1883 / 21 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 24 Jan 1883 18:00:01 GMT) scan diff

Das „Armee⸗Verordnungs⸗Blatt⸗ gende Allerhöchste Kabinetsordre:

Meine Armee hat beute in Meinem in Gott entschlafenen ge— liebten Bruder, dem General⸗Feldzjeugmeister Prnrinzen Carl von Preußen Königliche Hobeit, ihren ältesten General verloren, der ihr über 70 Jahre in hohen Ehren und mit wärmsten Herzen angehört hat. Es wird der Armee ein tief empfundenes Bedürfniß sein, an Meiner und Meines Hauses schmerzlichen Trauer um den Verstorbenen Antheil zu nebmen, und bestimme Ich demzufolge:

I) Sämmtliche Offiziere der Armer und Marine legen, vom Tage des Eingangs dieser Ordre ab, 14 Tage hindurch den Trauerflor um den Arm an.

2) Bei dem Grenadier-Regiment Prinz Carl von Preußen (2. Brandenburgischen) Nr. 12, bei dem Schleswig- Holsteinischen Ulonen-Regiment Nr. 15 und bei der gesammten Artillerie währt diese Trauer 3 Wochen.

Site haben hicrnach das Weitere zu veranlassen.

Berlin, den 21. Januar 1883.

veröffentlicht fol⸗

Wilhelm. An den Kriegs⸗Minister.

Gestern Morgen wurde die Leiche Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Carl, angethan mit der Uniform der Garde-Artillerie mit den Abzeichen des General-Feldzeug⸗ meisters, in den Sarg gelegt und um 2 Uhr Mittags von dem Minister des Königlichen Hauses und dem Justiz-Minister im Beisein des Hofmarschalls und der drei Adjutanten des dahin— geschiedenen Prinzen rekognoscirt. Hierauf wurde der Sarg geschlossen und in den weißen Stucksaal der ersten Etage des Palais gebracht. Der Sarg, aus Zink, mit schwarzem Sammet bekleidet, der untere Theil reich mit goldenen Polmenblättern und goldenen Arabesken geschmückt, ruht auf goldenen Löwenfüßen und ist mit goldenen Griffen an seinem unteren Theile verziert. Der Sargdeckel, der einfach in schwarzem Sammet gehalten ist, trägt auf der einen Seite das große achtspitzige Kreuz des Johanniter— Ordens. Auf dem Kopfende des Sarges war die große prinz— liche Krone auf purpurnem Sammetkissen befestigt, zu Füßen des Sarges zwei Tabourets mit den Insignien und Orden aufgestellt. In dem Saale waren die drei großen Rundbogenfenster, welche nach dem Hofe und dem Garten führen, schwarz verhängt, die weißen Marmorwände mit schwarzen Festons ausgestattet und die Rückwand in einen Hain von Palmen und exotischen Gewächsen umgewandelt. Am Kopfende des Sarges, den vier hohe silberne Gueridons um— gaben, erhob sich eine weiße Marmorsäule, den Engel des Friedens auf der Spitze. Eine Fülle von Kränzen, Palmen— zweigen und Kreuzen bedeckten den Sarg. Die Ehrenwache am Eingange des Saales hielten 2 Sergeanten vom 1. Garde⸗ Feld⸗A rtillerie Regiment, während im oberen Treppenvestibul 2 Krongardisten paradirten.

Gegen 8 Uhr Abends erfolgte die Anfahrt des Hofes und der fremden Fürstlichkeiten, die sich im Gartensaal versam— melten, wo die Ankunft Sr. Majestät des Kaisers und Königs erwartet wurde. Sobald Allerhöchstderselbe erschienen war, setzte sich der Zug unter Vortritt des Hofmarschalls, und zwar zunächst Se. Majestät der Kaiser, Allerhöchstseine Schwester führend, sodann Ihre Kaiserlichen und Königlichen

oheiten die Kronprinzlichen Herrschasten, der Großfürst Nikolaus von Rußland, der Herzog und die Herzogin von Edinburg, die Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses, der Großherzog und die Großherzogin von Baden, der Großherzog von Mecklenburg, der Erbgroßherzog von Oldenburg mit Gemahlin, der Prinz August? von Württem— berg, über die goldene Treppe nach dem Paradezimmer in Bewegung, wo in einem Halbkreise vor dem Kata— falk auf Sesseln Platz genommen wurde. Ihre Majestät die Laiserin und Königin wohnte der Trauerfeier, in ihrem Tragsessel sitzend, in einer für Allerhöchstdieselbe neben dem Sarge hergerichteten Loge bei. Sobald der Zug den Saal betrat, stimmte der Domchor den Gesang: „Selig sind die Todten“ an. Als die letzten Klänge verhällt waren, trat der Ober-Hofprediger D. Kögel an den Sarg und hielt die Ge— dächtnißrede. Mit dem Liede: „Was Gott thut, das ist wohlgethan!“ schloß die ernste Feier.

Heute Nachmittag um 2 Uhr fand im Dome, in welchen ie Leiche gestern Abend 11 Uhr überführt worden, die Trauerfeier statt. Der Sarg, der außer der Fürstenkrone und den Abzeichen des Johanniter-Ordens mit dem kostbarsten weißen und grünen Blüthen- und Blätterschmuck geziert war, stand unmittelbar vor dem Altar aufgebahrt; zwischen diesem und dem Katafalk befand sich der Platz für die evangelische Geistlichkeit der Haupt- und Residenzstadt Berlin. Sechs Kandelaber, zu beiden Seiten des Altars aufgestellt, erleuchteten außer den Flammen an den Seitenwänden das fernere der schwarz ausgeschlagenen Kirche. Vor den Kandelabern standen zehn Tabourets, auf welchen die Insignien lagen. Zwischen Lund 2 Uhr wurde mit den Glocken sämmtlicher Kirchen ber Stadt in drei Pausen geläutet, wozu die Domkirche das Zei— chen gab. Als zuerst geläutet wurde, trat der Hofmarschall des verstorbenen Prinzen, Kammerherr Schloßhauptmann von Königsberg, Graf von Dönhoff, an das Kopfende des Sarges,

auf welchem, und zwar auf einem Kissen von drap dor, die Krone ruhte. Gleichzeitig mit dem Hofmar⸗ schall stellten sich die Adjutanten des verstorbenen

Prinzen, Oberst-Lieutenant von Unruh, Hauptmann von Sluyterman-Langeweyde und Hauptmann von Witzleben, sowie die dazu kommandirten Offiziere und Ritter des Johan— niter-⸗Ordens zu beiden Seiten des Sarges hinter die Tabou— rets, auf welchen die Insignien auf Kissen von Drap d'argent ruhten und zwar: a. hinter das vom Kopfende des Sarges rechts befindliche Tabouret mit der Kette des Schwarzen Adler— Ordens, dem Orden pour le mérite und dem Eisernen Kreuze der Oberst und Flügel-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers von Lindequist, Commandeur des 1. Garde-Regiments z. F.;

b. hinter das vom Kopfende des Sarges links befind— liche Tabouret mit dem Kommandostabe der Oberst von

Lettow⸗Vorbeck, Commandeur des Grenadier⸗Regiments Prinz Carl von Preußen (2. Brandenburgisches Nr. 125; c. hinter das rechts in zweiter Reihe befindliche Tabouret mit der Kette des Königlichen Haus-Ordens von Hohenzollern und den anderen Königlich preußischen Orden und Kriegsdenkmünzen: der Dberst von Kretschman, Commandeur des 3. Garde⸗ Grenadier-⸗Regiments Königin Elisabeth; d. hinter das links in zweiter Reihe befindliche Tabouret mit den Insignien des Kaiserlich russischen St. Georgs-Ordens und der Raiserlich russischen Kriegs denkmünzen: der Oberst Lieutenant Chales de Beaulier, Commandeur des Schleswig⸗-Holsteinischen Ulanen—

Regiments Nr. 15; e. hinter das rechts in dritter Reihe be— findliche Tabouret mit den Ordens⸗Insignien des Herren⸗ meisters: der Oberst von Balluseck, Commandeur des 2. Jarde⸗ Feld⸗Artillerie⸗Regiments, Rechtsritter des Johanniter⸗Ordens; hinter das links in dritter Reihe befindliche Tabouret mit dem Schwerte des Herrenmeisters: der Oberst-Lieutenant von Prittwitz und Gaffron, Commandeur des Großherzoglich Hes⸗ sischen F Id⸗Artillerie Regiments Nr. 25, Rechtsritter des Jo⸗ hanniter Ordens; g. hinter das rechts in vierter Reihe befind⸗ liche Tabouret mit den anderen fremden Kriegsorden und Denkmünzen: der Oberst-Lieutenant von Elern, Führer des 1. Brandenburgischen Feld⸗A rtillerie⸗ Regiments Nr. 3, Ge⸗ neral⸗Feldzeugmeister; h. hinter das links in vierter Reihe befindliche Tabouret mit dem Helm: der Oberst⸗Lieutenant von Unruh; i. hinter das rechts in fünfter Reihe befindliche Tabouret mit den Ritterhandschuhen der Hauptmann von Sluyterman⸗-Langeweyde; k. hinter das links in fünfter Reihe befindliche Tabouret mit den Sporen der Haupt⸗ mann von Witzleben. Gleichzeitig stellen sich auch die hier an— wesenden Commendatoren des Johanniter⸗Ordens auf die Estrade zu beiden Seiten des Kopfendes des Sarges. Die anwesenden Deputationen der preußischen Regimenter, deren Chef der hochselige Prinz war oder denen Höchftderselbe 3 la suite angehörte, und zwar: 1) vom 1. Garde⸗Regiment z. F.; 2) vom Grenadier⸗Regiment Prinz Carl von Preußen (2. Brandenburgisches Nr. 12); 3) vom Schleswig-Holstei—⸗ nischen Uanen-Regiment Nr. 15; 4 vom 1. Brandenburgischen Feld⸗Artillerie⸗ Regiment Nr. 3 (General⸗Feldzeugmeister); 5) vom 2. Brandenburgischen Feld⸗-Artillerie⸗Regiment Nr. 18 (General-Feldzeugmeister) und 6) vom Brandenburgischen Fuß⸗Artillerie⸗Regiment Nr. 3 (General⸗Feldzeugmeister), sowie die. Deputationen fremdherrlicher Regimenter, deren Ehef der Prinz war, ordneten sich am Fußende des Sarges unten auf der Estrade. Die Dienerschaft des Verschiedenen stellte fich im offenen Raum unter der Kanzel auf. Die zur Feier ein⸗ geladenen Personen, die Obersten Hof⸗, die Ober-Hof- und die Hofchargen, die General-Adjutanten, die Generale à la suite und die Flügel Adjutanten, die Prinzlichen Hofstaaten, die General- Feldmarschälle, die hier anwesenden Ritter des Ordens vom Schwarzen Adler, die Chefs Fürst⸗ licher Häuser, der Vize -Präsident des Staats-Ministerlums, die Generale der Infanterie und der Kavallerie, die Staats— Minister, die Bevollmächtigten zum Bundesraih, die Präsi— denten und Deputationen des Reichstages und beider Häuser des Landtages, die General-Lieutenants, die Wirklichen Ge— heimen Räthe, die General-Majors, die Räthe erster Klasse, die Obersten und die in Regiments Commandeur⸗-Stellungen befindlichen Offiziere, die Räthe des Ministeriums des König— lichen Hauses, die Königlichen Kammerherren, die hier an⸗ wesenden Ritter des Johanniter-Ordens, die Deputationen der sonst geladenen Körperschaften und die Kammerjunker hatten sich um 1 Uhr im unteren Raume der Kirche ver— sammelt.

Die zur Beisetzung kommandirten Truppen bestanden aus einer Escadron des Garde⸗Kürassier-Regiments mit der Stan— darte und dem Trompeter⸗Corps, einer Escadron des 1. Garde— Dragoner-Regiments und einer Escadron des 2. Garde— Ulanen⸗Regiments, se drei adronen unter de Befehl des Obersten voh Ostau, Commandeurs des Gardt⸗ Kürassier-Regiments. Von der Garde-Infanterie, unter dem Kommando des Obersten von Wißmann, Commandeurs des 2. Garde⸗Regiments z. F. waren ein Bataillon vom 2. Garde Regiment z. F. mit der florumhüllten Fahne, den Spielleuten und der Regimentsmusik, ein Bataillon vom Kaiser Alexander Garde-Grenadier⸗-Regiment Nr. 1 und ein Bataillon vom 3. Garde⸗Regiment z. F. zugegen. Die Ar— tillerie hatte 12 Geschütze mit dem Trompekercorps gestellt. Die ganze Trauerparade wurde vom General à la suite Ge— neral⸗Major Grafen von Alten, Commandeur der 1. Garde— Kavallerie-Brigade, befehligt. Die Kavallerie und Infanterie nahm im Lustgarten, die Ärtillerie in der Cantianstraße Auf— stellung. Sämmtliche Truppen waren im Paradeanzuge, mit dem Abzeichen der Armeetrauer, erschienen. Eine dichtgedrängte, unabsehbare Vollsmenge umgab in ehrfurchts vollem Schweigen den Dom und das Schloß.

Sobald die Allerhöchsten Herrschaften und die an— wesenden Höchsten Leidtragenden erschienen waren, nahmen Dieselben auf den im Halbkreise vor dem Altare aufge stellten Sesseln Platz; das Gefolge ordnete sich hinter Denselben. Hierauf begann der Gottesdienst. Nachdem der Domchor: Ich weiß, daß mein Erlöser lebt“ (Hiob 19, 25 27) ge⸗ sungen hatte, wobei die oberste Stimme: „Christus, der ist mein Leben, Sterben ist mein Gewinn“ begleitete, sprach der Hofprediger D. Baur das Eingangsgebet und die Liturgie. Die Gemeinde sang alsdann: „Jesus, meine Zuversicht“, worauf Ober⸗Hofprediger D. Kögel, anknüpfend an Ebräer 4, 9 und 19 (Darum ist noch eine Ruhe vorhanden), die Gedächt⸗ nißrede hielt, in welcher derselbe auch den Lebenslauf des Verewigten schilderte. Es folgte Gebet und Einsegnung der Leiche, worauf der Chor: „Sei getreu bis in den Tod, so will

ich Dir die Krone des Lebens geben“, anstimmte. Das Gebet des Hertin, der Segen und der Gemeindegesang: „Jesus, er mein Seiland lebt“, schloß die er—

hebende und ergreifende Feier. In dem Augenblick, wo der Geistliche den Segen über die sierbliche Hülle des Prinzen sprach, wurden dreimal zwölf Kanonen in der Cantianstraße gelöst und drei Salven von den im Lustgarten aufgestellten Bataillonen gegeben. Noch einmal beteten der Kaiser und die andern hohen Leidtragenden an dem Sarge, um dann in aller Stille das Gotteshaus zu verlassen. Die Orgel fuhr mit der Mufik fort, bis der Hof und die anderen Anwesenden den Dom wieder verlassen hatten. Nach Lösung der Kanonen wurde wiederum mit allen Glocken eine halbe Stunde lang geläutet.

Der Sarg verbleibt bis Abends 8 Uhr in der Parade— aufstellung im Dome, um sodann nach Nikolskoe bei Potsdam übergeführt zu werden, und zwar geleitet die Leiche bis Zehlendorf reitende Artillerie, von dort ein Theil des Regiments der Garde du Corps. In der Kirche von Nikolskoe giebt die Leib⸗ compagnie des ersten Garde⸗Regiments die Ehrenwache ab. Um zwei Uhr Nachts wird in Nikolskoe der Sarg mit den üblichen Ehren in die Gruft gesenkt.

Der Schlu ßbericht über die gestrige Sitzung des Reichstages befindet sich in der Ersten Beilage.

Der General⸗Lieutenant Freiherr von Los, General⸗ Adjutant Sr. Majestät des Kaiserst und Königs und Com—

mandeur der 5. Division, welcher zum Ehrendienst bei Sr.

Königlichen Hoheit dem

ist aus Frankfurt a. O. hier eingetroffen.

Der General-Lieutenant von Boehn, Commandeur der 21. Division, ist behufs Abstattung persönlicher Meldungen aus Frankfurt a. M. hier angekommen.

Der General-Lieutenant Freiherr von Salmuth, mn der 7. Division, ist aus Magdeburg hier einge⸗ roffen.

M Zu den Trauerfeierlichkeiten für den verewig— ten Prinzen Carl, Königliche Hoheit, sind u. A. hier ein⸗ getroffen: die General⸗Lieutenantgz von Helden⸗Sarnowaski, Inspecteur der 1. Feld⸗A rtillerie⸗Inspektion, von Bychelberg, In pecteur der 3. Feld⸗Artillerie⸗ Inspektion, und von Scheliha, Inspecteur der 4. Feld⸗Artillerie⸗Inspektion, die Ge— neral⸗Majors von Lyncker, Commandeur der 6. Feld⸗Artillerie⸗ Brigade, von Lewinski, Commandeur der 2. Feld⸗ꝛArtillerie⸗ Brigade, von Zglinitzki, Commandeur der 9. Feld⸗-Artisllerie— Brigade, von Schroetter, Commandeur der 19. Feld-Artillerie= Brigade, und von Krieger, Commandeur der 7. Feld-Artillerie= Brigade, sowie die Obersten von Deimling, Commandeur der 5. Feld⸗Artillerie⸗Brigade, von Fragstein⸗Niems dorff, Com⸗ mandeur der 11. Feld⸗Artillerie⸗Brigade, Schüßler, Eomman—⸗ deur der 8. Feld-Artillerie Brigade, und Jacobi, Eommandeur der 15. Feld⸗Artillerie⸗Brigade. Außerdem ist eine größere Anzahl von Regiments-Commandeuren und Deputationen der bezuͤglichen Artillerie⸗ Regimenter sowie ferner Deputationen des Grenadier-Regiments Prinz Carl von Preußen (2. Bran⸗ denburgischen) Nr. 12 und des Schleswig⸗-Holsteinischen Ulanen— Regiments Nr. 15 hier angekommen.

Bayern. München, 23. Januar. (W. T. B.) Prinz Arnulph begiebt sich heute Abend im Auftrage des Königs zu den Leichenfeierlichkeiten nach Berlin.

Sachsen. Dresden, 23. Januar. (Dr. J) Der General⸗Adjutant, General-Lieutenant von Carlowitz wird sich im Allerhöchsten Auftrage nach Berlin begeben, um Dda— selbst in Vertretung des Königs an den Feierlichkeiten der Beisetzung der Leiche weiland Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Carl von Preußen Theil zu nehmen.

Mecklenburg. Schwerin, 22. Januar. Nachdem mit den Ständen über eine Aenderung der unter dem 3. März 1879 publizirten Normativbestimmungen für die Bewilligung von Unterstützungen aus Landesmitteln zum Bau von Neben- oder Sekundär-Eisenbahnen Verhandlungen stattgefunden haben, werden die aus denselben hervorgegan— genen neuen Bestimmungen vom 8. d. M. durch die heutige Nummer der „Mecklenburgischen Anzeigen“ zur Kenntniß gebracht.

Anhalt. Dessau, 22. Januar. (Leipz. Ztg.) Die Einberufung der anhaltischen Landes fynode zu einer 14 tägigen Thätigkeit vom 29. d. M. an ist jetzt erfolgt. Vor Eröffnung der Berathungen über Einführung einer neuen Agende und eines neuen Gesangbuches wird in der Schloß— kirche ein feierlicher Gottesdienst stattfinden.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 24. Januar. (W. T. B.) Der Kaiser hat den König von Spanien zum Oberst— Inhaber eines Infanterie⸗Regiments ernannt. Wie der „Neuen Freien Presse“ aus Görz gemeldet wird, treffen der Graf und die Gräfin Cham bord Vorbereitungen zur Ahreise; wie es heißt, würden sich dieselben nach Italien be— geben. Der russische Minister des Auswärtigen von Giers ist hier eingetroffen und von dem russischen Botschafter Fürsten Lobanoff, dem Personale der Botschaft, dem Fürsten Urussoff und dem Grafen von der Osten⸗-Sacken empfangen worden.

Pest, 23. Januar. (W. T. B.) Im Unterhause be— kämpfte bei der heute fortgesetzten Berathung der Interpella— tion des Tapolczaer Wahlbezirkes um Aufhebung der Juden— Emanzipation der Abg. Jokai unter lebhastem Beifalle des Hauses die Ausführungen der Gegner und trat energisch für die volle Gleichberechtigung der Juden ein. Minister-Präsident Tisza wies auf die nüchterne Auffassung der Majorität der Bevölkerung hin, sowie darauf, daß seit der Emanzipation hinsichtlich der gesellschaftlichen Verschmelzung der Juden Vieles geschehen sei. Der Antisemitismus werde in gesellschaftlichem Wege zur Austragung gelangen; nur wenn die Gesellschaft sich hierzu als unzulänglich erweise, würden außerordentliche Mittel und Ausnahmegesetze erforderlich werden. Die ungarische Gesell— schaft werde hoffentlich die Regierung nicht hierzu zwingen. Die weitere Debatte wurde schließlich auf Sonnabend vertagt.

Großbritannien und Irland. London, 23. Januar. (W. T. . Oberst Elphinstone ist nach Berlin ab⸗ gereist, um den Herzog und die Herzogin von Connaught bei den Leichenfeierlichkeiten zu vertreten.

Nach Meldung der „London Gazette“ hat der Hof für den verstorbenen Prinzen Carl von Preußen vom 25. d. M. bis zum 2. k. M. Trauer angelegt.

Frankreich. Paris, 23. Januar. (W. T. B.) Heute Vormittag fand unter dem Vorsitz des Conseilspräsidenten Duelerc ein Ministerrath statt. Später traten die Minister unter dem Vorsitz des Präsidenten Grévy im Palais Elysée nochmals zu einer Berathung zusammen. Den heutigen Berathungen der Bureaux der Depu⸗ tirtenkammer wohnte kein Minister bei.

23. Januar. (W. T. B.) Bei der heute in den Bure aux statt⸗ gehabten Wahl einer Kommission für die Vorberathung des Gesetzentwurfs über Maßregeln gegen die Thronprätendenten wurden 4 Mitglieder gewählt, welche den Vorlagen der Regierung mit gewissen Einschtänkungen zustimmen; 6 Mitglieder sind für den Antrag Floquet (Aus⸗ weisung sämmtlicher Mitglieder ehemaliger Regentenfamilien Frankreichs), ein Mitglied für den Antrag Ballue Entfernung der Prinzen von Orleans aus der Armee)h. Von den bei der Wahl der Kommission abgegebenen Stimmen fielen etwa So auf Mitglieder, welche im Ganzen für die Regierungs vorlagen sind, und 122 auf Anhänger des Antrags Floquet. ;

23. Januar, Abends. (W. T. B.) Die Gerüchte von einer Ministerkrisis bestätigen sich der „Agence Havas“ zufolge nicht. Der Ministerrath hat beschlossen, morgen in der heute gewählten Kommission zur Vorberathung des Gesetz⸗ entwurfs über Maßnahmen gegen die. Thronprätendenten . abzugeben. Morgen findet wiederum ein Minister⸗ rath statt.

Herzog von Edinburg befohlen worden,

JTBeben als in Alton führen!

. Fleischzölle empfinden; die Freihafenstadt Altona müßte auf Vor— ö theile gegenüber dem preußischen Nachbarorte hinweisen können. Die

fcticten.

)

.

5 4 * 37 . .

24. Januar. (W. T. B.) Von den meisten Mor⸗ genblättern wird eine Ministerkrisis als bevorstehend

äangesehen. ö 32

Die Kaiserin Eugenie ist heute früh nach England zurückgereist.

Spanien. Madrid, 23. Januar. (W. T. B.) Der

König empfing heute Deputationen der obersten Staats⸗ körperschaften und machte denselben von der Verlobung der Infantin della Paz mit dem Prinzen Ludwig Ferdinand von Bayern offizielle Mittheilung.

Italien. Rom, 23. Januar. (W. T. W.) Das Zucht polizeigericht hat Valeriani zu drei Jahren Ge— sängniß verurtheilt. Der Staatsanwalt hatte 5 Jahre bean— traut uster Hinweis auf die Absichtlichkeit der That. Der Vertheidiger verlangte Freisprechung, weil kein Artikel des Strafgesetzes auf den vorliegenden Fall anwendbar sei.

Türkei. Kon stantinopel, 23. Januar. (W. T. B.) Anläßlich mehrerer Vorkommnisse theilte die Pforte den Bot⸗ schaftern mittelst einer Note mit, daß alle Schildwachen und Wachposten auf Befehl des Kriegs-Ministers angewiesen seien, gegen Jeden, welcher den ihnen ertheilten Instruttionen zuwiderhandele, nach erfolgter Aufforderung von den Waffen Gebrauch zu machen. Ueber die Antwort der Pforte auf das letzte Rundschreiben Lor Granville's ist noch Nichts bekannt. In politischen Kreisen gehen die Ansichten in dieser Hinsicht stark auseinander. Man glaubt, die Pforte werde namentlich auf gewisse ihren Rechten widerstreitende Punkte des Rundschreibens hinweisen.

Rumänien. Bukarest, 23. Januar. (W. T. B.) Die in Galatz wohnenden Mitglieder der europäischen Donaukommission, darunter der rumänische Oberst Pen— covic sind nach London abgereist. Die Donau und die Sereth sind an mehreren Stellen ausgetreten. Die Eisen— bahn von Braila nach Barbosch ist überschwemmt, die Ver— bindungsbahn zum Hafen von Galatz bedroht. Das Wasser steigt noch.

Serbien. Belgrab, 23. Januar. (W. T. B.) Nach Annahme des französisch-serbischen Handelsvertrags wurde die Skupschtina mit einer Thronrede geschlossen, in welcher die patriotische Hingebung der Skupschtina hervor— gehoben wird. Durch diese sei der Abschluß der Handelsver— träge und Konsularkonventionen mit allen Großmächten, Re— formen in allen Verwaltungszweigen, die Gründung einer Nationalbank, die Hebung des Landeskredits und die Reor— ganisation des Heeres ermöglicht. Der König sprach schließ— lich der Skupschtina seinen Dank aus für ihre mühevolle Pflicht— erfüllung. Der Feierlichkeit wohnten die Minister, die Mit— glieder des diplomatischen Corps, Senatoren und andere Wür— denträger bei. Der König wurde bei seinem Erscheinen mit lebhaften Ziviosrufen empfangen.

Amerika. Washington, 23. Januar. (W. T. B.) Gegen den gegenwärtig dem Kongresse vorliegenden Zoll tarif gehen zahlreiche Petitionen von Fabrikanten und Ar— beitern ein, in benen gegen jede Zollreduktion protestirt und die Erhöhung des Tarifs für spezifische Artikel befür⸗ wortet wird.

Zeitungsstimmen.

In der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ lesen wir, daß in einer gegen Hrn. Professor Dr. Nasse ge⸗ richteten Schrift: „Schutzzoll und deutsche Waarenausfuhr“ der Verfasser Hr. Gustav Tuch die Behauptung bekämpft, daß die Lage der deutschen Exportindustrie durch die Vertheuerung der Lebensmittel in Folge der Zölle verschlechtert worden sei, und daß derselbe folgende Thatsachen zur Widerlegung des Prof. Nasse anführt:

Altong und. Ottensen, die beiden Nachbarstädte an der Elbe, gehen direkt in einander über und sind nur durch die Zollgrenze ge⸗ Altona ist Zollausland, Ottensen liegt im Zollgebiet. Der freihändlerischen Theorie nach müßten die Ärbeiter in Ottensen, deren es in dieser Industriestadt recht viele giebt, ein schlechteres ? Die Konsumenten Ottensens müßten im Kleinverkehr die Wirkungen der viel umstrittenen Getreide und

folgenden, von berusener Seite am 19. Mai 1851 festgestellten Prelse haben sich am gedachten Tage indeß sowohl für Altona, als für Ot⸗ tensen als marktgaͤngig ergeben. Es kosteten nämlich in beiden Städten: MI do. feinste Sorte 10 Pfd. Weizenmehl pro Pfd. do. 200 Pfd. . do. hein, te 24, 28 M Roggenbrot, durchschnittlich 240 Gr. für. . 60 3 Weizenbrot (Rundstäcke), s00 Gr. (wei Mal täglich lh , et, 249 8 12 und 14 3

1BR2 6 K 15, 16, 17 4 28, 30, 31 Ab

do. pro 100 Pfd. 9, 10, 11 6 Hafer pro 150 Pf... 13,5 Saathafer pro 150 Pfd. 14 1 Mais pro 20) Pfd.. 136 .

do. Pro Pfd. * 16 *

do, m ,,, 90 49 Maismehl pro 200 Pfd. . . 16 60 Buchweizen pro 2006 Pfd. 180, 200 M. Buchweizenmehl pro Pfd. . 16, 18 49 J 144 k K—— 24 95 48 Speck pro Pd... 99 * Butter pro Pfd. . 90 49 bis 3 *

k JJ 72 Ochsenfleisch, bestes Bratenfleisch pro Pfd. i ; J Hackfleisch. J

Rollfleisch . 90 4 . 140 ** w 2 60 49 Kalbfleisch, bestes Bratenfleisch . 160 3 k 75 29 Fricassee 70 * ackfleisch⸗. 80 3 I i 100 4 Schweinefleisch, bestes Bratenfleisch 90 * J Alle diese Lebensmittel und viele andere waren nicht nur an

wie in Altona, sondern sie sind in der Regel nicht theurer, wohl aber zu Zeiten in Ottensen billiger, als in Altonæ. Nach Anführung dieser Daten sagt Hr. Gustav Tuch: Meines Erachtens sollte man sich angesichts solcher Thatfachen mit den Aeußerungen grauer Theorie über die Wirkung der Zölle auf den Kleinrerkehr doch etwas mäßigen. Aus Meißen berichtet man dem genannten Blatte: Der Geschäftsumsatz der hiesigen städtischen Sxarkasse wirft ein erfreuliches Licht auf die zunehmende Besserung der Erwerbsrerbält— nifse unter den kleinen Leuten, denn diese sind es doch vornehmlich, die ihre Ersparnisse in der Sparkasse ansammeln. 15581 betrugen die Einlagen S07 O55 46, die Rückzablungen 809 653 4, also das eigent⸗ lich ersparte Kapital ohne die gutgeschriebenen und nicht abgebobenen Zinsen 95 252 Æ 1882 keliefen sich die Einlagen auf 155 3565 11, die Rückzahlungen auf 893 222 4, der ersparte Ueberschuß also auf 114146 M, also war die ersparte, nicht wieder abgehobene Summe 1882 um 15 854 46 oder 1r8 9, größer als 1851. Die „Deutsche vol kswirthschaftliche Corre— spondenz“ bespricht die angebliche Vertheuerung der Preise durch indirekte Steuern. Dabei wird u. A. ausgeführt: Wir wissen ebenso gut wie unsere freihändlerischen Gegner, daß kein Pfennig vom Erträge indirekter Steuern aus der Luft fallen kann, sondern daß Alles an irgend einer Stelle getragen werden muß; auch ist es in der Theorie vollkommen richtig, daß die etwaige Klein beit der Auflage bieran nickts ändert, sondern daß sich jede, wenn auch noch so kleine Beeinflussung des Preises irgendwo bei der Kalkulation fühlbar machen muß. Aber der Irrthum liegt in der Annahme, es seien bei alle Preisberechnungen be⸗ reits so scharf zugespitzt, daß die kleinste Erschütterusg in den Faktoren der Preisbildung dieselbe sofort beeinfluffe, und in der weiteren Annahme, daß gegenüber den Einflüssen, welche von anderer Seite auf die Preisbildung ausgeübt werden, eine mäßige indirc'te Steuer überhaupt in Betrackt komme. Was Ersteres betrifft, so sprechen die Eingangs erwähnten (aus jener Stanstik nachgewiesenen) Schwankungen eine beredte Sprache; wenn es auch wahr sein mag, daß lokale, im Einzelnen nickt nachweisbare, aber gleichwohl ver—

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handene Verhältnifse bei den angeführten. großen Verschieden⸗ heiten eine Rolle spielen, so wird doch schwetrlich geleugnet

werden können, daß hier ein Spielraum obwaltet, welcher es den betreffenden Gewerbeleuten sehr wohl ermöglicht, ein kleine Mehrbelastung auf eigenen Schultern zu tragen, und hinsichtlich des letzteren Punktes darf wohl darauf hingewiesen werden, daß es kein Unglück sein würde, wenn durch die Erschwerung der Spekulation die Zahl der Zwischenbände sich einmal um ein paar verringerte, und daß eine einzige Verringerung dieser Art die kleine Vertheuerung durch das bescheidene Maß indirekter Steuern, welches wir haben, weit aufwiegen dürfte. Bekannt genug ist es, daß bei anderen Artikeln des täglichen Bedarfs, z. B. beim Fleisch, die gleiche Er— fahrung längst gemacht worden ist. Gerade bei diesen Artikeln, die Niemand entbehren kann und betreffs deren doch selbst die kauf— kräftigeren Stände einigermaßen zum Rechnen, zum Haushalten genöthigt sind, sollte doch eigentlich die angebliche Ausglei— chung der Preise sich am ersten vollziehen und sollte jeder äußere Einfluß auf die Preisbildung sich sofort füuhl⸗ bar machen; wir sehen aber, daß dies entschieden nicht der Fall ist, sondern daß tausend verborgene, gelegentliche oder rein perfönliche Ursachen das weitaus bedeutendste Wort sprechen. Wie wird es nun erst mit Artikeln bestellt sein, betreffs deren eine solche fortwährende Nöthigung zu eigener Kontrole nicht an die Konsumenten herantritt? Wir glauben also daran festbalten zu dürfen, daß nicht nur bei vorsichtiger Bemessung eine indirekte Steuer sehr wohl selbst den nothwendigsten Lebensbedürfnissen auferlegt werden kann, ohne die eigentlichen Konsumenten ju treffen, sondern diese Auflagen zugleich auch noch als Regulatoren, als Hülfsmittel für eine gleichmäßigere und sachlichere Preisbildung und für eine Beseitigung unnuͤtzer, auf derselben ruhender Lasten beitragen können.

Neichstags⸗ Angelegenheiten.

Der Etat für die Verwaltung der Kaiserlichen Marine auf das Etatsjahr 188384 beziffert übereinstimmend mit dem Etat für 1884.ñ285 die Einnahme auf 425 515 M (4 14 870 M. gegen den Etat pro 1882/83). Das Mehr steckt in folgenden Titeln: An Miethen und Pachtgeldern für Dienst- und Miet s—⸗ wohnungen, für, verpachtete Grundstücke und für Grasnutzung auf Marine ⸗Grundstücken mit 2800 „S; Strafgelder von Deferteuren, Geldstrafen, Konventional⸗ und Ordnungsstrafen mit 3000 ; Ein nahmen der Garnisonschule in Friedrich ort, der Deutschen Seewarte, des Festungsgefängnisses und der Feldhausen⸗Wilhelmshavener Wasser—⸗ leitung von 9070 *.

Die Summe der fortdauernden Ausgaben im Etat für 1883/84, beläuft sich auf 27 787 057 AM, d. h. um 221211 M. mehr als in dem vorigen Etat. Ein Mehr zeigt sich in folgenden Kapiteln: Admiralität 900 „S6, Hydrographisches Amt 2140 6, Deutsche See⸗ warte 2810 10, Rechtspflege 1230 ½, Seelsorge 600 ½, Militärpersonal 47787 S, Naturalverpflegung 76 488 ς,ů Servis- und Garnison« verwaltungswesen 4195 S, Krankenpflege 800) Æ, Unterricht 2798 „S, Werftbetrieb 187125 M, Artillerie 1125 16, Torpedowesen

50 000 ½ς, Lootsen«, Betonnungs“ und Leuchtfeuerwesen 20 740 M Ein Weniger findet sich in den Kapiteln: Indiensthaltung der Schiffe

und Fahrzeuge 165 00 6, Bekleidung 2287 „M, Reise⸗, Marsch—⸗ und Frachtkosten 18 000 S, Verschiedene Ausgaben 2500 (MC .

In dem Etat für 1881.è65 sind die fortdauernden Ausgaben mit 28 420 988 M6 (4 633 921 gegen den Etat von 1883.ũ84) in Ansatz gebracht. Das Mehr weisen folgende Kapitel nach: Hydrographisches Amt mit 300 A6, Militärpersonal 25 920 „S, Indiensthaltung der Schiffe und Fahrzeuge 195 000 „é, Naturalvyerpflegung 315 382 6, Servis⸗ und Garnisonverwaltungswesen 2739 S, Krankenpflege 900 66, Werftbetrieb 58 500 A6, Lootsen«, Betonnungs⸗ und Leucht—⸗ feuerwesen 27 080 ö. ;

Die Summe der einmaligen Ausgaben beträgt im Etat für 1883‚84 15 693 825 , um 4965 925 6 mehr, als im vorigen Etat. Von diesem Mehr entfallen: 2415000 S zum Bau von Kriegẽ⸗ schiffen, 1 950 9006 ½ für Torpedozwecke; auf Kosten der Armirung für neue Schiffe; 895 500 „SH; zur Herstellung einer zweiten Hafen— einfahrt bei Wilhelmshaven, 8. Rate go) 0)0 (M; Bau des Ems Jade⸗Kanals, 4. Rate 100 000 ; für Garnisonbauten in Wilhelms haven 131 500 S; für Garnifonbauten in Kiel 16450 6 zur Be⸗ schaffung von Betriebsmitteln für den Hafen— und erftdienst 100 100 46; zum Bau und zur ersten Einrichtung eines Feuerschiffes und eines Reserve ⸗Feuerschiffes für den Adlergrund in der Ostsee, 1. Rate 336 000 A .

In dem Etat für 1884/85 belaufen sich die einmaligen Aus— gaben auf 10 197 90 6, d. i. um 3495 925 „S weniger als im Etat für 1883/84. Ein Mehr gegen den vorigen Etat weisen hier folgende Posten auf: für Torpedozwecke 1 572 000 ; zur Herausgabe eines Werkes über die von der Korvette „Gazelle“ in den Jahren 1874 bis 1816 autzgeführte wissenschaftliche Reise um die Erde, 4. und . Rate 22000. Zur Erbauung einez Gebäudes für die Marine Akademie und Marineschule auf dem ehemaligen Werftterrain zu Düsternbrook (iel) 4. Nate 200 90 M

Der Etat für die Reich s-⸗Justizverwaltung auf. dat Jahr 1883,84 berechnet eine Einnahme von 399 367 M6, 65 daz „S mehr wie der vorige Etat. Hier erbringt Titel „Gerichtskosten vom Reichsgericht‘ ein Mehr von 66 260 60 .

Die Einnahmen in dem Etat für 1884/35 betragen 431 617 4, d. h. um 32 250 „S mehr als in dem Etat für 1883,84. Das Mehr bringt auch hier der Titel „Gerichtskosten vom Reichsgericht.

Die Summe, der fortdauernden Ausgaben ist sowohl im Ctat für 188384 wie in dem von 1884/85 auf 1783567 . beziffert. Gegen den Etat für 1882,83 findet sich hier ein Mehr von 75 900 Æ Das Mehr resultirt aus folgenden Posten: Kommission zur Ausarbeitung

Ausgaben, 35 0 4, ferner ist in Karitel 4 Fer den Besoldungen am Reichsgericht ein Zugang von 12 00 4 eingeftellt als Gehalt für eine Rathsstelle und ö * an Wohnungsgeldzufchuß für die= selbe. Titel Zur Remunerirung von Hülfeleistungen“ bei dem Reichsgericht bat ein Mehr von 253 000 A

Die einmaligen Ausgaben sind in den Etat für 1883/84 mit 530 00 4 in Ansaß gebracht (um 330 00) * mehr, wie im vorigen Etat). Hier erscheint neu eingeftellt der Titel: zum Ankauf eines Baurlatzes für das Dienstgebände des Reichsgerichts und zur Ver⸗ breiterung des Baurlanes mit 500 609 4M

Der Etat für 1884 385 weist keine einmaligen Ausgaben nach.

Zer Ftat für das Rei chs⸗Schatzamt pro 188354 beziffert die Einnahme mit 59 160 46 (— S6 595 M gegen den vorigen Etat). Das Minus ist dadurch entstanden, daß der Posten Einnahme aus dem Verkaufe des Grundstücs des vormaligen Reichs- Sber-Handelz— Ferichts us dem vorigen Etat mit 92 025 M in dem vorliegenden Etat fortfällt.

Der Etat für 1884,85 bringt eine Einnahme von 66 220 M in Ansatz, also um 60 Æ mehr. wie der Etat für 1863.34. Das Mehr von C0 M stellt der Titel: ‚Wittwen und Waisengeld⸗ beiträge der Beamten des Reiche⸗Schatzamts“.

Die fortdauernden Ausgaben belaufen sich im Etat für 1833,84 auf 94471 548 MÆ,. um 8 153 982 mehr, als im Etat für 1882 8383. Ein Mehr zeigen hier folgende Titel: Raron⸗Entschädigungsrenten, welche auf Grund des Gefsetzes vom 21. Dezember 1871, betreffend die Beschränkungen des Grundeigenthums in der Umgebung von Festungen, zu zahlen sind: 96 052 ; Ueber eifungen an die Bundes⸗ staaten: aus dem Ertrage der Zölle und der Tabacsteuer gemäß 5. 8 des Gesezes vom 15. Juli 1875: 8 Oil 30) 4, und: aus dem Er— trage der Reichsstempelabgaben gemäß S§. 32 des Gesetzes vom 1. Juli 1881: 43 880 4

Im Etat für 1884,85 sind die fortdauernden Ausgaben auf Höhe von N 157 908 (4 2686366 46 gegen den Etat von 1883.84). Hier erscheint ein Mehr in dem Titel: „aus dem Ertrage der Zölle und der Tabacksteuer gemäß 8. 8 des Gesetzes vom 15. Juli 18797 in Höhe von 2701 200 A Die einmaligen Ausgaben im Etat von 1883.84 beziffern sich auf 4 8753200 S oder um 1282375 M mehr, als wie im vorigen Etat. Ein Mehr erscheint hier in folgenden Titeln: Beitrag zu den Kosten der Errichtung des Allgemeinen Kollegienhauses der Unirersität Straßburg, sechste und letzte Rate mit 165000 ; zum Bau eines Kaiserpalastes in Straßburg, zweite Rate mit 182 00) 4½; Beitrags des Reichs zu den Kosten des Zollanschluffes Damburgs erste Rate 4000000 6 Folgende Posten, welche im Etat für 1882/83 angesetzt waren, sind in dem Etat für 1883,84 in Wegfall gekommen: 3195 625 M als letzte Rate der Subvention für die St. Gotthardt ⸗Eisenbahn; 100 00 4ανe als letzte Rate der Bei⸗ hülfe zur Vollendung des Nationaldenkmals auf dem Niederwald.

In dem Etat für 1884/85 betragen die einmaligen Ausgaben 4453200 M. mithin um 425 000 M weniger, als im Etat für 1883/84. Das. Weniger resultirt aus Titel: Zum Bau eines Kaiserpalastes in Straßburg, dritte Rate mit 100 JSG Æ In Wegfall kommen die Titel: 500 600 M als letzte Rate des Beitrags zu den Kosten der Errichtung des Allgemeinen Kollegienhauses der Universität Straßburg, und 25 000 M als letzte Rate der Entschädi⸗ gung der Stadt Pfalzburg für die weitere Regulirung der ehemaligen Festungsgrundstücke daselbst.

Landtags⸗Angelegenheiten.

Das. Mitglied des Herrenhauses, Graf von Kospoth⸗— Burau ist am 22. d. M. auf Schloß Burau verstorben. Der⸗ selbe war durch Allerhöcsten Erlaß vom 24. November 1873 auf Präsentation des Grafenverbandes der Provinz Schlesien in das Herrenhaus berufen worden.

Statifstische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge sund⸗ heits amts sind in der 2. Jahreswoche von je 100) Bewohnern auf den Jahresdurchschnitt berechnet als gestorben gemeldet: in Berlin 22, , in Breslau 37,3, in Königsberg 35,1, in Cöln 23,4, in Frankfurt a. M, 19,', in Hannover 26,, in Cassel 11,1, in Magdeburg 25,7, in Stettin 22,7, in Altona 19,5, in Straßburg 27,8, in Metz 22,7, in München 28,7, in Nürnberg 29,8, in Augsburg 36,3, in Dres den 22,2, in Leipzig 23,7“, in Stuttgart 19,7, in Braunschweig 21.5, in Karlsruhe 17,0, in Hamburg 31,2, in Wien 27,5, in Budapest 27,0, in Prag 32,5, in Triest 29,5, in Krakau 26,7, in Basel 15,B1, in Brüssel 23,9, in Paris 26,0, in Amsterdam 24.7, 20 . in Liverpool 33,7,

in London in

Während an, den ostdeutschen Stationen beim Begl.nn und in den ersten Tagen der Berichtswoche westliche und südwe! stliche Luft- strömungen herrschten, die am 9. und 10. über Noidwesst und Nord nach Ost und Südost gingen, überwogen an den südde atschen Sta— tionen nordöstliche Windrichtungen, die in München nach Ost drehten, in Karlsruhe bis zum Schluß der Woche vorwiegend blieben. In Central⸗, West« und Nordwest⸗Deutschland wehte von Beginn der Woche an Südostwind und blieb in Heiligenstadt i it östlichen, in Berlin und Bremen mit nordwestlichen Winden wechs elnd bis an das Ende der Woche vorherrschend. Die Temperatur der Luft war eine niedrige und lag an den meisten Stationen unter der normalen. Bei meist heiterem, öfters nebligem Wetter erfolgten Niederschläge nur spärlich. Der beim Wochenbeginn hohe Druck der Luft nahm im Laufe der Woche ab, so daß der Barometerstand zu Ende der Woche an den meisten Stationen eine Differenz von übe c 20 um mit dem beim Wochenbeginn eingenommenen Standpunkte zeigte.

Die Sterblichkeit hat in der Berichtsweoche in den meisten Großstädten Europas nicht unerheblich zugenom men, besonders in den deutschen Städten. Die allgemeine Sterblich keitsberhältnißzahl für die letzteren stieg auf 25,9. (von 23K! der V! rwoche) aufs Jahr und pro Mille gerechnet, und zeigt eine wesentlich H Steigerung der Theil nahme des Säuglingsalters als auch der J öheren Altersklasse (über ( Jahre) an der Sterblichkeit. Von 196 09 Lebenden starben pro Jahr 89 Säuglinge (in Berlin 686, in Mennchen 129) gegen 75 der Vorwoche. Unter den Toderursachen waren ven den Infeltionskrankheiten Sterbefälle an Scharlach und Unter eibstvphus vermindert, an Masern, Diphtherie und Pocken vermeh ct. Die Masernepidemien in Nürnberg, Bamberg, Reichenbach i. St hl., Bremen und besonders in Nordhausen lassen noch keine Abnabm« der Sterbefälle ersehen, im Regierungsbezirk Ersurt wurde die Zahl der Neuerkrankungen ge= ringer, auch in Paris, Glasgow, London verursachen Masern viel Todes fälle. Das Carla h fieber zeigt dagetzen in Plauen, Gotha, Glauchau, Frankfurt a. Os, Berlin einen Nachlaß, in Breslau,

Apolda, Hannover, St. Peters ourg eine Zunahme der Todes sälle. Sterbefälle an Dsphth rie und Crhup. wurden wieder zahlreicher, namentlich ist in Berlin, Königsberg, Elbing,

Breslau, Bromherg, Königshütte, München, Fürth, Dresden, Eise⸗ nach, Gießen, Magdeburg, Ho burg, Elberfeld, Crefeld, Wien, Pest, Prag, Triest, Paris, St. Pete esburg u. a. D. die Zabl der dadurch her⸗ vorgerufenen Todesfälle eine bedeutende. In Chemnitz, Braunschweig, , n Amsterdam hat die Zahl der Sterbefälle nachgelassen. Der Keuchhusten wurde in Nürnberg, Schweidnitz. Hannover, Essen häuflg Todesvoeranlassung. Die Zahl der Todesfälle an Unterleibs

tophus bat in Liverpool, Bukarest zu⸗, in Paris, Alexandria, Prag

zu denselben Preisen am Markt

dem genannten Tage in Sttensen

des Entwurfs eines bürgerlichen Gesetzbuchs, persönliche und sachliche

Sterbesälle an Flecktypphus kamen aus Wien

cin wenig abgenommen.