1883 / 53 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 02 Mar 1883 18:00:01 GMT) scan diff

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung = n der Abgeordneten befindet sich in der Ersten eilage.

In der heutigen (39.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten von Goßler sowie zahlreiche Kommissarien beiwohnten, setzte das Haus die zweite Berathung des Staats⸗ haushalts für 188384 beim Etat des M inisteriums der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗ Angekegenheiten, Kay. 123 Tit. 20, fort und berieth zu aͤchst den zu diesem Kapitel vom Abg. Br. Schultz (Bochum) gestellten Antrag. Der Antrag lautet:

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen:

die Königliche Staatsregierung aufzufordern, einen Organi« sations⸗ und Finanzplan bezüglich des dem Kultus⸗Ministerium k niederen technischen Schulwesens baldmöglichst vorzu⸗

eg n.

Der Antragsteller erklärte, daß die Reorganisationen von 1870 und 1879 den Todeskeim in die preußischen Ge⸗ werbeschulen getragen hätten, indem diese vor Aufgaben gestellt würden, an deren Lösung sie scheitern müßten. Die Reorganisation von 1870 habe die durchaus ungenügenden mittleren Gewerbe⸗ schulen eingeführt. Diese gewährten nicht diejenige praktische Aus⸗ bildung, welche ein späterer technischer Beruf erfordere. Die bloße Zulässigkeit der praktischen Ausbildung genüge nicht, da die wenigsten Schüler davon Gebrauch machten. Die Regierung selbst' hoffe von den mittleren Gewerbeschulen nichts, wie aus der Denkschrist von 1870 über die Ent— wickelung der preußischen Gewerbeschulen hervorgehe. In diesen Schulen sammelten sich diejenigen jungen Leute an, denen die technische Hochschule wegen ihrer wissenschaftlichen Ansprüche, und die niedere Meisterschule wegen ihrer harten Arbeit zu schwer würden. In solchen Fachschulen müßten entweder Ingenieure oder Meister erster Klasse ausgebildet werden. Redner erläuterte die Unzulänglichkeit der jetzigen Gewerbeschulen durch eine Reihe siatistischer Angaben. Um das deutsche Handwerk zu heben, müsse man entweder das Wissen des Ar⸗ beiters erweitern oder den Formensinn in das Handwerk hineintragen; beide Wege führten zur Fachschule. Redner verwies auf die ungleich größeren Resultate, die Frankreich, Württemberg und Sachsen auf diesem Gebiete erzielt hätten, und bat schließlich, seinen Antrag anzunehmen und so dem Lande zu zeigen, daß, wo es sich um Hebung des Meister— standes handele, kein Widerstreit, sondern nur ein Wett— streit zwischen den Parteien bestehe.

Ver Regierungskommissar, Geheime Ober⸗Regierungs⸗ Rath Lüders entgegnete, daß in der Denkschrift die Wünsche der Regierung ausgesprochen seien, aber zu deren voller Ver⸗ wirklichung habe es an dem nothwendigen Geld gemangelt. Es seien für die in Rede stehen— ben Schulen 205 0600 660 jährlich ausgegeben worden, aber schon 1879 habe er deni Hause erklärt, daß man in Deutschland nur durch bedeutende Mittel die Nachbarstaaten erreichen könnte; die Regierung thue mit den ihr zu Gebote stehenden Mitteln, was sie könne. Frankreich selbst beginne die Konkurrenz Deutschlands zu fürchten; ein dortiger Industrieller habe anerkannt, daß die französischen Fabrikate den deutschen nur noch durch Geschmack überlegen seien. Wolle man unserem Vaterlande nutzen, so möge man zur Verbreitung bes Geschmackes beitragen. Die von dem Vor— redner gewünschte praktische Ausbildung sei auch eine For⸗ derung der Regierung, wie aus der Denkschrift hervorgehe, Man müsse aber Rücksicht nehmen auf Diejenigen, welche nicht wünschien, daß ihre Söhne zu Werkmeistern ausgebildet würden, sondern nur, daß sie einen Ueber lick über ihr zu⸗ künftiges Geschäft erhielten und zur Leitung desselben besähigt würden.

Der Abg. Janssen glaubte, daß ein einheitlicher Organi⸗ sationsplan sür das gesammte Fachschulwesen kaum möglich sei. Er halte ebenfalls die der Regierung auf diesem Gebiete zur Verfügung stehenden Mittel für un⸗ genügend; bei der großen sozialen Bedeutung dieser Schulen bitte er die Regierung, im nächsten Etat hier eine größere Summe auszuwerfen und von der Unterstützung Seitens der betr. Gemeinden möglichst Abstand zu nehmen.

Der Regierungskommissar, Geh. Ober⸗-Regierungs-Rath Pr. Wehrenpfennig erklärte, daß bez. der praktischen Vor⸗ bildung als Bedingung zur Aufnahme in die mittleren Fachschulen die Ansichten in gewerblichen und industriellen Kreisen sehr getheilt seien. Eine Autorität auf diesem Ge— biete, der Direktor der Staatsgewerbeschule zu Brünn, habe diese Vorbildung in den Werkstätten als nutz- und zwecklos er—

kannt. Der Abg. Schultz brauche nicht zu fürchten, daß die Regierung

über die gewerbliche Fachschulen die Werkmeisterschulen ver— nachlässige; nur so weit es die bescheidenen Mittel erlaubten, würden jene Schulen errichtet, und er bitte, doch denselben nicht jedes Wohlwollen zu versagen.

Der Abg. von Schenckendorff bedauerte, daß drei Viertel der gesammten Kosten für das höhere und nur ein Viertel für das niedere technische Unterrichtswesen verwendet würden. Auf diesem Gebiete stehe man in Deutschland noch vor ganz unfertigen Zuständen, mit anderen Ländern, nament— lich mit Oesterreich verglichen. Daß es der Regie— rung an den nöthigen Mitteln gefehlt habe, und daß sie mit den ihr gegebenen Mitteln das Mögliche geleistet habe, erkenne er an; aber warum lege denn die Regierung nicht, wie es in anderen Ländern geschehen sei, einen Organisationsplan vor, der in großen Grundzügen die Auf⸗ gaben der niederen technischen Unterrichtsverwaltung enthalte? In der Denkschrift von 1870 habe die Regierung anerkannt, daß man der Kunst wieder Eingang in das Gewerbe ver— schaffen müßte. Sie habe dies durch Anlegung von gewerb⸗ lichen Zeichenschulen bewirken zu können geglaubt, habe aber bald gefunden, daß eine Reform des Zeichenunterrichts von unten herauf nothwendig sei. Der Modellirunterricht würde mit Unrecht für die letzte Stufe des Zeichenunter— richts gehalten; bei guter, spystematischer Anleitung leisteten schon ganz junge Knaben hierin eBdeuten⸗ des. Er bitte die Regierung, hierauf ihre Auf— merksamkeit zu richten. Redner plaidirte sodann für eine Erweiterung der gewerblichen Fortbeldungsschulen, bei denen nur die eine Schwierigkeit vorhanden sei, daß das Schüler⸗ material derselben sehr ungleich vorgebil det sei. Daß der Staat alle Fachschulen übernehme, könne er nicht billigen. Die Kom⸗ munen zunächst möchten die sachlichen Kosten tragen und der Staat nur da eintreten, wo ein staatliches Interesse vorliege. Das von dem Antragsteller gewünschte Gesetz könne, wenn es

. er bitte, diesen Antrag möglichst einstimmig anzu⸗ nehmen.

Der Regierungskommissar, Geheime Ober⸗Regierungsrath Lüders, gab bez. der Zeichenschulen die Auskunft, daß ein Or⸗ ganisationsplan derselben schon ausgearbeite worden, aber aus verschiedenen Rücksichten einer nochmali en Prüsung unterworfen worben sei. Auch der Abg. Frhr. von Minnigerode trat für den Antrag Schultz ein und bat nur, in Ergänzung desselben auch dem Lehrlingswesen eine größere Ausmerksamkeit zuzu⸗

wenden. Der Antrag wurde mit großer Mehrheit angenommen. Berathung des Tit. 20

Hierauf ging das Haus zur ) (Köninliche Porzellan⸗Manufaktur, Besol dungen) über. GBei R Blattes erhielt der Abg. Dr. Reichensperger (Cöln) as Wort.

Der Präsident des Herrenhau ses, Herzog von Ratibor, hat den Mitgliedern durch Cirkular vom gestrigen Tage mitgetheilt, daß am Mittwoch, den 14. März d. J., und den folgenden Tagen Plenarsitzungen des Herrenhauses stattfin zen werden.

Nach Mittheilungen aus Italien ist von der Artillerie⸗Direktion der Gießerei zu Genua für den 13. März d. Is. bis 3 Uhr Nachmittags eine Su b⸗ mission auf die Lieferung von 250 t Koaks zum Tax⸗ werthe von 16 250 Lire ausgeschrieben worden.

Ueber die speziellen Bedingungen ist das Nähere an Ort und Stelle einzusehen. :

Ein Schuldner, welcher bei einer ihm drohenden Zwangsvollstreckung, in der Absicht, die Befriedigung des Gläu⸗ digers zu vereiteln, eine Hypothek für eine ganz oder theil⸗ weise fingirte Schuld auf sein Grundstück bestellt und da—⸗ durch das Grundstück so hoch belastet, daß die Zwangsvoll— streckung in dasselbe völlig aussichtslos wird, ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafsenats, vom 11. Ja⸗ nuar d. J, aus §. 288 des Strafgesetzbuchs wegen strafbaren Eigennutzes zu bestrafen. In demselben Urtheil hat das Reichsgericht ausgesprochen, daß eine drohende Zwangs— vollstreckung“ im Sinne des 8. 288 Str. G. B. bei For⸗ derungen, bei welchen mit dem Eintritt ihrer Fälligkeit keine Befristung, sondern sofortige Baarzahlung oder unverweilte gerichtliche Geltendmachung der Forderung gebräuchlich ist, schon dann angenommen werden kann, wenn der Gläubiger nur wegen Zahlung gemahnt, aber noch keine gerichtlichen Schritte zur Beitreibung der Schuld gethan hat.

Unter den Deputationen, welche von Ihren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten dem Kron—⸗ prinzen und der Kronprinzessin am 27. v. M. in der Neuen Galerie des Königlichen Schlosses empfangen wur— den, befand sich auch die Vertretung des Grundbesitzes der Insel Rügen, als deren Sprecher der Fürst zu Putbus fungirte.

Der Kaiserliche Gesandte am Königlich dänischen Hofe, Wirkliche Geheime Rath von Philipsborn hat Kopen⸗ hagen mit Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungirt der e tn e . är Freiherr von Gutschmid als interimistischer Geschäft träger.

Der Kaiserliche Gesandte bei der schweizerischen Eid⸗ genossenschaft, Wirkliche Geheime Legations⸗-Rath und Kammer⸗ herr von Bülow ist vom Urlaube nach Bern zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

S. M. Kanonenboot „Albatroß“, 4 Geschütze, Kommdt. Korv.⸗-Kpt. von Pawelsz, ist am 25. Januar er. in Paysandu, .

S. M. S. „Moltke“, 16 Geschütze, Kommdt. Kpt. z. S. Pirner, am 9. Januar er. in Corral eingetroffen.

Bayern. München, 1. März. (W. T. B.) Bei der heute hier stattgehabten Ersatzwahl zur Abgeordneten⸗ kammer wurde der Kandidat der patriotischen Partei, Pr. Orterer, mit 168 Stimmen (30 Stimmen mehr, als die abselute Majorität betrug) zum Abgeordneten gewählt.

Traunstein, 2. März. (W. T. B.) Bei der Land⸗ tagswahl wurde Dr. Rittler mit 10 von 112 Stimmen wiedergewählt.

Mecklenburg. Neu⸗Strelitz, 2. März. (W. T. B.) Der Prinz von Wales ist heute Mittags 1231/9 Uhr hier eingetroffen und auf dem Bahnhofe, wo eine Ehrenwache auf⸗ gestellt war, von dem Großherzog, der Großherzogin und dem Erbgroßherzog unter dem Jubel der Beyölke— rung empfangen worden.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 28. Februar. (Els. Lothr. Ztg.) Die 14. gestrige Landesausschußsitzung er— hielt ein ziemlich lebhaftes Interesse durch den auf der Tages— ordnung als 2 Gegenstand stehenden Antrag Fuchs und Ge— nossen, betreffend die Verpachtung der administrirten Jagden und die Verwendung des Ertrages derselben zur Unterstützung der französischen Militärpensionäre, welche nicht für Frankreich optirten. Zu seinem Antrag ergriff Hr. Fuchs das Wort, um denselben eingehend zu begründen. Hr. Grad machte dem Antragsteller gegenüber die Finanzlageè des Landes geltend, welche ihm nicht erlaube, eine dem Reiche zukommende Aus⸗ gabe zu übernehmen. Hr. Unter-Staatssekretär Dr. von Mayr hob sodann Hrn. Fuchs gegenüber hervor, daß die theilweise Administration der Jagden bisher im Landesausschuß stets im Prinzip anerkannt wor⸗ den sei; eine Meinungsverschiedenheit habe nur betreffs des Umfangs der administrirten und der verpachteten Jagden bestanden. Im Prinzip habe man jedoch die Frage selbst als gelbst betrachten können, und es scheine deshalb nicht geboten, dieselbe wegen einer gar nicht mit ihr im Zusammenhange stehenden Frage wieder anzuregen. Zu dem von Herrn Fuchs und Genossen' beabsichtigten Zweck würde übrigens die von Hrn. Fuchs vorgeschlagene Maßregel nur sehr ungenügende Mittel bieten. Da man von einer vollständigen Entschädigung der Militärpensionäre absehen müsse, weil hierzu 146 900 6 erforderlich seien, während die Ausführung des Antrags Fuchs nur ca. 40 000 S6 ergeben würde, so könne dann die Unterstützung nur den Charakter eines Almosens tragen und würde von den Pensionären selbst, wegen des zur Ermitte⸗ lung der Unterstützungsbedürftigkeit nothwendigen Eindringens in Privatverhältnsse sehr mißliebig aufgenommen werden. Am gerathensten könne es unter diesen Umständen sein, pro⸗ visorisch die Aufbesserung der Pensionen auf die Landes kasse zu ubernehmen, bis die Frage wiederholt im Reichstage an⸗ geregt wäre. Die von Hrn. Fuchs angeregte halbe Maßregel

redner gegenüber bemerkt, daß die Frage der Verpachtung der abministrirten Jagden keineswegs als geloöst zu betrachten fei, und Hr. Kleinclaus die heutige mißliche Lage der Pensionäre in Elsaß⸗Lothringen hervorgehoben, welche gegen ihre eh maligen Kameraden bedeutend benachtheiligt feien und nothwendigerweise ihren früheren Entschluß bereuen müßten, wobei die Haltung der elsaß⸗lothringischen Reichstags⸗ abgeordneten in dieser Frage gestreift wurde, ergriff Abg. r Zorn von Bulach (Sohn) das Wort, um die Vertreter

lsaß Lothringens im Reichstage gegen den Vorwurf zu ver⸗ theidigen, daß sie es in dieser Frage an der nöthigen Unter⸗ stützung derselben hätten fehlen lassen. Wenn dieselben nicht regelmäßig den Reichtagssitzungen beiwohnten, so sei dies durch das Nebeneinandertagen des Reichstags und des Landesausschusses genügend erklärt. Die provisorische Uebernahme der vollen Ergänzungssumme auf bie Landeskasse sei mit Rücksicht auf die i n g. des Landes, sodann aber auch deshalb, weil sie sehr leicht dann eine definitive werden könne, nicht angezeigt. Zur Unter⸗ stützung der wirklich Bedürftigen, welche vielleicht Sache Elsaß⸗ Lothringens sein könnte, würde der Ertrag aus den zu verpachtenden Staatsjagden genügen. Nach einer Replik des Unter⸗Staatssekretärs Pr. von Mayr, welcher hervorhob, daß man aus Menschlichkeits rücksichten, die einer Unterstützung so sehr würdigen Militärpensionäre nicht unter den Folgen des Streites zwischen dem Neichs⸗ und dem Landesfiskus leiden lassen dürfe, und des Abg. Frhrn. Zorn von Bulach, welcher bemerkte, man könne diese volle Ünterstützung nur dann gewähren, wenn man Ersparnisse an anderen Orten machte, wozu die Streichung der Theater⸗ subvention, der Kosten für Unterhaltung der Kriegergrabstätten und des Gehaltes des Unter⸗Staatssekretärs des Innern vielleicht geeignet wären, einer Anschauung, der sich der Abg. Grad an⸗ schloß, bemerkte Abg. Winterer der Aeußerung des Abg. Kleinclaus gegenüber, daß nach dem einstimmigen Beschluß der Reichstagsbudgetkommission, die Kreditforderung abzulehnen, ein Eintreten der elsaß⸗lothringischen Reichstagsabgeordneten vollständig zwecklos gewesen wäre, und diese es deshalb auch an⸗ gesichts der als sicher geltenden Ablehnung im Plenum für unnöthig erachtet hätten, nach Berlin zu reisen. Der Abg. Klein⸗ claus betonte hierauf, er habe nicht eine Kritik an seinen Kollegen ausüben wohsen, sondern habe nur, wie es jedem an⸗ dern Wähler auch zustehe, den Wunsch geäußert, daß die Ab⸗ geordneten in Zukunft für diese Frage energisch eintreten möchten. Nach einigen weiteren Bemerkungen wurde der An⸗ trag Fuchs sodann an die Kommission verwiesen.

Oesterreich Ungarn. Wien, 1. März. (W. T. B. ) Das Abgeordnetenhaus setzte heute die Generaldebatte über das Budget fort. Der Finanz-Minister trat für die unveränderte Annahme des Budgets ein und wies darauf hin, daß man sich seit drei Jahren dem großen Ziele der Herstellung des Gleichgewichts im Staatshaushalt stetig nähere. Der Minister behielt sich vor, auf die Einwendungen gegen die Steuervorlage bei gegebener Ge⸗ legenheit später zu erwidern. Wenn die Linke an deren Zustandekommen nicht mitwirken wolle, dann müsse die Majorllät allein dieselben gründlich erörtern. Der Kern der Vorlage gehe nur dahin, das bis jetzt noch steuerfreie Ein⸗ kommen zu treffen. Der Minister widerlegte sodann verschie⸗ dene von den Rednern der Opposition erhobene Einwendungen und erklärte schließlich, die Regierung habe ihre erste Auf— gabe, alle Bevölkerungen Oesterreichs auf dem Boden des Parlamentarismus zu vereinigen, erfüllt, sie gehe jetzt un⸗ ablässig ihren weiteren Aufgaben nach. Coronini trat Namens seiner Partei für das Budget ein, die auf Ver⸗ föhnung und Verständigung gerichtete Idee des Ministeriums Taaffe sei nur zu billigen, er sei stets für dieselbe eingetreten, die Härten der neuen Steuervorlagen sollten gemil⸗ dert, die Ungleichheiten sollten ausgeglichen werden. Die Generaldebatte wurde hierauf geschlossen, morgen werden nur noch die beiden Generalredner für und gegen die Budgetvorlage und der. Berichterstatter das Wort nehmen. In Beantwortung der Interpellation wegen der türkischen Bahnen erklärte der Handels-Minister, daß behufs der Vereinbarungen mit den Regierungen die Verhand⸗ lungen noch im Zuge seien; der Konventionsvertrag sei bis auf wenige Punkte bereits angenommen, die Regierung werde nicht unterlassen, der Angelegenheit auch ferner ihre Aufmerk⸗

samkeit zuzuwenden. ;

Pest, 1. März. (W. T. B.. Das Abgeordneten⸗ haus hat die Vorlage, welche die Beurtheilung der Gültigkeit der Wahl seiner Mitglieder dem obersten Gerichte zuweist, mit 113 gegen 108 Stimmen abgelehnt, weil es die Rechte des Parlaments nicht schmälern will. Der Justiz⸗Minister hatte vorher erklärt, daß die Regierung die Angelegenheit

nicht als eine Parteifrage betrachte.

Niederlande. Haag, 1. März. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer machte der Finanz— Minister van Lynden die Mittheilung, daß das Gesammt⸗ Ministerium um seine Demission gebeten habe.

1. März, Abends. (W. T. B.) Wie das „Dagblad“ erfährt, hat auch der General-Gouverneur von Riederländisch-Indien seine Demission eingereicht.

Belgien. Brüssel, 1. März. (W; T. B.) Die Repräsentantenkam mer lehnte heute einen auf Herab⸗ minderung des Gehalts für die Bischöfe gerichteten An⸗ trag ab. Dagegen wurde die Beseitigung der Kanonikate und derjenigen Vikaria te beschlossen, welche über die in dem Gesetz vom Jahre 1866 bestimmte Zahl hinausgehen. Dem Minister wurde die Freiheit gelassen, in jedem besonderen Falle geeignete Bestimmung zu treffen.

Großbritannien und Irland. London, 28. Februar. (Allg. Corr) Die Ernennung des Prinzen von Wales zum Chef des Blücherschen Husaren⸗ Regiments liefert dem „Standard“ Stoff zu einem sehr sympathischen Artikel über die gegenwärtigen Beziehungen zwischen England und Deutschland. Das konservative Blatt schreibt u. a.: Seit vielen Jahren hat keine solche Annäherung zu einem Kameradschaftsgefühl zwischen den Streitkräften der beiden Länder stattgefunden, und aus diesem Grunde verdient die Auszeichnung, die dem Prinzen von Wales verliehen worden ist, mehr als gewöhnliche Aufmerksamkeit. England wünscht auf gutem Fuße mit allen Nationen zu stehen; zwischen uns und Deutschland bestehen Bande des Blutes und der Kameradschaft auf den

einigermaßen gründlich ausgearbeitet sein solle, wohl nicht vor der dritten Session dieser Legislaturperiode erwartet

wurde ganz zwecklos sein. Nachdem Hr. Fuchs dem Vor⸗

Schlachtfeldern. Der Name des Regiments, welches der Prinz

Volksmenge mit Beifall

von Wales befehligen soll, rust Erinnerungen an denkwürdige Schlachten zurück, da die Preußen unsere Verbündeten waren; die Schlacht, welche die Kämpfe der Napoleonischen Kriege krönte und Europa den Frieden gab, wurde durch die loyale Mitwirkung der Preußen unter Blücher gewonnen. Gladstone traf gestern Morgen, von Cannes kom—⸗ mend, in Paris ein und stieg im britischen Botschafts— hotel ab. Nachmittags 2 Uhr machte der Premier dem Praͤsi denten Grevy seine Aufwartung und stattete dann in Begleituna des britischen Botschafters Lord Lyons dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten Challemel⸗-Lacour einen Besuch ab. Im britischen Botschaftshotel zu Paris sollte heute ein großes Diner gegeben werden, wozu Lord Lyons dreißig Einladungen erlassen hat. Unter den er— 1 36 2 sich die 1 und die Präsidenten es Senats und der Kammer. m Donnerstag frü i a, . . . n Irland nehmen die Agrarverbrechen no immer kein Ende. Die amtliche Zeitung ,,, macht bekannt, daß einige Theile der Grafschaften Cork, Clare und Kings sich in einem Zustande hochgradiger Aufregung befinden und die Vermehrung der Polizeimann— schaft nothwendig erscheinen lassen. Zugleich veröffentlicht die „Gazeite!“ einen Erlaß, durch welchen die Cirkulation der „Irish. World“ in Irland verboten wird. Einem amtlichen Ausweise zufolge wurden im Jahre 1882 in Irland 5201 Familien, mit einer Kopfzahl von 26 836 Personen, wegen Nichtzahlung des Pachtzinses gerichtlich exmittirt; davon wurden 198 Familien oder 833 Personen wieder als Pächter eingesetzt und 2351 Familien oder 12538 Personen zur Wirthschaftsbesorgung aufgenommen. Die Zahl der wirklich von Haus und Hof Vertriebenen reduzirt sich damit auf 2652 Familien ober 13 665 Personen noch immer eine sehr hohe Ziffer, die jedoch den früheren Jahren gegen— über eine ganz außerordentliche Besserung darstellt und erkennen läßt, daß die Agrargesetzgebung der letzten Jahre durchaus nicht wirkungslos geblieben ist. 1. März. (W. T. B.) Die Donaukonferenz trat heute Nachmittag zu einer Sitzung zusammen, welcher die Ver— treter sämmtlicher Mächte beiwohnten. Der türkische Botschafter Musurus Pascha hatte vor Beginn der Sitzung eine Unter— redung mit Lord Granville. Pa xnell hat Mooney, dem Präsidenten der irischen Land— liga in Amerika, mitgetheilt: er würde sein Möglichstes thun, um der Konvention der Landliga in Philadelphia beizu— wohnen, indeß hinge die Reise nach Amerika von dem Schick— sal der Bodengesetzbill ab, deren zweite Lesung er demnächst beantragen ö z 1. März, Nachts. (W. T. B.) Das Unterhaus hat heute das von O' Connor am Dienstag ö Amendement zu der Adresse, in welchem unter Hinweis auf den Nothstand in Irland erklärt wird: der Umstand, daß jede Zusage fehle, Gesetze über die Irland betreffenden dringenden Fragen einzubringen, erscheine geeignet, die Un— zufriedenheit und das Mißvergnügen in Irland zu erhöhen, mit 163 gegen 33 Stimmen abgelehnt und schließlich den Adreßentwurf definitiv angenommen. Play fair kündigte . als , ,. ö an. ston wird morgen beantragen, Otway zum Playfairs zu ernennen. - K

Frankreich. Paris, 28. Februar. (Fr. Corr.) „Journal officiel“ veröffentlicht heute did rnen 9 . dekrete für die neuen Unter-Staatssekretäre, dereu Namen bereits gestern genannt worden sind; außerdem ein Dekret, wonach das Departement der Kulte wieder mit dem Ju stiz⸗Ministerium vereinigt wird, und schließlich drei Dekrete über die Ernennung von kommandirenden Gene— ralen. Darnach ist der General Fevrier, bisher Komman— dant des 15. Armee-Corps in Marseille, zum Kommandirenden des 6. Armen-Corps in Chalons an Stelle des verstorbenen Generals Eh inzy ernannt. Sein Nachfolger in Kommando des 15. Armee Corps ist der General de Colomb, bisher Kommandirender der 9. Infanterie-Division. Das Kommando des 13. Armee Corps zu Clermond-Ferrand hat an Stelle des . . ,. Osmont der General

ellemare, bisher Komm it der 2 fanterie⸗ g , bish andant der 29. Infanterie s bestätigt sich, daß die Regierung sich der Ir nahme der Revisionsanträge . in der auf Montag festgesetzten Debatte darüber widersetzen wird. Eventuell würde sie auch folgendem vom Abg. Clement eingebrachten Amendement zustimmen: „Die Frage der Re— 2 . vertagt.“ err Challemel-Lacour empfing heute Nachmitt im Auswärtigen Amte zum ersten 36 . die n ,

Corps.

J m , Y) m Senat inter⸗ zellirte heute General Robert die . wegen ö. Anwendung des Gesetzes vom Jahre 1834 gegen die Prinzen und erklärte: das Gesetz sei unrichtig ausgelegt und mißbräuchlich angewendet worden. Der Kriegs— Minister Thibaudin erwiderte: die Regierung habe an dem Eigenthumsrecht an den Graden nicht gerührt; sie habe aber das Recht, über die dienstliche Stellung (emploi) zu disponiren, und habe die Prinzen aus der Armee entfernen wollen, in welcher ihre Anwesenheit verfassungswidrig sei. Der Herzog von Audiffret-Pas quier fand die Aus— kunft det Kriegs⸗Ministers ungenügend und äußerte: er ver⸗ . den Unterschied zwischen militärischem Grade und dienst— 6 Stellung nicht einzusehen und konstatire, daß die Offiziere ünftig vom Belieben des Kriegs-Ministers abhängig sein würden. Er warf dem Kriegs-Minister vor, daß er das gethan habe, was andere nicht hätten thun wollen, und forderte den Senat auf, seinem Willen, dem keine Rechnung ge⸗ tragen worden sei, Geltung zu verschaffen. Vom Senat . 3. ö. Minister⸗Präsidenten Ferry beantragte

age ; e Sti . gesordnung mit 154 gegen 110 Stimmen ange—

Der „Temps“ läßt sich in einer Correspondenz au

; , 8 ö vom 2h; v. M., melden: bei einem a . . vom Polizei-Präfekten gegebenen Bankett abe nach Ausbringung der herkömmlichen Toaste der 6 Oberst Packry Bey sich gleichfalls erhoben 9 einen Toast auf die Befreiung des Landes und auf den h ausgebracht, wo die Fremden aus dem Lande ver⸗ ,. sein wrden. Die Aeußerung Packry Bey's habe 9 e ibrebe Störung verursucht. Der Polizei⸗Präfett habe . en aufgefordert, sich sofort zu entfernen; in den

raßen sei Packry Bey aber von der zahlreich versammelten

2. März. (W. T. B.) Nach Mittheilungen d 4 . in Havre ein 3 1 rden, der eingestanden hätte, an der Ermordun Lord Cavendish theilgenommen zu haben. 21

Spanien. Madrid, 1. März. (W. T. B.) Nach⸗ richten aus Teres zufolge agitiren die Ken i? n =* k 6 . um dieselben zur Arbeits⸗

ellung zu veranlassen und so die Einbri nile, . ö inbringung der Ernte

2. März. (W. T. B.) Der Kongreß der Depu⸗ tirten hat den Antrag auf Vornahme einer . schen Untersuchung über die Anarchisten in Andalusien abgelehnt. Seitens der Eigenthum besitzenden Bevölkerung Andalusiens werden außerordentliche Maßregeln gegen die Sozialisten bei der Regierung gefordert.

Italien. Rom, 1. März. (W. T. B.) Der Köni hat heute das Dekret, betreffend die . der Baarzahlung, unterzeichnet. Der hierfür festgesetzte Tag fällt in die erste Hälfte des Monats April.

Amerika. Washington, 1. März. (W Die Schuld der Vereinigten , 8 . 9 gangenen Monat um 7630 0600 Doll. abgenommen. Im Staats schatze befanden sich ultimo Februar 506 270 9000 Doll. Der Kon ferenzausschuß machte keinen Fortschritt mit der Tarifvorlaze des Senats, da alle demokra— tischen Mitglieder die Theilnahme am Ausschuß verweigerten. Grund dieser Weigerung ist der Beschluß des Repräsentanten— hauses, der darauf hinweist, doß der Senat kein verfassungs— 2 ö. hett, . Bill zu entwerfen. ew⸗York, 17. Februar. (H. C. n der letzte Monate sitzung der Trustees der k en, tete Vize Präsident Kinsley üher die bevorstehende Vollendung der Brücke über den East River, welche, wenn keine unvor— hergesehenen Hindernisse eintretten, am 1. Juni d. J. dem allgemeinen Verkehr übergeben werden soll. Bisher wurden für den Bau der Brücke 14 345 682,72 Doll. verausgabt.

Zeitungsstimmen.

In „Steins deutsche Correspondenz“ lesen wir: Vem Vorsitzenden des „Internationalen e ene . 6 J ö. Hrn. Ernst von Weber

resden, ist von dem Reichskanzler Fürsten Bisme stehendes . zler Fürsten Bismarck nachstehendes

Berlin, 24. Februar 1883.

Ew. Hochwohlgeboren danke ich verbindlich gar das & gin ge Schreiben vom 20. v. Monats. Ich habe Ihre Entrüstung über die Ausschreitungen der Vivisektion, seit mir dieselben bekannt geworden stets getheilt, und obschon mir jede gesetzliche Handhabe fehlt, um einen be⸗ stimmten Einfluß auf diesem Gebiete zu üben, würde ich doch schon versucht haben, auf die Einschränkungen der thierquälerischen Er— zerimente hinzuwirken, wenn nicht das Maß der mir gebliebenen Arbeitskraft so unzulänglich geworden wäre, daß ich schon die mir direkt obliegenden Amtsgeschäfte nicht zu erledigen vermag.

Ich weiß nicht, ob bisher schon praktische Versuche gemacht worden sind, bis zu welchem Grade die bestehende Gesetzgebung zu jeder Einwirkung unzureichend ist. Mir ist nicht bekannt geworden daß ein deutsches Gericht in die Lage gesetzt worden wäre, darüber zu befinden, ob in der Vipisektion und namentlich in der Aus— dehnung, in der sie betrieben wird, eine nach §. 360 Nr. 13 des Reichs ⸗Strafgesetzes strafbare Handlung liegen kann. Es heißt daselbst: „Wer in Aergerniß erregender Weise Thiere boshaft quält oder roh mißhandelt. wird mit Geldstrafe bis zu 160 6 oder mit Haft bestraft. Diese Bestimmung scheint eine erhebliche Anzahl der von Ihrem Vereine veröffentlichten Fälle zu decken, in welchen die Vixisektion lediglich als Akt der Grausam keit ohne Nutzen für die Wissenschaft sich charakterisirt. . Wenn sich in der Rechtsprechung eine andere Auffassung dieser Bestimmung ergiebt, so würde ich damit ein verstärktes Fundament für weitere gesetzliche oder administrative Maßregeln gegen die Aus— schreitung sittlicher Rohheit für gegeben halten. .

Der Landtag hat eine Anzahl kleinerer Angelegenheiten bereit erledigt, die wichtigeren Vorlagen, namentlich 3 ö ö. Reform des Steuergesetzes, sind an besondere Ausschüsse verwiesen Porden Das Steuerreformprojekt im Ganzen wird von den Abgeordneten recht günstig beurtheilt; der Hauptpunkt dessel— ben, die Berücksichtigung der Schulden bei Feststellung des steuerpflichtigen Einkommens, entspricht einem vom Landtage längst gehegten Wunsche, dessen Erfüllung erst jetzt möglich wird da, die Einnahmen aus der Reichskasse etwas reichlicher fließen Diese übersteigen nach den Voranschlägen die Matrikularbeiträge für die nächsten Jahre um etwa 40 060 S jährlich; thatfächlich wird der Ueberschuß wohl noch höher sein. Mit vollem Recht konnte daher der Vertreter des Ministeriums im Landtage hervor— heben, daß die endliche Berücksichtigung des so oft kundgegebenen Verlangen erst Dank der Ausbildung der indirekten Befteuerung von Seiten des Reiches möglich geworden sei. Hier fällt es denn auch den liberalen Abgeordneten gar nicht ein, gegen die Steuer— reform im Reiche zu remonstriren; sie streichen die durch dieselbe e n nn, r n . Im ae,, wird gegen die Aus—⸗ ng des ems der indire

. ten Besteuerung desto lebhafter Der in der „Berg- und Hütten männischen Zeitung veröffentlichte Jahresbericht des Dr. W. A. . über den Montan⸗-⸗Produktenmarkt für 1882 (s. Nr. 52 R. A.) fel aft wie folgt:

Wenn man mit den letztjährigen Ergebnissen für die deuts Eisenindustrie den thatsächlichen Verhältnissen ie sich an r , erklären kann, so darf man schon annehmen, daß auch die Kohlen⸗ industrie ähnliche Prosperitäts-Verhältnisse aufweist. m Außenhandel

begrüßt worden.

drängt freilich die deutsche Kohle noch i i i ? ö e Koh im mer wünschenswerthem Maße zurück, aber die deutschen in, t produzenten dürfen jede Schuld in dieser Beziehung von sich . so . die r. nach den Küstengegenden en Eisenbahnen ni aus nöthi ifermãßi⸗ ö 1 ie durchaus nöthigen Tarifermäßi Trotz der bestehenden und nicht wünschenswerthen Schwierig- keiten hat sich die deutsche Kohleninduftrie im Jahre w geltend gemacht. Nach der offiziellen Handelsstatistik des Kaiserlichen statistischen Amts stellen sich die Verhältnisse des Außenbandels bis Ende November; , man in Doppelcentnern (100 kg) im Jahre ĩ vom Auslande, a 61 nach demselben Steinkohlen .

ein aus

17837368 67 119752 1 1540619 3888151 Braunkohlen t 28 386 914 209329 28 155 443 302 079 ; Diese offiziellen Angaben beweisen daß die deutsche Kohlen—⸗ industrie, trotz der forcirten Konkurrenz Englands und Belziens, gute Geschãfte im Binnen- wie im Außenhandel gemacht hat. Denn er⸗ wägt man die erhebliche Steigerung der Kohlenförderung in Deutsch— land im Vergleich mit den obigen Absatzziffern des Außenhandels, fo muß man das Jahr 1882 auch für die Kohlengruben als ein fehr günstiges bezeichnen. Es ist ja richtig, daß manchen Nachbar— ländern gegenüber die Bilanz des, Außenhandels noch im— mer nicht so befriedigend ist, wie sie sein sollte. Eng⸗ land, Desterreich, Belgien treten im In- wie im Auslande noch immer der deutschen Kohle in erfolgreicher Konkurrenz entgegen; Ruß⸗ land und die deutschen Seestädte, besonders Hamburg, begünstigen jene Konkurrenz, und namentlich Rußland und Frankreich hemmen durch Abgabenbelastung den deutschen Kohlenimport Doch immerhin kann der deutsche Kohlenbergbau mit seinen Geschäftsresultaten auch im ver flo nen Jahre zufrieden sein, zumal die Differenzen in Ein— und Ausfuhr die Konkurrenz des Auslandes als mit großen Schwie— rigkeiten kämpfend darstellen . ;

Werfen wir schließlich einen Blick auf die eigentliche Metall— produktion, wie von Blei, Zink, Kupfer, Silber u. s. w so scheint allerdings im Außenhandel eine gewisse Klemme dor ulie en Doch wir halten dies auch nur für Schein, in der Wirklichkeit haf der Hütten betrieb er Metalle sich durch besseren Absatz im Inlande ent— schädigt. Im Uebrigen darf nicht unbeachtet bleiben, daß das Eisen besonders in Folge, der neueren Darstellungs- und Bearbeitungs— prozesse dem Blei, Zink, Zinn, Kupfer erhebliche Konkurrenz; macht. Was diese Metalle hierdurch verlieren, kommt natürlich dem Gisen u Gute. Ob und wie besonders die für Preußen so wichtige Zinkproduktion Oberschlesiens u. s. w. im Jahre 1882 gelitten, läßt sich noch nicht beurtheilen, da genaue Nachrichten über ihre Virhält· nisse für das verflossene Jahr noch nicht vorliegen. . . . ö Bezüglich der ührigen Verhältnisse der Montanindustrie, hin— sichtlich der Preise und Löhne können wir nur Befriedigendes berichten und uns kurz fassen. Aus allen Montanbezirken liegen nur guͤnftige Berichte über den Geschäftsgang vor. Ueberall zeigt sich Vermehrung der Produktion und Steigerung und Befestigung der Preise; dem Schutze nationaler Arbeit ist diese Besserung hauptsächlich zu danken Die Rentabilität der Montanwerke hat sich von jeher im Großen und. Ganzen mit verhältnißmäßig geringen Resultaten des Geschäftsbetriebes begnügen müssen, das ist aber auch das beste Zeugniß für die Gemeinnützigkeit der Montanindustrie überhaupt: übermäßige Ausbeutung der von ihr zu bearbeitenden und zu verwerthenden Naturschätze würden wir niemals billigen können. Gott sei Dank, daß trotzdem auch den Arbeitern der wohl. verdiente Lohn gewährt werden kann,. wie er in erhöhtem Maße im verflossenen Jahre ihnen zu Theil geworden ist, aller— dings im Allgemeinen nur dadurch, daß die Lohnerhöhung weniger auf direkte Steigerung der Lohn. und Gedingfätze obwohl diese auch mehrfach stattgefunden hat als vielmehr darauf zurückzuführen ist, daß den. Arbeitern in Folge der günstigeren Betriebsergebnisse und Absatzverhältnisse durchgängig Gelegenheit ge⸗ boten war, ihre Arbeitskraft vortheilhafter, regelmäßiger, nachhaltiger , Ein Kohlengrubenarbeiter hat im großen Durchschnitt eine Ja rekeinnahme von 00-900 M gehabt. Wenn man dabei erwägt, daß dieser. Durchschnitt auch für die unver— heiratheten und vielfach noch zwischen 16 und 20 Jahren gehen den Arbeiter gilt, sowie daß der Familienhaushast der Arbeiter in der Regel aus mehreren Lohnempfängern besteht, so lãßt sich wohl sagen, daß die Arbeiter bezüglich des Lohnverdienstes sich n befriedigender Lage befunden haben. Der Lohnstand der Kohlengruben ist auch für die übrigen Zweige der Montanindustrie mehr oder weni— ger maßgebend, er übt, auf den Lohnstand der letzteren einen gewissen Druck aus, so daß dieser fällt und steigt, wie der Lohnstand bei den, Kohlengruben, und insofern lassen sich die Arbeitslöhne im Jahre 1882 als befriedigend bezeichnen für die Moatanindustrie im All⸗ gemeinen Der Mehrverdienst der Arbeiter im letzten Jahre gegen frühere Jahre bis 1879 läßt sich für deren Gesammthest auf 205 z00 Millionen Mark schätzen, so daß also, einschließlich weiblicher und jugendlicher Arbeiter, in runder Ziffer auf den Kopf der Arbei⸗ ter jeder Art im Durchschnitt 50 M6 Mehrverdienst kommen.

ein aus 19 648 384 68 811846 1853085 4371096

Statiftische Nachrichten.

Nach Mittheilung des Statistischen Amtes der S Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Sint vom 18. bis inkl. 24. Februar cr. zur Anmeldung gekommen: 172 Ehe⸗ schließungen, 880 Lebendgeborene, 30 Todtgeborene, 571 Sterbefälle. Im Monat Februar d. J. wurden bei der Allgemeinen Unfall-Versicherungs⸗Bank in Leipzig 14 Todesfälle 4 lehensgefährliche Verletzungen, 4 Unfälle, die ihrer Natur nach eine gänzliche oder theilweise Invalidität erwarten lassen, und 974 Unfãlle von voraussichtlich nur vorübergehender Erwerbéunfähigkeit der Ver— letzten, zusammen 996 Un fälle angemeldet. .

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Dem bereits erwähnten Buche „Bäuerliche Zustände in Deutsch— land. Berichte veröffentlicht vom Verein für K nehmen wir aus einer darin enthaltenen, von dem Oekonomiekommif⸗ sarius von Baumbach in Cassel verfaßten Abhandlung: Die bäuer⸗ lichen Vexrhältnisse im Regierungsbezirk Eassel“, fol⸗ gende Ausführungen: Die unmittelbarste Einwirkung auf die Ent wickelung der bäuerlichen Verhältnisse werden nicht mit Unrecht den AÄbrechtlichen Einrichtungen zugeschrieben. Die Bedürfnißfrage wegen Neu -⸗Ordnung der Intestaterbfolge in Bauerngüter, angeregt durch die Verhandlungen des Abgeordnetenhauses über den Antrag des Freiherrn von Schorlemer⸗Alst auf Annahme eines Gesetz Entwurfes betreffend die Vererbung der Land⸗ gůter in der Provinz Westfalen, und den Antrag des Abg, von Minnigerode auf Vorlage bezüglicher Gesetzentwürfe für die übrigen Provinzen, haben auch im hessischen Kommunal-Landtage in letzter Zeit zu ausführlichen Erörterungen dieser Materie für den Casseler Bezirk geführt. Die gutachtliche Aeußerung der Provinzial vertretung geht dahin, daß für die Gebiete der Errungenschaftsgemein—⸗ schaft und des Fuldaischen Rechtes und hinsichtlich der ihrer Größe nach als solcher qualifizirten Bauerngüter die Intestaterbfolge im

Sinne der bestehenden Sitte, d. h. der Gutsübergabe an einen Erbe dem geschwisterlichen Werthe, durch neue geseßzliche k eg, 36. . Bes nn. Miterben in e

illigen Perfügungen zu Gunsten des Gutsübernehmers in höhere . das römische Pflichttheilsrecht gestattet, J wesentlichen Abweichen von dem geltenden Meierrechte ni 2 kannt und für das Gebiet des Hanauer Irechier 1 22

hlagsverträgen und letzt-

Kreis Rinteln wird dagegen das Bedürfniß zu einem

hat auch sie ihre Errungenschaften aufzuweisen, soweit es Ausdehnung ihres Absatzes handelt. Großbritanniens n

ordnung, des Mainzer Landrechtes und Würzburger Rechtes di Zweckmäßigkeit einer auf Erhaltung der Ban , a. 9

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