1883 / 22 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 25 Jan 1883 18:00:01 GMT) scan diff

Gegen 1 Uhr empfingen Se. Majestät die zu den Trauer⸗ ] sident von Levetzow vor Eintritt in, die Tage ordnung feierlichkeiten hier eingetroffene Deputation des Kaiserlichgöniglich solgende Ansprache an das Haus; Es sei durch bedauerliche Desterreichischen Dragoner⸗Fegiments Nr. 8, dessen Chef der paar im Silberkranz seine Glückwünsche darzubringen. verewigte Prinz Carl war, und später die aus gleicher Ver⸗ Umstände dem Reichstage unmöglich geworden, dem Hohen Jubel⸗

anlassung hier eingetroffenen Generale und

der Artillerie.

Stabz⸗Dffiziere Um so mehr glaube er den Wünschen des Hauses

zu entsprechen, wenn er die Mitglieder bitte, sich zum Zeichen

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin der Theilnahme und e Ehren des Hohen Jubelpaares von

empfing gestern die hier anwesenden Fürstlichen Gäste. Im Königlichen Palais war kleine Familientafel.

ihren Sitzen zu erheben. Das Haus folgte dieser Auf⸗ forderung und trat sodann in die Tagesordnung ein. Erster Gegenstand derselben war die folgende Inter⸗

Obwohl die heutige Feier der silbernen Hochzeit pellation des Abg. Dr. Schulze⸗Delitzich wegen Einführun Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten strengerer Maßregeln im internen Ser n n 1 2 des Kronprinzen und der Kronprinzessin durch auf ken Reichstagsbeschluß vom 16. Januar 1882.

die Trauer um das Hinscheiden Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Carl getrübt ist, so hat es sich die Bevölkerung der Hauptstadt und des ganzen Landes doch nicht nehmen lassen, nachdem sie ihre Theilnahme aus Anlaß dieses schmerzlichen Ereigniß es bezeugt hat, nunmehr auch den freudigen Em⸗ pfindungen Ausdruck zu geben, welche der he hervorruft. Aeußerlich bethätigte sich diese Berlin schon am fruhen Morgen durch den reichen, wehenden Fahnen- und Flaggenschmuck, welcher die Häuser der Residenz ziert. Eine zahlreiche, festlich gestimmte Menschenmenge be⸗ wegte sich bel schönstem Sonnenschein Unter den Linden auf und ab, und namentlich vor dem Kronprinzlichen Palais

schaarten sich dichte Gruppen zusammen,

utige Tag überall X j j Freude hier in

n =. lautet: 3 m 16. Januar 1882 bat der Reichstag in Folge einer großen Zabl von Penitionen den Beschluß gefaßt: 1 no das darin auf Einführung strengerer Maßregeln im internen Rebrerkebr gerichtete Ersuchen dem Herrn Reichskanzler jur thunlicksten und baldigsten Berücksichtigung zu überweisen“. Da trotz des seitdem abgelaufenen Jahres von dem bezeich neten Vorgehen Einer boben Reichsregierung Etwas nicht zur öffentlichen Kenntniß gekommen ist, so richtet der gehorsamst Unter zeichnete an den Herrn Reichskanzler die Anfrage: ob und was zur Ausführung des bezüglichen Beschlusses Seitens der hohen Reichsregierung gescheben ist? Nachdem auf Anfrage des Fire n der Staats ⸗Minister Scholz sich zur sofortigen Beantwortung der Interpellation bereit

Der Hoftrauer wegen mußte sich die Feier auf den erklärt hatte, erhielt der Interpellant Abg. Br. Schulze-Delitzsch Empfang der Gratulationen beschränken. Nachdem Ihre Ma⸗ zur Begründung derselben das Wort, Derselbe wies auf die jestaͤten der Kaiser und die Kaiserin dem Jubel paar schon große Gefahr hin, die dem deutschin Weinbau durch die immer am frühen Morgen Ihre Glückwünsche dargebracht hatten, er⸗ größere Verbreitung der Reblaus drohe: es seien neue An⸗ schienen Se. Blajestät nochmals um 12 Uhr, mit den Mit- fieckungshrerde in Oesterreich und in der Schweiz entdeckt gliedern der Koniglichen Familie und den hier anwesenden worden. Die beklagenswerthen Ueberschwemmungen hätten den

Fürstlichkeiten und Hofstaaten.

Wohlstand der Rheingegenden auf Jahre hinaus schwer ge—

5 Uhr findet zur Feier des Tages bei den Koiserlichen schädigt; wenn man aber in der von ihm gezeigten Richtung

Majestäten Familientafel statt, an welcher auch die

Fürstlichen nicht bald eingehende Vorsichtsmaßregeln ergriffe, würde der

Erlauchten Gäste Theil nehmen. Alle anderen in Auzsicht Wohlstand dieser Gegenden für immer vernichtet werden.

genommenen Festlichkeiten sind der Hoftrauer wegen aus—

gefallen.

Die sterbliche Hülle Sr. Königlichen Hoheit

Der Bundesraths-Kommissar Geheime Ober⸗Regierungs⸗ Rath Weymann erklärte, daß ein Gesetzentwurf ausgearbeitet sei und nächstens eingebracht werden würde, der die erforder⸗ lichen Einschränkungen des Handels mit Reden innerhalb der deutschen Weinbaubezirke enthalte.

Hierauf setzte das Haus die Berathung des Gesetz⸗

des Rrinzen Carl ruht seit heute Morgen 2 Uhr in der entwurfs, betreffend die Festste lung des Reich shauszhalts— Gruft der Teter⸗FBauls-Kirche zu Nikolskoe an der Seite Seiner Stats für das Statsjahr 1883 84 mit der Tiskussion des

Gemahlin. Nachdem gestern Abend. 8 Uhr, in Gegenwart Ihrer Königlichen Hoheiten des Prinzen Friedrich Leopold und des Erbgroßherzogs von Oldenburg,

Hofprediger D. Kögel ein kurzes G

TVerstorbenen im Dome verrichtet hatte, wurde die Hülle des

Etats des Reichs⸗-Eisenbahnamts fort, Der Abg. Freiherr Göler von Ravensburg wies zunächst

ker Sers darauf hin, daß die Einlegung von Vergnügungszügen an et am Sarge des Sonn⸗ und Festtagen das niedere Eisenbahnpersonal,

namentlich die Bahnwärter und Weichensteller, auch

Verblichenen in einem Eichensarg, der, mit der Krons geziert, das Zugpersonal zu sehr belaste. Es müsse deshalb

unbedectt blieb, auf den sechsspännigen Leichenwagen gehoben.

für eine größere Sonntagsruhe dieser Beamten gesorgt

Unter der Ansührung einer Abtheilung der Reitenden Garde— werden, sonst seien Unglücksfälle, wie die bei Heidelberg und Artillerie setzte sich der Leichenkondukt Jodann in Bewegung. bei Freihurg, unvermeidlich. Man würde ja gern den arbei=

Ein Königlicher und ein dem Sarge, dem eine Galakutsche folgte

Prinzlicher Stallmeister ritten neben tenden Klassen billige Reisen am Sonntage gönnen, wenn in welcher der Hof— es nicht zugleich geboten wäre ihrer Vergnügungssucht, die

marschall' Graf Dönhoff mit dem Kammerherrn Grafen zugleich sehr kostspielig sei, Einhalt zu thun. Das Reichs⸗

Brühl Plas genommen hatten. In einem zweiten Wagen

Eisenbahnamt möge dahin wirken, daß eine größere

folgten die Adjutanten, Oberst Lieutenant von Unruh Sonntagsruhe auch im Eisenbahnwesen. Platz greife.

mid dem Hauptmann von Witzleben, Ober

ieutenant von Ferner bat Redner um eine Reform des Tarifwesens, nament⸗

Prittwitz nd Gaffron mit dem Hauptmann von Sluyterman, lich im Interesse der Landwirthschaft: die Transporttarife

sodann die Hofräthe Linde und Wagner mit dem Haus-Hof⸗ meister Meyer. Es schlossen sich daran Deputationen ehe⸗ Produkte

ür Getreide, Butter, Vieh und andere landwirthschaftlichen feien viel zu hoch normirt, so daß die

maliger Kameraden des Grenadier⸗Regiments Nr. 12 und der günstige Wirkung der Schutzzölle vielfach verringert oder ganz

Artillerie⸗Brigade Feldzeugmeister an. Die Prinzlichen Galakutschen, im Ganzen 10 Wagen, und eine

Kaiferlichen und aufgehoben wurde.

Bei Schluß des Blattes ergriff der Bevollmächtigte zum

Abtheilung Artillerie schlofen den Zug. Als derselhe in der Nähe Bundesrath, Geh. Ober-Regierungs⸗Rath Körte das Wort.

des Kronprinzlichen Palais angelangt war,

bog Se. Kaiser⸗

Der Kommunal-Landtag der Kurmark hielt

liche und Königliche Hoheit der Kronprinz in den am 23. d. Mts. sei ĩ si ͤ f Zug ein, der sich durch die Behren- und Wilhelmstraße durch die Zahl 52 ,,, * ö

das Brandenburger Thor über den Königsplatz,

durch die Sieges⸗ um 19 vermehrt. Von den eingegangenen Ausschußgutachten

allee und Victorlastraze über die Potsdamer Brücke nach Zehlen- wurden in d dorf bewegte. Hier, in Friedenau und Steglitz hatten die Feuerwehr, 8 erledigt 3 . . K

Turnvereine Und Schulen mit Fackeln Spalier gebildet.

Von dung mit einer anderen, sachlich damit zusammenhängenden ver⸗

Ichlendorf, wo die Artillerie durch eine Escadron vom Regi⸗ ta i * ö . . gt. Die verhandelten 6 Sachen betrafen den Verwaltungs— ment der Gardes du Corps aus Potsdam abgelöst wurde, bericht und die Rechnung . in Hilfctafẽ für .

schlug der Zug die Richtung über Wannsee und durch den

Jahr 18381 und eine namhafte Bewilligung aus dem ständi⸗

Forst von Glinike nach Nikolskoe ein. Ueberall hatten die schen Dispositionsfonds di ff z. Bewohner der benachbarten Ortschaften auf der Ehaussee Heeg. ö ö. die . gie e ern rn Spalier gebildet. Bald nach 2 Uhr fuhr der Zug den Berg treter der Direktion dieser Kasse wurde vorbereitet. Die

zur Kapelle von Nikolsko- hinauf, Eine Menschenmenge aus Potsdam und Glinike hatte sich hier

unabsehbare übrigen Sachen betrafen Beschwerden und Anträge in Land—⸗

Feuersozietätssachen, welchen nur zum Theil Statt gegeben

eingefunden. Die Schwadron der Gardes du Corps schwenkte werden konnte.

an der Umfriedigung des Kirchhofesz ab, auf welchem die Leib Compagnie des 1. Garde⸗Kegiments z. F den Zug

Außer den bereits gestern mitgetheilten Generalen

mit präsentirtenr Gewehr empfing, während ein Sängerchor war auch der General-Lieutenant Ribbentrop, Inspecteur aus Potsdam einen Choral intonirte, Die Leiche wurde von der 2. Fuß⸗-A1rtillerie-⸗Inipektion, zu den Trauerfeierlichkeiten 3 Königlichen Hoheiten den Prinzen Albrecht, Friedrich aus Mainz hier eingetroffen.

opold und dem Erbgroßherzog von Oldenhurg, den ehemaligen Hofdamen der verewigten Prinzessin Carl, den Gräfinnen von der Schulenburg, von Schwanenfeld, Jos. von Dönhoff, und der Frau von Unrüh empfangen und in die Gruft

sopie Elsaß Lothringen. Straßburg, 23. Januar. (6ls⸗

Lothr. Ztg.) Das im Auftrage des Kaiserlichen Statthalters von einer medizinischen Sachverständigenkommission ausge— arbeitete „Aerztliche Gutachten über das höhere

geleitet. Dem Sarge schritt der Hofmarschall Graf Dönhoff voran; Den rw e fen * Kr e gotgr rng eng it Leiner Zen

demselben folgten. die Prinzen, der Hofstaat, die Beamten aus Glinike und die Dienerschaft. Als die letzten Töne des Chorals ver⸗ klungen waren, trat Prediger Lind aus Glinike an den Sarg, um eine kurze Gedächtnißrede zu halten. Nach abermaligem Gesang segnete der Superintendent Petzholtz aus Potsdam,

sämmtlichen Mitgliedern des Oberschulraths zur Prüfung der darin erörterten Fragen und unter dem Anheim⸗ stellen mitgetheilt worden, etwaige Vorschläge für die Revision der Regulgdtive binnen einer bestimmten Frist schriftlich an

früher in Glinike, die Leiche an ihrer letzten Ruhestätte ein. den Kaiserlichen Staatesekretãr gelangen zu lassen. Dieser

Die Anwesenden verrichteten noch ein stilles Gebet und ver⸗ ließen sodann die Gruft, um mittelst Extrazuges von Wannsee

aus nach Berlin zurückzukehren.

Anregung haben mehrere der außerordentlichen Mitglieder des Ober⸗Schulraths in dankenswerthester Weise entsprochen. Auf Grund des so gewonnenen Materials wurde sodann von der

Ihre Königlichen Hohctten die Prinzessin Luise und Land— Sektion des Ober-Schulraths für das höhere Unterrichts⸗

grãfin Anna von Hessen, die Töchter des Verewigten, Letztere mit Ihrem Gemahl und Ihren Kindern, gedachten heute Nach⸗

wesen vom schultechnischen Standpunkte aus die Revision der Regulative für die höheren Lehranstalten in Angriff genommen.

mitt ? Uhr Sich nach Nikoletoe zu beßeben, um dort an Diese Arbeit, welche wegen der Wichtigkeit und Schwierigkeit der

den Särgen der Entschlafenen in st ller Andacht zu verweilen. halmni

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr, die ver⸗ einigten Ausschüsse desselben für Zoll- und Steuerwesen und

dabei * lösenden Aufgabe große Sorgfalt erforderte, ist in ver⸗

mäßig kurzer Zeit soweit gefördert worden, daß dem Plenum des Ober⸗Schulraths die Entwürfe zu neuen Lehr⸗ und Prü⸗ fungsordnungen für die höheren Schulen in Elsaß⸗-Lothringen dieser Tage vorgelegt werden konnten. Auf den Inhalt dieser Entwürfe einzugehen, müssen wir uns leider versagen, da die Vorlagen an das Plenum des Ober⸗Schulraths ebenso wie die Verbandlungen des letzteren nicht zur Beröffentlichung be⸗

ar Hhechnungswesen, wic der AÄüsschuß für Zoll- und Steuer stimmt sind. Für die Berathung der Entwürfe im Plenum

wesen hielten heute Sitzungen.

In der heutigen (38) Sitzung des tages, welcher der Staats⸗Minister mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundesrath Kommissarien desselben beiwohnten, richtete der Prä—

Reich s⸗

ist, wie wir hören, die erste Hälfte des Monats März in Aussicht genommen.

und und

Desterreich Ungarn. Wien, 24. Januar. ( W. T. B.) Die Politische Correspondenz meldet: Der Empfang des russischen Ministers des Aeußern, oon Giers, durch den Kaiser ist sür morgen anberaumt. Heute Nachmittag be⸗ suchte von Giers den Minister des Aeußern, Grafen von Kalnoky, und empfing dessen Gegenbesuch. Bei dem russischen Botschafter Fürsten Lobanoff findet heute zu Ehren des Hrn, von Giers ein Diner statt, zu welchem Baron Kallay, Graf Hoyos-Sprinzenstein, Fürst Urusloff, Graf. von der Ssten- Sacken und das Personal der hiesigen russischen Botschast Einladung erhalten haben. Hr. von Giers beabsichtigt, sich drei Tage in Wien aufzuhalten und über Warschau nach St. Petersburg zurückzukehren.

Ter Budgetausschuß des Abgeordnetenhauses erledigte heute die Budgetkapitel „Staatsbahnbetrieb“ und „Staatsbahnbau“ und genehmigte die Ziffern der Vorlage jast durchweg. Auf Anfrage Dumba's erklärte Handels-Minister Baron Pino, nach dem jetzigen Vorschreiten des Baues der Arlbergbahn könne dem Durchbruche des Tunnels bis Ende dieses Jahres, die Eröffnung der Bahn bis Oktober 1884 mit Wahrscheinlichkeit entgegengesehen werden.

Die Konferenz der österreichischen Eisen⸗ bahnen beschloß, die Zuschrift der preußischen Staatseisen⸗ bahnverwaltung dahin zu beantworten, daß die vorgelegten . als Basis weiterer Verhandlungen acceptirt

Die „Neue freie Presse“ berichtet ausführlicher über die Verhandlungen der heutigen Eisenbahnkonferenz. Das Blatt schreibt: Die Konferenz hat beschlossen, den preußischen Staatebahnen zu notifijiren, daß die öster⸗ reichisch ' ungarischen Bahnen xrinzipiell geneigt sind, innerhalb der einzelnen Verbände auf Verhandlungen einzugehen, welche eine Modifikation der Verbandsstatuten auf der Basis der deutschen Propositionen bezwecken. Zu diesem Behuf soll zu⸗ nächst Anfang Februar in Berlin eine Konferenz des deutsch—⸗ osterreichisch· ungarischen Verbandes zusammentreten, da bisher thatsächlich nur dieser Verband gekündigt ist. Aus den heutigen Verhandlungen, sowie aus den vorhergegange⸗ nen vertraulichen Besprechungen ist ersichtlich, daß das Prinzip der endgültigen Beseitigung der geheimen Nefaktien von den österreichischungarischen Bahnen allseitig acceptirt ist und man glaubt in Eisenbahnkreisen, daß diese Frage den Schwerpunkt der preußischen Forderungen bilde und, eben deshalb eine Verständigung nunmehr zu erreichen sei. Es zeigte sich auch eine große Nachgiebigkeit der österreichisch⸗ ungarischen Eisendahnen, speziell der Nordwestbahn, nur der Vertreter der Karl-Ludwigsbahn wies darauf, hin, daß die preußischen Staatsbahnen gut daran thäten, ähnliche Forde⸗ rungen, wie die in ihren „Grundsätzen“ aufgestellten, auch den russischen Bahnen zu stellen, gegenüber welchen diese Forderungen ebenso berechtigt wären, wie gegenüber den bͤsterreichischen Bahnen.

Pest, 24. Jnuar. (W. T. B.) Das Unterhaus begann heute die Berathung des Wuchergesetzentwurfs. Der Präsident ertheilte dem Abgeordneten Istoczh wegen des gestern gegen Iranyi gebrauchten Ausdrucks „Unverschamtheit“ nachträglich einen Ordnungsruf. Istoczy und Iranyi gaben beiderseits Erklärungen ab, daß sie sich gegenseitig nicht hätten beleidigen wollen, daß ihre Aeußerungen auf einem Miß⸗ verständniß beruhten und daß sie dieselbe revozirten. Odescalchi begründete seine Interpellation über eine in der ungarischen Landwehr, besonders in den slovakischen Gegenden der oberen Komitate angeblich bemerkte landesfeindliche Tendenz. Der Minister für Landesvertheidigung ersuchte den Deyutirten um Angabe konkreter Fälle und warnte vor solchen allgemein ge⸗ haltenen Beschuldigungen. Gleichwohl sagte der Minister eine Untersuchung und eventuell strenge Bestrafung zu.

Sroßbritannien und Irland. London, 24. Januar. W. T. B.) In Mallow Grland) ist O'Brien, Kandidat der irischen Nationalpartei, mit 161 Stimmen zum Deputirten gewählt worden. Sein Gegenkandidat, General⸗ advokat Naish, erhielt 89 Stimmen.

(Allg. Corr.) Aus Dublin wird gemeldet: „Die erstaunlichen Enthüllungen, welche am Sonnabend von dem Angeber Farrell vor dem Polizeigerichtshofe zu Dublin ge⸗ macht worden sind, nähren die Hoffnung, daß es den Behör⸗ den gelingen werde, in Kurzem die Mörder des Lord Caven⸗ dish und Burke's vor Gericht stellen zu können. Der von . beschriebene „innere Cirkel“ der Organisation be⸗

eht aus Meuchelmördern welche einander unbekannt sind, und die g e, wissen, daß es dieser innere Cirkel war, der die Phönixparkmorde ausführte. Farrell weiß nichts von den Mannern, welche die That verüb⸗ ten, und die Bemühungen der Polizei, obgleich die De⸗ tektives sich auf der rechten Spur befinden, können um des⸗ willen von keinem Erfolge begleitet sein, weil es ihnen an direkten Beweisen fehlt. Die Beweise, welche am nächsten Sonnabend vorgebracht werden sollen, werden noch über⸗ raschenderen Charakters sein, und es wird bei der Gelegenheit eine Liste der Regierungabeamten vorgelegt werden, deren Er⸗ mordung vorausbestimmt wurde. Die Namen sind alle die wohlbekannter Männer, mit Einschluß des Queen Councillors Murphy, welcher die Anklage leitet, und der meisten Beamten der Vizeköniglichen Burg, außer den Chefs der Polizei⸗ und der Detektiv⸗Abtheilung. Es wird wahrscheinlich nachgewiesen werden, daß die Polizei Ursache hat, zu glauben, daß sie sich im Besitze der Messer befindet, mit denen die Ermordungen im Phönixpark verübt wurden, und andere merkwürdige Ent⸗ deckungen, welche von den Detektives gemacht worden sind, werden zum ersten Male öffentlich aufgedeckt werden. Es scheint, daß die Verabredung, der zu ermordenden Person als Signal für die im Hinterhalt. lauern⸗ den Mörder einen Brie zu überreichen, häufiger an⸗ gewendet worden ist. Wie sich nachweisen läßt, sind in Folge von Fehlern und Versehen der Verschwörer die zur Ermor⸗ dung augtersehenen Opfer glücklicherweise dem Mordstahle ent⸗ gangen. Es ist wohl bekannt, daß der Richter O Brien und andere Mitglieder der irischen Richterbank von der Ver⸗ schwörungegesellschaft längst als Opfer augersehen worden sind. Der Polizeirichter Curran, welcher die Verhaftsbefehle gegen die Gefangenen unterzeichnete, wird von Polizeibeamten in Livilkleidern begleitet, und in seiner Wohnung befinden sich immer eine Anzahl Polizeibeamten im Dienst.

Dublin, 24. Jamiar. (W. T. B.) In dem Staat s⸗ prozeß gegen Davitt, das Parlamentsmitglied Healy und Quinn ist heute das Urtheil gesprochen worden. Alle drei Angeklagte sind der aufrührerischen Rede, geeignet, zum Bürgerkriege aufzureizen, schuldig befunden und verurtheilt worden. Vavitt und Healy haben je 2000 Pfd. Ster, Ouinn

1005 Pfd. Sterl. Kaution zu stellen, daß sie die öffentliche

Drdnung nicht stören werden; in Ermangelung der Kautions⸗ stellung tritt eine Gesängnißstrafe von je 6 Monaten ein.

Frankreich. Paris, 24 Januar. (W. T. B.) Der „Tem ps sagt: Die von dem Lande gegenwärtig kund⸗ gegebene Beunruhigung rühre nicht von dem dem Prinzen kesorstehenden Schicksale her, sondern entstamme der durch die jüngsten Zwischenfalle neuerdings erregten Befürchtung, daß

ie republikanische Regierunge form mit irgendwelcher Sta⸗

bilität unvereinbar sei. Das Blatt wirft der Kammer Man—= gel an zielbewußtem Handeln und an Kaliblütigkeit vor, meint, daß die varlamentarische Erregung mehr eine künsiliche als in den thatsächlichen Verhaltnissen begründete sei und hofft, daß die Vernunft bald wieder die Herrschajt gewinnen werde.

n der Kommission der Deyutirtenkam mer erklärte heute der EConfeile⸗ Präsident Duel ere: er finde, daß rer Antrag Floguet zu zweit gehe und daß derselbe, nach den hinsichtlich des Prinzen Napoleon ergriffenen Maßregeln der Strenge, geeignet sei, das Ministerium zu verletzen. Der Kriegs-Minister betonte wiederholt den üblen Eindruck, den der Antrag Ballue auf die Armee machen würde; die Unverletzlichfeit der erworbenen Grade sei das erhaltende Prinzip in der Armee. Eine neue Konferenz des Mini— ster iums mit der gommission wird morgen stattfinden.

Wie die „Agence Haas“ meldet, herrscht im Ka⸗ bin ct Linstinimigkeit bezüglich der Ablehnung des Antrags Floguet, dagegen kein vollstandiges Einvernehmen bezüglich ber Gefetzen'twürfe der Regierung selbst, mit denen der Kriegs-Minister Billot und der. Marine⸗ Minister Jaure⸗ guiberry theilweise nicht einverstanden seien. Gegenwärtig konferiren Duclerc, Fallisres, Devss und Billot mit der Kom⸗ mission der Kammer. Der Ministerrath wird heute Abend oder morgen zur endgültigen Entscheidung nochmals jufammentreten. In parlamentarischen Kreisen hofft man noch immer auf eine Verständigung sowohl der. Minister unter sich, als auch des Ministeriums mit der Majorität der Kammer. . .

25. Januar. (W. T. B) „Figaro“ und „Gau— lois“ versichern;: der Bericht des Untersuchungsrichters, welcher mit der Angelegenheit des Prinzen. Napoleon be⸗ auftragt ist, beantrage Einstellung des Verfahrens. Der be⸗ treffende Antrag werde indessen erst nach Entscheidung der Kammer über die Gesetzentwürfe gegen die Thronprätendenten veröffentlicht werden.

Syanien. Madrid, 24. Januar. (W. T. B.) Im Sen ct wurde heule die Frage, betreffend den parlamentari⸗ schen Eid, berathen. Der Ninisterprasident Sagasta be⸗ untragtẽ ein Amendement, nach welchem die Senatoren einen Eid oder ein Versprechen abzulegen haben, wodurch sie sich zur Treue gegen die Dynastie verpflichten.

Italien. Rom, 24. Januar. (W. T. W) Der Köng unterzeichnete Dekrete, durch welche die Sener al⸗ konfuln Herzog Licignano (in Triest), de Luca und Seovasso zu bevollmächtigten Ministern in Montevideo, Peking und Tanger ernannt werden. Valeriani hat gegen seine

Verurtheilung Berufung angemeldet.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 25. Ja⸗ nuar. (W. T. B.) Der Minister des Innern hat der Zeitung Moskauer Telegraph“ die zweite Verwarnung ertheilt.

Afrika. Sgypten. Kairo, 24. Januar. (W. T. B.) Nach einem dem „Standard“ von hier zugegangenen Tele⸗ gramme hat der Khedive das Dekret unterzeichnet, durch welches der bisherige englische Controleur Colvin zum Rath⸗ geber der Regierung in Finanzsachen ernannt wird.

Zeitungsftimmen.

In der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“

lesen wir: ; 3 In ibrer Polemik gegen die Absicht, die Holzzölle ju erböhen, hat die freibändlerische Presse sich mit großem Gerausch vielfach be⸗ rufen auf ein Gesuch des bayerischen Bolzhändlervereins an den Bundesrath, welches Ablebnung der Holzollerhõhung bezweckte. Diefes Gefuch war vom Holjbändler Adolf Kröber in München, dem Parteiführer der Volkspartei daselbst, angeblich im Auftrage des Ausschuffes des Holzbändlervereins unterzeichnet und wurde als Willensats druck Ter Holzbändler und Sägmüller. ausgegeben und als folcher von der Frelhandelspresse fruktifizirt, Ueber dieses Gesuch ist die Süddeutsche Presse. nun im Stande, merkwürdige Eröffnungen zu machen; dieselbe schreibt: . . „Soeben wird uns, nachdem wir jüngst für die Erhöhung der Holzssslse eingetreten find, unter dem Ausdruck der Anerkennung ein mir erna? 16. Ünterschtiften bedecttes Gefuch oberbaverischer Holz, händler und Sägemüller zur Kenntniß unterbreitet, aus welchem wir zu unserer Befriedigung ersehen, daß die Herten Sãgmüller und wohl zuch der größere Theil der oberbaverischen Hol händler nicht im Ent⸗ sernteften mit den Anfichten einverstanden find, welche in dem von Hrn. Kröber unterzeichneten Gesuch an den Reichz tag dargelegt wur en. Gs soll fogat was zu bezweifeln wir, keinen Grund haben dem Holzhändlerverein der Inbalt des fraglichen Gesuches völlig fremd gewefen fein; sechs Mitglieder des Ausschusses, an der Spitze * Kröber, sollen das Gesuch lediglich in ihrem Sinne verfaßt aben. ö Dei dem wie es wolle; Tbatsache ist, daß nachstehendes Sesuch dieser Tage dem Königlichen Finanz Ministerlum vorgelegt werden

wird: ö München, den 15. Januar.

An das Staats ˖Ministerium der Finanzen. Gejuch der Sãg⸗ mühlbesitzer und Holzhändler, betr. die Erhöhung der Ein fubrzölle auf Holz.

Gegenüber der Kundgebung des jüngst dahier versammelten Holzj⸗ händlervereins in Bezug auf die von Der Reichs regierung gexlante

Vorlage einer Erhöhung des Holxzolles halten sich die ehrerbietigst

unterfertigten Holzbändler und Sägwerksbesitzer eines der holjreich⸗

sten Gren gebiete Baverng, des andes zwischen Lech und Salzach, für verpflichtet, der Königlichen Staatsregierung auch zhren

Standpunkt ihn der Holhzollfrage in gedrangtester Kürze

darzulegen. Die Unterfertigten begrüßen freudigst. die

von' der Reichsregierung beabsichtigte Erhöhung des Einfubrzolles auf

Rundhöljer und Bretter, da sie von dieser Maßregel eine Werths⸗

erhöhung des einheimischen . und Mühlenproduftes und eine

Erschwerung der Auslands konkurrenz erwarten. Die volkewirthschaft⸗

lichen Vortheile dieser , aber sind zu selbstyerstãndlich, um

einer räheren Begründung zu bedürfen. Der Holzhändlerver in stellt nun zwar die Bebauptung auf, daß die bapsrischen Sägmüller zum roßen Theil guf Lie Einfuhr öfterreichischer Rundhölzer angewiesen

5 allein diefe Behauptung entbehrt der thatsãchlichen Begrůndung.

Der Holzreichthum Bayerns in den Grenydistrikten ist mit verschwin⸗

Fenden Ausnahmen ein folch bedeutender, daß die einheimische Holz⸗

rod ultis nden Bedarf der anbeimischen Industrie vollauf deckt, und

daß nahezu nirgends die Sägmühlen auf den Bezug oͤsterreichischen

Rohholzes angewiesen sind. Nut einige wenige große Holzhaͤndler

Barerns impertiren im Handelewege größere Maßes Sssterreibisch'n Holzes, freilich sind aber gerate diefe die Wortfübrer des Heli⸗ Fänkierocreinz. Srencll, far die Säzmüßlen - Induftrie zwischen Lech und Salach wird mit aller Entschieden heit beteat, 35 diese Einfuhr von ani untergeordnetem Belange ist und jedenfalls gegen über einer Maßregel keine Beachtung verdient, welche der Holi⸗ industrie nac so manchen sc weren Jahren einen neuen Aufschwung zu verleiben verspricht. 2.

Die cbrerbierigft Unterfertigten begrüßen daher die Zollrorlage der Reicksregternnz als eine keilsame Maßregel im Interesse des näticnalen Woklstandes und bedauern nur, daß nicht auc eine ent⸗ srrecerde Erböckung des Zolles auf geschnittenes Holz in Aussicht ge⸗ nommen ist.

Dieselken stellen daber die (hrfurchterelle Sit:e:

Fobes gäniglickes Figanz-Ministerium wolle mit allem Nach⸗ druck für die ron der Reichsregierung beabsichtigte Erhöhung des Holjeinfuhrzolles eintreten.

Ebrerbietigst geborĩamste :c.

Wir sind veuzierig, eb dieses Gesuch der Sãgmũblenbesitzer und Hol;kändler dieselbe Verbreitung durch die freibändlerische Agita⸗ fiorcpresse finden wird, als solche das des Hrn. Kröber gefunden bat.

In der „Deutschen volkswirthschaftlichen Correspondenz !“ finden wir über die Wirkungen des Schutz⸗ zolles in Oesterreich folgende Aeußerung—

Desterreick- Ungarn bat kekanntsich mit Anfang dieses Jahres den Arrrcturverkebr nad Deutscland inhibirt, und dadurch namentlich ur ferer Tertilindustrie, sowie deren Färbereien und Arpreturanstalten eine emründliche Schädigung bereitet. Dieser Umstand ist in der Freihandeltyrese naturlich gegen das Schutz zollsystem ausgebeutet wor⸗ den, obwohl er gerade im Gegentheil beweift, daß eine produktive Han⸗ dels politik ar die industrielle Entwickelung eines Landes von großem Vor⸗ töcile sein ann. In diesem Falle liegt der Vortbeil allerdings nicht aäf Seiten Teuiscklands, sondern bei Oesterreich⸗Ungarn, das ja hier auch allein sckugzöllnerische Tendenzen verzolgt und wenn Deutschland durch die Aufbebung des Arxreturrerkebré rielleickt sogar direkt

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in Vörausficht der jent erfolgten zänzlichen Aufbebung des Arrretur⸗ verkebrs bat sich in Desterreich⸗Unzarn binnen wenigen Jahren eine glänzende Industrie entwickelt, welche der unftigen auch das aus än⸗ difche Absatzgebiet bald streitig machen wird. Es liegt uns ein Screiben eines angeseßenen Barmener Haufes vor, das zugleich eine Fillalz in Sesterreich bent; dieses Schreiben scildezt den Ent⸗ Tickelungè zang der neuen Industrie in Oesterreich so deutlick, das wir s uns nicht' veragen können, dasselbe wenigstens auszũglich der Oeffentlichkeit ju übergeben.

Wir äben, schreikt unser Gewährsmann, hier und in Oesterreich Fabriken; die Waaren aus letzteren kamen fämmtlich zum Färben, Veredeln 2c. bierher, weil in Desterreich keine Färbereien existirten, Tie unfere Artikek zu färben verstanden Mit, der Einfübrung des Arvreturzolles und bei der Aussicht auf Inbibirung des Aprretur⸗ verkekrs = wie sie ja seit 1. cr. erfolgt ist mußte es unsere Sorge sein, darauf zu wirken, daß leistun zéfäbige Färber im Sinne nie kier Stückfärbereien in Oesterreich errichteten, denn sonst blieb uns nichts übrig, als auf das seit 20 Jahren nach DOesterreich ge⸗ machte große Geschäft zu verzichten.

Unkere Bemt ungen find im Verein mit den Häusern hier, die ebenfälls Ftablissements in Oesterreich baben, von Erfolg gewesen, indem wir Feute bereits durch deutsche Kräfte eingerichtete Stück farbereien in Oesterreich haben, die den leistungsfähigsten in Deutich⸗ land vollständig ebenbürtig zur Seite gestellt werden kõnnen. Was ift nun hierdon für Deutschland die Folge? In Oesterreich entstehen Webereien in großem Maße; dieselben machen nun die Bezüge aus Deutschland in Zanellas, Halb— woll. und Woll ⸗Cachemirs 24. nicht nur unnöthig, refx. unmöglich, sondern die selben werden den deutschen Fabrikanten auf dem internationalen Markt den Kampf recht schwer marken, unter · stüßt durch die sehr billigen Arbeitsläöhne in den österreichischen In⸗ dustriebezirken.

Diese Worte eines deutschen Industriellen, der weit davon ent— fernt ist, Scußzöllner zu sein, sind ein beredtes Zeugniß für die Wirkungen einer rationellen Zollvolitik.

Wir müäsfen zugeben, daß diese Wirkungen für Deutschland im gegebenen Falle nicht erfreuliche sind, daß sie sich aber überhaupt und in folcher Schärfe geltend machen, ist tbecretisch ohne Zweifel die schlagendste Rechtfertigung der rrotektionistischen Lebte. In Deutsch⸗ [and können wir ein Retablissement für die aus der Aufhebung des Axpreturrerkehrs uns entstebenden Verluste nur auf einem anderen Gebiete finden, in der möglichsten Wahrung unseres ein⸗ Feimischen Marktes vor ausländischer Oktupation. Wenn wir gleich Desterreich unbeirrt auf der Bahn eines gemäßigten, rationellen, aber entschiedenen Schutzzolles fortscreiten, dann werden auch wir, wie unsere stammpverwandten Nachbarn neues Leben aus den Ruinen sprießen sehen und was auf der einen Seite vielleicht verloren geht, wird auf der anderen vielfach gewonnen werden.

Amtsblatt des Reichs-Postamts, Nr. 3. *. Inbalt Verfügungen: vom 18. Januar 1883. Aufschrift der Postsendungen nach fremden Ländern.

Ceatra-Bkatt der Abgaben Gesetzgebung und Ver⸗ waltung in den Königlich preußifchen Stag ten. Nr; z Inhalt: Anzeige der in der Gesetzsammlung und im el geg ef blatt: erschienenen Gesetze und Verordnungen. Allgemeine Verwaltungẽ⸗ gegenstände: Veränderungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll- und Steuerstellen. Wabꝛung des fiskalischen Interesses kei Zwangkyersteigerungen von mit Gerichtskosten belasteten Grund⸗ stücken. = Hebegebühr für die Miteinziehung von Gerichts kesten in Forstdiebstahlssachen. Nähmaschinen sind der Pfändung im Ver⸗ waltungs zwange verfahren nicht unterworfen. Indirekte Steuern: Erkennkniß. Berechnung der olldefraudationsstrafe bei einer von Mehreren gemeinschaftlich ausgeübten Zolldefraudation. Voraussezung Fer Strafe des „ferneren Rückfalls. wegen Contrebande oder Zoll⸗ defrauüdation. Zufatz von Oel jur Maische aus trockenfaulen

toffeln. Personalnachrichten.

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Statiftische Nachrichten.

Der Waldecische Landeskalender auf da? Jahr 1883 (Mengeringhaufen, Verlag der B. Weigelschen Hofe. und n, , ,, enthalt wiederum die neuesten statistischen Daten über die . ümer Waldeck und Pyrmont, das Personal⸗ n, . camten, Militärbehörden und Geistlichen sowie das Drischaftẽverzeichniß. . .

aan , den nit it thei lun gen der Großberz oglich Hessi⸗ schen Centralstelle für die Landes statistik⸗ studirten im Wintersemester 1882 / S5 auf der Universität Gießen im Ganzen 448 Studenten und wurden neu immatrikulirt 115 Studenten säanter diesen neu Immatrikulirten waren; mit, Gymnasial · Maturitãt 2, mit Realschul ˖ Maturitãt 19, mit Reife für ihr Fach (Pharma- ceuten, Thierärzte ꝛc. 23, ohne Maturität 1. Von den Studenten waren zß5z Hessen und 25 nicht Hessen; . es studirten: evangelische Theclogie 55, Rechtswissen schaft S3. Medizin 84, Thierheil kunde 26, Zahnheilkunde 1, Cameralwissenschaft 13, Forstwissenschaft 40, Ma⸗ ihemathik 29, klassische Philologie 34, Neuere Philologie 24, Philo⸗ er und Naturwissenschaft 31, Geschichte 8, Pharmacie 26,

emie 14. . . Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Vor Kurzem erschien im Verlage von. Mar Niemeyer, in

Halle ein von Br. Walter Müller verfaßter Beitrag zur Geschichte

der Syrace und der Literztur des Dentsckerdenszlandes unter dem Titel Ueber die mitteldeut che Parapbraje des Buches io b *. Der Verfasser bat das in Königsberger Handschriften ent⸗ Haitene Sceickt aus dem Jakte 1338 einer wissent amtlichen Under. fuchung in Bezug uf die Srrache unterwer ez. Dasselbe, als desen Scirler der Mazifter Tils Ton Calm angeseken ird, ist ix wittel. Tdeutfchem Dialckt geichrieben, der aber durch das niederdeutsche Idiem becinffußt ist. Tie Tichtung enthält 15 568 Reimʒeilen. us dem Verlage der Bachbandlung ren Heinrick Brill in Darmstadt liegt uns der fünf und rierzigste Jahrgang (1832 des Gewerbeblattes für das Grosber;ogthum Hessen- , Zeit- Trift Tes andes. Gewerderercins, redigirt Son dem General · Setretãt Hes Lande., Gere er6ceereirs &. Bu ch, Grepßhberzoglich beisi Cem Ban- ratt smit 58 in den Text gedruckten Abbildungen) abgeschlossen vor. Dat Gewerkeblatt it wie either in wöchentlichen Lieferungen von je J Bogen erschienen und nebst dem Anzeiger (dem Inseratentheil) ganz rostenfrei an die Mitglieder des Lande? gewerbevereins versendet worden. Als Organ der Grorkerzogl. Centralstelle fũr die Gewerbe und den Landes⸗

Sewerbederein fit es junächft gleich einer offenen Correspondenz der⸗

selben mit den Mitgliedern des Landes Gewerberereins iu betrachten, dann als ein Sxrechfaal, in welchem die verschiedenen Interesfen dieser Mitglieder, unter steter Hochhaltung der allgemeinen Interessen er⸗ Frtert, ausgetaufcht und gefördert werden sollen, und endlich als eine Saminkurg ron Notizen, Mittheilungen und Aufsäten über Verbãlt⸗ niffe und Angelegenheiten der Gewerbe und Kunstgẽwerbe, der Kunst und Industcie, des Handels und Verkebrs, über Folke wirthschaftliche Fragen, technische Bildungsanstalten 2c., und über die verschiedenen . und Erfahrungen der sreziellen Technik und der Geschãfts⸗ betrlebe. Der Inhalt dẽs uns vorliegenden Jahrgangs von 1882 ist folgen⸗ der: 1) Benachrichtigungen in Angelegenbeiten des Vereins, Anzeigen, glterarur c. us schuis Sun en, &eretaloer amlun gen und Seschä s. Terickt: Ac. aus dem Wickunge reife des Großherzoglichen Gewerbe⸗ rereins. 3) Aufsäßze über gewerbliche und Verkebrẽanstalten. über Förderung einzelner Gewerbe; weige, allgemeine Gewerbz ver bältnisse, Gewerbestatistik des In- und Auslandes, Gewerbe ⸗Ausstellungen ꝛc. 4) Gegenstände der sveriellen Tecbrik. Zu emrfeblen ist das Großherzoglich Hessiche Gewerbeblatt“ allen deutschen Industriellen, ö Tafelte riels allgemein interessirende Auffatze über die neuesten Erfindungen ꝛc, sowie die Handels verträge mit dem Auslande und Tie neue ten reichsgerichtlichen Eckenntnisse, welche Gewerbe und Handel betreffen, enthält.

Im neuen Museum zu Schwerin hält zur Zeit der Direktor deñelben, Hofrath Dr. Schlie, ein nambafter Archäologe, kunst⸗ geschichtlichs Vorträge, und zwar hat er einen Kursus für Herren urd cinen Kurfus für Damen eingerichtet. Letztere sind in zwei Ab⸗ tbeilungen ju je 30 Personen getheilt, so daß der Museumẽ direktor In drei Wecher tagen je eine Stunde mit dien Vorträgen beschãftigt ist. Außerdem keginnt am 25. d. M. in Schwerin ein Cpklus von fes Vertrz een ser Sbäkesrezre, die der als Shakesrearekenner be

kannte, 3 Micbaeliz 3. J. emeritir te Gymnasialdirektor Dr. C. Hense,

* fräher in Saljwedel, angekundigt hat.

Die in Leirnig am 27. Januar erscheinende Nr. 2065 der Illustrirten Zeitung enthält folgende Abbildungen: Galerie schöner Frauen kẽrfe; XVI. Vergißmeinnicht. Wasserwebrarbeiten in Mainz. 10 Abbildungen. Nach einer Zeichnung von J. Leon⸗

Jork. Prinz Jersme Napoleon. Die elfjährige Klavierspielerin Ilona Eibenschütz. Moden: Sohle eines Modeschuhes. Rationelle Damenstiefelchen von oben gesehen. Balltoilette. Polytechnische Mittheilungen: Das Berliersche Verfahren zur Abführung der Faca⸗ flen mittelft Röbrenleitungen auf pneumatischem Wege. Cigarren⸗ anzünder als Nachtlampe. PDatentirte Resonanzeinrichtung für Pianinos und Flügel. 2 Figuren.

Gewerbe und Handel.

Nach einer vom russischen Zolldepartement in St. Petersburg erlassenen Verfügung sind Bolzen ohne Schraubengewinde, Rieträgel, Splinte, sowie Ketten, die aus lis z Zoll dickem Eisen fabrizirt find und keine Anzeichen einer Schlosserarbeit an sich tra⸗ gen, nach Pos. 157 3. 1 des Zolltarifs zu rerzollen. Dagegen ind Fieselben Eifsenfahrikate, wenn deren Durck meer bezw. Dicke weniger als J Zoll beträgt, sewie Hufnägel nach 3. 2 der Pos. 167 zu Lerzollen. . . ;

Die Preußische Central-Bodenkredit Aktien⸗ gesellschaft emittitt 12 000 00 4 Nom. 4*½ (Central⸗) Pfand. briefe von 1883 und ladet zur Subskription ein, welche am 29. und z é E. M. in Berlin bei der Preuß. Central Bodenkredit ⸗Atltien gefellschaft, bei der Direltion der Diskontogesellschaft und S. Bleich⸗ röder stattfindet. Der Substriptionspreis ist auf 98,40 /o festgesetzt.

Die nächste Börfenversammlung zu Essen findet am 29. Januar im Hotel Höltgen statt. . .

W Die New Yorker Hdls. 3 tg.“ äußert sich in ihrem vom 12. d. M datirten Wochenbericht folgendermaßen; Während Brodstoffe, namentlich Weizen, Mais und. Weizenmehl, für Erport und auch Seitens des Konsums, beachtet blieben, ist das Geschäft am Wagren? und Produktenmarkt in fast allen anderen Branchen Fill gewesen. Baum wolle hatte in Ti ponibler Wagre und Ter⸗ 1minch' fGleppendes Geschäft. BrasilCaffees und west;, und ost⸗ ndische Sorten waren ruhig, aber fest. Roh zucker. findet immer noch wenig Beachtung. Thee im regulären Geschäft war unver— andert stili. Schmal; und Schweinefleisch haben anfänglich bei recht guter Frage im Werthe angezogen, sind am Schluß jedoch

wieder matter. Talg war begehrt und höher. Raffinirtes Petroleum

still und fest. In United Fertificates war die Spekulation sehr tbaͤtig. Die in den letzten Tagen. vollendeten neuen Quellen ent—⸗ sprachen nicht den an sie geknüpfeen Erwartungen und deuten auf eine baldige Besserung. Harz batte zunehmenden Exportbegehr und wird höher gehalten; Terpentinöl ist ruhig, aber fest. In Hopfen nahm das Gefchäft einen stillen Verlauf. Am Meta llmarkt war Kupfer etwas lebhafter, im Uebrigen aber machen sich keine Anzeichen von Besserung bemerkbar. Der Import fem der Webstoffe für die heute beendete Woche beträgt 30 170 Doll. gegen 3 667 890 Doll. in der Parallelwoche des Vorsahres: ;

Dortmund, 22. Januar. (Ess. Ztg.) Die Lage des Eisen⸗ geschäfts ist in den verflossenen Wochen im Allgemeinen unverãndert geblieben. Die Preise für Roheisen werden nach wie vor. fest be⸗ hauptet und ist auch nicht zu erwarten, daß dieselben ermäßigt wer⸗ den, daß sie bei den verhältnißmäßig hohen. Kohlen! und Koke⸗Noti⸗ rungen ohnehin nur geringen Gewinn lafsen, was selbst von den Roh eifen Fonsumenken eingeräumt wird. Der Verkehr in, Eisenstein sst fchleppend bei weichenden Preisen. In der VWalʒeisenbranche ift Stabeisen andauernd wenig gefragt und hat, wie bereits gemeldet, die rheinisch ⸗westfälische Stabelfen Konvention daher beschloffwtsh, um der Zurückhaltung der Konsumenten und n . zu begegnen, bis auf weiteres, jedenfalls aber

is Ende des laufenden Quartals, die Produktion um 105 zu be⸗ schröͤnken. Daß die Lage des Cisengesch ft im allgemeinen günstig angesehen wird, . wohl am besten daraus hervor, daß in der Verfammlung ein von entschiedenen Selten warm unterstützter Antrag vorlag, den Konventionspreis um 5 M pro Tonne zu erhöhen, über welchen Äntrag in der auf Freitag, den 2. Februar, anberaumten Sitzung beschlossen werden soll. Außer Stabeisen ist noch Baueisen befonders vernachlässigt, was aber alljährlich im Winter der al ist. Es ist darin aber eine Belebung in nicht gar langer Zeit zu erwarten, da die bezüglichen Bestellungen theilweise chon vor Beginn der Bauperiode einzulaufen pflegen. Schwere

le che bleiben in befrtedigendem Verkehr und werden die Preise daher auch unverandert behauptet. Dagegen liegen Siegener Fein