1883 / 41 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 16 Feb 1883 18:00:01 GMT) scan diff

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sämmtlicher Theilnebmer zu bringenden geeigneten Wörter⸗ verzeichnisses zu telegraphiren gestattet. :

Es ist alle Hoffnung vorhanden, daß die überseeischen Telegraphengesellschasten der Bedeutung, welche die Belebung der wissenschastlichen Verbindung der anderen Erdtheile mit Europa auch für die Steigerung jedes geistigen und wirth⸗ schaftlichen Verkehrs derselben mit dem letzteren Erdtheile hat, dadurch Rechnung tragen werden, daß sie wenigstens anfäng⸗ lich einer umfassenderen Organisation des astronomischen Nach⸗ richtenwesens durch einige ökonomische Erleichterungen ent⸗ gegenkommen.

Von dem Direktor der Vereinigten deutschen Telegraphen⸗ gesellschaft, Hrn. Dr. Lasard, dem es bereits seit Jahren ge⸗ lungen war, die gebührenfreie Beförderung einer gewisen Anzahl von überseeischen astronomischen Telegrammen zwischen Europa und Nordamerika bei seiner Gesellschaft und bei einigen mit derselben verbundenen Unternehmungen zu er⸗ langen, hat die Centralstelle zu Kiel auch bereits die Zusage bereitwilligster Vernittelung im Interesse obiger Verein— barungen empfangen.

Der gestrigen Sitzung des Landes⸗-Oekonomie⸗-Kollegiums wohnte Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz von 1 bis 47 Uhr bei. Professor von Miaekowski verbreitete sich über den An⸗ laß und die Nothwendigkeit der Enquete über die bäuerlichen Ver— hälmisse sowie über die Resultate derselben. Seine Anregung faßte er in dem Antrage zusammen: das Landes⸗Oekonomie-⸗Kollegium wolle die Staatsregierung ersuchen, eine Kommissien niederzusetzen, deren Aufgabe es sein würde, sich einerseits mit der weiteren Klarstellung der Lage des Bauernstandes und seiner Entwickelung in den nächsten Jahren, und andererseits mit Berathung und Voibereitung derjenigen Maßregeln zu beschäftigen, welche den gegenwärtigen Noth— stand zu steuern und die Stellung des Bauernstandes zu befestigen ge⸗ eignet waren. Die Diskussion wurde auf heut vertagt.

In dem ersten Theile der Sitzung beantragte Rittergutsbesitzer Kennemann (Klenka) die Beschaffung und Rexision von Bꝛücken— woggen für alle Bahnstationen. Nach kurzer Debatte wurde über diesen Antrag zur Tagesordnung übergegangen, da es erforderlich sei, zunächst den Instanzenweg zu beschreiten. Außerdem gelangte nach kurzer Debatte noch folgender Antrag des landwirthschafilichen Central vereins ür Lithauen und Masuren zur Annahme: „Das Landes— Ockonomiekollegium erklärt: Das heftige Auftreten der Intluenza (Pferdestaupe) läßt es wünschenswerth erscheinen, daß im Verwaltungs⸗ wege eine Anordnung getroffen werde, nach welcher die beamteten Thierärzte verpflichtet sind, jeden zu ihrer Kenntniß gekommenen Erkranfungsfall dem Landrath zur sofortigen Bekanntmachung im Kreisblatt anzuzeigen.

Unter äuferst zahlreicher Betbeiligung begannen heute Vormittag im großen Saale des Hotel zum ‚Englischen Hause“ die Verband lungen der Generalversammlung des Vereins der Spi— ritusfabrikanten Deutschlands. Der ständige Vorsitzende, Landes Oekonomie Raih Kiepert (Marienfelde) eröffnete die Ver— sammlung mit einer Begrüßung. .

Der Geschãftsführer des Vereins, Dr. M. Delbrück erstattete hierauf den Jahresbericht. Derselbe vermochte die Entwickelung des Ver⸗ eins in jeder Beziehung zu konstatiren. Die Zahl der Mitglieder, die bei der Gründung des Vereins im Jahre 1557 122 betrug, ist in diesem Jahre guf 1548 gestiegen. Die Bilanz der Einnahmen und Ausgaben bezifferte sich im verflossenen Geschäfte jahre auf 30 900 4 Ein beträchtlicher Theil der Einnahmen wird durch die Mitgliederbei⸗ träge aufgebracht, welche sich 18532 auf 25 206 M stell ten. Wesentlich verstärkt wurden die verfügbaren Geldmittel durch das Floriren der Brennereischule, die Anfertigung und den Verkauf von Instrumenten. Der Betrieb der Versuchsbrennerei bedingt naturgemäß einen hohen Umsatz, ohne jedoch Reineinnahme bringen zu können. Die Stellen— vermittelung hat sich, der Zunahme der Mitgliederzahl entsprechend, entwickelt. Das Vereinsbüreau bietet die schnellste und natürlichste Ausgleichung für die Bedürfnisse der Stellungbietenden wie der Stellung⸗ suchenden. Im verflossenen Jahre ist eine Abtbeilung zur Beantwortung wirthschaftlicher Fragen errichtet worden. Die Hauptthätigkeit dieser Abtheilung besteht in selbständiger wissenschaitlicher Erforschung der gesammten wirthschaftlichen Verhältnisse der Spiritusindustrie. Einige Arbeiten liegen bereits vor. Das Resultat einer derselben, nämlich der Nachweis, daß das vielbesprochene Verschwinden der sog land⸗ wirthschaftlichen Brennereien in der That nicht so schlimm ist, daß vielmehr eine fehlerhafte Auslegung der Statistik zu leider weit ver⸗ breiteten Irrthümern geführt hat, ist ein hoch bedeutsames. Weitere Untersuchungen über die Entwickelung der Preßhefenindustrie, über die Exportbonifikationen ꝛc. haben durchaus neue Gesichtspunkte eröffnet. Die Arbeit dieser Abtheilungen wird von wesentlichem Ein— fluß auf die Klärung der Ansichten über Art und Lage unserer In—⸗ dustrie sein. Auch die Revision des Betriebes der Vereine brennereien durch die Vereinstechniker hat bereits sehr gute Fortschritte gem acht. Die Tätigkeit des Laboratoriums in Bezug auf die technische Analyse hat eine Steigerung erfahren: im Jahre 1881 wurden 229 Objekte, 1882 304 untersucht. Der Besuch der verschiedenen Kurse der Brennereischule ist ein gleichmäßig reger. Es wurden im Ganzen seit 1876 537 Schüler ausgebildet. Die Versuchs— Brennerei hat sich redlich bemüht, billigen Anforderungen zu ge nügen. Die Untersuchung über die Gwinnung von Preßhefe aus Kartoffeln, die Erfindung des neuen Verfahrens der gemeinsamen Verarbeitung von Korn und Kartoffeln, die Einführung des Filtrir— apparats sind Leistungen, denen die Anerkennung wobl nicht versagt

werden wird. Die Zeitschrift für Spiritusindustrie hat eine Auflage Der Umsatz der Glasbläserei bat sich auch im vergangenen Jahre wiederum gehoben: es wurden 1882

von 2400 erreicht.

an Instrumenten für 35929 46 S5 Kreikauft. Die Eröffnung der

böberen Lehranstalt für Gährungs Gewerbe soll im Sommer 1883 stattfinden. Wir sind stolz und dankbar zugleich, daß die Staats—

regierung unser Streben so reich unterstützt. Das Institut ist be. stimmt, jungen Männern, welche eine Hochschule besucht haben, oder auch solchen Praktikern, welche eine gute Schulbildung aufiuweisen haben, Gelegenbeit zu bieten, eine wirkliche wisienschaftliche Bildung für das Spezial⸗Gewerbe zu erlangen. Es stebt uns dazu der ge⸗

sammte Lehrapparat der Königlichen Landwirthschaftlichen Hochschule zur Verfügung.“ . Professor Dr. Maercker (Halle) sprach hierauf über die Stellung der Spiritusfabrikation zur Landwirtbschaft. Die weiteren Verband lungen betrafen technische Gegenstände.

Dortmund, 16. Februar. (W. X. B.) Heute Vor mittag fand auf der Zeche Borussia bei Marten in Flötz 11 eine Explosion schlagender Wetter statt, durch welche, wie die West fälische Zeitung meldet, 4 Personen getödtet und 3 verwundet wurden; 2 Mann sind noch verschuüttet. Der Grubenbetrieb ist nicht gestõrt.

München, 16. Februar. (W. T. B.) Das Centralcomitè für die hier projektirte internationale Kunstausstellung emrfing ein Schreiben des Generalinspektors der Kunstausstellungen in Frank⸗ reich, Lafenestre, demzufolge die französische Regierung sich bereit er- klärt, die Ausstellung zu beschicken. Auch aus Pariser Priratkreisen sind weitgehende Zusicherungen eingetroffen. Die ‚Societa di aqua- rellisti' in Rom verlangte behufs Inscenirung ihrer Ausstellung einen größeren Raum.

Wien, 15. Februar. (W. T. B.) Die gestrige Sitzung des akademischen agner⸗Vereins eröffnete der Obmann Koch mit einer Ansprache zu Ehren Wagnens und theilte mit, daß er sich mit dem General⸗Intendanten Foffmann wegen Veranstaltung einer künstlerischen Todtenfeier ins Einvernebmen gesetzt babe. Diese Feier ist für Anfang März im großen Musikvereinssaale in Aussict genommen. Bei derselben sollen das Drchester und mehrere Solokräfte der Hofoper sowie verschiedene Gesangvereine mitwirken. Ferner wurde be schlossen, ein Beileidstelenramm an die Wittwe Wagners abzu⸗ senden. Hof⸗Kapellmeister Richter wird versönlich einen Kranz auf den Sarg legen. Auf Anregung des General-Intendanten wird sich eine Deputation der Mitglieder des Ebors und des Orchesterpersonals der Hofoper zur Leichenfeier nach Bapreuth begeben. Der deutsche Klub in Linz richtete ein Beileidstelerramm an die Witwe Wag—⸗ ners und beschloß, eine Sammlung zur Errichtung eines Wagner den kmals einzuleiten. Die Freunde Wagners in Gra; schicken einen Kranz nach Venedig und entsenden Delegirte zur Leichenfeier. Das Landestheater wird eine Trauerfeier veranstalten.

Venedig, 15. Februar, Nachmittags. (W. T B.) Die Ueber führung der Leiche Richard Wagners nach Bay⸗ reuth wird morgen oder am Sonnabend mittels Extra zuges erfol gen(s. u). Von der Absicht einer sofortigen großartigen Leichenfeier in Venedig ist man in Folge des ausdrücklichen Wunsches der Familie abge⸗ kommen. In der Stadt giebt sich die allgemeinste Theilnabme kund: sämmtliche Blätter entbalten sympatbische Nachrufe, und im Trauerbause ist eine riesige Anzabl von Kränzen und Blumen auf- gehäuft. Die Kommission des Stadtratbs für die öffentlichen Mo—⸗ numente bat den Antrag zestellt, am Palast Vendramin, wo Wagner starb, eine Gedenkinschrift anzubringen.

Bavreuth, 16. Februar, Morgens. (W. T. W) Die Richard Waaners, welche am Sonnabend von Venedig e soll, wird am Sonntag Abend lier erwartet. Am Montag soll, weit bis jetzt bestimmt. die Leiche vom Babnbof nach der Villa Wahnfried in solenner Weise überfübrt werden. Ueber die weiteren Bestattungsfeierlichkeiten sind noch keine Bestimmungen getroffen.

London, 14. Februar. (Alla Corr.) Fast alle Londoner

Zeitungen besprechen den Ted Richard Wagners und drücken

einstimmig die Ansicht aus, daß die musikalische Welt einen schweren und unerfetzlichen Verlust erlitten babe. Die Times sagt: Die Welt ist um einen andern großen Mann ärmer.“

Preuß. Staats ⸗Anzeiger und das Central-Handels⸗ register nimmt an: die Königliche Expedition des NRrutschen Rrichs⸗Anzeigers und Königlich Ereußischen AItaats-Anjeigers:

Berlin 8W., Wilhelm ⸗Straße Rr. 32.

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Wochen Ausweise der deutschen Zettelbanken. T 541] Wochen · Uebersicht der Städtischen Bank zu Breslau

Activa. Metallbestand: 1 0398879 K 15 4.

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Berlin: Verleg der En itien (Ressel) Drack: B. Gl ner. Vier Beilagen

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Ersfte Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Käöniglich Preu

M 41.

Berlin, Freitag, den 16. Februar

ßischen Staats⸗Anzeiger.

1883.

Aichtamtsliches.

Preußen. Berlin, 16 Februar. Im weiteren Verlaufe der gestrigen (54) Sitzung des Reichstags wurde die dritte Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betr. die Feststelung des Reichshaushalts-Etats für das

Etotsjahr 1883 84 mit der Diskussion der einmaligen Aus⸗

gaben des Etats der Verwaltung des Reichsheeres fortgesetzt.

Die Ablehnung der Position, Neuherstellung von 3 Schieÿß⸗ ständen bei Hadersleben, erste Rele 24064 é“, bat der Abg. Johannsen auch in dritter Lesung aufrecht zu erbalten. Würde die Position genehmigt, so würde damit die Tranaelozirung der Garnison von Apenrade nach Haderzleben definitiv werden, Avenrade aber sei durch den Verluͤst der Garnison, für welche die Kommune und Private große Opfer gebracht, schwer geschadigt.

Die Position wurde auch heute abgelehnt.

Unter den einmaligen Ausgaben sind „zur Errichtung einer Unteroffizier⸗Vorschule in Neubreisach einschließlich der Kosten für Terrainerwerb und Verlegung des Festungsbau⸗ hofes daselbst“ 286 000 6 gefordert, in zweiter Lesung jedoch abgelehnt; der Abg. von Benda beantragte die Wiederher⸗ stellung der Position.

Der Abg. von Benda befürwortete seinen Antrag. Di Budgetkommission habe dem Hause mit 13 gegen? Stimmen empfohlen, die Summe für die Unteroffizier⸗Vorschule in Neu⸗Breisach zu bewilligen, und zwar in derselben Sitzung, in der sie im Ordinarium und Extraordinarium etwa 12 Millionen Abstriche zu machen vorgeschlagen habe. Aber die Positign für Neu-Breisach sei vom Plenum in zweiter Lesung abgelehnt worden aus Gründen, die ihn nicht überzeugt hätten. Die Militärverwaltung berufe sich darauf, daß in der Armee noch ein Manguement von 3000 Unteroffizieren bestehe, und daß sich nicht bestimmt roraussagen lasse, ob die Gründe für die Ausfüllung desselben, die in letzter Zeit wahrzunehmen gewesen sei, fortbestehen würden. Die Militärverwaltung betone aber besonders, daß sie gerade auf das Material an Unteroffizieren Werth lege, das ihr durch Unteroffizierschulen geboten werde, daß die Einrichtung nicht neu sei, sondern in Weilburg schon bestehe, und sich nach unwiderlegten Erfahrungen bewährt habe, daß die Militarverwaltung den höchsten Werth darauf lege, gerade im Elsaß eine solche Schule zu haben, wo Kapitulanten zu gewinnen oder den Uebertritt solcker aus den ösilichen Provinzen zu bewirken sehr schwierig sei. Die auf Grund der vorjahrigen Verhandlungen vorgelegten Pläne und Voranschläge seien in der Budgetkommission geprüft, und in keiner Weise beanstandet worden, so daß die Kommission mit großer Majoritat die Bewilligung empfohlen habe; dagegen werde gesagt: man solle nicht Einrichtungen treffen, welche die militarischen und civilen Elemente des Volkes trennen würden, namentlich nicht Schulen gründen, welche man als Standes⸗ und Kaftenschulen bezeichne. Dies sei zwar richtig, aber man sjolle auch mit Konseguenzen aus einem richtigen Grundsatz nicht über das Ziel hinausschießen. Bei den

nen Heereseinrichtungen seien gewisse Abschließungen

Militärs von den civilen Elementen unvermeidlich,

Einrichtung gewisser Berufsschulen sei unentbehr⸗ lich. Das Haus beschließe alljährlich den Bau von Kasernen, man habe Kadettenhäuser, auch Unteroffizier— schulen, in neuester Zeit auch Unteroffizier-Vorschulen be— schlossen, welche letzteren sich auch bewährt hätten. Im vor— liegenden Fall handele es sich nicht etwa um exorbitante For— derungen, sondern um die Ergänzung einer solchen besteben— den Vorschule, und die Begründung einer zweiten im Elsaß, welche die Militärverwaltung für ganz besonders wichtig und werthvoll halte. Es sei gesagt worden, es gebe in der Mark andere Städte genug, denen die Garnison genommen sei, und die gern wieder eine iolche besäßen. Durfe man das einer Stadt sagen, die, wie Neubreisach, durch den Umschwung der politischen Verhaltnisse so ungemein gelitten habe, in dem

toment, in dem es sich darum handele, ihr eine Wohlthat zu erweisen? Zumal dort die nöthigen Gebäude schon vor— handen seien, deren Herstellung das Doppelte und Dreifache kosten würde. Dann werde gesagt, daß man mit den 100 000 , welche die Erhaltung dieser Schule kosten würde, in Preußen sehr viel für die Elementarschulen thun könne. Diese Dinge stehen aber in gar keinem Zusammenhang und außerdem sei man in Preußen noch nicht so arm, daß diese 100 000 S6 aus der Noth helfen könnten, nachdem viele Millionen in das Ordinarium des preußischen Etats für das Elementarschulwesen seit Jahren eingestellt seien. Im vori— gen Jahre hätten sich alle Argumente gegen die Knabenschule gerichtet, nur der Abg. Richter habe ebenso sehr die Unter⸗ offizierschule wie jene bekämpft. Er (Redner) habe damals noch in später Stunde die Vorlage, so wie sie die Regierung jetzt vorgelegt habe, aus seiner Initiative hervorgehen lassen wollen durch einen Antrag seinerseits, aber man habe ihm von allen Seiten abgerathen, mit Ausnahme der linken, und gerade Stimmen aus dem Centrum seien laut geworden, daß er das in so später Stunde lassen solle, das werde ja im nächsten Jahre gemacht werden; und so habe er seinen Antrag zurückgezogen. Das Kriegs-Ministerium habe daraufhin alle politischen Elemente, die damals in den Vordergrund ge⸗ stellt seien, danach aus der Vorlage entsernt, und sich die gemachten Vorschläge angeeignet, auch die Kosten erheblich ermäßigt. Man klage, daß die Regierung so wenig Fühlung mit den Parteien habe, aber in diesem Falle folge sie dem Wunsch und der Direktive des Hauses, und es wäre nicht freundlich, die so veränderte Vorlage jetzt fallen zu lassen. Jetzt solle Alles wieder nicht wahr sein, was im vorigen Jahre gesagt sei, ob Knaben⸗ oder Unteroffizier⸗Vorschule, ob man Knaben mit 12 oder 15 Jahren in die Anstalt aufnehme, das sei völlig einerlei. So habe seine Partei im vorigen Jahre nicht argumentirt und ver— schiedene Herren aus dem Centrum, mit denen er damals ge— 1 habe, hätten erklärt: „Lasse man die Sache jetzt ruhen, m nächsten Jahre werbe es gemacht werden.“ Er habe sich enthalten, det Sache irgend eine politische Färbung zu geben, auch die Jammerzustände in Breisach nicht eiwa mit zu dunkelen Farben vorgeführt. Aber sachliche Gründe, die Vorgänge des

vorigen Jahres und der wohlüberlegte Antrag

sion empfehlen es dringend, die Beschlüße

rathung zurückzunehmen.

Der Abg. Hermes erklärte, der Aba. von

mentire auf Grund einer von ihm selbst künstlich

Basis. Es hätten in der Kommission bei der Abstimmu

acht Mitglieder gejehlt, deren Anwesenheit leickt eine Mejorinset g batte ergeben kõnnen, ganz abgesehen d ,

n der Kommfñon sen s erklart baben, hi

stimmen zu wollen. Die Majoritãt

nicht nur gegen die Unterofñizier⸗

sondern auch die Unterofñzier⸗Vorsch richt gebilliat. Der Abg.

von Benda sage, man mõze, nachdem

strichen, doch diese so wichtige und

Ausgabe bewilligen; aber mit diese

eine so hohe dauernde verbunden, d pe cht geboten

sei. Da keine neuen Gründe für di ñiʒiersch:

zebracht seien, so bitte er das Haus

bleiben.

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als die dneten zu von der Regie hüm betrachtet werde. Er sei dem Aba. von Benda die Offenheit, mit der derselde erklart habe, es bar eine Berufe schule, und es bedauere, daß so i dem Elsaß Unteroffiziere würden. Aber halte der Benda es denn sür gut, daß die Kinder im Elsaß j vom 15. Lebensjahre an von ihrer Familie getrennt, un ihrer Umgebung herausgerissen werden sollten, i zur hohen Stellung eines Unteroffiziers und niederen eines Subalternbeamten gelangten? nung sei schlimm für Diejenigen, welche so von ih leuten getrennt würden, und es sei schlimm für eamten, di Civilversor

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ei schon so oft betont worden, daß sie as System nicht billigen, Grund genug

gegen die Position zu stimmen. Aus der

Statthalters von Manteuffel folge, daß der Gedanke, eine Unteroffizier⸗Vorschule in Neubreisach zu errichten, aus der Absicht entstanden sei, die durch viele Petitionen und den eigenen Augenschein des Statthalters erkannte Noth dieser Stadt zu mindern. Er sei entzückt und gerührt über diesen Versuch, dem seit der Annexion in Elsaß-Lothringen entstan— denen Elend Abhülfe zu gewähren; aber auch in anderen Orten herrsche die gleiche Noth wie in Neubreisach, ohne daß man etwas dagegen thue. Er begreife auch nicht, wie der An⸗ trag auf Errichtung dieser Schule in Neubreisach in demselben Augenblick habe gestellt werden können, da die Budgetkom— mission die Erhöhung der Pensionen der elsässischen Kriegs— penfionäre auf den Betrag der in Frankreich gezahlten ab— lehnt habe, und das Haus dieser Ablehnung beigetreten sei, in Celmar und Straßburg sei durch Aufhebung von Colleges und Seminaren materielle und moralische Noth entnanden, aber Niemand denke an Abhülfe; das Land sei nie in einer solchen Geldarmuth wie jetzt gewesen, aber wer entschädige den Bauer für die geringen Preise der Landesprodukte? Und wenn der Bauer thränenden Auges erkläre, derselbe könne die bisherigen Steuern nicht mehr zahlen, so lege man dem Bauer noch neue auf, damit Reubreisach sür seine Noth entschädigt werde. Solle diese Summe aus vorhandenen Vorräthen genommen werden, oder aus den Steuern der Bauern? Wenn die Herren freilich die Kosten selbst tragen wollten, dann bewillige er so viele Unteroffizier⸗Vorschulen, wie man wolle. Neubreisach leide unter dem Verlust der früheren Garnison; dadurch und weil mit der Garnison viele ehemalige Soldaten ausäaewan— dert seien, sei die Bevölkerungsziffer von 3000 auf 1200 zu— rückgegangen, aber statt durch Wiederherstellung einer Gar— nison, welche gar nichts koste, zu helsen, ergreise man ein Mittel, welches drei Millionen erfordere! Das empfänden auch die Neubreisacher selbst, und die Petitionen für die Unter⸗ offizier-Vorschule geben gar nicht die wahre Gesinnung der Bevölkerung wieder. Gegen die Wiedereinführung der Gar— nison habe man durchaus keinen Grund vorbringen können. Von der Unteroffizier-Vorschule werde das Land nur den Gewinn haben, daß die Eltern, die den Ehrgeiz haben, ihre Kinder zu Unteroffizieren promovirt zu sehen, ihr Geld nach Neubreisach schicken würden. Ob mit der Einführung der Schule aber auch der Wohlstand der Stadt sich wirk⸗ lich heben werde, bleibe immer noch fraglich, nachdem andere Orte das Beispiel geliefert hätten, daß die Militärverwaltung auch die Oekonomie der Anstalten selbst in die Hand genommen habe, den Civilgewerbetreibenden also da⸗ von nichts zu Gute komme. Der militärische Gesichtspunkt könne nicht in Frage kommen, nachdem vom Statthalter von Manteuffel das Bedürfniß verneint worden sei. Wäre die Frage nicht gestellt worden, ob man, um Neubreisach zu helfen, eine Schule errichten wolle, sondern so: die Schule sei aus militärischen Gründen nöthig, man wolle sie nach dem bedrängten Neubreisach verlegen so hätte man sie eher be⸗ jahen können. Auch sei noch die wichtige Rücksicht zu be— achten, daß Elsaß-Lothringen im Jahre 1871 gezwungen sei, ganz erhebliche Aufwendungen für das Schulwesen zu machen; hätte man nun damals gesagt: das Resultat davon, daß Elsaß⸗Lothringen für sein Schulwesen mehr Geld ausgebe, als irgend ein anderes Land der Welt, werde sein, daß man die Schulen für so untüchtig halte, daß zur Unterossizier⸗ carrière eine besondere Vorschule mit zweijährigem Kursus nöthig sei, so würde man dies für einen Hohn auf die oktroyirten Bestimmungen gehalten haben; heute aber fälle man dies vernichtende Urtheil über die Schulen im Elsaß also wirllich. Da also, seitdem das Haus die Vorlage abge⸗ lehnt habe, keine neuen triftigen Gründe für die Schule in Neu Breisach beigebracht seien, so bitte er, den Antrag von Benda abzulehnen.

Der Abg. Freiherr von Minnigerode erklärte, seine politischen Freunde würden konform ihrer ersten Abstimmung auch heute für die Vorlage eintreten. Er müsse aber dem Vor⸗

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es sei kein Bedürfniß für die Unteroffizierscht o Nach seiner Kenntniß liege die Sache anders; wien und noch in jüngster Zeit seien junge Unteroffiziere n rem Elsaß gegangen, um dort die Vakanzen zu füllen, denn sei das Bedürfniß nach Unteroffizieren groß, die Nach⸗ srage nach solchen Stellen gering. Da nun außerdem der Elsasser immer eine soldatische Natur gewesen sei, und den

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Franzosen die besten Soldaten geliefert habe, so werde das

Haus gut thun, wenn es, um diesen schlummernden National— sinn zu wecken und zugleich das Manquement an Unter— offizieren zu verringern, im Reichslande eine Unteroffizierschule errichte.

Der Bundeskommissar Major Haberling betonte Namens der Militärverwaltung die Nothwendigkeit einer Unteroffizier— schule in Elsaß-Lothringen, da gerade dort ein sehr bedeuten⸗ des Manquement an Unteroffizieren bei den Truppentheilen bestehe, nämlich in Höhe von 25 Prozent des Sollbestandes. Auch zur Ausbildung von jungen Leuten für die Zahlmeister⸗ karriere sei die Anstalt dringend wünschenswerth.

Der Abg. Richter (Hagen) hob hervor, daß besondere el— sässische Interessen für seine Partei in dieser Frage nie maß— gebend gewesen seien; auch früher habe das Haus ganz unab— hängig von den Gesichtspunkten, die für den Abg. Simonis maßgebend seien, seine Stellung zu der Frage genommen. Der Abg. von Benda wolle aus Privatgesprächen entnommen haben, daß die Forderung jetzt Aussicht auf Annahme habe. Der Abg. von Benda sei aber ein so freundlicher Herr, daß man ihm gegenüber wohl leicht im Privatgespräch eine ge— fällige Miene annehme, ohne sich dadurch für die Abstimmung zu binden. Uebrigens habe auch der Abg. Lasker im vorigen Jahr, im Gegensatz zu dem, was der Abg. von Benda gesagt habe, ausdrücklich konstatirt, daß durch die damalige Abstim⸗ mung des Hauses über die Position durchaus kein Präjudiz für oder gegen das Prinzip im Allgemeinen geschaffen werde. Die lokalen Verhältnisse von Neubreisach könnten das Haus nicht bestimmen; wenn keiner der elsässischen Abgeordneten für die Sache eintrete, dann habe man hier doch wohl aus elsässischen lokalen Gründen wahrhaftig keine Ver⸗ anlassung, die Summe zu bewilligen. Dann müsse er auch entschieden der Theorie entgegentreten, die einmal der General von Steinmetz, als derselbe noch Abgeordneter gewesen sei, hier entwickelt habe. Derselbe habe gesagt, „warum sei das Haus denn gegen Erhöhung der Militärausgaben? Das Geld bleibe nicht beim Militär, es werde ja wieder ausgegeben, und falle wie ein fruchtbarer Regen auf die Garnisonorte herab.“ Solche volkswirthschaftlichen Anschauungen finde man auch heute noch im Hause vertreten; aber damit komme man zuletzt auf die Theorie Ludwigs XIV., der gesagt habe, „der Hof treibe mit seinem Luxus ein verdienstliches Werk, denn der⸗ selbe bringe damit Geld unter die Pariser.“ Man übersehe eben bei dieser Theorie, daß die Steuerzahler, für die man sparen sollte, eben auch ihrerseits das Geld, und zwar zum größeren Vortheil für das Land, unter die Leute brächten, wenn der Staat es ihnen nicht wegnehme. Uebrigens handele es sich bei der Unteroffizierschule keineswegs um eine organische Einrichtung des Heeres; es gebe erst wenig derartige Anstalten, und sie seien nicht über das Land gleichmäßig vertheilt. Das Manquement an Unteroffizieren habe sich in den letzten Jahren stetig vermindert und werde noch weiter abnehmen; im Jahre 1875 hätten 7000 bis 8000 Unteroffiziere gefehlt, jetzt nur noch etwas über 2000. Daß die bestehenden Unteroffizierschulen sich sehr bewährt hätten, könne man noch nicht sagen; das Institut sei noch zu jung; man habe noch keine Erfahrungen damit gemacht. Häufig würden junge Leute schon in frühester Jugend durch diese Institute in einen Beruf hineingezwängt, für den sie nachher nicht paßten. Das auf ihre Ausbildung verwandte Kapital könnten sie dann nicht zurückgeben; sie müßten also nolens volens Unterossiziere bleiben, denn entlassen könne sie die Militärbehörde ohne große Härte nicht. Auch werde auf diesen Schulen ein Kastengeist gefördert, den seine Partei nicht wolle; die Institute trügen wesentlich dazu bei, daß sich das Militär mehr und mehr von der Civilbevoöllerung absondere, daß diese Unterossiziere nachher sür bürgerliche Berusgarten untauglich wür⸗ den. Wenn der Abg. von Benda von der Steigerung des Schul⸗ etats in Preußen sesprochen habe, so verweise er auf die stetige Vermehrung des Militäretats. Der Militäretat sei seit dem Jahre 1872 von 260 auf 343 Millionen Mark im Ordi⸗ narium gestiegen; und auch jetzt stehe hinter der geforderten