richten der Zeitgenossen. Leipzig bei Fr. Duncker, ferner:
Namenregister und chronologisches Urkundenverzeichniß zu dem
4. Ba de der deutschen Reichstagsakten (Reichs iaggakten König
Ruprechts. Band 1). Gotha bei Perthes.
Herguet;: Urkundenbuch des Klosters Arnstein a. L. Erster Halbband (142 — 1416). Wiesbaden bei Limbarth. 1883.
Keller: Ein Apostel der Wiedertäufer. Leipzig bei S. Hirzel.
Koser: Für die Königliche Akademie der Wissenschaften: „Politische Correspondenz Friedrichs des Großen“. Band vil. und 18. Berlin bei A. Duncker.
von Mülverstedt: Codex diplomaticus Alvenslebianus.
Erstes Heft des dritten Bandes. Magdeburg, bei Baensch.
Wappenbuch des ausgestorbenen Adels der Provinz Sachsen. 5. Heft. Nürnberg bei Bauer u. Raepe.
Herausgabe der von weiland Grafen zu Stolberg abge faßten urkundlichen Geschichte des Hauses Stolberg. 16 Bogen des ersten Bandes.
Philippi (Königsberg): Preußisches Urkundenbuch. Po— litische Ahtheilung Band j., erste Hälfte. Königsberg i. Pr. Hartungsche Verlagsdruckerei.
Sattler: Personenregister zum Sudendorsschen Urkunden⸗ buche, Hannover bei Karl Rümpler.
Sauer: Die ältesten Lehnsbücher der Herrschaft Bolan— den. Wir sbaden bei Niedner. Hieran reihen sich nachfolgende, theils größere, theils kleinere Publikationen und Aufsätze.
Bär: „Geschichte der lutherischen Gemeinde der Stadt Posen“, „Johannes a Lasco, ein Reformator Polens“, „Der Bericht eines Augenzeugen über die Schlacht bei Pitschen“, „Die Bamberger bei Posen“ in der Zeitschrift für die Ge— schichte und Landeskunde der Provinz Posen. JI.
Friedensburg: „Zur Kritik der historia Augusta des Albertine Mussato“ in den Forschungen zur deulschen Ge— schichte. XXII.
Friedlaender: Urkundliche Beiträge zur Geschichte von Rheinland und Westfalen II. Stadt Duisburg“ in der Monats⸗ schrift für die Geschichte Westdeutschlands VI., ferner „Pro⸗ tokoll über die Kontributionen und Kriegskosten des Sber— Barnimschen Kreises aus den Jahren 1630 34“ in den Mär— kischen Forschungen XVII.
. Grünhagen: „Die Zeit Herzog Heinrichs III. von Schle—
sien 1241— 1266“ und „die Chronologie des letzten Kreuizugs
. . von Böhmen“ in der schlesischen Zeitschrift
d. .
Harleß: „Aus dem Leben eines nachgeborenen Clevischen Fürstensohnes“ (Philipps von Cleve 1505) in der Zeit⸗ schrift des Bergischen Geschichts vereins XVII.
Hegert: „Markische Fischerei⸗ Urkunden“ in den Märkischen Forschungen XVII. und „Die Land- und Appellationsgerichts⸗ ordnung für die Herrschaften Lauenburg und Bütow vom 26. Oktober 1662“ in der Zeitschrift für preußische Geschichte und Landeskunde.
Herquet: „Ueber die Echtheit des ersten Kaiserlichen Lehen⸗ briefes für Ostfriecland von 1454 und sein Verhältniß zu den beiden anderen von 1463 und 1464 im Jahrbuch der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterlandische Alterthümer zu Emden V. und „Der Braunschw . igisch⸗Ostfriesische Adels— orden der treuen Freun eschaft“ in der Zeitschrift für die Ge—⸗ schichte Niedersachsens.
Keller: „Zur Geschichte der Wiedertäufer nach dem Unter— gang des Münsterschen Königreichs“ in der westdeutschen Zeit— schrift für Geschichte und Kunst.
Koser: „Friedrich der Große im Jahrzehnt vor dem siebenjahrigen Kriege“ im historischen Taschenbuch VI. Folge. Bd. 3. „Das poliiische Testament Karls von Lothringen de 1687“ in von Sybels historischer Zeüschrist Bd. 48. r ssraphie Friedrichs des Großen“ in der schwedischen Ency⸗ clopädie.
Meinardus: „Die Verhandlungen des Schmalkaldischen Bundes vom 14. bis 18. Februar 1539 in Frankfurt a. M.“ in den Forschungen zur deutschen Geschichte XXII. „Hameler Geschichts quellen und „Der historische Kern der Hameler Ratten sängersage“ in der Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen.
Meyer: „Die Deutschen der Provinz Posen gegenüber dem polnischen Aufstand im Jahre 1846“, „Friedrich der Große und der Nstzedistrikt“ in der Zeiischrift für die Ge⸗ schichte und Landeskunde der Provinz Pofen. 1. „Briefe des Kurfürsten Albrecht Achilles an die Verwalter der Mark Bran⸗ denburg 1470 = 1485“ in der Zeitschrist für preußische Geschichte und 5 J von Mülverstedt; Vor hundert Jahren aus einer harzi— schen Residenz. Die Einfübrung des ö . Berg in Quedlinburg de 1774“ in der Zeitschrift des Harz⸗ vereins XV. „Die Ämtshauptleute und Landräthe im Reaie⸗ rungsbezirk Marienwerder“ und „Zur Militärgeschichte West⸗ preußens. Das Füsilier⸗Regimeni von Rohr“ in der histori⸗ schen Zeitschrist sür den Regierungsbezirk Marienwerder VI. „Ueber das von Brandt 'sche Stammbuch in Dessau“ in der Zeitschrift des anhaltschen Geschichtsvoreins.
Panz'r: „Die Eroberung Britanniens durch die Römer bis auf die Siatthalterschaft des Agricola“ in der dem Ge— heimen Regierungs Rath Professor Arnold Schäfer gewid⸗ meten Juhiläumsschrift „Historische Untersuchungen“, Bonn bei Strauß.
Philippi (Münster): „Zur Rekonstruktion der Weltkarte des Agrippa“ in der vorbeze chneten Jubiläumsschrift.
3. . Friedrich Il.“ in den Preußischen Jahrbüchern.
Pfotenhauer: „Schlesier als Rektoren der Universität Leipzig in dem 1. Jahrhun ert ihres Bestehens“ in der Zeit⸗ schrift für Geschichte und Alterthum Schlesiens XVII. , Gr Geschichte Berlins im Mittelalter“. — Be— richtigungen und Nachträge zu: „Die Gerichts verfassung und das Schöffen recht Berlins bis zur Mitte des 15 Jahrhunderts“ in den Märkischen Forschungen XVII. „Der Feldzug Burg—⸗ graf Friedrichs von Nürnberg im Februar 1414“ * und „Die Einfälle der Hussiten in die Mark Brandenburg und ihre Darstellung in der Märkischen Geschichtsschreibung“ in der Zeitschrift für preußische Geschichte und Landeskundé'
Veltman: „Excerpte aus anscheinend verloren gegangenen Osnabrücker Chroniken.“ Besprochen und mitgetheilt in den Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück; sowie „II. Nachtrag zum Verzeichnisse der Bibliotvek und handschriftlichen Sammlungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück. Denabrück bei Kisling. .
Warschauer: Elias Zachert. Nachricht von der Stadt Meseritz,“ zum größten Theil herausgegeben in der ʒeitschrift
Posen“ ebendaselbst.
Winter: „Die Märkischen Stände zur Zeit ihrer höchsten Blüthe 1640 - 1550“ in der Zeitschrift für preußische Geschichte und Landeskunde.
Außerdem haben Archivbeamte in verschiedenen periodi⸗ schen Zeitschriften kleinere Mittheilungen, Recensionen und Bücheranzeigen. insbesondere in der „Allgemeinen deut⸗ schen Biographie“ zahlreiche Artikel erscheinen affen.
Amtliche Berichte aus den Königlichen Kunstsammlungen.
(Aus dem Jahrbuch der Königlich Preußischen Kunstsammlungen. Erscheint viertelsäbrlich zum Prelse von 30 6 für den Jahrgang in der Weidmannschen Buchhandlung zu Berlin.)
J. Königliche Museen in Berlin. B. Sammlungen der Skulpturen und Gipsabgũsse.
(Fortsetzung.) ; II. Abtheilung der mittelalterlichen und Renaissanceskulpturen.
An Originalskulpturen wurden erworben:
I) Die bemalte Thonbüste der heil. Katharina von Siena, etwas unter Lebensgröße; eine toskanische Arbeit vom Ausgange des XV. Jahrhunderts; vielleicht von Matteo Civitale.
2) Die bemalte und vergoldete Thonstatuette der hl. Maria von Egypten; sehr wahrscheinlich eine Arbeit des Andrea del Verrocchio.
Unter einigen kleineren Abgüssen, welche für die Abtheilung ge⸗ wonnen wurden, befindet sich das Relief des Kentaurenkampfes, die bekannte Jugendarbeit Michelangelo'ss im Pal. Buonarroti. Ferner sind acht kleine Flachreliefs mit Lowenköpfen von Ghiberti von der Rückseite der nördlichen Thür des Baptisteriums in Florenz, sowie einige kleinere Büsten des Quattrocento zu nennen.
. Sinen sehr erfreulichen Zuwachs erhielt die Abtheilung durch ein Geschenk des Hrn. Oekar Hainauer, die versilberte Bronzestatuette des hl Petrus, in etwa drittel Lebensgröße; eine tüchtige venezianische Arbeit vom Ende des fünfzehnten Jahrhunderts in der Art der Lom— bardi, als Bronze von großer Seltenheit. 6
ode.
C. Antiquarium.
Es wurden erworben:
4) An Bronzen: aus Tarent eine Kriegerstatuette; aus dem Gebiete der Peligner ein Herkules Jovius oder jugendlicher Jupiter, aus Etrurien ein fleiner Herkules mit dem Löwen— fell als Schurz umgeschlungen, von fein archaischem Stil; ferner aus Kleingsien eine große Lampe mit Pantherkopf; aus Delphi eine archaische Zeue(?jstatuette. Endlich als Hauptstück ein Relief swahrscheinlich von einer K aus Epirus mit der wohl ältesten Darstellung von Eros und Psyche.
) Von Terracotten ist eiwähnenswerth nur eine größere weibliche Maske aus Tarent.
3) An geschnittenen Steinen wurde die Sammlung durch weitere sechs interessante Stücke der ältesten Art aus Kreta bereichert; be⸗ sonders hervorzuheben eine knieende bogenschießende Frau (Artemis Y). — Ferner ein fein archaischer Karneol aus Griechenland, mit dem Bilde eines Stieres und ein solcher mit der Kopie der Athena Par⸗ thenos des Phidias, sowie ein Jaspis mit Zeus, vor dem ein schlangenbeiniger Gigant sich windet.
4 Endlich ging der Sammlung wieder ein vollständiger Grab— fund aus der Polledrara bei Vulci zu: es war eine tomb a poꝛzo mit einer Reihe alterthümlicher Gefäße und Bronzen.
Die Sammlung rhodischer Alterthümer fand in diesem Quartal ihre definitive Aufstellung in einem neuen Schranke. E. Curtius.
D. Münzkabinet.
Im Vierteljahr Juli bis September hatte das Münzkabinet wiederum einige Geschenke zu verzeichnen. Se. Kaise liche und König“ liche Haheit, der Hohe Protektor, überwies zwei Denare des Burg—⸗ grafen Friedrich 7. von Hohenzollern, des Vaters des Kurfürsten Friedrich l. von Brandenburg, welche aus einem in Franken ge⸗ machten Funde stammen. Herr Freiherr von Saurma gestattete aus einer Anzahl antiker Münzen, welche er aus Egypten mitgebracht, die dem Münzkabinet fehlenden 9 Stücke auszuwählen, und Se. Excellen; Graf Usedom schenkte einen Bronzemedaillon von 159 mit den Bihdnissen Philipps 1I. von Spanien und seines Feldherrn Pyrrhus Malvezji von Bologna.
Unter den Ankäufen zeichnen sich vier seltene Münzen aus: ein macedonisches Octadrachmon aus der ältesten Zeit der Münz⸗ prägung; ebenfalls macedonisch ist eine schöne Silbermünze von Terone; eine von Abdera hat auf der Vorderseste ein hüpfendes Mädchen mit dem Kalathos auf dem Haupte und einem kurzen fliegenden Gewand. das nur bis über die Mitte des Leibes reicht. Millingen hat in dieser Figur die M* in Beziehung auf den Namen des prägenden Beamien Molpagoras seben wollen; allein dawider spricht, daß solche Beziehungen auf die Namen nicht in den Typen, sondern nur in den kleinen Beizeichen derselben zu fuchen sind, denn die Typen wurden von Staatswegen festgestellt. Auch konnte wohl die Roa, der, vom Tanz begleitete Gesang, nicht dargestellt werden. Dieselbe Tänzerin mit dem Kalathos und kurzem Gewande, welche sich häufig in antiken Darstellungen wiederfindet, wird jetzt wohl richtig auf den as genannten Tanz bezogen (s. Stephani: Compte rendu de ja commission imp. archéologique 1865 S. 60. Bemerkenswerth ist eine kleine unedirte Bronzemünze mit dem Kopf des Apoll, und einem weiblichen, neben welchem die deutliche Auf schrift Av PT0KäANA steht. AaroxdvvJs hs a5 kommt in der Homerischen Hymne an Apollo Delius (v. 35) vor; die von Ilgen in seiner Ausgabe der Homerischen Hymnen angenominene Emendation Pöorä ns wird durch unsere Muͤnze widerlegt ÄAutokanes ist ohne Zweifel das sonst Kane oder Kanes genannte Vorgebirge in Aeolis, Lesbos gegenüber, an welchem die von Schriftstellern öfter genannte Stadt Kane oder Kanae lag, welche hier zuerst in die Reihe der prägenden tritt; sie hat gleich dem Vorgebirge zwei Namen gehabt, Kane und Autokane.
Diese Münze ist aus einer der Sammlungen, welche durch freundliche Vermittlung des Herrn Konsuss Tettenborn in Smyrna uns zukamen. Die zahlreichen daraus gewählten Münzen füllten in recht erwünschter Weise Lücken unserer Reihen; außer der eben be— sprochenen waren noch einige andere von Werth darunter, z. B eine unedirte Kaisermünze von Ninive⸗Claudiopolis, und eine unter Cara— call in Coesareg geprägte, mit der feltsamen Aufschrift 6l0 0ANAL“Iö CO KFTFIGxX und der Jahrjahl if, 3. Sie bezieht sich auf den Ted des Septimius Severus, welchet im Preizehnten Jahre der Mitregierung seines Sohnes Caracalla' starb. An römischen Münzen gewann die Sammlung eine goldene des Severus Alexander, von welcher bisher aur ein Exemplar bekannt war, und, einige zum Theil interessante Exagia, bronzene Normal⸗ gewichte für die Goldmünzen. Unter den neueren Münzen befindet sich eine seltene Probemünze des polnischen Königs Michael Wisnowiecki, welche nicht zur Aus⸗ prägung gelangt ist, und ein Halbthaler von Danzig aus der Be— lagerung von 1577, leider sehr schlecht erhalten, aber gleich allen Nothmuͤnzen selten. Als selten ist ebenso eine Probemünze von Goslar 1516 zu erwähnen, der Abschlag der Stempel eines Groschens, auf ein dickes Silberstück geprägt.
J. Friedlander.
(Fortsetzung folgt.)
für Geschichte und Landeskunde der Provinz Posen und
„Beiträge zur Verfassungs- und Kulturgeschichte der Stadt
dem Pastor von Bodelschwingh der Landtagsabgeordnete von Hülsen⸗ Merseburg das Korreferat, zum Schluß folgende Thefen als Reso= lution der Versammlung vorschlagend:
A. Die bisherigen freiwilligen Vereine gegen Bettelei haben sich nur dann als nützlich erwiesen, wenn sie Unterstutzungen der Regel nach nur in Naturalien (Obdach, Speisung, Kleidung) und nur gegen eine Arbeitsleistung gewäbrt haben. Die Hauptschwierig⸗ ie. 69 hierbei in der Beschaffung von Arbensgelegenheiten gefunden.
E. Daher wird zunächst ein Zusammenwirken der Staatsregierung, der Organe der Selbstverwaltung (Provinzen, Kresse, Gemeinden) und der freien Liebesthätigkeit in der Weise erforderlich, daß:
a. die freie Liebesthäti keit, unterstüßzt von den Provinzial ⸗ bejw. Kreisverbänden, zur Beschaffung von Arbeitsgelegenheit, ländliche Arbeiterkolonien für größere Distrikte ins Leben ruft, in welchem eine sittlich · religiöse Einwirkung auf die Kolonisten möglich ist; sodann mit größter Energie die Einrichtung von Herbergen zur Heimath be⸗ treibt und die richtigen Persönlichkeiten für dieselben liefert;
b. die Organe der Selt stverwaltung nach einheitlichen Regeln Natural Verpflegungestatior en in Stadt und Land einrichten;
6. als ein nachahmen swerthes Beispiel empfiehlt die Versamm⸗ lung, die Ackerbaukolonie Wilhelmedorf der Beachtung aller Be⸗ theiligten⸗
Diese Resolution fand einstimmige Annahme.
Ueber den zweiten Gegenstand der gestrigen Tagesordnung: ‚Wie kann der nicht genügend kultivirte Boden (Moor, Bruch, Sand) besser wie bisher benutzt werden?“ refermrten die Herren Guts besitzer und Landtagsabgeordneter Schultz Lupitz und Freiherr von Massen⸗ bach ⸗ Pinne. Die Ausführungen spiegeln sich in folgender Resolution:
Der Kongreß ertheilt seinem Ausschuß den Auftrag dahin wir⸗ ken zu wollen, daß .
I) die bessere Benutzung der noch nicht genügend kultivirten Niederungsmoore vermöge der Rimpau'schen Dammkultur unter Beob- achtung eines Wasserhaushaltes, wo erforderlich, auf Grund des preußischen Gesetzes rom 1. April 1879, eine Förderung erfahre; a
2) die Beschlüsse des deutschen Landwirthschafsrathes in Betreff des Antrages auf ein Reichswassergesetz aus den Jahren 1875 und 1889 kräftig unterstützt werden; daß
3) die bessere Benutzung des Sandbodens auf Grund der Vor 6 3. Schultz-Lupitz einer allseitigen Prüfung unterzogen werde; da
) die Sicherung der Kali⸗« und in specie Kainitlager für die deutsche Landwirtschaft in angemessener Weise bewirkt werde; daß
lichen Dungstoffe auf das zulässige Minimum berabgesetzt werden.“
Diese R solution wurde mit einem von Hrn. von Diest Daber proponirten Zusatz angenommen, dahin gehend, daß die Refolution unter Pilligung der darin ausgesprochenen Grundfätze dem AÄusschuß zur weiteren Verfolgung und Berichterstattung im nächsten Jahre überwiesen werden soll.
Den nächsten Gegenstand der Tagesordnung: ‚Die Bauern vereine, deren Organisation und event, Gemeinsamkeit“, leitete der Abg. Br. Frhr. von Schorlemer-Alst als Referent ein. Derselbe befuͤrwortete folgende einstimmig angenommene Resolution:
„Der Kongreß deutscher Landwirthe empfiehlt dringend die Bil— dung von Bauernvereinen für die einzelnen Landestheile, zur Erhal⸗ tung des Bauernstandes und Wahrnehmung seiner Interessen. Der Kongreß erscheint zur Zeit als der geeignetste Centralpunkt, um die dem Grundbesitze im Deutschen Vaterlande gemein samen Beschwerden zum Ausdruck zu bringen und mit allseitiger Unterstützung, wozu hierdurch die Aufforderung ergeht, auf deren Abhülfe hinzuwirken.“
Den letzten —ᷣö. der Tagesordnung bildete ein Referat des Landtags abgeordneken Mooren ⸗Eupen über das Thema: „Welche Schäden entstehen durch die Gewerbefreiheit in Stadt und Land und wie ist denselben abzuhelfen? Zu diesem Referat wurde folgende vom Ausschuß vorgeschlagene Resolution angenommen:
Die XIV. Hauptversammlung des Kongresses Deutscher Land wirthe in Erwägung:
daß die Interessen der Produktivstände, Hand in Hand gehend, durch die fortdauernden Wirkungen der liberalen Manchesterfchule gleichmäßig in Mitleidenschaft gezogen werden;
daß besonders der zahlreiche Handwerkerstand durch die traurigen Folgen der - Gewerbefreiheit‘ schwer geschädigt wird, weil diefe sogenannte Freiheit in den wesentlichsten Punkten sowohl dag natürliche Assoziationsrecht als den Schutz der ehrlichen Arbeit verkennt, und dadurch letztere indirekt immer mehr unter die Botmäßigkeit des Kapitalismus bringt;
daß hierdurch schließlich der Kampf Aller gegen Alle her— beigeführt wird; ö
daß korporative Verbände ihrer ganzen Natur nach gegen diese bedrohliche Erscheinung eine feste Stütze bilden, überhaupt eine werthvolle Stärkung der inneren olkskräfte herbeiführen;
i ft in voller Sympathie alle Bestrebungen, welche darauf
inzielen: die obligatorischen Innungen im deutschen Handwerke anzubahnen und auf zeitgemäßer Grundlage wieder aufzubauen, das Handwerk zu heben, einen tüchtigen Meisterstand im Handwerk zu erhalten, und wo er bereits fehlt, wieder heranzubilden.“
Alsdann schloß der Vorsitzende Oekonomie Rath Schütze den Kongreß, wie er ihn eröffnet hatte, mit einem Hoch auf Se. Ma— jestät den Kaiser.
Im Königlichen Opernhause ging gestern Abend die Neßler'sche Oper „Der Rattenfänger von Hameln“ neueinstudirt wieder in Scene. Die Aufnahme war eine bei Weitem gunftigere als bei der eisten Aufführung, ohne Zweifel b sonders in Folge der veränderten Besetzung der Titelrolle, deren Anforderungen Hr. Betz allerdings gesanglich mehr gerecht zu werden vermochte, wie er denn auch mit seiner berrlichen, getragenen Cantilene als Liedersänger vielen und wohlverdienten Beifall erntete, während dem hoch geschätzten Künstler äußerlich die vollkommene Verkörperung des leichtlebigen und lustigen, aher dämonischen Spielmanns nicht in gleicher Weise gelang. In dieser Beziehung füllt Hr. Oberhauser die Rolle Tes Singuf entschieden glülicher aus, und der Erfolg, den der so erfreulich ent⸗ wickelte Sänger bei der gestrigen Wiederaufnabme der Oper darin hatte, war ein vollständiger Eine vortreffliche Maske, charak⸗ teristisches Kostüm und ein fein ausgearbeitetes Spiel unterstũtzten die gesangliche Leistung sehr wesentlich. Dasselbe Lob läßt sich frellich der neuen Gertrud, Fil. Beeth, nicht spenden: sie vermag ihre Vorgängerin, Fr. Mallinger, keine wegs zu ersetzen, weder im Spiel, das noch, außerordentlich viel zu wünschen übrig läßt, noch in vokaler Hinsicht; weit ansprechender war Frl. Pollack als Regina. Die übrige Besetzung war dieselbe geblieben; namen lich fand Hr Krolop als Kanonikus Rhynperg wieder vielen Beifall, ebenso Frl. Horina als Base Dorothea. Obne Zweifel wird das hübsche Lieder- spiel, wie man die mehr lyrisch à s dramatisch veranlagte Oper nennen möchte, in der vorzüglichen Besetzung der Titelrolle nun noch recht viele Wiederbolungen finden und sich verdientermaßen Freunde erwerben; nur könnte das zu Stunde erfordernde Werk zum eignen Vortheil wohl etwas gekürzt werden.
Concerthaus. Auf dem Pnrogramm des morgigen Beethoven⸗ Abends steht u. A. die C moll Symphonie und' das Septett (mit mehrfacher Besetzung der Streich-⸗Instrumente).
Redacteur: Riedel.
Verlag der Exrpedition (Kessel). Druck: W. Elsner. Vier Beilagen
Berlin:
In der gestrigen Hauptversammlung des Kongresses deutscher Landwirthe erstattete über das Vagabundenwesen nach
(einsch ließlich Börsen Beilage).
M 35.
Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Berlin, Freitag, den 9. Februar
1883.
5) die Eisenbahnfrachten für die zum Bodenhaushalt erforder⸗
nn m
Aichtamtliches.
Preußen. Berlin, 9. Februar. Im weiteren Verlaufe der gestrigen (48.) Sitzung des Reichstags wurde die zweite Berothung des Entwurfs eines Gesetzes, betr. die Feststellung des Reichshaushalts⸗Etats für das Etatsjahr 1883,84 mit der Diekussion des Etats der Zölle und Verbrauchssteuern (Einnahmen Kap 1 Tisel 2) fortaesetzt. Zu Titel 2 (Tabacksteuer) hatten die Abgg. Sander und Genossen solgenden Antrag eingebracht:
Der Reichstag wolle beschließen:
den Reichskanzler zu ersuchen, beim Bundesrath zu beantragen:
die in den S§. 30 und 31 des Gesetzes, betreffend die Be⸗ steuerung des Tabacks, vom 16. Juli 1879, festgesetzten Ausfuhr⸗ i, faefs⸗ nunmehr in vollem Umfang zur Einführung zu ringen“). Der Kommission hatte diestr Antrag nicht vorgelegen, doch hatte sie ihren Referenten Abg, von Wedell⸗Malchow beauf— tragt, die Reichsregierung zu bitten, baldmöglichst mit einer angemessenen Erhöhung der Bonifikation im Interesse der Tabackbauer und Fabrikanten vorzugehen. Da der Bundes⸗ rath einmal das Necht habe, den Zeitpunkt der höheren Boni— fikation zu bestimmen, so habe die Kommission sich nicht ent⸗ schließen können, ein sofortige Erhöhung zu beantragen, wie es der Antrag Sander beabsichtige. Sie habe den Referenten noch beauftragt, die Regierung zu ersuchen, dahin zu wirken, daß die Einzelstaaten, welche den Versteuerungsmodus mittelst Blätterzählung noch nicht aufgegeben haben, im Interesse einer einheitlichen Steuern ethode dem genaueren und bequemeren System der Gewichtsschätzung sich anschließen möchten.
Der Abg. Sander befürwortete seinen Antrag. Der Bundesrath habe durch Beschluß vom November vorigen Jahres eine höhere Rückvergütung für inländische Fabrikate festgesetzt, aber für Fabrikate aus ausländischen Tabacken habe derselbe es noch nicht für angezeigt erach et, auf die Erfüllung des Gesetzes vom 16. Juli 1879 einzugehen. Die Ausfuhr⸗ vergütungen seien auf das dem Steuersatze für das Jahr 1880 entsprechende Maß erhöh worden. In der Kommission habe der Vertreter der Regierung es für unmöglich weiterzugehen erklärt, weil sonst für große Mengen von inländischem Rohtaback aus der 1880 er Ernte die Gelegenheit zur Erlangung einer Ausfuhrprämie gewährt werden würde. Die Behauptung, daß noch große Vorräthe aus der 1880er Ernte vorhanden seien, entbehrten jeden thatsächlichen Grundes. Die Einte von 1879 auf 1880 sei eine äußerst geringe gewesen, sie habe ein Eraebniß von nur 454 000 Ctr. gehabt. 1880 sei von dieser Ernte wenig mehr vorhanden gewesen; in diesem Jahr, wo zum ersten Mal die höhere Steuer erhohen sei, seien viel größere Flächen bepflanzt worden, und das Erträgniß demgemäß ein reichlicheres gewesen, es seien 800 000 Ctr. geerntet. Die Folge des Tabaksteuer— gesetzes sei aber gewesen, daß nunmehr in Deutschland in der Fabrikation sehr viel inländischer Taback verarbeitet sei, während die Fabrikation aus ausländischem Taback zurückzegangen sei. Während früher ungefähr zwei Drittel der Fabrikate aus ausländischem Taback, ein Drittel aus inländischem her⸗ gestellt sei, dürfte jetzt das Verhältniß so stehen, daß 700 0o9 Ctr. aus ausländischem und ebenso viel aus inländischem Taback verarbeitet werde. Es sei klar, daß, wenn 800 000 Ctr. produzirt, und 700 000 Ctr. in demselben Jahre verarbeitet seien, davon später nichts mehr übrig bleiben könne. Die Ernte von 1880 existire also nicht mehr. Den Grund der verminderten Tabackeinfuhr führe die Regierung einmal auf das Vorhandensein alter Tabacke und ferner auf den verminderten Konsum zurück. Als Haupt— grund dasür gelte seiner Partei vor allen Dingen der Schutz⸗ zoll, und die Mehrverarbeitung von inländischem Taback, sowie der gänzliche Rückgang des Exports, der sich von 1876, wo der⸗ selbe 74 000 Ctr. betragen, bis 1882 auf 32 000 Ctr. vermindert habe. Auch der Schmuggel an der holländischen Grenze habe etwas dazu beigetragen. Fer er behaupte die Regierung, es seien noch große Vorräthe von Cigarren vorhanden. Wohl in den Räugien der Kaiserlichen Tabackmanufaktur in Straßburg, wo sie ein friedliches Dasein führten. Er sei überzeugt, daß die Regierung davon Kenntniß habe, allein diese Cigarren seien jedenfalls nur nicht recht exportfähig. Jedenfalls dürften sie nicht mit Ursprungszeugnissen versehen werden; denn ihr Ruhm gehe weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Man gebe sich vergeblich alle Mühe, sie ins Ausland zu schicken, und zwar sollten sie nach Belgien gehen, — vielleicht mit der belgischen Expedition, um die Widerstandsfähigkeit der Neger an den Ufern des Kongo zu prüfen Solle aber die Privatindustrie für die Sünden der Staats⸗ industrie büßen Man hätte die Straßburger Tabackindustrie unter amtliche Kontrole stellen sollen. Bei den j tzigen Ver⸗ hältnissen fehle die Konkurrenzfähigkeit. Ein wichtiger Punkt beim Export sei auch noch die Rücksicht auf die arbeitende Klasse, deren Lage durch einen vermehrten Export wieder ge⸗ hoben würde, und Arbeit geben sei doch noch nothwendiger als Arbeitsbücher geben. Die Reichskasse würde dabei keinen Schaden haben. Sollte allerdings trotz alledem der Bundes⸗ rath nicht entgegenkommend sein, so dürfe es nicht Wunder nehmen, wenn diese Verzögerung immer und in mer wieder 3 Einführung des Tabackmonopols in Verbindung ge⸗
racht werde.
Der Bundeskommissar Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Boccius entgegnete, durch den Bundesrathsbeschluß vom 23. November 1882 seien seit dem 1. Dezember desselben Jahres die Steuervergütungssätze für Rohtaback und entripyte Blätter, sowie für Fabrikate aus inländischen Tabackblättern guf, das dem Steuersatz- für das Jahr 1880 entsprechende Maß erhöht worden. Die Antragsteller erklären diese vor⸗ läufige Erhöhung für völlig ungenügend und wollen, daß die Steuervergütung sofort auf den in den S8. 30 und 31 vor⸗ gesehenen Satz gebracht werde, so daß insbesondere die Ver⸗ gütung für Rohtaback und Fabrikate inländischen Tabacks nach dem Maße der Steuer von 1882 zu erfolgen haben würde. Hierzu scheine ihm eine genügende Veranlassung nicht . zu sein. Ein Export aus der 1882nr Ernte in größerem Umfange werde schwerlich in der zweiten Halfte des
lauf nden Jahres erfolgen. Andererseits aber würde die von den Antragstellern ins Auge gefaßte Maßregel voraus sichtlich eine erhebliche Schädigung der Steuerkasse zur Folge haben. Im Widerspruch mit dem Vorredner gehe er davon aus, daß noch eihebliche Vorräthe von der 80er Ernte und von Fabrikaten aus Rohtaback vorhanden sein müßten. Die Vergütung dieser Fabrikate nach dem Steuersatze von 1882 würde eine Schädigung der Reichskasse um mehrere hunderttausend Mark herbeiführen. Außerdem seien noch er⸗ hebliche Vorräthe von Cigarren vorhanden, welche auslän— dischen, zu dem früheren niedrigen Zollsatze verzollten Taback enthalten Ob die Cigarren in Siraßburg liegen, sei ihm nicht bekannt. Ueberhaupt spiele die Rücksichtnahme auf die Straßburger Manufekiur, oder gar das zu erneuernde Mono⸗ pol bei den Ueberlegungen des Bundesraths abfolut keine Rolle. Seien aber jene Cigarrenvorräthe vorhanden, so em— pfehle es sich nicht, die Ausfuhrprämie für ausländischen Ta⸗ back zu erböhen. Er könne dem Hause deshalb nur empfeh— len, den Antrag abzulehnen. Eine fernere Erhöhung der Vergütungesätze für inländischen und auch aueländischen' Ta⸗ back werde im Interesse des inländischen Tabackbaues und der inländischen Tabackindustrie in Erwägung gezogen wer— den, sobald es möglich scheine, die bezeickneten Maßnahmen ö Benachtheiligung der Steuerkasse ins Werk zu setzen.
Der Abg. Dr. Buhl erklärte, in seiner Heimath, der Pfalz, sei man schon lange, aber vergeblich, dafür eingetreten, das Blätterzählen durch die Gewichtsabschätzung zu ersetzen. Die Form des Blätterzählens habe sich vor zwei Jahren als völlig unzulänglich erwiesen. Allerdings müsse bei der Ge— wichtsabschätzung mit großer Vorsicht verfahren werden, weil hierbei Steuernachzahlungen sehr leicht eintreten können. Er glaube überhaupt, daß man die ganzen Kontrolmaßregeln weniger scharf handhaben könne, ohne eine Schädigung des Fiskus durch Kontraventionen befürchten zu müssen. Er komme nun zu dem von dem Abg. Sander und ihm gestellten Antrag. Damals, als das Gesetz zu Stande gekom— men sei, habe der Regierungskommissar erklärt, es sei angemessen, daß die Einführung der neuen Ver— gütungsgesetze nicht weiter hinausgeschoben werde, als durchaus erforderlich sei. Man dürfe keine allzu lange Ueber— gangsperiode schaffen, da jedes Kilo Taback, welches ausge⸗ führt werde, durch hochversteuerten Taback für den inländischen Konsum ersetzt werden müsse. Er (Redner) glaube, daß an Stelle des ausgeführten Tabacks nicht im Inlande gebauter, sondern hauptsächlich fremder treten werde; also spreche auch in dieser Beziehung das Interesse des Fiskus dafür, die ver— hältnißmäßig niedrigen Ausfuhrvergütungen zu gewähren, und dafür sich hohe Eingangszölle bezahlen zu lassen. Die Ver⸗ hältnisse in dieser Beziehung lägen in den verschiedenen deutschen Tabackgebieten nicht gleich Baden mit seinen vielen Aceise⸗ beamten werde den steuerfreien Lagern leichter Konzessionen machen können, als Bayern; die Exrichtung steuerfreier Nieder⸗ lagen an Plätzen, die keine Hauptzollstellen seien, werde schwierig sein, und den Händlern Bedingungen auferlegen, um derent⸗ willen sie jetzt von der Errichtung dieser Niederlagen absehen müßten. Sie müßten namentlich die nöthigen Zollbeamten selbst bezahlen. Eine höhere Exportbonifikation würde auch dazu dienen, daß die elsässischen Tabacke, die sich auf dem deutschen Markte noch nicht hätten einführen können, ihren alten Markt behaupteten. Endlich würde eine derartige ge— waltsame Verschiebung der Preise, wie sie durch eine zu späte Gewährung von Exportbonifikutionen eintrete, den Fabri⸗ kanten dazu zwingen, statt des ausländischen Tabacks inlän⸗ dischen zu verwenden; dieser werde sich dann aber später durch den ausländischen wieder schwer verdrängen lassen. Das sei für die ganze Einnahme aus der Tabacksteuer von größter Bedeutung. Er empfehle also dringend die Annahme des Antrags.
Der Abg. Kopfer bemerkte, schon am 19. Dezember 1881 habe er Beschwerden über das Blätterzählen bei der Taback⸗ steuerkontrole geführt. Diese Beschwerden würden jetzt von dem Berichterstatter neuerdings vorgebracht, und er schließe sich denselben an mit der Bitte, das Blätterzählen, das sich als kostspielig und belästigend für die Produzenten, und unzuver⸗ lässig für die Steuerbehörde erwiesen habe, ganz zu beseitigen. Bezüglich der Steuerzahlung habe er am 19. Dezember 18861. das Ersuchen gestellt, die Steuerbeträge nicht mehr an, die einzelnen Aemter, in deren Bezitk die Pro—⸗ duktionsorte liegen, sondern an das Amt, welches die Steuer— Kreditcertifikate ausgestellt habe, im Ganzen zu zahlen. Der Regierungskommissar habe damals geantwortet, daß Erhebungen gemacht werden sollten, um zu sehen, ob dies thunlich sei, er bitte nun um Auskunft, ob diese Erhebungen stattgefunden und welche Resultate dieselben ergeben haben. Er wolle nun hier auch noch erwähnen, daß die Verschiedenheit der Flächen⸗ steuer gegenüber der Gewichtsbesteuerung vielseitig Anlaß zu Beschwerden gebe. Da aber Petitionen in dieser Beziehung vorlägen, so behalte er sich vor, bei Berathung derselben hier⸗ auf näher einzugehen. Was nun den Antrag Sander und Konsorten betreffe, schließe er sich den Ausführungen der Abgg. Sander und Dr. Buhl an. Redner machte geltend, daß die Regierung bis zum 1. Dezember 1882 nur die Steuerrückver⸗ gütungssaͤtze vergütet habe, die vor dem neuen Steuergesetz von 1879 existirten und z. B. auf fermentirten inländischen Roh⸗ taback nur 31 / 6 per 100 kg betragen haben, während die Produktion von 1880 0 S, von 1881 30 M, von 1882 15 M6 bezahlt hätte. Wenn nun die Regierung das, was sie in jener Zeit zu wenig rückvergütet habe, in Vergleich damit ziehe, was etwa jetzt, wenn die volle Rückvergütung so⸗ fort eingeführt werde, auf 1880 und 1881 Gewächs zu viel vergütet werde, so würde sich ergeben, daß der Steuer— fiskus dabei nicht allein keinen Nachtheil habe, sondern sicher⸗ lich noch im Vortheil bleibe. Redner wies noch auf ein Referat hin, welches Hr. Bergmann aus Waldbeim bei der Versammlung zu Hannover am 12. November 1882 gegeben habe, und woraus hervorgehe, daß der Export von Taback⸗ blättern und Fabrikaten, welche in den Jahren 1872 dis 1877 im Durchschnitt 204 035 Ctr. pro Jahr betragen habe, im Jahre 1881 auf 93 374 Ctr. heruntergesunken sei.
Rechne man von dem differirenden Gewicht 8 Mille Cigarren auf einen Centner und nehme an, daß zwei Cigarrenarbeiter (ein Roller und ein Wickelmacher) jahrlich 125 Mille Cigarren fertigen könnten, fo ergebe sich, daß der verminderte Export mindestens 2000 Arbeiter brodlos gemacht habe. Des Export⸗ geschäfts hatten sich schon jetzt Holland und Belgien meistens bemächtigt, und wenn dasselbe fuͤr die deutiche Industrie nicht ganz verloren gehen solle, dann sei es nöthig, daß die volle Steuerrückvergütung nach dem Gesetz von 1879 alsbald ein⸗ tritt, er bitte deshalb, den gestellten Antrag anzunehmen.
Der Abg. Reiniger bat auch dringend, den Antrag Sander anzunehmen. Derselbe solle den deutschen Tabackexvort stärken, und vor der Verdrängung durch das Ausland schützen. Er halte auch alle Behauptungen, als ob die Tabackindastrie bei der Regierung nicht die genügende Rücksichtnahme finden würde, für unbegründet, denn es liege im wohlverstandenen Interesse des Reiches und also auch der Regierung, die Tabackbranche jetzt endlich etwas zur Ruhe kommen zu lassen· Aus diesem Gesichtspunkt sei der Antrag gesiellt.
Der Abg. Goldschmidt bemerkte, er wolle nur kurz das ergänzen, was der Referent und der Abg. Kopfer in Bezug auf den §. 6 des Tabacksteuergesetzes, nach welchem die Steuer— behörde befugt sei, vor dem Beginn der Ernte zu einer sür den Inhaber des Grundstückes verbindlichen Feststellung der Blätterzahl oder der Gewichtsmenge zu schreiten, ausgeführt habe, und auf diejenigen Gegenden hinweisen, in welchen fast ausschließlich minderwerthige Tabacke gewonnen würden Die Steuer sei in einzelnen Gegenden Schlesiens so hoch wie der Preis, der für den Taback erzielt werde, und oft noch— höher. Trete nun die erforderliche Arbeit zum Blätterzählen hinzu, so werde der etwaige und so geringe Gewinn von der Steuer und der Art der Erhebung gänzlich aufgezehrt. Die Erhebung der Steuer auf Grund der Feststellung der Blätter sei durchaus unzuverläffig; fie würde, namentlich in Gegenden, wo nur minderw rthiger Taback gedeihe, den Taback⸗ bau völlig unterdrücken. Er bemerke das hier, weil auf die Anfrage einer Stadt, für welche der Tabackbau Lebensfrage sei, die Provinz-Steuerbehörde (Breslau) geantwortet habe, es sei noch nicht entschieden, ob der frühere Einschätzungs⸗ modus nach dem Gewicht beibehalten, oder die Einschätzung nach Blättern eingeführt werden solle, weil man dieserhalb Befürchtungen hege. Es wäre sehr dankenswerth von der Reichsregzierung, wenn sie diese Ungewißheit im Sinne des Vorredners beseitigen wollte.
Der Abg. Frhr. von Minnigerode erklärte im Namen seiner politischen Freunde, daß auch seine Partei, wie die An⸗ tragsteller, möglichst bald normale Verhältnisse hinsichtlich der Tabackexportprämien wünsche. Andererseits seien aber die Er⸗ klärungen der Regierungsvertreter durchaus konziliant; und da die Regierung im Sinne der Antragsteller vorgehen wolle, sobald dies ohne Nachtheil für die Steuerkasse geschehen könne, wolle seine Partei dies abwarten, und nicht jetzt schon die Re⸗ gierung zu einer endgültigen Regelung der Sache drängen. Auch seien durch den Verzicht auf die Nachsteuer den be— treffenden Interessenten bereits gegen 40 Millionen Mark ge— schenkt worden, so daß kein dringlicher Grund zur Klage für sie vorliege. Seine Partei werde deshalb nicht für den An⸗— trag stimmen. .
Nachdem die Abgg. Reiniger und Kopfer die letzte Be⸗ hauptung des Abg. Frhr. von Minnigerode als unzutreffend be⸗ zeichnet hatten, schloß die Debatte und wurde der Titel be= willigt. Die Abstimmung über den Antrag Sander findet. erst bei der dritten Lesung des Etats statt.
Titel 3 „Rübenzuckersteuer“ 44 443 780 M06 .
Der Referent Abg. von Wedell⸗Malchow empfahl einst⸗ weilen die Genehmigung dieses Anschlags; die Frage der Herabsetzung der Export-Bonifikation werde demnächst den Reichstag speziell beschaftigen. Der Anschlag sei auf Grund dreijährigen Durchschnitts sehr vorsichtig berechnet.
Der Abg. von Bennigsen bat, in eine weitere Berathung. der Rübenzuckersteuerfrage heute nicht einzutreten, da nun⸗ mehr eine Vorlage der Reichsregierung in sicherer Aussicht
ehe. ;
ö In Folge dieser Anregung verzichteten die Abgg. Loewe (Berlin), Haerle und Fürst von Hatzfeldt-⸗Trachenberg aufs, Wort. Der Titel wurde bewilligt. ö
Bei Tit. 4 (Salzsteuer) bemerkte der Abg. Ricker?, er habe, in der Kommission bereits eine andere Veranschlagung der- Erträge der Salzsteuer gewünscht, doch sei sein Antrag nicht. zur Annahme gekommen. Der Voranschlag des Etats sei um eine Million Mark zu niedrig; die in der Kommission von den Regierungsvertretern hierüber abgegebenen Erklärungen hätten sich widersprochen; erst sei gewissermaßen zugegeben worden, daß aus rechnerischen Gründen der Voranschlag zu. niedrig angesetzt sei, nachher habe aber der Regierungsvertreter den Voranschlag für völlig richtig eiklärt. Es würde jeden⸗— falls im Interesse einer korrekten Aufstellung des Etats liegen, den Titel um 1 Million Mark zu erhöhen.
Der Bundeskommissar Geh. Regierungs⸗Jath Neumann bestritt, daß ein Widerspruch in den Erklärungen der Bundes kommissarien liege und behauptete, daß die Einnahmen aus der Salzsteuer von der Regierung richtig im Etat veranschlagt eien. .
: Das Haus genehmigte die Position.
Zu dem nächsten Titel Branntwein euer) bemerkte der Abg. Uhden, schon in der Kommission sei die mißliche Lage. der Branntweinbrenner besprochen worden. Der Nückgang der Steuerbeträge auf Branntweinhrennereien von 41 600 go se (1874/75) auf 34 851 000 Mν 881/82) beweise die Be⸗ rechtigung dieser Klage. Ob bei dieser mißlichen Lage, die noch durch eine schlechte Kartoffelernte verschlimmert werde, die im Etat veranlagte Branntweinsteuer herauskomme, bleibe dahin— gestellt. Die großen Brennereien legten nun haupt sächlich Gewicht auf die Spiritusfabrika ion, während die kleineren und mittleren mehr im Interess. der Landwirthschast arbeiteten. Seit 1876 aber hätten etwa 554 von den kleinen und mitt— leren Brennereien ihren Bet cieb einstellen müssen, während. die Betriebe der großen Brennereien sich noch mehr erweitert hätten. Das sei ein wirthschastlicher Mißstand. Solle der Braantweinindustrie in die Höhe geholfen werden, so müsse
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