schwer, wo nicht unmöglich, feftzustellen. Daß aber eine Maßregel, welche der ausländischen Konkurrenz, die sich sonst auf unserm Markte druckend fühlbar machte, ir anlegt, nicht wirkungslos bleiben konnte und dem innern

eschäft zu Statten kommen mußte, liegt zu sehr auf der Hand, um von irgend einem Unbefangenen ernstlich bestritten werden zu können. NUeberdies muß wahrheitsgemäß konstatirt werden, daß die dunklen Propbezeibungen, welche der freibändlerische Dektrinarismus an die neue Zolpolitik knüpfte und welche einen Verfall der Industrie, ein Sinken des Exports und schädliche Retorsionen des Auslandes in Aussicht stellten, sich als bohle Schreckgespenster erwiesen haben wie sie denn jedem erfahrenen und mit der Geschichte der Industrie und der Zollpolitik der verschiedenen europäischen Länder bekannten Manne von vornherein als nichts anderes erscheinen konnten.

Nach diesen Erfahrungen hat, wie wir glauben, die deutsche In⸗ dustrie im Allgemeinen und die Tertilindustrie im Besonderen ein dringendes Interesse, den Streit über Freibandel und Schutzzoll be⸗ graben sein zu lassen. Es ist nicht leicht verständlich, wie manche Parlamentarier es über sich gewinnen können, den neuen Zolltarif noch immer in Bausch und Bogen zu bekämpfen und in die indu⸗ striellen Kreise von Neuem die Beunruhigung zu werfen, als ob, wenn einmal die Parteikonstellation es gestattet, der Zolltarif sofort revidirt und wo möglich auf einen reinen Finanz⸗-Zolltarif zurückge⸗

bracht werden würde. Der Zolltarif bedarf und ver- trägt im Einjelnen gewiß manche Aenderung, hier nach oben, dort nach unten, aber der Himmel verschone

Deutschland vor der Wiederaufrührung des generellen Streites, wie wir ihn im Jahre 1879 erlebt haben und wie er durch den Zoll⸗ tarif dieses Jahres für lange Zeit hinaus geschlichtet schien. Soweit wir die Stimmung der industriellen Kreise, mögen sie mehr freihänd⸗ lexischen oder schuszöllnerischen Neigungen huldigen, kennen, ist dies die vorwiegende, um nicht zu sagen, allgemeine Ansicht.

Rube in der Zollpolitik. Ruhe und Friede nach Außen. Das sind die Wünsche, in denen die deutsche Industrie und namentlich die von uns vertretene, einig ist. Möge das neue Jahr diese Wünsche erfüllen!

Die „Essener Zeitung“ theilt folgende Jahres⸗ übersicht Zur Lage des Eisengeschäfts“ mit:

Wenn wir heute auf das abgelaufene Jahr zurückblicken, so müssen wir dasselbe als ein im Allgemeinen befriedigendes bezeichnen. Die Nachfrage war eine rege und den größten Theil des Jahres über waren die Eisen⸗ und Stahlwerke angestrengt beschäftigt. Im An⸗ fange des Jahres 1882 standen die Preise ziemlich auf demselben Niveau wie heute; stiegen nach einer kleinen Abschwächung im Früh⸗ jahr dem zunehmenden Bedarf analog langsam aber stetig, und erreichten in der Mitte des Sommers ihren Höhe⸗ punkt. Eine fieberbafte Bewegung war in keiner Weise wahrzu⸗ nebmen, vielmehr trug die Besserung ein ganz gesundes Gepräge. Nach längerem Stillstand trat dann wieder eine rückweichende Tendenz ein, die bis heute angehalten hat, ohne jedoch heftig zu werden, und die Lage des Marktes wesentlich zu beeinflufsen. In den letzten Wochen des Jahres ist wieder ein Stillstand in der Ruͤckbewegung bemerklich. Die Rohmaterialien sind fester, die Walzeisenvreise sind kürzlich nicht weiter gewichen, Stahlschienen behaupten in den letzten zwei Monaten denselben Satz von 155— 157 4 Im ganzen genommen nabm die Entwicklung im hingeschwundenen Jahre für die Eisenindustrie einen ruhigen und günstigen Verlauf. Alle Zweige blieben den größten Theil des Jahres flott beschäftigt, dazu waren auch die Preise wieder nach langer Zeit lohnend, sodaß der Betrieb der Eisenbuͤtten durchweg pro 1882 ein befriedigendes rentabeles Resultat aufweisen wird. Zumal waren es die deutschen Bahnen, welche den Schienenwerken, 6 für Oberbaumaterial und Waggonfabriken ganz bedeutende Aufträge zuwiesen und indirekt auch den Eisenwerken dadurch Beschäftigung zu⸗ sicherten. Und auch für die nächste Zeit stehen von dieser Seite wieder erhebliche Aufträge in Aussicht. Es ist wohl als zweifellos zu be⸗ trachten, daß der bisherige bedeutende Bedarf der deutschen Bahnen nicht nur nicht abnehmen, sondern mit der Erweiterung des Schienen⸗ netzes noch wachsen und der deutschen Eisenindustrie eine gute und dauernde Absatzguelle bieten wird. Mag man für oder gegen den Schutz zoll kämpfen, das wird wohl niemand, der mit den Verhält nissen vertraut ist, abstreiten können, daß mit der Einfübrung des , . die furchtbare T jährige Kalamität der Eisen⸗Industrie ein Ende genommen hat. Und in den letzten zwei Jahren ist die Besserung stetig, wenn auch langsam mit zeltweiligen Schwankungen fortgeschritten. Wir schauen befriedigt auf das alte Jabr zurück und treten mit den besten Hoff nungen und dem Wunsche, daß die begonnene

Besserung fertichreite, daß die dent be Ciien · Jndustrie sich fernerhin sfetig entwickele un aufbläbe, ig das Jahr 1883. ; ö In der, Norddeutschen Allgemeinen Zeitung sen wir⸗ n, . freibãndlerischen Lager ist man jetzt aufs eifrigste tbätig, Stimmung gegen das Verbot der Einfuhr amerikanischen Schweine Feisches zu machen. In einer ganzen Reibe von Blättern figurirte, entnemmen einem Artikel der Weser Zeitung auch das Argument, amerikanisches Schweinefleisch sei durchaus nicht trichinengefãbrlich., da Tie ausgezeichnete (.) Pökelung desselben die Trichinen tödte. Daß alle mediziniscken Autoritäten in Deutschland darüber längst einig waren irren wir nicht, bat Prof. Virchow selbst die irrige Annabme, als vermöõge die bestmõgliche Põkelung die debens fãbigkeit der Trichine zu zerstören, auf das Eifrigste bekämpft bat natürlich für frei⸗ Fändlerische Organe, denen es einmal beliebt, das Gegentheil zu be⸗ Faurten, nicht die mindeste Bedeutung. Nun erseben wir aus der Neuen Stettiner Zeitung“, einem Blatte streng frei⸗ rãndlerischer Obserranj, also gewiß nicht verdãchtig, gegen amerikanische Sreckseiten tendenziös. eingenommen in sein, Tie Resultate der Trichinenuntersuchung im Polizei Drektionsbezirke Stettin. Es wurden 1882 untersucht 9345 einbeimische Schweine, von denen 4 als trichinõs be⸗ funden wurden, also etwa 1 Schwein auf je 60 deutschen Ursprungs war trickinõs. Dagegen wurden untersucht 855 Seiten amerikanischen Sxvecks, von denen nicht weniger als 318 mit Trichinen behaftet waren, also war 1 Sxeckseite auf je 28 ameritanischen Ursprungs trichinös. Dasselbe Resultat etwa ergab das Vorjahr 1881, in dem ven 9992 untersuchten deutschen Schweinen 10 trichinss waren, wäb⸗ rend ron 39 687 amerikanischen Speckseiten sich 1665 als trichninös erwiesen; während also etwa das tausendste deutsche Schwein trichinenbebaftet war, war es schon die 23. amerikanische Speckeite, und jzwar war sie es trotz der als so vorzüglich empfoblenen ameri⸗ fanischen Põkelung.

Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 1. Inhalt: daß⸗ und Gewichtswesen: Erscheinen einer amtlichen Ausgabe der orschriften, betreffend den Abelschen Petroleumprober. Zoll⸗ und

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uerwesen: Zulassung von Privat Transitlagern für Sternanis. fugnisse von Steuerstellen. Ausländern aus dem Reichsgebiete. Justi j · Ministerial Blatt. Nr. 1. Inhalt: Ausfüb⸗ rungf verfügung vom 238. Dejember 1882 ju der vom Bundesrath be⸗

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8 schlosenen Verordnung betreffend die Einrichtung von Strafregistern und die wechselseitige Mittheilung der Strafurtheile. Erkenntnis des Reichsgerichts vom 20. September 1882.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 1. Inbalt: Amtliches: Cirkularerlaß vom 15. Dejember 1882. Bekannt⸗ machungen vom 29. und vom 27. Dezember 1882. Personalnach⸗ richten. Nichtamtliches: Aus Andreas Schlüters Leben. Mit⸗ tbeilungen über die Regulirung des Mississippistromes. Die Sicher⸗ beit des Ganges der Lokomotiven im Geleise. Einspülen von Srundwänden in Sandboden. Eduard Adolf Edeling *. Ver⸗

mischtes: Inventarisation der badischen Kunstdenkmäler. Kunst⸗ ausstellung in Berlin. GElektrische Beleuchtung im Kursaal in

WDiesbaden Theaterbrände. Ausstellung von Entwürfen und Modellen französischer Schulbausbauten in Paris. Sreisungs⸗ anlagen des Mosel⸗Saone⸗Kanals. Größte Geschwindigkeit von

Eisenbabnzügen. Einsturz eines Fabrikschornsteins in England. Rechtsptechung.

Sc eichstags⸗ Angelegenheiten. g, 3. Januar. W. T. B.) Bei der im Wabl⸗ Stichwahl ist der

kreise Schlochau⸗Flatow gestern erfolgten Sticht Geh. Regierungs Rath von Tepper-⸗Laski (freikons.) mit 9533

Stimmen gegen von Komieromski (Pole), welcher 75583 Stimmen er— hielt, zum Reichstagsabgeordneten gewählt worden.

Landtags Angelegenheiten.

Dort mund über Henrichenburg, Münster, Bever gern, Neudörpen nach der unteren Ems, rorgelegt worden. ir Wilhelm, ron Gottes Gnaden König von Preußen 2c. verordnen, unter Zustimmung beider Häuser des Landtages der Mon—⸗ archie, was folgt: 1

ermächtigt, zum Bau eines Schiff⸗

n

Mit der Erbauung des gedachten Schiffabrtskanales ist erst vor⸗ zugehen, wenn die im 5. 3 rorgesehene Bedingung erfüllt ist. §. 3 . ö ; . - Der gesammte zur Erbauung des fraglichen Schiffahrtskanales, 5154

1

* einschlieỹli

Dir:hschaftserschwernisse und fonstige Rachtheile in rechtsgültiger

Form zu übernehmen und sicher zu stellen. S. 4.

Der Finanz ⸗Minister wird ermächtigt, zur Deckung der im 8. 1 erwähnten Kosten im Wege der Anleihe eine entsprechende Anzahl ron Staatsschuldverschreibungen auszugeben.

Wann, durch welche Stelle und in welchen Beträgen, zu welchem Jintfuße, zu welchen Bedingungen der Kündigung und zu welchem Kurse die Schuldrerschreibungen verausgabt werden' sollen, besti mmt der Finanz⸗Minister.

ö Im Uebrigen kommen wegen Verwaltung und Tilgung der An⸗ leibe, wegen Annabme derselben als pupillen⸗ und depositalmãßige Sizerhbcit und wegen Verjährung der JZinsen die Borschriften des

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letzes vom 19. Dezember 1869 (Gesetzs. S. 1197) zur Anwendung.

2 Die Ausführung dieses Gesetzes wird, soweit solche nach den Sestimmungen des 5. 4 nicht durch den Finanz ⸗Minister erfolgt, dem in;ser der öffentlichen Arbeiten übertragen. Urkundlich ꝛc.

3 Statistische Nachrichten. 124 Dur das Reichsgesetz vom 23. Juni 1882 sind bekanntlich vollfte e Mh len lage r dadurch geschaffen worden, daß den Inhabern * Mählen bei der Ausfuhr der von ihnen dargestellten Mühlen ar rikate der Eingangszoll für eine der Ausfuhr entsprechende Menge zur Mühle gebrachten auslaͤndischen Getreides nachgelaffen wird. welchem Umfange von diesen Mühlenlagern bisher Gebrauch ge— Nacht worden ist., geht aus den folgenden. den Monatsheften Les iseclichen Statistifchen Amts entnommenen Zahlen hervor: Es wurden eingeführt Centner Gu 106 g im Weizen Roggen

ö ( davon auf ' davon auf Monat überhautt Můühlenlager überhaupt Müůhlenlager Juli 1324169 6 76g S47 219 35 6? August S5 46 165 875 554 34 65 825 Sextember 752 885 122 624 366284 39 709 tober bog ho? 1607 956 442 518 35185 Nodember 493 408 93 831 486 409 18 058

Außerdem sind geringe Duantitäten Hafer (37 M. Ctr.), Gerste (1799) und Buchweizen (2448) als für Muhlenlager in den genannten fünf Monaten eingefũbrt nachgewiesen.

Die Ausfubr von Mühlenfabrikaten mit Unterscheidung der durch das Gesetz vom 23. Juni 1882 zugelasenen besonderen Kategorie stellt sich für die Monate Juli / Norember folgendermaßen:

Es wurden ausgefübrt Centner (zu 1600 kg):

Mekl aus Getreide ꝛc.: 791 608, darunter Ton Müßlenlagern: 457 241; geschrotene oder geschãlte Körner, Erauxpe ꝛc: 35 035, darunter von Mãũhlenlagern: 50568.

Nach Mittheilung des Statistischen Amtes der Stadt Berlin sind bei den kiesigen Standesämtern in der Woche vom 24. Dezember bis inkl. 3. Dezember cr. zur Anmeldung gekomrnen: 239 GEbeschließungen, 9823 Lebendgeborene, 42 Torteeborene, 552 Sterbefãlle.

Stat. Corr.) Die Zabl der allgemeinen Heilanstalten in Preu sen, welche an der Krankenbaus⸗Statistik pro 1881 betheiligt sind, mit Ausschluß der Militärlajarethe, betrug im Jahre 1881 1032 gegen Sss im Jabre 1877, wo jum ersten Male die vom Bundes ratbe angeordnete Statistik der Krankenanstalten ins Teben trat. Zur Aufnahme der Kranken standen 44 784 Betten (gegen 37039 im Jabre 1877) bereit.

Wenn man die Benutzung und die Leistungen der Kranken anftalten untersucht, so ist vorauf zu beachten, daß sich die Angaben aus den Krankenhäusern auf die zur Behandlung gelangten Krank- beitsfälle, auf die verpflegten kranken Personen oder auf die verpfleg⸗ ten Personen überhaupt beziehen können. Eine Unterscheidung dies drei Kategorien stößt auf nicht unbedeutende Schwierigkeiten, die jedo überwunden werden müssen, wenn aus der Krankenhaus Statistik ein ver⸗ werthbares Resultat gewonnen werden soll. Es ist z. B. nicht gleichgültig, ob die Zahl der Fälle oder die der Personen, welche sich in den Krankenanstalten befunden baben, der Berechnung der Aufenthalte⸗ dauer für Kranke oder der Sterblichkeit in den Kran kenbäusern zu Grunde gelegt wird. Im Kalenderjahr 1881 wurden 306715 Krank beité fälle, die 2984 203 Persanen betrafen, in den allgemeinen Heil⸗ anstalten unter Ausschlus von Siechenanstalten, von Abtbei⸗ lungen für Sieche und Altersschwache in den Krankenhäusern be— handelt.

Auf dem bezeichneten Wege gelangt man zu einer brauchbaren Durchschnittszabl für die Aufenthaltsdauer von Kranken,. welche für die aufzustellende Bettenzabl bei der Errichtung neuer Kranken anstalten Verwendung finden kann. So ergiebt die Rechnung, daß eine Persen 1879 31,51, 1880 31,96, 1881 31,25 Tage im Durchschnitt aus sämmtlichen allgemeinen Heilanstalten bat ver—

pflegt werden müssen, wobei allerdings zu berücksichtigen bleibt,

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daß die Krankheiten, welche zur Behandlung gelangt sind, in Bezug auf ihre Art eine bestimmte Häufigkeit zeigen. Es

befanden sich 1881 unter 1000 Krankbeitsfaͤllen in den in Rede stebenden Anstalten: Infektions⸗ und allgemeine Krankheiten 275,77, Krankheiten der äußeren Bedeckungen 264,74, Krankbeiten der Ath—⸗ munggorgane 128,63, mechanische Verletzungen 106,42, Krankheite des Verdauungsapparates 79,72, Krankheiten der Bewegungsorgane 51,45. Krankheiten des Nervenspstems 47, 85, Krankbeiten der Ge— schlechtsorgane 36,06, Krankheiten der Cirkulationsergane 21,34, Krankheiten der Augen 17,79, Entwicklungskrankbeiten 17.065, Krank beiten des Ohres 2,15, andere und nicht bestimmt angegebene Krank— heiten 10,93.

Ziebt man die Sterblichkeit in Betracht, so f selben Krankbeitsgrurven eine andere Reihenfolge nach ibrem Vorkammen in den Krankhäusern. Von 1000 Behan⸗ delten sind gestorben an Krankbeiten der Athmungsorgane 30,28, an Infektions- und allgemeinen Krankheiten 23,94, an Krankbeiten des Nervensystems 6, 13, an Entwickelungskrankheiten 4,66, an Krank beiten der Geschlechtsorgane 4331, an Krankheiten des Verdauungs⸗ apparates 4,27, an Krankheiten der Circulationsorgane und in Folge mechanischer Verletzungen je 354, an Krankheiten der Bewegungẽ⸗ organe 1,5ß, an anderen und nicht bestimmt angegebenen Krankbeiten 2,50; die übrigen Krankheitsgruppen wurden nicht zu Todesnrsachen.

Im Ganzen sind 26 138 Versonen im Jahre 1881 gestorben S8, 8 von 1009 in den allgemeinen Heilanstalten verpflegten Kranken. Von 190 Todesfällen, welche innerhalb des gesammten Staatsge⸗ bietes im Jahre 1881 vorfielen (uberhaupt 682 159), sind in den bler in Frage stehenden Krankenhäusern 38, vorgekommen. Von 1000 Personen der Civilbevölkerung vom 1. Januar 1881 sind, soweit An— gaben dem Königlichen statistischen Bureau zugegangen sind, im Laufe des Jahres 1881 rund 100 in sämmtlichen allgemeinen Heilanstalten

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wegen Krankheit aufgenommen und nahebei 10 in denselben gestorben.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Jas ‚Deutsche Familienblatt‘ tritt mit der heute erschienenen Nummer in seinen 4. Jahrgang. Das Blatt, welches sich durch seine gediegenen literarischen und künstlerischen Beiträge bereits einen weiten Leserkreis gewonnen bat, verändert im neuen Jabre seinen Titel in: Schorers Familienblatt?. Es bringt an der Spitze den vielversprechenden Roman „Prusias“, aus dem letzten Jahrhundert der römischen Republik, von Ernst Eckstein, und entbält in der ersten Nummer ferner folgende Beiträge: Die Uhr der Ewigkeit, ein Mär— chen von Hermann Friedrichs; Eine brennende Zeitfrage: Zur Sonntagsruhe, von W. J. Mordtmann; Aus der amerikanischen Gesellschaft, von C. O. Hopp. II. New⸗JYJorker Verbrecher; Ihr Vorleser, Novellette von J. Niemann; Plauderecke. An Holzschnitten enthält die Nummer folgende: Gräfin Egmont bittet den Magistrat von Antwerpen um ein Asyl, nach dem Gemälde von P. J. van der Ouderaag; Haͤusliches Glück, nach einem Gemälde von Hennriette Ronner; Die schöne Zillerthalerin, nach einem Ge— mälde von H. Epp; Der Hypochonder, nach einer Skizze von A. Kampf. Schorers Familienblatt“ erscheint wöchentlich zum Abonnementspreise von LM 60 3 oder in monatlichen Heften zu 50 4. Am Ende des Jahrgangs werden als Prämien Bildẽrmapvpen zugegeben.

Soeben erschien die Festnummer der illustrirten Frauen Zeitung zur silbernen Hochzeit Ihrer Kaiser— lichen und Königlichen Hoheiten des Kronprinzen und der Kronprinzessin, am 25. Januar 1883. (Preis 1,ůõ0 M ) In dieser Festnummer giebt auf 36 Großfolioseiten in großen Zügen Pr. Ludwig Ziemssen ein Bild ron dem ereignißreichen Leben des

ohen Paares. In trefflichen Illustrationen sind Geburts⸗ und

eimstätten des Kronprinzen und der Kronprinzessin, Ihre Bildnisse in verschiedenen Lebensaltern, die wichtigsten Ereignisse in Ihrem Leben, das Wirken im Kriege und im Frieden, die Porträts der Kaiserlichen Eltern, der Kinder und Enkel nach Bildern von Angeli, Bleibtreu, Doepler, Gentz, Plockhorst ꝛc. in Holzschnitt dargestellt.

Gewerbe und Sandel.

Vom Berliner Pfandbrief⸗Institut sind bis Ende De zem ber 1882 14 367 609 6 4 ige, 44 323 8M M 4162 olige und 9 181500 6 5Yoige, zusammen 67 872 300 ½ Pfandbriefe aus— gegeben, wovon noch 14 180 700 6 4 *½Mige, 37 093 800 0 41 20iige und 7 055 709 M 5 ige, zusammen 58 330 200 „6 Pfandbriefe ver—⸗ zinslich sind. Es sind zugesichert, aber noch nicht abgehoben 645 600 S, im Laufe des Monats Dezember 1882 angemeldet 3 Grundstucke mit einem Feuerversicherungswerth von 505 205 A

Den kürzlich erschienenen Mittheilungen der K. und K. ö sterreichisch ungarischen Kon sulats⸗Behörden“, welche von dem Statistischen Departement im K. K. österreichischen Handels ⸗Ministerium zusammengestellt sind, entnehmen wir einem aus Berlin erstatteten Berichte über Wahrnehmungen auf wirthschaftlichem Gebiete des Deutschen Reiches im Jahre 1881 folgende Ausführungen:

Die Ansicht; daß die bereits seit der zweiten Hälfte des Jahres 1879 sich zeigende Besserung der wirtbschaftlichen Zustände Deutsch⸗ lands fein blos vorübergehendes Aufraffen aus dem langjäbrigen Da⸗ niederliegen von Handel und Gewerbe sei, daß dieselbe vielmehr aus gesunder Grundlage sich entwickelt habe, und daher auch die Erwar⸗

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tung auf einen dauernden Aufschwung der Geschäfte gestatte, wurde im Jahre 1881 in vollem Umfange gerechtfertigt.

Während noch im Jabre 1880 die Preise der meisten Industrie erjeuanisse vielfachen Schwankungen unterworfen waren, und nament- lich in der Eisen⸗ und Kohlenindutrie die unleugbar gürstigen Symptome noch immer nicht die Entmuthigung und die tiere Preis lage zu beseitigen vermochten, welche die kurze Dauer der spekalativen Hausse des Jahres 1879 und der darauf folgende emr ind liche Rüc⸗ sblag bervorgerufen batten, ist seit dem Fruübjabr 1881 bei fast allen Industrieerzeugnissen, vorzũalich aber gerade in der Montanbranche, cine stetige, wenn auch rubige Preissteigerung zu verjeichnen, für deren Fortdauer besonders das Nichtauftreten jener sprunghaften, oft nar cuf Sxekulation zurũckzufübrenden Hausseerscheinungen eine sichere Gewãhr bieten dũrfte.

Bei der großen, ja maßgebenden Rolle, welche auf wirthschaft⸗ lichem Gebiete sreziell der Eisen⸗ und Kohlenindustrie in Nord⸗ deutschland zukommt, mußte der Aufschwung derselben von einer um so tiefer eingreifenden Wirkung sein, da er Hand in Hand mit einer allgemeinen Ausdehnung des Betriebes, mit einer Vermehrung der Arbeits krafte und Erbäbung der Arbeitslsõhne ging, und die Vortbeile der letzteren den arbeitenden Klaßsen durch die Preislage der Nah⸗ rungsmittel nicht nur nicht geschmälert, sondern in den meisten Gegen= den noch größer gemacht wurden.

Dabei hatte sich auch der Hand zu erfreuen; die Nachfrag i und nie . au dem deutschen Zoll at eine anseb mei für Deutschland wichtigften I die Montanprodukte allein auf nabezu t, während auch in der Einfuhr, von Getr abgeseben, die Mengen des Vorjabres größte elbst hier und da etwas überschritten wurden. Eine natürliche Folge davon war denn auch wickelung des Eisenbabnverkehrs, ein neuerlickes Steige

st aller Bahnen, was nicht rerfehlen konnte, auf den Seld⸗ nden Einfluß auszuüben.

, 2. 2.76

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markt einen anreg e

. m Ge⸗ biete gewinnen an Bedeutung, wenn berücksichtigt wird, das im Jabre 1881 eigentlich jum ersten Male die 1879er Zoll- und Steuerreforrz ibre volle Wirkung ausüben konnte. Daß dies nicht schon früker Y*sglich wa 5 di ss tbe fremder W re hrung der neuen Zölle in Deutschland imrortir 1 ndig einen empfindlichen Druck auf die Industrie und eine temporäre Labm- legung von Betriebskapitalien ausüben mußten, andererseits in der Uebcreilung. mit welcher ein Theil der Industriellen die ersten An—= zeichen der wirthschaftlichen Besserung als das Signal zu einer for⸗ cirten Produktion auffarte. ;

Diese Periode der Ueberbastung und Ueberproduktion scheint gegenwärtig glücklicherweise überwunden zu sein. Wenn dieselbe in den Jahren 1879 und 1889 manche Opfer gefordert, manche Unternebmun—⸗ gen im Keime erstickt hat, welchen bei einer ruhigen, befonnenen Ent— wickelung kaum die Existenzberechtigung abzusprechen gewesen wäre, so war sie doch nicht obne heilsame Wirkung, denn die daraus geschsrfte Lehre, welche sich, nach dem nüchternen und ablebnenden Verbalten der jüngsten Pariser Gründungsära gegenüber zu urtheilen, auch auf die deutschen Börsen fertgepflanzt zu haben scheint, war die Ver—⸗ anlassung, die durch die neue Zollpolitik gebotenen Vortheile auch wirklich zu genießen.

Die Schutzjölle haben bei vielen Industrien, in erster Linie bei dem Bergbau, dann bei den meisten Zweigen der Textilindustrie, bei der Paxierindustrie 2c. wesentlich zu ibrem Gedeihen beigetragen; ferner bat der Handel die von mancher Seite gefürchtete Einbu? bisber ebensowenig erlitten, als die an die Einführung der A l geknũrften Verther Lebensmittel eingetroffen sind.

Nürnberg, 4 Januar (Hor Held.) Seit Beginn dieser Woch Hopfenmarkte ein sebr stiller. Einkauf zurück, und die Exporteure blei thätig. Von Sonntag bis beute wu umgesetzt. In Folge der geringen Frage ha Mittel orten nominell um 5 10 6 nachg noch nicht billiger erhältlich ist. Die 3i waren etwas größer. berger, Badische, Polen. Elsässer 445 455 6, Mittelwaare gleicher Sorten 410 = 435 6. Markthopfen 385 15 M und Gebirgs opfer bis zu 430 é Die Stimmung ist ruhig.

Verkehrs ⸗Anstalten.

New ⸗RNork, 5. Januar. (W. T. B.) Der Hamburger

Postdampfer Gellert ist hier eingetroffen.

Berlin, 6. Januar 1883.

Die im Stromgebiete des Rheins stattgehabten und neuer— dings abermals eingetretenen Ueberschwemmungen haben auch nach ihrer Bedeutung für das öffentliche Sesund— heitswohl die Aufmerksamkeit nicht nur bei Fachmännern, sondern auch in weiteren Kreisen hervorgerufen. Von Seiten der Medizinalverwaltung ist dieser Frage von vornherein, wie nicht anders zu erwarten war, die ernsteste Fürsorge zuge— wendet, und es ist aus den Mittheilungen bffentlicher Blätter bekannt, daß der Miaister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten um die Mitte des verflossenen Monats zwei technische Räthe der Medizinal-Abtheilung nach den überschwemmten Gebieten entsandt hat, um sich durch eigenen Augenschein über die sanitären Zustände in den durch das Hochwasser betroffenen Orten und Kreisen zu unterrichten und diejenigen Maßnahmen zu veranlassen und zu fördern, welche erforderlich erscheinen möchten, um den üblen Nach⸗ wirkungen der Ueberschwemmung vorzubeugen. Schon vorher hatte aber der Minister angeordnet, daß in allen Orten, welche von der Ueberschwemmung betroffen worden, die Sanitätskommissio— nen in Wirksamkeit zu treten hätten, und daß da, wo solche noch nicht vorhanden, diese Kommissionen zu bilden seien um den Behörden mit Rath uns That zur Seite zu stehen.

Wir sind nun in der Lage, nachstehend diejenige Ver— sügung mittheilen zu können, die der Kultus-Minister als Chef der , am Neujahrstage an den Ober⸗-Präsidenten der Rheinprovinz in Folge der ibm von seinen Kommissarien erstatteten Revisionsberichte erlassen hat.

Dieselbe lautet: Berlin, den 1. Januar 18383.

Ew. Excellenz theile ich im Anschluß an meine Verfügung vom 14. Dezember v. J. ganz ergebenst mit, daß von den beiden Kom— missarien, welche in meinem Auftrage die von der Ueberschwemmung vorjüglich heimgesuchten Gegenden der Rheinprovinz besucht haben und welchen von Ew. Excellenz die erwünschten Informationen bei Beginn ihrer Reise in dankenswerther Weise ertheilt worden sind, nunmehr über die Ergebnisse derselben Bericht erstattet worden ist. Aus diesem babe ich gern ersehen, daß die betbeiligten Verwaltungs— behörden es sich in jeder Weise baben angelegen sein lassen, recht— zeitig auch denjenigen Gefahren, mit welchen die Ueberschwemmung die Gesundheit der von derselben betroffenen Bevölkerung jene r Bezirke für die Folge bedroht, durch geeignete Maßnahmen entgegen⸗ zutreten und daß insonderheit die Sanitäts-Kommifsion fast überall mit lobenswerthem Eifer und günstigem Erfolge den ihnen zufallenden schwierigen Aufgaben sich gewidmet haben.

Da indessen sowohl die Dringlichkeit und Größe dieser Gefahr, als auch die Mittel, welche zu ihrer Abwehr als die geeignetften an⸗

zusehen sind, nicht überall cine übereinstimmende Beuriheisung gefun— den haben, jsehe ich mich zu folgenden Bemerkungen veranlaßt, deren

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