1883 / 50 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 27 Feb 1883 18:00:01 GMT) scan diff

Ilernia erforderlichen Arbeiten und Lieferungen zum Taxwerthe von 521 586 Lire; .

2) von der General⸗Eisenbahn⸗Direktion zu Rom und von der Königlichen Präfektur zu Teramo für den 5. März d. J. bis Vormittags 10 Uhr eine Sub⸗ misfion auf die Lieferung von 30793 Schwellen und anderen zu Spezialzwecken bestimmten Hölzern zum Tax⸗ werthe von 157700 Lire; 5 .

3) von der Direktion des Militär⸗Kommissariats der Division zu Neapel für den 27. März d. J. bis 2 Uhr Nachmittags eine Submission auf die Lieferung verschiedener Militär⸗Ausrüstungsgegenstände zum Taxwerthe von 793 250 Lire. . .

Ueber die speziellen Bedingungen ist das Nähere an Ort und Stelle einzusehen.

Die im Reichs-Eisenbahn-Amte aufgestellte, 1 der Ersten Beilage des „Reichs-Anzeigers“ veröffent⸗ lichte Uebersicht der Betriebs-Ergebnisse deut⸗ scher Eisenbahnen für den Monat Januar d. J. ergiebt für die 53 Bahnen, welche auch schon im entsprechenden Monate des Vorjahres im Betriebe waren und zur Vergleichung gezogen werden konnten, nachstehende Daten: .

(Die preußischen Staatsbahnen und vom Staate für eigene Rechnung verwalteten Bahnen sind dabei als ein Bahn— komplex betrachtet, weil durch die am 1. April 1881 bezw. im Laufe des Jahres 1882 eingetretene veränderte Bezirks— eintheilung ein Vergleich bei den einzelnen Verwaltungs⸗ bezirken nicht durchweg zu ermöglichen war.)

Die Einnahme aus allen Verkehrszweigen war im Ja— nuar d. J.: 2. beim Vergleiche der propisorisch er⸗ mittelten Ergebnisse des laufenden Jahres mit dem Definitivum des Vorjahres: im Ganzen (mit 29 706,65 km Betriebslänge) bei 39 Bahnen mit zusammen 27 504,48 Rm höher und bei 14 Bahnen mit zusammen 2202, 17 km niedriger als in demselben Monate des Vorjahres, und auf das Kilometer Betriebslänge bei 1 Bahn mit 10540 km unverändert, bei 35 Bahnen mit zusammen 26 362,4 km höher und bei 17 Bahnen mit zusammen 3218,51 km (darunter 7 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) niedriger als in demselben Monate des Vorjahres; b. beim Vergleiche der provisorisch ermittelten Ergebnisse des laufenden Jahres mit den im Vorjahre ermittelten provisorischen Angaben: im Ganzen (mit 29 706,55 km Betriebslänge) bei 45 Bahnen mit zusammen 28 191,52 km höher und bei 8 Bahnen mit zusammen 1515,13 km niedriger, als in demselben Monate des Vorjahres, und auf das Kilometer Betriebslänge bei 43 Bahnen mit zusammen 28 017,66 km höher und bei 10 Bahnen mit zusarnmen 1688,99 km (darunter 5 Bahnen mit vermehrter Betriebs— länge) geringer, als in demselben Monate des Vorjahres.

Bei den unter Staatsverwaltung stehenden Privatbahnen, ausschließlich der vom Staate für eigene Rech— nung verwalteten Bahnen, betrug Ende Januar d. J. das gesammte konzessionirte Anlagekapital 586 835 600 U d2 157 900 M6 Stammaktien, 55 395 000 c Prioritäts Stamm⸗ aktien und 3339 282 700 M Prioritäts⸗Obligationen) und die Län ge derjenigen Strecken, für welche das Kapital bestimmt ist, ⁊612,45 1m, so daß auf je 1 Rm z24 630 M entfallen.

Bei den unter Privatverwaltung stehenden Privatbahnen betrug Ende Januar d. J. das gesammte konzessionirte Anlagekapital 16461968453 40 (405 194 850 M Stammaktien, 155 556 900 M Prioritäts⸗ Stammaktien und 485 445 093 S6 Prioritäts⸗Obligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche dieses Kapi⸗ tal bestimmt ist, 5666,66 km, so daß auf je 1 Rm 184 623 Mt entfallen.

Zu den Feierlichkeiten anläßlich der silbernen Hochzeit Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten des Kronprinzen und der Kronprinzessin ist eine Deputation des 2. Leib— Husaren-Regiments Nr. 2 Allerhöchst befohlen worden und aus Posen hier eingetroffen; ebenso eine Deputation des Königlich Sächsischen 2. Husaren-Regiments, Kronprinz Friedrich Wilhelm des Deutschen Reiches und von Preußen Nr. 19, aus Grimma.

Der General-Lieutenant Graf von Kanztz, à la suite der Armee, ist zu einem vierwöchentlichen Aufenthalte hier an— gekommen.

Sachsen Weimar⸗Eisenach. Weimar, 26. Februar (Th. Corr.) Der Landtag hat am Sonnabend die erste Berathung der Steuergesetz novelle vorgenommen. Die Redner sprachen sich fast ausnahmslos günstig über die Vor— lage aus, wenn sie auch in dieser oder jener Richtung, nament— lich in Bezug auf Durchführung des Progressivsteuer-Systems, Selbstfassion u. s. w besondere Wünsche äußerten. Aus den Aussührungen des Chefs des Finanz-Departements, Geheimen Steuer-Raths Dr. Vollert ist hervorzuheben, daß er die Mög— lichkeit, entsprechend den wiederholten Anträgen des Landtags auf Berücksichtigung der Schuldzinsen bei Feststellung des zu versteuernden Einkommens jetzt verfahren zu können, mit der Besserung der Finanzlage des Staats in Folge der indirekten Steuergesetzgekung des Reichs begründete. In der That gestalten sich die Verrältnisse nach dem Reichshaushalts⸗ Entwurfe für 1883/84 so, daß Sachsen⸗Weimar aus Reichsmitteln erhält: 626 397 M, an Matrikularbeiträgen zahlt 559 S37 4, alfo ein Ueberschuß von 66 000 M bleibt. Dazu kommt, daß eine bedeutende Erhöhung des Gesammtsteuerkapitals einge— treten ist. Allerdings wird durch die Abrechnung der Schuld— zinsen ein erheblicher Ausfall bei den Einnahmen aus der Einkommensteuer bedingt. Die Vorlage ward an einen besonderen Ausschuß verwiesen.

Anhalt. Dessau, 24. Februar. (Leipz. Ztg.) Unter den Fragen, die jetzt dem Landtage zur Entscheidung vor— liegen, ist auch diesmal wieder diejenige, welche dessen Thätig⸗ keik und zugleich das Interesse des Publikums am meisten in Anspruch nimmt, die finanzielle. Wie bereits gemeldet, war der Abschluß des Vorjahres ein außerordentlich günstiger, da an Ueberschüssen allein aus dem Salzwerke Leopoldshall sich nahezu 1200 9000 „SJ herausstellten. Dem entsprechend konnten in den neuen Etat auch Ausgabe— posten von einer verhältnißmäßig außerordentlich, bedeu⸗ tenden Höhe aufgenommen werden. Es sind in dem Bauetat allein ausgeworfen worden: für Schulbauten 559 444 , für Kirchen und Pfarrhäuser 192 300 6, für ein neues Justizgebäude 600 000 „M, für einen neuen Schacht in Leopoldshall 300 000 M; außerdem eine Summe von 100 000 S à fonds perdu für den Bau einer Eisenbahn von Ballenstedt nach Quedlinburg.

Oesterreich Ungarn. Wien, 26. Februar. (W. T. B.) Die in der Kaminskschen Angelegenheit eingesetzte parlamentarische Untersuchungskommission beschloß, der „Polit. Corresp.“ zufolge, zunächst die Regierung aufufordern, sich uber diese Angelegenheit zu äußern und dann die Erklärungen 4 gegenwärtig in Wien anwesenden Kaminski entgegenzu⸗ nehmen.

27. Februar. (W. T. B.) Der Finanz⸗Minister wird im Reichsrathe eine Vorlage zur Deckung des Defizits des Jahres 1883 einbringen, welches inklusive der Rothstandsbauten in Tirol nach dem Berichte des Budget⸗ ausschusses 32 270 291 Fl. beträgt. Die Vorlage beantragt die Emission von 16 Millionen 5 proz. Papierrente, während der Rest den Kassenbeständen entnommen werden soll, welche so reichlich vorhanden sind, daß die beabsichtigte Entnahme ohne Schädigung der Finanzgebahrung möglich ist. In diesem Frühjahr wird ein Eisenbahn-Telegraphen— ,, . errichtet, dessen Stab nach Korneuburg kom⸗ men soll.

Niederlande. Haag, 26. Februar. (W. T. B.) Die Zweite Kammer beschloß mit 66 gegen 12 Stimmen, die

Berathung des Gesetzentwurfs über die Herabsetzung des

Wahlcensus zu vertagen, obwohl die Regierung die sofortige Berathung wünschte.

Großbritannien und Irland. London, 26. Februar. (W. T. B.) In der heutigen Unterhaussitzung er— widerte der Unter⸗Staatssekretär Fitzmaurice auf eine An⸗ frage Forsters: es hätten Unterhandlungen mit Por— tugal wegen der Distrikte am Congoflu sse stattgefunden; die Regierung habe indessen noch keinen Beschluß gefaßt. Der Staatssekretär Lord Hartington erklärte Northcote gegenüber: die Regierung könne nicht einwilligen, einen Ausschuß zur Unkersuchung wegen der Frei⸗ lassung Parnells zu ernennen; ebenso wenig könne sie einen Tag für die Berathung des hierauf bezüglichen Antrages Northeote's bestimmen. Hierauf wurde die Adreßdebatte fortgesetzt. Parnell brachte ein Amendement ein, in welchem die Verwaltung, die Aus—⸗ nahmegesetze und die Rechtspflege in Irland einer scharfen Kritik unterzogen wurden. Hätte die Regierung die Sympa⸗ thien Irlands angerufen, so wäre der Frieden besser als durch Zwangsmittel hergestellt worden. Irland sei nie feind— seliger gegen England gesinnt gewesen als jetzt. Chamberlain sei einer der Wenigen, welche die irische Frage verstehen. Die Amendirung der Landakte und andere Irland betreffende Fragen seien nothwendiger als irgend welche englischen Gesetze. Das Haus lehnte schließlich mit 133 gegen 15 Stimmen das Amendement Parnells zur Adresse ab. Die Adreßdebatte wurde alsdann vertagt.

Frankreich. Paris, 25. Februar. (Fr. Corr.) Das . „Journal officiel“ veröffentlicht nachstehendes

ekret:

Bericht an den Präsidenten der französischen Republik. Paris, 23. Febr. Herr Präsident! Die öffentliche Meinung hat sich durch die Anwesenheit von Offizieren in der Armee, welche den einstigen französischen Herrscherfamilien angehören, beunruhigen lassen. In der That konnten die großen Prinzipien der militärischen Sub— ordination und der Einheit Ler Disziplin durch die Anwesenheit von Offizieren, denen ihre Geburt eine Ausnahmestellung Keschaffen hat, an der Spitze der Truppen beeinträchtigt werden. Demnach erachte ich, Herr Präsident, daß es geboten ist, auf die Offiziere, deren Namen hier folgen, die Bestimmungen der Gesetze vom 195. Mai 1834 (Art. 2, 3, 4, 5 und 6), vom 4. August 1839 (namentlich die Art. 2, 3 und 5, letzter Paragraph) und vom 12. März 1875 (Art. 8) anzuwenden und dieselben in Nichtaktivität durch Entziehung der Posten zu versetzen. Diese Offiziere sind: die Herren ron Orleans (Henri Eugene Philippe Leuis), Herzog ron Kumale, Dirisions⸗-General in Disponibilität; von Orleans (Robert P. T. E. F.), Herzog von Chartres, kommandirender Qberst des 12. berittenen Jäger⸗Regimenis; von Orleans (P. L. H.]. Herzoz von Alengon, Fauptmann im 12. Artillerxie⸗Regiment. Wenn Sie diesen Vor⸗ schlag genehmigen, so habe ic die Ehre, Sie zu bitten, beifolgendes Dekret mit Ihrer Unterschrift zu versehen. Genehmigen Sie, Herr Präsident, u. J. w. . . . Der Kriegs-Minister Thibaudin.“

Der Präsident der französischen Republik, laut Gesetzen vom 19. Mai is34 (Art. 2, 3, 4, 5 und 6), 4. August 1839 (Art. 2, 3 und 5, letzter Parapraph), 13. März 1875 (Art, 8) auf den Bericht des Kriegs-Ministers dekretirt: Art. 1. Die Offiziere, deren Namen folgen, sind durch Entziehung ihrer Posten in Nichtaktivitãät versetzt: Die Herren von Orleans (Henri Eugene Philippe Louie), Herzog von Aumale, Dipisions General in Dis— ponibilität; von Orleans (Robert P L. E. F.). Herzog von Chartres, kommandirender Oberst des 12. berittenen Jäger-Regiments; von Orleans (P. 8. H. Herzog von Alen gon, Hauptmann im 12. Artillerie⸗ Regiment. Art. 2. Der Kriegs-Minister ist mit der Ausführung des vorstehenden Dekrets betraut. Gegeben zu Paris, den 23. Februar 1883. Jules Grévy. Für den Präsidenten der Republik. Der Kriegs ⸗Minister Thibaudin. ; z ;

Die Kommentare der republikanischen Presse zu dem vorstehenden Dekret, so weit solche bereits vorliegen, sind im Allgenteinen in einem gemäßigten und zurückhaltenden Tone gehalten. Die republikanischen Blätter billigen das Dekret rückhaltlos, und selbst diejenigen, welche während der ganzen Prätendentencampagne eine gewisse abweichende Stellung eingenommen haben, erkennen an, daß hier eine „olitisch unvermeidliche‘ Maßregel vorliege. Alle republikanischen Organe aber sprechen zugleich die Hoffnung aus, daß nunmehr die ganze Prinzen- und Prätendentenfrage von der Tagesordnung abgesetzt werde, und daß sich nunmehr Regierung und Parlament anderen und nützlicheren legis⸗ lativen Arbeiten zuwenden möge. Mit dem heutigen Dekret sei das parlamentarische Lösegeld dieser zukünftigen Politik bezahlt worden, die Prinzen mit etwaigen Prätendentengelüsten seien gewarnt und, nachdem somit das Nothwendige geschehen, sei es Zeit, sich jetzt wieder an die ernste Arbeit zu machen.

26. Februar. (W. T. B.). Die Deputirten⸗ kammer setzte heute die Berathung der Anträge, betreffend die Revision der Verfassung, auf nächsten Montag fest.

Der Senat nahm mit 156 gegen 115 Stimmen den Anirag Humbert an, durch welchen die gerichtliche Eidesformel abgeändert und der religiöse Eid zu einem fakultativen gemacht wird. Die Rechte des Senats beschloß, die Regierung über die Lage zu interpelliren, in welche die Armee durch die Dekrete gegen die Prätendenten versetzt worden sei. Die Interpellation wird wahrscheinlich am Donnerstag eingebracht werden.

Italien. Rom, 26. Februar. (W. T. B.) Das nächste Kon sistorium ist auf die Woche vor Palmsonntag festgesetzt worden.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 26. Fe⸗ bruar. (W. T. B.) Der Herzog und die Herzogin von Edinburg sind heute Nachmittag nach Berlin abgereist.

Amerika. Washington, 26. Fehruar. (W. T. B.) Die englische Regierung verlangt rie Auslieferung des durch die Enthüllungen des Kronzeugen Carey in Dublin der Theilnahme an den Dubliner Morden verdächtigen Irländers Sheridan.

New-HJork, 26. Februar. (W. T. B.) Durch den Haftbefehl gegen den der Theilnahme an den Dubliner Morden verdächtigen Sheridan ist die Frage angeregt worden, ob derselbe Seitens der Vereinigten Staaten an Eng⸗ land ausgeliefert werden muß. Die Frage wird durch einen Kommissar der Vereinigten Staaten geprüft. Von dieser Ent⸗ scheidung wird die Auslieferung abhangig gemacht werden.

Benjamin ist zum amerikanischen Gesandten für Persien, Wickham Doffmann zum Gesandten für Dänemark ernannt worden.

Afrika. Egypten. Alexandrien, 26. Februar. (W. T. B. Die Regierung hat hinsichtlich der sofortigen Befriedigung aller Entschädigungsansprüche bis zum Betrage von 200 Pfd. Sterl. noch keinen Beschlutz gefaßt. Lord Dufferin soll eine Petition zur Uebermittelung an die englische Regierung überreicht werden, in welcher um das Ver— bleiben der englischen Truppen ersucht wird. Der größte Theil der Räuberbanden in der Provinz Charkieh ist gefangen genommen worden, fast alle Anführer sind frei⸗ gelassene Schwarze.

Zeitungsftimmen.

Die „Politische Wochenschrift“ urtheilt über das Buch „Richard Cobden und die Antikornzollliga, sowie ihre Bedeutung für die wirthschaftlichen Verhältnisse des Deutschen

(Von Dr. F. Simmson. Berlin 1883. Ferd.

ür sträfliche Leichtfertigkeit,

sondern obendrein für eine an der gesunden Vernunft, an unserer gegenwärtigen Heereseinrichtung zu rütteln. Wir brauchen freilich keine weiteren Siege, und beten sogar tagtäglich um den Frieden; wir wollen aber nichts ver— fäumen, damit unsers Verfassung wie unsere Grenzen darch ein wohldiscirlinirtes Heer auch fernerhin wohl geschützt bleiben Der Kastengeist des Offiziercorps, d. b. der Corpsgeist desselben, ist hierju ein unumgängliches Erforderniß, ja eine rein militärische Nothwendig—⸗ keit, und kein aufrichtiger Patriot, kein Anhänger der Staatsverfassung kann wünschen, daß er irgendwie gelockert werde.

„Friedr. Georg Wiecks Deutsche illustr. Ge⸗ werbezeitung“ schreibt:

Der durch das Reichsgesetz über das Innungswesen neubelebte Gedanke dem Handwerkerstand eine eigene Standes« und Inter essenvertretung ju geben gewinnt Land auf Land ab immer mehr und mehr Boden; der Handwerker fängt an einzusehen, daß zur Hebung seines Standes vor allen Dingen eine gesetzlich organisirte Vertretung geschaffen werden muß, denn als solche konnten die Han—⸗ dels⸗ und Gewerbekarnmern nur wenig in Betracht kommen.

Das Innungsgesetz vom 18. Juli 1881 verfolgt daher in der Hauptsache diesen Zweck und hat hierfür eine Organisation mit durchaus genossenschaftlichem Charakter erwählt, wie dies anders auch nicht sein konnte, will man sich nicht geradezu auf den verfehlten Standpunkt der Zwangsinnungen stellen.

Wenn nun trotzdem das Reichsgesetz bis jetzt Erf0elge von größe—⸗ rem Belang nicht dufzuweisen rermag, so darf der Grund hierfür nicht etwa in einer Mißbilligung der Aufgaben und Ziele dieses Gesetzes gesucht werden, als vielmehr einzig und allein in dem Um— stande, daß die Form, unter welcher die Innungsorganifation vor sich gehen muß, bei der Zerfahrenheit unserer Verhaͤltnisse be⸗ deutende Schwierigkeiten bietet. Gleichwohl, dürfen sich aber die Handwerker hierdurch nicht zurückschrecken lassen, namentlich, wo es gilt für ihre Interessen zu kämpfen, und umsoweniger, als ihnen in den Gewerbevereinen schon ein fester Rückhalt gegeben ist, auf welchem weiter aufgebaut werden kann, ohne daß diese Vereine des⸗ halb nöthig hätten, sich aufzulösen und in den Innungen aufzugehen. Die Reform der Gewerberereine im Sinne des Innungs— gefetzes würde zugleich den Bestand derselben auch für die Zukunft sichern; daß aber für das fernere Vereinsleben Besorgnisse geäußert werden dürfen, erscheint insofern begründet, als nur nöthig ist, sich die Sachlage vorzustellen, welche alsdann ent- stehen wird, wenn mit der Zeit das eine oder andere Handwerk sich vom Gewerbeverein lostrennt und zu einer Innung absondert. Wer könnte dies bei freiwilligen Vereinen hindern? Der Anfang hierzu ist ja schon gemacht. Andererseits dürfen und werden die Innungen die Vortbeile nicht unterschãtzen, welche ihnen aus einem Zusammenhalt mit den Gewerbevereinen erwachsen, die, ganz abgesehen vom Kostenpunkt, im Stande sind, den Innungen aus der Zahl der Nichthandwerker, wie 3. B. Lehrer, Beamte 2c, Kräfte zur Verfügung zu stellen, welche diefen von großem Werthe sind. Dabei ist weiter nicht zu vergessen, daß die von den Innungen verfolgten Aufgaben denjenigen der Ge—

werbevereine nicht gegenüberstehen; jedoch haben die Janungen un⸗ seten Gewerbevereinen voraus die geseßliche Anerkennung als juristische Person, welche den letzteren durch ihre Verbindung mit den Innun⸗ zen ebenfalls zu statten käme.

Diese Erwägungen veranlaßten nun den Gewerbeverein Dehringen Wärttemberg), die Bedenken gegen eine Reform in Gemäßheit des Innungsgeseßzes fallen zu lassen und deshalb für die dem Verein an- Fbörigen s0 Handwerker eine Janung zu gründen. Dieselbe wird den Namen Handwerker Innung für den Ohber⸗Amte bezirk Oehriaggen“ fübren. Die Mitglieder der Innung bleiben nach wie vor Ange⸗ börige des Gewerberereins, der außerdem noch 65 Nichthand⸗ werker zählt.

Die Oehringer Handwerkerinnung macht sich in Gemeinschaft

mit dem Gewerbeverein zur beiderseitigen Aufgabe: Die Ordnung des Lehrlingswesens, das gewerbliche Schul⸗ und Prüfungswesen, Gründung einer Fachbibliotbek, Abhaltung von Vorträgen u. s. w., kat dagegen das Meisterprüfungöwesen als besser für größere Verbände geeignet, bei Seite gelassen. Dieselbe wird Lurch Ine Vorstandschaft vertreten, die sich zusammensetzt aus einem Vorstand, den Obermeistern der einzelnen Gewerbe und einer Anzahl Teiterer Mitglieder, welche sämmtlich von der Innungs Versamm⸗ lung gewählt werden. Gleiche Gewerke, welche mindestens 5 Angehörige bei der Innung haben, können die Berufung eines Vertreters in die Vorftandfchaft verlangen, der den Titel Obermeister führt. Für die gemeinschaftlichen Angelezenbeiten bildet die Gewerbevereins kasse, die Innuugskasse, da sie bisber schon ähnliche Kosten bezablt hat; für Awaige besondere Einrichtungen eines Gewerbes haben die Ange⸗ börigen derselben für sich aufjukommen, diese finden ihre Regelung durch Nebenstatuten und stehen unter Verwaltung des betresenen Dbermeisters. Hierin ist sonach jedem Handwerk eine gewisse Selbst ständigkeit gegeben. ; Das Statut ist an der Hand des Reichs-Normalstatuts ent worfen worden. Wegen der vielfachen Abweichungen von letzterem würde aber der Entwurf vor seiner Unterzeichnung der Begutachtung der K. württ. Centralstelle fr Gewerbe und Handel in Stuttgart unterfiellt; zur Zeit befindet fich az Statut noch bei der K. Kreis— regierung zum Bebuf der erforderlichen Genehmigung. .

Diekes Statut hat unverkennbar die Absicht, das Auseinander— gehen der Handwerker in kleine Innungen zu verhindern und die im Gewerbeverein vorhandenen Kräfte aus der Klasse der Nichthandwer ker Durch den unberührt bleibenden Bestand desselben für die Innung zu erhalten. . .

Die rvorstehenden Ausführungen berechtigen zu der Ansicht, daß die Centralisirung des Innungswesens in Beziehung auf die gemein⸗ schaftlichen Angelegenheiten der andwerker eine. Lebe nz frage der Gewerbevereine geworden ist. Es darf daher als eine dringende Aufgabe der Gewerbevereine bezeichnet werden, sich zuf Grund des Reichsgefetzes in der Art zu reorgani⸗ firen, daß alle Gewerbe ohne Unterschied in Form einer Gesammt innung unter derselben wie seither vereinigt bleisen und nur die Ord— nung der besonderen Einrichtungen eines Handwerks der Regelung durch Nebenstatuten überlassen ist.

Archiv für Post und Telegraphie. Nr. 3. Jnhalt: Aktenstucke und Aufsätze: Die Stadt-Fernsprecheinrichtung in Berlin. (Fortfetzung) Die Betriebseinrichtungen der. Eisen bahnen in den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Octschaftsverzeichnisse bei den Post- und Telegraphenanstalten. Kleine Mittheilungen; Urtheil des früheren französischen Minister Lon Say über den Weltpostver— trag. Kanal zwischen der Nordsee und dem Kattegat. Aus— führungsbestimmungen zu dem französischen Gesetz⸗ betreffend die Ausgabe gestempelter Briefumschläge und gestempelter Streifbänder. Aenderungen in der Konstcuktion der Stanzenblitzableiter. Direkte Eifenbabn Calais-⸗Marseille. Literatur des Verkehrswesens: Tatechismuz der elektrischen. Telegraxhie, Von Professor De K. Ed. Zetz we, Telegraphen⸗Ingenieur im Reichs-Postamte. Sechste, völlig ümgearbeitete Auflage. Mit 315 in den Tert gedruckten Abbildungen. Leipzig, Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber. 1883. Preis 4 0 Zeitschriften⸗ Ueberschau.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ beits amts sind in der 7. Jahreswoche von je 100) Bewohnern auf den Jahresdarchschnitt berechnet als gestorb en gemeldet: in Berlin 21,9, in Breslau 3,2, in Königsberg 36.1, in Cöln 248, in Frankfurt a. M. 184, in Hannover 23,5, in Cassel 19, l, in Magdeburg 392, in Stettin 23,8, in Altona 29,4, in Straßburg 26,8, in Metz 16,0, in München 5440, in Nürnberg 27,7, ig Augsburg 32,8, in Dres den 23,65, in Leipzig 21,4, in Stuttgart 21,5, in Braunschweig 17.9. in Karlsruhe 20,9, in Hamburg 26,6, in Wien 33,9, in Budapest 30,0, in Prag 38,8, in Triest 27,7, in Krakau 39,2, in Basel 21.4, in Brüssel 23,, in Paris 280, in Amsterdam 32.1, in London 26, l, in Glasgow 29,5, in Liverpool 212, in Dublin 39, l., in Fdinburg 2270, in Kopenhagen 25.2, in Stockholm 31,7“, in Chri⸗ stiania 17,1, in St. Petersburg 39,5, in Warschau 349. in Odessa ?, in Rom 203, in Turin 25,2, in Bukarest 31,B7, in Madrid in Alexandrien (Egppten) 44,1. . In der Zeit vom 21, bis 27. Januar in Nem-YJork 27,4 in Philadelphia 24,4, in St. Louis 27,0, in Cincinnati 20,l, in Chicago. in San Franzisko 25.5, in Kalkutta 38,5, in Bombav 30,1, in Madras 33,6.

Beim Beginn der Woche waren an den meisten deutschen Beobachtungsorten südliche und südwestliche, in Heiligenstadt und Berlin füdoͤstliche Windrichtungen vorherrschend, die aber bald all gemein (an den Oststationen etwas später) nach Ost und Südost gingen und an den östlichen und mitteldeutschen Stationen mit Nord- 5st und Südwest wechselnd, bis jum Schluß der Woche vorwiegend blieben. An den nord-, west- und süddeutschen Stationen ging der Wind um die Mitte der Woche nach West und Südwest, in Karlsruhe bis nach Nord und in den letzten Tagen der Woche in Bremen und Cöln bis nach Nordwest, in Karlsruhe bis nach Nordost. Die Temperatur der Luft entsprach in München dem rieljährigen Durch schnittsmittel, an den übrigen Stationen lag sie zum Theil er— heblich über der normalen. In den letzten Tagen der Woche berrschte an den mitteldeutschen und östlichen Stationen mäßiger Frost. Niederschläge fielen nur in West« und Süddeutschland in ergiebigem Maße. Der beim Wochenbeginn mäßig hohe Druck der Luft nahm im Laufe der Woche zu und erreichte am Schluß derselben allgemein einen hohen Stand.

Die Sterblichkeit hat im Allgemeinen in der Berichtswoche in den meisten größeren Städten Europas wieder zugenommen, doch werden aus den füddeutschen und englischen Städten vielfach kleinere Sterblichkeitsverhältnißzahlen gemeldet. Für die deutschen. Städte stieg die letztere auf 25,9 von 25,5 der Vorwoche (pre Mille und Jahr) und zeigt das kindliche Alter eine geringere, die höheren Alters Flassen eine größere Betheiligung an der Sterblichkeit. Von 10090 Lebenden starben pro Jahr 77 Säuglinge gegen 78 der Vorwoche lin Berlin 760, in München 139).

Unter den Todesursachen erfuhren von den Infektionskrankheiten Masern, Diphtherie und Pocken eine erheblichere Ab-, Scharlach, Ferchhusten und Unterleibsivphus eine größere Zunahme. Todesfälle an Masern waren nur in Nordhausen, Stockbolm, Alexandrien häu⸗ figer, in München, Bamberg, Weimar seltener. Scharlachfieber führten in Dresden, Glauchau, Frankfurt 4. O., Hamburg, Barmen, Elberfeld, St. Petersburg häufig zum Tode. In Berlin nahm die Zahl der Sterbefälle ab. Diphtherie zeigte einen bedeutenderen Nachlaß der Sterbefälle, besonders in Berlin, Danzig, Elbing, Königsberg, Elberfeld, Crefeld, obwohl die Zahl der durch sie hervor⸗ geruenen Sterbefälle sowohl in den genannten Städten, als auch

in Läbeck. Breslau, Nürnberg, Leipfig. Mänchen Maadeburg, Ham⸗ kurg, Sannover, Amsterdam, Yaris, St. Petersburg, Warschau zum Theil eine nob größere als in der Vorwoche geworden ist. Eroup sfübrte mehr Todesfälle berbei. Der Keuchhusten, sowie überhaupt entzündliche Erkrankungen der Atbmungzorgane, erstere besonders in Danzig, Kiel, Stuttgart, Nürnberg, Magdeburg, Elberfeld, Mann— beim, Berlin, Wien, führten bäusiger zum Tode. Darm katarrbe der Kinder zeigten keine wesentliche Veränderung in ihrem Vor—⸗ kommen. Wohl aber waren typhöse Fieber bäufiger und riefen in Breslau, CFemnitz, Dortmund, Berlin, Budapest, Warschau, Bukarest und Alerandrien mebr, in Prag und Paris etwas weniger Todes— fälle hervor. Sterbefälle an Flecktyphus kamen aus deutschen Städten keiner, aus Amsterdam, Warschau, Valencia, Murcia, London ver einzelt, aus Wien und St. Petersburg je 3 zur Berichterstattung. Pockentodesfälle kamen aus deutschen Städten nur 2, aus Heilbronn und Metz je 1 jur Anzeige. Auch aus Budavpest, Genf. Amsterdam, Krakau, London, Brüssel, Birmingham, Granada, Lissabon wurden vereinzelte oder nur wenige, aus Wien, Valencia, Rotterdam, War⸗ schau, Murcia, Alexandrien mehrfache Pockentodesfälle gemeldet. In größerer Ausdehnung traten Pocken in New-⸗Orleans, Paris, St. Petersburg und Baltimore auf. Auch in Rio de Janeiro grassirten im Dezember die Pocken heftig.

Stockholm, 17. Februar. Nach dem in diesen Tagen veröffent⸗ lichten Bericht des Königlichen Kommerzkollegiums er Schwedens Bergbau und Montanindust rie im Jahre 1881 waren 699 Gruben behufs Eisenerzgewinnung in Betrieb, jedoch gabe nur 442 Gruben solches im Betrage von 198312724 Ctr.; außerdem wurden 12 319 Ctr. See und Sumpferz gewonnen. Während des Jahres waren 1397 Hochöfen in Betrieb und produzirten dieselben Io 116 832 Etr. Gußeisen und 125 660 Ctr. Gußeisenwaaren. Die größte Produktion an Gußeisen in ganz Schweden hatte Hofors Eisen werk mit 237 535 Ctr. An Gußeisenwaaren wurden außerdem noch 324 675 Ctr. erzeugt. Die Stangeneisenfabrikation wurde in 276 Werken mit 745 Schmeliberden oder Schmelzöfen betrieben und belief sich auf 5586 523 Ctr. An Schmelstücken betrug die Produktion 3215141 ECtr. und an Stahl 1169 4865 Ctr, koron 25 205 Ctr. Bessemerstahl. In der Eisen⸗ und Stahl⸗ manufakturbranche waren 159 Werke beschäftigt, deren Gesammt— produktion 893 113 Ctr. umfaßte An Erjen anderer Art wurden außerdem gewonnen: Silber und Bleierze (aus 27 Gruben) 276 845 Etr, Kurferer; (14 Gruben) 690 207 Ctr., Kobalterz (4 Gruben) 13 096 Ctr, Nickeler; (1 Grube) 50 Ctr., Zinkerz (21 Gruben) 1036 654 Ctr, Manganer; (6 Gruben) 398 022 Cir., und Schwefel kies (1 Grube) 31 905 Ctr. An edlen Metallen wurden gewonnen: Gold lin dem Silberbergwerk König Gustav III. zu Falun) 4 Pfd. 7 Ort 34 Korn, Silber 2768 Pfd. 75 Ort 45 Korn, Kupfer 23 868 Ftr., Rickel 188 Gir, ferner Blei 8982 Ctr., Zink 121 572 Ctr. Staffblende und 317 152 Ctr. Waschblende, Kobalt 10945 Pfd. Braunstein 759 Ctr. Schwefel 3374 Ctr., Eisenvitriol 8295 Ctr. other Scker 295 652 Etr., Alaun 6059 Cir, Bleier; 919 Ctr, Stein kohlen 5635 39 Kubikfuß. In allen Gruben- und Hüttenwerken waren 29 553 Arbeiter beschäftigt. Durch Unglücksfälle wurden im Jahre 1881 19 Arbeiter getödtet und 265 verletzt.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Im Verlage der Königlichen Hofbuchhandlung von Ernst Sieg— fried Mittler und Sohn hierselbst ist kürzlich die Geschichte zweier weiterer Regimenter der Königlich preußischen Armee erschienen, nämlich:

I Geschichte des 8. Westfälischen Infanterie⸗Regi— ments Nr. 57. 1860— 1882. Im Auftrage des Regiments be— arbeitet von A. von Schimmelmann J., Premier-Lieutenant im Regiment. Preis 7 16 Das Regiment gehört zu den in Folge der Armee ⸗Reorganisation neu formirten Regimentern und umfaßt seine Geschichte daher den verhältnißmäßig kleinen Zeitabschnitt von kaum 22 Jahren. Gleichwohl erscheint die vorliegende Zusammenstellung aller dasselbe näher berührenden Begebenheiten als eine verdienst— liche Arbeit. Denn es ist dem Regimente vergönnt gewesen, sowohl an dem Feldzuge ron 1866, wie namentlich an demjenigen der Jahre 1870/71 hervorragenden Antheil zu nehmen und sich in 21 Schlachten und Gefechten auszuzeichnen. Der Inhalt ist in chronologischer Anordnung auf fünf Abschnitte vertheilt. Nachdem in den beiden ersten Abschnitten über die Stiftung des Re⸗ giments und die ersten Friedensjahre von 1860 bis 1866 kurz berichtet worden, erzählt der dritte längere Abschnitt von der Theilnahme des Regiments an dem Feldzuge von 1866. In dem folgenden Abschnitte: „Vier Jahre in Hannover“ schildert der Verfasser in aller Kürze die Friedensthätigkeit während der Jahre 1866 bis 1370, um sich dann in dem Haurtabschnitte des Buches der Darstellung des Feldzuges von 1876/71 zuzuwenden. Der kurze Schlußabschnitt ist der ,, von 1871 bis 1882 gewidmet. Eine Reihe von Anlagen

ringt verschiedene Verzeichnisse, Rang und Verlustlisten 2c. Außer—

dem sind dem Buch vier Karten: über die Schlachten bei Königgrätz, bei Vionville-⸗Mars la Tour, bei Beaune la Rolande, und zu den Operationen auf dem südwestlichen Kriegsschauplatze in Frankreich beigegeben. Einen ansprechenden Titelschmuck bildet das wohlgelun⸗ gene Portrait des verstorbenen früheren Chefs des Regiments, des verdienten General der Infanterie von Schwartzkoppen.

27) Kurzer Abriß der Geschichte des 2. 5annoverischen Infanterie-⸗-Regiments Nr. 77. Nach den Akten und Kriegs— tagebüchern für die Unteroffiziere und Mannschgften zusammengestellt von Lau, Hauptmann und Compagniechef. Preis 1 S6 50 3. Auch dieses Regiment gehört zu den erst durch die Armee-Reorgani— sation neu errichteten Regimentern. Nach einem kurzen einleitenden Kapitel über die Formation und Etlebnisse in der Garnison bis zum Rriege 1870,71 beschäftigt sich der Haupttheil der kleinen Schrift sachgemäß mit der ge-, drängten Darstellung der Ereignisse in dem Kriege von 1879/7, an denen rühmlichen Antheil zu nehmn dem Regimente beschieden war. Das erste Kapitel „von Saarbrücken bis Rocroy“ rekapitu⸗ lirt hier die wichtigsten Momente über die Schlachten bei Spicheren, Celombey und Nouilly, das Gefecht im Bois de Baux die Schlacht bei Gravelotte, die Einschließung von Metz, die Belagerungen von Diedenhofen, Montmédy und Mezieres und schließlich den Handstreich auf Rocroy. In dem zweiten Kapitel: „Bei der Südarmee“ wird von dem Vormarsch gegen Langres, dem Avantgardegefecht bei Bugnieres und Marac, den Vor⸗ marfch gegen die Schweizer Grenze und den Gefechten bei Sombacourt und Chaffbis berichtet. Kurz erwähnt wird alsdann noch der Ereignisse bis zum Rückmarsch, der Rückkehr und des Einzuges. Die Friedensjahre 1572 bis 1881 bilden das Thema des Schlußkapitels. Auch dieser Schrift sind mehrere Listen und Verzeichnisse sowie sieben Terrain sfizzen von Spicheren, Metz, Diedenhofen, Montmeédy, Mezisres, Marac und Sombacourt-Chaffois als Anlagen beigefügt. Zur Zierde gereicht dem Büchlein das dem Titel vorangestellte Bildniß des Regi⸗ ments⸗Chefs, des Hrn. Kriegs⸗-Ministers, Generals der Infanterie von Kameke. .

Nach Abschluß des großen Werkes über den Krieg von 1870371 ist der Große Generalstab nunmehr mit einer neuen Unternehmung an die Oeffentlichkeit getreten, welche gleichfalls im Verlage von E. S. Mittler u. Sohn, Königl. Hofbuchhandlung hierfelbst, unter dem Titel: Kriegsgeschichtliche Einzel“ fchriften, herausgegeben vom Königlichen, Großen Generalstabe, Abtheilung für Kriegsgeschichte, erscheint. Ueber Anlaß und Zweck dieser Veröffentlichungen äußert sich der Gencralstab wie folgt: „In den zusammenhängenden Dar— stellungen der von uns geführten Kriege können die einzelnen Er— eigniffh im Hinblick auf die Uebersichtlichkeit des Gesammtverlaufes nicht immer so ausführlich behandelt werden, als dies an fi wünschenswerth wäre. Der Generalstab beabsichtigt daher neben größeren geschichtlichen Werken fortan auch eingehendere Schilderungen einzelner Begebenheiten zu veröffentlichen. Dabei sollen besonders Vorgänge aus dem letzten Kriege ins Auge gefaßt werden, soweit sie dazu geeignet erscheinen, Aufschlüsse über wichtigere Fragen der

Truppenführung zu geben, namentlich über den Gebrauch und die Leistungen der einzelnen Waffen, den Sicherbeitsdienst und kleinen Krieg, das Befestigungswesen, die Zusammensetzung, Ausrüstung und Erhaltung der Heere. Auch in Bezug auf die Geschichte der früheren Kriege enthält das Archio des Generalstabes viel zu gesonderter Her⸗ ausgabe Geeignetes, dessen Veröffentlichung die Anschauungen vom Kriege bereichern, sowie eine tiefere und richtigere Beurtheilung der Ereignisse und der an denselben betheiligten Personen ermöglichen wird.“ Solchen Aufgaben sollen die nunmehr in zwangslosen Deften er⸗ scheinenden Kriegsgeschichtlichen Einzelschriften dienen, in welchen unter Anderem folgende Arbeiten und Handschriften zum Abdruck ge⸗ langen werden: Die Unternehmung des Detachements v. Boltenstern im Loir⸗Thal am 26 und 27. Dejember 1870. Der Ueberfall von Fontenor sur Moselle am 22. Januar 1571. Der Zug der 6. Ka— vallerie⸗Division in der Sologne ß. bis 15. Dezember 1870. lacht von Loigay⸗Poupry. Langres im Verlaufe des Krieges von 1870 71 ausgeübt hat. Die preußischen Truppen⸗ Bewegungen im Jahre 1805. Tagebuch des Majors v. Wienskowski vom 1. Bataillon Garde während der Kriegsvorbereitungen von 1895. Nachrichten über Preußen in seiner großen Katastrophe (1806). Hinterlassene Handschrtift des Generals v. Clausewiz. Uebersicht des Feldzuges in Bayern vom Jahre 1809. Führten die preußi⸗ schen Regimenter zur Zeit des siebenjährigen Krieges Stamm nummern? Biographie des Generals von Fink. Auf diese dem Geschichtsfreunde und Kenner wie dem Militär gleich werth⸗ vollen Publikationen ist eine Subskription, die sich auf je 6 Hefte einen Band bezieht. Es ist beabsichtigt, jährlich etwa 3 Hefte mäßigen Umfangs und in zwangsloser Reihenfolge auszugeben. deren Preis für die Subskribenten sich auf ca. 2 2.50 6 für das einzelne Heft stellen wird. Im Einzelrerkauf wird der Preis der Hefte erhöht; der des 1. Heftes bei Eigzelbestellungen auf dasselbe, sobald das 2. Heft erschienen ist. Das 1. Heft, 8 Druckbogen und Karten umfassend, ist soeben ausgegeben worden. Dasselbe enthält einen Beitrag zur älteren preußischen Kriegsgeschichte:; Die Kriegs Vorbereitungen von 18054, die infolge der französischen Ge⸗ bietsverletzung von Ansbach (Oktober 1805) begannen und durch die Schlacht bei Austerlitz (2. Dezember) ihr Ende fanden; sodann eine Darstellung, gewidmet dem rühmlichen Durchbruch des Detachements ron Boltenstern bei Montoire durch die mit Uebermacht dasselbe umzingelnden französischen Truppen (26., 27. Dezember 1870). Vier Karten in Buntdruck erläutern den Tert.

Joseph Baer & Co., Buchhändler und Antiquare in Frankfurt a. M., Paris und London, haben wiederum zwei Kataloge, Lagerkatalog 123 und Antigquarischer Anzeiger Nr. 329, veröffentlicht. Der erstere enthält ein Verzeichniß von 1055 Schriften über National⸗Oekonomie in englischer und französischer Sprache, unter denen sich viele wichtige Werke befinden; der antiquarische Anzeiger aber unter dem Titel „Miscellanea“ führt 236 Schriften auf, die, des verschiedenartigsten Inhalts, sich auf fast alle Länder Europas beziehen, aus dem 19., 18., 17. und 16. Jahr⸗ hundert datiren und in ihrer Mehrzahl mehr oder weniger selten find. Unter denselben befinden sich z. B. E. A. ossi La Roma sotte- ranea. Anglerii. Opus Epistolarum, Bethlen Historiarum Panonico— Dacicarum Jsihri X., Boljarnthal Skizzen zur Kunstgeschichte der modernen Medaillen-Arbeit, Briefe an Merck von Goethe, Herder, Wieland u. f. w., Callejo y Angulo Description de l'isle de 8icile. Chabert Journal du sièége de Metz en 1552, Chansons populaires grecques. Ducatiana ou remarques sur divers sujets d'histoire et de littérature. Falbe Recherches sur lemplacement de Carthage. Hagnisches Originales Münzkabinet in Nürnberg u. s. w. u. s. w.

Christiania, 20. Februar. Zu der Herausgabe des General⸗ berichts über die norwegische Expedition zur Unter— suchung des nördlichen Theils des Atlantischen Ozeans und des Polarmeeres sind bisher 79097 Kronen bewilligt worden, und zu gleichem Zweck hat jetzt die Regierung 17000 Kronen für das nächste Finanzjahr zu bewilligen beantragt. Außer einer Ab— handlung des Hrn. H Friele über die Mollusken soll noch eine Ab— handlung des Professor Mohn über Tiefseetemperatur und die Bewe— gungen des Meeres zunächst Aufnahme in dem Bericht finden. Später sollen dann noch größere Abhandlungen von Prof. G. O Sars. Dr. Daniel⸗ fen, Dr. Koren und Dr. G. A. Hansen folgen. Die Fertigstellung des Berichts wird somit noch mehrere Jahre und die Aufwendung beträchtlicher Geldmittel beanspruchen.

Gewerbe und Handel.

In Malaga sind vor Kurzem einige Fälle von Trichinose vorgekommen, welche nach den angestellten Ermittelungen zum Theil auf ö. Genuß von Schinken amerikanischen Imports zurückzufüh— ren sind.

Der Aufsictsrath der Süddeutschen Bodenkredit⸗ bank in München hat beschlossen, auf das erhöhte Aktienkapital 6 ** Dividende zu vertheilen. Außerdem werden 313 000 M zur TAlgung des Disagios verwandt, 87 000 M gehen an den Reserve— fonds und 446 000 „S werden auf neue Rechnung vorgetragen.

London, 26 Februar. (W. T. B.) Bei der am Sonnabend stattgehabten Wollauktion waren Preise unverändert. Ton weniger fest.

Verkehrs⸗Anstalten.

Das Kursbureau des Reichs-Postamts hat eine Uebersichts⸗ karte der überseeischen Postdampferlinien im Welt- post verein unter Berücksichtigung der Postoerbindungen nach den außereuropäischen Konsulatsorten nach dem Stande vom 1. Januar 1883 bearbeitet und in der Reichsdruckerei durch den Druck verviel⸗ fältigen lassen. Auf der Karte, auf welcher die Staaten des Weltpostvereins durch gelbe Farbe hervortreten, sind alle Dampfschiffs⸗Verbindungen durch Linien angedeutet, deren Verschiedenheit auch die Nationalität der Schiffe erkennen läßt, welche diefe Linie befahren. Dem Rande ist dann noch ein ebenfalls nach der Nationalität geordnetes Verzeichniß der 85 Routen mit den Zwischenstationen und Seitenlinien aufgedruckt, welches die Entfernungen und die Dauer der Reise ersichtlich macht. Die Karte gewährt in ihrer Anordnung nicht nur einen praktischen Ueberblick, sondern sie verdeutlicht auch den großen Umfang, welchen der Weltpostverein be⸗ reits erhalten hat, und den regen Verkehr, welcher innerhalb desselben ö geordneter Weise herrscht. Der Druck der Karte ist vorzüglich ge⸗ ungen.

Triest, 27. Februar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Jupiter“ ist gestern Abend mit der ostindischen Ueberlandpost aus Alexandrien hier eingetroffen.

Southampton, 26. Februar. (W. T. B.). Der Dampfer des Rorddeutschen Lloyd . Elbe ist hier eingetroffen. Plymouth, 26. Februar. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer . Westphalia ' ist hier eingetroffen.

Sanitätswesen und Quarantänewesen.

Nach Inhalt einer Bekanntmachung des dänischen Justiz⸗Ministe⸗ riums vom 26. d. M. sind die Quarantänemaßregeln, welche feiner Zeit wegen der in Christiansand ausgebrochenen Pocken⸗ epidemde gegen die von dort nach Dänemark kommenden Schiffe angeordnet worden waren *, nunmehr wieder aufgehoben worden.

) Conf. „Reichs ⸗Anzeiger Nr. 231 von 1882.