1883 / 16 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 18 Jan 1883 18:00:01 GMT) scan diff

Bekanntmachungen auf Grund des Reichsgesetzes vom 21. Oktober 1878.

Die Königliche Kreishauptmannschast als Landespolizei⸗ behörde hat die nichtperiodische Druckschrift:

Sophia Perowskaja, die Märtyrerin der russischen

Revolution. Biographische Skizze. Nach russischen Quellen

von Ilja Mirovicz. New Jork, Druck und Verlag von

Schaerr u. Frantz 1882“ auf Grund §S§. 11 und 12 des Reichsgesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878 verboten.

Leipzig, den 15. Januar 1883.

Königliche Kreishauptmannschaft. Graf zu Münster.

Bekanntmachung,

betreffend das Staats⸗Anlehen der vormals Freien Stadt Frank furt a. M. von 8500000 Fl. d. d. 9. April 1839.

Bei der am 8. d. Mts. stattgefundenen Verloosung des 30½ igen Staats ⸗Anlehens der vormals Freien Stadt Frankfurt a. M. vom 9. April 1839 wurden für die zur Kapital- Tilgung in 1883/8. vorgesehene Summe die nachverzeichneten Obligationen gezogen:

1 3Zur Rückzahlung auf den 1. April 1883.

18 Stück Litt. B. à 1000 Fl. 1714 29 3 Nr. 41 151 231 281 288 316 328 354 425 470 544 607 660 698 865 908 909 1000 30 857 4M 22 3,

16 Stück Litt. B. à 500 Fl. 857 ½e 14 3 Nr. 1130 1135 1326 1432 1489 1509 1540 1600 1659 1717 1743 1753 1825 1973 1974 2005 13714 S 24 ,

16 Stück Litt. B. à 300 Fl. 514 S 29 8 Nr. 2184 2202 2222 2270 2292 2365 2399 2451 2504 2532 2546 2672 2687 2697 2881 3042 8228 M 64 4,

15 Stück Litt. B. à 150 Fl. 257 M 14 4 Nr. 3237 3280 3382 3393 3445 3491 3513 3552 3565 3609 3734 3760 3763 4025 I6h6 & Is57 M I6 4,

14 Stück Litt. B. à 100 Fl. 171 4 43 3 Nr. 4109 4205 4324 4383 4428 4438 4476 4481 4505 4604 4651 4662 4708 4754 zusammen 79 Stück über 59 057 Æ 22 4.

2) Zur Rückzahlung auf den 1. Juli 1883.

17 Stück Litt. G. à 1000 Fl. —2— 1714 M 29 5 Nr. 49 82 105 138 235 305 316 364 449 588 622 697 777 929 998 1003 1089 29142 M 93 8,

18 Stück Litt. C. à 500 Fl. 857 M 14 3 Nr. 1103 1106 1127 1259 1281 1311 1365 1513 1606 1688 1814 1821 1848 1854 1893 1952 2014 2065 15 428 S 52 5,

17 Stück Litt. G. à 300 Fl. 514 4M 29 3 Nr. 2102 2199 2209 2249 2262 2350 2361 2394 2674 2682 2764 2834 2874 2882 2971 3005 3079 8742 M 93 ,

15 Stück Litt. C. à 150 Fl. = 257 46 14 3 Nr. 3104 3135 3138 3146 3291 3326 3483 3655 3661 3747 3785 3902 3935 3961 4063 3857 4A 10 8,

11 Stück Litt. C6. A 100 Fl. 171 M 43 5 Nr. 4139

4177 4236 4282 48985 4606 4628 4657 468 4694 4756

I885 6 73 3, zusammen 78 Stück über 59 057 A 21 . 3) Zur Rückzahlung auf den 1. Oktober 1883.

17 Stück Litt. D. d 1000 Fl. 1714 M 29 5 Nr. 112 162 188 248 282 306 436 458 549 557 628 711 750 775 889 936 1063 29 142 M 93 ,

17 Stück Litt. D. à 500 FI. S57 ½ 14 5 Nr. 1226 1387 1453 1472 1494 1518 1620 1627 1680 1740 1780 1797 1803 1825 1965 2003 2086 14571 Æ 38 9,

21 Stück Litt. D. à 300 Fl. 514 MS 29 3 Nr. 2111 2165 2175 2209 2244 2324 2384 2400 2408 2576 2638 2673 2701 2776 2835 2864 2947 2963 2977 3017 30436 10 800 M 09 ,

13 Stück Litt D. à 150 Fl. 257 A 14 5 Nr. 3109 3147 3154 3190 3256 3274 3296 3354 3447 3708 3872 3887 3941 3342 A6 82 ,

7 Stück itt. D. à 100 Fl. 171 S 43 5 Nr. 4238 4339 4420 4613 4674 4722 4829 1200 M Ol ,

zusammen 75 Stück über 59 057 ½ 23 4. 4 Zur Rückzahlung auf den 1. Januar 1884.

17 Stuck Litt. A. à 1000 Fl. 1714 6 29 3 Nr. 8 45 50 139 469 472 506 583 6566 686 845 932 977 1059 1068 1079 1090 29142 M 93 ,

18 Stück Litt. A. 5 0 Fl. 857 M 14 3 Nr. 1190 1273 1304 1406 1424 1455 1479 1484 1561 1595 1625 1848 1852 1877 1909 1913 1932 1933 165428 M 52 8,

16 Stück Litt. A. à 300 Fl. 514 M0 29 5 Nr. 2154 2261 2283 2365 2391 2456 2463 2553 2711 2754 2894 2924 2970 3027 3065 3072 8228 MS 64 4,

15 Stück Litt. A. à 150 Fl. 257 AM 14 3 Nr. 3185 3359 3416 3453 3528 3531 3655 3738 3825 3843 3872 3875 3967 3970 A668 857 16 6,

14 Stück Litt. A. 190 Fl. 171 4A 43 5 Nr. 4199 4240 4245 4289 4334 4444 4479 4486 4572 4644 4657 4733 4831 4848 2400 A 02 3, zusammen 80 Stück über 59 057 21 53.

75 Stück über 59 067 FS 23 ,

78 Stück über 59 057 21 ,

79 Stück über 59 057 S6 22 3,

Summa 317 Stuͤck uber 235 728 S 857 J.

Die Inhaber dieser Obligationen werden hiervon mit dem Bemerken benachrichtigt, daß die Kapitalbeträge, deren Verzinsung nur bis zum betreffenden Rückzahlungstermin erfolgt, bei folgenden Stellen erhoben werden können: bei der Königlichen Kreiskaffe in Frankfurt a. M. bei der Königlichen Staatsschulden⸗ Tilgungskasse in Berlin, bei jeder Königlichen Regie⸗— rungs- und Bezirks-Hauptkasge.

. Die Aufzahlung erfolgt, gegen Rückgabe der Oblige tionen und bei pos. 1, 2, 3 der Zinsscheine Reihe J. Nr. 7 und 8 nebst Zins⸗ schein⸗Anweisungen und bei pos. 4 der Zinssche ne Reihe J. Nr. 8 nebst Zinsschein⸗Anweisungen.

Der Geldbetrag der unentgeltlich zurückzugebenden, aber fehlenden 6 wird am Kapitalbetrag der betreffenden Obligation zurück- ehalten.

Soll die Einlösung von dergleichen Obligationen weder bei der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M., noch bei der Königlichen Regierungs-Hauptkasse in Wiesbaden, sondern bei einer der anderen Kassen bewirkt werden, so sind die betreffenden Obligationen nebst Zinsscheine und Zinsschein-Anweisungen vor der Auszahlung durch diese Kasse an den Unterzeichneten zur Prüfung einzusenden, wes— halb diese Obligationen einige Zeit vor dem Rückzahlungstermine eingereicht werden können.

Zurückstehen noch aus der:

36. Verloosung: 6. 3248, A. 1711.

37. Verloosung: B 311 3157 3283, C. 321 624 1608 3680, D. 1078 3970, A. 636 2335.

38. Verloosung: C. 1594 2787 2890. D. 647 724 2292 2304 3727 3857, A. 526.

39. Verloosung: B. 809 4743, C. 2094, D. 289 3852, A. 3663.

40. Verloosung: B. 1894 49016, C. 594 9g23 1362 1792 253 4281, D. 488 688 S55 3916 4079 4084 4142 4604, A. 336 1209 1958 2479 3488 3720 4025. *

41. Verloosung: B. 401 1264 1890 2729 3022 3457 3787 3876 4006 4431 4441 4675, C. 264 530 533 871 2095 2238 2289 2340

Hierzu:

2569 2600 2656 3050 3065 3288 3371 3712 3928 4043 4700 4793, D. 1257 1501 1720 2556 2567 2587 2625 2749 2873 2885 3116 3534 3750 3908 4035 4208, A. 77 81 84 85 116 129 20 277 360 378 402 406 729 821 S853 1062 1089 1191 1202 1251 1269 1341 1363 1368 1405 1453 1573 1574 1626 1663 1685 1974 2034 2113 2160 2174 2196 2353 2379 2527 2635 2669 2670 2753 2870 2965 2997 3010 3024 3133 3212 3313 3327 3350 3506 3519 3827 3833 3930 3957 3959 3988 4000 40940 4055 4134 4152 4181 421 4276 4396 4615 4711 4723 4742 4770. Wiesbaden, den 19. Januar 1883 Der Maut

de ia Eroix.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 18. Januar. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen gestern vor dem Diner den Vortrag des Staats⸗Sekretärs des Auswärtigen Amts, Grafen von Hatzfeldt entgegen.

Heute hörten Se. Majestät den Vortrag des Chefs des Militar⸗Kabinets, General⸗-Lieutenants von Albedyll und hielten um 1 Uhr im Königlichen Schlosse ein Kapitel des Schwarzen Adler⸗Ordens ab.

Se. Kaiser liche und Königliche Hoheit der Kronprinz ertheilte gestern Vormittag 111½ Uhr dem König— lichen Kammerherrn Grafen von Roedern Audienz und nahm darauf militärische Meldungen entgegen.

Um 12 Uhr empfing Se. Kaiserliche Hoheit den Gesandten von Eisendecher.

Nachmittags 5 Uhr begaben Sich Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin zum Familien-Diner zu den Majestäten.

Am Abend besuchte Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz die Vorstellung im Opernhause.

In der heutigen (33. Sitzung des Reichstages, welcher der Staats⸗Minister Scholz sowie mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundesrath und Kommissarien dessel ben beiwohnten, wies der Präsident vor Eintritt in die Tages⸗ ordnung auf die am 25. d. M. stattfindende Feier der silbernen Hochzeit Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten des Kron— prinzen und der Kronprinzessin hin. Es sei bisher üblich ge— wesen, daß bei derartigen Gelegenheiten der gesammte Vor— stand des Hauses die Glückwünsche des Hauses darbringe, und der Vorstand werde auch diesmal die Erfüllung dieser Pflicht sich zur Ehre rechnen. .

Hierauf verlas der Präsident ein Telegramm aus St. Louis in Nordamerika, das ihn benachrichtigte, daß als erste Rate einer Sammlung unter Mitgliedern der dortigen Kaufmannsbörse und der Bürgerschaft für die Ueber⸗ schwemmten am Rhein die Summe von 30 000 6 durch ein Bremer Haus an ihn gesandt worden und diese Gabe schon vor— gestern in seine Hände gelangt sei. Heute früh sei er von mehreren Herren aus Louisville, Kentucky, benachrichtigt worden, daß die deutsche Reichsbank 18 060 S für den gleichen Zweck auszahlen werde. Da es den freundlichen Gebern offenbar darauf angekommen sei, schnell zu helfen, so habe er sofort die Vertheilung der 30 600 und der 18000 S. nach demselben Modus angeordnet, nach welchem der Bei— trag Sr. Majestät des Kaisers vertheilt worden sei. Der Reichetag werde mit ihm nicht nur durch die reiche Spende, sondern auch durch die erneute Wahrnehmung freudig berührt sein, daß die deutsche Heimath und die deutsche Stammesgenossenschaft auch jen— seits des Oceans nicht vergessen worden sei. Selbstver— ständlich werde er den freundlichen Gebern danken und glaube annehmen zu dürfen, daß der Reichstag sich diesem Danke von Herzen anschließen werde.

Der Abg. Dr. Kapp beantragte, den Präsidenten zu ersuchen, den Dank des Hauses dem seinigen hinzuzufügen. Durch die Sammlungen jenseits des Oceans würden im Ganzen wohl 3— 400 000 tz zusammen— kommen. Mit Unrecht sei vielfach den Deutschen in den Vereinig— ten Staaten das Gefühl der Zusammengehörigkeit mit der Heimath abgesprochen worden; er erinnere aber nur an die während des deutsch-französischen Krieges in den Vereinigten Staaten für die deutschen Verwundeten ge— sammelten 1“ Millionen Thaler. Die Leute, die dort an der Spitze der deutsch-patriotischen Bewegung ständen, seien dieselben Männer, die einst wegen idealer Zwecke ihre Heimath verlassen hätten. Der Abg. Dr. Windthorst erklärte, daß wohl nicht allein Deutsche ihre Gaben gesandt hätten; es sei deshalb wohl richtiger, den Dank generell an alle Geber auszusprechen; es könnten sonst die amerikanischen Geber, die nicht deutschen Ursprungs seien, über Undankbar— keit agen

Der Präsident von Levetzow erklärte, daß die Fassung des Antrags Kapp diese Befüuͤrchtung des Abg. Windthorst nicht rechtfertige. Der Antrag Kapp wurde ohne formelle Abstimmung durch Akklamation genehmigt.

Hierauf trat das Haus in die Tagesordnung ein, deren erster Gegenstand der Antrag Wölfel war. Derselbe lautet:

Der Reichstag wolle beschließen:

dem nachstehenden Gesetzentwurfe die verfassungsmäßige Zu— stimmung zu ertheilen:

Gesetz, betreffend die Stimmzettel für öffentliche Wahlen. Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen ze. verordnen im Namen des Reichs, nach erfolgter Zustimmung des Bundesraths und des Reichstags, was folgt: . Einziger Artikel Stimmzettel, welche im Wege der Vervielfältigung hergestellt sind und nur die Bezeichnung der ju wählenden Person enthalten, gelten nicht als Druckschriften im Sinne der Reichs und der Landesgesetze. Urkundlich ꝛc. Gegeben 2c. Der Antragsteller führte aus, daß bei der letzten Wahl in Rendsburg und Kiel von der Polizeibehörde sozial— demokratische Stimmzettel auf Grund des 5. 11 des Sozialisten⸗ gesetzes konfiszirt worden seien. Das Reichsgericht habe in einer Entscheidung vom 5. März 1882 die Stimmzettel für Druckschristen im Sinne des Preßgesetzes erklärt und so das Verfahren der Polizei gerechtfertigt. Auch der Abg. Frhr. von Heereman, Vorsitzender der Wahl-Prüfungskommission,

schloß sich dem Antrage Wölfel an. Lesung beendigt.

In der zweiten Lesung führte der Abg. Marquardsen aus, daß das Reichsgericht zu seiner damaligen Entscheidung durch Mangel an Material veranlaßt worden sei. Der An trag Wölfel wurde hierauf einstimmig angenommen. Bei Schluß des Blattes begann die Berathung des Antrags von . wegen Besteuerung der Zeitgeschäfte an der

örse.

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Herrenhauses und des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Beilage.

Im Einvernehmen mit dem Reichskanzler hat der Finanz⸗Minister unterm 8. d. M. genehmigt, daß von jetzt ab die Zinsscheine der Reichs-Anleihe bei den Haupt— Zoll⸗ und Haupt⸗Steuerämtern, sowie den unteren Hebestellen derselben auf zu entrichtende Reichs⸗Steuern in Zah— lung gegeben werden dürfen. Die Steuerbehörden haben die ge— dachten Zinsscheine, welche bereits fällig sein müssen, aber noch nicht verjährt sein dürfen, zur Verhütung von Miß— bräuchen sofort nach der Einzahlung durch Abschneiden der unteren linken Ecke ungültig zu machen. Bei den Ueberschußablieferungen der Steuerstellen werden die in Zah⸗ lung genommenen Zinsscheine den Regierungs- (Bezirks-) Hauptkassen als baar mit abgeliefert, und haben demnächst letztere Hauptkassen die Zinsscheine bei derjenigen Reichsbank⸗-Anstalt, mit welcher sie rücksichtlich ihrer Beziehungen zu der Reichs⸗ Hauptkasse in regeln äßiger Geschäftsverbindung stehen, oder, 24 nicht eine solche Reichsbank-Hauptstelle, bezw. eine

eichsbankstelle, wohl aber eine Ober-Postkasse sich am Orte befindet, bei letzterer gegen baares Geld umzutauschen. In⸗ soweit die Steuerstellen berechtigt sind, Ueverschüsse für preußische Rechnung direkt bei Reichsbank-Hauptstellen oder Reichsbankstellen einzuzahlen, sind die gedachten Zinsscheine diesen Bankstellen als baar mit einzuliefern.

Etwa kurz vor der Verjährung angenommene Zins— scheine sind so fort der vorbezechneten Behandlung zu unter— ziehen, und ist dabei die Versicherung abzugeben, daß die An—⸗ nahme derselben noch vor dem Verjährungstermine statt— gefunden habe.

Eine Anordnung des Ministers der öffentlichen Ar— beiten in Betreff des Sonntag s-Unterrichts der Hand— werkslehrlinge in den Eisenbahnwerkstätten ist von verschiedenen Organen der Presse in dem Sinne besprochen worden, als ob die an die Eisenbahn-Direktionen er gangene Weisung mit den Grundsätzen im Widerspruch stünde, welche Seitens des Kultus-Ministers bezüglich des Sonntags-Unter— richts an den gewerblichen Fortbildungsschulen be— folgt werden. Diese Auffassung ist eine irrige.

Die Handwerkslehrlinge in den Eisenbahnwerkstätten sind durch den Lehrvertrag, in welchen sie eintreten, wie zur ge— nauesten Einhaltung der Werkstattordnung, so auch zum regel— mäßigen Besuch des Schulunterrichts in der von der Werk— stätten Verwaltung vorgeschriebenen Weise verpflichtet. Diese Schuleinrichtungen mit ihrem, in der Regel zwei Mal wöchentlich und am Sonntag stattfindenden Unterricht, fallen unter die Klasse derjenigen gewerblichen Fortbildungsschulen, deren Besuch für die Schüler obligatorisch ist und mit Strafen erzwangen werden kann. Für diese Klasse von Anstalten ist aber auch Seitens des Kultus-Ministeriums der Unterricht während der Zeit des Vormittagsgottesdienstes stets untersagt worden. Zugelassen ist er, und zwar seit Jahrzehnten und insbesondere von allen das Unterrichtswesen seit 1849 leiten— den Ministern, nur an solchen Anstalten, deren Besuch auf Freiwilligkeit beruht, und es ist, wo die Bedürfnisse der Gewerbe und des Handwerks die Zulassung herbeiführten, stets der ausdrückliche Vorbehalt gemacht worden, daß jeder Schüler, so oft er den Vormittagsgottesdienst besuchen will, ohne weitere Entschuldigung aus den betreffenden Unterrichts— stunden fortbleiben kann.

Gemäß der bezüglichen Bekanntmachung des Ober— Präsidenten der Provinz Brandenburg, Staats Ministers Dr. Achenbach, trat am 15. d. Mts. der 55. Kommunalland— tag der Kurmark unter Vorsitz des Majors a. D. von Rochow auf Plessow im Ständehause zu Berlin zusam—⸗ men. Der Vorsitzende eröffnete den Landtag mit einem Hoch auf des Kaisers und Königs Majestät, in welches der Landtag begeistert dreimal einstimmte.

Durch den Tod sind aus dem Landtage geschieden sein ältestes Mitglied, der Stadtrath Beuster zu Neu⸗Ruppin, und der mehrjährige Vertreter der Niederlausitz in Angelegenheiten der Land⸗Feuersozietät, Landsyndikus Freiherr von Houwald. Der Landtag ehrte das Andenken der Verstorbenen durch Er— heben von den Sitzen. Neu eingetreten in den Landtag sind der Acker⸗ und Ziegeleibesitzer Julius Schiller zu Neu-Ruppin für diese Stadt und der Bauergutsbesitzer Stackebrandt zu Wuster— mark, Kreis Osthavelland, für die Landgemeinden der Kreise Ruppin, Ost- und Westhavelland. Die Nederlausitz wird in Land⸗Feuersozietäts-Angelegenheiten durch den Grafen von Brühl und den Freiherrn von Manteuffel vertreten. Für die auf die ganze Session verhinderten Mitglieder von dem Knesebeck— Löwenbruck und von Quast-Garz sind deren Stellvertreter, die Herren Kiepert Marienfelde und Scherz-⸗Kränzlin, einberufen.

Nach Mittheilung dieser Personalveränderungen kon— stituirte der Vorsitzende die Versammlung, indem er den Ab⸗ geordneten der Stadt Brandenburg, Hrn. Hammer, zum Protokollführer berief und drei Ausschuͤsse bil— dete, den J. für die Angelegenheiten der Land— Feuersozietät, den II. für diejenigen der kurmärkschen Hülfskasse und die bezüglichen Petitionen, den III. für das Kriegsschuldenwesen und die Anträge auf Errichtung einer Provinzial-Wittwenpensionsanstalt. Zum Vorsitzenden des . Ausschusses wurde der Major von Risselmann und zu dessen Stellvertreter der Graf von Brühl, zum Vorsitzenden des 1I. Aus—⸗ schusses der Wirkliche Geheime Rath von Klützow⸗Dedelow und zu dessen Stellvertreter der Erbjägermeister von Jagow, und zum Vorsitzenden des III. Ausschusses der Landrath von Winterfeld, zu dessen Stelloertreter der Freiherr von Knobelsdorff ernannt. Diesen drei Ausschüssen und dem ritterschaftlichen Konvente wurden die bis jetzt ein⸗ gegangenen 45 Sachen zur Bearbeitung überwiesen. Die Präklusipfrist für den Eingang der in der gegenwärtigen Session noch zu erledigenden Sachen wurde auf den 19. d. M. einschließlich festgesetzt und die nächste Sitzung des Landtags mit Rücksicht auf die Arbeiten der Ausschüsse auf Freitag, den 19. d. M., Mittags 12 Uhr, anberaumt.

Die Reichsbank hat heute den Diskont für Wechsel auf 4 und den Lombardzinsfuß auf 5 pCt. herabgesetzt.

Damit war die erste

Der Inspecteur der Infanterieschulen, General⸗Major von Sanitz, ist von der Anfangs dieses Monats nach Anna⸗ burg angetretenen Inspizirungsreise hierher zurückgekehrt.

Baden. Karlsruhe, 17. Januar. (W. T. B.) Die Großherzogin empfing gestern Abend das Landescomité für die überschwemmten Distrikte und versicherte basselbe der fortdauernden wärmsten Antheilnahme an ihrem Werke der Fürsorge. Da die Sammlungen des Landes— comitèes bercits eine Viertel Million übersteigen und diese Summe einstweilen genügend erscheint, wurden die Haus—⸗ kollekten eingestellt.

HGSessen. Darmstadt, 17. Janugr. (W. T. B.) Die weite Kammer hat heute der Nothstandsvorlage zinstimmig ihre Zustimmung ertheilt. Für die Erbauung einer stehenden Mainbrücke bei Kostheim wurden 990 000 l. von der Kammer bewilligt.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 16. Januar. (Thür. Corr.) Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog, die Erbgroßherzoglichen Herrschaften und Prinzessin Elisabeth werden sich, nach den bis jetzt getroffenen Bestim⸗ mungen, am 23. d. M. nach Berlin betzeben, um der Silbernen Hochzeit des Kronprinzlichen Paares beizuwohnen. Ob auch die Frau Großherzogin, ihren Wünschen entsprechend, nach Berlin reisen wird, dürfte von dem Gesundheitszustande der hohen Frau abhängen, der namentlich mit Rücksicht auf die R herrschende scharfe Luft einige Schonung erheischt.

? Der neugewählte Landtag des Großherzogthums wird voraussichtlich im März einberufen werden, um einige Ange— legenheiten, die nich: länger hinausgeschoben werden können, zu erledigen, doch wird die eigentliche Thätigkeit desselben, die Etatsberathung, bis zum Herbst hinausgeschoben werden. Endgültige Bestimmungen liegen indessen noch in keiner Be— ziehung vor.

Hamburg, 17. Januar. (W. T. B.) In der gestrigen Sitzung der gemischten Kommission des Senats und der Bürgerschaft für die Zollanschlußfrage erhielt der neue Plan (Projekt 12) die Majorität. Nach demselben wird der Zollkanal mehr nach Norden verschoben und der un— versehrt zu lassende Wandrahm der Zollstadt einverleibt, da⸗ gegen der Kehrwieder und Brook demolirt und dem Frei— hafengebiet angeschlossen. Die Kosten betragen 96 200 000 4

Die Bürgerschaft nahm einstimmig den dringlichen Antrag des Senats auf Bewilligung von 50 000 „S sür die Ueberschwemmten im Rheinlande an. j

Elsaß⸗ Lothringen. Straßburg, 15. Januar. (Els.Lothr. Ztg.) In der heutigen ersten Sitzung des Landes⸗ ausschusses fand die Wahl des Präsidiums statt. Von 48 bei der Wahl des Präsidenten abgegebenen Stimmen fielen 30 auf Hrn. Schlumberger, 15 Stimmzettel waren unbe— schrieben und 3 zersplittert. Hr. Schlumberger, somit gewählt, erklarte, die Wahl dankend annehmen zu wollen und bemerkte, er gedenke der Versammlung den besten Beweis seiner Dankbarkeit dadurch zu liefern, daß er die De⸗ batten mt der größten Unparteilichkeit leiten werde. Die hierauf vorgenommene Wahl des Vize-⸗Präsidenten ergab folgendes Resultat: Abstimmende Mitglieder 50, davon 31 Stimmen für Freiherr Zorn von Bulach (Vater), 3 für Hrn. Kempf, 3 für Hrn. Jaunez, 2 für Hrn. Abbé Winterer; ungültige Stimmen 11. Als zweiter Vize-Präsident wurde Hr. Jaunez gewählt. Vor der Wahl der Schriftführer erklärte Mitglied Gunzert, eine Wiederwahl nicht annehmen zu wollen. Mitglied Zorn von Bulach (Sohn) mit 26 Stim⸗ men zum ersten Schriftführer gewählt, erklärte, diese Wahl nicht annehmen zu können, da er der deutschen Sprache nicht hinreichend mächtig sei. Es wurden demnächst die Herren Baron Charpentier, Grad, Wehrung zu Schriftführern gewählt. Mitglied Grad bedauerte das Nebeneinandertagen der ver— schiedenen parlamentarischen Körperschaften, im gegebenen Falle des Landesausschusses und Reichstages, und sprach die Hoffnung aus, daß die Regierung geeignete Maßregeln zur Abstellung dieses Mißstandes treffen werde. Zu den kürz— lichen Ueberschwemmungen und den dadurch verursachten Schäden übergehend, richtete Redner die Anfrage an die Re— gierung, welche Anwendung dieselbe von den aus dem Kaiser— lichen Dispositionsfonds angewiesenen Summen gemacht habe. Schließlich empfahl Redner einen von ihm und Genossen ein— gebrachten Antrag, betreffend Unterstützung der Wasser— beschädigten aus der Staatskasse. Derselbe lautet: „Der Landes⸗ aueschuß wolle beschließen, die Regierung zu ersuchen, für die Ueberschwemmten aus der Landeskasse nach Feststellung der durch das Hochwasser vom Monat Dezember erwachsenen Verluste Unterstützungen anzuweisen.“ Der Staatssekretär von Hof— mann erwiderte auf die Anfrage des Vorredners, daß die aus den Kaiserlichen Dispositionsfonds angewiesenen Summen im Gesammibetrage von 55 000 MG in folgender Weise auf die drei Bezirke vertheilt worden seien: für das meist geschädigte Unter⸗-Elsaß 30 000 (S6, für Ober-Elsaß 12000 S6 und Lothringen 13 000 46. Die Bezirks-Präsidenten hätten sich behufs der zweckmäßigsten Vertheilung an die ärmsten und nothleidendsten Familien mit Spezial-Comités, gebildet aus den Bürgermeistern und Vertretern der landwirihschaftlichen Vereine, ins Benehmen gesetzt oder wären im Begriff, dieses zu thun. Die betreffenden Summen seien bereits angewiesen.

Oesterreich Ungarn. Wien, 17. Januar. (W. T. B.) Gegenüber der von der „Neuen fr. Presse“ geäußerten Be— sorgniß, daß durch den neuen Rentensteuerentwurf die gesetzlich gewährleistete Steuerfreiheit der Prioritäten gewisser Eisenbahnen aufgehoben werde, erklärt die „Wiener Abend⸗ post“, diese Befürchtung sei vollständig unbegründet, denn nach der ausdrücklichen Bestimmung des Gesetzentwurfes blieben alle durch Spezialgesetze von der Erwerbsteuer und der Ein— kommensteuer befreiten Titres, seien es Prioritäten oder sonstige Papiere, auch fortan ungefchmälert im Genusse dieses Nechtes auf die Dauer der Steuerfreiheit der betreffenden Unternehmung. Der „Politischen Correspondenz“ zufolge trifft der russische Minister des Auswärtigen, von Giers, am 22. Januar in Wien ein.

Pest, 17. Januar. (W. T. B.) Das Unterhaus nahm mit 144 gegen 108 Stimmen die Vorlage über Besteuerung des Erträgnisses der bei Geldinstituten placirten Kapitalien an.

Großbritannien und Irland. London, 16. Januar. LAllg. Corr) Zwischen Großbritannien und Por⸗ tugal ist ein Vertrag geschloffen worden, kraft dessen der

Hafen von Whydah an Großbritannien abgetreten wird. Andererseits erkennt Großbritannien das Anrecht Portugals auf die Westküste von Afrika nördlich bis zum 50 12 süd⸗ licher Länge an, wodurch die Grenze Portugals etliche Meilen nördlich von der Mündung des Congo vorgeschoben wird. Portugal wird Molembo und Cabinda unverzüglich besetzen und Verstärkungen nach Ambriz senden.

Die Regierung hat beschlossen, einen Zufluchtshafen in Dover herzustellen, ein Werk, dessen Vollendung drei Jahre in Anspruch nehmen dürfte.

Die beiden ältesten Söhne des Prinzen von Wales traten gestern Morgen die Reise nach Lausanne an, um dort ihre durch die Weihnachtsferien unterbrochenen Sprach— studien fortzusetzen. .

Die madagassische Gesandtschaft ist von ihrem Ausfluge in die Provinzen nach London zurückgekehrt.

Frankreich. Paris, 17. Januar. (W. T. B.) In parlamentarischen Kreisen ist man fast einstimmi entschlossen, den gestern von Floquet in der Kammer ein— gebrachten Antrag zurückzuweisen und einem Antrage Fabre 's den Vorzug zu geben, welcher an Stelle der formellen Ausweisung aller Prätendenten aus französischem Gebiete ein Gesetz vorschlägt, durch welches die Regierung ermächtigt werden soll, die Ausweisung zu versügen, sobald sie dieselbe für erforderlich erachtet.

17. Januar, Abends. (W. T. B.) Wie „Le Téls— graphe“ mutheilt, werde die Regierung einen Gesetzent— wurf einbringen, welcher bestimmt sei, die Situation der Thronprätendenten zu regeln. „Le Pays“ tritisirt lebhaft das Manifest des Prinzen Napoleon und sagt: der Prinz habe eine Thorheit begangen; fast die gesammte bonapartistische Partei stehe diesem burlesken Zwischenfalle durchaus fern.

Italien. Rom, 17. Januar. (W. T. W.) Der Minister des Aeußern, Mancini, brachte in der De— putirtenkammer einen Gesetzentwurf, betreffend die Ver— längerung des Gesetzes über die Einführung der Gericht s— reform in Egypten bis 31. Januar 1884, ein. Für den⸗ selben wurde die Dringlichkeit votirt. Die Kammer beschloß ferner auf Antrag Mancini's, die Interpellationen in Betreff der äußeren Politik bis zur Berathung des Budgets des Aeußern zu verschieben. Im Laufe der Bugetdebatte erklärte der Finanz⸗-⸗Minister: er werde im Monat April zur J der Baarzahlungen vollständig be— reit sein.

Türkei. Konstantin opel, 18. Januar. (W. T. B.) Anläßlich der Verleihung des Großkordons der Ehrenlegion an den Großvezir Said Pascha und des Groß—Offizierkreuzes der Ehrenlegion an den Unter-Staatssekretär des Auswärtigen, Artin Effendi, und den Ober Ceremonienmeister Munir Bey, heben die Journale die Wiederherstellung der alten Freund⸗ schaft zwischen der Türkei und Frankreich hervor. Dies Resultat verdanke man der versöhnlichen Gesinnung des Marquis de Noailles. Die Blätter beglückwünschen die Pforte zu dem glücklichen Ergebniß. Die Pforte wird demnächst das letzte Rundschreiben Lord Granville's in Betreff der egyptischen Frage beantworten.

Serbien. Belgrad, 17. Januar. (W. T. B.) Oberst— Lieutenant Petro vic ist zum Minister fur öffentliche Arbeiten ernannt worden.

Montenegro. Cettinje, 18. Januar. (W. T. B) Der Fürst von Montenegro hat den Minister des Aeußern, Radonie, zum Gesandten in Konstantinopel und an dessen Stelle den bisherigen Gouverneur von Dulcigno, Popovic, zum Minister des Auswärtigen ernannt.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 18. Ja⸗ nuar. (W. T. B.) In der Antwort des Kaisers auf die ihm und der Kaiserin von dem Moskauer General—⸗ gouverneur dargebrachten Neujahrsglückwünsche heißt es am Schlusse: Indem ich das neue Jahr mit festem Ver— trauen auf Gott und aufrichtigem Glauben an seinen Schutz für Rußland beginne, freue ich mich, daß der Tag nicht mehr fern ist, an dem Moskau und ganz Rußland sich mit uns vor den Heiligthümern des Kremls zu einer großen religiösen Feier vereinigen wird.

Geheim-⸗Rath Weschnjakoff ist zum Gehülfen des Domänen-Ministers ernannt worden. Die Zeitung „Strana“ erhielt die dritte Verwarnung und wurde auf 4 Monate inhibirt.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 17. Januar. (W. T. B.) Heute fand die Eröffnung des Reichstages durch den König statt. Die Thronrede gedenkt der guten Ernte des Landes, der reichlichen Einnahmen in der Eisen— und Holzindustrie in den letzten Jahren und kündigt sodann Vorlagen an, betreffend: Erhebung der Grundsteuern, Umbil dung im Vertheidigungswesen, eine durchgreifende Steuer— reform, namentlich bezüglich der Grundstückesteuer, eine neue Stempelordnung und höhere Besteuerung der Branntweinfabri⸗ kation. Das Budget schließt in den Einnahmen mit 81 441 000 Kronen ab und weist einen Ueberschuß von 1700000 Kronen auf.

Amerika. Washington, 17. Januar. (W. T. B.) Der der Repräsentantenkammer von der Finanzkom— mission gestern vorgelegte Tarifgesetzent wurf hat nicht die Zustimmung sämmtlicher Kommissionsmitglieder gefunden. Den Freihändlern erscheint die Vorlage in ihrer gegenwärtigen Form unannehmbar. Die wichtigsten der in der Vorlage vor⸗ geschlagenen Renderungen des gegenwärtigen Tarifs sind die Herabsetzung um zn Proz. pro Pfund bei Eisen, um 11 Dollars für die Tonne Stahlschienen; Gewebe und Wolle werden um nahezu 10 Proz. gegen den jetzigen Tarif ermäßigt. Die Wichtigkeit der Maßregel wird einigermaßen gemindert durch die Wahrscheinlichkeit, daß die Vorlage, die gegenwärtig den Senat beschäftigt, die Basis der ganzen Ge— setzzbung für die Dauer der gegenwärtigen Session bilden wird.

Nach einer Depesche aus Lima wird die Stadt Cas ma in Peru von dem chilenischen Panzerfahrzeug „Huascar“ regelrecht blokirt. Die Chilenen werden den Hafen besetzen, um Reklamationen englischer Kaufleute vor⸗ zubeugen, welche, so lange sich kein Kriegsschiff im Hafen befand, doppelte Zölle bezahlen mußten.

(Allg. Corr.) Der militärische Ausschuß des Senats hat sich zu Gunsten der Vorlage geäußert, welche die Armee auf 30 000 Mann erhöht, einschließlich 1000 Mann Indianer Scouts und eines 520 Mann starken Bataillons

Genietruppen. Der Sold der gemeinen Soldaten soll ron 13 auf 16 Dollars per Monat erhöht werden.

Afrika. Egypten. Kairo, 17. Januar. (W. T. B.) Nach einem der Regierung aus Sudan zugegangenen Tele⸗ gramm hat der falsche Prophet ein egyytisches Ba⸗ . geschlagen. Letzteres verlor 240 Todte und 260 Ge⸗ angene.

Zeitungsstimmen.

Die von Dr. Victor Böhmert und Dr. Arthur von Studnitz herausgegebene Social⸗Correspondenz“ meldet in der Rubrik Arbeitsmarkt“:

In Finsterwalde macht sich jetzt ein wesentlicher Aufschwung in der Tuchfabrikation bemerkbar. Waͤhrend früher verschiedene Fabriken schon um 6 Uhr geschlossen wurden, giebt es, wie das) . Cross. Wochenbl. mittbeilt, jetzt wobl keine, in der nicht wenigstens bis um ?? Uhr gearbeitet würde. Mehrere dagegen arbeiten bis 8, einige sogar bis um 9 Ubr Abends. Dieser für die Stadt so segensreiche Aufschwung ist wohl größtentheils auf den Umstand zurückzuführen, daß viele Tuchfabrikanten die Buntweberei eingerichtet haben, und nun einen Absatz ihrer Fabrikate erzielen, der den früheren in den Schatten stellt.

In der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ finden wir folgende Notiz:

Eine sehr interessante Illustration zu dem Thema von der Ueberlastung der Kommunen liefert der Beschluß des Gemeinderathes in Höhscheid (Kr. Solingen), welcher gefaßt werden mußte, um das Defizit des Gemeindehaushalts durch Kommunalsteuern zu decken. Nach diesem Beschlusse sollen erhoben werden an Zuschlägen zu den direkten Steuern: 109 ,o zur Grund— steuer einschließlich der Zuschläge zur Prinzipalsteuer, 109 90 zur Gebäudesteuer, 1000 zur Gewerbesteuer, 375, zur ersten Stufe der Klassensteuer, 480 /0 zur zweiten Stufe, 530, zur dritten Stufe, 6250/9 zur vierten bis zwölften Stufe, 6250/9 zur Staatseinkommen⸗ steuer; außerdem sollen 2000/ des fingirten Satzes von 1,50 Steuer von den gesetzlich von der Klassensteuer befreiten Personen erhoben werden. Der Etat balancirt in Einnahme und Ausgabe mit 114000 4

—. Die „El saß-⸗Lothringische Zeitung“ schreib weiter über die Holzzollfrage:

... . Die deutsche Holzindustrie wird durch die Holzzölle bezw. durch die Minderung der Einfuhr an verarbeiteten Holwaaren ge— winnen. Der Verlust, der ihr durch die ausländische Konkurrenz er— wuchs, war erheblich, und wird von den genannten Motiven für 1880 und 1881 jährlich auf 140000090 0 beziffert.

Auch die Besorgnisse um die Fortexistenz des Durchfuhr-Holz— handels in den Ostseehäfen waren glücklicherweise unbegründet. Der Danziger Erport hat sich sogar von 280500 t auf 330000 t ge— hoben, und dasselbe hat sich hinsichtlich des Holzfloßverkehrs in Ost— preußen berausgestellt. Die russischen Hölzer sind eben hauptsächlich auf den Wasserweg angewiesen und haben zu einem großen Theil die Zwangsrouten auf der Weichsel nach Danzig, auf der Memel nach Memel, um von diesen Häfen aus nach Schleswig-Holstein und Eng— land ausgeschifft zu werden.

Ebenso sind die Schwierigkeiten ausgeblieben, welche im Jahre 1879 dem Holzhandel durch Zollbelästigungen angekündigt wurden. Die Handelskammern haben über derartige Plackereien und Verlang⸗ samungen im Handel nicht zu klagen gehabt, sondern im Gegentheil die Coulanz der Zollbehörden anerkannt.

Auch der Export deutscher Hölzer nach Frankreich, Belgien, Holland, welcher gerade für Elsaß-Lothringen von großer Bedeutung ist, hat nachweislich nicht gelitten. Diese Länder haben eine so geringe eigene Produktion, daß sie namentlich in den Grenzgebieten auf unser Holz angewiesen sind und sich daher etwas höhere Holz— preise gefallen lassen müssen, die sie übrigens in den Gründerjahren 1873—1875 bereits bezahlt haben. Das Faktum, daß wir nach den genannten Ländern jährlich nicht unbedeutende Holzmassen exportiren, spricht wohl auch gegen die Existenz eines Holzmangels im Inlande.

Einer der gravirendsten Vorwürfe gegen die Holzzölle ist schließlich der, daß man behauptet hat, die durch dieselben gehobenen Holzpreise würden der Waldverwüstung in Deutschland Vorschub leisten. So warnte der Abg. Dr. Klügmann 1879 davor, künstlich einen viel größeren auf die Devastation der Forsten hinausgehenden Konsum zu erzeugen. Aehnlich heißt es in einer freihändlerischen Broschüre: „Es ist möglich, daß ein Holzzoll in Verbindung mit der Aussicht auf seine baldige Wiederabschaffung zur schnelleren Abholzung der inländischen Waldbestände führt, und daß zum Schaden des Klimas und der Wasserläufe der entwaldete Boden der Landwirthschaft zufällt.“

Es dürfte unschwer sein, diesen Einwand zu beseitigen und sogar hinreichende Wahrscheinlichkeitsgründe zu erbringen, daß im Allge⸗ meinen das Gegentheil der Fall sein wird. Wenn die Preise unter i Produktionskosten sinken, dann ist es unmöglich, den Wald zu er—

alten

Bewegen sich dagegen die Holzpreise auf einer normalen Höhe, so wird der Waldbesitzer die zur Führung einer intensiven rationellen Wirthschaft erforderlichen Ausgaben wieder gern leisten. Diesen Ge—⸗ danken führt die „Kölnische Volkszeitung“ in einem Artikel über die Holzzollfrage (Nr. 3435 vom 15. Dezember 1882) folgendermaßen aus:

„In Frankreich hat man solche Erfahrungen gemacht; in Holland und einem Theil von Belgien hat man mit Nutzen neue Waldungen angelegt, in den Niederlanden sogar förmliche Baumschulen für Wald bäume, die sich schon nach zehn Jahren rentirten. Wollte man aber auch annehmen, daß unter den Privaten Thoren genug sich fänden, die durch übermäßiges Fällen und Roden den künftigen Ertrag ihrer Wälder schmälerten und vernichteten, so würde die Folge die sein, daß wegen des unverhältnißmäßig vermehrten Holzangebotes die Preise des Holzes, und folgerichtig auch die Preise der Wälder, sofort bedeutend fielen; der absolute Werth der Wälder aber würde alsbald wegen des voraussichtlichen relativen Holzmangels in den kommenden Jahren steigen, und damit gleichzeitig das Interesse der anderen Waldbesitzer wachsen, ihre Holzungen zu schonen und neue dazu zu erwerben, weil ihre künftige Rente wegen der verminderten Konkurrenz naturgemäß zunehmen müßte. ;

Wir vermögen uns deshalb nicht davon zu überzeugen, daß die durch den Zoll herbeigeführt: Steigerung der Preise zur Ausbeutung und Raubwirthschaft oder gar zur Entwaldung führen werde, Sie wird im Gegentheil in manchen Gebirgsgegenden, wo man emsig nach Flächen sucht, die sich zu Wald und Wiese umbrechen lassen, den bis⸗— herigen Bestand erhalten; die Besitzer werden die sichere, wenn auch geringere Rente einer schwankenden, zweifelhaften vorziehen..

In ähnlichem Sinne hat sich auch bei den jüngsten Reichstags debatten der Abg. von Schorlemer-Alst ausgesprochen, welcher zum Schutz und zur Erhaltung der westfälischen Bauernwaldungen die Holzzölle dringend anempfiehlt. Wenn nun trotz all dieser für die Errichtung von Holzööllen überhaupt und, speziell für die Erhöhung derselben geltend gemachten Erwägungen im Jahre 1879 eine Reihe von Petitionen gegen die Holzzölle eingelaufen sind und möglicher weise noch einlaufen werden, fo gehen dieselben meistens von Spe⸗ kulanten und Aktiengesellschaften aus, welche sich in den Besitz aus ländischer Waldeomplexe gesetzt haben. So gehen die Peti⸗ tionen des Berliner Holjeomptoirs und der Posener Handels kammer an, daß sie in Rußland große Waldankäufe gemacht haben und daß sie außerordentlich geschädigt würden, falls sie ihr Hol nicht zollfrei einführen könnten. Aehnlich weist eine andere Eingabe aus Schlesien darauf hin, daß die 72 Dampfsägen Galiziens meist deutschen Firmen angehören. Für diese „deutschen Holzhändler reklamiren die Freihändler Schutz durch Nichtannahme der Holzzölle!

Mit Fug und Recht hat Fürst Bismarck dem gegenüber betont, daß diese Holzspekulanten keineswegs ihre deutsche Nationalität gel⸗