1883 / 27 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 31 Jan 1883 18:00:01 GMT) scan diff

Belegschaft bestand aus 399 Arbeitern (unter Tage 246 Arbeiter) über Tage 153 Arbeiter (139 männnlich 1 weiblich⸗. 2) Eisen« stein Bergwerke: 19. Die Jahresproduktion für die Metall⸗ gewinnung betrug 133 761, 0590 1 im Werthe von 855 753 lper Tonne 6,40 „); die durchschnittliche tägliche Beleanschaft bestand aus 742 Arbeitern (unter Tage 266 Arbeiter, über Tage 476 Arbeiter). 3) Braunstein⸗Bergwerke: 3. Die Gesammtproduktion der selben betrug an ausbereiteten Erzen 571,120 t im Werthe von 21 282 M; die Belegschaft ist unter den Werken ad 2 mitbegriffen.

II. Salinen ꝛc.: 4. Die Gesammtproduktion betrug 16024 2821 im Werthe (ohne Steuer) von 452771 M sper Tonne 28,26 M). Die durchschnittliche tägliche Belegschaft betrug: 179 männliche Arbeiter; an englischer Schwefelsäure sind im Laufe des Jahres 1881 7000 t im Werthe von 2890090 Mn produzirt worden mit einer täg⸗ lichen Belegschaft von 35 Arbeitern.

III. Hüttenwerke für Eisenerze: 3. An Roheisen wurde produzirt: zusammen 34 897,2 t im Werthe von 2621 685 0p. (Werth einer Tonne 75 4). Das verarbeitete Material bestand aus: a. Erzen 80 328 t im Werthe von S803 280 M, b. anderen Materialien 45 127 t, zusammen 126055 t. Die durchschnittliche tägliche Belegschaft bestand aus 253 männlichen Arbeitern.

IV. Verarbeitung des Roheisens: A. Werke für Guß— waaren zweiter Schmelzung: 13, die mittlere tägliche Belegschaft bestand aus 524 männlichen Arbeitern. An Eisenmaterial wurde im Laufe des Jahres 1881 verschmolzen: 6452,z t im Werthe von 438 010 (67,) M Werth auf 1 t). An Gießereiprodukten sind gewonnen worden: 4945,04 t im Werthe von 915116 M (185,1 A6 Werth auf 1 t). B. Werke für Schweißeisen: 1, die durchschnittli Fe tägliche Beleaschaft bestand aus 3 männlichen Arbeitern. An Fabri⸗ katen aus Schweißeisen wurden erzeugt: 86 t im Werthe von 13 760 4 160 M Werth auf 1 .

Im Jahre 1881 wurden daher im Großherzogthum Hessen im Ganzen produzirt in 1) Bergwerken im Werthe (ohne Steuer) von 1096687 M mit einer durchschnittlichen täalichen Arbeirerzahl von 1141 Arbeitern: 2) Salinen ꝛc. 732771 M Werth mit 214 täglichen Arbeitern; 3) Hätten erken für Eisenerze 2621 685 M Werth mit 253 täglichen Arbeitern; 4) Verarbeitung des Roheisens 928 876 Werth mit 527 täglichen Arbeitern; in Summa 5 380019 4 Werth mit 21535 täglichen Arbeitern.

Der Uebersicht des Post-⸗ und Telegraphenverkehrs im Großherzogthum Hessen im Jahre 1881 entnehmen wir nach den „Mitheilungen der Großh. hessischen Centralst. f. d. Landes— statistiks folgende Daten:

Im Großherzogthum Hessen, dessen Einwohnerzahl nach der Zählung von 1880 936340 betrug, sind im Jahre 1881 eingegangen: Briefe, Postkarten, Drucksachen und Waarenproben 18137900 Stück, Packete ohne Werthangabe 1319100 Stück, Briefe und Packete mit Werthangabe 161 900 Stück, Postnachnahmesendungen 167 700 Stück, Postauftragebriefe gs 938 Stück, Telegramme 241 778 Stück; während desselben Jabres sind aufgegeben: Packete ohne Werthangabe 1 324 400 Stück, Briefe und Packete mit Werthangabe 164 900 Stück, Telegramme 217 807 Stück. Der Betrag der eingezahlten Postanweisungen betrug in 1881 54204 248 MS, der Betrag der ausgezahlten Postanweisungen betrug in 1881 56 697 459 M, die Einnahme aus dem Post- und Telegraphenverkehr betrug 2 596 951 M

Der größte Telegraphen- und Posteerkehr war im Jabre 1881 in Mainz, dann folgte Darmstadt mit Bessungen, dann Offenbach, Worms, Gießen, Bingen, Bensheim, Alzey, Friedberg, und endlich Lauterbach. In Mainz, dessen Einwohnerzahl nach der Zählung von 1880 61 328 betrug, waren im Jahre 1881 eingegangen: Briefe, Postkarten, Drucksachen und Waarenproben 3740 70) Stück, Packete ohne Werthangabe 263 200 Stück, Biefe und Packete mit Werth angabe 46 300 Stück, Postnachnabmesendungen 18090 Stück, Post—⸗ auftragsbriefe 12 420 Stück, Telegramme 18 874 Stück; aufgegeben wurden in demselben Jahre in Mainz: Packete ohne Werthangabe 291 760 Stück, Briefe und Packete mit Werthangabe 38 209 Stück und 78 874 Telegramme. Der Betrag der in Mainz eingezahlten Postanweisungen in 1881 betrug 9 208 825 S½, der ausgezahlten Postanweisungen 14 631 860 M, es wurden durch die Postanstalt in Mainz im Jahre 1881 1138 242 Zeitungsnummern befordert. Ein— genommen wurden in 1881 in Mainz an Post und Telegraphen— gebühren 622 101 M In Darmstadt mit Bessungen, deren Ein— wohnerzahl nach der Zahlung von 1880 48769 betrug, waren im Jahre 1881 eingegangen: Briefe, Postkarten, Drucksachen und Waarenproben: 2530 700 Stück, Packete ohne Werthangabe 196 000 Stück, Briefe und Packete mit Werthangabe 24100 Stück; Post— nachnahmesendungen 15 790 Stück, Postauftrags briefe 10372 Stück und 39 745 Telegramme. Aufgegeben wurden in demselben Jahre in Darmstadt mit Bessungen: Packete ohne Werthbangabe 202 8(0 Stöäck, Briere und Packete mit Werthangabe 24 100 Stück, Telegramme 34 641 Stück. Die Summe der in 1881 eingezablten Postanweisun—⸗ gen betrug 7 375 971 „S, die der ausgezahlten 7786 172 4. Durch

die Postanstalt zu Darmstadt wurden in 1881 befördert 3 006411 Zeitungsnummern. Es wurden im Jahre 1881 an Porto und Telegraphengebühren in Darmstadt vereinnahmt 384 502 S

Kopenhagen, 23. Januar. Die Anzahl der im Jahre 1882 von den hiesigen Auswanderungsagenten direkt und indirekt beförder— ten Auswanderer betrug 13727, wovon 7186 Männer, 3766 Frauen und 2775 Kinder waren. Unter diesen Auswanderern waren 27622 Schweden. Nach Nordamerika gingen 13478 Personen, die übrigen nach Kanada, Südafrika, Südamerika und Australien. Von hier direkt wurden 5052 Personen befördert, über Hamburg und andere deutsche Häfen 1148, über Hamburg und England 245 und über England direkt 7268 Personen. Außerdem wurden von hier über England nach Utah 818 Mo monen befördert; davon waren aß8 Dänen, 371 Schweden und 79 sonstige Ausländer.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

„Die deutsche Kaiserstadt Berlin und ihrel Umgebung“ geschildert von Max Ring. Mit 30) Illustrationen. 4. Lieferung Pr. 1 S Das 4 Heft enthält die Fortserung der Geschichte Berlins von Friedrich d. Großen bis auf die neueste Zeit. Von den Illustra⸗ tionen dieses Hefts heben wir hervor: Unter den Linden im Jahre 1780, das Brandenburger Ther am Anfange dieses Jahrhunderts, an der Fischerbrücke im Jahre 18350 und die Porträts Friedrich Wil⸗ hel ms III., der Königin Luise, des Kaisers und der Kaiserin, sowie eine große Tafel, den Einzug der Truppen im Jahre 1871 darstellend. Verlage von J. Bädeker in Iserlobn erschienen zwei Novellen ron August Becker, welche von einem hübscken Erzähler⸗ talent des Verfassers Zeugniß ablegen. Die erste derselben, Willi“ betitelt, zeichnet ein an poetischen Momenten reiches Lebensbild, und einzelne Stellen, in denen der Dichter seine Phantasie freier schalten ließ, sind mit warmer Emrfindung geschrieben. Die Charaktere sind lebenswahr, und die Vorgänge ergeben sich im Ganzen natürlich, wenn auch gelegentlich eine Scene etwas phantastisch erfunden ist. Die zweite Norelle, Der Held von Guntersblum“, hat einen bistoriscken Hintergrund, so daß der Stoff schoen dem Erzähler einen einfacheren Ton aufnötbigt. Der Dichter läßt den Helden seine Lebensschicksale selbst erzählen und bedient sich dabei der volkethüm⸗ lichen Sprechweise, die ihm recht gut gelingt, wie er denn auch in dieser Erzählung Charaktere aus dem Volksleben treffend zu schil⸗ dern weiß

ů 3 m

Buchhandlung (G. Fran ks Anti⸗ über ibr antigquarisches Bächer⸗ Nr. 1 veröffentlicht. Derselbe 2415 chriften, die theils die

zwar verschiedene Ausgaben der Klassiker und Erläuterungeschriften

4

51 2

S6 2364.

K. F. Köhlers Antiquarium in Leipzig bat kürzlich 2 Kataloge, Nr. 373 und 374, seines Bücherlagers veröffentlicht. Katal. 373 Deutsche Geschichte (einschließlich Rechtsgeschichte, Nu⸗ matmatitf, Adelsgeschichte) “, enthält ein reichhaltiges, 1895 Nrn. um⸗ fassendes Verzeichniß wichtiger und zum Theil seltener Schriften aus älterer und neuerer Zeit zur deutschen Geschichte und zwar unter folgenden Rubriken: JI. Sammelwerke und allgemeine Schriften (134 Nrn.); II. Geschichte einzelner Perioden: 1) das Mittelalter (235 Nrn.), 2) das 16. Jahrhundert (36 Nrn.), 3) das 17. Jahr⸗ hundert (22 Nrn.), 4) das 18. Jahrhundert bis zur Revolution (20 Nrn.), 5) die neuere und neueste Zeit (46 Nrn) ; III. Spezial⸗ geschichte einzelner deutscher Länder, Provinzen, Ortschaften: 1) Rhein ⸗˖ land und Westfalen (76 Nrn.), 2) Niedersachsen (Hannover und Braunschweig, Oldenburg, Bremen und Verden; im Ganzen 57 Nin), 3) die Hansestädte, Schleswig-⸗Holstein, Mecklenburg lim Ganzen 69 Nrn ). 4) Geschichte des preußischen Staates überhaupt (73 Nrn.), 5 die Marken und Pnoͤwwmern (im Ganzen 38 Urn), 6) Provinz Sachsen und Anhalt (im Ganzen 26 Nrn.). 7) Schlesien und die Lausitz (59 Nrn.), 8) West⸗ und Ostpreußen (35 Nrn.), 9) die bal⸗ tischen Provinzen und der deutsche Orden (im Ganzen 192 Nrn.), 10) das Königreich Sachsen und Thüringen im Ganzen 59 Nrn.), 11) Leipzig (26 Nrn.), 12) Dresden (17 Nrn.), 13) Beide Hessen, Nassau, Frankfurt, Baden, Pfalz (im Ganzen 54 Nrn.), 14) Elsaß⸗ Lothringen (3835 Nrn.), 15) Württemberg (Schwaben, 46 Nrn.), 16 Bayern (48 Nrn.); IV. die Schweiz (80 Nrn.); V. die österreichisch · ungarische Monarchie (327 Nrn.): 1) Gesammtgeschichte und die deutschen Länder (im Ganzen 158 Nrn.), 2) Böhmen und Mähren (im Ganzen 52 Nin.). 3) Ungarn (85 Nrn.), 4) Sieben⸗ bürgen (34 Nrn.); VI. Nachtrag (93 Nrn ). Katal. Nr. 374, Geschichte der außerdeutschen Länder (einschl. Rechtsgeschichte, Nu—⸗ mismatik, Adelsgeschichte), führt im Ganzen 1061 Schriften auf, die unter folgende Rubriken vertheilt sind: J. die Niederlande (Belgien und Holland, im Ganzen 203 Nrn.), II. Großbritannien (193 Nrn.), III. die skandinavischen Länder (165 Nrn.), IV Frankreich (306 Nin), V. Italien (157 Nrn.), VI. Nachtrag (36 Nrn.). Auch in Katal. 374 befinden sich werthvolle Schriften über die genannten Länder.

Gewerbe und Handel.

Nach der Statistik des Vereins deutscher Eisen⸗ und Stahlindustrieller wurden im Deutschen Reich (mit Einschluß Luxemburgs) im Dezember 1882 283 758 t Roheisen produzirt. Die Jahresproduktion von 1882 belief sich auf 1980 976 Puddelroh— eisen, 157714 t Spiegeleisen, 733 665 Bessemerroheisen, 298 602 t Gießereiroheisen, in Summa auf 3170957 t Roheisen, dagegen in 1381 auf 2914009 t, in 1880 auf 2729038 t, in 1879 auf 2226587 t Roheisen.

Die Braunschweig⸗Hannoversche Hypothekenbank theilt mit, daß sie vom 1. Januar d. J. an ganz allgemein auf alle verspätet zur Einlösung gelangenden verloosten Pfandbriefe der Bank vom Tage der Fälligkeit bis zur Einlösung zwei Prozent Deposital— zinsen vergütet, sofern vom Tage der Fälligkeit bis zur Einlösung mindestens 3 Monate verflossen sind.

Wien, 31. Januar. (W. T. B.) In der für morgen anbe— raumten Sitzung des Generalraths der österreichisch-ungari⸗ schen Bank wird, der „Presse“ zufolge, der Antrag auf Herabsetzung des Diskonts für Wechsel und des Lombardzinsfußes eingebracht werden. Die Annahme des Antrages kann bei den gegenwärtigen k des Geldmarktes und der Bank als sicher angesehen werden.

Am sterda m, 30 Januar. (W. T. B.) Bei der heute von der niederländischen Handelsgesellschaft abgehaltenen Zinnauktion über 18671 Blöcke Bankazinn wurden 56 à 561, durchschnittlich 563, und 3691 Blöcke Billitonzinn zu 56 a 565 Cent.

bezahlt. Antwerpen, 30. Januar. (W. T. B.) Wollauktion. echt belebt, gute

Angeboten 2157 Ballen, verkauft 1650 Ballen. Auswahl, Preise fester

Glasgow, 50. Januar. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 8788 gegen S000 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

New ⸗YJork, 29. Januar. (W. T. B.) Weizenverschif⸗ fungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Ver— einigten Staaten nach Großbritannien 84000, do. nach Frank— reich 53 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents 17 000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 70 00, do. do. nach Frankreich 2000, do. do. nach anderen Häfen des Kontinents 2000 Qrtrs.

New⸗YJork, 30. Januar. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche von hier ausgeführten Produkte beträgt 7344 000 Doll.

Verkehr s⸗Anstalten.

Cassel, 31. Januar. (W. T. B.) Die durch den Bergrutsch bei Albungen nothwendig gewordene Verlegung des Geleises der Bebra⸗Friedländer Eisenbahn wird bis zum 5. Februar fertiggestellt und alfdann der regelmäßige Betrieb wieder eröffnet werden.

Southampton, 30. Januar (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Neckar ' ist hier eingetroffen. Plymouth, 30. Januar. (W. T. B.) Der Ham burger Postdampfer Albingia“ ist hier angekommen.

New⸗York, 30. Januar. (W. T. B. Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Salier ! ist hier eingetroffen.

Berlin, 31. Januar 1883.

Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.)

Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 167. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen: 1 Gewinn von 450 000 MS auf Nr. 24 918. 2 Gewinne von 15 000 6 auf Nr. 17 824. 50 315. 5 Gewinne von 6000 M auf Nr. 6103. 19 634. 335956. 38 423. 57 618. 45 Gewinne von 3000 M auf Nr. 1408. 2494. 4262. 6192. 6935. 8249. 10 993. 11772. 15277. 15 329. 18407. 19391. 20 829. 21 158. 23 186. 25 489. 26 817. 27 002. 29 130. 30465. 32273. 32 651. 33743. 37 204. 38 463. 39 820. 40 268. 45 276, 45 834. 48648. 54 998. 57 783. 58 011. 59 229. 68 482. 78 185. 80 627. S0 663. 81 096. S84 453. 90 765. 91 997. 92 614. 94169. 94732. 53 Gewinne von 1500 S auf Nr. 4277. 5427. 8566. 9421. 10 266. 11219. 16821. 16852. 17151. 23 529. 223 623. 23 690. 24276. 24 653. 26 405. 30 036. 30 290. 31 485. 32214. 34035. 34 518. 36 163. 40 523.ů 45859. 46 750. 48 801. 50 665. 53 146. 57 992. 61 115. 61 621. 62 535. 62 5859. 62 953. 63 771. 64964. 66 075. 66168. 66 285. 68 7563. 72017. 72 925. 765 043. S2 185. 82 399. 87456. S8 723. 90 343. 91 323. 92470. 94519. 91 854. 78 Gewinne von 550 MS auf Nr.

6096. 6471. 6703.

584. 1893. 4755. 75691. S958. 9272. 10 449. 10 526.

Werke übet Grammatik und Metrit

Wörterbücher derselben, Schriften über Archäo⸗ 1. m. verzeichnen, 1beils auch Schriften von Inter den im Fatal'cge zusammengestellten

rttrolle. Die Schlettersche Buch 35

scwie auch einzelne Werke an.

13 570. 14 643. 18 767. 22 596. 31 927. 31 989. 35 265. 357585.

15 0064. 15 355. 17571. 18 2355. 24 (20. 24170. 26 311. 26 872. 32 556. 32 934. 37 751. 37 554. 38770. 41 000. 41 352. 41571.

48 167. 57 321. 67 388. 75 932. 90 gal.

48 203. h59 302. 70 465. 79 575. 91 025.

49 513. 63 749. 70 6801. S0 623. 92 085.

(Wochenbl. des Joh.“ Ord.) Ihren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin hat am 25. d. M, dem Tage der silbernen Hochzeit Höchstderselben. Se. Königliche Hobeit der Prinz Albrecht von Preußen das nachstehende, in künstlerischer Weise ausgestattete Schreiben überreicht, durch welches eine zu dieser schönen Feier begründete Stiftung des Johanniter⸗Ordens zur Kenntniß des Hohen Jubelpaares gebracht worden ist. Dieses denk= würdige Schriftstuck hat Se. Königliche Hoheit der nun in Gott ruhende Durchlauchtigste Herrenmeister als letztes mit Höchstseiner Namenkunterschrift versehen.

Dies Schreiben lautet wie folgt:

„Das Kapitel des Johanniter⸗Ordens hat in seiner Sitzung vom 15. November 1882 einstimmig beschlossen:

Zum dauernden Gedächtniß an die Feier der silbernen Hochzeit, welche Euere Kaiserliche und Königliche Hoheiten am heutigen Tage begehen, bei dem ron Kranken aus allen Theilen Deutschlands be— aft Johanniter -Krankenhause und Asyle für unbemittelte Bade⸗ gäste zu Oeynhausen in Westfalen, unter dem Namen:

Kronprinz Friedrich Wilhelm und Kronprinzessin

Vietoria Stiftung“, durch Ausscheidung eines Kapitals von 1000) 4A, für alle Zeiten eine Stiftung zu gründen, deren Zinsen à 4 0, mit 400 M jährlich zur Unterstützung armer Personen, welche die genannte Anstalt ver— . durch die vorstehende Diakonissin derselben verwendet werden sollen.

Euren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten gereicht es mir zur besonderen Freude, diesen Beschluß, mit den ebrerbietigsten Gluck und Segenswünschen des Kapitels zum heutigen Tage, zur Kenntniß bringen zu können.

Berlin, den 25. Januar 1883.

Der Herrenmeister des Johanniter-Ordens. Carl, Prinz von Preußen.“

51 236. 64 463 72 305. g84 607.

54 863. 64 612. 72 307. 84 786.

p54 901. 65 121. 74 203. S8 2665.

hb h25. 66 h 42. 7Iõ 225. S8 406.

Der Verein für deutsches Kunstgewerbe hierselbst hat in diesem Monat bereits zwei Sitzungen abgehalten. In der ersten er— statteten der Vorsitzende, der Schriftführer und der Kassirer Bericht über die Thätigkeit des Vereins im verflossenen Jahre, welche in jeder Hinsicht eine erfolgreiche gewesen ist. Zahlreiche neue Mitglieder haben sich dem Vereine angeschlossen. Vorzugsweise beschäftigte sich derselbe während der letzten Monate mit den Arbeiten an dem zum Geschenk für das Hohe Kronvrinzliche Paar bestimmten Spielschrein. In der zweiten Sitzung erfolgte die Neu resp. Wiederwahl des Vorstandes. In der nächsten Versammlung am 31. d. M. (Abends 3 Uhr im Deutschen Vereinshause, Wilhelmstr. 118) wird Hr. Dr. Paul Lehfeldt einen Vortrag über Baukunst und Kurstgewerbe in ihrer Wechselbeziehung im 15. und 16. Jahrhundert halten. Gäste sind willkommen.

Die 11. Allgemeine Geflügelausstellung, die der Verein Cypria vom 23. bis 27. Februar zu veranstalten gedenkt, verspricht nach jeder Beziehung hin großartig zu werden. Als Aucsstellungs⸗ räume sind diesmal die erste und zweite Etage des Prachtbaues an der Ecke der Leipziger⸗ und Charlottenstraße, Leipzigerstr. 96, auser⸗ sehen worden. Von Sr. Majestät dem Kaiser ist eine goldene Staatsmedaille erbeten, vom landwirthschaftlichen Ministerium silberne und bronzene Staatsmedaillen in Aussicht gestellt; sodann gelangen auch goldene, silberne und bronzene Vereinsmedaillen und Ehren⸗ diplome zur Vertheilung. Außerdem sind Geldpreise zu 30 und 50 4 für Thiere, welche sich durch Fleisch- oder Eierprodukiion auszeichnen und sich dadurch der Landwirthschaft nutzhar machen, sowie Geldpreise bis 360 M für solche Züchter ausgesetzt, die sich durch die Kultur edler Rassen, die auszusterben drohen, verdient gemacht haben. End⸗— lich wird die beste Sammlung „Schwalbentauben“ extra mit einem von einem Mitgliede gestiftetem Geldpreise in Höhe von 506 „M. prä⸗— miirt werden. Geflügelhändler haben auf Staatsmedaillen kein Anrecht. Diejenigen Auesteller, welche entweder darch Ausrupfen, Abschneiden Färben von Federn oder in irgend einer anderen Weise eine Täuschung versuchen, sollen von ferneren Ausstellungen ausge⸗ schlossen und ihre Namen öffentlich bekannt gemacht werden. Der Verein selbst wird auch in diesem Jahre für 1200 M. Tauben und Hühner ersten Ranges zu Vereins zwecken ankaufen. Außerdem wird auch diesmal mit der Ausstellung eine Lotterie verbunden werden.

Von der Verlagshandlung von „Schorers Familienblatt“,

das bereits unter seinem früberen Titel „‚Deutsches Familienblatt“ sich durch die Sorgfalt, die es der Holzschnitt⸗Illustration zuwendet, einen geehrten Namen erworben hat, wird der Aufruf zur Be heili⸗ gung an einer allgemeinen Konkurrenz für Malereien auf Porzellan, Majolika und ähnliche glasirte Irden⸗ waaren erlassen. Das Preisrichteramt baben bei derselben die Di⸗ rektoren des Kunstgewerbe Museums zu Berlin, Grunow, Professor Dr. Lessing und Professor Ewald sowie der Vorsitzende des Vereins für deutsches Kunstgewerbe, Geh. Regierungs⸗-Rath Professor Reuleaux übernommen. Zur Vertheilung von fünf Preisen ist der Betrag von 500 S0 ausgesetzt. Die Wahl des zu dekorirenden Geräths, der anzuwendenden Technik und der Darstellung selber ist dem freien Ermessen der Konkurrenten anheimgegeben. Empfohlen wird die Wahl einfacher Geräthformen, wie Teller, Näpfe, glatte Vasen 2c. und gefordert, daß die Malereien wirklich einge⸗ brannt sind. Die eingehenden Arbeiten, die bis zum 28. April an die Expedition des „Familienblatts (Berlin SW. Dessauerstr. 12) abzuliefern sind, sollen nach einer Vowrütung durch die Jury in Berlin öffentlich ausgestellt und der Verkauf derselben ermöglicht werden. Die Konkurrenz beabsichtigt, künstlerische Kräste, sowohl Fachleute als Dilettanten, zur Bethätigung ihres Talents auf dem Gebiet keramischer Dekorativmalerei anzuregen, die künstlerische Pro⸗ duktjon durch die Zusammenstellung verschiedenartigster Arbeiten aus Deutschland, Deutsch-Oesterreich und der Schweiz zu fördern und zugleich zur Erhöhung der Liebhaberei an derartigen Arbeiten und damit zur Eröffnung eines neuen Erwerbtzweiges auf dem Gebiet weiblicher Kunstfertigkeit beizutragen. Victoria⸗Theater. Wie die Direktion mittheilt, werden, um den vielfachen Wünschen nach billigeren Plätzen an den Wochen⸗ tagen zu genügen, die Plätze im ersten Rang (Seiten⸗Balkon und Loge) an Wochentagen mit 3 verkauft, da eine Herabsetzung der Parquetpreise bei meistens ausverkauftem Parquet für die Vor⸗ stellungen von „Frau Venus“ nicht möglich ist.

Im großen Saale des Hotel Imperial gicbt morgen der Concert- sänger Hr. Martin Plüdde mann unter Mimirkung der Goncert⸗ sängerin Fr. Dr. Paula Gierke und detz Pianisten Hrn. Heinrich Otrdenstein ein Goncert, zu welchem Billets (3 M in der Hof⸗ Musikalienhandlung ron Ed. Bote & (5. Bock zu haben sind.

Nedacteur: Riedel.

Verlag der Emerition (ResselJ. Druck: W. Elsner, Fünf Beilagen (einscließlich Börsen⸗Beilage).

Berlin:

42018. 42310. 41 149. 45 550. 47174. 48 052.

Er ste Beilage 96 zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzkiger.

Berlin, Mittwoch, den 31. Januar

1883.

Aichamtliches.

Preußen. Berlin, 31. Januar. Im weiteren Verlaufe der gestrigen (42.) Sitzung des Reichstags wurde die zweite Berathung ses Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststellung des Reichshaushalts⸗Etats für das Etatsjahr 1883 84 mit der Diakussion des Etats ber Verwaltung des Reichsheeres (Kap. 6 Tit. 50) fort⸗

esetzt. . ai . Neubau eines Kasernements mit Stallung für eine vierte Escadron des 1. Husaren-NRNegünents Nr. 18 in Großen—⸗ hain werden 200 000 6 gefordert. .

Der Abg. Richter (Hagen) erklärte, es sei hier ein ganz neues Prinzip zur Anwendung gekommen: bisher habe nach dem Reglement für jede Abtheilung ein Lieutenant kasernirt werden sollen; hier aber solle auch noch ein älterer Offizier oder Rittmeister in der Kaserne wohnen. Daneben finde sich auch noch eine Ossizierspeiseanstalt und eine Wohnung für den DOekonomen. Selb Diejenigen, welche sonst für Offizier wohnungen und Speiseanstalten seien, sollten dieses über das Reglement hinausgehende Prinzip verwerfen und gegen die Position stimmen. . .

Der Abg. Dr. Frege bemerkte, es sei vom dienstlichen Standpunkt wünschenswerth, daß ein älterer Offizier im Ka⸗ sernement das Kommando übernehme. Uebrigens würden diesem Offizier 600 S angerechnet, die derselbe sonst als Wohn ungszuschuß erhalten würde. Der Bau sei auch viel billiger als anderswo. Die Speiseanstalt entspreche dem Be⸗ dürfniß, und würde auch von anderen Offizieren nach Par⸗ forcejagden und zu Festlichkeiten unter einem General benutzt werden können.

Der Abg. Richter (Hagen) erklärte, wenn das die Spar⸗ samkeit sei, von welcher die sächsischen Konservatioen vor den Wahlen geredet hätten, dann seien Millionen und Milliarden nicht genug. Er sei an Ort und Stelle gewesen. Man halte sich in Großenhain ohnehin schon über den Lestehenden Prachtbau auf. Jetzt sollten noch ein prachtvolles Kasino und Offizierswohnungen gehaut werden, da höre doch Alles auf! Da sehe man, wie das sächsische Kriegs-Ministerium in seinen Vorschlägen das preußische weit zurüdlasse. Ob man dem älteren Offizier das Servis abziehe, darauf komme es nicht an, son⸗ dern auf die Einjührung eines neuen Prinzips, dem entgegen— zutreten sei. .

Der Abg. Dr. Windthorst hob hervor, daß er überhaupt keinen Luxus bewillige, thäte er es, so würde er denselben vorzugeweise Sachsen bewilligen, dem Volksstamme, dem er selbst angehöre. Die Sache scheine in der Kommission übrigens noch nicht genügend erörtert zu sein und er beantzgge daher, sie an dieselbe zu nochmaliger Prüfung zurückzuweisen.

Hierauf ergriff der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich fächsischer Oberst-Lieutenant Edler von der Planitz das Wort: .

Meine Herren! Ich habe natürlich meinerseits durchaus nicht dagegen einzuwenden, daß diese Position nochmals an, die udget, kom mission zurückgewiesen wird, um sie da genau ju prüfen. Meiner Ansicht nach ist das zum Theil schon in der Bucgetkommission ge⸗ schehen, aber, wie zesagt, ich habe keinerlei Bedenken, daß das noch⸗ mals geschieht. Ich halte es aber doch für nothwendig, jetzt schon zu betonen, daß das Offizierskasino, um das es sich handelt, keines wegs für die Zwecke aller derjenigen Offiziere eingerichtet werden soll, die zu ihrem Privatvergnügen bei Großenhain die Jagd reiten, sondern es soll lediglich eingerichtet werden, wie für jedes andere gzegiment, nämlich für die fämintlichen Offiziere des Regiments, damit sie dort essen. Es sind 35 Personen, nämlich 25 Offiziere und 3 bis 5 Aerzte. Das wollte ich nur hierzu bemerken. ö

Ferner, meine Herren, um einen Prachlhau kann en sich schon deswegen nicht handeln, weil die Kosten, wie Sie ja selbst sehen können, zu niedrig sind. Das Kasernement für 4 Escadrons soll und wird nach dem Anschlage kosten 1213 602 6. Im Kasernirunge plan sind damals angegeben für dasselbe Kasernement 1 688 00 6 Es wird also eine Ersparniß von 465000 M gegen den Kasernirungs⸗ plan erzielt.

M 27.

Wie es also überhaupt möglich ist, daß man hier mit [713 650 S für 4 Escadrons einen Prachtbau errichten will, kann ich nicht verstehen. .

ö . * ich noch bemerken, daß allerdings 2. Offiziere dort wohnen follen insofern hat der Hr. Abg. Richter Recht, das Kafernement ist nämlich abweichend von den sonstigen Kavalleriekasernen fo gebaut, daß die 4 Escadrons jede einzeln in einem Kasernement liegen mit Stallung. Das kommt daher, weil sie nicht auf einmal gebaut sind, sondern nach und nach in verschiedenen Jahren, je nachdem sich das Bedurfniß der Kasernirung herausgestellt hat. Jetzt soll die letzte der 4 Eztadrons kafernirt werden. Die fünfte Escadron liegt, wie ich bemerken will, in einem Kasernement der Stadt Großenhain und soll auch da bleiben. Um nun für diese 4 einzelnen Etcadrons ge⸗ nügende Aufsicht zu haben, soll ein älterer Premier ⸗Lieutenant oder ein unverheiratheter Rittmeister hineingelegt werden und für den älteren Premier ⸗Lieutenant oder den unverheiratheten Rittmeister soll das kafernementsmäßige Unterkommen bergestellt werden. Dieses kaserne menttzmäßige Unterkommen ist in den ‚Vorschriften über Ein richtung und ÄAusstattung der Kafern e schon vorgesehen, und es ist das also nicht eine Sache, die unerbört wäre; es. besteht diefes kasernenmäßige Unterkommen in 2 Zimmern und in einer 3 zur thatsächlichen Klarstellung. Aber, wie gesagt, ich habe keinerfei Bedenken, wenn Sie die Sache nochmals der Budgetkommis⸗ sion zur Prüfung überweisen wollen.

Die Abgg. Frhr. von Minnigerode und von Dennigsen schlossen sich dem Antrage auf nochmalige kommissarische Prü⸗ ung an. .

32. Abg. Dr. Lasker hob hervor, daß man ein llares Bild über die eigentlichen Kownmissionsverhandlungen. nicht erhalten habe. Daß die Kommissionsmitglieder sich e von diesen oder jenen Gründen üherzeugt hätten, lönne ür das Haus doch nicht bestimmend sein. Er wünsche, sich durch die Kommission über die Angelegenheit näher zu informiren.

Die Abgg. Richter, Hermes und der Referent wider— sprachen diesem Antrage ebenso der, Abg. Dr. Baumbach, weil die Sache in der KRommission eingehend erörtert wor⸗ den sei. kr Abg. Frhr. von Minnigerode beantragte, über den Antrag der Vudgetlkommission, die Position zu bewilligen, namentliche Abstimmung; zu einer solchen kam es jedoch nicht,

Das gKaxritel 24 Titel 7 (Geldverpflegung der Mann⸗ schaften) beantragte die Budgetkommission unverändert zu be⸗ willigen und den Antrag des Abg. Richter:

Die Militärverwaltung zu ersuchen, dem Reichstage eine Uebersicht vorzulegen über die Zabl der Mannschaften, welche gegen⸗ wärtig als Hautboisten, Spielleute ꝛc. bei den Regimen: sstben und Trupventbheilen Dienste thun, sodann über die Aufwendungen, welche zur Unterhaltung dieser Mannschaften im Etatsjahre 1852,83 aus Ersparnissen am Bekleidunge fonds gemacht worden sind“

für erledigt zu erklaren.

Der Referent Abg. von Köller empfahl den Antrag der Kommission. Ueber beide Fragen sei der Kommission völlig genügende Auskunft gegeben. Die Zahl der etatsmäßigen Musiker sei durch Kabinetsordres von 1807, 1813 und 1857 bei allen Truppentheilen genau firirt; man verstärke dann die Musikcorps durch Hülfsmannschaften, die aber nur aus vollständig mit der Waffe ausgeb ldeten Leuten genommen würden. So habe z. B. ein Infanterie⸗Regiment durchschnitt— lich 10 etatsmäßige Musiker und 32 zur Musik kommandirte Kombattanten. Der Fonds, aus dem die Musik bezahlt werde, setze sich bei den einzelnen Trnppentheilen fünssach zusammen: aus dem etatsmäßig bewilligten Pauschquantum, aus ersparten Löhnungen etatsmäßiger Musiker, aus freiwilligen Beiträgen der Offtziere, aus Zuwendungen der Chefs der Regimenter, und endlich aus den sogenannten Ersparnissen am Bekleidungs⸗ fonds, die durch Veräußerung von unbrauchbar gewordenen Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenständen und Abfällen der Handwerkestätten gewonnen würden. Indeß sei der Theil des Musikfonds, der aus diesen Ersparnissen fließe, ein ver⸗ schwindender Bruchtheil des ganzen Fonds; auch werde die Regierung im nächsten Jahre eine genaue Nachweisung über die Höhe dieser Summen für einen Theil der Armee dem Hause vorlegen.

Der Abg. Richter (Hagen) erwiderte, die erwähnten alten Kabinetsordrés möchten historisch interessant sein, für das Etatsbewilligungsrecht aber kämen sie nicht in Betracht. Es sei doch ein Unterschied, ob man die Gelder zur Ausbildung der Soldaten mit der Waffe, oder zur Vermehrung der Musikcorps bewillige. Es handele sich im Ganzen um 3000 bis 5000 Mann, die über den Etat hinaus sich bei den Musikcorps befänden. Hieraus, sowie aus manchen anderen dunklen Punkten, die durch seinen Antrag klar gestellt seien, die Konsequenzen zu ziehen, behalte er sich bis zum nächsten Etat vor, wenn die verheißene Nachweisung erbracht sei.

Der Abg. Frhr. von Minnigerode erklärte, er möchte doch die Meinung nicht aufkommen lassen, als ob das Haus durch ben Abg. Richter etwas Neues über die Armee erfahren hätte. Jeder, der der Armee nahe stehe, kenne längst jene Dinge, die der Abg. Richter hier als neu auftische. Auch vor Jahren habe derselbe ja einmal den dreizehnten Hauptmann beim 1J. Garde-Reginent zu Fuß entdeckt, wobei es sich doch um etwas Allbekanntes gehandelt habe. Diese seine Entdeckungs⸗ reisen auf militarischem Gebiete seien für die Wissenschaft des Reichtztags aber keineswegs förderlich. Allerdings seien die Kabinetsordres, so lange durch sie keine Etattzüberschreitungen verursacht würden, maßgebend und hätten mit dem Etatsrecht nichts zu thun. Oder sei etwa nachgewiesen, daß irgend eine Summe anders verwendet worden wäre, als wozu der Neichs⸗ tag sie im Etat bewilligt habe? Er sehe also keine dunklen Punkte, die durch den Abg. Richter aufgeklärt wären. .

Der Bundeskommissar Major Haberling entgegnete, die Militärverwaltung würde schon längst auf eine Vermehrung der etatszmäßigen Musiker hingewirkt haben, und habe dies nur aus Sparsamkeitsgründen unterlassen, da etatsmäßige Hautboisten eine weit höhere Löhnung erhalten müßten, als die jetzt aushülfsweise zur Musik kommandirten Gemeinen.

Ber Abg. Richter (Hagen) erklärte, der Abg. von Min⸗ nigerode sehe, daß die Frage innerhalb der Militärverwaltung selbst kontrovers sei. Wolle der Abg. von Minnigerode ihm „Entdeckungsreisen“ und Reden ersparen, bann bringe derselbe doch das vor, was er (der Abg. Freiherr von Minnigerode) als früherer Kavallerielieutenant mehr von der Sache verstehe. Die Frage des dreizehnten Haupt— manntz beim 1. Garde⸗Regiment habe der Abg. von Minni⸗ gerode übrigens noch heute nicht verstanden, vielleicht weil berselbe bei der Infanterie nicht gedient habe. Veim 1. Garde ⸗-Negiment habe allerdings früher ein drei⸗ zehnter bestanden, jetzt, seit der dreizehnte Hauptmann allge⸗ mein geworden sei, bestehe ein vierzehnter Hauptmann im Etat, der in Wirklichkeit nicht existire. Er habe früher ein⸗ mal auf dies etatswidrige Verhältniß aufmerksam gemacht, wäre aber heute ohne die Anspielung des Abg. von Minni⸗ gerode gar nicht darauf zurückgekommen. In der Musiler⸗ frage seien allerdings inanche dunkle Punkte jetzt aufgeklärt; halte der Abg. von Minnigerode es etwa für richtig, daß Geconde⸗Lientenants monatlich, einen Thaler für die Musit bezahlen müßten? Die Kabineta ordres präjudizirten nicht das Etatsrecht; . h leer sei beim Militär-Etat nur

irch das Militärgesetz beschränlt.

ö ö. Abg. ö von Minnigerode betonte, der Ang. Richter werde mit seinen Aeußerungen wenig. Dank und An⸗ erkennnung bei ber Armee finden. Die Beiträge der Offiziere zur Musik seien Interna des Offizier Corps. Was die Frage des dreizehnten Hauptmanns beim ersten Garde Regiment betreffe, so wisse in Potsdam jeder einzelne Soldat, wer Chef der ersten Compagnie des ersten Garde diegiments sei.

Der Abg. Dr. Laster bemerkte, zu welchem Zwel trage wohl der Abg. von Minnigerode so viel dazu bei hier die Gegensätze zu verschärfen, und dem Abg. Richter z. B. bezug⸗ lich der Auslegung der Kabinets⸗Ordres Din ge unterzu⸗ schleben, die dieser nie gesagt habe, und die den Eindruck er⸗ wecken Lönnten, alg ob auf der linken Seite die versassungs. mäßigen Grenzen nicht eingehalten würden? Der Abg. von Minnigerode sördere damit die Di g kussion nicht. ö.

Der Abg. Frhr. von Minnigerode erklärte, man müsse allerbings in Verstimmung gerathen, wenn hier im Plenum Dinge immer wieder von Neuem weilläusig verhandelt würden, die in der Kommission längst erledigt seien.

da der Antrag auf nochmalige kommissarische Pruüsung mit 148 gegen 1065 Stimmen angenommen wurde.

Der Abg. Richier (dagen) bemerkte, der Abg. von Min⸗ nigerode urch gern im Namen der Armee. Was berechtige

ihn dazu? Derselbe gehöre vielleicht einer exklusiden Gesell— schaft an, die sich gein mit der Armee isentifizire. Die Armee sei aber mit dem Volke verwachsen, und jeder Volks⸗ vertreter stehe ihr nah; es wäre schlimm, wenn die Fürsorge jür die Armee auf einzelne Abgeordnete, die zufallig bei den Gardes du Corps gedient härten, beschränkt wäre. Hier auf der Linken säßen wohl ebenso viele Männer, wie auf der Rechten, die ihre Zeit in der Armer gedient hatten, und mit diesen Verhaltniffen Bescheid wüßten. Uebrigens hätten ihm Offiziere, welche dem Abg. ven Minnigerode poli⸗ tisch nahe ständen, gesagt: Er (Redner) vürde nicht so leicht in manchen Dingen beim Militäretat durchdringen, wenn die Armee nicht einen so unglücklichen Verthe diger m dem Abg— von Minnigerode hätte.“

Der Antrag der Budgetkommission wurde darauf ge⸗ nehmigt und war damit die Berathung des Rilitäretatz erlediat.

Es folgte der Etat der Reichspost- und Tele⸗ graphen verwaltung. Einnahmen 153 805 020 t

An Porto- und Telegrammgebüähren wirft der anschlag 138 500 000 S aus.

Zu diesem Titel lag folgender Antrag des Abg. Dr- Lingens vor:

„Der Reichstag wolle beschließen: den Herrn Reichskarmler zu ersuchen, darauf Bedacht zu nehmen:

A. daß an Sonn⸗ und Festtagen nur Briefe, Pystkarten und mittels Postdebit zu beziehende Zeitungen anzunehmen, zu Peför⸗ dern, auszugeben und zu bestellen, dagegen Waarenproben, Druck⸗ sachen, Packete, Geld und Berthsendungen insofern selche nicht als durch Eilboten zu bestellende aufgegeben werden vom Dienste auszuschließen seien; ö

B. daß an Sonn- und Festtagen Telegramme mit einem Auf⸗ schlage von 20 zu belegen seien.“

Der Abg. Br. Lingens befürwortete jeinen Antag. Es gereiche ihm zur Freude, die Energie und die hohen Leistungen. des Staatssekretärs hr. Stephan in dem Ressort der Vost— und Telegraphenverwaltung voll anerkennen zu können, und er würde sich noch mehr freuen, könnte er dieselße Aner— kennung nicht blos für die materiellen Teistungen, sondern auch in jeder anderen Beziehung aussprecen. Die Erfolge, die die Postverwaltung erreicht habe, seien nur möglich mit Hülfe eines willig und selbstlos arbeitenden Beamtenheeres, und aus allen Kreisen dieser fo selbstlos arbeitenden Beamten lägen Beschwerden vor; namentlich auch in Sachsen herrsche bei den Postbeamten ein gewisser Mißmuth vor. Man wünsche sogar eine Veränderung des Reichsbeamten⸗ gesetzes in der Richtung, daß bei Versetzungen die Beamten das Recht haben sollten, nach den Gründen zu fragen; zweitens werde beklagt, daß die Beamtenstellen nicht genau klassifizirt seien; drittens, daß für gewisse neben dem Dienste nothwendige Arbeiten nicht gehörige Entschädigungen gezahlt würden, und schließlich, was für ihn das meiste Gewicht habe, daß die Sonntagsruhe den Beamten genommen sei. Es. sei im höchsten Grade zu bedauern, daß der Dienststundenplan sieben Arbeitstage annehme und nicht sechs. Daraus resultire die hohe tägliche durchschnittliche Dienststundenzahl. Im Fahre 1879 habe das Haus eine Resolution angenommen, in Folge deren die Zahl der täglichen Dienststunden, von 10. auf 8 herabgesetzt werden sollte, wie diese Resolution aber zur Durchführung gelangt fei, zeigten verschiedene ihm zu⸗ gegangene Briefe. (Nedner verlaß den Brief eines Post= beamten, worin es hieß, die faktische Beschäftigung eines Post⸗ beamten stehe zu den Erklärungen der Vertreter der Central⸗ postverwaltung im Reichstage im grellen Widerspruch, dear täg⸗ liche Dienst betrage 9-10, ja wegen Anrechnung der am Sonntag freibleibenden Stunden an Wochentagen 10—–11 Stunden; noch schlimmer sei die Hast und Anstrengung des. Dienstes, welche sehr hönfig Jahre dauernde Erschöp tung ver⸗ anlasse; die Frage der Sonntagsheiligung habe, in Folge der Anregung im Reichstage, in Verlin ein günstigeres Stadium erreicht, an allen anderen Orten aber fei alles beim Alten geblieben. Einem Postbeamten, der Sonntagsurlaub ge⸗ wünscht habe, um zur Beichte zu gehen, habe der Vorgesetzte entgegnet, ob derselbe denn so dringend zur Voꝛichte gehen müsse?! Der Briefschreiber versichere, im Namen und Sinn von 95 Proz. aller Postbeamten zu sprechen, von denen frei⸗ lich die meisten mundtodt gemacht seien, da nach einer Ver⸗ fügung des Staatssekretärs Br. Stephan die Beamten über Dienstangelegenheiten nur mit besonderer, Erlsutz⸗ niß konferiren dürsten. In dem Brief, eines Post⸗ direktors aus einem anderen Bezirk heiße ez, daß der von 9 bis 5 Uhr währende Pastschalterdienst zu aufreibend sei, der Chef der Postverwaltung habe die Landbriefbestellung an Sonntagen in immer weiterem Umfang. eingeführt, zum Theil sogar gegen den Wunsch der betheiligten Bevölkerung; die Beamten litten. sehr unter dem Grund atz⸗ daß sie zu einer unentgeltlichen Arbeit in den die astfreien Stunden herangezogen werden könnten. Auch in den Vureaus der Ober⸗Postdirektionen veranlasse die Häufung der Geschäfte ein. Arbeiten am Sonntage. Der Kern der Sache sei der, fär die 665 000 Post⸗ und Telegraphenbeamten reiche nicht, wie ür alle anderen Beamtenkategorien, die Woche zus Erledigung aller Dienstgeschäfte aus, und eine Sonntagsruhe trete nur nach Naß gabe des Dienststundenplanes ein; aber nach 11stündigem oder Nachtdienst sei eine wirkliche Sonntags ferner, ein Mölucken des Gottesdienstes unmöglich. Die tägliche durchschnittliche Dienst⸗ stundenzahl fei neun. Als er 1879 diese Sfiche zum ersten Male vor das Haus gebracht habe, stü das Daus wejentlich anderer Meinung gewesen als die Vertreter des Reichs Post. amtes, und habe das Haus auch einen Beschluß gelaßt, der die Sonntags heiligung betroffen habe. Länger als dre Jahre habe er gewartet, um die Ersüllung des Wunsches zu sehen big er mit seinem herigen Antrag hervorgetreten sei⸗ Die Sitte in Deutschland sei eine andere, alt in anderen Ländern, und Niemandem fei es in den Sinn gekommen, den langweiligen einförmigen englischen Sonntag in Deut jchland einführen zu wollen; er wolle, daß der Sanntag ein heiterer sröhlicher a sei; aber derselbe sei auch em Tag der Erholung; . Auf. ese Sonntagsruhe habe der Postbeamte ein Recht, ganz besonders in

) Ad ReichJztagsbeschlusses vom Jahre 1879. In der That i nn. id a. deut in Denischland schlimmer als j ,