1883 / 47 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 23 Feb 1883 18:00:01 GMT) scan diff

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Kap. 117: 508 295 M, haben sich um 5959. M vermehrt, weil die Begründung mehrerer neuer Stellen nothwendig geworden ist. Die prũfungs fommissio⸗ nen (Kay. 118: 92 088 M6) erfordern 12 422 6 mehr. Am Abschluß der praktischen Vorbildung der Kandidaten des höheren Lebramts soll der ausreichende Ersatz derselben durch eine 3 kon⸗ statirt werden, wie in einer besonderen Denkschrift näher dargethan ist. Durch diese Prüfung entstehen 10 890 Kasten, denen aber eine Einnahme von 3900 Æ (Tit. 3) gegenübersteht. Die Kosten der Universitãten (Kap. 119: 6129 956 Æ) sind um 216712 4A böher ausgeworfen. Von dem Mehr entfallen auf Königsberg C ös 999 M) 16810 , Berlin (1 547 625 0) 99 790 ½ , Greifs⸗ wald (140 564 M9) 3820 66, Breslau (698 194 M) 540 w. alle (612 993 0) 50 751 . Kiel (507 701 S) 17 882 6 Göttingen 649 M ( 13374 M Marburg 477 851 M S 4632 A, Bonn 769 837 ½ (4 8700 ). In Kapitel 120, höhere Lehranstalten erhöhen sich Tit. 2 (Zuschüsse für die vom Staate zu unterhaltenden Anstalten und Fonds 3 107218 0) um 21 836 4A in verschiedenen Posten; Tit. 3 (3uschüsse für die vom Staate und von Anderen gemeinschaft⸗ lich zu unterhaltenden Anstalten 65 407 ) um 1229 M; Tit. 4 Zu⸗ schüsse für die von Anderen zu unterhaltenden, aber vom Staate zu unterstütz enden Anstalten 51 1.33 M um 12532 1; ferner jur Erfkllung des Normal -⸗Etats u. J. w. (65 580 66). 43 4535 M mehr und an Zuschüssen zur Unterhaltung höherer Mädchenschulen (100 000 Mυ! 26000 mehr, im Ganzen stellt sich Kap. 120 auf 4681211 M ( 98381 66). Das Elementarunterrichtswesen (Kap. 121: 20 795 693 S6 ist um 741 844 6 höher dotirt worden, darunter 500 00 ½ zu Schulbauten; der Allerhöchste Dispositions fonds bei der General-⸗Staatskasse, welcher bisher diese Zuschüsse ge währte, kann den diesfälligen Ansprüchen nicht mehr genügen, weshalb bier ein besonderer Fonds ausgeworfen ist. Für die Kunst und Wissenschaft (Kap. 122: 2782439 MA sind 43974 mehr angesetzt worden. Von dem Mehr entfallen 16 445 auf die persönlichen Ausgaben bei dem Kunstmuseum in Berlin. 3000 M auf die Königliche Bibliothek daselbst, 14588 M auf die Kunstaka⸗ demie in Düsseldorf 14 5886 u. s. w. Für das technische Unterrichts wesen (Kap. 123 Tit. 1— 19: 2116997 4) sind 92 242 A hinzugetreten, davon 27 772 M für Besoldungen, 13 990 für die Lehrmittel und die Bibliotheken der drei technischen Hochschulen, 38 040 M Zuschuß zum Kunstgewerbemuseum in Berlin; dagegen werden 21 890 durch den Uebergang einer größeren Anzahl von Gewerbeschulen in die städtische Verwaltung und Auflösung einzelner Schulen erspart. Bei den Titeln 20 —– 26 „Königliche Porzellanmanufaktur“ 63 904 S ist eine Erhöhung von U5l4 M eingetreten; der Betriebsfonds ist in Folge vermehrten Absatzes um 55 260 verstärkt worden, der Fonds für Materialien und Bedürfnisse aus gleichem Grunde um 6000 4 In dem Kapitel 124 „Kultus und Unterricht gemeinsam‘ 6 725 156 ist eine Vermehrung der Aus⸗ gaben um 130577 M eingetreten. Der Kirchenbaufonds (Tit. 4), welcher im Etatsjahr 1879,80 von 1778580 4M auf 1700000 berabgesetzt worden, ist auf den früheren Betrag erhöht worden. In Tit. 11 zu Unterstützungen für ausgeschiedene. Geistliche aller Bekenntnisse (8 500 ÆM sind 17 500 (Dotation für den Eme—⸗ ritenfonds für die evangelisch⸗lutherische Kirche der Provinz Schles⸗ wig⸗Holstein 301000 M, wogegen 12500 M bei der Centralverwal⸗ tung in Abgang kommen) hinzugetreten; neu ist Tit. 13 a, gesetzliche Wittwen⸗ und Waisengelder' 33 200 MS Kap. 125 . Medizinalwesen“ 1431 927 M hat sich durch Minderbedarf bei dem Zuschuß zum Charité Krankenhause um 4107 6 ermäßigt. Kap. 125 .Allgemei—⸗ ner Fonds“ 154 928 M ist unverändert geblieben.

u einmaligen und außerordentlichen Ausgaben sind Kap. 14 8487 436 M (4 1765 042 Mανs ausgeworfen. Davon sind S1 600 6 zum Ankauf und zur Einrichtung eines Dienstgebäudes für das Konsistorium zu Münster bestimmt, 21 Positionen für Uni⸗ versitätszwecke (Königsberg 86 000 S é, Berlin 632 573 „6, Halle g6 820 a, Kiel 117 3090 6. Marburg 490 900 , Bonn 250 000 4, Göttingen 143 000 M, Braunsberg 7993 S), 8 Positionen mit 563 528 6 für höhere Lehranstalten, 9 mit 429 200 (. für das Elementar⸗Unterrichtswesen, 11 mit 4 890 500 (. für Kunst und wissenschaftliche Zwecke Parunter 2 600 000 ( zum Ankauf des Niederländischen Palais in Berlin behufs Erweiterung der Bibliothekräume, 777 199 6 zum Ankauf des Hauses Potsdamerstr. Nr. 120 in Berlin für die Königliche Hoch⸗ schule für Musik, 7 Positionen mit 700 041 4K für das technische Unterrichtswesen und 108 678 allgemeine Fonds für nachzuzahlende Grundsteuer⸗Entschädigungsraten in der Provinz Hannover. ;

Die Gesammtausgaben des Ministeriums belaufen sich auf 60 586 475 M (4 3231014 A9).

Dem Etat des Ministeriums für Handel und Ge⸗ werbe sind in den Einnahmen (Kap. 29 321 900 6) 215587 4 Wittwen« und Waisengeldbeiträge hinzugetreten. Auch die übrigen Titel haben sich um etwas erhöht, nur in Tit. 8, Einkommen der Musterbleiche in Sohlingen, haben 9000 6 abgesetzt werden müssen. Die gesammten Einnahmen sind 3 297 „M höher gestellt

Die dauernden Ausgaben belaufen sich auf 1558 172 . . 43997 M). In Kap. 67, Ministerium, 235 210 „, 12700 A) tritt durch das Ausscheiden eines Mitglieds der Technischen Deputation für Gewerbe, dessen Stelle wegfällt, eine Ersparniß von 33600 ein. Tit. 11a. „Zu Diäten und Reisekosten für die Mitglieder des Volkswirthschaftsraths 16 000 ist neu. Der Etat bemerkt hierzu: .

Aus der in 8. 13 der Allerhöchsten Verordnung vom 17. No⸗ vember 1880 getroffenen Bestimmung, daß die, aus Präsentations⸗ wahlen hervorgegangenen Mitglieder des Volkswirthschaftsraths weder Reisekosten noch Diäten erhalten sollen, ergiebt sich, daß den gemäß §. 4 der Verordnung auf direkten Vorschlag der zuständigen Minister berufenen Mitgliedern Reisekosten und Diäten zu zahlen sind. Die Einstellung eines besonderen Postens für die hierdurch erwachsenen Aus⸗ gaben in den Staatshaushalts-Etat ist bisher unterblieben; für das Ctatsjahr 1881 82 des halb, weil zur Zeit der Emanation der Allerhöchsten Verordnung der Etat bereits dem Abgeordnetenhause vorgelegt war; für das Etatsjahr 1882,83 aber mit Rücksicht darauf, daß beabsichtigt wurde, die Institution des Volkswirthschafteraths von Preußen auf das Reich zu übertragen, und zu diesem Zwecke in den Reichshaushalts⸗ Etat eine entsprechende Position eingestellt war. Die betreffenden Ausgaben mußten hiernach bisher aus Kap. 67 Tit. 12 des Etats des Ministeriums für Handel und Gewerbe bestritten werden. Die hierdurch bei diesem Titel im Jahre 1880/81 erfolgte Etatsüber⸗ schreitung wurde von dem Hause der Abgeordneten in der Sitzung vom 29. April 1882 genehmigt, nachdem von den Vertretern der Staatsregierung bei diesem Anlaß erklärt worden war daß mit Rücksicht auf die inzwischen durch den Reichstag erfolgte Ablehnung der in den Entwurf des Reichshaus— halts Etats eingestellten Position ein entsprechender Ansatz in den preußischen Etat für 1883384 aufgenommen werden würde. Bei Veranschlagung des Bedarfs ist davon ausgegangen, daß der Volks⸗ wirthschaftsrath im Jahre 1889 vom 28. Februar bis zum 25. März, also 26 Tage versammelt gewesen ist, und daß die Höhe der Tagegelder entsprechend den den Mitgliedern bisher gezahlten Diaten auf 15 6 zu bemessen ist, so daß an die 30 auf direkten Vorschlag berufenen Mitglieder bei gleicher Dauer der folgenden Session 11 709 6 zu zahlen sein würden. Nachdem das Königliche Staats ⸗Ministerium in seiner Sitzung vom 6. März d. J. beschlossen hat, daß den sämmtlichen Mitgliedern des Volke wirth—⸗ schaftsraths zur Reise zwischen ihrem Wohnorte und Berlin behufs der Theilnahme an den Sitzungen freie Fahrt gewährt und daß der

Betrag des tarifmäßigen Fahrgeldes für die thatsächlich durchfahrenen Strecken den Cisenbahnverwaltungen aus der Staats kasse erstattet werden soll, ist zu jener Summe noch der Betrag dieses Fahr⸗ geldes hinzuzurechnen. Die Gesammtsumme der für die Rückreise der Mitglieder des Volkswirthschaftsraths von Berlin nach ihrer eimath im Jahre 1882 festgestellten Fahrgeldansprüche betrug 232 M 85 3, so daß für die Hin⸗ und Rückreisen der doppelte Betrag 4155 M 70 3 in Anschlag zu bringen ist und hiernach der Gesammtbetrag der an Diäten und Reisekosten erforderlichen Summe auf 16165 Æ 70 3 oder rund 16000 sich beläuft.

Die sãchlichen Ausgaben werden aus Kap. 67 Tit. 11 mitbe⸗ stritten werden können.

Die Ausgaben für die Handels und Gewerbeverwaltung *r 68: 965 28 6) haben sich um 27 852 C6 erhöht. U. a. ollen der Emsbootgesellschaft zur Deckung ihres Defizits 25 00 gewährt werden. Für die Navigationsschulen ꝛc. (Kap. 69: 338036 6) sind 745 A, für vermischte Ausgaben (Kap. 70: 2 650 Æ) 1800 M hinzugetreten. ;

Zu einmaligen und außerordentlichen Ausgaben (Kay. 7) sind 174 969 M angesetzt (4 76050 M), darunter 140 000 M zur Anschaffung eines Dampfschiffes für die Lootsen⸗ station in Thiessow.

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des Statistischen Amtes der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesäm tern in der Woche vom 11. bis inkl. 17. Februar cr. zur Anmeldung gekommen; 160 Ehe⸗ schließungen, 921 Lebendgeborene, 32 Todtgeborene, 572 Sterbefälle.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Das Februarheft 29. Bandes 1883 von Petermanns Mit- theilungen aus Justus Perthes' Geographischer An⸗ stalt (herausgegeben von Dr. E. Bebm Verlag von Justus Perthes in Gotha) bringt den ersten Theil der Beschreibung einer Reise nach dem Tobah⸗See in Central⸗ Sumatra, von Dr. B. Hagen. Die sehr interessante Schilderung des Innern dieser Insel erstreckt sich auch auf ihre Bewohner. Der Reisende beschreibt zunächst seine Tour von der Ostküste (Tandijong⸗Morawa in Serdang) bis zur Hochebene von Tobah. Auf der von Pr. Hagen entworfenen geographischen Original skizze seiner Reiseroute, welche dem Heft beigegeben ist, findet man auch mehrere Ansichtsstizzin des Tobah⸗Sees und seiner Ufer. Dann wird in dem zweiten Beitrage des Hefts die Schilderung der Fels⸗ und Gletschertouren am Mount Cook in Neuseeland fort⸗ gesetzt, welche Rev. W. S. Green unternommen hat. Dieser zweite Abschnitt, welcher dem Rovemberbeft des Alpine Journal“ ent⸗ nommen ist, hat die ersten vergeblichen Versuche, den genannten 12000 Fuß hohen Kulminationspunkt der neuseeländischen Alpen zu ersteigen, zum Gegenstande. Auch ziesem Aufsatze ist im Text eine anschauliche kolorirte Skizze, beigefügt. Die weiteren Abhandlungen des Hefts sind: Geognostische Skizzen aus der chilenischen Provinz Arauco, von Dr. Joh, Peter Sieveking, und ein Beitrag zur Charakteristik der topographischen und sozialen Verhältnisse des heutigen Attika, von Dr. C. Winterberg. Unter den vermischten kleineren Mittheilungen des geographischen Monats- berichts finden wir einen aus Briefen zusammengestellten Bericht des Hofraths A. Regel über seine Reise in. Innerasien im Jahre i882, und einen Brief des Afrikareisenden Juan Maria Schuver über seine fortgesetzten Aufnahmen und For- schungen östlich von Famaka und nördlich vom klauen Nil. Bei dieser Gelegenheit sei übrigens einer traurigen Nachricht ge— dacht, welche in diesen Tagen aus Ostafrika hier eingegangen ist: Dr. Kavser, jener Forschungsreisende, welcher von der afrikanischen Gesellschaft mit Dr. Böhm und Reichard nach der Station am Tanganyikasee entsendet worden war, und der sich durch die genaue astronomische Aufnahme des Weges von der Ostküste Afrikas bis nach dem Tanganyika verdient gemacht hatte, ist, laut Meldung aus Zanzibar, plötzlich am Schlagfluß gestorben. Lieutenant Wißmann hatte vor Kurzem die Station be— sucht und erklärte in seinem vorläufigen Bericht, daß er Lurch die astronomischen Ortsbestimmungen des Pr. Kayser der Mühe über—⸗ hoben worden sei, seinen Weg von Tabora bis zur Ostküste geo⸗ graphisch anzugeben. Dr. Kayser war derzeit schon von der Station aufgebrochen und wollte vom Tanganvika westwärts bis zur Goldküste vordringen. Nun hat der Tod auch diesen Forscher dahingerafft.

Die Schlettersche Buchhandlung. (E. Francs Antiquariat) in Breslau, die ein reichhaltiges antiquarisches Bücherlager führt, über das von Zeit zu Zeit Kataloge veröffentlicht werden, hat ihren antiquarischen Anzeiger Nr. 1X ausgegeben. Derselbe enthält ein alphabetisch geordnetes Verzeichniß von 590 Schriften, die den verschiedensten Wissensgebieten angehören, tech⸗ nische, naturwissenschaftliche, medizinische, staatswissenschaftliche, rechts⸗ wissenschaftliche, militärische, geographische, geschichtliche, biographische, philologische, philosophische, theologische u. s. w. Die meisten gehören dem 18, mehrere dem 18., einige dem 17. und 16. Jahrhundert an. Unter ihnen befinden sich werthvolle und seltene Werke.

Joseph Baer u. Co., Buchhändler und Antiquare in Frankfurt a. M, Paris und London, haben vor Kurzem über ihr intiguarisches Bücherlager den Lager⸗Katalog 119, Der Orient, 2. Abth.; orientalische Linguist ik“, ausgegeben, Derselbe enthält ein Verzeichniß von 871 Schriften, die, zum Theil aus der Bibliothek des verstorbenen Professors J. A. Vullers in Gießen, in folgende Rubriken vertheilt sind: Allgemeines (90 Nrn.); Egyptisch, Koptisch, Hieroglyphen (im Ganzen 56 Nrn ); Aethiopisch, Amhgrisch, Tigre (im Ganzen 8 Nrn); afrikanische Sprachen (21 Nrn.); Arabisch (175 Nrn.); Aramaisch (Syrisch, Chaldäisch, Samaritanisch) und Phönizisch üm Ganzen 38 Nrn.); Armenisch und kaukasische Sprachen (im Ganzen 11 Nrn.); Assyrisch und RKeilschrift sim Ganzen 19 Nrn.); Chinesisch, Mantschu. Japanisch (im Ganzen 44 Urn); vorder⸗ und hinterindische Sprachen (52 Nrn.); Malaiisch, Javanisch, Ozeanisch, Sprachen auf den Philippinischen Inseln im Ganzen 34 Nrn.); Persisch, Zend, Pehlevi, Guzerati (im Ganzen 108 Nrn.); Sanskrit, Prakrit, Pali im Ganzen 153 Nrn.); Türkisch, Mongolisch, Tatarisch m Ganzen 33 Nrn.); Nachtrag 9 Nrn.). Die im vorstebenden Kataloge aufgeführten Schriften

ehandeln übrigens nicht allein die genannten Sprachen, sondern be—

treffen auch verschiedene andere Gegenstände, über die in jenen Spra— chen geschrieben ist, wie Geschichte, Religionswesen. Philosophie u. s. w. enthalten auch Handschriften⸗ und Urkunden ⸗Verzeichnisse mehrerer Bibliotheken u. A. In den verschiedenen Abtheilungen befinden sich viele werthvolle und interessante Werke.

Von der neuesten (13), vollständig umgearbeiteten und mit Abbildungen und Karten reich ausgestatteten Auflage des Brock⸗ hausschen Konversations-Lexikons, das in 16 Bänden oder 240 Heften, daz Heft zu 50 8, bei F. A. Brockhaus in Leipzig erscheint, sind wiederum 5 Hefte, Heft 51 55, erschienen. Dieselben fübren den Text von „Chloraluminium.? bis „Coupons“, enthalten eine Menge interessanter und lehrreicher Artikel aus den verschieden⸗ sten Wissensfächern und bringen außerdem 4 Bildertafeln (Dampf— maschinen II., Dach, Chokoladenfabrikation, Dampfkessel) und eine sehr sauber kolorirte Karte (Columbia, Venezuela, Ecuador, Peru und Bolivia). Auch in diesen Heften sind die naturwissenschaftlichen Fächer, Gewerbe und Technik, sowie Geographie und Biographie reich vertreten. Die Bearbeitung der einzelnen Artikel ist analog der in den früheren Heften.

Die in Leipzig am 24. Februar d. J. erscheinende Nr. 2069 der -Illustrirten Zeitung“ enthält außer den in Nr. 45 des „R. A. erwähnten Erinnerungen von Richard Wagner folgende Ab—= bildungen: E. Hundriesers Schlüter⸗Standbild für die Technische Hochschule zu Charlottenburg. Nach einer photographischen Auf⸗ nahme. Louis Ruchonnet, der schweizerische Bundespräsident für 1883. Wiener Bilder. 2 Abbildungen. Driginalzeichnungen von W. Gröagler: 1) An einer Postsparkasse. 2) In einer Lottokollektur. Porträts aus dem deutschen Reichstag: 23) Florens Heinrich von Bockum ⸗Dolffs. Merkwürdigkeiten aus der Insektenkunde. III. Die Gliederthiernase. Von Dr. Ernst Voges. 6 Figuren. Deutsche Schlösser und Burgen; Schloß Straßberg bei Augsburg. Nach einer in n, von C. Gollwitzer. Polytechnische Mit- theilungen: Plättapparat. Der Conjugateur, ein neues Lehrmittel für den französischen Sprachunterricht. Zusammenlegbarer Stiefel

knecht. Hektographischer Hülfsapparat.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Wir theilten bereits mit, daß am Dennerstag, den 15. Fe⸗ bruar, in Berlin eine Versammlung ron Interessenten der Stärke und Stärkezucker fabrikation, im Anschluß an die General versammlung des Vereins der Spiritusfabrikanten in Deutsch⸗ land, stattfand. Heut sind wir in der Lage mittheilen zu können, daß sich die Versammlung als Sektion des Vereins der Spiritusfabri⸗ kanten konstituirt hat, die Geschäfts führung also dem Geschäftsführer desselben, Hrn. Professor Dr. Delbrück obliegt. Eine von der Ver⸗ sammlung ernannte Kommission wählte noch am selben Nachmittage die Herren Schulze⸗Schulzendorf, Hennig⸗ Genthin und Dr. Courdes zum resp. ersten, zweiten und dritten Vorsitzenden und bestimmte als Zeitpunkt für die erste Generalversammlung die Zeit der Mastvieh⸗ ausstellung in Berlin, welche im Mai stattfinden wird. Nähere Aus⸗ kunft über die Angelegenheit ertheilt das Bureau des Vereins der Spiritusfabrikanten, Berlin N., Invalidenstraße 42.

Gewerbe und Handel.

Das 2. Heft 21. Jahrgangs 1383 der Gewerbehalle“, Organ für den Fortschritt in allen Zweigen der Kunstindustrie (unter Mitwirkung bewährter Fachmänner redigirt von Ludwig Eisenlohr und Karl Weigle, Architekten in Stuttgart; Verlag von J. Engel⸗ horn in Stuttgart) zeichnet sich namentlich durch eine Reihe vorzüglicher Reproduktionen von älteren Muster ˖ Erzeugnissen des Kunstgewerbes aus. Sogleich das eiste Blatt führt uns 2 Prachtstücke der Ambraser Sammlung in Wien vor Augen, nämlich den Prachtdegen Kaiser Karls V., eine herrliche Goldschmiede Arbeit mit reichster Emaillirung, und einen Pokal von Rhinoceroshorn mit geschmackoollem Relief Ornament und in emaillirtem Goldschmiedewerk gefaßt (beides deutsche Arbeiten des 16. Jahrhunderts). Dann folgt auf der 2. Tafel eine schöne Renaissance ⸗Arbeit, nämlich die Pforte der Kanzel des Domes in Magdeburg mit reichem archi⸗ tektonischem Rahmen aus Alabaster und einer mit figürlichem Relief aus dem gleichen Material geschmückten Eichenholzthür; endlich am Schluß eine Kollektion von Flachornamenten im Stil der deutschen Renaissance, vom Chorgestühl und einem Altarschrein der Stadtkirche zu Kamenz in Sachsen. Die neuere Kunstindustrie ist vertreten durch einen reich ornamentirten Brunnen in farbig behandeltem Eisenguß, entworfen vom Ober ⸗Baurath A. Gnauth in Nürnberg, ausgeführt von der Maschinenbau ⸗Aktiengesellschaft daselbst (von der vorjährigen Baxerischen Landes-Ausstellung in Nürnberg), ein zierliches Wand⸗ schränkchen, entworfen von Otto Fritzsche in München, und eine graziöse silberne Vase von Odiot in Paris. Der Abonnements preis beträgt für jede Lieferung der Gewerbehalle“ 1590 46

Dem Geschäftsbericht der Rheinischen Vieh⸗ Versicherungsgesellschaft zu Cöln für 1882 entnehmen wir Folgendes: Der Zugang an neuen Versicherungen betrug im Jahre 881 571500 , 1832 1087 050 ½ Das gesammtlaufende Versicherungs⸗ kapital betrug nach Abzug des Stornos im Jahre 1381 3 808 085 1, 1882 4347 263 M Hiervon wurden übertragen ultimo 1881 3 349 823 , ultimo 1882 4 653 326 Æ An Eintrittsgeld, welches bei den ge⸗ wöhnlichen Versicherungen 1 ,, beim Verbande größerer Landwirthe YM beträgt, wurden erhoben im Jahre 1881 3743 6, 1882 S350 é. Während die ungünstigen Verhältnisse des Jahres 1881 einen Verlust von 4582 M gebracht hatten, welcher gemäß Beschluß der Generalversammlung von den ausgeschiedenen Mitgliedern durch Nachschuß gedeckt worden ist, konnten beim diesjährigen Abschluß nach den vorgenommenen Abschreibungen auf Inventar und zweifel hafte Forderungen noch 1900 6 auf Organisations, und Einrich⸗ tungskostenkonto abgeschrieben und der Reservefonds von 14200 auf 16 (00 Æ erhöht werden. Das Versicherungskapital betrug am 1. Januar 1883 4053 326 ½ Der Zugang im Monat Januar 1885 199710 M und bis 20. Februar 1883 129 150 M½, im Ganzen 4 382 186 .

Frankfurt a. M., 22. Februar. (W. T. B.) Der Aufsichts⸗ rath der deutschen Effektenbank beschloß in seiner gestrigen Sitzung, der am 5. April d. J. stattfindenden Generalversammlung, nach statutenmäßiger Dotirung der Reserve, die Vertheilung einer 10½igen Dividende pro 1882 vorzuschlagen, den verbleibenden Rest von 100 000 aber auf neue Rechnung vorzutragen.

Nürnberg, 21. Februar. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held). Seit Beginn dieser Woche ist eine merkliche Aende⸗ rung der Situation des Hopfenmarktes nicht eingetreten. Verkauft wurden am Montag 80 Ballen, gestern 40 und heute ca. 50 Säcke, Man zahlt für Prima bis zu 375 „, für Mittelwaare 295 320 40 1 6 leichtere Hopfen 270-280 s Die Stimmung des Marktes ist matt.

London, 22. Februar. (W. T. B.) Bei der gestrigen Woll⸗ auktion war australische Wolle fest; für Capwollen wurden kaum Novemberpreise erzielt.

Paris, 22 Februar. (W. T. B.). Die Bank von Frank— reich hat den Diskont auf 30 o herabgesetzt.

Verkehrs⸗Anfstalten.

Triest, 22. Februar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer Aurora“ ist heute aus Konstantinopel hier eingetroffen.

Berlin, 23. Februar 1883.

Der Deutsche Landwirthschaftsrath nahm gestern noch folgende Anträge an: 1) , Der Deutsche Landwirthschaftsrath beschließt: An die Reichsregierung das Ersuchen zu richten, durch eine Sach— verständigenkommission das pneumatische System, d. h. das System, durch welches man im Stande ist, die Fäkalstoffe mittelst Dampfkrast auf pneumatischem Wege von den Aborten an eine Centralstelle zu schaffen, sowohl im Prinzip, als auch die darüber aus— gefertigten Arbeitszeichnungen ꝛc. unverzüglich prüfen zu lassen und das Ergebniß seiner Zeit dem Deutschen Landwirthschaftsrath mitzu⸗ theilen. 2) Der Deutsche Landwirthschaftsrath beschließt: vorerst dahin zu wirken, daß an geeignetem Orte eine Versuchsstation er⸗ richtet und unterhalten werde, welche wissenschaftliche Versuche über die Verwendung der städtischen Spüljauche als Rieselwasser und deren Einfluß auf das Grundwasser auszuführen die Aufgabe hat.“

Der Vorsitzende, Ritterschafts⸗-Direktor von Wedell⸗Malchow, schloß hierauf mit einem dreifachen Hoch auf Se. Majestät den Kaiser, die deutschen Bundesfürsten und die freien deutschen Reichsstädte die diesjährige Plenarversammlung.

Madrid, 22. Februar. (W. T. B.) Brieflichen Nachrichten aus Manila zufolge hat auf einem Dampfer, welcher zwischen den Philippineninseln den Verkehr vermittelt, eine Explosion e mn en. in Folge deren zahlreiche Personen ums Leben gekommen ein sollen.

„Ornis *, Verein für Vogelkunde und Liebhaberei in Berlin. In der Sitzung am Montag, den 26. Februar, Abends 8 Uhr, im Restaurant Knorr, Unter den Linden 12, hält Hr. Kauf mann Ernst Dulitz einen Vortrag über die Vögel des malayischen Archipels. Die Damen der Mitglieder haben Zutritt, und Gäste sind willkommen.

Im Wilhelm-Theater findet morgen, Sonnabend, die letzte Aufführung von „Berlin wie es weint und lacht statt. Am Sonn⸗ tag geht sodann zum ersten Male das historische Schauspiel Der Glöckner von Notre⸗Dame“ neu einstudirt in Scene.

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner.

Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

Berlin:

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

M 47.

Berlin, Freitag, den 23. Februar

1883.

Dentsches Reich.

der in der Zeit vom 1. Januar bis 15. Feb 1 2 s up! 9 tsch ; 5. Februar innerha es deutschen Zollgebiets mit dem A f oder Steuervergütung abgefertigten . 5 63M

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e des abgefertigten Zuckers.

Kandiszucker und Zuger

in weißen, vollen, harten Broden,

Staaten, (Nr. 470 des statistischen bezw. Waarenrerzeichnisses)

Verwaltungs Beyirke. in 6 der Zeit der Zeit vom vom . Januar bis 1. His zusammen 31. Jan. 115. Febr. .

Aller übrige harte Zucker, sowie alle weißen, trockenen Zucker in Kryställ⸗, Krümel- und Mehlform von mindestens gs M0 Polarisation (Nr. 471 des statistischen Waarenverʒzeichnisses)

Rohzucker von mindestens SS M Polarisation (Nr. 472 des statistischen Waarenverzeichnisses

1 . K der Zeit der Zeit vom d 1. Januar bis 1. bis zulammen 31. Jan. 15. Febr.

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Ueberhaupt im deutschen Zollgebiet 7 T7Vᷓ I. 2 175 580 G6 57ISIi

Die Nachweisung bezieht sich auf diejenigen Zuckermengen, welche z iner ð fert

die Nach . i gen, n zum Export oder zu einer öffentlichen Niederlage ab tigt

und dadurch dem inländischen Markte entzogen worden sind, nicht also auf die wirklich jur Ausfuhr über 3 . 1 ö Die Abweichungen gegen die letztveröffentlichte Nachweisung beruhen auf nachträglich eingegangenen Berichtigungen.

Kaiserliches Statistisches Amt. Beck

Berlin, im Februar 1853.

117 767. 2 181 8691 3 353 853 SDS T7TSbis T ss ps

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Nichtamtliches

Preußen. Berlin, 23. Februar. Im weiteren Ver— laufe der gestrigen 82) Sitzung des Hauses der Abgeordneten wurde die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, hetreffend den Erlaß der vier untersten Stufen der Klassensteuer und die Besteuerung des Vertriebes von geistigen Getränken und Tabackfabrikaten, und zwar mit der Berathung der Kom— missionsanträge auf Annahme einer Resolution und auf Erledigung der bezüglichen Petitionen fortgesetzt.

Der Abg. Dr. Wagner erklärte, er erblicke in der Resolu⸗ tion das Minimum, das für die demnächstige Reform der direkten Personalsteuer verlangt werden müsse. Im einzelnen Punkten sei die Resolution ihm nicht scharf und präzis genug. Die direkte Steuer müsse festgehalten, ausgebildet und verfchärft werden, wenn man einmal den Schwerpunkt in die indirekten Verbrauchssteuern lege. Der Druck der indirekten Steuern, welcher vorwiegend die ärmeren Klassen treffe, müsse aus— geglichen werden durch eine schärfere Besteuerung der wohlhabenden Klassen, welche an den indirekten Steuern verhältnißmäßig wenig partizipirten. Leider sei es in der Kommission nicht gelungen, einen schärferen Ausdruck dieses Gedankens in die Resolution zu bringen. In der Ver— schärfung des Einschätzungssystems liege nichts Sozialistisches, sondern eine einfache Forderung der Gerechtigkeit. Der Aus⸗ druck der Resolution „veränderte Veranlagungsform“ könne der Regierung zu dem Einwurf Veranlassung geben, daß das Ziel nicht bezeichnet sei, welches man erreichen wolle. Für die reicheren Klassen, welche die indirekten Steuern nur in geringem Maße trügen, sei nicht nur eine schärfere Ein— schätzung, sondern eine Erhöhung der direkten Steuer das rich⸗ tige Postulat. Man habe eingeworfen, der Zuschlag zur Ein— kommensteuer sei für ein Provisorium bedenklich. Warum sollte man nicht für zwei Jahre thun, was korrekt sei? Darum habe er sich gerade der konservativen Partei angeschlossen, weil ihre Mitglieder nicht nur mit Worten, sondern auch mit Thaten größere Lasten auf sich nehmen wollten. Die wohl— habenden Klassen hätten hier urbi et orbi verkündet, daß fie es seien, welche vorgehen wollten nach dem Grunbsatze ænoblesseé oblige.“ Leider habe die Rechte auf der linken Seite keine Unterstützung gefunden. Die Einkommensteuer sei nach dem Verhältniß der nothwendigen Ausgaben nicht richtig abgestuft. Es sei statistisch nachgewiesen, daß je kleiner das Einkommen der Familie sei, eine um so größere Quote für die nothwendigen Lebensbedürfnisse ausgegeben werde. Dieselbe be—⸗ trage bei den unteren Klassen 80 90 Proz., bei den mittleren 50 bis 60 Proz. und bei den reicheren nur 30 50 Proz. Die Ausgabe für die Miethe absorbire gerade bei den unteren Klassen einen beträchtlichen Theil des Einkommens, und trotzdem habe das fortschrittliche Berlin noch eine Miethssteuer von 20 Proz. für die kleinen Leute eingeführt, während die Reicheren nur 10 Proz. zahlten! Und da wundere sich der Abg. Hänel noch, daß seine (des Redners) Partei eine schärfere Besteuerung des Kapitalvermögens verlange! Der Kapitalist brauche nicht für seinen Lebensabend etwas zu reserviren wie der Arbeiter und Hier eine Ausgleichung zu finden, sei ein

roblem, welches man lösen müsse, wenn man wiederum zu friedlich sozialen Verhältnissen kommen solle. Hier liege die

das preußische Königthum von höchster Stelle aus an⸗ erkannt, daß es gelte, die sozialdemokratischen Tendenzen zu bekämpfen nicht nur mit der Polizeigewalt und Repression, sondern in wirksamerer Weise ihre Ursachen und nach Mög- lichkeit die Schäden auszugleichen. Die Politik der preußi— schen Könige sei es, welcher seine Partei solge. Man habe seine Politik als eine höchst bedenkliche bezeichnet, und der Abg. Windthorst habe ihn gewissermaßen als Verführer der Jugend hingestellt und gemeint, daß man auf den Universi⸗ taten Jünglinge hilde, welche die Reihen der Sozialisten ver— stärken. Man bilde jetzt auf den Universitäten Jünglinge zu Männern aus, welche die Konsequenzen ihrer Prinzipien zu ziehen wüßten und auch in der Zukunft ziehen würden. Wenn die Jünglinge in den nächsten Jahrzehnten in den Dienst des Staates einträten, würden sie, wie er hoffe, das große Gut eines strammen Staatsbewußtseins mitbringen. Mit bloßen Phrasen heile man soziale Schäden nicht. Finanz⸗ und Sozialpolitik müsse in richtige Verbindung gebracht werden. Möchte ihm der Abg. Windthorst glauben: mit den Jünglingen, die heute von den deutschen Universitäten gingen, werde jede Partei und würden die mächtigsten Parteiführer rechnen müssen, Partiku— laristen und andere. Nachdem die deutsche Frage gelöft sei, müsse man an die soziale Politik herantreten. Indem er dies bekenne, stütze er sich auf die Autorität der höchsten Stelle in Deutsch— land und in Preußen, auf die herrliche deutsche Kaiserliche Botschaft, mit der der Reichstag 1881 eröffnet worden sei. Darin sei in großen Zügen, in prächtigem Lapidarstyl gesagt, worin die Aufgaben Deutschlands bestehen sollten. Zum'ersten Male werde anerkannt, daß die arbeitenden Klassen Anspruch auf die Hülfe des Staates haben. Und in den Motiven zum Unfallversicherungsgesetz heiße es, daß der Staat nicht blos die Pflichten der Humanität und des Christenthums, sondern auch die Aufgabe habe, im Interesse einer staatserhaltenden Politik den besitzlosen Klassen gegenüber die Anschauung zu pflegen, daß der Staat nicht nur eine nothwendige, sondern auch eine wohlthätige Anstalt sei, welche das Wohlergehen aller Mitglieder des Staates, namentlich der Schwachen und Hülfsbedürftigen positiv fördern müsse. Das sei der Standpunkt, auf dem er stehe. Renne man denselben einen staatssozialististischen, so berufe er sich auf iene Altenstücke. Was heiße Sozialpolitik? Nichts an⸗ deres als eingreifen in die wüsten Grundsätze der radikalen Gewerbefreiheit. Wenn die Einkommens- und die Ver—⸗ mögensvertheilung eine richtige wäre, dann sei es ein noli me tangere. Seine Partei sehe aber das Elend auf der einen und den üppigen Uebermuth auf der anderen Seite. Mit Rodbertus sage er: der materielle Fortschritt, die An⸗ wendung der Naturwissenschaft auf die Technik habe nicht nur dazu geführt, Reichthum auf Reichthum zu häufen und die unteren Klassen darben zu lassen, in der Form der freien Konkurrenz habe der Fortschritt auch eine immer größere Trennung zwischen Reich und Arm, eine Korruption der reichen Stände herbeigeführt. Die soziale Politik führe mit Nothwendigkeit dahin, da, wo mit den Mitteln der modernen Konkurrenz, mit schlechten und unsittlichen Mitteln Reichthum erworben sei, eine starke Steuer eintreten zu lassen. Diese Konsequenz habe die Linke nicht ziehen wollen. Die Börsensteuer wolle sie nicht haben. Wo man irgendwie die Hand rühre, um die Wohlhabenden zu treffen, werde vor lauter technischen Schwie cigkeiten das größte Schreck⸗

tire vor dem Hause und vor dem Lande, daß die Erhöhung der Einkommensteuer von den Konservativen auf den Altar des Vaterlandes als freudiges Opfer niedergelegt worden sei. Die Tendenzen, die er verfolge, seien nicht sozialdemokratische, sondern sozialistische. Er billige das Projekt des Reichskanzlers, aus den Erträgen des Tabackmonopols einen großartigen Fonds für die Arbeiterversicherung zu bilden. Wenn man die wüste Konkurrenz, welche nur die Taschen der Kapitaliften fülle, für unhaltbar halte, so müsse man auch anerkennen, daß man dasjenige, was sich auf der einen Seite zu viel ange häuft habe, übertragen müsse auf Diejenigen, welche den Kon— kurrenzkampf nicht bestanden haben. Er nehme sich die Frei⸗ heit, hier die Verhandlungen in dieser bedrängten Geschäfts⸗ lage hinzuhalten, da die Linke durch die lang hingezozenen Verhandlungen im Reichstage über Militärverhältnisse die Geschäfte aufgehalten habe. Deshalb glaube er ein Recht zu haben, hier ein Wort über diese brennenden Fragen zu sagen. Die Linke habe das unerfreuliche Schau syiel gegeben, daß sie darauf ausgewesen sei, einen Stein auszulösen aus dem Bau, der den Staat so groß und mächtig gemacht habe. Daher habe das Haus zu diesen hochwichtigen Verhandlungen so wenig Zeit bekommen. Der Abg. Windthorst möge sich darauf verlassen, die jungen Män— ner, die jetzt erzogen werden, würden, wenn sie ins praktische Leben kommen, für den brandenburgisch-preußischen Staat ein⸗ trtten, sie würden die Nothwendigkeit eines großen Militär— wesens für Deutschland nicht außer Augen lassen, und anderer⸗ seits aus der Sozialpolitik die Konsequenzen ziehen, die die Linke zu ziehen nicht den Muth habe.

Der Abg. Dr. Windthorst erklärte, er habe wohl erwartet, daß der Vorredner bei dieser Gelegenheit frühere Aeußerungen rechtfertigen und neue hinzufügen würde; derselbe habe indeß seine kühnsten Erwartungen übertroffen. Das Auftreten und die Ausführungen des Abg. Wagner reruͤble er demselben nicht; auch sei die darauf verwendete Zeit nicht verloren. Die scharfe Kritik desselben über den Reichstag lege ihm aber die Frage nahe, ob es der Vertretung des führenden deutschen Staates angemessen sei, in solcher Weise gegen die In⸗ stitutionen des Reiches vorzugehen. Noblesse oblige; sei der gerügte Fehler begangen, so stehe es Preußen am wenigsten zu, denselben geltend zu machen. Der Vorwurf sei aber sachlich unbegründet; er habe im Reichstag keinen Menschen gefunden, der an der Institu⸗ tion der Armee zu rütteln gewagt hätte, und wenn der Abg. Wagner ihn mit zu diesen Attentätern zu rechnen scheine, dann hätte der Abg. Wagner die Diskussionen, die derfelbe zu lang gefunden habe, lesen und verstehen sollen, dann hätte derselbe gefunden, daß das Centrum die Militär-Institutionen in einem Maße in Schutz genommen habe, das sehr Vielen zu weit gegangen sei. (Ruf rechts: Neubreisach) Hange denn die preußisch-deutsche Armee von einer Unteroffizierschule ab? Wenn das Centrum die Nothwendigkeit einer Armee voll an— erkenne, wenn Deutschland eine größe Armee nicht entbehren könne, so müsse die Volksvertretung auf Ersparnisse überall bedacht sein, und nichts Anderes habe irgend Einer im Reichs— tage gewollt. Verdächtigungen dafür seien alfo nicht am Platze. (Abg. Wagner ruft: Abg. Richter Auch der Abg. Richter habe nur Ersparungsrücksichten gehabt (Lärm rechts habe der Abg. Richter anderweitige Bemerkungen gemacht, so seien sie vereinzelt geblieben und auch widerlegt worden, und das letztere gerade von seinen (des Redners) Freunden. (Zustimmung rechts) Nun, dann generalisire man nicht, und stelle die Sache nach Außen nicht so hin, als ob seine (des Redners) Partei reichsfeindlich wäre! Glaube denn der Abg. Wagner die Vertheidigung des Königthums allein gepachtet zu haben? Die Katholiken seien dafür in schweren Tagen und selbst dann eingetreten, wenn es ihnen recht schlecht gegangen sei. Diesen Appell des Abg. Wagner also weise er mit Entrüstung zurück. Nunmehr müsse er heute recht ernsthaft fragen: Inwieweit würden die Konservativen für die Anfchauungen des Abg. Wagner eintreten? Seien sie solidarisch, seien die Ten— denzen des Abg. Wagner die der Konservativen? Das müsse man jetzt wissen. Denn darüber könne kein Zweifel sein, daß hier Grundsätze entwickelt seien, die den Staat in den Fundamenten ergriffen! (Abg. Wagner ruft: Kaiserliche Botschaft) Erstens lasse er dahingestellt, wie ge— schmackvoll es sei, den Namen des Kaisers in die Debatte zu ziehen: das Centrum habe es nicht gethan, er halte es im Gegentheil für unzulässig. (Rufe: Botschaft!! Bedenke die Rechte doch ein wenig, daß die erwähnten Aeuzerungen nicht kontrasignirt seien. Uebrigens mache er allerdings für die Thronrede das gesammte Ministerium verantwortlich, und wenn darüber gefprochen werden sollte, so spreche er von Aeußerungen, welche das Staats-Ministerium für die Thron—⸗ rede entworfen habe. Alles nun, was in diesen Akꝛenstücken stehe, unterschreibe er Wort für Wort; aber führe das denn zu irgendwelchen klaren, bestimmten konkreten Resul⸗— taten? (Ja wohl! rechts.) Die Rechte finde das, die. Rechte scheine ja überhaupt der Meinung, daß man mit allge⸗ meinen Sätzen konkrete Fragen ohne Weiteres entscheiden könne= Jedes Wort in der Boꝛschaft und in den Motiven zum Un⸗ fallgesetze könne von einem Manchestermann unterschrieben werden, ohne daß derfelbe feine Grundätze aufgebe. Er sei kein Manchestermann, er konstatire hier, daß alle jene Sätze bei der Diskussion des Sozialistengesetzes speziell von ihm und also vor der Thronrede erörtert worden. Er habe gesagt: Mit Repressivmaßregeln allein gehe es nicht, damit treibe man nur die Agitation aus der Oeffentlichkeit in die Höhlen und daraus werde sie gefährlicher als vorher wieder herauskommen. Man müsse sie positiv bekämpfen, ihre gerechten Ansprüche zu⸗ geben, sie unterstützen, wo es gehe. Für einen anderen Rath aber, den er damals dem Stagte gegeben habe, scheine der Abg. Wagner keine Empfindung zu haben, es sei der: „Wenn man das Elend mildern, wenn man zwischen Arm und Reich vermitteln wolle, so müsse man die Jnstitutionen der Kirche freilassen.“ Für diesen Gedanken müsse allerdings der Mann der Staatsomnipotenz unzugänglich sein! Die so— ziale Frage werde nur gelöst werden durch die Kirche, alle

Leistungefähigkeit des Königthums von Gottes Gnaden und des preußischen Königthums speziell. Mit vollem Recht habe

niß verbreitet. Leider habe auch der Finanz-Minister gestern solche Bedenken der Resolution gegenüber erhoben. Er konsta

Professoren der sozial.stischen Wissenschast würden sie nicht lösen! Die Autorität des Fürsten Bismarck sei für ihn aller=