erweisen werde, wenn der Staat die Berlin⸗Hamburger Bahn angekaust haben werde. Redner kririsirte sodann noch mehrere einzelne Punkte der Vorlage und wünschte Herab, etzung einzelner Posinionen.
Herauf wurde der Gesetzentwurf der um sieben Mitglieder verstärkten Budgetkommission überwiesen.
Der Präsident von Köller schlug vor, den Rest der heu⸗ tigen Tagesordnung in einer am Sonnabend um 16 Uhr abzu⸗ haltenden Sitzung zu erledigen. Der Abg. von Bennigsen schlug dagegen vor, die Sitzung erst auf Dienstag, Abends 7 Uhr, anzuberaumen. Wenn man die Sitzungen des Reichstags nicht störe, werde derselbe seine Etatsberathungen in nächster Woche erledigt haben, so daß das Abgeordnetenhaus dann am 189. seine Eiatsberathungen ungestört beginnen könne.
Der Abg. Frhr. von Schorlemer Alst schloß sich den Ausführungen des Vorredners durchaus an, wahrend der Abg. von Rauchhaupt erklärte, daß seine Partei auf dem vor— gestern von ihr eingenommenen Standpunkte beharre. In der Abstimmung wurde jedoch der Antrag des Abg. von Bennigsen mit großer Mehrheit angenommen. Schluß 124 Uhr. Nachste Stzung: Dienstag, Abends? Uhr.
— Die briefliche Mittheilung eines Bankiers über das Gutschreiben eines von ihm seinem Kommittenten verschuldeten Betrages auf dessen Conto und über die Ver— zinsung ist, selbst wenn dieser Schuldbetrag aus einem be— sonderen, das Bankiergewerbe nicht betr ffenden Geschäfts— abschluß herrührt, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Cioil-Senats, vom 15. Januar d. J, nicht als Schuld— verschreibung im Sinne der Stempelgesetzgebung anzusehen. Dies gilt selbst für den Fall, daß diese briefliche Minheilung den Zweck hat, dem Kommittenten ein Beweis— stück über die Schuldverbindlichkeit des Bankiers aus jenem besonderen Geschaft zu gewähren.
— Hat die Steuerbehörde aus Irrthum wider—⸗ rechtlich von Jemandem gegen dessen Remonstration einen Steuerbetrag eingezogen, so muß sie nach einem Urtheil des Reichsgerichts, 17 Civilsenats, vom 15. Januar d. J., im Geltungsbereich des Preußischen Allgemeinen Landrechts den abgenommenen Betrag nebst Zinsen seit dem Empfange des Betrages zurückerstatten.
— Ueber die diesjährigen größeren Truppe nübungen ist u. A. Folgendes Allerhöchst bestimmt worden: 1) Für das Garoe-Corps hat das General Kommando desselben Vorschläge unter Berücksichtigung der sub 3 getroffenen Festsetzungen ein— zureichen. Tas 4. Garde-Grenadier-Regiment Königin nimmt an den Uebungen des VIII. Armee-Corps Theil. 2) Das IV. und XI. Armec-Corps sollen — jedes für sich — große Herbstübun gen: Parade, Corpsmanöver gegen einen markirten Feind und dereitägige Feltmanöver der Divisionen gegen einander vor Sr. Majestät abhalten. Die genannten Armee-Corps haben aus dem Beurlaubten— stande soviel Mannschaften einzuberufen, daß die betreffenden Truppentheile mit der in den Friedensetats vorgesehenen Mannschaftestärke zu den Uebungen abrücken können. 3) Die übrigen Armer-Corps haben die im Abschnitt J. des An— hangs III. der Verordnungen vom 17. Juri 1870 erwähnten Uebungen, jedoch mit folgenden Modifikationen abzuhalten: a. Die Reginentsübungen der Infanteri sind um zwei Tage zu verkürzen; afür sind die für die Periode a. der Divisions— übungen vorgeschriebenen Feld⸗ und Vorpostendienst— Uebungen in gemischten Detachements um zwei Uebungs— tace zu verlängern, ohne daß dadurch aber die zu— ständigen Bivouakskompetenzen erböht werden. Auch können anstait dessen, falls die von den Brigaden benutzten Exercir— plätz zur ausreichenden Uebung des gefechtsmaßigen Exercirens im Terrain nicht genügende Gelegenheit geben, die e wähnten beiden Tage bezw. einer derselben zum Exerciren der Infan— terie⸗Brigaden gegen einen markirten Feind, jedoch ohne Zu— theilung anderer Waffen, in dem für die Periode a. der Tivisionsübungen ausgewählten Terrain verwandt werden. Diese Festsetzung gilt auch für das Garde Corps, das 1V. und XI. Arne Corps. b. Bei der Garde-Kavallerie-Division haben sammtliche Regimenter zu vier Ecadrons zunächst viertägige Brigade-Uehungen einschließlich der Uerungen im Treffenverhältniß und demnachst unter Heranzithung einer reitenden Batterie des Garde Corps fünftägige Uebungen im Divisionsverbande abzuhalten. Die Regiments Uebungen werden dafür um zwei Tage verkürzt, auch nehmen die betreffenden Truppentheile an den Uebungen der Garde-Infanterie-Divisionen nicht Theil, zu welchen dem⸗ nach nur die fünften Escadrons heranzuziehen sind. c. Bei dem J., II., III., V. und VI. Armee Corps sind sämmtliche Kavallerie-Regimenter zu vier Escadrons zu Uebungen im Brigade- und Divssionsverbande während neun Tagen zusam— menzuziehen, wozu vom dritten Uwrungstage an auch eine reitende Batterie des betreffenden Armee Corps tritt. Für diese Truppentheile werden die Regiments Uebungen um zwei Tage verkürzt, auch nehmen dieselben an der Periode a. der Divisions-Uebungen nicht Treil, zu welcher dem— nach nur die fünften Escadrons heranzuziehen sind. d. Von einer Zutheilung von Artillerie an die Brigaden während der letzten Tage ihrer Uebungen ist allgemein abzu— sehen. Dies gilt auch für das Garde-Corps, sowie für das HII. und XI. Armer⸗-Corps. e. Dem Ermessen der General⸗ Kommandos — einschließlich desj nigen des Garde⸗Corps — bleibt es überlassen, die Periode c. auf nur einen Tag zu be— messen und dafür die Periode bauf 5 Uebungstage zu verlängern. 6) Bei dem Garde⸗Corps, dem I., III., IV., V., VI. und VII. Armee Corps haben Kavallerie⸗Uebungsreisen nach der Instruktion von 23. Januar 1879 stattzufinden. 7) In den Moneten August und Sept mber 1883 kommt bei Graudenz eine größere Belagerungsübung nebst Minenkrieg in der Dauer von 5 Wochen zur Ausführ eng, an welcher die Mineur-Compagnien des Garde⸗, Ostpreußischen, Pommerschen, Brandenburgischen, Magdeburgischen, Niederschlesischen und Schlesischen Pionier⸗Bataillons, sowie eine Feld Compagnie des Ostp eußischen Pionier-Bataillons und außerdem die Mineur-Compagnien des Königlich Sächsischen und des König— lich Württembergischen Pionier-Bataillons Theil nehmen. 8) Von den unter 1 und 3 bezeichneten Uebungen müssen sammtliche Truppen vor dem 27. September d. J. in die Garnisonorte zurückgekehrt sein.
Samburg, 9. Februar. (W. T. B.) Die Bürger⸗
schaft setzte in ihrer gestrigen Sitzung die Berathung der Zollanschlußfrage fort. Nachdem Bürgermeister Petersen in der Generaldebatte nochmals lebhaft für das Projekt 120 eingetreten war, wurde dieselbe geschlossen. Zur Spezial⸗
diskussion verlongte Niemand das Wort; es wurde daher zur Abstinnnung geschritten und hierbei der Antrag Lutteroth und Genossen auf Wiederaufnahme des Projekts 6a (Einbeziehung des Kehrwieders, des Frooks und Wandrahms in das Frei⸗ hafengebiet) mit allen gegen 53 Stimmen angenommen. Dieser Beschluß ist kein definitiver, sondern erfordert noch eine zweite Lesung, welche auf nächsten Mittwoch festgesetzt wurde.
Oesterreich Ungarn. Wien, 8 Februar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses theilte der Pꝛrä⸗ sident mit, daß die Abgg. Kaminski und Wolski ihr Mandat niedergelegt hätten. Die Abgg. Liechtenstein, Rieger, Hohen⸗ wart, Grocholski brachten eine Interpellation darüber ein, ob die Regierung die Vorgänge bei der Begebung des Baues der galizischen Transversalbahn eingehend zu untersuchen und das Resultat der Untersuchung nitzutheilen gedenke, sowie darüber, weshalb die Regierung den Bau der Bahn an einen Generalunternehmer begeben habe. Der Abg. Kopp und Genossen beantragten einen aus 15 Mitaliedern be— stehenden Aue schuß aus dem ganzen Hause zu wählen, welcher die in der Klageschrift Kaminski's gegen Schwarz erwähnten Thatsachen, soweit sie das öffentliche Interesse berühren, ein⸗ gehend prüfen und darüber berichten soll. Der gedachte An⸗ frag wird auf die Tagesordnung der am nächsten Sonnabend stattfindenden Sitzung genellt werden.
Schweiz. Bern, 8. Februar. (W. T. B.) Der bisherige Legationsrath Dr. Lardy in Paris ist zum schweizerischen außerordentlichen Gesandten und bevoll⸗ mächtigten Minister in Paris ernannt worden.
Großbritannien und Irland. London, 8. Februar. W. T. B.) Die „Times“ saat: die Depesche Lord Dufferins über die Lage der Dinge in Egypten sei im Auswärtigen Amte zwar noch nicht eingegangen, ihr Inhalt im Allgemeinen aber bereits bekannt. Lord Dufferin erkläre: es gebe nur eine Alternative, entweder Annexion Egyp— tens oder die Herstellung einer dauerhasten autonomen egyptischen Regierung, die gegen auswärtige Intriguen und gegen Schwäche im Inneren so lange geschützt werde, bis Egypten seine Stelle unter den freien Staaten ollein einnehmen könne. Ferner wür en von Lord Dufferin die Maßregeln zur Reorganisation der Gerichtshöfe, der Armee, der Gensd'armerie, der Polizei und der politischen In⸗ stitutionen aufgezählt, die in der Ausführung begriffen seinn. Die politischen Institutionen sollten bestehen aus dem Ministerrath, einem zweiten aus 14 Misglie dern zusammen— gesetzten Rathe und einer aus 44 Mitgliedern bestehenden, aus Wahlen hervorgehenden, berathenden Versammlung. Die „Times“ hält ein konstitutionelles Regiment in Egyyten für un⸗ praktisch und meint, daß ein solches ohne Unterstützung durch englische Truppen in wenigen Monaten wieder verschwunden sein würde.
Die Do naukonferenz trat heute Nachmittag 3 Uhr zu ihrer ersten Sitzung zusammen. Der türkische Botschafter Musurus Pascha nahm an der Sitzung, welcher die Ver— treter der anderen Machte beiwohnten, nicht Theil. Der Staatssekretär des Auswärtigen, Lord Granville, wurde zum
Präsidenten und der Unter-Staatssekretär des Auswärtigen Amts,
Lord Fitzmaurice, zum Schriftfühter ernannt. Die Stzung dauerte nur kurze Zeit und wurde dann auf näch⸗ sten Sonnabend vertagt. Man hofft, daß Musurus Pascha bis dahin Instruktionen von der Pforte erhalten haben werde.
Dublin, 8. Februar. (W. T. B.) Der Vizekönig ist von London heute wieder hier eingetroffen.
In dem Prozeß gegen den des ordversuchs auf den Polizeibeamten Cox angeklagten Dowling wurde von der Jury das „Schuldig“ ausgesprochen und Dowling zu lebens— länglicher Zwangsarbeit verurtheilt.
Heute Vormittag sind Davitt, Healy und Quinn, welche die ihnen für Nichtstörung der öffentlichen Ruhe durch Urtheil vom 24. v. M. auferlegten Kautionen von 2000 resp. 1000 Pfd. Sterl nicht geleistet hatten, verhaftet und in das Gesangniß von Kilmainham abgefahrt worden.
Frankreich. Paris, 7. Februar. (Fr. Corr) Zwischen dem Tonseils-Präsidenten Fallisres, dem Justiz— linier De ves und dem Unter-Staatssekretar De velle fand heute Morgen eine längere Konferenz siatt, um den Inhalt der Erklärung festzustellen, welche die Regierung vor der senatorialen Kommiijsion über die Prätendenten⸗ vorlage ab ugeben gedenkt. Darnach wurde beschlossen, daß die Minister sich vollständig auf dem Terrain, welches sie vor der Kammer gewählt haben, halten und ihrerseits keine Transaktion vorschlagen sollen. Würde eine l tztere jeroch aus der Initiative des Senats hervorgehen, so wird die Regierung dieselbe zur weiteren Prüfung an— nehmen. ußerdem beabsichtigt die Regierung zu verlangen, daß die Debatte im Plenum des Senats erst am Freitag oder wo möglich Sonnabend stattfinde, da Herr Falliéres in diesem Falle hofft, der Diskussion selbst beiwohnen u konnen. Aller—⸗ dings ist heute der Gesundheitszustand des Conseils-Präsiden⸗ ten noch immer ein sehr bedenklicher und seine Schwäche eine sehr große.
Heute Nachmittag um 3 Uhr trat dann die Senats— kommission zusammen, um die Erkläcungen der Vertreter der Regierung entgegenzunehmen. Der Justiz-Minister Devès vertheidigte zunachst die Regierung gegen den Vorwurf, einer Pression der äußersten Linken gewichen zu sein. Die Regierung verlange nichte weiter, als gegen ihre Feinde so gewaffnet zu sein, wie alle früheren Regierungen es gewesen. B züglich des Prinzen Napoleon werde man keinen Einwand erheben können, da von dessen Seite ein klar charakterisirter Versuch vorliege. Was die Prinzen vo Orleans anbelange, so mache sie ihr Besuch und ihre Unterwerfung in Frahsdorf sowie ihr seitdem beobachtetes St llschweigen gesährlich, und die Haltung der royalistischen Presse beweise, daß hier eine ernste Gefahr vorhanden sei. Der Kriegs-Minister Thebaudin machte hierauf einige Bemer⸗ kungen vom militarischen Gesichtspunkte aus. Die Anwesen— heit der Prinzen, die nach dem Throne streben, in der Armez erscheine ihm gefährlich für das Land und bedauerlich für die militarische Disziplin. Die Regierung wolle kein Gesetz der Verfolgung, aber ein Gesetz mit hinrei— chenden Waffen, um die nationale Sicherheit schützen und garantiren zu können. — Die Minister zogen sich hiernach zurück, und die Kommission trat in die Berathung ein. 3 stellte die Kommission den Bericht, welcher auf Ab⸗ lehhung des Entwurfs anträgt, in seinen Hauptzügen fest. Der Senator Allou wird den Bericht redigiren, der morgen
vor der Sitzung in der Kommission verlesen werden und so⸗ dann im Senat eingebracht werden wird.
— FS. Februar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Senats verlas Allou den von ihm verfaßten Bericht über die Prätendentenvorlage. In dem⸗ selben heißt es: die Kommission sei überzeugt, daß die Republik keinen Grund habe, sich zu beunruhigen oder zu gewaltsamen Maßregeln ihre Zuflucht zu nehmen. Der vorliegende Gesetzentwurf sei ein willkürlicher, denn es gebe kein Recht außerhalb des gewöhnlichen Rechts; der Gesetzentwurf würde ein Schritt vorwärts sein auf einem gefährlichen Wege und den Ansichten zuwiderlaufen, die zur Gründung der Republik geführt hätten. Durch die Ge⸗ rüchte von einem Konflikt oder einer Auflösung werde die Kommission nicht erschüttert; die Kommission sei entschieden republikanisch und gehorche keinem monarchischen Gefühl. Der Bericht schließt mit der einfachen Ablehnung der Vorlage. Der Senat beschloß für die Vorlage die Dringlichkeit, setzte deren Berathung auf nächsten Sonnabend fest und vertagte sich hierauf.
dNußland und Polen. St. Petersburg, 9. Fe⸗ bruar. (W. T. B.) Der Botschafter Fürst Orloff hat sich gestern auf seinen Posten nach Paris zurückbegeben.
Die Zolleinnahmen bis zum 1. Dezember 1882 be— trugen 90 830 58 Kreditrubel, mithin gegen den gleichen Zitraum des Vorjahres 12986 683 Rubel mehr. Der Gold⸗ und Silberimport betrug 8 820 815 Rubel, mithin 1919970 Rubel mehr, der Export 59 581 931 Rubel, mithin 647 202 Rubel weniger.
Dänemark. Kopenhagen, 8. Februar. (W. T. B.) Im Folke rhing beantragte die Linke die Wahl einer Kom⸗ mission zur Aufklärung der Stellung, welche nach den bestehenden Uebereinkünften den im Auslande (Schleswig) ansässigen Dänen zukomme. Das Haus beschloß, die Angelegenheit nur einer Lesung zu unterziehen, hat dieselbe aber nicht auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung gestellt.
Amerika. New⸗Yöork, 8. Februar. (W. T. B.) West⸗Virginien, Illinois und Pennsylvanien sind von Neuem von großen Ueberschwem mungen heim⸗ gesucht worden. Man fürchtet, daß letztere großen Schaden angerichtet haben, und es sind Maßregeln ergriffen worden, um den von der Ueberschwemmung Betroffenen Hülfe zu bringen.
Zeitungs stimmen.
Der „Neuen Vreußischen Braunschweig, 6 Februar, berichtet:
Der am Sonntag in Meerdorf abgehaltene braunschweigische Bauerntag beschloß u. a. folgende Zustimmungsadresse an den Reichskanzler Fürsten Bismarck abzusenden:
„Ew. Durchlaucht gestatten sich die Mitglieder des ersten braunschweigischen Bauerntags zu erklären, daß sie die Wiederein⸗ führung des nationalen Wirthschaftsspstems 1879, verbunden mit Zurückdrängung des verderblichen Freihandels, als für das wahre Wohl des deutschen Vaterlandes höchst ersprießlich erachten und den erforderlichen Weiterausbau desselben mit zäher Ausdauer nach Kräften zu unterstützen g willt sind.“ ö
— Aus Munchen, 6. Februar, schreibt man dem ge⸗ nannten Blatte:
Unter Len Sägewerk ⸗Besitzern des baperischen Waldes ist eine Petition an den Reichstag im Umlauf, welche sich für eine Erhöhung des Zolles auf Sägewaaren von 25 auf 75 bis 1 M für den Doppelcentner aus spricht. In der Petition wird behauptet, daß die von der preußischen Regierung in Aussicht genommene Erhöbung des Holzzolles nicht genüge, um der einbeimischen Industrie austeichenden Schutz gegen den Raubbau zu gewähren. Der Hozzoll müsse im Hinblick auf den Holzreichthum Deutschlands, als Schutz zoll wirken; bei der geplanten Erhöhung äußere er aber auch für die Folge nur eine Wirkung als Fmanzzoll. Die Erhöhung des jetzigen Betrages auf das Dreifache liege im Interesse der Sägewerksbesitzer wie nicht minder in demjenigen der Foistwirthschaft, also auch des Staates.
— Die „Wiesbadener Zeitung“ meldet:
Zu den Fabrikationsjweigen, welche im Regierungsbezirk Magde— burg die größten Fortschritte machen, gehört die Kali⸗Industrie in Staßfurt Die Fabriken haben im vorigen Quartal bei hohen Preisen bedeutenden Absatz gehabt, und es ist in Folge dessen auf den Königlichen und den Privatsaljwerken der Betrieb stark und lohnend gewesen. Ueberhaupt entwickelt sich Staßfurt als Fabrikort immer mehr. Die Gebäude der von einer französischen Aktiengesell⸗ schaft ins Leben gerufenen Pottaschefabrik und der Buckauer chemi⸗ schen Fabrik für Soda in Staßfurt jehen demnächst ihrer Vollendung entgegen und werden zum Frübjabr in Betrieb kommen. Beide Fabriken bauen auch Arbeitshäuser für ihre Arbeiter. Bergarbeiter, Fabrikarbeiter und Bauhandwerker finden daher in Staßfurt reich—⸗ liche Beschäftigung und guten Verdienst. .
— Der „Schlesischen Zeitung“ entnehmen wir Fol— gendes:
Die Anzeichen, daß die Rekonstituirung, und die Reorganisation der Innungen mit Eifer betrieben wird, mehren sich in erfreulicher Weise. In Cosel haben sich, wie aus einem Bericht des dortigen „Stadiblattes“ zu ersehen ist, die Mitglieder der früheren Schuh— macher⸗ und Sattlerinnung, der Fleischerinnung, der Metallarbeiter innung, Schneider und Kürschnerinnung! auf eine von Seiten des Bürgermeisters Bartsch ergangene Anregung dahin geeinigt, den auf Grund des Reichsgesetzes vom 18. Juli 1881 abge⸗ faßten Entwurf eines Normal ⸗Innungsstatutes anzunehmen. — Am 2. d. M traten zu Gleiwitz acht Innungsvorstände zusammen, denen der Erste Bürgermeister, Herr Kreidel, die Hauptbestimmungen des neuen Innungestatuts mittheilte. Gleichzeitig wurde den Vorstands⸗ mitgliedern eine Verfügung der Königlichen Regierung zu Oppeln mit dem Ersuchen übermittelt, daß die Innungen sich darüber schlüssig machen sollten. — Die seit dem Jahre 1565 bestebende Schneider⸗ innung zu Reinerz bat bei ihrem am 29. v. Ms. stattgebabten Quartal im Interesse der Förderung einer angemesseneren Zucht unter den Lehrlingen beschlossen, das eine bessere Ueberwachung der aufgenommenen Lehrlinge durch Handwerksbürger erfolgen soll; die Letzteren haben alljahrlich über Fortschritt und Führung der Lebrlinge zu berichten, und diese Berichte sollen ins Protokollbuch der Innung eingetragen werden. So zeigt sich in rerschiedenen Theilen der Pro⸗ vinz ein reges Interesse für die Wiedereinführung einer festen Orga⸗ nisation unter den Handwerksmeistern, denen dann die Aufgabe ju⸗ fallen wird, einen beilsamen Einfluß auf die jüngeren Gewerbetrei⸗ benden, auf die Gesellen, wie auf die Lehrlinge auszuüben, und so zur Hebung des Gewerbes mit vereinten Kräften beizutragen.
— Der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ wird aus Witten, 7. Februar, geschrieben:
Lange Zeit hindurch alaubte man, daß Amerika in der Fabrikation von Stablschaufeln allen übrigen Ländern voraus sei, und thatsächlich war vor der Einführung unserer nationalen Wirth⸗ schaftspolitik für die deutsche Industrie von einer Konkurrenz mit Amerika auf diesem Gebiet keine Rede. Das ist aber erfreulicher Weise anders geworden. Der vor uns liegende Bericht des deutschen General⸗Konsuls in Moskau enthält folgende für die heimische In⸗ dustrie sehr wichtige Stelle:
Zeitung“ wird aus
Stablchaufeln werden seit 1389 aus Witten eingefübrt. Sie stehen den amerikanischen in der Qualität gleich und sind circa 30 M billiger.
Das deuticke Fabrikat ist ebenso gut wie das amerikanische und bat voch den Vorzug, fast um J billiger zu sein. Die beiden Wittener Werke, welche sich mit der Fabrikation von Stablschaufeln befassen und massenbaft nach Rußland erportiren, baben denn auch, wie ich aus vorzüglich unterrichteter Quelle weiß, die dortige amerikanische Konkurrenz völlig lahm gelegt.
Deutsches Handels ⸗Archiv. Februar ⸗Heft. — Inbalt: Gesetzgebung: Deutsches Reich: Ausfübrungsbestimmungen zu den Gesetesvorschriften über die Tara — Ermächtigung weiterer Zoll⸗ ssellen zur unbejchränkten Abfertigung von Leinengarn und Leinwand, bezw. letzt rer. — Tarifirung von Korallenschnüren. — Tarifirung bölzerner Eisenbabnschwellen. — Tarifirung von Theerlack. — Ita⸗ lien: Verzollung gewisser seidener und balbseidener Waaren, sowie jusammengesetzter Arz eimittel. — Italien und Frankreich: Ver⸗ längerung der Schiffahrtskonvention zwischen beiden Staaten. — Italien und Belgien: Handel- und Schiffahrtsvertrag zwischen beiden Staaten. — Schweiz: Vollzugsverordnung zum Zolltarif. — FCentralamerika: Nicaragua: Neuer Zolltarif. — Spanien Form der Ermächtigungen der mit der Verzollung Beauftraat n. — Bedingungs⸗ weise Zollfreibeit von Schiffsmaschinentbeilen und Schiffsbaumaterial. — Verjollung von Kupferplatten zu Lokomotir-Feuerbüchsen. — Er⸗ weiterung der Einfubrbefugniß für den Hafen Marbella. — Befugnisse des Zollamts zu Bermeo. Dominikanische R publik: Eröffnung des Ha fens San Pedro de Macoris. — Rußland: Zollbebandlung leer zurüd, kommender Säcke. — Annahme der deutschen Rächsbanknoten bei einigen Hafenzollämtern. — Verjollung von Vigoane. — Groß⸗ britannien: Vorschriften, betreffend Ueberlastung fremder Schiffe in Süraunralien. — Serbien und Vereinigte Staaten von Amerika: Handels vertrag zwischen beiden Länrtern. — Berichte: Groß Fritannien: Sidner (Verpackung von Explosiystoffen)]. — Leruka (Verkehr deutscher Schiffe im Jahre 1881 und im ersten Halbjahr 1882). — Belgien: NUebersicht des belgischen Handels mit Deutsch⸗ land und Luremburg während der Jahre 1881 und 1880. und der belgischen Schiffabrtsbewegung in denselben Jahren. — Rußland: Beiträge zut Kenntniß der Industrie Rußflands, insbesondere des Moskauer Fabrikbezirks. — Uebersicht des Schiffsverkehrs in Kron⸗ stadt, bezw. St. Petersburg und der Ausfuhr von St. Peterk⸗ burg im Jahre 1882 a. St. — Griechenland: Handels und Schiffabrts bewegung im Piraeus während des Jahres 1881. — Zweiter Theil. Konsulatszeri te: Ostasien. Tientsin: Jahresbericht für 1881. — Ostreura. Odessa: Jahresbericht für 1880,81 (Dritter
Theil). — Rustschuk: Schiffahrt und Handel in Varna im Jahre
1881. — Narva: Handel mit dem Auslande im Jabre 1882. — Südeuropa. Triest: Jahresbericht für 1281. Messina: Jahresbericht für 1881. — Westeuroxa. Sunderland: Jahresbericht für 1881. — Nordeurora. Stockholm: Wirihschaftliche Verbältnisse Schwedens im Jabre 1881. — Gotenburg: Jahresbericht für 1881. — Westindien und Mittelamerika. Santa Ana: Bericht über Handel und Sciffahrt im Freistaate Salvador während des Jabres vom 1. Okteber 1880 bis 30. September 1881. — Retalbuleu (Guatemala): Jahresbericht für 1881. — Südamerika. Cochabamba (Bolivia): Hanrelsbericht für 1889 und 1881. — Taecnag: Handels bericht für die Jahre 1880 und 18531. — Puerto Cabello: Jabres— bericht für 1381. — Asuncion: Jahresbericht für 1881. — Afrika. Lourengo Marques (Delagog-Bai): Jahresbericht für 1881. — Australien und Polynesien. Sydney: Australische Statistik für 1881.
Statistische Nachrichten.
Das Kaßferliche Statistische Amt veröffentlicht in seinen Monats— heften regelmäßig für eine Reibe von wichtigen Waaren monat⸗ liche Durchschnittspreise im Großhandel, wozu das Material von den Handels korporationen (im Ganzen 29) der für die betréffen⸗ den Waaren maßgebenden deutschen Plätze geliefert wird, und das Reichsamt bat dadurch den Grund zu einer von Jahr zu Jahr werth— voller werdenden Sammlung von Preisen gelegt. Die Veröffent— lichungen beginnen mit dem Jahre 1879 und ihr Inhalt ist allmählich auf 35 Waarengattungen erweitert worden. Unter den erst im letzten Jahre aufgenommenen Sorten befindet sich der Hopfen nach den Nürnberger Notirungen, unterschieden in gewöhnlichen Landhopfen, Lage bierbopfen und feinsten Lagerbierbopfen. Der Durchschnittspreis für 1882 beträgt von 100 kg der erst genannten Sorte 375,0 „, der zweiten 452,5 und der feinsten 507,9) S Sehr eigen tbümlich ist aber die Preisbewegung nach den einzelnen Monaten. Verfolgen wir die Preise der mittleren der ge— nannten Sorten, so siellte sich der Durchschnitt für 160 kg Lager— bierbopfen in Mark im: Januar 250, Februar 235, dann hielt er sich von März bis Juni auf 220, stieg im Juli auf 320, August 3566, September 640, Oktober 700, November 880, Dezember 940, betrug also im Dezember mehr als das rierfache des Junipreises. Gewöhnlicher Landhopfen batte seinen niedrigsten Preis mit 160 im März und April, kostete aber im Dejember 860; feinster Lagerbier hopfen stand im Juni 260, im Dezember 1025 M — Dagegen waren die Preise für Gerste, die in der genannten Veröffentlichung für 13 Plätze nachgewiesen sind, im Dezember überall erheblich niedriger wie im Januar.
— Nach Mittheilung des Statistischen Amtes der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 28. Januar bis inkl. 3 Februar er. zur Anmeldung gekommen: 146 Ehbeschließungen, 865 Lebendgeborene, 36 Todtzgeborene, 613 Sterbefälle.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
kleine historische Schriften von Alfred von Reumont. Gotha F A. Perthes 1882. gr. S5. S. VI u. 585. Dreis 19 66 — Der durch seine geistvollen Schriften über Geschichte, Kunst, Literatur Italiens berühmte Gesckichtsforscher vereinigt in diesem Bande theils ungedruckte, theils mehr oder minder erweiterte und umgestaltete Auf⸗ säße. welche im Laufe eines Vierteljahrhunderts meist jedoch in neuester Zeit entstanden sind. Dieselben gebören mit einer Ausnahme in das Memoirenfach, während sie wiederholt an persönliche in Italien erlebte Erinnerungen anknüpfen und somit anziebende Beziehungen ertschließen, welche ohne diese Mittheilung der Mit. und Nachwelt unbekannt geblieben wären. Der Verfasser be⸗ kundet, wie in allen seinen Schriften, außer einer umfassenden in die Tiefe und Breite gehende Belesenheit eine Meisterschaft in dem Be— herrschen und Durchdringen des Stoffes. Die Abbandlungen reichen von der Epoche der Renaissance, also vom fünfzebnten Jahrhundert an, bis auf unsere Tage. In dem ersten Aufsatze, ‚Alessandra Strozzi, eine florentinische Edelfrau im fünfzehnten Jahrhundert“, wird diese Epoche in einem kulturgeschichtlichen Bilde dargestellt. Alessandra Maciagli, mit Matteo aus der großen bochanstre⸗ benden Familie Strozzi in Florenz verheirathet, bewährte sich als eine Frau, welche unter allen Wechseln des Glücks und des Unglücks warme und einfache religiöse Gesinnung mit klarer Einsicht in weltlichen Dingen, mit Klugheit. Vorsicht, Menschenkenntniß mit lebendigem Pflichtgefühl und dem Bewußtsein der Verantwortlichkeit verband Die zweite Abhandlung „König Victor Amadeus II. von Sardinien Thronentsagung und Ende“ enthält interessante Beiträge zur Kenntniß der größtentbeils irrig, theilweise mit bestimmter Ab— kt geschilderten letzten Afte dieses Lebensdramas. Die ihatenreiche aufbabn des Königs, welchen nach Reumonts Urtheil ein hoher Be— griff von seiner Regentenpflicht. Scharfsinn in der Beurtbei⸗ lung der inneren Zustände, unermüdliche Thätigkeit, Einfachheit im Privatleben Vorliebe und Verständniß für das Kriegswesen aus eich⸗ nete, ward wesentlich durch die Intriguen des talentvollsten Ministers im vorigen Jabrhundert, des Marchese d'Ormeg beendet. — In dem Aufsatz Die Jonischen Inseln unter venetianischer Herrschaft“ wird
als wesentliches Verdienst der dreibundertjäbrigen venetianischen Ver⸗ waltung gerühmt, sich den nationalen Eigenthümlichkeiten in einem böberen Grade angepaßt zu baben, als bei der Mehrzabl der RFremdberrsckaften der Fall ist. — König Gustav III. von Schweden in Aachen in den Jabren 1780 und 1791. wird als ein Mann ron richt gewöhnlicher geistiger Begabung geschildert, dessen Anbänglichkeit an Frankreich und an die Familie des unglück⸗ lichen Königs Ludwigs TVI. größer gewesen ist, als solche Emrfin⸗ dungen auf dem Thron zu sein pflegen. Die einzelnen Nachrichten über das Leben der Emigranten in Aachen und in den rheinischen Städten sind beachtenswerth zur Würdigung der französischen Revo⸗ lution, wie nickt minder interessant die genauen Nachrichten über den Grafen Ferien, welcher bekanntlicꝭh zu der verunglückten Flucht der Königsfamilie 1791 wesentlich mit verbalf. Aus den Parieren des Admirals von Vork wird das Leben der leßten Stuart, Vittorio Alfieri und der Gräfin von Albany lebens voll dargestellt. In einer Beilage sind zuderläassige Nachrichten über die ausgestorbene bolog⸗ nesische Senatorenfamilie Lambertini mitgetheilt. Das We kf schließt mit einer von warmer Theilnabme geschriebenen Erinnerung an Mary Somerville welche auf einem Gebiete, das kaum eine ihresgleichen betreten, den naturwissen⸗ schaftlichen, den ganzen Umfang desselben in einem Maße, wie es bei wenigen der Fall ist. mit ihrem Geist ermessen bat, theils selbst ergründend, theils rezirirend. Dieser nur kurz angedeutete rielseitige Inbalt des Werkes berechtigt wobl zu dem Urtheile, Reumonts kleine historische Schriften als eine Bereicherung unserer geschichtlichen Lite ratur zu bezeichnen.
— Grangelische Predigten, ein Abschiedsgruß an die evan⸗ gelische Gemeinde zu Bonn, ron Ernst Dryander, Pfarrer an der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin (Bonn bei Adolph Marcus, 1882). — Der Verfasser bat auf den Wunsch seiner Bonner Gemeinde diese Predigten als einen Gruß des Abschieds und als Usterprand einer Gemeinschaft, welche durch die äußere Trennung nicht berührt wird, als Erinnerung an geweibete Stunden versffentlicht. Die Sammlung entbält 15 Predigten aus neuerer Zeit, die, dem Zweck des Buches gemäß, sich nicht jpstematisch an einander gliedern, sondern bald bier bald da aus der Fülle des Evangeliums schöpfen, wobei aber die wichtigsten christlichen Gedenktage berücksichtigt sind. Alle Peerigten sind von Beageisterung für die fiobe Botschaft durchdrungen, erfassen diese mit seltener Klarheit, in wahrhaft christlicher Liebe, mit reichem Wissen und zwingender Ucberzeugungstreue bis in ihre Tiefe und sind dabei auch für den Laien leicht verständlich gebalten. Der Ruf, wel⸗ chen der Verfasser inzwischen als Theologe und Kanzelredner sich in seinem neuen Pfarramt an der biesigen Dreifaltiagkeitskirche in noch weiteren Kreisen erworben hat, verleihen der Sammlung dieler Reden ein über ihren ursprünglichen Zweck weit hinausgehendes Int resse. Der Ertrag des Buchs (Preis 250 „n) ist zum Besten der inneren Mission in der Gemeinde Bonn bestimmt.
Die Malerin Frl Marie Galle hierselbst hat aus ihrer Studienmappe in einem Marie⸗Galle-⸗Album“ zwölf ihrer genialen Bleistiftzeichnungen, von denen einzelne bereits von der Aus— stellung des Vereins Berliner Künstlerinnen her in kunstverständigen Kreisen rortheilhaft bekannt sind, im Verlage von Franz Ebhard (Berlin W., Ringstraße 8 8, gegenüber dem Joachimsthalschen Gym— nasium) veröffentlicht. Der Stoff zu den Skizzen ist dem Kindes⸗ leben entnommen, dessen Sorgen und Freuden von der Künstlerin mit Humor veranschaulicht sind Der Feinheit der Zeichnung entspricht die des Drucks, der in der Offizin der Verlazgsbandlung hergestellt worden ist. Der Preis der 12 Blatter in eleganter Maxre beträgt 12.
In demselben Verlage erschien Unserer Frauen Leben,“ 31 Essays, von der Verfasserin der Pädagogischen Briefe. Die geistig, sittlich und religiös, auch gesellschaftlich hoch zebildete Verfasserin, die sich als feine Beobachterin erweist, gebt in diesen Essars dem Frauenleben von der Kinderstube an und in allen Lebens verhältnissen mit Belebrung und gutem Rath zur Seite, der um so mehr Beherzigung finden wird, als er nicht in einem trockenen, didaktischen Stile, son⸗ dern in Form einer interessanten und anregenden Plauderei e theilt wird. Auch auf die Au⸗stattung dieses Buches ist große Sorg—
falt verwendet. — Der Preis stellt sich geb. auf 4 „, geb. 5,5) M4.
Aus dem gleichen Verlage liegen uns die beiden ersten Hefte eines Lieferungswerkes: Bilder aus dem Vogelleben Nord— deutschlands und seiner Nachbarländer, nach Skizzen von Paul M. Röper bearbeitet von W. Lackowitz, vor. Das durch viele treffliche Holzschnitte nach Zeichnungen von Rösener, Schwann und Tieffenbach illustrirte Werk schildert in anüehender, gemütbvoller, volkstbümlicher Weise unsere heimatbliche Vogelwelt, zunächst die Heher und Elstern, die Schwalben und Lerchen, und wird gewiß den Sinn für Natur in weiteren Kreisen erwecken. Das ganze Werk ist auf 70 Bogen oder 265 Lieferungen berechnet, deren jede einzelne der sauberen Ausstattung ungeachtet nur 50 A fostet.
— Die in Leipzig, den 10. Februar d. J., erscheinende Nr. 2067 der Illustrirten Zeitung“ enthält folzende Abbildungen: Die Ueberfübrung der Leiche des Prinzen Carl von Preußen nach Ni— kolskoi am 24. Januar. Nach einer Zeichnung von C. Koch. — Die Beisetzung der Leiche des Prinzen Carl von Preußen: Trauerakt im Dom zu Berlin am 24. Januar. DOriginalzeichnung von H Lüders. Georg Howaldt, F am 19. Januar. — Gustave Dors, K am 23. Januar. Nach einer Photographie von van Bosch in Paris. — Friedrich von Flotow, F am 24. Januar. — Porträts aus dem deutschen Reichstag: 21. Max Hirsch. — Die neuesten Erwerbungen des preußischen Staats: 1. Die Hamilton-Sammlung: 3 Darstellungen aus dem Botticelli'schen Dante Coder. II. Die Eisenboitschen Silber⸗ arbeiten. 4 Abbildungen: I) Kelch von Silber und vergoldet; Y) silbernes Rauchfaß; 3) silberner Sprengwedel; ) silber ner Weibwasserkessel. — Das Bürgerthal bei Göttingen. Originaljeichnung con R. Geißler. — Göttingen und Umgebung. 23 Abbildungen. DOriginalzeichnung von R Geißler. (Zweiseitig): 1) Ruine Hanstein. 2 Gottingen vom Hainberg aus. 3) Ruine Plesse. 4) Irrenanstalt. 5) Sternwarte. 6) Universitätsgebäude. 7) Bibliothek. 8) Kollegienhaus. 9) Chemisches Laboratorium 10 St. Johbannie kirche. 11) St. Jakokikirche. 12 Bürgers Wohnhaus. 13) Der Rohns. 14) Anatomie. 15) Furst Bismarcks Studenterwobnung. 16 Marktrvlat und Rathhaus. 17) Alte Fink. 18) Die Rasemühle. 19) Ruine Hardenberg. 20 Museum. 21) Siegesdenkmal. 22) Ernst August-Hospital. 23) Mariaspring. — Medaille der Stadt Wien zur 6(QꝘjährigen Habsburg ⸗Feier. Vorder- und Rückseite. — Moden: Maskenanzüge: ID) Tracht einer vornehmen Japanesin. 2) Tracht einer Dame vom Hofe Ludwigs XVI.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Nach den von den Kameralamtern aufaestellten Uebersichten lieferte der Weinbau in Württemberg im Jahre 1882 folgende Ergebnisse:
Von 23 371 ba Weinkergareal betrug die tragbare Fläche 18 419, der Ertrag aus letzterer 213 959 hl im Ganzen und 11,52 hl pro Hektar, während der Landesduichschnitt von 1827 — 81 22,68 hl pro Hektar oder 95. 18 ½ mehr beträgt.
Der Gefammtnaturalertrag beträgt nur etwas mehr als die Hälfte von dem des Vorjahrs und erreicht nur 53,63 9½o des letzteren, auch bleibt er hinter dem 53jährigen Durchschnitt der Jahre 1827 — 81 mit 420 202 hl um 49.08 0υ zurück. Kleinere Erträge lieferten seit 1827 nur die 11 Jahre: 1830, 1838, 1841, 1844, 1851, 1854, 1855, 1861, 1864, 1879 und 1880.
Von dem neuen Wein wurden 111497 bl oder 52 / gegen 729,0 des Vorjahrs durch die Produzenten unter der Kelter verkauft und zwar zum Durchschnittspreis von 24 1 53 „ pro Hektoliter, welcher in der 55 jährigen Periode 1327 —· 81 nur in den 20 Jahren 1846, 1854 —- 55, 1859, 1861, 1862, 1865, 1866, 1869, 1872-78, 1880 und 1881 sich höber stellte.
Der Gesammterlös aus diesem Quantum berechnet sich auf 2734 981 4 und ist 33 mal niedriger als im Vorjahr mit 16 274 365 Geringer ist der Gesammterlös seit 1827 außerdem nur in den 17 Jahren 1829, 1830, 1837, 1838, 1841, 1843, 1844, 1849 - 5, 1860, 1864, 1871 und 1879; auch geht er um 48.64 9,½ unter den 55 jährigen Landesdurchschnitt von 5 324 656 M herunter.
Was den Geldwerth des ganzen Naturalertrags pro 1882 mit
5 242 837 4 betrifft, so steben nur die 21 Jahre 1829 — 32. 1836 — 1838, 19140, 1841, 1843, 1844, 1849 - 54. 1865, 18643, 1879 und 1840 auf einer nierrigeren Ertragsstufe; binter dem 55 jäbrigen Durckhschnitt von 8288417 M aber bleibt derselbe um 35 75 0½
zurũck. Gewerbe und Handel.
Bilin⸗Sauerbrunn. Die jetzt schon von allen Seiten ein⸗ laufenden großen Frühjahrs bestellungen lassen es nothwendig ericheinen, daß mit der Füllung des Biliner Wassers früher als in anderen Jabren begonnen wird, und mußten bereits mehrere Wagaonladungen auf Wunsch der Besteller expedirt werden. Die Versendung des Biliner Wassers ist überhaupt in stetem Steigen und war dies auch im Jahre 1882 troß des ungünstigen Sommers der Fall gewesen.
— Die nächste Börsenversammlung zu Essen findet am 12. Februar 1883 im Hotel Höͤltgen statt.
— Der Aufsichtsrath der Vereinigten Bautzener Pavier⸗ fabriken hat die Vertheilung einer Dividende von 95 , für das verflossene Geschäftsjabr beschlossen.
— Die New⸗JYorker Hols. Ztg.“ schreibt in ihrem vom 26. v. M. datirten Wochenbericht: Von dem allgemeinen Ge⸗ schäftsgange ist nur zu wiederholen, daß derselbe noch im ner sebr schleppend ist. Hoffentlich wird die erste Belebung des Import- geschäfts nicht noch zu einer nachträglichen Ueberfüllung unseres Marktes mit fremden Fabrikaten führen, und zur Warnung bemerken wir, daß die rorhandenen und noch sicher zu erwartenden Waaren, bis etwa auf einige Srezialitãten, voll kommen ausreichen sür die Deckung des jedenfalls sehr mäßigen Bedarfs. Beispielsweise sind die auf Transito⸗ Lager be⸗ findlichen Bestände (am 1. ds. Mts. 31245 800 Doll. be⸗ tragend), welche große Quantitäten fremder Manufakturwaaren ein schließen, um über 7 Millionen Dollars größer als um die Zeit vorigen Jahres. — Ueber das Geschäft am Waaren⸗ und Pro⸗ duktenmarkt kann auch in dieser Woche nichts besonders Gänstiges berichtet werden. Das Exportgeschäft in Brodstoffen bat unter dem Awanz zu leiden, welcher für Weizen, Weizenmehl, Mus und Roggen etablirt worden ist. Der Frachtenmarkt war wenizer fest. Für Baumwolle in disponibler Waare blieb die Frage schwach, wäh⸗ rend im Termingeschäft noch kein rechtes Leben aufkommen will. Brasilkaffees waren Anfangs ziemlich lebhaft, am Schluß aber ebenso wie west. und ostindiiche Sorten ruhig, aber fest. Am Theemarkt scheint sich eine bessere Stimmung Bahn brechen zu wollen. Das Geschäft in Rohzucker entbehrt jeder Regsamkeit. Schmal; und Swweine—⸗ fleisch hatten bei nur mäßig lebhafter Frage fast durch gehends feste Tendenz. Talg blieb begehrt und behauptete den in der Vorwoche erzielten Avanz. Terventinöl und Har; waren fest und letzteres ver⸗ kehrte in steigender Tendenz. Am Hopfenmarkt herrschte eine flaue Stimmung. In United Certificates hat sich im Laufe der Woche ein äuserst lebhaftes Geschäft zu steigenden Preisen entwickelt, welches gleichzeitig eine festere, steigende Tenden; raffinirten Oels zur Folge hatte. Einbeimische Manufakturwaaren waren eine Kleinigkeit lebhafter, während in fremden das Geschäft still blieb und fast ausschließlich auf die Ablieferung von Ordres beichränkt war. In der Lage des Metallmarkies hat sich nichts geändert. — Der Import fremder Webstoffe fär die heute beendete Woche beträgt 3 815 448 Doll. gegen 3 134 486 Doll. in der Parallelwoche
des Vorjahres. . Verkehrs⸗Anstalten. .
Triest, 8. Februar. (W. T. B.) Der Lloyddamp fer „Ceres“ ist heute Mittag aus Konstantinopel und der Lloyd—⸗ dampfer Juno“ Nachmittag mit der ostindischen Ueberlandpost aus Alexandrien hier eingetroffen.
Sanitätswesen und Quarantänewesen. Amtlichen Nachrichten zuiolge hat
Berlin, 9. Februar 1883.
Die Thätigkeit der preußischen Staatsarchive im Jahre 1882.
Berlin, den 6. Februar 1883.
Im Laufe des Jahres 1882 haben in den peußischen Staatsarchiven im Ganzen 655 amtliche und 1245 außer— amtliche Benutzungen zu paktischen und wissenschaftlichen Zwecken stattgefunden. Die ersteren wurden fast ausschließlich schriftlich erledigt, letztere sowohl schriftlich durch Uebersendung von Bescheiden und Gutachten, als auch durch persönliche Einsichtnahme des historischen Materials Seitens der Benutzer selbst. Die Anzahl der außeramtlichen schriftlichen Benutzungen betrug 761, die der persönlichen 484. — Berechnet man die persönlichen de art, daß man die Tage, während welcher die einzelnen Personen ihren Studien obgelegen haben, addirt, so haben die Privatbenutzer im Ganzen an 5335 Tagen in den Archiven gearbeitet.
Die entsprechenden Zahlen des Vorjahres waren 592 amtliche, 1259 außeramtliche, 510 persönliche Benutzungen an 4536 Tagen, und 749 schriftliche Bescheidungen. Es ist also 1882 gegen 1881 bei den amtlichen Benutzungen ein Plus von 63, bei den außeramtlichen in ihrer Gesammtheit ein Minus von 14, bei den persönlichen einectheils ein Minus von 26, anderntheils ein Plus von 799 Tagen, bei den außeramt— lichen schriftlichen ein Plus von 12 Bescheidungen zu ver— zeichnen gewesen.
Von dem von der Archivoerwaltung im Jahre 1880 be— gonnenen größeren Werke „Kaiserurkunden in Abbildungen“, herausgegeben von Heinrich von Sybel und Theodor Sickel, Weidmannsche Buchhandlung in Berlin, erschienen im Jahre 1882 die dritte und vierte Lieferung, enthaltend im Ganzen 60 Urkunden, und von den ebenfalls durch die Archivverwal— tung veranlaßten „Publikationen aus den preußischen Staats— archtven“, Leipzig bei S. Hirzel, der XI., XII., XIII., XIV. und XV. Band, nämlich
Band XI. Stadelmann: Preußens Könige in ihrer . jür die Landeskultur. 2. Theil. Friedrich der
roße.
Band XII., XIV. und XV. von Poschinger: Preußen im Bundestage. 1., 2. und 3. Theil. ö.
Band XIII. Lehmann: Preußen und die katholische Kirche. Dritter Band. ͤ .
Von anderen Publikationen einzelner Archivbeamten sind zu nennen:
Doebner: Die Stadtprivilegien Herzoz Otto des Kindes und die ältesten Statuten der Stadt Hannover. Hannover, Hahnsche Buchhandlung. 3 .
Endrulat: Niederrheinische Städtesiegel des 12. bis 16. Jahrhunderts. Herausgegeben mit Unterstützung der preußi⸗ schen Archioverwaltung und der provinzialstandischen Verwal⸗ tung der Rheinprovinz. Dusseldorf bei Voß u. Comp.
Friedensburg: Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit. Lieferung 67 und 68. „Das Leben Heinrichs VII. nach Be⸗
*